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Bücherfee

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Insgesamt 389 Bewertungen
Bewertung vom 21.08.2017
Und dann kam Mr. Willow
Saalbach, Anna

Und dann kam Mr. Willow


sehr gut

Kleiner Hund - und große Liebe

"Und dann kam Mr. Willow" ist ein klassischer Liebesroman. Im Mittelpunkt steht die Grundschullehrerin Mirka, die sich eben noch im siebten Himmel wähnte. Sie war felsenfest davon überzeugt, dass der Mann ihrer Träume ihr in London einen Heiratsantrag machen würde. Doch statt eines Rings schenkt er ihr die ganze Wahrheit: Er ist mit einer anderen verlobt, und die erwartet sein Kind. Völlig aufgelöst sitzt Mirka im Park, als plötzlich ein zerknautschter Corgi vor ihr hockt. Kurz entschlossen tauft sie ihn Mr. Willow und nimmt ihn mit sich. Schon bald entpuppt er sich nicht nur als guter Zuhörer, sondern scheint auch genau zu wissen, wer Mirkas Mr. Right ist.

Das Cover ist sehr ansprechend in warmen, frischen Farben gestaltet. Der Betrachter sieht eine Szene, wie sie sich an einem heiteren, unbeschwerten Sommertag mitten in einem Park abspielen könnte. Im Mittelpunkt steht ein lebhafter Corgi, der auf seinen kurzen Beinen losflitzt und das Herz des Betrachters im Sturm erobert. Im Hintergrund erkennt man schemenhaft eine dunkelhaarige Frau, die eine gewisse Ähnlichkeit mit der Protagonistin Mirka aufweist. Auch der Titel ist gut gewählt und hebt die besondere Bedeutung des Corgis für das weitere Leben von Mirka hervor. Auch optisch wird die besondere Wohlfühl-Atmosphäre des Romans hervorragend eingefangen. Denn der Titel ist schwungvoll in leuchtenden Buchstaben in Szene gesetzt worden. Der satte Pink-Ton fällt jedem Betrachter sofort ins Auge.

Im Mittelpunkt steht die bodenständige, gutgläubige Grundschullehrerin Mirka, die gerade ein bittere Erfahrung in ihrem Leben verarbeiten und neue Weichen in ihrem Leben stellen muss. Oder soll ich sagen: der zuckersüße Corgi Mr. Willow, der das Herz von Mirka im Sturm erobert und für das neue Lebens- und LIebesglück sorgt?

Die männlichen Protagonisten Ruben und David sind nach dem klaren Prinzip der Schwarz-Weiß-Malerei gezeichnet, verkörpern das Böse und Gute im Leben und lenken das Schicksal von Mirka in gewisse Bahnen, ohne zu viel verraten zu wollen.

Insgesamt hat mir der Roman gut gefallen. Anna Saalbach schreibt in einem flüssigen, gut lesbaren Stil, und das herzerwärmende Wohlfühl-Buch lässt sich mühelos in wenigen Stunden lesen. Die liebenswerte Romanze um den niedlichen Corgi geht mitten ins Herz und wird nicht nur Hundefreunde bezaubern.

Trotzdem muss ich etwas Kritik anbringen. Das Zufalls-Prinzip wird in diesem Roman an manchen Stellen überstrapaziert. Ausserdem unterlaufen der Autorin einige logische Fehler, die mitunter für leichtes Kopfschütteln sorgen. An dieser Stelle möchte ich ein kurzes Beispiel geben: Ihre Protagonistin Mirka tauscht den Beruf der Grundschullehrerin gegen ihren Traumjob als freiberufliche Übersetzerin für technische und literarische Texte ein. An keiner Stelle wird erklärt, warum Mirka die französische Sprache in Wort und Schrift perfekt beherrscht und sich auf einem anspruchsvollen, hart umkämpften Markt innerhalb weniger Wochen einen hervorragenden Ruf erarbeiten kann.

Aus diesem Grunde reicht es nicht für die Höchstpunktzahl, sondern "nur" für verdiente vier Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.08.2017
Der Sandmaler
Mankell, Henning

Der Sandmaler


gut

Spuren im Sand

Der Sandmaler" ist das erste Werk von Henning Mankell, dem viel zu früh verstorbenen schwedischen Schriftsteller. Hier treffen sich
Stefan und Elisabeth auf dem Flug nach Afrika kurz nach dem Abitur wieder. Gegen Ende der Schulzeit hatten sie eine flüchtige Beziehung. Während Stefan das Strandleben genießt, will Elisabeth dieses fremde Land verstehen. Sie freundet sich mit einem Lehrer an, der ihr die historischen Hintergründe erklärt, und der einheimische Guide Ndou führt sie durch die ärmsten Viertel. Elisabeth lernt, die Welt und ihr eigenes Leben mit anderen Augen zu sehen.

Das Cover ist künstlerisch ansprechend gestaltet. Es erinnert an eine moderne Zeichnung und zeigt einen Kopf im Profil, lässt aber viele Deutungsmöglichkeiten offen. Der Titel ist geschickt gewählt umd macht auf die Handlung des schmalen Buches neugierig, das in den 1970er Jahren in Afrika spielt.

Zweifellos nimmt Henning Mankell eine wichtige Stellung in der schwedischen Literaturgeschichte ein. Sein erstes Werk ist ein gesellschaftskritischer Roman, jenseits aller Out-of-Africa-Romantik, der nichts von seiner Aktualität und Brisanz verloren hat . Der Schreibstil ist leise, ruhig und verhalten, Die Sprache ist dem alltäglichen Leben entlehnt, hin und wieder fließen umgangssprachliche Ausdrücke in den literarischen Text ein.

Henning Mankell schildert eindrucksvoll die Lebensumstände der einheimischen Bevölkerung, die unter den Nachwirkungen des Kolonialismus und der Sensationslust der weißen Touristen in Afrika leidet. Die Protagonisten Stefan und Elisabeth könnten nicht gegensätzlicher sein. Der gutisutierte Geschäftsmann Stefan erinnert an einen typischen Sex-Touristen, der auf sein Vergnügen bedacht ist und flüchtige Abenteuer in einem exotischen Land sucht, während die aus ärmlichen Verhältnissen stammende Elisabeth ihren Weg im Leben sucht und die Welt um sich mit offenen Augen wahrnimmt

Leider hat mich das Buch nicht völlig überzeugen können. Es lässt mich vielmehr mit einem schalen Geschmack Im Mund zurück. Die Geschichte ist nicht "rund", zu viele Fragen bleiben für den Leser offen. Auch hat Henning Mankell meiner Ansicht nach etwas zu viel Schwarz-Weiß-Malerei in seinem literarischen Debüt betrieben. Deshalb kann ich heute nur 3,5 Sterne vergeben.

Bewertung vom 02.08.2017
Bourbon Sins / Bradford Bd.2
Ward, J. R.

Bourbon Sins / Bradford Bd.2


sehr gut

Kampf um das Erbe

"Bourbon Sins" ist die Fortsetzung einer Familiensaga. J. R. Ward erzählt von Liebe und Verrat, Lügen und Geheimnissen einer dysfunktionalen reichen und mächtigen Familie.

Nach dem Tod des Familienoberhaupts hängt die Bourbon-Dynastie der Bradfords am seidenen Faden. Der Patriarch hat nicht nur das Unternehmen hoch verschuldet hinterlassen, nun entpuppt sich sein vermeintlicher Selbstmord auch noch als Mord. Unter Verdacht gerät der älteste Sohn Edward, den sein Vater um alles gebracht hat, was die Zukunft für ihn bereithielt. Während sein jüngerer Bruder Lane alles daran setzt, das Familienunternehmen zu retten, liegt das Schicksal der Bradford Bourbon Company nun ausgerechnet in den Händen ihrer größten Konkurrentin, der Frau, die Edward über alles liebt, aber unerreichbar für ihn scheint.

Das nichtssagende Cover spricht mich nicht an. Es ist in einem auffälligen Grün-Ton gehalten und zeigt einen attraktiven jungen Mann in einem dunklen Anzug, der eine Wendeltreppe hinabzusteigen scheint. In die Mitte ist das kunstvoll verzierte Markenzeichen der Bradfords gesetzt worden, das von dem schlichten Titel "Bourbon Sins" umrahmt wird.

Im Mittelpunkt steht eine amerikanische Familie, die den Vergleich mit ihren berühmt-berüchtigen Vorgängern, den "Ewings" oder den "Carringtons", nicht zu scheuen braucht. Hier geht es um edlen Bourbon, düstere Geheimnisse und schmutzige Geschäfte. Nach dem unerwarteten Tod des Patriarchen gerät das Imperium ins Schlingern und muss von den Erben vor dem Untergang bewahrt werden.

Der Einstieg in das Buch fällt nicht allzu leicht; man sollte den ersten Band gelesen haben. Ansonsten ist man von der Vielzahl der auftretenden Akteure etwas überfordert. Das Geschehen wird aus wechselnden Perspektiven erzählt, so dass man noch tiefer in die Gedanken- und Gefühlswelt der Protagonisten eintauchen kann.

J. R. Ward zeichnet ein düsteres Sittengemälde, das vom Niedergang einer Familie erzählt. Der Spannungsbogen wird konsequent gehalten, und viele Cliffhanger machen die einzelnen Kapitel interessant. Leider ist die Lektüre an manchen Stellen etwas zäh; ich habe den Roman wiederholt zur Seite legen und nochmals beginnen müssen. Aus diesem Grunde kann ich nur 4 Sterne vergeben.

Bewertung vom 30.07.2017
Nachtblau
Vlugt, Simone van der

Nachtblau


ausgezeichnet

Das Cover ist zurückhaltend, aber künstlerisch überzeugend gestaltet worden. Wenn man mit den Fingern über den Umschlag streicht, kann man leichte Erhebungen spüren. Das Cover zeigt eine Häuserflucht, wie sie für die Bauten im 17. Jahrhundert in den Niederlanden typisch ist. Die Gebäude beanspruchen wenig Raum und sind in die Höhe gebaut, mit großen Fenster und ansprechenden Fassaden. Hier könnte Catrijn, die Protagonistin des Romans "Nachtblau", gelebt und gewirkt haben. Alles ist in Weiß und Blau gehalten, womit auch der Titel des Buches perfekt eingefangen ist.

Im Mittelpunkt des Buches steht Catrijn, die einige schlimme Schicksalsschläge erlitten hat und unter ihr bisheriges Leben in einem kleinen Dorf einen Schlusstrich zieht. Sie ist eine starke Persönlichkeit, die alle Brücken hinter sich abbricht und ein neues Leben beginnt, das sie nach ihren eigenen Vorstellungen gestalten will. Hierbei verliert sie ihr eigentliches Ziel, die Malerei, nicht aus den Augen, auch wenn sie einige Kompromisse eingehen und andere Tätigkeiten aufnehmen muss.

Wie wir im Laufe des Geschehens erfahren, hat Catrijn eine schwere Schuld auf sich geladen, die sich wie eine leuchtende Spur durch ihr neues Leben zieht. Sie ist eine gläubige (kalvinistische) Christin und macht sich nicht nur um ihr Seelenheil Sorgen, sondern zittert auch vor der Bestrafung in dieser Welt. Denn ein Erpresser heftet sich an ihre Fersen und lässt sie nicht zur Ruhe kommen.

Auch die anderen Figuren sind gut ausgearbeitet worden; man erfahrt viel über ihre Sorgen und Nöte und genauen Lebensumstände. Manchmal verwischen sich die Grenzen von Fiktion und Realtität, wenn berühmte Menschen geschildert werden, die tatsächlich im 17. Jahrhundert gelebt haben.

Die Autorin Simone van der Vlugt schreibt in einem ansprechenden, ruhigen Stil und kombiniert ihren historischen Roman mit einem spannenden Krimi, was ihr Buch keine einzige Sekunde langweilig werden lässt. Sie verwendet viele niederländische Ausdrücke, die ihrem Buch einen Anstrich von Authenzität geben und die Welt des 17. Jahrhunderts zum Leben erwecken. Ihre Schilderungen des dörflichen und städtischen Lebens sind atmosphärisch dicht und überzeugend. Besonders beeindruckt hat mich das Fachwissen, das in allen Abschnitten über die Malerei und die Entstehung des Delfter Porzellans zum Ausdruck kommt. Hier ist gründlich recherchiert und nichts dem Zufall überlassen worden.

Für mich ist dieses Buch ein Highlight im Monat Juli, und ich vergebe gern die vollen 5 Punkte für eine interessante Lektüre.

Bewertung vom 30.07.2017
Die Tänzerin von Paris / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.3
Abbs, Annabel

Die Tänzerin von Paris / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.3


ausgezeichnet

Zerbrochen

In ihrem Roman "Die Tänzerin von Paris" erzählt Annabel Abbs über das tragische Schicksal einer jungen Frau auf der Suche nach Freiheit und Liebe – nach der wahren Geschichte von Lucia Joyce.

Paris, 1928: Lucia ist jung, begabt und wird in der Bohème als Tänzerin gefeiert. Aber ihr Vater ist der große James Joyce, und so modern seine Werke auch sein mögen, so argwöhnisch beobachtet er das Streben seiner Tochter nach einem selbstbestimmten Leben. Dann begegnet Lucia dem Schriftsteller Samuel Beckett, der ihre große Liebe wird. Doch ihre Hoffnungen, sich aus dem Schatten des übermächtigen Vaters zu befreien und ihren eigenen Weg gehen zu können, drohen schon bald zu scheitern.

Das Cover zeigt die Rückansicht einer jungen Frau, die gedankeverloren den berühmten Eiffel-Turm betrachtet. Es könnte sich um eine inhaltliche Anspielung handeln; denn Lucia Joyce vergleicht sich in einer Schlüsselszene mit dem Bauwerk. Die Farben sind behutsam gewählt; überwiegend erinnert das Cover an eine vergilbte Zeichnung, nur die zerbrechliche Frau in einem blauen Kostüm fällt ins Auge des Betrachters. Der Titel des Buches ist kurz und prägnant und rekurriert auf den Inhalt.

Der Roman spielt auf mehreren Zeitebenen, die sich am Anfang und am Ende des Romans wieder treffen. Das Geschehen wird aus der Ich-Perspektive von Lucia Joyce, der einzigen Tochter des Schrifstellers James Joyce, geschildert. Sie möchte ein freies, selbstbestimmtes Leben führen und zerbricht an der Fremdbestimmung durch ihre dominante Familie, die sie nicht loslassen will.

Die familiäre Situation von Lucia Joyce ist kompliziert. Die Familie hat materielle Sorgen, lässt sich aber von großzügigen Gönnern freihalten. James Joyce gilt als Genie, dessen Bedürfnissen sich alle anderen Menschen unterzuordnen haben. Die Mutter projiziert ihre Frustration auf ihre Tochter, die sie mit glühendem Hass verfolgt, während sie ihren ältesten Sohn Giorgio vergöttert.

Nachdem ihre Ambitionen als Tänzerin kläglich gescheitert sind, sieht Lucia Joyce eine vorteilhafte Ehe als den einzigen Ausweg aus ihrem Elternhaus; aber sie trifft immer die falsche Wahl und lässt sich von allen Männern in ihrem Leben manipulieren und benutzen. Letztendlich zerbricht sie an den Enttäuschungen, entwickelt Krankheitssymptome, fällt aus der ihr zugedachten Rolle als Muse und wird von ihrer kalten Familie in wechselnde Heilanstalten verbannt.

Annabel Abbs schreibt in einem mitreißenden Stil und erweckt mit ihren atmosphärisch dichten Bildern die literarische Bohéme zum Leben. Ihr Roman macht betroffen und weckt Mitleid mit einer begabten jungen Frau, die niemals eine Chance auf ihre persönliche Freiheit hatte.

Bewertung vom 27.07.2017
Eine Prise Liebe / Fusion Bd.3
Proby, Kristen

Eine Prise Liebe / Fusion Bd.3


gut

Das liebevoll gestaltete Cover zieht alle Blicke auf sich. Es erinnert mich an eine Schiefer-Tafel, die von vielen Restaurants für die Tageskarte genutzt wird. Hier werden ausschließlich helle, freundliche Farben verwendet, die auf einen harmonischen Grundton des Buches schließen lassen. Das Tüpfelchen auf dem I bilden die geschmackvollen Ornamente, mit denen das Cover verziert worden ist. Besonders gelungen finde ich den Herzchen-Streuer, der ebenso wie der aussagekräftige Titel "Eine Prise Liebe" eine hohe Erwartungshaltung beim Leser weckt.

Wer auf eine pikant abgeschmeckte Mischung gehofft hat, wird bitter enttäuscht. Das trendige Restaurant in Portland bildet nur die Kulisse für eine seichte Liebesgeschichte, die ohne jeden Spannungsbogen auskommt und zielsicher auf das geplante Happy-End für Cami und Landon zusteuert.

Das Geschehen wird abwechselnd aus zwei verschiedenen Perspektiven geschildert. Leider bleiben die Helden Cami und Landon sehr blass. Cami verkörpert das klassische Klischee einer jungen amerikanischen Frau, die in keiner Lebenslage auf Make-up und High-Heels verzichten mag, und entwickelt sich zu einer nervtötenden Drama-Queen, die mitunter völlig unglaubwürdig agiert. Landon wirkt wesentlich sympathischer. Er ist freundlich , hilfsbereit und verhält sich in jeder Lebenslage tadellos, aber wir erfahren nicht allzu viel von ihm. Über seinen schweren Unfall, der zu seinem Ausscheiden aus der Navy und zu seiner Rückkehr in seine Heimat führte, schweigt die Autorin sich weitgehend aus.

Kristen Proby schreibt in einem einfachen, flüssigen Stil, und das Buch lässt sich locker und leicht lesenLeider hat sie die falschen Zutaten für ihren Roman genutzt. Wer einen romantischen Liebesroman erwartet, wird bitter enttäuscht. Stattdessen geht es im wahrsten Sinne des Wortes pausenlos zur Sache. Stilistisch gesehen nutzt Kristen Proby für meinen Geschmack zu viele Kraftausdrücke; vor allem das beliebte F*-Wort wird von Landon überstrapaziert. Insgesamt konnte mich dieser Roman nicht vollständig überzeugen. Aus diesem Grunde vergebe ich heute 3,5 Sterne.

Bewertung vom 27.07.2017
Swing Time
Smith, Zadie

Swing Time


sehr gut

Schwarz und weiß

Der Roman "Swing Time" von Zadie Smith erzählt eine anrührende Geschichte von der Suche zweiter Mädchen nach der eigenen Identität.

Das Cover ist in leuchtenden, warmen Farben gehalten. Sowohl der Name der Autorin als auch der Titel des Buches sind einfach, aber kunstvoll auf einem gelben Hintergrund in Szene gesetzt worden. Die verwendeten Großbuchstaben springen dem Betrachter direkt ins Auge. Man erkennt die Farben Rot und Schwarz, aber es gibt keine strenge Trennung, sondern die Übergänge zwischen den einzelnen Buchstaben sind fließend.

Der Titel ist gut gewählt. Er greift den Titel des berühmten Films mit Fred Astaire und Ginger Rogers auf, der die Ich-Erzählerin sehr beeindruckt hat. Fred Astaire tritt als "Blackface" auf; sein Tanz soll an einen schwarzen Stepp-Tänzer erinnern. In ihrer Kindheit war sie von den eleganten Tanz-Szenen hingerissen, als erwachsene Frau ist sie schockiert von den subtilen rassistischen Andeutungen.

Im Mittelpunkt des Buches steht eine namenlose Ich-Erzählerin, die blass und konturenlos bleibt und von der ersten bis zur letzten Zeile des Romans im Schatten von dominanten Frauen steht. ihre Lebensumstände sind desolat; sie lebt in einer Sozialwohnung in einem Brennpunkt von London. Ihre Mutter ist eine stolze Jamaikanerin, die von afrikanischen Sklaven abstammt, ein politisches Bewusstsein entwickelt und sich für sozial benachteiligte Menschen engagiert, während ihr weißer Vater den gemeinsamen Haushalt führt Die familiäre Konstellation ist bei ihrer Freundin Tracey ähnlich; ihr leiblicher Vater ist ein farbiger Kleinkrimineller, während ihre weiße Mutter faktisch alleinerziehend ist und ihren gesamten Ehrgeiz auf ihre talentierte Tochter projiziert, die ihr den ersehnten sozialen Aufstieg ermöglichen soll.

Das Geschehen wird ausschließlich aus der Perspektive der Ich-Erzählerin vermittelt. Sie nimmt uns mit auf eine Zeitreise; wir begleiten sie von den frühen 1980er Jahren bis in die jüngste Vergangenheit. In ihrem Leben gibt es einige Brüche, die durch den ständigen Wechsel der zeitlichen Ebenen gespiegelt werden. Statt einer chronologischen Erzählung werden nur einzelne Schlaglichter auf wichtige Stationen in ihrem Leben geworfen, die für ihre Suche nach Freundschaft und Identität wichtig gewesen sind.

Zadie Smith schreibt in einem sehr ansprechenden Stil. Ihr Roman ist kunstvoll gewebt und nimmt den Leser mit auf eine literarische Reise von London über New York bis Gambia, kann aber trotzdem nicht vollständig überzeugen. Zu viele wichtige Themen werden in ihrem Buch lose angerissen, aber nicht vertieft. Deshalb kann ich nur vier Sterne vergeben.

Bewertung vom 25.07.2017
Billy the Beast. Ein Traum von einem Tiger
Menke-Peitzmeyer, Jörg

Billy the Beast. Ein Traum von einem Tiger


sehr gut

Weck den Tiger in dir...

Das Buch "Billy the Beast - ein Traum von einem Tiger" richtet sich in erster Linie an Jugendliche. Im Mittelpunkt steht ein pubertierender Junge, der es im wahrsten Sinne des Wortes schwer hat. Bert ist dick. Sogar sehr dick. Stolze 101 Kilo bringt er auf die Waage. Alles nervt. Gut, dass es Günther Jauch gibt: Bei seiner Lieblingssendung kann Bert ungestört von zu Hause mit raten. Doch dann ändert sich alles: Bert wird das Maskottchen einer Eishockeymannschaft und als „Billy the Beast“ im Tigerfell berühmt. Die Pfunde purzeln, eine glücklichere Welt unterhalb der 100-Kilo-Grenze scheint möglich. Aber bald kommt die Millionenfrage: „Wie erobert man das Herz einer Cheerleaderin?“ Der Zusatzjoker muss her …

Das Cover dieses Buches zieht sofort die Blicke des Betrachters auf sich. Man sieht eine behaarte Pfote, die zu einem Karnevalskostüm gehören könnte. Der ausgestreckte Zeigefinger könnte signalisieren: Pass auf, jetzt bin ich dran.

Der Titel des Romans greift den Namen des Maskottchens auf, hinter dem Bert seine wahre Identität verbergen kann. Billy the Beast ist ein Traum von einem Tiger - er hilft dem Mobbingopfer Bert aus seiner Isolation heraus und gibt ihm die Chance, sein Leben zu überdenken und sich zum Positiven hin zu verändern.

Der Autor Jörg Menke - Peitzmeyer schreibt in einem humorvollen, mitunter rotzigen Tonfall, der seinem pubertierenden Helden Bert entspricht. Das Geschehen wird ausschließlich aus seiner Perspektive geschildert. Wir erleben den harten Alltag eines Jungen mit, der mit vielen Problemen konfrontiert wird. Seine alleinerziehende Mutter sucht verzweifelt nach einer stabilen Partnerschaft, erwischt aber nur eiskalte Typen, die sie für ihre eigenen Bedürfnisse ausnutzen und sie danach wieder fallen lassen. Ihren Frust ertränkt sie in Alkohol; Bert wiederum stopft sich mit Süßigkeiten voll. Durch sein Übergewicht wird Bert zum Mobbingopfer, das seinen Peinigern nichts entgegen zu setzen hat. In der Schule wird er beleidigt, bestohlen und geschlagen.

Insoweit ist seine Begegnung mit "Billy the Beast" ein riesiger Glücksfall für ihn, weil er in eine neue Haut schlüpfen darf. Im Laufe des Buches durchläuft Bert einen wichtigen Entwicklungsprozess; er übernimmt Verantwortung für sich selbst und seine Mutter, die ebenfalls einen Schlussstrich unter die Vergangenheit zieht.

Der Fall von Bert ist erschreckend - aber er ist leider gesellschaftliche Realität. Es macht mich wütend, wenn ich lese, dass die Lehrer an der Schule das Mobbing an einem Schüler tatenlos mitansehen und Bert durch eigene gedankenlose Kommentare obendrein noch verletzen. Eine Sanktion dieses Fehlverhaltens gibt es nicht. Das Buch bietet hinterher eine späte Genugtuung, als sich alle Maskottchen solidarisch hinter Bert stellen und die kriminellen Jungen in einer Gemeinschaftsaktion zur Rechenschaft ziehen. Allerdings hat diese gerechte Strafe einen ziemlich negativen Beigeschmack, weil die Verbündeten von Bert nicht aus Liebe zu ihm handeln, sondern nur ihren Kameraden "Billy the Beast" schützen wollen.

Der Roman "Billy the Beast - ein Traum von einem Tiger" soll allen Jugendlichen Mut machen, sich zur Wehr zu setzen und aus der Opfer-Rolle zu befreien. Leider wird dieses Ziel nur teilweise erreicht. Deshalb kann ich nur 4 Sterne vergeben.

Bewertung vom 25.07.2017
Ein Garten voller Sommerkräuter
Leuze, Julie

Ein Garten voller Sommerkräuter


ausgezeichnet

Eine neue Chance für die Liebe - und das LebenDer Roman "Ein Garten voller Sommerkräuter" von Julie Leuze spielt in Großbritannien. Im Mittelpunkt steht Miriam, die mit Anfang vierzig vor den Trümmern ihres Lebens steht: Ihr Mann hat eine andere, ihre erwachsene Tochter braucht sie nicht mehr, und ihr Haus wurde bei der Scheidung verkauft. Wie soll es jetzt weitergehen? Da Miriam nichts mehr zu verlieren hat, fasst sie endlich den Mut, einen alten Traum zu verwirklichen. Sie lässt alles hinter sich, um im südenglischen Devon einen Neuanfang zu wagen. Im hübschen Reedcombe mit seinen weißen reetgedeckten Häusern spürt Miriam sofort: Hier will sie bleiben. Ihr Weg in ein neues Leben ist voller Hindernisse – aber auch voller Chancen auf ein neues Glück ...

Das Cover des Buches ist perfekt gelungen und lädt zum Träumen ein. Der Betrachter blickt auf ein reetgedecktes kleines Haus, das von einem verwilderten romantischen Garten umgeben ist. Es könnte sich um das verwunschene "Hexenhäuschen" in dem malerischen Dorf Reedcombe im südenglischen Devon handeln, das für Miriam zur neuen Heimat wird. Fast glaubt man, den köstlichen Duft der Kräuter zu spüren, die für Miriam zu einer neuen Herzens- und Lebensaufgabe werden. Der Titel des Buches ist gut gewählt; er fügt sich harmonisch in das liebliche Genre-Bild ein und macht auf das Geschehen neugierig, ohne zu viel vom eigentlichen Inhalt preiszugeben.

Die Protagonistin Miriam ist eine klare Sympathieträgerin. Aufgrund einer ungeplanten Schwangerschaft hat sie ihr Studium abgebrochen und auf eine eigene Karriere verzichtet. Stattdessen hat sie sich für Ehe und Familie entschieden und auf das klassische Rollenmodell gesetzt. Nach dem Scheitern ihres Lebenstraums muss sie ihre rosarote Brille absetzen und sich in der rauen Wirklichkeit zurechtfinden. Sie entscheidet sich, ihre Heimat zu verlassen und ihr Glück in England zu suchen. In einem gewissen Sinne tritt sie in die Fußstapfen der verstorbenen Vorbesitzerin Phyllis; sie übernimmt den betagten Hund Percy und kümmert sich hingebungsvoll um die Kräuter, aber sie bleibt nicht in Düsternis und Verbitterung hängen, sondern nutzt ihre Chance und sieht die Welt mit anderen Augen. Der Leser darf Miriam mehrere Monate lang auf ihrem Lebensweg begleiten und ihre (positive) Entwicklung von einer deprimierten verlassenen Frau zu einer aktiven, engagierten Unternehmerin beobachten, die ihr Leben (und die Liebe) tatkräftig in die eigenen Hände nimmt und ihre Träume lebt.

Julie Leuze schreibt in einem sehr schönen Stil. Das Buch lässt sich flüssig lesen, und man möchte es gar nicht mehr aus der Hand legen. Es ist ein richtiger Wohlfühl-Roman. Das Dorf Reedcombe erwacht durch die anschaulichen Schilderungen von Julie Leuze zum Leben, und man sieht das verwunschene Hexenhäuschen inmitten der ländlichen Idylle vor sich. Der Inhalt des Romans wirkt glaubhaft; Julie Leuze zeichnet ein realistisches Bild von dem dörflichen Alltag in Reedcombe und spart bittere Enttäuschungen für ihre Protagonistin Miriam nicht aus. Besonders gelungen ist die Einteilung der einzelnen Kapitel. Die Autorin stellt ihre Sachkenntnis unter Beweis, stellt eine typische Pflanze für den jeweiligen Monat vor und weist auf ihre besondere Wirkung auf den Menschen hin. Auf diese Weise ist für jeden Monat ein Kraut gewachsen!

Für mich ist dieses Buch der perfekte Sommer-Roman, den man in seinem Garten mit einer guten Tasse Tee, umgeben von duftenden Sommer-Kräutern, genießen sollte.

Bewertung vom 13.07.2017
Big Rock - Sieben Tage gehörst du mir! / Big Rock Bd.1
Blakely, Lauren

Big Rock - Sieben Tage gehörst du mir! / Big Rock Bd.1


sehr gut

Selbsterkenntnis soll der erste Weg zur Besserung sein. Dieser Roman kann sein literarisches Genre nicht verleugnen - und er will es auch gar nicht. Er ist aus der Perspektive eines männlichen Alphatiers geschrieben, das bisher einen weiten Bogen um feste Beziehungen gemacht hat und über eine aufregende Woche in seinem Leben erzählt.

Trotz der coolen Sprüche und Macho-Attitüden ist Spencer auf den ersten Blick sympathisch. Zusammen mit seiner besten Freundin Charlotte betreibt er eine erfolgreiche Kette von Bars, nachdem sie zuvor einschlägige Erfahrungen (und Startkapital) in einem anderen Beruf gesammelt haben. Sie sind ziemlich beste Freunde, die sich selbst nicht allzu ernst nehmen und über ihre ausgeprägten Macken lachen können. Zwischen ihnen sprühen die Funken; sie sind gleichberechtigte Geschäftspartner und liefern sich hinreißende Wortgefechte. Auch an erotischer Anziehungskraft mangelt es nicht; Charlotte und Spencer sind füreinander geschaffen, scheuen sich allerdings ihre wahren Gefühle füreinander einzugestehen.

Das Cover ist in ruhigen, zurückhaltenden Farben gehalten. Der optische Hingucker ist ein kostbarer Diamantring, der die ersten beiden Worte des Titels symbolträchtig miteinander verbindet. Durch diesen Kunstgriff wirkt das Cover edel und schlicht zugleich. Der kurze, knackige Titel des Buches ist Programm; der Leser erhält einen kleinen Einblick in das Leben von Spencer und Charlotte, das sich im Laufe einer Woche für immer verändern wird.

Lauren Blakely ist ein locker-flockiger erotischer Roman gelungen, der nicht nur ein atemloses Lese-Vergnügen garantiert, sondern auch für viele Lach-Salven sorgt. Die expliziten Sex-Szenen sind anschaulich beschrieben und gut in die Handlung integriert, und die Liebesgeschichte steuert zielsicher auf das erwartete Happy-End für Charlotte und Spencer hin.