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MB
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Rösrath

Bewertungen

Insgesamt 390 Bewertungen
Bewertung vom 02.06.2020
#Fatboysrun
Jordan, Philipp

#Fatboysrun


gut

Ein wahrhaft motivierendes Buch!!!
"Viele denken ja, dass Laufen Energie raubt, müde macht und Kraft kostet. Aber Laufen gibt Energie, Laufen spendet Kraft. Laufen macht glücklich." "... Und auch, wenn ich mich manchmal aufraffen muss, um bei Sauwetter meine Laufschuhe zu schnüren, so weiß ich, dass ich schlussendlich belohnt werde."
'#Fatboysrun' von Philipp Jordan ist weit mehr als nur ein Buch vom Laufen. Es ist ein sehr persönlicher Bericht über den Kampf gegen das "Mehr-Monster", das von allem nie genug bekommt und dabei aber eigentlich nur das Glück sucht. Philipp Jordan beschreibt in mehreren Etappen seinen Weg - Aufhänger und Rahmenstory ist dabei die Laufstrecke von Utrecht (Wohnort) nach Karlsruhe (Heimat) - 700 Kilometer in 2 Wochen! Es gibt also die gelaufenen und die erzählten Etappen: Die Jugend, das Skaten, der Autor als Graffiti-Sprayer, der Drogenkonsum, der Einstieg ins Laufen und Philipp als teddybärenmalender Künstler...
"DasLaufen war (und ist) die Antwort auf so viele Fragen, die Lösung so vieler Probleme, der Ausweg aus fast jeder Krise." "Nur wer seine Komfortzone verlässt, kann wahres Glück erfahren."
Eine Einladung Grenzen auszureizen (das Mehr-Monster) - und Grenzen zu akzeptieren (Sieg über das Mehr-Monster). Und ganz nebenher ist das Buch mit Bildern und Cartoons schön illustriert!
Ein wahrhaft motivierendes Buch - in jeder Hinsicht!!!

Bewertung vom 01.06.2020
Beute / Bennie Griessel Bd.7
Meyer, Deon

Beute / Bennie Griessel Bd.7


gut

Ein gut geschriebener und total solider Krimi
Die Stärke des Krimis: Gut gezeichnete Charaktere, denen man ihre Geschichte und ihre Eigenarten glaubt (menschliche Schwächen; die Privatperson hinter der beruflichen Rolle, welche sich mit so unbedeutenden Wichtigkeiten wie "Wie und wo mache ich ihr einen Heiratsantrag und wie soll ich es formulieren?" oder "Wie bekomme ich einen guten Kontakt zum Sohn meiner Freundin?" auseinandersetzen.
Total solide Kost: Laufen die Handlungsstränge anfangs eher gemächlich und ohne offensichtlichen Bezug nebeneinander her, so beschleunigen sie sich doch zusehends... am Ende geht es dann etwas schnell; und zur Sicherheit lässt der Autor hin und wieder seine handelnden Personen die Zusammenhänge des Falles erklären, damit die werten Leser*innen auch auf gar keinen Fall im Dunkeln bleiben.
Eine der 'schönsten' Passagen ist die nachfolgende, welche das Verbrechen an sich als eine Störung der Harmonie beschreibt: "Er spielte Bass, weil er die Einfachheit und Regelmäßigkeit liebte. Die Vorhersagbarkeit. Die Struktur. Musik war Ordnung, perfekte Ordnung. Seine Arbeit hingegen war ein unerträglicher, nie enden wollender, meist frustrierender Kampf gegen das Chaos. Jedes Verbrechen, jeder Mord war eine falsche Note, die einem schrill und schief durch Mark und Bein ging, eine Kakophonie, eine furchtbare Störung der Ordnung."
Und ein weiterer Pluspunkt dieses Krimis: Keine kilometerlangen Abschweifungen, keine Gewaltpornographie und dabei absolut gut lesbar!!!
(Inhalt siehe Klappentext)Daher: Empfehlung!!!

Bewertung vom 01.05.2020
Die Burnout Klinik
Fröhlich, Udo

Die Burnout Klinik


gut

Als Leser*in hautnah dabei...
Ich bewundere Udo Fröhlich für sein Buch; wahrscheinlich ist nichts daran erfunden, nur humorvoll überzeichnet. Humor ist ja oft die einzige Rettung gegen den Untergang! Wo Humor ist, da ist noch Hoffnung und wo Humor ist, da gelingt die Distanz zu dem, was einem gerade passiert ist und was man irgendwie in sein Leben integriert kriegen muss... was im Falle des Autors ja heißt, den eigenen Burnout, die Depression, die Arbeitsunfähigkeit und die Frührente als zur eigenen Person gehörig zu akzeptieren. Ich kann mir gut vorstellen, dass das Erzählen, das Niederschreiben dabei geholfen hat.Hut ab!!!

Als Leser in vergleichbarem Alter ist es mir stellenweise ganz anders geworden, war ich doch über 440 Seiten hautnah mit dabei! Ich durfte Mitwisser einer multiplen Krisensituation werden (Trennung, berufliche Überlastung / Mobbing), war in der Klinik mit dabei und musste mich damit auseinandersetzen, wie es nach den Wochen in der psychosomatischen Klinik weitergehen wird...

Ein wahnsinnig ausführlicher und auch detaillierter Erfahrungsbericht, wohl auch niedergeschrieben, um den Verarbeitungsprozess zu unterstützen, als 'neue Aufgabe' in der(Früh-) Rente. Anerkennung.

Beste Szene: Der Elternbesuch kurz vor Ende des Klinikaufenthaltes.

Punktabzug für:

Als Roman sollte das Werk verdichtet werden. Da verhält es sich wie mit einem köstlichen Getränk - gießt man zuviel Wasser hinzu, um am Ende mehr davon zu haben, verliert es an Geschmack. Too much 'Fahrstuhl', 'Gerüche', 'Speisesaal', 'Adipositas-Bashing', Raucher-Ekel', 'Rollatoren und Rollatorenbesitzer', 'Rock'n Roll Caps & Shirts', 'schlaffe Penisse der anderen & der eigene Ständer', 'flachbrüstige Frauen'...

So wie der Autor über Personal und Mitpatienten spricht, wirkt es zuweilen recht arrogant... im Nachklang dachte ich mir als Leser allerdings, dass dieses 'sich über andere lustig machen' natürlich auch eine Form des Selbstschutzes durch Abgrenzung ist - "ich bin zwar auch hier in der Klinik, aber nicht so abgestürzt/fertig/fett/süchtig wie all die anderen" - mit dieser Interptetation könnte ich leben, allerdings wäre es dann insgesamt eher ein aus der Verzweiflung heraus geborener Humor (auf Kosten von anderen & zur Stabilisierung des eigenen Selbstwertgefühls)...

Vielleicht wird es in zwei Jahren eine neue und überarbeitete Version von 'Die Burnout Klinik' geben: 200 Seiten und gar nicht mehr lustig, weil die Integration dieser einschneidenden Erfahrung gelungen ist und nicht mehr abgewehrt werden muss! (Wow - es sprach der Hobby-Psychologe).

Fazit: Lesen und die überarbeitete Ausgabe in zwei Jahren vormerken!!! Unbedingt!!!

Bewertung vom 20.04.2020
Das kann uns keiner nehmen
Politycki, Matthias

Das kann uns keiner nehmen


gut

Beeindruckend und weise!!!
Ein lebenskluges Buch: Vordergründig die Besteigung des Kilimandscharo - auch das lesenswert, aber das ist nur der Vordergrund. Der Hintergrund ist ein anderer. Hans will endlich auf dem Dach von Afrika mit seiner Vergangenheit ins Reine kommen, freut sich auf die Einsamkeit, begegnet aber dem 'Tscharli' aus Bayern, der seinen Wunsch nach Alleinsein schon durch seine reine Anwesenheit in der vermeintlichen Einsamkeit durchkreuzt... und als Person so furchtbar anders ist...
Zunächst am Beginn der Geschichte das Vorurteil und am Ende doch eine Freundschaft, Vermissen eines Freundes und Trauer um diesen Menschen... und dazwischen das gemeinsame Abenteuer Afrika und zwei Lebens- und Liebesgeschichten. Der Tod, die Angst und als Kontrapunkt der ungebremste Optimismus, Scheitern und pure Lebensfreude; sich im Widerspruch bewegen anstatt ihn einfach nur auszuhalten, sich der Vergangenheit stellen und für das Leben dem Tod ins Angesicht blicken. Die Verfluchtheit und die Schönheit von Afrika. Das Neugierigsein und bis an die eigenen Grenzen gehen. Beide Männer - der Hans und der Tscharli - arbeiten sich aneinander ab, überwinden ihre Vorurteile bezüglich des anderen hin zu einem vertieften Verständnis füreinander... was man durchaus als Liebe bezeichnen kann.
Als Leser*in hat man Anteil an der großen Expedition, die 'Leben' heißt, obwohl es auf der reinen Handlungsebene lediglich eine Woche Afrika ist.
Das Ganze ist noch gewürzt mit unerhörten Sprüchen und Weisheiten:
"Lieber stolpern und stürzen, als gar nicht erst aufbrechen."
"Um den Tod auf Distanz zu halten, hilft nichts als Neugier."
"Manche haben gar keine Tassen mehr im Schrank, sie bauen schon den Schrank ab."
Eine Reise durch 300 Seiten, die ich unbedingt empfehlen kann!!!

Bewertung vom 29.03.2020
Eine kurze Geschichte vom Fallen
Hammond, Joe

Eine kurze Geschichte vom Fallen


gut

Ich verneige mich!
Diagnose: Motoneuronen-Krankheit. Wie seltsam es sich doch anfühlt, ein Buch mit den Erfahrungen eines Lebens zu lesen - von einem Autor, der weiß, dass er in absehbarer Zeit sterben wird. Eigentlich bin ich gefordert, mir selbst zu sagen 'ja, auch du wirst sternben'... ich erwische mich aber bei dem verharmlsenden Gedanken 'ist ja nur ein Buch'. Es ist, als wenn dieser Gedanke mir selbst helfen würde, diese unumstößliche Tatsache, diese einzige Gewissheit, die es in meinem Leben gibt, aus eben diesem auszublenden - dass nämlich auch mein Leben irgendwann enden wird. Und der Autor lässt mich teilhaben. Mit Trauer, einem Schuss Humor und einer ungeheuren Beobachtungsgabe: Wie die kleinen Dinge des Lebens mit einem mal wichtig, bzw. zu einer großen Herausforderung werden: "Oder ich sitze augf der Bettkante, nackt von der Taille abwärts, meine Hose und Unterwäsche um die Knöchel. Bis dahin habe ich es geschafft, aber mir fehlt die Kraft beides hochzuziehen. Gill läuft hektisch hin und her, und ich warte einfach. Es fällt mir leichter, als ich gedacht hätte, das Warten. Was soll ich sonst machen? In solchen Momenten wirkt der Raum still, und alles ist ruhig. Ich habe mein ganzes Leben darauf gewartet, so einen Frieden zu erkennen. Zu erkennen, dass ich nicht mehr bin als dieser Klörper."
Was machen die zunehmenden, krankheitsbedingten Einschränkungen, was machen diese unübersehbaren Anzeichen des näherrückenden Todes mit dem Konzept "Familie"? So schreibt Joe Hammond "Hinter jeder gewaschenen und adrett gekleideten körperbehinderten Person verbirgt sich das erhebliche und ungewürdigte Engagement eines anderen Menschen." Hammond beschreibt seine Trauer: "Dass wir gemeinsam weinen gehen könnten, vielleicht zu verschiedenen Orten auf der Welt, so wie wir gemeinsam spazieren gehen. Wir könnten endlich gemeinsam nach Japan weinen gehen oder uns zu den äußeren Hebriden schluchzen..." Der große Wunsch, als Partner und Vater für seine Familie da zu sein, selbst aber versorgt werden zu müssen; nicht mehr mit seinen Kindern ins Schwimmbad gehen zu können... Und wie der Autor auf Distanz geht zu dem war er erlebt: "Manchmal frage ich mich, ob ich vielleicht gar nicht mein eigenes Sterben erlebe, sondern irgendeine Form von medizinischer Prozedur."
Keine leichte Kost! Aber unbedingt lesenswert!!!

Bewertung vom 25.03.2020
Die Geheimnisse meiner Mutter
Burton, Jessie

Die Geheimnisse meiner Mutter


gut

Bewegend!
Ein Ende ist nicht immer einfach nur ein Ende - manchmal ist es auch der Beginn von etwas Neuem! "Manchmal empfindest du allein die tägliche Anstrengung, am Leben zu bleiben, den Kopf über Wasser zu halten, wie eine schwere Last. Aber du willst trotzdem nicht aufgeben, denn das alles ist deine Geschichte, mag sie noch so unvollkommen, noch so verkehrt und unglücklich sein. Und wenn am Ende die Lichtperlen kommen, wenn sie aufspringen und Himmelskörper, so gleißend hell wie die Sonne, sich zeigen, wenn ein ganzer Planet von lauter Glückseligkeit ins Dasein schießt, und wenn du umhergehst mit diesem Strahlen in deiner Brust - dann begreifst du. Dass du so lange im Dunkeln gestanden hast, um diesen Moment der Erleuchtung zu erfahren."
Die Suche von Rose nach ihrer Mutter entpuppt sich als eine Suche nach sich selbst - das deutet sich schon zu Beginn an: "Unter den vielen beschissenen Versionen meiner selbst die beste zu finden."
Ein Buch über die Tragik der Liebe und darüber, dass nur derjenige lieben kann, der sich selbst gefunden hat; so findet Rose erst zu sich selbst, als sie ihre eigene und die Geschichte ihrer Mutter, die sie früh verlassen hat, annehmen kann. Der Weg dorthin geht über die Bekanntschaft mit der Schriftstellerin Connie, die Geliebte ihrer Mutter, und über das eigene Erleben einer Schwangerschaft. Im Verlauf der Geschichte wirkt es so, als wenn alle Figuren trotz des Wunsches nach Verschmelzung schlussendlich für sich bleiben würden; am Ende aber wird klar - beim anderen kann nur derjenige ankommen, der sich selbst gefunden hat. "...nirgendwo zu sein, bevor du irgendwo ankommst."
Fazit: Unbedingt lesenswert!

Bewertung vom 13.03.2020
Das Evangelium der Aale
Svensson, Patrik

Das Evangelium der Aale


gut

'Sowohl als auch' oder eher 'weder noch'...
Mmhhh... Das Buchcover mit den schön gezeichneten, sich windenden Aalen gibt keinen Aufschluss darüber, worum genau es sich bei diesem Buch handelt. Ist es ein Roman oder ist es eher ein Sachbuch? Ohne Zweifel ist das 'Buch' gut geschrieben und ich habe es auch sehr gerne gelesen; ich habe ungeheuer viel über den Aal erfahren - über seine Herkunft, seine Lebenswege und vor allem über die Schwierigkeit, ihm auf die Spur zu kommen und zuguterletzt auch über sein drohendes Verschwinden von der Bildfläche (wie das leider bei vielen anderen Tierarten auch ist...); ich weiß jetzt, was Aristoteles über den Aal gesagt hat, mir ist durch das Buch bekannt geworden, dass auch Sigmund Freud den Aal beforscht hat und sich (welch gewagte, aber gut erläuterte Hypothese!) wegen seines Scheiterns an diesem Forschungsgegenstand in der Kompensation des Misserfolgs lieber der menschlichen Seele und der Sexualität zugewandt hat. Ich habe auch eine Idee von der Parallele zwischen Aal und Mensch bekommen: Beide schlängeln sich irgendwie durchs Leben, es gibt im Verlauf einige Verwandlungen und es gibt die Suche nach & die Rückkehr zum Ursprung. Auch ganz praktisches Wissen ist dabei: Wie man mit Hilfe von elektrischem Strom die Würmer aus dem Boden an die Oberfläche holt ud was es mit der Wünschelrute wirklich auf sich hat. Ich weiß jetzt auch, welche Rolle der Aal bei der Besiedlung Amerikas gespielt hat und dass er - wie in Günther Grass' Blechtrommel - die Tragödie ankündigt und auch auslöst. Mir ist bewusst geworden, wie der Aal bewegungslos verharren kann und ihm die Zeit - im Gegensatz zu uns Menschen - völlig egal ist! Und ganz nebenher (das ist dann wohl der Romananteil) erfahre ich auch etwas über den Autor als jungen Menschen und seinem eher wortkargen Verhältnis zu seinem Vater; die Verbindung der beiden erfolgt über das Angeln von...
Und am Ende des Buches läuft mit dem Tod des Vaters und dem Aussterben des Aals dann beides zusammen.
Und wenn ich so drüber nachdenke, dann war das ein Buch, welches mich nachdenklich gemacht hat. Was ja nicht verkehrt ist. Finde ich zumindest!

Bewertung vom 06.03.2020
Qube / Aus der Welt der Hologrammatica Bd.2
Hillenbrand, Tom

Qube / Aus der Welt der Hologrammatica Bd.2


gut

Geniale Idee!
Der Autor beschreibt eine Zukunft, die gerade einmal 70 Jahre nach unserer Gegenwart folgt: Die Welt hat sich verändert: Das Klima hat einige Regionen der Erde unbewohnbar gemacht, das menschliche Gehirn kann digitalisiert werden und werden dann zu 'Cogits', es gibt geklonte Körper, in welche die Cogits hochgeladen werden können - die Quants; Hologramme und augmented Reality sind eine Selbstverständlichkeit geworden und erfreuen vor allem die Gamer-Scene; das Internet ist zum Holonet geworden; es existieren extrem leistungsfähige Rechner auf Basis der Quantenmechanik...
... und es gibt Turing 1 und Turing 2 - Ereignisse bei denen die bereits zerstört geglaubten Klimacomputer erneut erwachen und drohen, die Kontrolle über den Planeten zu übernehmen. Und es gibt Fran Bittner, die im Wettlauf mit der Zeit versucht zu verhindern, dass die Kontrollübernahme durch die KI gelingt und am Ende sogar in den Weiten des Alls persönlich auf diese trifft. Eine Mischung aus SF und Thriller. Dabei sehr unterhaltsam!
Lieblingspassage: "Eine signifikante Zahl von Langzeit-Kosmonauten drehte irgendwann komplett durch. Fran hatte nie verstanden, was genau das Problem war. Nun wusste sie es. Ihre Panikattacke hatte weniger mit den Sternen selbst zu tun als mit der undurchdringlichen Dunkelheit zwischen ihnen. Die Schwärze da draußen war fremdartig, Furcht einflößend. Früher oder später musste man an ihr verzweifeln."

Bewertung vom 16.01.2020
Im Netz des Lemming / Lemming Bd.6
Slupetzky, Stefan

Im Netz des Lemming / Lemming Bd.6


ausgezeichnet

Mich als Krimiskeptiker hat dieses Werk von Stefan Slupetzky voll überzeugt, v.a. weil es weit mehr ist als ein Krimi! Mit bissigen Worten kommentiert der Autor - neben der ansprechenden Krimihandlung - die aktuelle politische Lage (in Österreich), das machtorientierte Agieren der Politiker und die Medienlandschaft, die zunehmende Hassbereitschaft der Menschen in der Anonymität der digitalen Welt, die zunehmende, wertebezogeneSpaltung des Landes und die ungleich verteilten Bildungschancen; über die Ausgrenzung von Menschen, die anders sind, seien sie Flüchtlinge, Asylanten oder Mitschüler mit einem Makel, auf deren Kosten man dann sein eigenes Selbstwertgefühl aufrichten kann.
Durch die Handlung führt uns ein düster-humarvolles, nicht autorisiertes Ermittlerteam aus zwei äteren Herren, die zudem noch mit ihrem Alter hadern...
Die Handlung strebt einem unerwarteten und fulminanten Ende entgegen.
... und immer wieder taucht die sensationsgeile Masse auf,die, bewaffnet mit beständig aufzeichnungsbereiten Smartphones, überall nur die Kamera draufhält, anstatt selbst Position zu beziehen, einen Standpunkt einzunehmen, zu helfen oder sich zu engagieren.
Dieser Kriminalroman ist auch ein Appell für eine gerechtere Gesellschaft, die wieder weiß, wie Respekt funktioniert.
Sensationelle Stellen im Text! Das Täterprofil des Haters: "... ledig oder in einer schon länger dauernden Beziehung. - Warum das? - Weil frisch Verliebte anderes im Kopf haben."
"Ich bin prinzipiell kein großer Freund unserer Spezies. Aber ich bezweifle, dass es Weltreligionen gibt, in denen durchschnittlich mehr Arschlöcher geboren werden als bei uns in Österreich."
"Dummheit zählt tatsächlich zu den bösartigsten Krankheiten: Am meisten leiden die an ihr, die nicht von ihr befallen sind."

Fazit: Unbedingt lesen und weiter empfehlen!!!

Bewertung vom 29.12.2019
Sweet Sorrow
Nicholls, David

Sweet Sorrow


gut

Eine anrührende, wunderbar erzählte geschichte...
David Nichols erzählt die Geschichte der ersten großen Liebe des 17-jährigen Charles Lewis zu Fran Fisher, von den Schwierigkeiten des Teenagerseins; davon, wie man sich im Verlauf der Jahre mit dem Leben und der Liebe arrangiert; davon, dass auch nach 20 Jahren die erste Liebe etwas Besonderes und Großes ist und bleibt.
Wie die Liebe verändert. Wie durch die Liebe eines anderen Menschen das Positive an einem selbst gespiegelt wird. Wie die Liebe eine Lust auf das Leben erzeugt, einem Mut gibt für die Dinge, die man sonst nicht getan hätte, wie sie Pläne entstehen lässt. Wie aus der eigenen Unsicherheit durch das Verliebtsein plötzlich eine ungekannte Sicherheit erwächst. Wie aus dem zunächst emotional verwirrten Teenager mit erschwerten herkunftsfamiliären Ausgangsbedingungen (Trennung der Eltern, depressiver, trinkender Vater) ein lebenszugewandter junger Mann wird, der schließlich weiß, was ihm wichtig ist...
Zwischen der Vorfreude und der Verzweiflung am Ende liegt die Liebe... und doch geht es weiter und alles fügt sich irgendwie...
Würde man die Szenen der Liebe aus dem Skript des gesamten Lebens heraustrennen, es wären wohl nur wenige Blätter, aber dafür bunt und von unbezahlbarem Wert...
Auch wenn das Buch kleine Längen hat und an anderer Stelle etwas sehr flott erzählt ist - eine anrührende, wunderbar erzählte Geschichte!