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narnia
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Bewertungen

Insgesamt 1135 Bewertungen
Bewertung vom 16.03.2011
Ulbrichts Mauer
Harrison, Hope M.

Ulbrichts Mauer


ausgezeichnet

Dieses Buch macht es dem historisch interessierten Leser nicht ganz einfach. Es setzt einiges an Kenntnissen voraus und es liest sich zumindest durch die Fülle der mitgelieferten Informationen nicht ganz so einfach.

Von den 512 Seiten des Buches sind allein den Anmerkungen 123 Seiten vorbehalten. Außerdem steckt dieses Buch voller Jahreszahlen und gleicht beinah einer Doktorarbeit.

Die amerikanische Professorin Hope M. Harrison betrachtet in ihrem Buch den Mauerbau sehr genau. Sie zeichnet die wesentlichen Entwicklungen nach, die zum Bau der Mauer führten. Interessant sind die Ausführungen zu den Meinungsverschiedenheiten zwischen Ulbricht und Chruschtschow, der lange nicht für den Mauerbau zu haben war.

Sehr speziell wird es dann als die Amerikanerin sich den innerparteilichen Diskussionen in der sowjetischen KPdSU und der SED in der DDR widmet. Sie analysiert Machtkämpfe und den Prozeß der Meinungsbildung.

Harrison tut dies alles mit größter Akribi und wird in Studenten und anderen am Thema Interessierten dankbare Leser finden. Für den "normalen" Laien allerdings halte ich dieses Buch für eine Überforderung.

Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.03.2011
Sehnsucht nach Leben
Käßmann, Margot

Sehnsucht nach Leben


ausgezeichnet

So einiges im Leben der Autorin verlief sicher nicht planmäßig. Jeder von uns weiß was ich meine und auch Margot Käßmann spricht über Zeiten im Leben eines jeden von uns, in denen nichts planmäßig verläuft. Wenn Sehnsüchte uns packen sollten wir sie zulassen, wir werden dann erfahren, dass Sehnsucht eine "ungeheuere Kraft" entfalten kann.

Genau um diese Kraft geht es in diesem Buch, dass es verdient hat als Kunstwerk bezeichnet zu werden. Maler Eberhard Münch ist in diesem Buch mit 14 ganzseitigen Zeichnungen vertreten. Mit den überwiegend in blau und rot gemalten Bildern ist viel von der Freiheit und Sehnsucht zu spüren zu denen die Autorin ihre Leser einladen und ermuntern will.

Genau 12 Sehnsüchte benennt die "Bischöfin der Herzen" mit Namen. Sie beginnt beim "Leben" und endet mit der "Liebe". Dazwischen liegen ganz viele Geschichten. Zum Teil sind dies biblische Geschichten, die aus dem Munde der Autorin kraftvoll und lebendig klingen und zum anderen Teil sind dies Geschichten aus der Zeit, in der Margot Käßmann in Amerika war.

Dieses zeitlose Buch umspannt ein ganzes Menschenleben. Es stellt vieles in Frage und fordert zum Nachdenken über den Sinn des bisher gelebten Lebens auf und fordert den Leser auf über seine ganz stillen Sehnsüchte zu lesen, nachzudenken, zu reden und sie dann kraftvoll in die Realität umzusetzen. Bei jedem Menschen wird dies anders aussehen, aber es ist wichtig, dass jeder um seine Chance weiß.

Bisher Gelebtes einfach loslassen und den Mut und das Vertrauen aufbringen Neuanfänge zu starten, dies sind die Themen dieses Buches und dies sind auch die Themen denen wir Menschen uns täglich neu zu stellen haben, damit es nicht in uns und um uns herum zur Stagnation kommt, denn diese hat Gott nicht gewollt.

Christian Döring

77 von 84 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.03.2011
Heinrich von Kleist
Blamberger, Günter

Heinrich von Kleist


ausgezeichnet

Pünktlich zum Kleistjahr erscheint die Biographie des Dichters, geschrieben vom Präsidenten der Heinrich-von-Kleist-Gesellschaft.

Anders als andere Kleist-Biographen nimmt Blamberger Kleists inszenierten Freitod nicht vorweg, sondern beginnt mit einem Kleist Steckbrief, einer grundsätzlichen Annäherung an die Person Kleist und die Vorangehensweise beim Schreiben der Biographie.

Die eigentliche Lebensgeschichte erzählt er chronologisch, aber nicht, ohne immer wieder Querverweise und Vorausdeutungen zu geben oder aus Briefen von und an Kleist zu zitieren. Blamberger versucht Kleist in dessen Hier und Jetzt begreiflich zu machen, ihn in seinen Lebensumständen darzustellen. Und dies gelingt ihm, indem er nicht allein auf Kleist, sondern auch auf die Zeitumstände fixiert ist. So erkärt er zum Beispiel die Bedeutung für Kleist, Sproß einer adligen Familie zu sein oder den Zustand des preußischen Militärs, ohne allerdings dabei zu weit vom eigentlichen Thema abzuweichen. Dabei zeigt Blamberger aber auch die Grenzen auf, denn aus Kleists Kindjeit und Jugend-, sowie Militärzeit existieren nur wenige bis gar keine schriftlichen Quellen.

Ausführlich geht er auch auf Kleists Werk ein und beleuchtet im vorletzten Kapitel Kleists Freitod. Das letzte Kapitel ist seinem Nachruhm gewidmet. Hier erfährt man unter anderem vom versuchten Freitod J. R. Bechers nach Kleists Vorbild.

Alles in allem ist dies eine sicher nicht nur für Kleist - Kenner, sondern auch für Kleist - Neueinsteiger eine empfehlens- und lesenswerte Biographie.


Christian Döring

4 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.03.2011
In Teufels Küche
Zipprick, Jörg

In Teufels Küche


ausgezeichnet

Beim Lesen dieses Buches könnte man eigentlich den Glauben an das Gute im Menschen verlieren. Aber ich tröste mich letztendlich damit, dass ich glücklicherweise aus Ermangelung eines prall gefüllten Geldbeutels sowieso nicht die teueren Restaurants besuche.

Erschreckend ist es allerdings schon, wenn man liest das Verbindungen zwischen der gehobenen Gastronomie und der Lebensmittelmafia bestehen. Aber Zipprick packt sein Thema in all seiner Vielschichtigkeit an. Er packt aus und ich bemerke, er tut dies im Zorn. Oft spricht er davon wie mächtig eine ganz bestimmte Garde von Köchen heutzutage geworden ist. Sie sind nicht nur Herr über Einschaltquoten und positiv besetzte Werbeträger für eine ganze Reihe von Produkten der Lebensmittelindustrie, sie sind längst zu einem stetig steigenden Wirtschaftszweig geworden. Leute wie Zipprick müssen inzwischen sehr genau aufpassen wen sie kritisieren um nicht eventuell Schwierigkeiten zu bekommen.

Besonders interessant war für mich zu erfahren, was der gefürchtete Restaurantkritiker über die deutsche Küche international gesehen sagt. Praktisch gesehen, so Zipprick, existiert die dort überhaupt nicht. Seiner Meinung nach kämpfen um Platz eins unserer Gunst Spanien und Frankreich, aber auch Japan und China haben Plätze ganz vorn sicher.

"Die deutschen Köche sind so seriös und bodenständig, dass sie im internationalen Vergleich fast übersehen werden." schreibt der Autor. Aber er kritisiert auch. So hält er ihnen vor Grundideen für Gerichte aus dem Ausland zu holen und diese hier lediglich weiterzuentwickeln und er sagt: "Selbst an der regionalen Identität hapert es in der Heimat."

Auch die deutschen Fernsehköche nimmt Jörg Zipprick ins Kreuzfeuer und geht dabei nicht gerade zimperlich mit ihnen um. Ich bin nach diesem Lesegenuss überrascht mit welch harten Bandagen in der internationalen Kochwelt und auch in so manch dunklen Kanälen der Lebensmittelindustrie gekämpft wird. Interessant war diese Lektüre allemal.

Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.03.2011
Der stumme Zwilling
Vyleta, Dan

Der stumme Zwilling


ausgezeichnet

Der heute in Kanada und den USA lebende Vyleta führt uns nach Wien in die Zeit der verbotenen Bücher. Vor der jungen Zuzka breitet sich eine unwirkliche, gefährliche Welt aus. Im Oktober 1939 beobachtet sie sonderbare Dinge und die Menschen dazu benehmen sich so auffällig, dass Zuzka sich Dr. Beer anvertraut.

Der hat früher als Neurologe gearbeitet, hat Freud gelesen und hat heute Angst zum Ziel der Nazis zu werden. Schon bald haben er und Zuzka ein Geheimnis. In seiner Wohnung, in seinem Bett liegt eine Gelähmte.

Dan Vyleta kommt es in seinem Roman darauf an zu zeigen, wie politische Umstände Menschen verändern können. Was hat der der Nationalsozialismus mit den Menschen in Wien gemacht? Vyleta mischt Fiktion und Wahrheit. In kursiver Schrift sind historisch belegte Fakten eingeschoben, dadurch tritt diese unglaublich unwirkliche Zeit der dreißiger Jahre dichter an uns Leser von heute heran.

Vieles was der Autor in seine Geschichte mit einfließen lässt klingt so unglaubhaft, dass es nicht erst erfunden werden musste. Da nimmt Thomas Mann an einer spiritistischen Sitzung teil, psychiatrische Patienten werden ermordet und ich bleibe nach dem Lesen mit der Frage zurück: Was hätte ich wohl getan im Herbst '39 in Wien?

Christian Döring

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.03.2011
Gottes leise Stimme hören
Hybels, Bill

Gottes leise Stimme hören


ausgezeichnet

Gerade weil das Thema so umstritten ist, hat Bill Hybels so lange mit diesem Buch gewartet. Der Gründer und Pastor der Willow Creek Community Church schreibt nun zum ersten Mal darüber, wie Gott durch seine Stimme das Leben von Bill Hybels grundlegend verändert hat. Wer Gottes Stimme in seinem Leben hört, der verspürt die "größte lebensverändernde Kraft im Leben eines Christen." so der Autor.

Und weil Hybels fest daran glaubt, dass jeder Gottes Stimme hören kann, ist dieses Buch so etwas wie seine Anleitung zum Hören von Gottes Stimme geworden. Mit sehr persönlichen Worten spricht der Amerikaner zu seinen Lesern. Er erzählt von der alttestamentlichen Geschichte von Samuel. In der Schule hat er davon gehört und war zutiefst davon beeindruckt. Nachdem seine Lehrerin mit dem Vorlesen der Geschichte längst fertig war und alle anderen Schüler längst den Klassenraum verlassen hatten, da fragte der kleine Billy mit zugeschnürtem Hals: "spricht Gott heute auch noch zu kleinen Jungen?" Noch heute, viele Jahre später ist der Autor seiner Lehrerin Miss Van Solen für ihre Hoffnung machende Antwort dankbar.

Kein Wunder, dass Hybels erstes Kapitel "Hören wie Samuel" überschrieben ist. Wie ein roter Faden ziehen sich die veränderten Lebensgeschichten durch das Buch. Sehr deutlich wird, da wo Gottes Stimme vernommen wird, da ändert sich das Leben.

Das Buch liest sich wie ein spannender Krimi. Immer wieder macht Bill Hybels klar, die Stimme Gottes zu hören, ist nicht nur Vorrecht einiger Weniger, jedermann kann es erlernen. Wer so die Seele seiner Leser berührt wie Bill Hybels, soll sich nicht darüber wundern, dass aus seinem Buch ein Bestseller geworden ist!

Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.03.2011
Venushaar
Schischkin, Michail

Venushaar


ausgezeichnet

Michail Schischkin hat 1995 der Liebe wegen Russland verlassen. Er lebt heute in der Schweiz und arbeitet als Dolmetscher in der Einwanderungsbehörde. Er ist Zeuge wenn Menschen zu Asylanten gestempelt werden und als Akte in einem schweizer Ordner verscheinden.

Viele Einzelpersonen aus vielen Jahrhunderten zeigt der heutige schweizer Staatsbürger, sind und waren schon immer auf der Wanderschaft. Sie flüchteten vor Krieg oder sozialer Not. Schischkin hält all dies fest und verliert dennoch nicht den Blick fürs Ganze.

Besonders authentisch wird der Autor dort, wo er sich selbst zum Asylanten macht. Was er vorher nur beobachtete, durchläuft er nun selbst. Er muss Rede und Antwort stehen um seinen Stempel zu bekommen.

Mit diesem Buch hat sich Michail Schischkin den deutschsprachigen Lesern ins Gewissen geschrieben, vielleicht nur so wie es Russen können. In diesem Buch steckt nicht nur der Hilferuf aller Verfolgter an die satte Menschheit, es ist auch eine Hommage an die russische Sängerin Isabella Juriewa und nicht zuletzt besitzt dieses Buch eine literarische Schönheit, auch wenn Michail Schischkin einzelne Szenen zumindest sprachlich sehr deutlich beschreibt.

Dieses Buch ist für uns hier im noch reichen Westen geschrieben. Nicht nur um einen neuen Blick auf Asylanten zu werfen, sondern um unsere eigenen Defizite zu erkennen.

Lesen Sie dieses zeitlose Buch, Sie werden es nicht bereuen!

Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.03.2011
Der Elefantenfuß
Platzgumer, Hans

Der Elefantenfuß


ausgezeichnet

Mit diesem Buch ist es nicht so einfach. Ich hatte es einige Tage auf dem Tisch liegen. Dann nahm ich es mit auf meinen Lesesessel. Ja, es geht um Tschernobyl. Plötzlich hatte ich keine Lust mehr drauf. Tschernobyl ist 25 Jahre her. Ich warf das Buch auf den jetzt leeren Sessel und ging zum Fernseher.

Und dann das Unfaßbare. Tschernobyl in Japan. Mein Fernseher zeigte mir Explosionen an gleich mehreren japanischen Atomkraftwerken. Die Zahlen von bereits verstrahlten Menschen überschlugen sich. Ich schaute zurück auf meinen Sessel und auf mein Buch und dachte an den Zauberlehrling, der die Geister, die er einst rief nicht mehr los werden konnte. Geht es uns Menschen so mit der Atomenergie?

Im Buch geht es um den lieben Gott und um die Todeszone von Tschernobyl die heute in Weißrussland und der Ukraine liegt. Phillipe und Soraya aus der Schweiz befinden sich freiwilig mitten in dieser Todeszone und laufen in diesem Geisterland umher. Ja sogar in Wohnungen die vor 25 Jahren von den Sowjetbürgern fluchtartig verlassen wurden und in denen seit dieser Zeit kein Mensch gewesen ist, suchen die beiden Gott und sie fragen: Welche Botschaften hinterläßt Gott an dieser Stelle für uns Menschen?

Es gelingt mir nicht dieses Buch einfach so zu lesen. Zwischen neuen Bildern aus Japan und den 60 000 Atomkraftgegnern die bereits einen Tag später in Deutschland demonstrieren, lese ich weiter. Im Buch sagen die Helden: "Alles ist leer und tot hier."

Vor wenigen Tagen hätte niemand auch nur geahnt welche apokalyptische Aktualität dieses Buch bekommen würde. Das Buch zeigt sehr deutlich die Gefahren der Atomenergie, es zeigt wie wir Menschen um Gedeih und Verderb unsere Erde bestimmen. Dieses Buch lässt niemanden kalt und unberührt. Die Gedanken der Russen und Schweizer in diesem Buch haben mir sehr geholfen meine ersten Eindrücke aus Japan einzuordnen und zu verarbeiten.


Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.