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Philo
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Bewertungen

Insgesamt 432 Bewertungen
Bewertung vom 01.09.2015
Wintergäste / Familie Boysen Bd.1
Volks, Sybil

Wintergäste / Familie Boysen Bd.1


ausgezeichnet

Ein sehr schön gewähltes Cover, passend zum Titel und der Geschichte. Der Sturm, die rauhe See und dichte Wolken machen Haus Tide zu einem Zufluchtsort zwischen Weihnachten und Sylvester für die Mitglieder der Familie Boysen. Die ganze Familie wurde herbeigerufen von Kerrin, die ihre Schwiegermutter Inge Boysen tot vorgefunden hat. Alle machen sich sofort auf den Weg, und als sich herausstellt, daß alles nur ein Fehlalarm war und Oma Inge noch lebt, sind alle schon unterwegs. Tochter Gesa mit ihrem Mann Jochen und ihren Kindern Marten und Kaija, wobei Gesa von ihrem Freund Matteo ein Kind erwartet und sich von Jochen trennten will. Und auch Tochter Berit und Enkeltochter Inka haben sich aufgemacht. Der Sohn Enno lebt mit seiner Frau Kerrin mit der Mutter zusammen im Haus. Fehlt noch Sohn Boy, der aber auf den Weltmeeren unterwegs ist. Oma Inge freut sich über den Besuch, obwohl ihr der zu Weihnachten lieber gewesen wäre als nun der notgedrungene kurz vor Sylvester. Es wird nun eng im Haus. Viele Schlafstellen werden benötigt und für den plötzlichen Besuch muß auch Verpflegung beschafft werden. Aber dann kommt der Schnee und der Sturm fegt ums Haus, der Strom bricht zusammen, an ein Fortkommen ist nicht mehr zu denken. Nun haben die einzelnen Familienmitglieder Gelegenheit, sich gemeinsam auseinanderzusetzen, z. B. über das Erbe des Hauses, wenn Mutter tatsächlich stirbt. Und jeder zieht Bilanz über sein eigenes Leben, was hat man versäumt und was hat man erreicht. Die Autorin hat eine bezaubernde Familiengeschichte geschrieben mit höchst interessanten Personen. In alle kann man sich hineinversetzen und blitzschnell ist man mitten drin in der Familie Boysen. Man möchte ganz schnell zu Ende lesen, um zu wissen, wie die Familiengeschichte endet, andererseits könnte das Buch viele Seiten mehr haben, um noch länger in der Familie zu verweilen. Der Schreibstil der Autorin gefällt mir außerordentlich gut, anschaulich geschrieben und flüssig zu lesen, wofür es 5 Sterne und eine Leseempfehlung gibt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.08.2015
Der Tote am Gletscher / Commissario Grauner Bd.1
Koppelstätter, Lenz

Der Tote am Gletscher / Commissario Grauner Bd.1


sehr gut

Lenz Koppelstätter hat einen neuen Commissario ins Leben gerufen und, wie ich finde, mit seinem Krimi-Debüt gleich ins Schwarze getroffen. Commissario Grauner ermittelt in Südtirol und hat es nicht immer leicht, mit den Eigenheiten der dortigen Bewohner zurechtzukommen. Noch schwerer fällt dies seinem neu ins Team gekommenen Ispettore Saltapepe, der aus Neapel nach Bozen versetzt wurde, der die Sprache der Einheimischen nur schwer versteht und der lieber am Meer als in den Bergen lebt. Den beiden Ermittlern fällt es zunächst ziemlich schwer, miteinander auszukommen. Ausgerechnet kurz vor Weihnachten gibt es einen Toten am Gletscher. Pisten-Toni, der die Nacht auf dem Berg verbringen wollte, entdeckt in der Dunkelheit einen Mann, der etwas in einer Gletscherspalte entsorgen will. Er wird niedergeschlagen, und der Fremde entkommt mit der Pistenraupe. Dann entdeckt Toni den Toten. Die Polizei wird zu Hilfe gerufen, und einer der Bergretter erkennt in dem Toten den Sattler Peppi, der im ganzen Umkreis als Einsiedler bekannt war. Der Fundort des Toten liegt ganz in der Nähe des damaligen Fundortes von Ötzi. Was hat das eine mit dem anderen zu tun, und wer trachtete einem Einsiedler nach dem Leben? Getötet wurde er mit einer Pfeilspitze, die ihm im Hals steckt. Commissario Grauner stößt bei den Einheimischen auf eisiges Schweigen. Im Dorf hat jeder so sein Geheimnis und nur einer das Sagen, der Bürgermeister, vor dem alle eine höllische Angst haben. Mit viel Fingerspitzengefühl geht Commissario Grauner vor und muß seinen Ispettore immer wieder mal zurückpfeifen, weil dieser im Umgang mit den Einheimischen allzu forsch ist. Es ist erstaunlich, was bei den Ermittlungen alles zutage tritt. Motive hätten einige, aber zum Schluß ist alles anders als gedacht.

Commissario Grauner ist ein sympathischer Ermittler, der in seinem zweiten Beruf auch noch "Viechbauer" ist und mit seiner Familie auf dem Graunerhof lebt. Daß die Familie dort zu guter Letzt auch noch in Ruhe Weihnachten feiern kann, gibt der Geschichte ein versöhnliches Ende. Mir hat das Buch gut gefallen, sowohl die Beschreibung der Protagonisten als auch der Eigenheiten der Einheimischen mit all ihren Geheimnissen, denen beizukommen für den Commissario nicht immer einfach war. Ich hoffe, Commissario Grauner bekommt bald wieder einen neuen Fall, in dem er ermitteln darf.

Bewertung vom 11.08.2015
Baba Dunjas letzte Liebe
Bronsky, Alina

Baba Dunjas letzte Liebe


ausgezeichnet

Das Cover könnte zum Buch passen, wäre die Frau darauf nicht so jung. Baba Dunja ist inzwischen 85 Jahre alt. Dem hätte man Rechnung tragen sollen. Am Buch selbst ist nichts auszusetzen. Ich bin total begeistert und habe es in einem Zug zu Ende gelesen. Baba Dunja lebte mit ihrer Familie in der Nähe von Tschernobyl in dem kleinen Dorf Tschernowo, das sie nach dem Reaktorunglück verlassen mußte. Jetzt ist sie alt und sehnt sich zurück nach ihrem Dorf und ihrem Haus. Zum Entsetzen ihrer Tochter Irina, die ihr dieses Vorhaben ausreden möchte, geht sie in ihr Dorf zurück. Sie ist die Erste von den alten Bewohnern, die noch am Leben sind. Aber nach und nach kommen noch einige mehr und richten sich dort wieder ein. Baba Dunja ist glücklich dort, es ist ihre Heimat. Fremde kommen nicht nach Tschernowo und wenn irgendetwas gebraucht wird, muß Baba Dunja den weiten Weg nach Malyschi zurücklegen. Dorthin schickt ihr ihre Tochter auch ihre Briefe und Pakete. Ganz selten nur kommt Irina allein nach Malyschi, und zu ihrem ganz großen Bedauern kennt Baba Dunja ihre Enkelin Laura nicht. Baba Dunja ist der gute Geist in der kleinen Dorfgemeinschaft, bis eines Tages ein schreckliches Ereignis den Frieden stört.

Alina Bronski läßt in einer wunderbaren und bildhaften Sprache ihre Baba Dunja in der Ich-Form von ihrem Leben erzählen. Trotz ihres hohen Alters meistert sie ihr Leben und ist den anderen Dorfbewohnern eine Stütze. Immer schwerer fällt ihr der lange Weg nach Malyschi. Beim Lesen glaubt man fast selbst, den Schmerz in den Beinen zu spüren. Alina Bronski hat eine ganz großartige Figur erschaffen. Wenn ich nur wüßte, was in dem Brief ihrer Enkelin steht. Ich würde ihn gerne übersetzen.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.08.2015
Treuetat / Verena Irlenbusch Bd.2
Pistor, Elke

Treuetat / Verena Irlenbusch Bd.2


gut

Der erste Krimi von Elke Pistor um die Kommissarin Verena Irlenbusch hat mir sehr gut gefallen. Auf den zweiten war ich sehr gespannt und bin nun doch etwas enttäuscht. Allzu viel Privates der drei Ermittler überdeckt den eigentlichen Kriminalfall. Verena, die sich auch dieses Mal wieder um ihre an Alzheimer erkrankte Großmutter kümmern muß, ist privat und beruflich total überfordert. Ihr Kollege Christoph Todt muß den Selbstmord seiner Frau verarbeiten, was ihn sehr belastet und Verenas Kollegin Leo kann zwar nach ihrem schwren Motorradunfall ihren Dienst wieder aufnehmen, darf aber nur im Innendienst und mit vekürzter Arbeitszeit eingesetzt werden. Leo will dies nicht hinnehmen, und so kommt es immer wieder zu Spannungen im Ermittlerteam. Ein Team und alle drei Ermittler mit privaten Problemen ist, wie ich finde, kein genialer Einfall.

Das im Prolog und auch im Text immer wieder vorkommende Kind, das einen Mord mit ansehen muß, und dann von dem Täter mitgenommen wird, stört den Verlauf der Geschichte, zumal man das Kind nicht einordnen konnte.

Der Kriminalfall mit mehreren Toten, die alle in irgendeiner Weise miteinander zu tun hatten, geht aufgrund von Recherchen eines Journalisten auf Vorfälle in der Nazizeit zurück. Dieses Thema taucht in den Krimis neueren Ursprungs immer wieder auf, so daß dies für mich kein wirklich interessantes Thema ist. Der Journalist kommt bei einem Autounfall ums Leben, weil sein Auto manipuliert wurde. Drei weitere Personen müssen sterben, weil sie den Journalisten kannten und dem Mörder so gefährlich werden konnten.

Der Fall ist gut recherchiert, und die Autorin schreibt gut und flüssig. Ihre Protagonisten sind gut beschrieben und sehr sympathisch, nur leider als Ermittler nicht voll einsatzfähig. Das Ende hat mich nicht überzeugt. Es wird wohl eine Fortsetzung geben müssen. Wer hat Verenas Großmutter die vielen Morphinpflaster aufgeklebt? Dies werden die Leser dann wohl in einem dritten Band erfahren.

Bewertung vom 15.07.2015
Die seltsame Reise mit meinem Bruder
Karthee, Renée

Die seltsame Reise mit meinem Bruder


ausgezeichnet

Nelly und Nils sind Geschwister. Nils ist Autist und lebt mit seiner Mutter in seinem Heimatdorf in Hessen. Die Mutter kümmert sich liebevoll um ihn. Nils braucht seine festgefügte Ordnung, damit das Leben mit ihm nicht allzu schwierig wird. Nelly ist schon früh von zu Hause weggegangen. Sie hat jetzt in Hamburg einen Food-Truck, den sie mit ihrem indischen Nachbarn mit viel Freude betreibt. Nach Hause zieht sie nichts. Sie lebt in der ständigen Angst davor, daß sie sich eines Tages anstelle der Mutter um ihren Bruder kümmern müsse. Dieser Moment kommt schneller als gedacht. Nellys Mutter ist gestürzt und liegt im Krankenhaus und bittet Nelly um Hilfe. Nelly hofft, daß sie für Nils schnell eine Bleibe finden und dann wieder nach Hamburg zurückkehren kann. Auf das, was auf Nelly zukommt, war sie nicht vobereitet. Der Umgang mit ihrem Bruder gestaltet sich zunächst mehr als schwierig, weil Nelly sich mit dessen Gewohnheiten nicht auskennt, an denen er unumstößlich festhält. Alle Argumente Nellys nutzen nichts. Nelly wird auf eine harte Geduldsprobe gestellt, zumal auch noch ihr indischer Nachbar ständig Neuheiten im Food-Truck ausprobieren möchte und für Nellys angespannte Nerven flotte indische Sprüche zum Besten gibt.

Da Nils mit seiner Mutter eine Reise nach England zur Hochzeit seines Cousins geplant hatte und diese Reise auch unbedingt machen möchte, läßt Nelly sich dazu überreden mit Nils nach England zu reisen. Die Reise gestaltet sich schwierig, aber Nelly lernt, die Welt mit den Augen ihres Bruders zu sehen und begreift sein Anderssein. Und was ist schon normal?

Die Autorin beschreibt ihre Protagonisten einfühlsam und humorvoll. Nils ist wie er ist, er kann nicht anders und Nelly geht hart mit sich ins Gericht, um ihm gerecht zu werden. Zum Glück läuft ihr in England auch noch Gerald Buchanan über den Weg, der ihr den Kopf immer wieder mal zurecht rückt. Er kommt mit Nils bestens aus und akzeptiert ihn wie er ist.

Das Buch zeigt auf heitere und flüssig geschriebene Weise, daß man sich mit seinen Aufgaben auseinandersetzen und sich ihnen stellen muß. Dieses Buch hat mich bewegt und mich mit hineingenommen in die Familie um Nils und Nelly. Ein wunderbares Buch um ein schwieriges Thema, auf liebevolle Weise dargestellt. Es hat volle 5 Sterne verdient.

Lobenswert zu erwähnen sind auch noch die den einzelnen Kapiteln vorangestellten "Sprüche des Tages" und die Kochrezepte. Eine tolle Idee.

Bewertung vom 06.07.2015
STRAFE  (Restauflage)
Polanski, Paula; Nesser, Hakan

STRAFE (Restauflage)


ausgezeichnet

Max Schmeling, ein in die Jahre gekommener Schriftsteller, erhält von seinem ehemaligen Schulkameraden Tibor Schittkowski, einen Brief, in welchem er ihn um Hilfe bittet. Er sei schwer krank, schreibt er, und hätte nicht mehr lange zu leben. Nur dunkel kann Max sich an Tibor erinnern und er ewägt, den Brief zu ignorieren. Tibor aber weist ihn darauf hin, daß er ihm zweimal das Leben gerettet habe und Max ihm somit noch etwas schuldig sei. Mehr aus Neugier, denn aus Ehrgefühl, besucht Max seinen ehemaligen Schulkameraden. Er trifft ihn in einem jämmerlichen Zustand an. Tibor übergibt Max Schriftstücke, in denen er sein Leben aufgeschrieben hat. mit dem Hinweis, daß er dann schon wisse, was zu tun sei, wenn er alles gelesen habe. Mx kann nicht ahnen, auf was er sich einläßt. Er gerät in einen Strudel aus Erinnerungen und Ereignissen, die ihn an die Grenze seiner Existenz bringen.

Hakan Nesser gelingt es meisterhaft, die Spannung immer mehr zu steigern und durch immer wieder neue Wendungen den Leser zu verwirren. Immer wenn man denkt, man ist auf der richtigen Spur, läßt Nesser sich etwas Neues einfallen. Zum Schluß ist ohnehin alles anders als gedacht und erwartet. Mit seinem Sprachstil und seinem Ideenreichtum ist Hakan Nesser einmal mehr ein Meisterwerk an Spannung und Unterhaltung gelungen. Dieses Buch empfehle ich gerne weiter und vergebe hierfür volle 5 Sterne.