Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
La Calavera Catrina

Bewertungen

Insgesamt 649 Bewertungen
Bewertung vom 26.11.2022
Gesund essen durchs Jahr
Schocke, Sarah

Gesund essen durchs Jahr


sehr gut

Ganzheitliche Tipps und Tricks rund ums Jahr konzentrieren sich nicht nur auf die Ernährung, sondern beziehen Bewegung, Schlaf und Entspannung mit ein - „die vier Säulen eines gesunden Lebens“. Es geht vor allem um Inspiration und passende Ideen für jede Jahreszeit, um sich an der frischen Luft und in der Natur aufzuhalten, wie Kräuter sammeln in den wärmeren Monaten oder Wassertreten nach Kneipp, wenn es kühler wird. Viele Ideen um gesund und lebensfroh zu bleiben. Dabei geht es vor allem um Nachhaltigkeit, bewusstes Genießen und einen gesunden Lebensstil. Für „die beste Ernährung jeden Monat“, wie der Untertitel es verspricht, gibt es für jeden Monat eine Auswahl an vier bis fünf saisonalen Lebensmitteln (Obst, Gemüse, Kräuter…) und fünf Rezepte. Im Ratgeberteil steht jeder Monat unter einem Motto. Von guten Vorsätzen, Veganismus, Fasten, Heuschnupfen, Spargelzeit, Vitaminen, heißen Sommertagen, Erkältungszeit und Winterblues ist alles dabei. Während der Juni ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit darüber informiert wie man regional einkauft, lädt der Dezember zur Entspannung ein.

Die Aufmachung ist sehr praktisch und ein echter Hingucker. Hochwertig und übersichtlich findet man hier schnell viele Anregungen und einen treuen Begleiter durch das Jahr. Kurz und knapp erfährt man das Wichtigste und wird anreget, selbst zu recherchieren und aktiv zu werden. Das gefällt mir besonders und hier ziehe ich den meisten Nutzen aus dem Buch. Die Rezepte konnten mich leider nicht ganz überzeugen. Da fehlten mir neue Ideen und was ich bisher nachgekocht habe, fand nicht den gewünschten Anklang. Ich hatte wegen dem Buchtitel auch mehr Rezepte erwartet, fand nach der Lektüre die Mischung aber schließlich passend. Angenehm und kompetent geschrieben, hat es viel Freude gemacht, darin zu stöbern.
Insgesamt ein schöner Begleiter durchs Jahr, um jeden Monat neue Inspiration für die eigene Gesundheit zu finden. 60 saisonale Rezepte, die durch das farbliche Register schnell zu finden sind, viele Tipps und Tricks rund um Ernährung und ein gesundes Leben. Ein tolles Geschenkbuch!

Bewertung vom 23.11.2022
Das Gespenst von Canterville (Weltliteratur und Musik mit CD und zum Streamen)
Albrecht, Henrik;Wilde, Oscar

Das Gespenst von Canterville (Weltliteratur und Musik mit CD und zum Streamen)


ausgezeichnet

"Das Gespenst von Canterville" ist eine Gruselgeschichte der Weltliteratur von Oscar Wild, in der es um um ein altes Schloss, ein Gespenst und eine amerikanische Familie geht. Darin versteckt sich nicht nur eine schaurige Geschichte, sondern neben Humor und speziellen Charakteren auch Tiefsinn, der nie an Aktualität verliert.

Eigentlich für Erwachsene geschrieben, ist es hier gut gelungen, den Gruselfaktor an die Zielgruppe anzupassen und die Geschichte für Kinder greifbar zu machen. Hier sind besonders die Illustrationen hervorzuheben, die den Grusel etwas abschwächen und künstlerisch beeindruckend die Doppelseiten füllen. Hier wurden genau die richtigen Szenen eingefangen, was ich sehr gelungen finde. Die eigens komponierte Musik ist eine wunderbar stimmungsvolle Idee, die ganz neue Welten eröffnet, wenn es darum geht, Bücher zu entdecken. Ein großes Vergnügen, dass jeder mal ausprobieren sollte. Besonders ist es eine tolle Erfahrung für Kinder und sicher ein besonderes Genuss für Erwachsene. Der kursiv geschrieben Text ist eine wunderbare Ergänzung, die vermutlich besonders Erwachsene interessieren wird. Die Musik kann über die beiliegende CD oder per App abgespielt werden. Ein zeitgemäße Lösung, die mehr Flexibilität bietet. Das Hörspiel ist noch etwas gruseliger, weshalb Buch und Hörspiel unabhängig voneinander für unterschiedliche Altersgruppe interessant sein könnten.

Fazit: Ein gelungenes Gesamtkunstwerk, das sich auf mehreren Ebenen genießen lässt und viel Abwechslung bietet.

Bewertung vom 23.11.2022
Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens / Monsieur le Comte Bd.1
Martin, Pierre

Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens / Monsieur le Comte Bd.1


gut

Der Reihenauftakt von Pierre Martin erzählt, wie es dazu kam, dass der gutherzige Lucien le Comte die tödliche Familientradition weiterführen musste, obwohl er ganz andere Pläne hatte.
Die Adelsfamilie Comte de Chacarasse nimmt seit Generationen diskret tödliche Eliminierungen vor. Als Luciens Vater stirbt, muss sein einzig verbliebender Stammhalter ihm versprechen, dass Erbe weiterzuführen. Ausgebildet als Kind, besitzt Lucien alle Fähigkeiten, die ein Auftragskiller benötigt, nur seine Moral steht ihm im Weg: er will nicht töten und auch der Reichtum ist ihm nicht wichtig. Luciens Onkel verwaltet die Aufträge und sorgt mit Nachdruck dafür, dass die tödlichen Geschäfte weiterlaufen. Lucien jedoch ist neugierig und recherchiert verbotenerweise nicht nur die Auftraggeber, sonder will auch den Mörder seines Vater ausfindig machen.

Mich hat vor allem interessiert, wie sich Lucien als Figur entwickelt und wie er unter moralischen Gesichtspunkten seine Aufträge ausführen will. Pierre Martin hat dieses Dilemma amüsant gelöst. Mit der Präzision und Gelassenheit eines ausgebildeten Killers geht Lucien mit detektivischem Gespür vor und entwickelt sich rasch zum sympathischen Helden der Geschichte. Er bekommt es mit Dieben, Terrorristen, Lügnern und hübschen Damen zutun. Löst seine Probleme immer charmant, stilvoll und mit bestem Gewissen. Jedes weitere Wort würde zu viel verraten, denn man errät leider schnell, in welche Richtung die Handlung verlaufen könnte. Trotzdem konnte mich die ein oder andere Wendung noch überraschen.

Ein atmosphärischer Krimi für Zwischendurch mit südfranzösischem Flair und kulinarischer Raffinesse. Für alle, die französische Literatur mögen und gern gedanklich an die Côte d’Azur reisen möchten, ohne auf ein bisschen detektivisches Gespür und angenehm leichte Unterhaltung verzichten zu müssen. Ich empfehle das Hörbuch, weil man es wunderbar nebenbei hören kann.

Bewertung vom 23.11.2022
Du kannst alles lassen, du musst es nur wollen
Sträter, Torsten

Du kannst alles lassen, du musst es nur wollen


ausgezeichnet

In "Du kannst alles lassen, du musst es nur wollen" versammeln sich die besten Texte der letzten drei Jahre und Neues von Torsten Sträter. Hier finden sich u.a. Stories aus dem Alltag über extravagante Küchenwünsche im Tausch für einen Parkplatz, Menschen, die auf die Frage nach ihrem Musikgeschmack antworten: „Ich höre alles“, die Sucht nach Zucker, unnötige Policen und dem Blick eines über 50-jährigen Mannes auf die moderne Welt und ihre fragwürdige Moraleinstellung. Einiges kannte ich schon von seinen Fernsehauftritten, wie die Story "Influencer" oder die Textbeiträge zu Extra 3 - hab sie aber gern nochmal gelesen. Nicht nur der Humor hat mir sehr gefallen und mich oft zum Lachen gebracht. Torsten Sträter hat es geschafft, dass man beim Lesen seine Stimme im Kopf hört, feierliche Pausen setzt und irgendwie ganz anders liest als sonst. Er schreibt erfrischend, authentisch und hat dabei seinen eigenen Stil, der sich irgendwo zwischen Tiefgang und Albernheiten befindet. Wer glaubt, Torsten Sträter ist ein zutiefst lässiger und eloquenter Zeitgenosse, wird sich herrlich über seine Top 3 Blamagen amüsieren, mit denen er eindrücklich zeigt, dass er sich mit Nichten für was Besseres hält. Wahrscheinlich macht ihn das so sympathisch, weil er Gelassenheit ausstrahlt, die er gar nicht hat.

Fazit:
Erheiternde Texte für Zwischendurch und stimmungsaufhellender Begleiter für alle Gelegenheiten. Eine Lektüre, die sich lohnt! Lustig, provokant und einfallsreich.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.11.2022
Shorty
Maurer, Jörg

Shorty


sehr gut

"Shorty" erzählt eine bizarre Weltrettungs-Geschichte mit einem widersprüchlichen Romanhelden namens Shorty, der Hörbücher und Filme liebt, ein einfaches Dasein führt und eine Vorliebe für absurde Geschichten hat (was ihm zum Verhängnis wird). Er wird auserwählt, die Welt zu retten oder nicht zu retten, wie man es nimmt, denn der Plan geht gründlich schief. Es bricht Chaos auf der Welt aus und Shorty ist auf der Flucht.

Ein Roman, in dem nichts so ist, wie es scheint. Jörg Maurer konnte sich als Autor und Kabarettist mit "Shorty" so richtig ausleben - jedenfalls merkt man ihm die sprühende Schreibfreude und kreative Schaffenskraft an, wenn ich an die seltsamen Lebensformen denke wie die perfiden Flachziegler. "Shorty" ist ein sehr unterhaltsamer, temporeicher Roman, in dem es um quantenphysikalische Erscheinungen und unbekannte Dimensionen geht. In dem immer wieder kulturelle Bezüge (ach ja, Simon Jäger) aufgegriffen werden wie zu filmischen Werken des Science-Fiction-Genre (Deep Impact, Man in Black…). Und zwischen all dem Sprachwitz versteckt sich auch eine tiefe Botschaft. "Shorty" hat mich gut unterhalten und ich empfehle es allen, die bizzare, irrwitzige Geschichten mit ein bisschen Tiefgang mögen.

Bewertung vom 23.11.2022
Gequält / Rachejagd Bd.1
Stevens, Nica;Suchanek, Andreas

Gequält / Rachejagd Bd.1


sehr gut

Anna und ihre Freundin Natalie wurden vor drei Jahren entführt. Nur Anna konnte entkommen und lebt seit dem mit schrecklichen Schuldgefühlen, weil sie ihre Freundin zum Sterben zurückgelassen hat. Als Anna Briefe ihres damaligen Entführers erhält, beginnt der Altraum von vorne. Edward Harris wurde nie gefasst und verfolgt einen perfiden Racheplan. Zum Glück kann sich Anna auf ihre Jugendliebe Nick verlassen, der als FBI-Agent über die Ressourcen verfügt, um sie zu beschützen.

Ganz wie es im Titel versprochen wird, werden die Protagonisten ziemlich gequält. Und man leidet wirklich mit, wenn Stevens und Suchanek ihre ungewöhnlich resistenten Helden:innen durch die Hölle schicken, während man gebannt an den Zeilen klebt. Man kann diesem gnadenlosen Psychospiel wunderbar folgen, denn es ist weder verwirrend, noch gibt es zu viele Figuren. Der Themenschwerpunkt Rache zieht sich durch die gesamte Trilogie, was ein kleiner Ausblick auf Band Zwei und Drei verrät. Der Spannungsboden steigt kontinuierlich, bietet aber immer wieder kleine Verschnaufpausen und einige überraschende Wendungen. Diese gelungene Mischung aus starken Charakteren, wendungsreicher Handlung und flottem Schreibtempo macht einfach Spaß. Deshalb kann ich auch die ein oder andere Ungereimtheit verzeihen. Der einzige Wermutstropfen ist, dass die Enthüllung des großen Strippenziehers ausbleibt. Allerdings werden die wichtigsten Rätsel aufgelöst und der Cliffhanger ist nicht so fies, dass ich nicht freudig auf die Fortsetzung warten könnte.

Bewertung vom 23.11.2022
Nordlicht 01
Falch, Malin

Nordlicht 01


ausgezeichnet

"Nordlicht - Im Tal der Trolle" entführt in eine fantastische Welt, in die man durch die detailreichen Illustrationen, die an Animationsfilme erinnern, direkt hineingezogen wird. Besonders schön fand ich die ruhige und spannungsvolle Bildsprache, die man in seinem eigenen Tempo entdecken kann, ohne das viele Worte beziehungsweise Sprechblasen nötig sind. Die Handlung nimmt sich Zeit, zeigt auch ein bisschen etwas von Sonjas Leben zuhause und bietet eine schlüssigen Einstieg. Liest sich wie eine Einführung und macht neugierig auf alles, was noch kommen mag. Düstere Stimmung, nächtlich umherstreifende Trolle, gemütliche Abende mit Kerzenschein oder am Lagerfeuer wechseln sich ab mit naturnahen und actionreichen Wald- und Landschaftsbildern, aber selbst die sind meistens nebelverhangen und geheimnisvoll. Ich finde diese Atmosphäre sehr passend und sehe die fünf Trollkinder , die beiden Wölfe Ravin und Balder und den Bär Björnar als lebensfrohe Bande, die einen passenden Kontrast bilden. Der Auftakt gibt einen ersten Eindruck davon, wie das Leben für die Gefährten in Jotundalen und in der Natur ist, die viele Gefahren bereithält und in der man sich selbst versorgen muss. Auch das zarte Band, was sich zwischen der abenteuerlustigen Sonja und dem mutigen Espen entsteht, wird sehr stillvoll dargestellt. Die Mimik ist authentisch ausgearbeitet und bedarf auch hier keiner unnötigen Beschreibungen. Malin Falch hat sich von modernen Märchen und der Mythenwelt Norwegens inspirieren lassen und ich bin wirklich gespannt, auf die Folgebände. Wer würde nicht gern in Sonjas Haut stecken und mithilfe dieses besonderen Kiefernzapfens in die magische Dimension Jotundalen reisen. Mit Sonja kann man genau das erleben und mit ihr staunend diese Welt voller Magie und Gefahren entdecken.

Bewertung vom 23.11.2022
Die Bücher, der Junge und die Nacht
Meyer, Kai

Die Bücher, der Junge und die Nacht


ausgezeichnet

Der neue Roman von Kai Meyer erzählt die Geschichte von zwei geheimnisvollen Büchern, die das Schicksal eines Jungen besiegeln. Dieser Junge und Hauptfigur des Romans ist Robert Steinfeld. Seine ersten zehn Lebensjahre verbrachte er in Isolation. Einer der drei Handlungsstränge erzählt von seiner Befreiung 1943, als Bombenangriffe Leipzig zerstörten. Ein weiterer setzt achtundzwanzig Jahre später in München an, als der Büchersammler Robert gemeinsam mit seiner Kollegin Marie beginnt, die Lücken seines Lebens zu füllen. Der dritte Handlungsstrang reist zurück in das Jahr 1933 und erzählt von einer bewegenden Freundschaft zwischen dem Buchbinder Jakob Steinfeld und dem Gärtner Grigori Gromov und einer schicksalshaften Liebe. Dieser Strang hat mir besonders gefallen und ich mochte es, wie sich alle Rätsel nach und nach aufgelöst haben.

"Die Bücher, der Junge und die Nacht" erzählt fesselnd von kostbaren Büchern und ihrem Wert, von den Schrecken des Krieges und spinnt ein zeitgeschichtlich berührendes Werk voller Spannung, Dramatik, vielschichtiger Charaktere und großer Tragweite. Der Schreibstil ist dicht und einnehmend. Man wird direkt hineingezogen und kann sich dem Sog kaum entziehen. Besonders das letzte Drittel habe ich verschlungen. Die ganze Wahrheit und das Schicksal von Robert hat mich zu Tränen gerührt.

Aus meiner Sicht sehr empfehlenswert, auch wenn man historische Romane nicht bevorzugt. Besonders für bibliophile Leseratten, die mitreißende Geschichten mögen, die handwerklich überzeugen.

Bewertung vom 23.11.2022
Der Junge im Fluss
Kolee, Nestor T.

Der Junge im Fluss


ausgezeichnet

„Es ist wie alles im Leben: Man kann sich nicht sicher sein, ehe man nicht selbst versucht, es herauszufinden.“

Ben hat seine Heimat nie verlassen. Doch die Insel zerfällt und wird schon bald nicht mehr existieren. Als sein Bruder auftaucht und Ben von dem Tagebuch seines Urgroßvaters erzählt, versteht er, dass er sich aufmachen muss, um zu bewahren, was ihm wichtig ist. Nach einem dramatischen Schicksalsschlag ergibt er sich seinem Schicksal und macht sich auf die Suche, nach einem sagenhaften Ort, stellt sich dem Rätsel des Königs, dem Zauber einer Priesterin, begegnet einem Kolibri, einem Jungen im Fluss und schließlich seiner eigenen Wahrheit.

Zunächst sind es mehrer Erzählstränge, die tief in den Himalaya in ein altes Kloster führen - einem Ort, an dem die Zeit stillsteht -, und einen Mönch und Ben bei seinen Abenteuern begleiten. Immer wieder ergänzen kleine oder vereinzelt sogar ganzseitige Illustrationen die Geschichte. Das verdeutlicht sehr schön entscheide Szenen oder Gegenstände, die von größerer Bedeutung sind, wie der Kompass oder der Kolibri.

"Der Junge im Fluss" ist nach dem Debüterfolg "Der Junge, der auf einem Esel ritt" der zweite Roman von Nestor T. Kolee und eine inspirierende Geschichte, die den Wunsch aufgreift, die Zeit einzufangen. Sie erzählt von der Sehnsucht nach Sicherheit, die jedoch Stillstand bedeutet, von unaufhaltsamen Veränderungen und drei wichtigen Kräften in dieser Welt. "Der Junge im Fluss" enthält tiefer gehende Wahrheiten, die mitunter auch kursiv geschrieben sind. Es geht darum die Veränderungen des Lebens zu akzeptieren und schließlich loszulassen. Ein Buch, bei dem sich mehrmaliges Lesen lohnen könnte, weil es unmöglich scheint, alles beim ersten Mal zu erfassen. Am Anfang wusste ich gar nicht, wohin die Handlungen verlaufen wird. Erst später erkennt man Zusammenhänge, die am Ende zusammenlaufen. Mir hat besonders gefallen, dass die achtvolle Erzählweise auch Details mit aufgreift, die in anderen Büchern oft keine Erwähnung finden. Achtsame Beobachtungen, wie die innere Ruhe und Ausgeglichenheit der Priesterin, die duldsam auch das erträgt, was sie nicht für richtig hält. So fügt Nestor T. Kolee seinen Dialogen und Erkenntnissen auch kleine Bedeutsamkeiten bei, die berühren und eigene Überlegungen anstoßen.

Fazit: Für alle, die sich gern zahlreiche Textstellen markieren, in denen sie Erkenntnisse finden, und gern anregende Geschichten lesen, die das eigene Leben bereichern und mit Magie erfüllen.

Bewertung vom 23.11.2022
Wenn die ganze Welt ...
Coelho, Joseph

Wenn die ganze Welt ...


ausgezeichnet

"Wenn die ganze Welt…" ist ein bezauberndes Bilderbuch für Kinder und Erwachsene, indem ein Mädchen sich liebevoll an ihren Großvater erinnert und künstlerische Erinnerungen schafft, als Form der Trauerbewältigung. Sie kreiert sich ein Meer aus angenehmen Gefühlen und Wünschen, um all die wertvolle Zeit zu bewahren, die sie mit ihrem Großvater verbracht hat.

Joseph Coelho ist es gelungen, mit wenigen poetischen Worten eine besondere Atmosphäre zu schaffen, die Dankbarkeit und Liebe ausdrückt und zu keiner Zeit deprimierend ist, sondern angenehm tröstlich. Ganz sanft führt er uns durch die Jahreszeiten und verschiedene Erinnerungen, voller Lebensfreude und Neugier. Er bietet Einblicke in die indische Kultur, bricht Klischees auf und vermittelt ganz nebenbei wertvolle Botschaften, zum Beispiel darüber wie schön es ist, etwas Selbstgemachtes geschenkt zu bekommen. Auch wenn Trauer und Tod Themenschwerpunkte dieser Geschichte sind, spielen Kunst, Kreativität und Geschichten eine entscheidende Rolle, weil es dem Mädchen hilft, mit ihrer Trauer umzugehen. „Wenn die ganze Welt…“ ist dabei ein wiederkehrender Gedanke, der das weite Weltall, die Natur, Träume und Geschichten miteinbezieht.

Allison Colpoys hat mit großen Pinselstrichen die harmonischen Bilder zu dieser Geschichte illustriert und eine einzigartig farbenfrohe Bilderwelt geschaffen, in der Blau, Gelb und Rot vorherrschen. Sie laden zum Träumen und Verweilen ein. Manche Doppelseiten sind wie Suchbilder und es verstecken sich viele Tiere zwischen bunten Blumen. Besonders der feinfühlige Umbruch hat mir gut gefallen, bei der auf einer Doppelseite das einzige Mal die Trauer und der Tod ganz direkt aufgegriffen werden und dem Mädchen eine Träne von der Wange läuft.

Eines der schönsten Bilderbücher zum Thema Trauer und Tod in der Kinderliteratur, das ich bisher gelesen habe. Künstlerisch, liebevoll und lebensbejahend, weshalb Kinder und Erwachsene gleichermaßen etwas aus der Geschichte für sich mitnehmen können.