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Sikal
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Österreich

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Insgesamt 1155 Bewertungen
Bewertung vom 13.12.2020
Wohin die Schuld uns trägt / Kommissarin Kenza Klausen Bd.1
Kölpin, Regine

Wohin die Schuld uns trägt / Kommissarin Kenza Klausen Bd.1


ausgezeichnet

Schuld vergeht nicht

Als Tania Lewalder mit 78 Jahren einen Brief ihrer Mutter erhält, die starb als Tania gerade mal 6 Jahre alt war, ist sie verständlicherweise sehr aufgewühlt. Dass ihr dieser Brief von ihrem damaligen besten Freund übermittelt wird, versetzt Tania wieder in das Jahr 1945 und die Geschehnisse rund um die Flucht ihrer Familie. Doch als der Überbringer des Briefes, der Pole Matthäus, am nächsten Tag tot aufgefunden wird, übernimmt Kenza Klausen die Ermittlungen und es wird erst langsam eine Verbindung zu Tania hergestellt. Als es noch einen Mord gibt, scheint eine Verbindung zum Jahr 1945 und zum Tod von Tanias Mutter klar zu sein. Doch wer sollte nach so langer Zeit ein Interesse daran haben, dass die Wahrheit nicht ans Licht kommt?

Die Autorin Regine Kölpin hat mit ihrer Kommissarin Kenza Klausen eine empathische Ermittlerin erschaffen, die Befragungen nicht nach einem Schema ablaufen lässt sondern sich in die Zeugen hineinversetzt ohne vorschnell zu urteilen. Dabei kommt sie mit einem ihrer Mitarbeiter in einen Konflikt.

Die Geschichte ist in zwei Handlungsstränge aufgebaut. Einerseits gibt es einen Rückblick ins Jahr 1945, die Flucht der Familie, die Angst vor den nahenden Russen und die Verbrechen der Nazis. Andererseits begleiten wir die Enkelin Malin und Tania auf der Suche nach der Familiengeschichte und der Wahrheit was damals passierte. Dafür reisen die beiden nach Polen und versuchen anzuknüpfen an die Erinnerungen, die für Tania noch präsent sind. Währenddessen ermittelt Kenza Klausen und scheint auf Intrigen und eine Mauer des Schweigens zu stoßen.

Im Nachwort erfährt man auch, dass von der eigenen Familiengeschichte der Autorin einiges eingeflochten wurde. Vielleicht ist dieser Krimiauftakt deshalb so authentisch.

Ein Krimi, der die Schuld weit in der Vergangenheit sucht und uns in eine Zeit führt, wo Flucht, Verlust, Trauer und Gewalt an der Tagesordnung standen – und lange Zeit keine Aufarbeitung möglich war. Ich bin gespannt, wie die Reihe weitergeht und vergebe dieses Mal die volle Punktezahl. 5 Sterne

Bewertung vom 13.12.2020
Nächte zwischen der Zeit
Frühwirth, Christoph

Nächte zwischen der Zeit


ausgezeichnet

Geschichten und Rituale

„Haben’s die unschuldigen Kindlein kalt, so weicht der Frost noch nicht so bald.“

Die Nächte zwischen dem 24./25. Dezember und dem 5./6. Jänner gelten als Raunächte. Während dieser Zeit huldigt man dem vergangenen Jahr, verabschiedet sich und hofft auf ein gutes neues Jahr für das man sich bereit macht. Ebenso sollen „Wintergeister“ vertrieben werden und die Zeit steht still wie die Natur.

Ich kann mich noch erinnern, dass meine Eltern zumindest drei Raunächte zelebrierten. Mit zum „Rach’n geh’n“ durften wir am Abend des 24. Dezembers, am 31. Dezember und am 5. Jänner. Auch meine Kinder sind noch mit dem Opa mit der Räucherpfanne durch und rund ums Haus gewandert, wobei Sprüchlein aufgesagt wurden. Mittlerweile gibt es den Opa nicht mehr und wir haben diese Tradition leider in der Familie nicht weitergeführt. Das Räuchern ist ja auch ein „Zur-Ruhe-kommen“, was uns heute leider fast zur Gänze abhandengekommen ist.

Der Autor Christoph Frühwirth stellt in diesem Buch zwölf Geschichten vor, erzählt von Tradition und Brauchtum und von einer Zeit, die zu einem Innehalten einlädt. Ein Überdenken und Neuorientieren soll möglich gemacht werden.

Man findet Anleitungen wie man räuchert, begegnet Peter Rosegger, frönt dem Wunsch- und Sorgenfeuer, jausnet Brauchtumsbrote oder zieht sich in den Wald zurück. Man erzählt Märchen im Almtal, begegnet Kärntens Pehtra Baba oder den Drei Königen am Traunsee. Zusätzlich gibt es noch Rezepte und Platz für die eigenen Notizen.

Ein wunderschönes Buch, das man immer wieder gerne aufschlägt und vielleicht doch wieder so manche Tradition bei sich einziehen lässt. Denn es geht ja um „Glück hinein – Unglück hinaus.“ 5 Sterne

Bewertung vom 13.12.2020
Warum geht der Dirigent so oft zum Friseur?
Büning, Eleonore

Warum geht der Dirigent so oft zum Friseur?


sehr gut

Nicht immer ganz ernst gemeint

Die Autorin Eleonore Büning, Journalistin, Kritikerin und Moderatorin, hat in diesem Buch eine Auswahl der Musik-Kolumnen zusammengefasst, die sie im Laufe der Jahre für die FAZ geschrieben hat. Man glaubt ja nicht, welche Fragen zum Teil gestellt werden …

Wann darf man Klatschen und wann nicht? War die Zwölftonmusik ein Holzweg? Macht die Pauke taub? Wieso fangen zu Weihnachten alle plötzlich mit dem Singen an? Warum heißt die Ukulele Ukulele? Was ist ein Meisterwerk?

Und viele Fragen mehr könnten hier angeführt werden. Frau Büning gibt zum Teil aufschlussreiche, zum Teil höchst amüsante Antworten und man merkt schon, dass auch in der klassischen Musik nicht immer alles ernst zu nehmen ist. Einige Male geht die Autorin auch kritisch mit bestimmten Passagen um, mit gesellschaftlichen Auswüchsen, mit dem künstlerischen und (oft finanziellen) Dilemma der Branche.

Viele der gestellten Fragen haben mich amüsiert, einige fand ich interessant und informativ und einige auch ziemlich unnötig. Im Großen und Ganzen ein Buch, das nicht nur den Liebhaber der klassischen Musik anspricht. Gerne vergebe ich hier 4 Sterne

Bewertung vom 08.12.2020
Highlights Irland
Berghoff, Jörg

Highlights Irland


ausgezeichnet

Irland – eine Rundreise in Buchform

Der Bildband „Highlights Irland – 50 Ziele, die Sie gesehen haben sollten“ gibt uns einen guten Überblick über eine geheimnisvolle, paradiesische Insel, die viel mehr zu bieten hat als Felsen und Wasser. Wobei gerade diese schroffen Felsen Eindruck schinden bei den Besuchern.

Die Rundreise beginnt in Dublin, besucht vielleicht den ein oder anderen Pub und reist ins Landesinnere weiter bevor man in den Süden und Südwesten kommt, die vom milden Klima verwöhnt sind und besucht dort den mystischen Rock of Cashel oder Cork City, bevor man sich aufmacht um von der Iverah-Halbinsel einen grandiosen Ausblick zu genießen. Dingle Town und Peninsula nicht zu vergessen, dessen Charme man gerne verfällt.

Der Wilde Westen und Nordwesten Irlands hat ebenfalls einiges zu bieten, Cliffs of Moher beispielsweise bevor man zum Wasser wandert oder den Strand genießt. Schafe, Moore und tiefes Grün sind Balsam für die gestresste Seele.

Doch auch die Nordküste und Nordirland sollten auf dieser Route noch besucht werden. Oder man lässt sich von der neuen Inselküche „Fish and Food“ verführen.

Die außergewöhnlichen Bilder und aussagekräftigen Texte beeindrucken und zeigen die Vielfalt dieses Landes. Romantische Plätzchen werden ebenso gezeigt, wie üppig blühende Landschaften oder moderne Städte. Dazwischen die ein oder andere kulinarische Entdeckung, verbunden mit Tipps und Tricks für die Reise lassen in die Atmosphäre der grünen Insel eintauchen.

Eine überaus genussvolle Rundreise quer über die Insel durfte ich hier erleben und dafür vergebe ich sehr gerne 5 Sterne.

Bewertung vom 08.12.2020
Highlights Schottland
Sahla, Peter

Highlights Schottland


ausgezeichnet

Es ist Reisezeit…

… naja, derzeit leider nicht. Doch gerade deshalb sprechen mich wohl Bildbände und Reiseerlebnisse besonders an. So auch dieser Ausflug nach Schottland hier.

Der Autor und Journalist Peter Sahla und die Fotografin Petra Woebke haben beeindruckende Bilder und aussagekräftige Texte miteinander vereint. Und das reicht schon aus, um bei den meisten die Reiselust zu wecken (so auch bei mir). Ergänzt durch eine übersichtliche Landkarte erhält man auch eine Vorstellung von den Entfernungen und kann die genannten Orte besser einordnen. Nun darf man sich auf die Reise machen und bekommt einiges geboten.

Von Edinburgh und den Lothians kommend, begibt man sich nach Glasgow und die Provinz Argyll. Danach reist man weiter zu den North West Highlands und Äußeren Hebriden, bevor man die Ostküste und die zentralen Highlands in Angriff nimmt. Last but not least machen Orkney- und die Shetland-Inseln den Abschluss der Reiseroute.

Dabei trifft man auf Wasser, das sich in allen Farben darstellt, steinerne Burgen, die mystisch anmuten, kleine Dörfer, die zum Schlendrian einladen oder auch moderne Bauwerke in Glasgow. Eine Vielfalt quer durch das ganze Land, welcher man nicht entfliehen kann (oder möchte).

Eine farbenprächtige Landschaft, die von tiefstem Grün oder auch dunkelstem Grau oder fast schon schwarz geprägt ist. Ebenso finden sich sämtliche Blau- und Rottöne, die die Natur zu bieten hat, bevor man in beinahe goldenen Landstrichen versinkt. Sei es durch einen gefärbten Himmel im aufgehenden Sonnenschein oder üppig blühende Sträucher. Ich muss hier ehrlich gestehen, dass es mir nicht bewusst war, welche Farbenvielfalt in Schottland allgegenwärtig ist und war sehr überrascht.

Das Land schafft den Spagat zwischen Tradition und Moderne und hat viel mehr zu bieten als Dudelsack, Shetland Ponys und Loch Ness. Es dauert ja nun leider noch ein wenig, bis man wieder den Koffer packen kann – doch Schottland ist nun ganz nach oben auf meiner Reise-To-Do-List und natürlich gibt es für so viel Atmosphäre in einem Buch 5 Sterne.

Bewertung vom 07.12.2020
Süßes Österreich
Pernkopf, Ingrid;Höss-Knakal, Alexander

Süßes Österreich


sehr gut

Best of Süßes

Österreich ist wohl hinlänglich für seine Süßspeisen bekannt. Ob Knödel, Strudel, Tascherl, Gugelhupf oder auch Parfaits und Terrinen – man muss sie einfach probieren (und die Kalorien mal beiseiteschieben).

Das Buch zeigt anfangs einige Grundrezepte, gründlich beschrieben, sodass das Nachmachen einfach ist. Im Anschluss daran findet man gut sortiert die gesamte österreichische Süßspeisen-Küche:

Köstlichkeiten warm & duftend
Köstlichkeiten fruchtig & verführerisch
Köstlichkeiten kühl & zartschmelzend

Auf jeden Fall hat man hier einen ordentlichen Grundstock an Rezepten, bei denen das Ausprobieren lohnenswert ist. Egal ob Topfen-, Kastanien- oder Schokoladenknödel, Gewürzsoufflé mit Kirschen, Rhabarberschnitten mit Vanilleschaum oder Glühweingugelhupf. Es finden sich für jede Jahreszeit Rezepte und es finden sich einfache Rezepte für den Sonntagskaffee oder auch raffinierte, mit denen man vor Besuchern punkten kann.

Die Zutaten sind übersichtlich angeführt, eine Schwierigkeitsstufe (von 1 – 3) ist angegeben. Die einzelnen Zubereitungsschritte sind leicht verständlich. Manche Rezepte sind auch durch Bilder ergänzt (leider nicht alle).

Ein gut zusammengefasstes österreichisches Süßspeisen-Kochbuch mit mehr als 200 Rezepten. 4 Sterne

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.12.2020
Die verratene Generation
Hardinghaus, Christian

Die verratene Generation


ausgezeichnet

Wichtiges Zeitdokument

Wer den Autor und Historiker Christian Hardinghaus bereits durch Bücher wie beispielsweise „Die verdammte Generation“ kennt, weiß wie sachlich recherchiert seine Werke sind und mit welcher Präzision er den Protagonisten eine Stimme gibt. Mit diesem Buch tauchen wir in die Welt der Zeitzeuginnen des Zweiten Weltkrieges ein, die nicht an der Front kämpfen mussten und doch Unglaubliches ertragen haben.

Bis heute hat sich bei uns eine Verdrängungskultur eingebürgert, die seinesgleichen sucht. Während man mit erhobenem Zeigefinger auf Vietnam, Afghanistan oder den Iran-Irak-Krieg zeigt und dort über Kriegsverbrechen urteilt, geschieht dies in über den zum Glück letzten großen Krieg in unserem eigenen Land nur sehr verhalten. Und doch gibt es gerade jetzt noch die Chance, Zeitzeugen zu interviewen, die mittlerweile um die 90 Jahre sind und mit denen die Erinnerungen aussterben, die doch so wichtig für ein Aufarbeiten sind.

Christian Hardinghaus hat Interviews geführt und gibt den Frauen des Zweiten Weltkrieges eine Stimme. Sie erzählen von Flucht, Vergewaltigung, von Angst, vom Tod naher Freunde oder Angehöriger, von der Geburt eines Kindes oder der Heirat während des Fronturlaubes. Aber auch von der ersten Liebe, von der Gemeinschaft und dem Zusammenhalt in schwierigen Zeiten.

Anfangs liest man Einleitungskapitel, die über die Fakten der damaligen Zeit berichten. Hier finden sich auch viele Zahlen, die plakativ den Schrecken darstellen und aufzeigen von welchen Opferzahlen oder Bombardements gesprochen wird. In den Porträts der Frauen findet man dann die persönliche Sicht auf die historischen Tatsachen.

Die persönlichen Geschichten sind sehr berührend und man erhält Einblicke in die unterschiedlichsten Lebensbereiche. Mit privaten Fotos ergänzt, bekommen die Geschichten ein Gesicht dahinter. Wieviel Glück oder Zufall notwendig war, um entweder zu leben oder zu sterben, macht zum Teil sprachlos.

Unser Glück heute ist, dass wir nicht in dieser Zeit leben mussten. Doch wir nehmen uns das Recht heraus zu urteilen. Durch Bücher wie dieses wird unsere Erinnerungskultur in Frage gestellt und vorschnelle Verurteilungen werden hoffentlich noch einmal hinterfragt. Nicht jeder war Täter, viele waren Opfer oder konnten sich ihre Situation nicht aussuchen.

Das Buch ist ein wichtiges Zeitdokument und gehört zur Pflichtlektüre aller Nachfolgegenerationen. 5 Sterne

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.12.2020
Burgenländische Hochzeitsbäckerinnen backen auch anders
Wieser, Bernhard;Rathmayer, Michael

Burgenländische Hochzeitsbäckerinnen backen auch anders


ausgezeichnet

Alternatives Backen

Wer (so wie ich) gerne Mehlspeisen nascht, wer (so wie ich) trotzdem versucht keine schweren Torten zu genießen, wer (so wie ich) auch aufpasst, dass Zucker nicht überhandnimmt, um die Waage nicht zu sprengen – ist mit den alternativen Backideen dieses Buches gut beraten.

Man erfährt wie man Zucker ganz einfach ersetzen kann, wie Milch vernachlässigt wird, welche veganen Alternativen es gibt oder ob doch Paleo die auserwählte Ernährungsform sein soll. Ob man nun auf diverse Zutaten gänzlich verzichten muss, weil man Allergiker ist oder einfach nur verzichten möchte, weil man einer Intention folgt – egal, hier findet jeder für sich passende Alternativen zum herkömmlichen Backen.

Es werden acht Hochzeitsbäckerinnen vorgestellt, die jede für sich einige erprobte Rezepte zeigt. Und ich muss gestehen – es gibt in unserer Familie bereits einige Spitzenreiter, die immer wieder (zum Teil schon jede Woche) zusammengerührt werden. Wir leben zwar nicht vegan, doch der vegane Apfel-Walnuss-Kuchen ist eine Wucht und hat eingeschlagen wie eine Bombe. Doch auch der Schoko-Nuss-Rehrücken mit Reissirup oder der Marmorkuchen im Glas (wird bei uns dieses Jahr an liebe Freunde verschenkt) sind es wert, ausprobiert zu werden. Die Himmelsschnitten ergänzen einen Adventnachmittag oder wie wäre es mit Fruchttörtchen als Nachspeise beim Weihnachtsmenü? Doch es finden sich auch etliche Keksvariationen, die jetzt gerade Saison haben.

Nachdem ich bereits einige Bücher mit den Rezepten der Hochzeitsbäckerinnen habe, war ich auf dieses hier besonders neugierig. Und ich wurde nicht enttäuscht – im Gegenteil: ob glutenfrei, zuckerarm oder vegan. Es gibt Alternativen, wenn man (so wie ich) gerne nascht. 5 Sterne sind hier selbstverständlich.

Bewertung vom 04.12.2020
John Lennon
Jones, Lesley-Ann

John Lennon


sehr gut

Bildhaft ungeschönt

„Und die Kurzfassung? […] Die Beatles standen für Wandel.“ Bereits auf Seite 22 steht wofür eine der größten Popgruppen aller Zeiten standen und bereits bis zu diesen Zeilen ist klar: ein Buch über John Lennon funktioniert nicht ohne The Beatles.

Die Autorin Lesley-Ann Jones ist bekannt für ihre jahrzehntelange Arbeit als Journalistin im Rock-Business und als Jugendfreundin von David Bowie stehen ihr immer noch alle Türen in diesem Genre offen. Diesen Umstand machte sich die Autorin zunutze, um beinahe 40 Jahre nach dem Tod John Lennons die Geschichte des Rebellen neu aufzurollen. Die Zeit heilt alle Wunden sagt man – und so kann man mit genügend Abstand die Dinge oft mit anderen Augen sehen.

Das The Beatles und mit ihnen John Lennon keine Waisenknaben waren, ist hinlänglich bekannt. Wie weit die Pilzköpfe es jedoch wirklich trieben, wurde lange Zeit unter dem Mantel des Schweigens verhüllt. Die Autorin räumt in ihrem Buch mit einigen der (positiven) Vorurteile über John Lennon auf. Ungeschönt erzählt sie was den Exzentriker Lennon wirklich ausmachte, seine Beziehungen zu seinen Frauen – ob mit ihm verheiratet oder nur als Liaison – und sein Verhältnis zu den restlichen Beatles, Managern, Wegbereitern oder Gefährten.

Dass das Buch über einen großen Teil auch den Weg der Beatles aufzeigt, stört nur wenig – eher störend sind oft endlose Aufzählungen oder Vergleiche, welche die Autorin immer wieder einbaut.

Die Geschichte, die hier erzählt wird, ist oft verstörend und weicht vom Image des damaligen Medienlieblings teilweise weit ab. Durch zahlreiche Interviews mit damaligen Mitstreitern Lennons, seiner ersten Frau und vielen weiteren Zeitgenossen wirkt die Erzählung aber durchgängig authentisch.

Auch gelingt es der Autorin, die einzelnen Abschnitte in kompakte Geschichten zu verpacken. Jede für sich durchgängig und mit einem Spannungsbogen versehen. So verpackt wird das Leben Lennons aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Wenn es dadurch auch hin und wieder zu Wiederholungen kommt, wirken diese wie ein Déjà-vu nach und vertiefen die Erzählungen zusätzlich.

In Phasen der Geschichte, in denen widersprüchliche Aussagen aufeinandertreffen oder die Interviews keine befriedigenden Antworten liefern, versucht die Autorin nicht zu interpretieren. Man bemerkt deutlich an solchen Stellen, dass gerade hier sehr objektiv berichtet wird und dem Leser selbst die Auslegung vorbehalten bleibt.

Wer John Lennon kennen lernen möchte wie man ihn noch nie gesehen hat, kommt an diesem Buch nicht vorbei – gleichgültig ob Beatle-Fan oder Anhänger der Stones. Eine Erzählung über einen Mann, der die Geschichte der Musik so geprägt hat wie kaum ein anderer. Eine Erzählung über einen Mann, der Millionen Menschen Halt und eine Richtung gab und eine Friedensbewegung anführte, die bis heute nachwirkt.

Schlussendlich eine Erzählung über einen Menschen, der wie viele andere nur auf der Suche nach Anerkennung und Liebe war – ob er diese Suche mit Yoko Ono beenden konnte? Wie gesagt an manchen Stellen muss sich der Leser sein eigenes Bild machen. 4 Sterne

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.12.2020
Josephine Baker
Horncastle, Mona

Josephine Baker


ausgezeichnet

„Ich brauche keinen Prinzen. Ich bin Josephine Baker!“

Die Autorin Mona Horncastle hat im Verlag Molden eine aufschlussreiche Biografie über eine herausragende Frau herausgebracht. Der Autorin gelingt es, nicht nur das Mädchen mit dem Bananenrock sondern die exzentrische Persönlichkeit darzustellen, die es vom Metier der Showbühne bis hin zu politischen Auftritten geschafft hat. Ihr Kämpfen gegen Rassismus und Intoleranz verfolgt sie vehement ohne über die Folgen nachzudenken.

„Joséphine Baker ist mehr als ein Superstar, sie ist eine politische Figur.“

Josephine wuchs in ärmlichsten Verhältnissen auf, von der Mutter hat sie keine Liebe erfahren. Was sich in ihrem weiteren Verhalten abzeichnet, ist, dass sie durch das Fehlen sozialer Interaktionen, nicht gelernt hat, mit Menschen umzugehen und erstmal Umgangsformen lernen muss (ebenso wie Lesen und Schreiben, was ihr ebenfalls nicht in ihrer Kindheit beigebracht wurde).

Wir erfahren von ihrer Kindheit in St. Louis (Missouri) und ihrem Aufbrechen nach Paris – wobei sie Paris wählt, weil sie sich hier durch ihre Hautfarbe nicht diskriminiert fühlen muss. Wir dürfen sie bei ihrem Aufstieg und auf ihrer Welttournee begleiten. Interessant ist, dass Joséphine im zweiten Weltkrieg Nachrichten quer durch Frankreich schmuggelt während sie für die Soldaten singt und tanzt. Eine mutige Frau!

Obwohl sie oftmals Heimweh nach Amerika hat, weiß sie, dass sie dort niemals das Leben führen könnte wie in Europa. Die Forderung nach Gleichheit und der Freiheit so zu leben, wie man gerne möchte, ist auch heute für viele noch Wunschdenken – wenngleich wir schon etwas fortgeschrittener sind wie zu Josephines Zeit. Doch es gibt noch viel zu tun und die Welt würde noch einige Josephines brauchen.

Eine rundum gelungene Biografie, die ich sehr gerne gelesen habe. Die vielen Bilder und die ansprechende Aufmachung sind ein Genuss für den es unbedingt 5 Sterne gibt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.