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hundeliebhaber

Bewertungen

Insgesamt 392 Bewertungen
Bewertung vom 09.11.2020
Das Buch eines Sommers
Kast, Bas

Das Buch eines Sommers


sehr gut

Seit Nicolas nach seinem Abitur einen Sommer bei seinem Onkel Valentin verbringt und seinen Liebeskummer verarbeitet, träumt er davon, wie Valentin, Schriftsteller zu werden. Allerdings funkt das Leben dazwischen und er übernimmt das Unternehmen seines Vaters. Bald bestimmen Meetings, Termine und Arbeit sein Leben. Die Unzufriedenheit darüber wächst, was auch seine Frau und sein Sohn zu spüren bekommen. Dann stirbt sein Onkel Valentin, die Familie macht sich zur Beerdigung auf und verbringt einige Tage in Valentins Villa. Dort träumt Nicolas, hinterfragt sein Leben und wird langsam der, der er ist.

Ich habe zuvor noch kein Buch von Bas Kast gelesen und bin von der Geschichte gerührt, auch wenn sie oftmals nur an der Oberfläche bleibt. Der Schreibstil und die Art des Erzählens gefallen mir gut. Es werden die Träume mit philosophischen Gesprächen beschrieben, darin verbergen sich zahlreiche Lebensweisheiten, die teilweise etwas überladen waren. Dennoch gefällt mir die Idee sehr gut und ich habe das Buch über diesen Sommer, der das Leben von Nicolas und seiner Familie immens verändert, sehr gern gelesen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.11.2020
Die zitternde Welt
Paar, Tanja

Die zitternde Welt


gut

Ende des 19. Jahrhunderts macht sich die hochschwangere Maria von Österreich auf den Weg nach Anatolien, wo Wilhelm als Ingeniuer am Bau der Bagdadbahn mitarbeitet. Gemeinsam ziehen sie dort ihre drei Kinder groß, Maria trägt Reformkleider, fühlt sich frei und kann sich selbst entfalten - bis zum Umschwung im 20. Jahrhunderts. Die Bagdadbahn fordert berufliche Veränderungen und der Krieg kündigt sich an. Für die Familie beginnt nun ein reger Ortswechsel in verschiedenen Zeiten und Regionen.

Tanja Paar hat einen ruhigen, atmosphärischen Schreibstil und hat mich gerade mit der ersten Hälfte des Romans in ihren Bann ziehen können. Die Figuren entwickeln sich, Heimat wird beschrieben und die Entwicklungen innerhalb der Familie, der wirtschaftlichen Situation und den wechselnden Orten.
Mit Beginn des ersten Weltkriegs muss sich jedes Familienmitglied die Frage nach Heimat, nach Selbstverwirklichung und Lebensstandards neu stellen. Zu diesem Zeitpunkt habe ich den Draht zu den Figuren verloren, konnte ihre weitere Entwicklung oft nicht nachvollziehen und war mit dem Ende des Buchs auch nicht wirklich zufrieden. Ich hatte das Gefühl, ins Leere zu laufen - so wie teilweise die Romanfiguren selbst.

Bewertung vom 08.11.2020
Capitana
Love, Melissa Scrivner

Capitana


ausgezeichnet

Lola Vasquez ist im südlichen L.A. der Kopf eines Drogenrings und sichert sich mit ihrer Partnerin und Staatsanwältin Andrea so eine sichere finanzielle Grundlage. Ihren Nachbarn steht sie stets helfend zur Seite, versorgt sie mit Lebensmitteln oder zahlt ihre Mieten, damit alles friedlich ist und es ihren Leuten gut geht. Draußen vor ihren Fußsoldaten ist sie die harte Killerin und Drogenboss, im Haus allerdings zeigt sie als Pflegemutter ihre weiche Seite und ihr hohes Verantwortungsgefühl sowie ihre Erziehungsfähigkeit und den Ehrgeit, dass ihre Tochter Lucy es gut hat im Leben. Die Situation im Viertel ändert sich, als eine schwangere Frau Lola bittet, dafür zu sorgen, dass ihr prügelnder Ehemann nicht aus dem Gefängnis kommt. Dieser sitzt in demselben Gefängnis wie Hector, Lolas Bruder, weshalb sich rasch eine Lösung findet. Dass sie damit einen Krieg auslöst, kann sie bis dahin nicht ahnen.

Melissa Scrivner-Love hat mit Lola eine starke weibliche Protagonistin geschaffen, die pragmatisch und strategisch handelt und dabei stets ein Wohlwollen gegenüber ihren Mitmenschen hegt. Allerdings zeigt sie Stärke und Härte gegenüber sich selbst und allen Widersachern.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm, sie schreibt clever, nüchtern und fordert trotz konstant ansteigender Spannung, dass man mitdenkt, um allen Entwicklungen folgen zu können.

Ein spannender Thriller im Drogenmilieu mit einer harten und taffen Lady an der Front!

Bewertung vom 08.11.2020
Jahresringe
Wagner, Andreas

Jahresringe


ausgezeichnet

Leonore Klimkeit flieht als junges Mädchen aus Ostpreußen und hat dabei nur ein Ziel vor Augen: den Westen. Es verschlägt sie in ein kleines Dorf zwischen Köln und Aachen, wo sie vom örtlichen Moppen-Bäcker und dessen Mutter aurgenommen wird. Obwohl sie von den Dorfbewohnern als Aussätzige behandelt wird, bleibt sie dort und übernimmt schließlich die Bäckerei und gebährt einen Sohn. Doch richtig heimisch fühlt sie sich nur im nahegelegenen Wald, wo sie unter den großen Bäumen Zuflucht findet. Doch eines Tages muss er dem Braunkohle-Tagebau weichen und das Dorf soll samt Leonore in eine Naubausiedlung umgesiedelt werden.

Andreas Wagner erzählt in "Jahresringe" aus drei verschiedenen Erzählperspektiven von drei verschiedenen Ansichten und Wahrnehmung von Heimat. Leonore, ihr Sohn Paul und dessen volljährige Kinder Sarah und Jan haben alle eine tiefe Verbundenheit zum Wald, fühlen sich zum alten Dorf hingezogen. Während Leonore erneut entwurzelt wird und versucht, für ihren Sohn und ihre Enkel eine neue Heimat aufzubauen, setzen diese sich mit dem Braunkohle-Tagebau auseinander, positionieren sich und fragen sich überdies auch, was Heimat ist.

Der Erzählton ist ruhig, das Tempo gemächlich und zwischen den Zeilen schwingt so viel mit. Es geht natürlich um die Abholzung des Hambacher Forsts, aber auch um Flucht, Vertriebensein, Tradition und das Leben im Dorf.

Ein toller Roman, dem es zuzuhören gilt.

Bewertung vom 05.11.2020
Zero Waste - so geht's
Klaus, Verena

Zero Waste - so geht's


ausgezeichnet

Verena Klaus hat mich mit ihrem Zero Waste-Buch vollkommen abgeholt. Sie schreibt sehr locker und leicht, beleuchtet sämtliche Lebensbereiche - von Küche, über Bad, Mobilität und Kinder. Dabei behandelt sie auch die Klassiker Müllvermeidung und unverpacktes Einkaufen, was mir bei Zero Waste als Allererstes in den Sinn kommt. Doch die Autorin zeigt auf, dass es noch so viel mehr Ebenen gibt - in verschiedenen Schwierigkeitsstufen und manche weniger komplex als andere. Mich konnte sie mit ihren alltäglichen Tipps, Rezepten, Alltagsstrategien und ihrem umfangreichen Wissen inspirieren. Manche Dinge kamen mir so noch nicht in den Sinn.

Was mir besonders gut gefällt, dass Verena Klaus lediglich ihr Wissen teilt, aus ihren eigenen Erfahrungen und von ihrem persönlichen Proozess erzählt, ohne dabei zu moralisieren oder den Zeigefinger zu erheben.
Ich schätze, hier findet jeder und jede etwas, unabhängig davon, wie weit man schon im Zero Waste-Thema ist.

Bewertung vom 11.10.2020
Raum der Angst
Meller, Marc

Raum der Angst


sehr gut

Hannah kommt erschöpft von ihrem Job aus der Bar nach Hause, macht es sich auf der Couch gemütlich und wacht plötzlich in einem kalten Raum auf. Sie wurde betäubt, entführt und weiß nicht weshalb - ihren Entfüher sieht sie nach dem Aufwachen nämlich nicht. Stattdessen trifft sie auf sieben Mitspieler in einem Experiment. Gemeinsam müssen sie Rätsel lösen und aus jeweiligen Räumen entkommen. Doch schnell stellt sich heraus, dass nie alle aus dem gelösten Raum entkommen - ein Spieler muss immer sterben.

Marc Meller hat hier einen sehr spannenden Thriller geschrieben, der die Leser*innen mit einem packenden Schreibstil und einem straffen Spannungsbogen in das brutale Experiment mitnimmt. Die Erzählpassagen wechseln und berichten von den Ermittlungen, dem Experimentdurchführer und den Entwicklungen im Escape-Room-Schloss.
Einige Sequenzen sind sehr anschaulich und brutal. Meller spielt förmlich mit der Angst seiner Figuren und lässt Machtverhältnisse schwanken und regelmäßig wechseln.

In sich ist der Thriller durchdacht, die Kapitel sind clever angeordent und die Auflösung hält ebenfalls noch einiges an Spannung bereit.

Bewertung vom 11.10.2020
Was uns verbindet
Gowda, Shilpi Somaya

Was uns verbindet


gut

Die vielgereiste indische Diplomatentochter Jaya und Geschäftsmann Keith lernten sich in einem Londoner Pub kennen, verliebten sich schnell, heirateten und bekamen zwei Kinder. Vor allem die ältere Tochter, Karina, hatte mit ihren äußerlich sichtbaren indischen Wurzeln zu kämpfen, die sie stets als "anders" kennzeichneten. Die Bindung zu ihrem hellhäutigen Bruder Prem war dennoch sehr innig - bis ein schweres Schicksal die Familie zerrüttete.

Shilpi Somaya Gowda thematisiert den plötzlichen Kindstod und verschiedene Wege mit dem Umgang von Trauer. Während Jaya sich dem Glauben und den Gebeten widmet, stürzt sich Keith voller Tatendrang in die Arbeit und Karina verletzt sich selbst.

Das erste Drittel des Buches fand ich sehr mitreißend und bewegend, ich fühlte mich emotional eingebunden und verfolgte das Handeln und die Gedanken der Figuren mit großem Interesse. Bald jedoch verlief sich das irgendwie, das Geschehen und der Erzählton hatten etwas Langweiliges an sich, vieles fand ich übertrieben oder nicht nachvollziehbar dargestellt und insgesamt trieben die einzelnen Familienmitglieder vermehrt auseinander. Durchbrochen wurde das Geschehen durch fast schon bizarre und absurde Passagen.
Das Ende kam für mich zu schnell und gemessen an allem, was davor geschah, auch zu überstürzt. Ich habe von dem Buch erwartet, dass es tatsächlich beschreibt, was verbindet, aber ich hatte eher das Gefühl, dass alles thematisiert und ausgeschmückt wurde, was (dauerhaft) trennt.

Bewertung vom 11.10.2020
Unser Mathelehrer unterrichtet von draußen - damit er dabei rauchen kann!
Greiner, Lena;Padtberg-Kruse, Carola

Unser Mathelehrer unterrichtet von draußen - damit er dabei rauchen kann!


gut

Unterteilt in verschiedenen Kategorien werden hier die Verhaltensweisen und Unterrichtsmethoden der Lehrer auf die Schippe genommen. Dabei findet wohl jede/r LeserIn Situationen, die sie an die eigene Schulzeit erinnern.

Die Geschichten sind kurz gehalten und lassen sich so schnell weglesen. Der Schreibstil der beiden Autorinnen ist gewohnt flüssig und locker, was zur Art des Erzählens passt. Aufgelockert werden die einzelnen Kapitel durch Cartoons, die teilweise sogar sehr gut gelungen sind - unterhaltsamer als manche Geschichten.

Lena Greiner und Carola Padtberg präsentieren hier die "lustigsten" Stories über Lehrer. Ich fand die vorherigen Bände stärker, was den Unterhaltungsfaktor angeht. Ich konnte zwar bei einigen Geschichten schmunzeln, aber ein Auflachen oder ein überraschend kommender Witz blieben leider aus.

Bewertung vom 11.10.2020
Die Rückkehr des Würfelmörders / Fabian Risk Bd.5
Ahnhem, Stefan

Die Rückkehr des Würfelmörders / Fabian Risk Bd.5


sehr gut

Der zweite Teil knüpft nahtlos an die Geschehnisse aus Teil 1 "Der Würfelmörder" an, weshalb ich nicht auf den konkreten Inhalt eingehen werde.

Ich war von dem ersten Teil nicht sonderlich begeistert, aber da ich schon gern wissen wollte, wie es weitergeht und wer nun der Mörder ist, der seine Opfer auswürfelt, habe ich den zweiten Teil gelesen und wurde tatsächlich überrascht.
Es bestehen noch immer viele Bezüge auf die Vergangenheit von Fabian Risk und seinem Team, die ich mangels Lektüre der anderen Bände nicht wirklich verstehen konnte, dennoch las es sich etwas flüssiger als der erste Teil.
Die vielfältigen Handlungsstränge blieben ebenfalls bestehen, von denen mich einige nicht wirklich interessierten und begeistern konnten. Auch die Dialoge sind oftmals sperrig.

Auch der Spannungsbogen bleibt lange recht flach und steigert sich erst nach mehr als der Hälfte der Lektüre. Die offenen Fragen aus dem ersten Band werden jedenfalls größtenteils beantwortet, sodass ich allen Leser*innen des ersten Teils die Lektüre des zweiten Teils empfehle, allerdings bleiben auch noch Fragen offen.