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urmeli

Bewertungen

Insgesamt 497 Bewertungen
Bewertung vom 21.08.2017
Underground Railroad
Whitehead, Colson

Underground Railroad


ausgezeichnet

Mit einem Sklavenschiff ist Ajarry, Coras Großmutter, nach Amerika gekommen. Auf der Randellfarm wurde Mabel, Coras Mutter, geboren und auch Cora selbst hat ihr noch junges Leben nur dort verbracht. Mit ihren zehn Jahren steht Cora nun alleine da, die Großmutter starb, die Mutter ist geflüchtet und trotz intensiver Suche der Sklavenfänger wurde sie nicht gefasst. Cora wurde zur Außenseiterin und lernt früh, nicht nur gegen der Herrschaft sondern auch gegen die Aufseher und auch gegen die anderen Sklaven zu bestehen. Als es auf der Randellfarm immer brutaler wurde und Cora selbst um ihr Leben fürchtete, nahm sie das Angebot Caesars an, mit ihm gemeinsam zu fliehen. Sie wussten, wenn sie gefangen genommen wurden stand ihnen ein langsamer, sehr schmerzhafter Tod bevor. Caesar war einer der wenigen Sklaven die lesen konnten, er hatte Kontakte außerhalb der Farm und bekam Hilfe eines Weißen, der ihnen den Weg zur Underground Railroad zeigte. Eine Wege- und Schienennetz im Verborgenen, immer eine Station weiter in den sichereren Norden Amerikas. Auch für die Helfer war es lebensgefährlich. Auf Coras Spuren folgte ihr der Sklavenfänger Ridgeway.
Ein erschütternder Roman, der die Brutalität der Plantagenbesitzer, die Sklaverei und die Leiden der schwarzen Bevölkerung, die Trennung der Familien, vor Augen führt. Der Wunsch nach Freiheit wird auch für die fiktive Figur Cora zum Antrieb, sich vieler Gefahren auszusetzen. Wir leiden und hoffen mit Cora mit, dass sie es schafft. Der sehr anspruchsvolle Text verlangt ein aufmerksames Lesen, dennoch ist mit einer Leichtigkeit geschrieben, die einen förmlich in die Handlung hineinzieht. Ein Buch für Kritiker wie für den "normalen" Leser ein Gewinn. Ein wichtiges Buch.

Bewertung vom 17.08.2017
In tiefen Schluchten / Tori Godon Bd.1
Chaplet, Anne

In tiefen Schluchten / Tori Godon Bd.1


ausgezeichnet

Tori - Victoria - Godon lebt seit dem Tod ihres Mannes Carl alleine in einem sehr alten Haus in Belleville, einem kleinen Dorf im Vivarais im Süden Frankreichs. Mit erst 42 Jahren verkriecht sie sich in ihre Einsamkeit, nur die Treffen mit ihrem alten Freund Nico, einem ehemaligen deutschen Polizisten und das Winseln und die Klagerufe eines Pitbulls holen sie aus ihrer Lethargie. Als ein holländischer Höhlenforscher verschwindet und auch nach vielen Tagen nicht wieder auftaucht, nimmt sie seine mit Kennzeichen versehene Karte und macht sich mit July - wie sie die Pitbullhündin nennt, auf die Suche. Seltsam ist auch der plötzliche Tod des alten Didier Thibon, mit dem sie sich über ihr altes Haus und die Geheimnisse des Hauses während der Hugenottenzeit und der Resistance-Bewegung unterhalten wollte. Doch dazu kommt es leider nicht mehr.
Am Fuße der Cevennen ist weniger ein Kriminalroman als vielmehr eine Beschreibung über das Land und die Menschen. Eine grandiose Landschaft in der seit langer Zeit Menschen lebten, die ältesten Höhlenmalereien sind dort zu finden, die Hugenotten haben sich dort verstecken können und die Resistance im Kampf gegen die deutsche Wehrmacht ihr Zentrum. Die dort lebenden Menschen sind immer noch in der Vergangenheit verwurzelt, Konflikte gehen über Jahrhunderte, Menschen, die dort neu hinziehen, wird das Leben schwer gemacht. Große Themengebiete über Politik, Geschichte und Religion werden sehr ausführlich und anschaulich beschrieben. Die Spannungsaufbau ist sehr langsam, die ersten 100 Seiten plätschert die Handlung mehr dahin, dafür kann man das Buch danach nicht mehr aus der Hand legen.

Bewertung vom 17.08.2017
Die Fährte des Wolfes / Zack Herry Bd.1
Kallentoft, Mons;Lutteman, Markus

Die Fährte des Wolfes / Zack Herry Bd.1


ausgezeichnet

Vier junge Asiatinnen wurden brutal in ihrer Wohnung erschossen. Wie die Stockholmer Sonderkommission sehr schnell herausfindet, arbeiteten die Frauen zwar in einem Massagesalon, doch "nebenberuflich" waren sie Prostituierte. Freiwillig oder gezwungenermaßen? Die Klärung der Identität der mutmaßlich Thailänderinnen bereitet Probleme. Die Pässe sehen perfekt aus, sie sind jedoch perfekte Fälschungen. Die Chefin der Mädchen wird einige Zeit später mit von Wölfen oder Hunden abgebissenen Beinen vor einem Krankenhaus gefunden. Die Ermittlungen führen zu Sexualstraftätern, zu Sadisten, zu Ausländerhassern und zu Bandenkriegen einer neu in Schweden agierenden Gruppe türkischer Krimineller.
Einige Ermittler der Sondereinheit haben selbst eine schwierige Zeit hinter sich. Deniz Akin hat als Jugendliche in ihrer Heimat Kurdistan die Verbrennung einer jungen Frau durch deren Brüder mit angesehen, die ihnen "Schande" bereitet hat. Sie entschließt sich, mit ihrem kleinen Bruder, zur Flucht. Zack Herry war noch ein Kind, als seine Mutter, eine Polizistin, bei ihrer Arbeit erschossen wurde. Der Vater litt an einer schleichenden Krankheit, er musste mit 10 Jahren bereits den Haushalt, seinen Vater und sich selbst versorgen. Durch den Tod der Mutter stand sein Berufsziel fest. Mörder fassen. Auch wenn die Teamarbeit das Wichtigste bei der Ermittlungsarbeit ist, Zack ist immer für Alleingänge gut. Doch er hat sich nicht immer im Griff, ist drogenabhängig und neigt zu Gewaltaktionen.
Ein hoch spannend geschriebener Thriller, teilweise brutal, mit sehr vielen Ermittlungsansätzen und durch den, auch in Schweden vorhandenen, Ausländerhass, sehr aktuell und die Ermittler mit Ecken und Kanten.

Bewertung vom 17.08.2017
Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt
Kalfar, Jaroslav

Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt


sehr gut

Im Jahre 2018 wird der tschechische Raumfahrer Jakub Prochaska ins All geschickt für eine Mission bei der die bisherigen Raumfahrtnation kein Risiko eingehen wollten. Eine seltsame Wolke hat sich im Weltraum gebildet und soll näher untersucht werden. Für die Tschechen ist es die erste Weltraumfahrt und entsprechend stolz sind sie auf Jakub. Nach vielen Wochen im All, in denen Jakub immer seltsamer wird und ein weberknechtähnliches Wesen in seinem Raumschiff meint zu sehen und mit ihm zu sprechen (oder gibt es dieses Wesen wirklich?), trennt sich seine Frau Lenka von ihm. Nun gibt es nur noch Hanus, so nennt er das Wesen, mit dem er hoch interessante und philosophische Gespräche über Gott und die Welt hält, über das Leben und den Tod. Bis zu dem Zeitpunkt des Eintritts in die Wolke bei der das Raumschiff alle Kontrollfunktionen verliert und das Ende Jakub und Hanus nahe ist.
Eine etwas abgedrehte Handlung, teilweise zukunftsweisend, teilweise jedoch mit bereits heute nicht mehr aktuelle Technik beschrieben. Interessant sind die zwischenmenschlichen Beziehungen bzw. zwischen Mensch und Außerirdischem sowie die politischen Verwicklung in der Vergangenheit und Gegenwart.

Bewertung vom 24.07.2017
Liebe wird überschätzt
Parrella, Valeria

Liebe wird überschätzt


ausgezeichnet

Die Liebe wird überschätzt wenn es um das Ehepaar geht, in dem man sich gegenseitig mit Wissen des anderen betrügt. Vor ihrer Tochter wird es geheim gehalten, eine glückliche Familie vorgespielt - doch vergebens. Eine weitere Geschichte handelt von der Liebe eines Vaters zu seinem behinderten Sohn, der erst im Rentenalter, nachdem er nicht mehr zur See fährt, Zeit für ihn hat. Sehr berührend fand ich die Geschichte von einem lebenslänglich verurteilten, der seine Freiheit in seinem Inneren suchte und fand. Des Weiteren wird das Leben einer seit 20 Jahren als Nonne lebenden durch die Geburt eines Kindes im Kloster auf den Kopf gestellt.
Alle Geschichten sind berührend und in einem ganz außergewöhnlichen Schreibstil verfasst. Sie sind leicht lesbar, erfordern jedoch eine besondere Aufmerksamkeit. Jedes Wort ist wichtig um die Zusammenhänge zu erkennen. Ein wunderbares Buch über die Liebe zu anderen und auch zu sich selbst.

Bewertung vom 24.07.2017
Dunkels Gesetz
Heuchert, Sven

Dunkels Gesetz


sehr gut

Richard Dunkel ist ein ehemaliger Söldner, traumatisiert von seinen vielen Auslandseinsätzen, er findet sich in der "normalen" Welt nicht zurecht. Auf der Suche nach einer Arbeit bekommt er bei seinem früheren Kameraden Anheuser einen Job als Bewacher einer stillgelegten Chemiefabrik. Auf dem Gelände ist vor einiger Zeit ein Junge ums Leben gekommen und einige zwielichtige Typen treiben sich dort herum. So auch Achim, ein Tankstellenbesitzer, dessen Vater ein Vermögen mit Pferderennen verspielt hat. Bei Achim lebt eine Prostituierte mit ihrer 16-jährigen Tochter Marie, die zunehmend unter den Übergriffen Achims leidet und einen Ausweg sucht.
Die Handlung ist ein wenig verworren geschrieben. Glücklicherweise eine für mich fremde Welt wurde mir durch diesen, recht brutal geschriebenen, Kriminalroman näher gebracht. Das Leben am Rande der Gesellschaft, die Übergriffe auf Frauen, das Quälen und Töten von Tieren, das Fehlen von Mitleid, sind Hauptbestandteile des Buches. Ein besonderes Lob an das Cover. Künstlerisch hervorragend gestaltet drückt es zudem den Inhalt des Krimis aus.

Bewertung vom 19.06.2017
Kleine Lügen erhalten die Familie
Weber, Katia

Kleine Lügen erhalten die Familie


weniger gut

Der Familien- und Liebesroman dreht sich um die Familie Vanassian. Franziska ist gerade von ihrem Mann Michael geschieden, doch für gewisse Stunden treffen sie sich immer noch. Paula, die älteste Tochter ist frisch verliebt, Toni ist durch den seltsamen, ehemaligen Polizeischäferhund Werner an Gras gekommen und Jana, knapp 9 Jahre alt, bekommt mehr mit als für ihr Alter gut wäre. Nichts ist in der Familie wie es scheint, die Verwandtschaftsverhältnisse mehr als verwirrend, Schwester, die sich entfremdet haben und neu gewonnene Halbschwestern, neu auftauchende Väter und seltsame Liebesverhältnisse gehören dazu. Im Mittelpunkt steht ein Gemälde, die Toteninsel, das vor vielen Jahren gestohlen wurde.
Bis zur Hälfte des Romans ist es eine belanglose, langweilig erzählte Familiengeschichte, danach kommt ein wenig Spannung auf. Die Handlung ist jedoch völlig abstrus, das Blümchencover setzt sich im Buch fort und jedes Kapitel ist mit einer Überschrift versehen. Kitschig.

Bewertung vom 19.06.2017
Der Brief
Hagebölling, Carolin

Der Brief


ausgezeichnet

Die freie Journalistin Marie lebt mit ihrer Lebensgefährtin Johanna glücklich in Hamburg als sie einen seltsamen Brief bekommt. Christine, eine Schulfreundin, die sie seit 15 Jahren nicht mehr gesehen hat, schreibt an eine Pariser Adresse aus Berlin und erzählt von ihrer Familie. Weder wohnt Marie in Paris noch Christine in Berlin und die Familienverhältnisse stimmen so gar nicht. Als dann auch noch Christine einen handschriftlichen Brief von Marie aus Paris erhält macht sich Marie auf die Suche nach dem dubiosen Absender. Doch sie ist es selbst. Alles in Paris ist seltsam vertraut, auch Victor, mit dem sie angeblich zusammen lebt.
Eine sehr einfühlsam und immer nachvollziehbare Geschichte über verschiedene Lebensmodelle. Wenn nur Kleinigkeiten im Leben anders verlaufen wären, wäre das Leben ein völlig anderes. Von Anfang an wird man in die Handlung hineingesogen, man kann das Buch nicht aus der Hand legen. Besonders interessant ist das Ende der Geschichte.

Bewertung vom 19.06.2017
Yummy Books!
Nicoletti, Cara

Yummy Books!


ausgezeichnet

Cara Nicoletti hat zwei Leidenschaften, das Kochen und das Lesen. Beides hat sie in diesem besonderen Buch zu einen vermocht, denn mit Beidem kennt sie sich gut aus. Aufgewachsen in einer Fleischerei ist sie von klein an mit der Küche und der Kochkunst vertraut und nach Abschluss ihrer Schulzeit hat sie sich für ein Literaturstudium in New York entschieden. Mit Kellnern hat sie sich in dieser finanziell knappen Zeit über Wasser gehalten und hat festgestellt, dass in der Küche viel gelesen wird und mit Literaturstudenten viel gekocht wird.
Dieses Buch bietet 50 verschiedene Gerichte, die alle mit Büchern, die für Cara Nicoletti eine Verbindung haben, beschrieben werden. Die Rezepte sind gut aufbereitet und einfach nach zu kochen, bzw. zu backen. Die Bücher werden beschrieben und auch die persönlichen Empfindungen der Autorin zu ihnen, von ihrer Kinder- und Jugendzeit bis ins Erwachsenenalter. Ein paar Fotos komplettieren das sehr schöne Kochbuch durch die Weltliteratur.

Bewertung vom 17.05.2017
Honeymoon XXL
Richter, Stefan

Honeymoon XXL


gut

Gleich nach ihrer Hochzeit sind Julia und Stefan auf eine einjährige große Weltreise gegangen. Als Touristik- und Outdoorexperten kam keine normale Tour für sie in Frage. Es sollte mit Rucksack und Zelt auf Reisen gehen. Asien, Australien, Neuseeland, Kanada und Alaska waren die Hauptziele, die jedoch noch nicht zu Beginn der Reise feststanden. Es wurde spontan neu entschieden, wohin es gehen sollte. Schwierigkeiten mit Visa und Routenplanung blieben nicht aus. Es ist ein ehrlicher Bericht über die Schönheiten und Grausamkeiten der Natur genauso wie über die vielen sehr unterschiedlichen Menschen, die die Beiden auf ihrer Reise antrafen. Sehr sportlich ging es auch ums Surfen, Wandern und Kajaktouren.
Insgesamt ein interessant zu lesender Bericht über eine außergewöhnliche Reise, schöne Bilder, die leider unbetitelt blieben. Mir fehlenden ebenso mehr Hintergründe über zu bereisenden Länder, praktische Hinweise für Backpacker Touristen sucht man vergeblich.