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Kerstin

Bewertungen

Insgesamt 630 Bewertungen
Bewertung vom 05.03.2018
Für immer ist die längste Zeit
Fabiaschi, Abby

Für immer ist die längste Zeit


ausgezeichnet

Schön traurig, aber auch voll mit Humor

Maddy, die Ehefrau von Brady und Mutter der siebzehnjährigen Eve ist vom Dach der Bibliothek gestürzt und schaut nun vom Himmel aus auf ihre Familie herab. Schnell merkt sie, dass sie auch von oben Einfluss auf ihre Liebsten haben kann. Sie möchte, dass es den beiden wieder besser geht. Und vor allem, dass es eine neue Frau für die beiden gibt. Da kommt ihr die Grundschullehrerin Rory gerade recht.

Erzählt wird dieses Buch aus verschiedenen Perspektiven, jeweils in der Ich-Form. Jedes Kapitel ist in drei Abschnitte geteilt. Zunächst kommt Maddy zu Wort, dann Eve und zum Schluss Brady. Die Geschichte ist sehr traurig. Allerdings enthält sie auch viel schwarzen Humor, wodurch es manchmal etwas bissig wirkt. Vor allem Maddies Teil ist sehr unterhaltsam. Mit der Zeit wird auch Eve etwas bissiger. Aber das Buch ist auch sehr hoffnungsvoll. Als Leser erlebt man mit, wie die Hinterbliebenen langsam mit der Situation klar kommen und die Vergangenheit reflektieren.
Schön finde ich, das Maddy Tagebuch geführt hat und das Eve und Brady abwechselnd darin lesen. So erhält der Leser Einblicke in Maddies Gefühlswelt. Und merkt, wie unzufrieden sie war. Denn in ihren Passagen reflektiert und beeinflusst sie hauptsächlich das Handeln ihrer Lieben.
Eve wirkt für ihre siebzehn Jahre sehr erwachsen. Schon vor dem Tod ihrer Mutter. Sie ist recht intelligent und dies spiegelt sich in ihrem Charakter wider. Ich fand ihre Entwicklung in Laufe der ersten Monate nach dem Tod ihrer Mutter sehr schön anzusehen. Doch die größere Entwicklung macht definitiv Brady durch. Er erkennt endlich, dass er in den letzten Jahren zu einem Arbeitstier geworden ist und was ihm dadurch zu Hause entgangen ist. Anfangs war er mir sehr unsympathisch. Ein eigenbrötlerischer, trinkender, stänkernder Ekel. Doch mit seiner Entwicklung, entwickelte sich meinerseits eine Sympathie.
Die Darstellung der Charaktere war sehr realistisch, dass vor allem die Gefühle der Protagonisten im Fokus standen, fand ich hier gut. Als Leser erlebt man mit, wie sich Eve und Brady Vorwürfe machen und sich das Hirn zermartern, wieso Maddy gesprungen ist.
Der Schreibstil von Abby Fabiaschi gefällt mir sehr gut. Er ist leicht zu lesen und irgendwie hat er was Anziehendes an sich. Die Mischung aus traurig und humorvoll ist ihr sehr gut gelungen. Auch die teils bissigen und sarkastischen Einschübe waren wunderbar.

Ich hatte ein gutes Buch erwartet und war überrascht, wie gut es ist. Ich habe überhaupt nichts auszusetzten und fand vor allem das Ende sehr, sehr gut! Deshalb vergebe ich volle fünf von fünf Sterne.

Sehr gefallen hat mit folgender Satz (S. 340): „Wut ist bloß ein Anker, der dich daran hindert, voranzukommen.“ 

Bewertung vom 21.02.2018
Woman in Cabin 10
Ware, Ruth

Woman in Cabin 10


gut

Habe mir mehr erwartet

Laura „Lo“ Blacklock ist Reisejournalistin und soll während der Jungfernfahrt des Luxuskreuzers Aurora Borealis ihre Chefin vertreten. Doch ein paar Tage bevor es auf große Fahrt geht, wird bei Lo eingebrochen. Noch vom Schock gezeichnet geht Lo auf das Schiff und erlebt dort gleich den nächsten Schock. Nachts hört sie wie etwas ins Meer geworfen wird. Als sie über die Reling schaut, sieht sie eine Frau untergehen. Ist es die junge Frau, die sie wenige Stunden vorher noch in der Kabine neben ihr war? Doch scheinbar kennt diese niemand. Und die Kabine war angeblich die ganze Zeit unbelegt. Jo begibt sich auf die Suche, denn auf einem Schiff kann man nicht entkommen!

Nach dem großen Hype und viel positiver Kritik wurde ich letztendlich doch neugierig und wollte diesen Thriller unbedingt lesen. Doch leider wurde ich enttäuscht. Es fing schleppend an. Mit dem Einbruch bei Lo wurde es etwas spannend. Aber danach wurde es sehr zäh und langweilig. Auf dem Schiff angekommen gibt es gefühlt eine Ewigkeit Small Talk, bis es dann endlich zu diesem nächtlichen Zwischenfall kommt, bei dem scheinbar etwas über Bord geht. Danach wird es auch wieder eher langweilig. Auf den letzten 80 bis 100 Seiten wurde es endlich spannender. Und die Auflösung des Ganzen war recht vorhersehbar. Irgendwie wirkte auch alles sehr konstruiert und nicht richtig ausgearbeitet. Lo als Charakter hat mir nicht sonderlich gefallen. Irgendwie erschien sie mir unreif und sehr labil. Zwischenzeitlich dachte ich auch, vielleicht hat sie Wahnvorstellungen. Der Schreibstil war in Ordnung und flüssig zu lesen. Die Szenerien und Personen wurden gut beschrieben, so dass man diese vor sich sah und auch ein wenig das Gefühl hatte mit an Bord der Aurora zu sein. Doch schien es mir eine sehr langweilige und oberflächliche Gesellschaft zu sein.
Was ich etwas „besonders“ fand, waren die E-Mails und Pressemitteilungen, die immer wieder zwischen die einzelnen Kapitel geschoben wurden. Diese gaben Einblicke in die Zukunft. Einerseits fand ich das schlecht, da sie etwas spoilern. Andererseits waren sie auch gut um „aufzuwecken“, da man nun wusste, es kommt bald was und die Langeweile muss ein Ende haben.
Alles in allem hatte ich einen spannenden Thriller erwartet, den ich nicht mehr aus der Hand legen kann. Leider bekam ich einen mittelmäßigen Thriller mit unsympathischer Protagonistin. Somit vergebe ich nur drei von fünf Sternen.

Bewertung vom 19.02.2018
Totenweg / Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn Bd.1
Fölck, Romy

Totenweg / Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn Bd.1


ausgezeichnet

Spannender Krimi mit viel Potenzial zum Spekulieren

Bjarne Haverkorn knabbert seit 20 Jahren an einem ungelösten Fall. Damals wurde ein totes Mädchen in einer Scheune am Totenweg gefunden. Nun ist Haverkorn wieder in Deichgraben in der Elbmarsch. Ausgerechnet der Vater der besten Freundin des toten Mädchens wurde niedergeschlagen. Es scheint keine Anhaltspunkte zu geben. Und Haverkorn kann den alten Fall einfach nicht ruhen lassen. Er beginnt wieder zu ermitteln.

Dies ist der erste Teil einer neuen Krimi-Reihe, die in der Elbmarsch spielt. Bjarne Haverkorn, ein erfahrener Kommissar, kurz vor der Pensionierung, ermittelt zusammen mit Frida Paulsen, einer gerade von der Polizeihochschule kommenden Kommissarin. Sie bearbeiten einen aktuellen Fall, sowie einen Cold Case. Dieser Krimi hat mich von den ersten Seiten an gepackt und es war ein klasse Lesevergnügen. Es war sehr spannend. Sehr gefallen hat mir, dass es sehr viel Raum für Spekulationen gab (ich habe dieses Buch in einer Leserunde gelesen und es ging heiß her). Es wurden einem so viele Hinweise und Details zugesteckt, dass man bei und hinter allem eine Verschwörung witterte. Das macht meiner Meinung nach einen guten Krimi aus. Die Charaktere waren gut ausgearbeitet und wirkten realistisch. Haverkorn tut einem irgendwie leid. Er nagt immer noch an dem alten Fall, außerdem hat er Probleme mit seiner Frau. Frida ist sehr sympathisch. Sie scheint sehr taff zu sein, auch wenn an ihr die Vergangenheit nicht spurlos vorbeigegangen ist. Schön fand ich hier, dass Charaktere meist durch Fridas Erinnerung vorgestellt wurden. Diese Passagen waren gedankliche Rückblenden Fridas. Sie erinnerte sich an Situationen in der Vergangenheit. Diese Passagen wurden kursiv dargestellt, so dass der Leser es einordnen konnte.

Der Schreibstil von Romy Fölck ist sehr angenehm und flüssig zu lesen – hätte ich dieses Buch nicht in einer Leserunde gelesen, hätte ich es mit Sicherheit in einem Rutsch durchgelesen. Die Atmosphäre mit der Elbmarsch hat mir sehr gut gefallen. Es wirkte düster und somit passend für einen Krimi. Die Beschreibung der Apfelplantagen/-höfe war sehr anschaulich. Ich habe die Landschaft beim Lesen richtig vor mir gesehen. Es scheint dort recht idyllisch zu sein. Der Spannungsbogen war gut und mir hat die schlüssige Auslösung gefallen. Die ganze Handlung ist sehr dynamisch. Eins passiert nach dem anderen. Und man hat kaum Zeit aufzuatmen. Ich habe an diesem Krimi nichts auszusetzen und kann eine klare Leseempfehlung aussprechen. Ich vergebe volle fünf von fünf Sterne.

Bewertung vom 18.02.2018
Flugangst 7A
Fitzek, Sebastian

Flugangst 7A


ausgezeichnet

Wer wird zur tödlichen Waffe im Flugzeug?

Stellen sie sich vor, sie wollen nur von Buenos Aires nach Berlin fliegen. Doch dann sollen sie das Flugzeug zum Absturz bringen, ansonsten stirbt ihre Tochter, die gerade in Berlin ihr Kind zur Welt bringen soll. Genau das passiert dem Psychiater Dr. Mats Krüger. Seine Tochter Nele wurde von einem Verrückten entführte, wenige Minuten nach dem bei ihr die Fruchtblase geplatzt ist. Und Mats soll nun während der dreizehn Stunden Flug seine ehemalige Patientin dazu bringen, dass Flugzeug abstürzen zu lassen. Es beginnen dreizehn sehr spannende und nervenzerreißende Stunden – und der Leser ist live dabei!

Dieser Thriller von Sebastian Fitzek konnte mich wieder voll und ganz überzeugen und hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Die letzten Bücher fand ich nicht mehr ganz so gut, wie seine früheren Werke. Doch hier ist ihm es wieder gelungen mich komplett zu fesseln. Sebastian Fitzek schafft es den Leser mit seinem Schreibstil nur so über die Seiten fliegen zu lassen. (Kleines Wortspiel ;)) Die Kapitel werden aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt und sind sehr kurz, was dazu verleitet nur noch eben ein Kapitel lesen zu wollen. Und dann, ach, noch eins, ist ja so kurz. Und schwupps ist man fertig. Während der 380 Seiten bekommt man kaum Zeit einmal durchzuatmen. Schlag auf Schlag passiert etwas. So muss ein Thriller sein!
Die Charaktere kamen realistisch rüber. Auch wenn viele psychisch nicht grade in Bestform sind – aber das ist ja auch in der Wirklichkeit so. Einige schreiben in ihren Rezensionen, dass es ihnen zu unrealistisch ist. Die Ansammlung von allem ist vielleicht unrealistisch, aber die einzelnen Handlungsstränge sehe ich als sehr realistisch an. Wer kann schon in seinen Nebensitzer hineinschauen?! Es gefällt mir, dass Fitzek es schafft, mit wenigen Worten eine Beziehung zwischen Leser und Charakteren zu schaffen. Sie kommen einem nach wenigen Seiten bekannt vor. Auch toll finde ich, wenn doch immer wieder ein paar Charaktere aus früheren Werken auftauchen. Es spielt ja immer alles in Berlin und so viele Menschen sind es da dann eben doch nicht. Mats und Nele waren mit sehr sympathisch. Mats, wie er zum einen mit seiner Flugangst und zum anderen mit sich selbst kämpft. Kann er nun seine ehemalige Patientin so verletzen und seine gesamte Therapie rückgängig machen und dazu die Angst um seine Tochter. Nele tut mir leid. Sie hatte die Geburt so gut geplant, dass ihrem Baby durch ihre HIV-Infektion nichts passieren kann und dann kommt die Entführung. Sie möchte doch nur, dass es ihrem Kind gut geht.
Sehr gefallen hat mir, dass es viele Wendungen und Überraschungen gab, mit denen ich nicht gerechnet hätte. Das ist für mich ein wichtiges Kriterium für einen guten Thriller.
Schön finde ich, dass Fitzek für seine Bücher erst einmal ordentlich recherchiert. Und gerne auch Fakten mit einfließen lässt. Zum Beispiel wusste ich nicht, dass sich jede Minute rund 10.000 Flugzeuge in der Atmosphäre befinden. Das ist ziemlich viel. So gesehen passiert ja wirklich wenig.
Auch die Danksagung ist empfehlenswert. Fitzeks Selbstironie gefällt mir einfach.

Ich habe an diesem Thriller nichts auszusetzen und spreche eine klare Leseempfehlung aus und vergebe volle fünf von fünf Sterne.

Bewertung vom 16.02.2018
In eisiger Nacht / Detective Max Wolfe Bd.4
Parsons, Tony

In eisiger Nacht / Detective Max Wolfe Bd.4


gut

Hatte einen besseren Krimi erwartet

In London, genauer in Chinatown, wird ein verdächtiger Lastwagen der Polizei gemeldet. Als diese ihn öffnen, entdecken sie Grauenhaftes: elf erfrorene Frauen und eine Frau ist kurz davor zu sterben. Die jungen Frauen kommen aus vielen verschiedenen Ländern und erhofften sich in London ein besseres Leben führen zu können. Detective Max Wolfe will den Schleuser und seine Auftraggeber dingfest machen. Dafür muss er sich in die Abgründe Londons begeben.

Ich hatte schon viel über diese Reihe gehört – vor allem Positives. Das machte mich neugierig. Aber irgendwie konnte ich mit diesem Buch nicht viel anfangen. Gefangen hat es mich nicht, dabei war der Spannungsbogen durchaus vorhanden. Natürlich wollte ich wissen, auf wessen Kappe die toten Frauen im Kühllaster gehen. Aber die Art von Detective Max Wolfe war mir unsympathisch. Auch mit den anderen Charakteren wurde ich nicht richtig warm. Die blieben mir als Leser einfach zu fern. Viel Ermittlungsarbeit gab es hier auch nicht, die Lösung des Falls ergibt sich eher durch Zufall. Es wurden lediglich die Abgründe Londons dargestellt. Dies war mein erstes Buch von Tony Parsons. Der Schreibstil ist angenehm und flüssig zu lesen. Die Handlung war mehr oder weniger schlüssig. Erzählt wird sie aus der Ich-Perspektive von Max Wolfe. So lernt man ihn auch als Privatperson kennen. Die Geschichte geht Schlag auf Schlag und am Ende wartet eine Überraschung, dennoch konnte mich dieser Kriminalroman nicht überzeugen und ich vergebe nur zweieinhalb von fünf Sternen. Gut fand ich, dass man diesen Band unabhängig von den drei vorherigen Bänden lesen kann.

Bewertung vom 10.02.2018
Die Endlichkeit des Augenblicks
Koch, Jessica

Die Endlichkeit des Augenblicks


weniger gut

Hätte mehr erwartet

Dieser Roman handelt von drei gebrandmarkten jungen Menschen und ihrer Liebe zueinander. Sebastian und Joshua sind seit klein auf beste Freunde. Nach einem tragischen Unfall sind sie wie miteinander verschmolzen. Basti sitzt seit dem im Rollstuhl. Und Josh gibt sich die Schuld daran und möchte am Liebsten sein Leben für Basti geben. Er zieht sich vollkommen in seine Depression zurück. Dann lernen die beiden Samantha kennen. Sie hat es ebenfalls nicht leicht. Ihre Schwester ist Autistin und ihr Vater hat die Familie deshalb verlassen. Auch Sam gibt sich hierfür die Schuld. Wie soll es anders sein, Basti und Sam verlieben sich in einander. Doch dann bekommt Sam einen Zugang zu Josh und holt ihn aus seinem Schneckenhäuschen.
Leider basiert dieser Roman scheinbar auf Schuldzuweisungen. Die erste Hälfte des Romans war die reinste Qual. Josh und Sam wettstreiten schon fast, wer bemitleidenswerter ist und das Lesen macht keinen Spaß. Josh verbreitet eine sehr depressive Stimmung, die leider auch nicht durch Basti und Sam wieder aufgefangen wird. Die zweite Hälfte ist dann etwas angenehmer. Allerdings konnte dies das Ganze auch nicht mehr rausreißen. Die Geschichte war recht hervorsehbar, vor allem nach dem Lesen des Klappentexts. Der Schreibstil von Jessica Koch ist leicht und flüssig zu lesen. Zwischendurch gab es einige schöne Zitate/Aussagen, in denen viel Wahrheit steckt. Die Charaktere waren mir in diesen Kombination zu negativ. Keiner hatte ein normales Leben – bei allen Tragik pur.
Das war mein erstes Buch von Jessica Koch. Ich hatte schon einiges Positives über ihre Bücher – vor allem die Danny-Trilogie – gehört und freute mich aufs Lesen dieses Buches, als ich es geschenkt bekam. Doch leider wurde ich sehr enttäuscht. Und ich hätte es am Liebsten nach 50 Seiten aus der Hand gelegt. Doch da ich jedem Buch die Chance gebe mich doch zu überzeugen, habe ich es zu Ende gelesen. Die letzten 50 bis 70 Seiten waren dann auch wirklich gut. Ich glaube es wäre eine bessere Geschichte geworden, wenn Sam nicht auch ein „gebrandmarktes Kind“ gewesen wäre.
Ich kann leider nur zwei von fünf Sternen vergeben.

Bewertung vom 10.02.2018
Kalte Angst / Max Bischoff - Im Kopf des Mörders Bd.2
Strobel, Arno

Kalte Angst / Max Bischoff - Im Kopf des Mörders Bd.2


ausgezeichnet

Wieder mal ein super spannender Strobel – mit mega Überraschungseffekt

Es gibt einen neuen Fall für den jungen Kommissar Max Bischoff und seinen Kollegen Horst Böhmer beim K11 in Düsseldorf. Ein Mann mit Fliegenmaske dringt nachts in fremde Häuser ein und ermordet die Bewohner. Doch einen lässt er immer am Leben. Dieser muss nicht nur zuschauen, wie seine Liebsten sterben, sondern er soll ES den anderen erzählen. Doch was meint der Täter mit ES? Dann meldet sich auch noch ein Psychiater und berichtete, dass einer seiner Patienten die Morde voraussagt. Werden Max Bischoffs Profiling-Fähigkeiten ihn zum Täter führen?

Dies ist der zweite Teil einer Trilogie. Ich empfehle zunächst den ersten Teil zu lesen und dann den zweiten. Ansonsten fehlen einem stellenweise Informationen. Diese betreffen zwar nicht den aktuellen Fall, aber man kann Max Bischoff mit diesem Vorwissen besser verstehen. Ich habe den ersten Teil ein Jahr vor dem zweiten gelesen und konnte mich leider nicht mehr daran erinnern. Somit musste ich teilweise noch mal nachhaken.

Spannung pur! Und keine Ahnung vom Täter. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Ich habe es in einer Leserunde gelesen und musste somit zwischendurch Pause machen. Am liebsten hätte ich es aber an einem Abend durchgelesen. Der Schreistil von Arno Strobel ist sehr flüssig zu lesen und er weiß, wie man dem Leser immer einen Happen hinwirft und ihn dann zappeln lässt. Die Kapitel sind sehr kurz, so dass sie einen dazu verführen immer noch ein Letztes zu lesen. Bis es dann eben doch zehn oder mehr werden. Mir hat an diesem und an allen anderen Strobel-Thrillern so gut gefallen, dass man auf jedes kleine Detail achten muss, auch wenn es nur in einem Nebensatz erwähnt wird. Denn es kann das entscheidende Detail sein. Auch toll finde ich, wenn man dann nach dem Lesen und Lösen des Falls sich noch einmal diese kleinen Details ins Gedächtnis ruft und dann erst merkt, wie sich alles angedeutet hat.
Max ist der junge Ermittler, vor einem halben Jahr kam er neu zum K11, dann geriet er gleich in einen grausigen Fall (siehe Teil 1). Dieser beschäftigt ihn immer noch. Und anfangs sieht es fast so aus, als hätte er nicht mehr die Kraft sich auf den neuen Fall zu konzentrieren. Doch dann wird der Profiler in ihm geweckt und er beginnt wieder sich in den Täter hineinzuversetzen. Im gegenüber steht Horst Böhmer, der kurz vor der Pensionierung steht und ein alteingesessener Kommissar ist, der aus seinen Erfahrungen schöpft. Dadurch kommt es immer wieder zu kleineren Reibereien und Unstimmigkeiten.

Mir hat dieser zweite Teil besser gefallen, als der erste. Im ersten Teil ging es mehr um Max selbst, als um einen Fall. Hier steht der Fall definitiv im Vordergrund. Da es von der ersten bis zur letzten Seite spannend war und am Ende ein riesen Überraschungseffekt stand kann ich nicht anders als fünf von fünf Sternen vergeben.

Bewertung vom 26.01.2018
Schlüssel 17 / Tom Babylon Bd.1
Raabe, Marc

Schlüssel 17 / Tom Babylon Bd.1


ausgezeichnet

Spannung bis zum Schluss – absolute Leseempfehlung

Bernhard Winkler ist begnadeter Domorganist. Als er eines Morgens in die Kirche kommt erschrickt er. In der Kirche in zehn Meter Höhe hängt eine Leiche – wie ein gerichteter schwarzer Engel. Um den Hals trägt sie einen Schlüssel, in dem die Zahl 17 eingeritzt ist. Bei der Toten handelt es sich um Brigitte Riss, die bekannte Dompredigerin.
Tom Babylon, 33, vom Dezernat 11 der Berliner Kripo wird zu den Ermittlungen hinzugerufen. Er kennt die Tote. Es ist die Mutter einer alten Freundin von Tom. Kann er weiterermitteln? Vor allem, da er immer noch auf der Suche nach seiner vor 19 Jahren verschwunden Schwester Viola „Vi“ ist, die bei ihrem Verschwinden eben einen solchen Schlüssel mit einer eingravierten 17 um den Hals trug. Der Auftakt zu einer Reihe um Tom Babylon kann beginnen!

Mir hat dieser Thriller sehr, sehr gut gefallen! Die Story war interessant, da sie recht vielschichtig ist. Was zunächst nach einem Mord aus radikalen Gründen aussieht, entwickelt sich nach und nach zu einem riesigen, verstrickten Drama, das bis in die Zeiten der DDR und Stasi zurückreicht. Spannung gab es tatsächlich von der ersten bis zur letzten Seite. Der Mörder kommt nicht zu Wort, somit bleibt er bis zum Schluss ein riesen Rätsel. Das hat mir sehr gut gefallen. Ich konnte das Buch irgendwann nicht mehr aus der Hand legen. Eigentlich wollte ich nur noch 100 Seiten lesen, dann waren es schnell 400 und das Buch war zu Ende. Leider. Bis jetzt wurde ich, was die Spannung angeht, noch nie von einem Marc Raabe Thriller enttäuscht. Ich kann die drei anderen wärmstens empfehlen.
Gefallen hat mir auch, dass der Leser nicht nur Einblicke in Toms Ermittlungen hat, sondern es immer wieder kurze „Ausflüge“ in eine Psychiatrische Klinik in Berlin gibt. Hier lebt eine junge Frau, die Klara Winter genannt wird und eine große Abneigung gegenüber der Zahl 17 hat. Wie das Ganze wohl zusammenhängen mag? Desweiteren gibt es noch Rückblenden, zu dem Sommer im Jahr 1998, als Toms Clique eine Leiche fand und seine Schwester spurlos verschwand.
Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet. Sie sind vielschichtig, haben ihre Ecken und Kanten. Und vor allem Tom und Sita haben noch viele Geheimnisse und somit viel Potenzial, sich in den weiteren Teilen zu entwickeln. Das ist gut, da es ja eine Reihe werden soll. Ich bin gespannt, wie es weiter geht. Tom Babylon ist für mich eine sympathische Person. Er sucht auch 19 Jahre nach dem Verschwinden seiner Schwester noch nach ihr. Obwohl ihre Leiche scheinbar geborgen wurde. Leider scheint diese Verzweiflung und Suche ihn aufzufressen. Immer wieder führt er Zwiegespräche mit Vi. Man lernt die Charaktere vor allem dadurch kennen, dass viel über ihre Gedanken geschrieben wird. So zum Beispiel auch bei Toms neuer Partnerin, der Psychologin Sita Johanns. Sie ist ebenfalls voll mit Geheimnissen und kämpft mit ihrer Vergangenheit.
Der Schreibstil von Marc Raabe ist sehr angenehm. Er ist rasant, bildlich und flüssig zu lesen. Wie gesagt, ich habe das Buch fast in einem Rutsch durchgelesen.

Leider war das Buch nach 510 Seiten vorbei. Nun kann ich es nicht erwarten, dass es mit Teil zwei weiter geht. Fast sah es so aus als würde das Buch mit einem Cliffhanger enden. Das wäre nicht so meins gewesen. Denn: ein Jahr warten, bis es zur Auflösung?!
Am liebsten würde ich sechs von fünf Sternen vergeben, aber das geht ja nicht, deshalb eben die vollen Fünf von fünf. Ich kann eine klare Leseempfehlung aussprechen!

Bewertung vom 21.01.2018
Das Versteck auf dem Dachboden
Lobel, Anita

Das Versteck auf dem Dachboden


sehr gut

Die Geschichte einer Überlebenden

Anita Lobel, eigentlich Aneta, erzählt in diesem Jugendbuch ihre eigene Geschichte. Aneta wurde 1934 als Kind jüdischer Eltern in Krakau, Polen, geboren. Ihr Vater besaß eine Schokoladenfabrik. Sie waren eine angesehene Familie, denen es gut ging. Sie hatten sogar Personal. Unter anderem die Kinderfrau Niania, die für Aneta und ihren Bruder später zu ihrer wichtigsten Bezugsperson werden sollte. Anetas Vater verließ rechtzeitig das Land, bevor die Nazis eine zu große Gefahr wurden. Ich finde das etwas merkwürdig, dass nur er ging und seine Familie allein ließ. Es war zwar mit Sicherheit einfacher als einzelne Person das Land zu verlassen. Aber man sollte sich doch danach wenigstens drum kümmern, dass die anderen nachkommen können. Dies war hier wohl nicht der Fall. Anetas Mutter besorgte sich einen falschen Pass und konnte sich so durchschlagen. Zum Schutz der Kinder sollte nun die Kinderfrau Niania auf die beiden aufpassen und sie für ihre Kinder ausgeben. Es beginnt eine lange Odyssee der Flucht. Zunächst zu Verwandten des Vaters, später in Nianias Herkunftsdorf. Letztendlich in ein Kloster. Dort fliegen Aneta und ihr Bruder leider auf und werden deportiert.
Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Aneta erzählt. Meist auch aus dem Blickwinkel eines Kindes. Somit eignet sich dieses Buch gut für Jugendliche/ältere Kinder. Ich selbst habe dieses Buch zum ersten Mal mit 12 oder 13 gelesen. Daraufhin habe ich weitere Bücher über die NS-Zeit gelesen. Für den Einstieg ins Thema finde ich dieses Buch gut geeignet. Es ist nicht zu schlimm, dass es für Kinder nicht angebracht wäre.
Sehr gefallen hat mir, dass auch Bilder/Fotos enthalten sind. Diese sind in mehreren Sammlungen zwischen dem Text untergebracht. Allerdings verraten diese häufig schon Dinge, die erst später im Text erwähnt werden.
Ich hatte das Buch in guter Erinnerung, doch nach dem erneuten Lesen gefällt es mir nicht mehr ganz so gut. Es gibt sicherlich bessere Jugendbücher über die NS-Zeit. Irgendwie war mir Aneta auch etwas unsympathisch.
Ein großer Kritikpunkt ist für mich der Titel. Im ganzen Buch ist mir kein Versteck auf dem Dachboden untergekommen. Verstecken musste sich die kleine Aneta sehr häufig und sehr lang. Aber bei diesem Titel hätte ich erwartet, dass es ein längeres Versteck auf einem Dachboden gibt.
Letztendlich vergebe ich dennoch vier von fünf Sternen. Da dieses Buch ein guter Einstieg ist, um Kindern oder Jugendlichen das Leben von Juden in der NS-Zeit näher zu bringen.

Bewertung vom 20.01.2018
Karolinas Töchter
Balson, Ronald H.

Karolinas Töchter


ausgezeichnet

Sehr schöner, berührender Roman – klare Leseempfehlung

Lena Woodward ist Ende achtzig und lebt mittlerweile in Chicago. Sie will endlich ihr Versprechen einlösen, dass sie 1943 ihrer besten Freundin Karolina in einem Zug in Polen auf dem Weg zum Lager Groß-Rosen gab. Sie muss ihre beiden Töchter finden. Dazu engagiert sie nun, siebzig Jahre später einen Privatdetektiv, der die Mädchen finden soll. Doch auf dem Weg dahin gibt es einige Hürden. So zum Beispiel Lenas Sohn, der seine Mutter vor Gericht zieht und meint, sie würde sich die Existenz der Kinder und Karolinas nur einbilden. Doch was ist nun die Wahrheit? Das möchte die Anwältin Catherine Lockhart herausfinden und lässt sich von Lena ihre Geschichte erzählen. Wie sie als jüdisches Mädchen in Chrzanów aufwuchs. Wie ihre Familie deportiert wurde und Lena sich auf dem Dachboden versteckte. Sie ging in den Widerstand und verlor nie den Glauben, dass alles wieder gut werden wird.

Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen. Die Kombination aus dem aktuellen Prozess und Lena Geschichte ist sehr gelungen. Vor allem Lenas Vergangenheit wurde sehr bildlich und lebendig geschildert. Man hatte das Gefühl von „Kino im Kopf“ und fühlte sich versetzt ins Polen der vierziger Jahre. Mir war Lena sehr sympathisch und ich habe mit ihr mitgelitten.
Wie Lena da auf dem Dachboden lebt, das erinnerte schon stark an Anne Frank oder auch ein anderes Buch das ich mal gelesen habe (Anita Lobel: Das Versteck auf dem Dachboden). Als sie endlich zu den Nachbarn flieht, denkt man gut, geschafft, jetzt wird es besser. Und dann geht sie freiwillig zurück. Bewundernswert, wie stark Lena mit ihren noch nicht einmal 20 Jahren war. Nach dem Lesen des Nachworts weiß man, dass die gesamte Handlung zwar so wie sie aufgeschrieben ist Fiktion ist, dennoch sind die einzelnen Geschichten wirklich passiert. Zwar nicht dieser Lena Woodward, aber einer anderen jungen Frau. Das macht das Ganze noch authentischer.
Der Schreibstil hat mir sehr gefallen. Er ist leicht zu lesen. Und wie oben schon geschrieben, sehr bildlich. Noch dazu wirkt die gesamte Geschichte sehr schlüssig.
Sehr geschickt fand ich, dass sich der Bericht über die aktuelle Suche nach Karolinas Töchtern immer wieder mit Lenas Berichten abwechselt. Lena berichtet über ihre Wege und Liam, der Privatdetektiv, beschreitet selbst gerade diese Wege.
Schön fand ich auch, dass nicht alle Deutschen als schlecht dargestellt wurden. Es gab durchaus auch „nette“, die selbst gegen die Vernichtung von Menschen waren und endlich das Ende des Krieges herbeigesehnt haben, hier zum Beispiel Oberst Müller. Oder die netten polnischen Nachbarn, die Lena bei sich versteckten. Natürlich gab es auch genug andere, die Juden und ihre Helfer verraten haben.

Ich habe an diesem Buch nichts Großes auszusetzen und es wird mir sicherlich noch etwas im Gedächtnis bleiben. Ich kann eine klare Leseempfehlung aussprechen. Ich vergebe volle fünf von fünf Sternen.

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