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Midnight-Girl
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NRW

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Insgesamt 853 Bewertungen
Bewertung vom 02.04.2018
Ostseerache / Pia Korittki Bd.13
Almstädt, Eva

Ostseerache / Pia Korittki Bd.13


sehr gut

Nach vielen Jahren kehrt Flora zurück in ihr Heimatdorf und ihr Elternhaus. Noch immer wird sie für den Tod eines Jungen verantwortlich gemacht, doch sie selbst kann sich an die damalige Tat nicht erinnern. Als ihre Nachbarin urplötzlich und gewaltsam zu Tode kommt, steht für die Dorfbewohner erneut Flora im Fokus, doch Pia Korittki sieht einen ganz anderen Zusammenhang zwischen den vergangenen und den gegenwärtigen Ereignissen. Sie beginnt zu graben und entdeckt viel mehr als nur ein dunkles Geheimnis.

„Ostseerache“ ist bereits der dreizehnte Fall für Pia Korittki und ihr Team, doch sind keinerlei Vorkenntnisse notwendig, um das vorliegende Werk zu verstehen, sollte dies die erste Begegnung für den Leser sein. Sicherlich nahm man als Neuling an der bisherigen Entwicklung der Charaktere keinen Anteil, dieser Aspekt jedoch fällt in keinster Weise negativ ins Gewicht. Einzig ein Nebenhandlungsstrang scheint sich durch sämtliche Fälle zu ziehen, aus dem man nicht so recht schlau wird. Für die aktuellen Ereignisse scheint er zudem überhaupt nicht von Belang zu sein und irritiert daher eher.

Ansonsten jedoch ist man sofort begeistert von Eva Almstädts mitreißendem Schreibstil, bei dem man gar nicht bemerkt wie schnell die Zeit vergeht. Man hat das Gefühl es vergehen nur ein paar Minuten, und schon hat man das halbe Buch inhaliert. Überhaupt hält das Geschehen nicht nur die Ermittler auf Trab. Es ergeben sich zahlreiche Verdachtsmomente, wodurch ebenso viele Motive und schlussendlich mögliche Täter offenbart werden, dass es wichtig ist einen kühlen Kopf zu bewahren, um nicht in einer Sackgasse zu landen, weder gedanklich noch tatsächlich.

Bis zum Schluss gelingt es der Autorin immer neue Ansätze zu kreieren und unerwartete Wendungen einzubauen, so dass nur das Geschehen selbst die Auflösung preisgeben kann. Und doch ist man immer ganz nah dran, vor allem an den Hauptpersonen, zu denen man schnell eine Bindung entwickelt. Wer noch keinen Fall der Reihe kennt, wird sicherlich spätestens nach der Lektüre zu einem oder mehr Vorgängern greifen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.03.2018
Der junge Inspektor Morse - Staffel 3
Junge Inspektor Morse,Der

Der junge Inspektor Morse - Staffel 3


ausgezeichnet

Morse hat sich zurückgezogen und möchte von seinen Kollegen nicht gefunden werden, nachdem er wegen Mordverdachts verhaftet wurde. Außerdem wurde seine Suspendierung bisher nicht aufgehoben. Doch DI Thursday, obwohl nach einer Schussverletzung selbst noch nicht wieder hundertprozentig fit, lässt nicht locker. Als ein Mord, nahe Morses Rückzugsort, geschieht, juckt es den jungen Inspektor wahrlich in den Fingern, erscheint doch vieles mehr als nur verworren...

Bereits die ersten beiden Staffeln konnten restlos überzeugen, weshalb die Erwartungshaltung gegenüber der soeben erschienenen dritten Staffel entsprechend hoch ist. Der Zuschauer erhofft sich ein weiterhin hohes Niveau was Inhalt und spielerisches Können angeht, gleichzeitig darf die Spannung nicht leiden oder ein Fall gar zu konstruiert wirken. Doch bereits nach einer ersten kurzen Sichtung kann man beruhigt aufatmen.

Der junge Morse mag ein eher eigenwilliger Geselle sein, der keinen allzu großen Wert auf soziale Kontakte legt. Und doch zieht er nicht nur die Sympathien des unbeteiligten Zuschauers auf sich, auch andere Protagonisten scheinen einen Narren an ihm gefressen zu haben, so dass er plötzlich im Mittelpunkt steht, obwohl dies eigentlich gar nicht seinem Naturell entspricht. Gleichzeitig hat man das Gefühl, dass er jedoch genau dorthin gehört, denn jede Folge steht und fällt mit seinen Rückschlüssen, die mal mehr mal weniger schnell, doch immer nachvollziehbar sind.

Trotz einer eher ruhigen Basis kommt das Geschehen an keinem Punkt zum Erliegen, vielmehr wird unterschwellig immer weiter am Spannungsbogen geschraubt. Dies schlägt sich vor allem in der Erkenntnis nieder, dass man wieder einmal vergeblich versucht des Rätsels Lösung zu finden bevor sie konkret zur Sprache kommt. Doch gezielt platzierte Überraschungsmomente und unvorhersehbare Wendungen machen es dem Zuschauer alles andere als leicht, häufig hat man nicht mehr als eine vage Theorie, die einzig auf dem eigenen Bauchgefühl beruht.

Diese dritte Staffel lässt sich nur als voller Erfolg verbuchen. Die Geschichte rund um Morse und den Polizeiapparat entwickelt sich stetig weiter und wartet mit immer neuen Fällen auf, von denen keiner ist wie der andere. Eine Serie, an der Krimiliebhaber nicht vorbei gehen sollten.

Bewertung vom 31.03.2018
Die Ordnung des Todes (eBook, ePUB)
Bürkl, Anni

Die Ordnung des Todes (eBook, ePUB)


sehr gut

Wolf Nowak hatte seine alte Jugendliebe gerade erst wiedergefunden, als diese während einer Schießerei im Krankenhaus als Geisel genommen wird. Nowak ist außer sich und sieht es als seine oberste Pflicht an Toni unversehrt aus den Fängen des Täters zu befreien. Dieser jedoch verfolgt seinen ganz eigenen Plan, der die Ermittler gehörig ins Schwitzen bringt. Kann Nowak seinem Team in dieser Situation überhaupt eine Hilfe sein?

Kaum dass Revierinspektor Nowak wieder glücklich vereint mit seiner Antonia ist, wird sie ihm durch einen perfiden Zufall entrissen. Verständlich, dass ihm von da an nur noch eins durch den Kopf spukt: Du musst Toni retten. Doch so sehr der Leser sich in seine Gedanken hineinversetzen kann, man hält immer auch den Blick auf den Rest der Kriminalpolizei sowie den aktuellen Fall gerichtet. Möglicherweise gibt es sogar Zusammenhänge zwischen den Handlungssträngen, die sich auf den ersten Blick nicht erschließen oder gar zunächst offensichtlich erscheinen, dann aber einen viel komplexeren Hintergrund haben. Entsprechend sollte man sich nicht auf einen Aspekt beschränken, sondern immer das Ganze sehen.

Begann „Häusermord“, Nowaks erster Fall, noch recht verhalten, ist die Spannung dieses Mal von Anfang an und weitestgehend durchgängig vorhanden. Somit vermag das Geschehen den Leser schnell zu fesseln, auch wenn das Fortschreiten der Handlung hin und wieder ins Stocken gerät. Gemeinsam mit Nowak, dessen Denken schon bald wie vernebelt scheint, macht man sich auf den Weg der Situation Herr zu werden, um einem möglichst glimpflichen Ausgang bemüht. Von Zeit zu Zeit begibt man sich auch an Tonis Seite, doch erhält man dort zu wenig Hinweise auf die tatsächlichen Hintergründe, die zu dieser Tat führten. Die ein oder andere Theorie kann sich zwar durchsetzen, eine konkrete Lösung zeichnet sich jedoch nicht ab.

Mit der Zeit lichtet sich das Dickicht, lose Fäden werden gekonnt miteinander verknüpft, so dass ein Konstrukt entsteht, das einerseits relativ simpel gestrickt, andererseits aber auch komplex erscheint. Bis zum Schluss fiebert der Leser dem Ausgang entgegen, denn geschickt platzierte Überraschungsmomente liefern immer wieder neuen Zündstoff und sorgen für Verwirrung ob des weiteren Verlaufs. Nicht alles ist wie es scheint, doch alles ist möglich.

Bewertung vom 31.03.2018
Für immer ist die längste Zeit
Fabiaschi, Abby

Für immer ist die längste Zeit


sehr gut

Seit Maddy tot ist, steht das Leben von Neu-Witwer Brady und Tochter Eve verständlicherweise kopf. Die Schuldfrage steht klar im Vordergrund: Wie hoch war der Anteil des Einzelnen? Warum wählte Maddy den Freitod? Dabei müssen Vater und Tochter in erster Linie ihr Verhältnis zueinander unter die Lupe nehmen, um wieder Kraft schöpfen zu können.

Obwohl Maddy tot ist, kann sie noch immer auf ihre Familie herunterschauen und in gewissem Maße Einfluss auf ihr Handeln nehmen. Denn sie möchte nichts weiter, als dass ihre Lieben nach der Trauerphase ein glückliches, möglichst erfülltes Leben führen. Schnell merkt sie jedoch, dass ihre Möglichkeiten begrenzt sind, dabei gibt es noch viel zu tun.

Für den Leser ergeben sich so verschiedene Blickwinkel, denn jedes Kapitel wird aus den drei Perspektiven der Hauptcharaktere erzählt. So kommt es vor, dass man möglicherweise ein- und dieselbe Situation mehrfach durchleuchtet und immer andere Aspekte im Vordergrund stehen. Andererseits ist es aber auch möglich Ereignissen oder Gedankengängen beizuwohnen, die nur eine Figur betreffen. Im Verlauf des Geschehens setzt sich dadurch ein großes Bild zusammen, das eine einnehmende Ausstrahlungskraft besitzt.

Zu Beginn ist man jedoch erst einmal skeptisch. Die Geschichte kommt nur schleppend in Schwung, Maddys Part mutet leicht esoterisch an und auch ansonsten sucht man den Zugang zu Personen wie Erlebnissen. Mit der Zeit allerdings geht ein schleichender Wandel vor sich, die Erzählung bleibt immer noch recht verhalten, den Leser beschleicht aber das Gefühl, dass unter der Oberfläche einiges brodelt, das ans Licht zu drängen versucht. Von Seite zu Seite geht der Autorin dies leichter von der Hand und somit dem Leser direkt ins Herz. Schlussendlich ist man froh Maddy, Brady und Eve eine Chance gegeben zu haben, denn vor allem die Annäherung von Vater und Tochter ist absolut berührend. Auch wenn ein paar Situationen durchaus vorhersehbar sind, begleitet man die Protagonisten gerne auf ihrem wahrlich steinigen Weg. Es wird sich für alle als lohnendes Unterfangen erweisen.

Bewertung vom 31.03.2018
Mord in Serie - Im Netz der Spinne - Teil 2

Mord in Serie - Im Netz der Spinne - Teil 2


ausgezeichnet

Die Jagd nach „Spider X“, einem Hacker, der lange Zeit nicht nur das Internet unsicher gemacht hat, ist vorbei, die Spinne ist Vergangenheit. Doch einer steht bereits in den Startlöchern, um das Erbe anzutreten. Das muss unbedingt verhindert werden, weshalb die Polizei einmal mehr eine List anwendet, die den Nachfolger zu Fall bringen soll, noch bevor er groß rauskommen kann...

Teil 2 der Doppelfolge setzt geschickt an ebenjener Stelle ein, an der Teil 1 mit einem extra fiesen Cliffhanger aufwartete. Natürlich hatte man sich bereits seinerzeit über den Fortgang Gedanken gemacht und die wildesten Theorien entwickelt, höchste Zeit also die eigenen Spekulationen mit der tatsächlichen Geschichte zu vergleichen.

Und die hat es wahrlich in sich. Wieder einmal wird dem Hörer vor Augen geführt, wie durchsichtig wir eigentlich sind. Die Annahme vom „gläsernen Menschen“ ist schon lange keine Utopie mehr. Viel zu leichtfertig geht man häufig mit dem Verbreiten seiner Daten um, weshalb es überhaupt erst zu schwerwiegenden Cyberattacken kommen kann. Sicherlich liegt hier nochmals eine etwas anders gelagerte Situation vor, da Personen des öffentlichen Interesses involviert sind. Sie haben menschlich gesehen zwar keinen anderen Status, jedoch ist ihr Einflussbereich, um diverse Vorhaben durchzusetzen, weitaus größer.

So ergibt es sich, dass der Hörer einer spannenden Geschichte, mit Überraschungen in jeglicher Hinsicht, folgen darf. Doch steht hier nicht nur das Hörvergnügen im Vordergrund, sondern auch eine gewisse Aufforderung wieder bewusster zu handeln, wenn man sich auf digitale Pfade begibt.

Bewertung vom 17.03.2018
So ein Affentheater! / Ziemlich beste Schwestern Bd.2
Welk, Sarah

So ein Affentheater! / Ziemlich beste Schwestern Bd.2


ausgezeichnet

Nachdem die Schwestern Flo und Mimi bereits im ersten Band einiges ausgeheckt haben, wird in „So ein Affentheater!“ gleich nochmal eine Schippe draufgelegt. Ob im Zoo, als die vierköpfige Familie plötzlich nur noch zu dritt dasteht, im Hobbykeller, in dem Schnecken die Modelleisenbahn bevölkern oder im Garten, als kurzerhand Papas Handy eingepflanzt wird, es gibt immer was zu lachen. Auch wenn man zwischenzeitlich denkt, dass den Mädchen selbst in ihrem Alter so manche Konsequenz bereits bewusst sein müsste, kann man die Eltern, die gar nicht lange böse sein können, gut verstehen, schließlich sind die Ideen der Mädchen nicht nur witzig, sondern auch überaus originell.

Wirkte der erste Band in manchen Teilen noch etwas holprig, vielleicht auch zurückhaltend, werden hier sämtliche Bedenken über Bord geworfen, so dass ein spaßiges Unterfangen entsteht, das erneut in einzelne Kurzgeschichten gegliedert wird. Dadurch lässt sich das Lesepensum gut kontrollieren, egal ob vor- oder selbst gelesen wird. Außerdem bieten die Episoden möglicherweise sogar Ansatzpunkte, um eigene Verhaltensmuster zu reflektieren und mit ähnlichen, selbst erlebten Ereignissen zu vergleichen. Eltern wie Kinder können dabei in Erinnerungen schwelgen, die Kommunikation untereinander wird entfacht.

Obwohl bisher nichts angekündigt ist, wird Flo und Mimi sicherlich noch einiges einfallen was sich aufzuschreiben lohnt, in ihren Köpfen spuken bestimmt so einige Ideen. Deshalb darf man darauf hoffen, dass den Schwestern noch weitere Bände gewidmet werden. Neben der humorvollen Darstellung freut man sich nämlich auch immer über die liebevollen Illustrationen, die noch zusätzlich ein wahres Highlight darstellen.

Bewertung vom 17.03.2018
Der Preis des Todes
Eckert, Horst

Der Preis des Todes


sehr gut

Sarah Wolf kann mit dem, was sie bisher erreicht hat, mehr als zufrieden sein. Sie moderiert ihre eigene politische Talkshow und ist seit kurzem mit dem Bundestagsabgeordneten Christian Wagner in einer Beziehung, von der die Öffentlichkeit allerdings noch keine Kenntnis hat. Als Wagner tot in seiner Wohnung gefunden wird, ist plötzlich alles anders. Kurz zuvor wurden Stimmen laut, die den Ruf des Politikers ins Wanken brachten. Doch Sarah glaubt nicht an Selbstmord. Sie beginnt auf eigene Faust zu recherchieren und ist bald nicht mehr sicher, was sie noch glauben kann...

Die politischen Themen, denen Horst Eckert sich in seinen Büchern widmet, sind nicht nur brisant und hochaktuell, sondern vor allem erschreckend realitätsnah. So auch in diesem Fall, der eine Brücke zwischen Deutschland und einem Flüchtlingslager in Kenia schlägt. Entsprechend ergibt es sich, dass es zu diversen Ortswechseln kommt, an denen mal mehr mal weniger (Haupt-)Protagonisten beteiligt sind. Am emotionalsten sind dabei wohl die Ereignisse, denen Sarah und ihr Team in Kenia ausgesetzt sind. Auf Grund der authentischen Darstellung gehen dem Leser vor allem diese Passagen an die Nieren. Immer im Hinblick darauf, dass man zwar an sich eine fiktive Geschichte vor sich hat, die aber mehr als nur einen wahren Kern besitzt.

Spannungsgeladene Passagen wechseln sich ab mit eher ruhigen Sequenzen, die eine solide Basis bieten, um das zuvor Gelesene erst einmal zu verarbeiten. Dabei darf aber die Konzentration nicht nachlassen, sonst übersieht man schnell einmal Hinweise auf den weiteren Verlauf sowie die schlussendliche Auflösung. Wer stetig zwischen den Zeilen liest, wird den ein oder anderen Aspekt bereits erahnen, noch bevor er zur Sprache gebracht wird, gänzlich vorherzusehen ist das Geschehen jedoch zu keinem Zeitpunkt. Dazu sind zu viele Faktoren involviert, die in ein Schema gebracht werden müssen.

Mit „Der Preis des Todes“ ist Horst Eckert erneut ein Coup gelungen, der den Leser sprachlos macht, in mehr als einer Hinsicht. Die Politik ist ein weites (Minen-)Feld, das nur mit Vorsicht genossen werden sollte.

Bewertung vom 11.03.2018
Gustaf. Alter Schwede
Vaske, Claus

Gustaf. Alter Schwede


sehr gut

Würde Gustaf noch leben, wäre er inzwischen weit über 400 Jahre alt. Doch Gustaf ist ein Geist, und als solcher spukt er in seinem alten Heim, aus dem er sich partout nicht vertreiben lassen will. Vielmehr treibt er sich des nächtens durchs Haus, schaut fern oder treibt Unfug. Das bekommen auch die neuen Besitzer schnell zu spüren, denn beim Kauf des Hauses war von dem schwedischen Untermieter natürlich nicht die Rede. Doch obwohl es schwerfällt Gustaf ins Herz zu schließen, so ist er doch maßgeblich dafür verantwortlich, dass bei Familie Baumann positive Veränderungen eintreten.

Man kann es nicht anders sagen, Gustaf ist ein wahrlich anstrengender Zeitgenosse, dabei weilt er schon seit einer ganzen Weile nicht mehr unter den Lebenden. Was ihn jedoch nicht davon abhält die Nervenkostüme aller Beteiligten aufs Äußerste zu strapazieren. Sowohl Protagonisten wie auch Leser müssen sich auf einen Trunkenbold und wahrhaftigen Schwerenöter gefasst machen, der das Wort Privatsphäre vermutlich noch nie gehört hat, und selbst wenn, sich von solchen Nichtigkeiten nicht von seinem Vorhaben abbringen lässt. Trotz all dieser eigentlich negativen Eigenschaften kann man nicht anders, in gewisser Weise bringt man Gustaf Sympathien entgegen und kann auch sein Handeln nachvollziehen. Es lohnt sich definitiv einmal hinter die Fassade zu schauen, denn auch ein Geist verbirgt Dinge in seinem Inneren, die nicht auf den ersten Blick ersichtlich sind.

Tiefgründige und hochtrabende Literatur darf man nicht erwarten, aber durchaus gute und humorvolle Unterhaltung, denn mit (anzüglichen) Witzen wird nicht gegeizt. Hin und wieder besteht die Gefahr ins Lächerliche abzudriften, zumeist kann die Waage jedoch gehalten werden, zeitweise entsteht sogar ein kleiner Spannungsbogen. In weiten Teilen mag die Geschichte vorhersehbar erscheinen, einige Überraschungsmomente kann der Autor dann aber doch noch anbringen, ebenso wie unfassbar komische Elemente, obwohl man dachte in diesem Bereich bereits ausgelastet zu sein.

Im Großen und Ganzen kann man für einige Stunden abschalten und dem Alltag entfliehen, man muss sich nur auf das Experiment einlassen und immer im Hinterkopf behalten, dass man eine fiktive Geschichte vor sich hat, die nur eins will: gute Laune verbreiten.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.03.2018
Der nasse Fisch / Kommissar Gereon Rath Bd.1
Jysch, Arne

Der nasse Fisch / Kommissar Gereon Rath Bd.1


ausgezeichnet

Kommissar Gereon Rath wurde gerade frisch von Köln nach Berlin versetzt. Auf die Schnelle gab es nur die Möglichkeit bei der Sittenpolizei unterzukommen, doch der ehrgeizige junge Mann gibt alles, um bald bei den Großen mitspielen zu dürfen. Bis dahin allerdings ist es ein langer, steiniger Weg. Er muss lernen wem er vertrauen kann und wem nicht, außerdem gibt es diverse äußere Einflüsse, die nicht nur ihm das Leben schwer machen, privat wie beruflich.

Ganz gleich, ob man den gleichnamigen Kriminalroman aus der Feder Volker Kutschers bereits kennt oder nicht, man wird beim Lesen und Betrachten der graphischen Adaption in Begeisterungsstürme ausbrechen. Allein inhaltlich zeichnet sich ein konkretes Bild Berlins in den 20er Jahren ab, bei dem natürlich auch die detaillierte Darstellung der Kriminalpolizei nicht fehlen darf. Gereon ist ehrgeizig, besitzt aber dennoch Ecken und Kanten, lässt sich weder unterbuttern noch ins Boxhorn jagen. Gerade deswegen muss er auf der Hut sein. Auch wenn er nicht zu jeder Zeit der größte Sympathieträger ist, so ist man als Leser dennoch auf seiner Seite, irgendwie erscheint sämtliches Handeln einen Sinn zu ergeben, selbst wenn sich mal mehr mal weniger am Rande der Legalität bewegt wird.

Durch Arne Jyschs Zeichnungen wird das Geschriebene lebendig, die Figuren bekommen mehr als nur ein Gesicht, beinahe wird man sogar eingesogen in die damalige Zeit. Die Atmosphäre strömt aus jedem Bild, es scheint fast als würde es sich um bewegte Illustrationen handeln. Die Stimmung der Vergangenheit wird gekonnt eingefangen, es gab wenige Lichtblicke, dennoch wirkt das Geschehen nicht durchweg bedrückend. Denn es wird auch unter die Oberfläche geschaut, recherchetechnisch hätte man es besser wohl nicht machen können.

Wer bereits die Möglichkeit hatte in „Babylon Berlin“, beruhend auf dem Roman von Volker Kutscher, reinzuschauen, wird bemerken, dass Graphic Novel und TV-Serie sich in weiten Teilen ähneln, man durchaus ganze Szenen wiedererkennt, nur dass sie im Fernsehen koloriert sind. Der schwarz-weiß-Effekt des Comics ist natürlich nicht zu überbieten, hier passt einfach alles.

Bleibt abzuwarten oder vielmehr zu hoffen, dass auch weitere Teile der Krimireihe rund um Gereon Rath in ähnlicher Form adaptiert werden.

Bewertung vom 11.03.2018
Morgan & Bailey - Der werfe den ersten Stein
Topf, Markus

Morgan & Bailey - Der werfe den ersten Stein


sehr gut

Familie Ibrahim ist neu in Heaven's Bridge und bekommt direkt den Zorn einiger Dorfbewohner zu spüren. Nicht nur, dass die Fassade ihres neuen Heims beschmiert wird, zusätzlich geht ein anonymer Hinweis an die Polizei, ihr Sohn Nabil sei Mitglied einer Terrorzelle. Da die Ermittler bei ihren Nachforschungen auf belastendes Material stoßen, bleibt Nabil vorläufig in Gewahrsam. Rose Bailey und Charles Morgan jedoch glauben an einen perfiden Plan, mit dem die Ibrahims vertrieben werden sollen. Sofort macht sich das Gespann auf die Suche nach Beweisen, die die Unschuld des Jungen belegen sollen.

Schnell wird die Thematik der vorliegenden Folge deutlich, als der ein oder andere Bewohner des Küstenstädtchens seinen Unmut über die neuen Nachbarn vom Stapel lässt. Auch vor klischeehaften Vorurteilen Ausländern, hier explizit Muslimen, gegenüber wird nicht Halt gemacht. Rose und Charles stellen sich sofort schützend vor die Familie und ermahnen ihre Mitbürger ihre Ansichten zu überdenken. Der Polizei bleibt sicherlich keine andere Wahl als konkreten Hinweisen nachzugehen. Zumal sie sich scheinbar als wahr erweisen. Dennoch erhält der Hörer den Eindruck, dass auch hier vorgefertigte Meinungen eine große Rolle spielen und man nicht bereit ist über den Tellerrand hinaus zu schauen.

Entsprechend nachvollziehbar ist die Reaktion der Geistlichen wieder einmal selbst auf Verbrecherjagd zu gehen. Einmal mehr begeben sie sich dabei in brenzlige Situationen, deren Ausgang nicht von vornherein absehbar ist. Doch auch wenn ihr Vorhaben durchaus hilfsbereiter Natur ist, verkörpern sie so manches Mal das andere Extrem und ziehen niemals in Betracht, dass Nabil etwas Unrechtes getan haben könnte. Die Stimmung dahingehend sollte allgemein ausgeglichener sein.

„Der werfe den ersten Stein“ bietet eine spannende Geschichte in Verbindung mit einer absolut aktuellen Thematik, die gar nicht oft genug aufs Tapet gebracht werden kann. Und doch erscheint der moralische Zeigefinger in diesem Fall übergroß, ein wenig mehr Zurückhaltung hätte nicht geschadet, die Aussage wäre dieselbe geblieben.