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Ele
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Insgesamt 416 Bewertungen
Bewertung vom 27.12.2017
Die Lichter von Paris
Brown, Eleanor

Die Lichter von Paris


gut

Die Lichter von Paris, Roman von Eleanor Brown, 387 Seiten, erschienen im Insel-Verlag.

Die Parallelen im Leben von Madeleine und ihrer Großmutter Margie.
Madeleine ist mit Phillip in einer lieblosen Ehe verbunden. Außerdem ist sie unglücklich, weil sie nie ihre Träume, Malerin zu werden, verwirklichen konnte. Ihre Eltern, speziell ihre Mutter wollten sie unbedingt mit Phillip verheiratet sehen, natürlich nur zu ihrem Besten. Eines Tages packt sie kurzentschlossen ihre Koffer und besucht ihre Mutter. In ihrem Elternhaus findet sie die Tagebücher ihrer Großmutter Margie. Es zeigt sich, dass die Oma in ähnlichen Familienverhältnissen gefangen war und ihren Mädchentraum nie verwirklichte. Diese Erkenntnis ändert Madeleines Leben von Grund auf.
Die Geschichte spielt in zwei Erzählsträngen gleichwohl in zwei Zeitebenen. Der Margie-Teil 1919 – 1924, sowie der Madeleine-Strang 1999. Die Kapitel sind nummeriert und mit dem Namen, der handelnden Frau beschrieben. Somit ist gewährleistet sich in der Geschichte zurechtzufinden. Madeleines Erzählung ist im personalen Stil aus ihrer Sicht verfasst, Eleanor Brown hat es geschafft , mit dem Stilmittel der wörtlichen Rede und in frischer lautmalerischer Sprache, die einzelnen Personen, sowie auch das Paris der Goldenen Zwanziger, vor meinem inneren Auge aufleben zu lassen. Das Buch lässt sich dadurch flüssig lesen. Der Wechsel zwischen beiden Erzählsträngen ist nicht schwer, sofort geht es im Plot weiter. Allerdings haben mich die historischen Anteile, also Margies Geschichte besser unterhalten. Margie ist meine Lieblingsfigur sie begleitet eine Verwandte nach Paris, die sie dort ohne Mittel, einfach sitzen lässt. Was aus Evelyn geworden ist, hätte mich brennend interessiert, da hätte ein Satz der Vollständigkeit halber genügt. In dieser Situation nimmt die romantische und eigenwillige Margie ihr Leben selbst in die Hand. Sie findet die Liebe und entdeckt ihre Kunst. Madeleine dagegen, die in der modernen Zeit lebt, lässt sich von ihrer Mutter und auch Phillip zu viel gefallen, ohne sich zu wehren. Ihr Wesen hat sich mir nicht erschlossen. Es dauert zu lange bis sie ihr Phlegma überwindet. Moderne junge Frauen bestimmen heutzutage ihren beruflichen, wie auch privaten Werdegang selbst. Diesen Teil der Geschichte finde ich etwas unglaubwürdig. Der Roman ist insgesamt etwas emotionslos. Ein eher ruhiges und unaufgeregtes Buch. Kann man lesen, muss man nicht. Empfehlen möchte ich das Buch, den Lesern die Romane mögen, die mehrere Generationen beschreiben. Von mir dafür 3 Sterne.

Bewertung vom 14.12.2017
Mordsmäuschenstill
Tielcke, Natalie

Mordsmäuschenstill


schlecht

Mordsmäuschenstill, Krimikomödie von Natalie Tielcke, ebook 220 Seiten, erschienen bei be-ebooks.
Vier Psycho-Patienten wollen den Mord an ihrer Therapeutin aufklären.
Die Psychologin Hanna wurde im eigenen Badezimmer, durch einen Hieb mit einem Golfschläger erschlagen. Am nächsten Morgen treffen vor ihrer Praxis verzweifelte Patienten aufeinander. Könnte einer von ihnen der Mörder sein? Einen Grund hätten alle vier. Es handelt sich um Patienten mit Schlafstörungen. Jenny, Nele, Finn und Sascha, da die Polizei auch im Dunkeln tappt, beschließen die vier, den Mörder auf eigene Faust zu finden. Gelingt es den therapiebedürftigen Menschen, der Polizei zuvorzukommen?
Die Geschichte wird aus der Sicht, abwechselnd von einem der agierenden Charaktere erzählt.
Es handelt sich bei diesem Roman eher um eine Komödie, denn um einen ernsthaften Kriminalfall, schon sehr bald konnte man erahnen, wer der Täter ist. Für meinen Geschmack war hier mehr klamaukiges Geschehen zugange, denn ernstzunehmende Ermittlungsarbeit. Alle Patienten hatten sehr „skurrile“ Störungen, die ich Ihnen einfach nicht abnehmen konnte. Am glaubwürdigsten fand ich Jenny, das Mäuschen mit ihrer „Ziegenstarre“. Selbst der zuständige Kommissar, Phil, war Patient bei Hanna und hätte in einem echten Fall wegen „Befangenheit“ niemals ermitteln dürfen. Als es dann zwischen Nele und Phil auch noch zu zwischenmenschlichen Verwicklungen kam, die derart lächerlich geschildert wurden, wollte ich das Buch am liebsten zur Seite legen. Das Opfer wird noch einen Monat an den medizinischen Geräten am Leben erhalten und kann deshalb die selbsternannten „Detektive“ bei ihren Machenschaften beobachten kann, auch das ist irreal.
Als Krimi für mich unglaubwürdig, als Komödie zu langweilig. Jede einzelne Person schien für mich unecht. Spannung war keine vorhanden. Jederzeit konnte ich die Lektüre aus der Hand legen und ein paar Tage später weiterlesen. Selbst die Ursache, die für die Tat ausschlaggebend war, ist m. M. nach „an den Haaren herbeigezogen“. Unter den Möchtegern-Ermittlern befand sich mindestens eine Person die mehr Grund zu diesem Verbrechen gehabt hätte. Ich fand die investierte Lesezeit „vergeudet“. Keine Leseempfehlung meinerseits und wegen des netten Covers 1 Stern von 5 möglichen.

Bewertung vom 08.12.2017
Fünf Zutaten für die Liebe / Pasta Mista Bd.1
Fülscher, Susanne

Fünf Zutaten für die Liebe / Pasta Mista Bd.1


ausgezeichnet

Pasta mIsta 1: Fünf Zutaten für die Liebe, Jugendroman von Susanne Fülscher, 320 Seiten erschienen im Carlsen Verlag.
Eine muntere Teenie- Komödie über die erste Liebe, Teenagerprobleme und Patchwork-Familien.
Liv Gretes Mutter hat Geburtstag, eigentlich sollte es ein gemütlicher Mutter/Tochter-Tag werden, doch der Tag der schon schlecht begann, endete in einer Katastrophe. Zuerst machte sich ihre Lieblingsfeindin in der Schule an ihren Schwarm Justus ran. Zuhause überraschte sie eine Hiobsbotschaft. Ihre Mutter hat sie wochenlang im Unklaren über einen neuen Lover gelassen, es scheint etwas sehr Ernstes zu sein. Er ist Italiener und zu allem Unglück bereits mit seinen Zwillingen Angelo und Sonia angereist. Sahneschnittchen Angelo, mit den Nugataugen gefällt Liv schon sehr gut, aber irgendwie geht schief was nur schiefgehen kann. Livs Freundinnen stehen ihr mit Rat und Tat zur Seite, ob er der Richtige für den ersten Kuss sein könnte?

Dieses Buch ist schon optisch ein Genuss, ein sehr fröhliches buntes Cover, die 23 Kapitel sind alle mit Speisen benannt, dazu kommen die netten kleinen Zeichnungen am Kapitelanfang. Die Sprache ist jugendlich witzig ansprechend frech, am besten fand ich die kursiv gedruckten flapsigen Gedanken der Protagonistin, das war urkomisch und ich musste des Öfteren schmunzeln. Ab und zu erscheinen auch italienische Wörter und Ausdrücke, die der „Urlaubsitalienerin“ in mir sehr viel Freude bereitet haben. Mit viel wörtlicher Rede und einer sehr bildhaften, beschreibenden Sprache ist es der Autorin gelungen, das Buch wie einen Film in meinem Kopf ablaufen zu lassen. Eine Verfilmung dazu könnte ich mir gut vorstellen. Jederzeit war es einfach dem Geschehen zu folgen, die handelnden Personen waren authentisch und sind mir sehr ans Herz gewachsen. Angelo und Roberto die beiden Männer der italienischen Familie sind tolle Typen, nett, geheimnisvoll und gutaussehend. Auch Sonia, die „Ballettratte“ fand ich sympathisch. Livs Freundinnen und auch Nick, den sie beim Kochkurs kennenlernt, konnte ich am Schluss nur schwer gehen lassen. Sie sind mir alle lieb geworden. Allein Livs Mutter blieb ein wenig blass. Immer wieder fühlte ich mich in meine Teenagerzeit versetzt. Eine nette Überraschung ist das Pasta-Rezept, das am Ende des Buches abgedruckt ist. Ich habe die Leseprobe für die Fortsetzung, die im Herbst 2018 erscheint schon gelesen und wenn mir der zweite Teil über den Weg läuft, wird er ganz sicher von mir gelesen. Ich habe mich mit diesem Roman zwei Nachmittage ausnehmend gut unterhalten, Spannung war vorhanden und so hat sich das Buch fast von selbst gelesen. Schöner Reihenauftakt.
Eine Leseempfehlung an Mädchen im Alter ab 12 Jahren, aber auch Ältere, sowie Erwachsene werden an diesem Buch Freude haben. Tolle, verdiente 5 Sterne.

Bewertung vom 07.12.2017
Du bist mein Feuer
Ronin, Isabelle

Du bist mein Feuer


gut

Du bist mein Feuer, erotischer Liebesroman von Isabelle Ronin, 624 Seiten erschienen im Mira Taschenbuch –Verlag.
Sämtliche Klischees bedienender New Adult Roman.
Caleb sieht eines Abends (mit seinen „grünen“ Augen) in einem Club aufregend tanzend, im roten Kleid, Veronica, von ihm fortan Red genannt. Der reiche, gutaussehende bei Frauen äußerst erfolgreiche junge Mann ist als „Campusschlampe“ bekannt. Red, das arme naive unschuldige Mädchen ist natürlich noch Jungfrau. Weil sie obdachlos ist, zieht sie kurzerhand bei Caleb ein - der Beginn einer „großen Liebe“. Soweit die Klischees. Am Ende kommt es wie es kommen muss und wie ich es in einem Roman dieses Genres auch erwarten würde, wobei im letzten Drittel tatsächlich noch etwas Spannung in das Geschehen kommt.
Die Geschichte wird wechselweise aus der Sicht der beiden Protagonisten in der Ich-Perspektive erzählt. M.E. dauert es einfach zu lange bis es zwischen den beiden endlich „ zur Sache“ kommt. Zwischendrin hat der Roman unnötige Längen, sie streiten und trennen sich, unnötige Missverständnisse, versöhnen sich wieder, weil sie ohne einander nicht können. Und sie seine grünen Augen unwiderstehlich findet, ganz abgesehen von seinem perfekten Körper. Da hätte man das Ganze etwas straffen können. Das Ende mit den beiden Gegenspielern Beatrice und Justin ist fast noch ein richtiger Krimi, das hat der Geschichte gutgetan, etwas Spannung in den Plot gebracht. Am meisten genervt hat mich die Erwähnung von Calebs grünen Augen. Auf jeder Seite, mindestens ein Mal.
Insgesamt gute Unterhaltung mit wenig Anspruch, ich habe aber schon weitaus schlechtere Bücher dieses Genres gelesen. Was der Leser in Romanen dieser Art sucht ist vorhanden und gut erzählt, die erotischen Komponenten waren für mich nicht zum „fremdschämen“. Am besten gefallen hat mir die Figur „Caleb“ unverdorben, trotz seines reichen Elternhauses, loyal, ehrlich unwiderstehlich. Und übrigens habe ich das schön erwähnt mit den tollsten grünen Augen der Welt? Veronica war m. M. nach, für eine junge und taffe Frau unserer Zeit, unglaubwürdig naiv.
Meine Empfehlung für Leser, die Bücher dieser Art mögen und für Frauen die auf grünäugige Männer stehen. Von mir dafür 3 Sterne.

Bewertung vom 06.12.2017
Die Hüter des Todes / Scythe Bd.1
Shusterman, Neal

Die Hüter des Todes / Scythe Bd.1


ausgezeichnet

Scythe – Die Hüter des Todes, Jugendroman von Neal Shusterman, erschienen im FISCHER Sauerländer Verlag.
Eine Utopie von einer perfekten Welt. Doch auch in einer perfekten Welt müssen Menschen sterben.
Irgendwann in der Zukunft, wird die Welt nahezu perfekt sein, es gibt keine Kriege, keine Armut, keine Krankheiten und keinen Tod mehr. Über allem steht der übermächtige Thunderhead. Um die Menschheit vor der Überbevölkerung zu bewahren, müssen gerade in einer „perfekten Welt“ Menschen sterben. Um dies möglichst gerecht und würdevoll zu erledigen, gibt es die Scythe, die erhabenen Hüter des Todes. Sie entscheiden, wer und wie “nachgelesen“ werden soll. Das ist eine ehrenvolle Aufgabe und verlangt Mitgefühl, Menschlichkeit und Wissen. Deshalb werden Scythe verehrt aber noch mehr gefürchtet. Rowan und Citra werden vom Ehrenwerten Scythe Faraday, als seine Lehrlinge aufgenommen, am Ende ihrer Ausbildung jedoch kann nur einer in die Reihen der Scythe aufgenommen werden, seine erste Aufgabe wird sein, den Anderen zu töten.
Das Buch ist in 5 Abschnitte mit inhaltsangebendem Titel geteilt. 40 Kapitel mit einer zusammenfassenden Überschrift in angemessener Länge gliedern das Buch. Nach jedem Kapitel erscheint ein Nachlese-Tagebucheintrag eines Berühmten Scythe, die meisten jedoch von der Ehrenwerten Scythe Curie.
Ich muss ganz ehrlich gestehen ich bin von diesem Buch restlos begeistert. Die Ideen und die Welt die der Autor hier geschaffen hat, hauen mich echt um. In herrlich frischer Sprache verständlich für Jugendliche, für die das Buch geschrieben wurde. Aber auch für jeden Erwachsenen, eine hervorragende Unterhaltung. Zu jeder Zeit konnte ich dem Geschehen folgen, die Handlungen der agierenden Charaktere waren nachvollziehbar und logisch. Gefallen haben mir natürlich Scythe Curie und Citra. Letztere macht im Lauf der Geschichte eine enorme Wandlung durch. Auch bei Rowan kann man erkennen, wie aus dem reifen Jugendlichen ein Mann wird, der Verantwortung trägt. Scythe Faradays Handeln konnte ich nicht nachvollziehen. Auch die Bösewichte in der Geschichte sind tolle Charaktere, Scythe Goddard und seine marodierende Bande Junior-Scythe - ihre Aktionen haben terroristischen Charakter, sie kommen daher wie die vier apokalyptischen Reiter, sie sind für mich schlichtweg Massenmörder. Sehr spannend erzählt von Anfang an, bis zur letzten Seite. Das Ende konnte nicht vorausgeahnt werden. Ich musste mich wirklich zusammenreißen um nicht schon vorher auf die letzte Seite zu blättern. Immer wenn ich mir sicher war, so könnte es weitergehen kam eine Wendung im Plot. Machtkämpfe im Scythetum, Scythe der alten Ordnung und die „neuen modernen Scythe“ erinnern den Leser an politische „Hahnenkämpfe“. Gute Idee, perfekte Ausführung. Neal Shusterman, diesen Autor sollte man sich merken.
Voller Spannung warte ich auf den 24. März 2018, dann erscheint nämlich Scythe – Der Zorn der Gerechten, der 2. Teil der Trilogie. Eine unbedingte Leseempfehlung für Jugendliche aber auch Erwachsene. Und 5 glitzernde, wohlverdiente und gerne gegebene Lesesterne.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.11.2017
Herrn Haiduks Laden der Wünsche
Beckerhoff, Florian

Herrn Haiduks Laden der Wünsche


gut

Herrn Haiduks Laden der Wünsche, Roman von Florian Beckerhoff, 256 Seiten, erschienen bei HarperCollins Germany.
Alma findet ein Lotterielos mit einem Gewinn von 13 Millionen, zusammen mit Herrn Haiduk ist sie auf der Suche nach dem glücklichen Gewinner. Kann derjenige so viel Glück überhaupt vertragen?
Herr Haiduk ist einst nach Berlin, der Liebe wegen gekommen. Die Liebe schwand, geblieben ist ihm ein kleiner Zeitschriftenladen, eingezwängt zwischen zwei großen Geschäftshäusern, hier verkauft er mit seinem Gehilfen Adamo, Zeitschriften, Tabakwaren, Süßigkeiten, dazu betreibt er eine Lottoannahmestelle. Gern gesehene Kundin ist Alma, die „stumme Studentin“ sie liest, regelmäßig in einer ruhigen Ecke, Zeitschriften. Anschließend kauft sie ein Exemplar und Kaugummi. Eines Tages sind alle Lottokunden aufgeregt, in Herrn Haiduks Laden wurde ein Lotterielos verkauft welches den Gewinn von 13 Millionen verspricht. Doch der Gewinner meldet sich wochenlang nicht. Alma hat das Los gefunden und will den Gewinner, bzw. den, der das Vermögen wert ist ermitteln. Es beginnt ein Lotteriecasting im kleinen Laden.
Von der Leseprobe zu diesem Buch war ich wirklich begeistert. Ein unvorstellbar hoher Gewinn, eine ehrliche Finderin und auf einmal sehr viele „Anwärter“. Leider war ich von der Geschichte mehr als enttäuscht. Es war schlichtweg langweilig. Ich konnte die Lektüre zu jeder Zeit aus der Hand legen und liegen lassen, um ein paar Tage später weiterzulesen. Spannung war keine vorhanden. Emotionslos wurden die einzelnen gecasteten Anwärter befragt. Schade, denn die Charaktere waren so uninteressant nicht. Erich und Karl, die gläubige Frau, die Ängstliche oder der junge Kettenraucher. Beckerhoff hatte eine tolle Idee und nichts daraus gemacht. Der junge Schriftsteller, dessen einziges Buch Herr Haiduk schon lange hütet, hat die Erwartungen des Ladeninhabers am Ende auch nicht erfüllt. Die Episode über den Engel mit dem abgebrochenen Stift, auf der Gruft, die als Hintereingang zum Hinterhof von Herrn Haiduk, vom Friedhof aus benutzt wird, hat sich auch nur in eine schwache Erzählung aufgelöst. Irgendwie fehlte in der ganzen Geschichte der Knaller. Haiduk und sein Angestellter Adamo waren sympathische Figuren, über Adamo hätte ich gerne noch mehr erfahren. Die Person Alma, blieb mir bis zum Ende fremd. Naiv, schüchtern und als Gutmensch dargestellt. Auch Paul der Schriftsteller blieb m. M. ziemlich blass. In der Realität wäre diese Geschichte mit Sicherheit anders verlaufen, so blieb der Plot für mich unglaubwürdig. Das Ende des Romans ist auch sehr seltsam.
Herrn Haiduks Laden kann ich nur eingeschränkt empfehlen. Leser sollten nicht zu viel erwarten. Kann man lesen, muss man nicht. Dafür fand ich das Cover sehr schön, gutgemeinte 3 von 5 Sternen von mir.

Bewertung vom 26.11.2017
Böses Kind
Krist, Martin

Böses Kind


sehr gut

Böses Kind, Thriller von Martin Krist, 320 Seiten, erschienen im R&K Verlag.
Der erste Fall für Kommissar Frei.
„Es gibt Fehler die sind zu ungeheuerlich für Reue“. Vorliegender Thriller beginnt mit zwei Zitaten, dieses von Roger Smith ist eines davon. Aufgeteilt in 63 Kapitel dazwischengeschoben mit besonderen Kapitel- Zeichen versehene „Intermezzi“. Gedanken oder laute Ausrufe, sowie betonte Aussagen, auch Sätze in anderen Sprachen sind kursiv gedruckt um sie deutlich hervorzuheben. Im auktorialen Erzählstil mit lebendigen Dialogen versehen, gelingt es hier dem Autor, den Leser zu fesseln. Besonders gut gefallen hat mir das Cover mit den unheimlichen Augen, die einen anzustarren scheinen. Zwischen dem Autorennamen und dem Titel ist in einer anderen Schrift und Farbe der Name Alanna zu erkennen, was es damit auf sich hat, wird im Verlauf der Geschichte erklärt.
Auf einer Baustelle wird ein erschlagenes und gekreuzigtes Opfer entdeckt. Jacqueline, 14jährige Tochter von Suse, einer heillos überforderten, allein erziehenden Mutter, wird vermisst. Bei dem Mordopfer wird der Rucksack von Jaquie und ihr toter Hund gefunden. Was ist mit dem Mädchen passiert? Kriminalhauptkommissar Frei und sein Team ermitteln. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.
Der Spannungsbogen, der schon auf den ersten Seiten beginnt, bleibt bis zur Aufklärung des Falls auf den letzten Seiten unerträglich hoch. Oft endet ein Kapitel mit einem heftigen Cliffhanger. Bei der Lektüre hatte ich des Öfteren ein beklemmendes Gefühl. Schwebt Jacqueline in Lebensgefahr und kann die Polizei sie noch rechtzeitig aufspüren? Diese Fragen ließen mich durch die Seiten geradezu fliegen. Die Hauptpersonen wurden gut beschrieben und haben Charaktertiefe. Suse, der überforderten Mutter konnte ich ihre Verzweiflung unbedingt nachfühlen. Interessant fand ich auch die Figur Henry Frei, ein Kommissar mit einem Ordnungszwang, einer Teenie-Tochter und einem Sohn mit Asperger-Syndrom. Seine Kollegen, die dauernd Möhren kauende Albers, und Phan Cha Lee genannt Charlie, blieben leider etwas blass, was sich in den fortsetzenden Bänden hoffentlich noch ändert. Martin Krist hat es geschafft, dass ich den Folgeband unbedingt lesen muss, zum Einen um Oskar Marek näher kennen zu lernen. Henrys früheren Vorgesetzten und Freund, der seine eigenen Probleme hat, in die Frei womöglich involviert ist. Zum Anderen scheint der Mord an Sina Weinstein auch noch nicht geklärt zu sein. Besonders spannend erzählt fand ich, als der kleine Dennis „etwas Ekliges“ auf dem Bett seiner Schwester fand. Durch mehrere Kapitel habe ich gefiebert um was es sich dabei handeln könnte, noch aufregender hätte Krist dies nicht inszenieren können. Leider war die Aufklärung in den letzten Kapiteln durch eine Wendung, zu schnell, zu hektisch und nicht ausführlich genug erklärt. Ich finde, hier ist noch Platz nach oben. Trotzdem kann ich diesen Thriller empfehlen, und vergebe knappe 4 von 5 möglichen Sternen.

Bewertung vom 22.11.2017
Der gefährlichste Ort der Welt
Johnson, Lindsey Lee

Der gefährlichste Ort der Welt


sehr gut

Der gefährlichste Ort der Welt, Roman von Lindsey Lee Johnson, 304 Seiten, erschienen im dtv Verlag.
Eine Geschichte über Mobbing in sozialen Medien und die Folgen für Opfer und Täter.
Tristan Bloch ist ein Außenseiter, etwas linkisch, seltsam gekleidet und von seiner alleinerziehenden Mutter überbehütet. So darf man nicht sein in Mill Valley, das Luxus-Städtchen über der Bucht von San Francisco, dort wo die Reichen und Schönen wohnen. Da ist dieser Druck, herausragend zu sein in einer Stadt, in der nichts Geringeres akzeptiert wird (Emma). Eines Tages offenbart sich Tristan seiner „Angebeteten“ Calista Broderick und das auch noch in einem handgeschriebenen Liebesbrief. Cally übergibt diesen Brief ihren Freunden und kurz darauf wird er auf Facebook gepostet. Der sensible Junge kann dem, über ihn hereinbrechenden Shitstorm, nicht mehr entkommen. Er ist „unten durch“ wird gehatet und in den sozialen Medien fertig gemacht. Das Paradies ist für ihn zur Hölle geworden. Eines Tages nimmt er sein Fahrrad, radelt zur Golden Gate Bridge und springt in den Tod. Diese Tat verändert auch das Leben seiner „Hater“, nichts ist mehr wie es scheint und niemals mehr so wie es war.
Das Buch ist in drei Teile gegliedert. Zuerst die 8. Klasse, als sich Tristan das Leben nahm, dann im zweiten Teil nach 3 Jahren und im letzten Teil fünf Jahre später. Jedes einzelne Kapitel ist mit einer Überschrift versehen und ändert die Erzählperspektive. Es gibt im vorliegenden Roman keinen Protagonisten jeder Charakter wird einmal zum „Hauptdarsteller“ in den einzelnen Kapiteln. Am Anfang hatte ich Mühe bei diesem speziellen Stil, dem Verlauf der Geschichte zu folgen. Der Einstieg in diese Erzählung hat mich sofort gefesselt, der Plot hatte im Mittelteil einige Längen um am Ende wieder anzuziehen. Den Buchtitel "Der gefährlichste Ort der Welt" finde ich ungeschickt gewählt, es hätte sicher passendere gegeben, ob das Leben in Mill Valley schön ist, schlecht zu urteilen, gefährlich ist es sicher nicht. Evtl. bezieht sich das „gefährlich“ auch auf einen anderen Ort, was mir bei der Lektüre aber nicht klar wurde. Trotzdem hat mich das Buch gefesselt, ja betroffen gemacht. Anfangs meinte ich die Jugendlichen, die Tristan so zusetzten, leben ihr Leben weiter, haben Spaß, haben den Vorfall vergessen, doch nach und nach kristallisiert sich heraus. Tristan ist tot, die anderen leben noch aber getroffen hat es alle. Und sie müssen erkennen dass sie weiterleben müssen mit dem was sie getan haben. Mitreißend geschrieben, die Charaktere zu jederzeit authentisch und sympathisch.
Eine unbedingte Leseempfehlung für Jugendliche und auch deren Eltern. Für alle Leser die sich für Mobbingopfer-Geschichten interessieren und/oder Diejenigen, die Highschool-Erzählungen begeistern. Von mir dafür 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 20.11.2017
Der Frauenchor von Chilbury
Ryan, Jennifer

Der Frauenchor von Chilbury


ausgezeichnet

Der Frauenchor von Chilbury, Hörbuch von Jennifer Ryan, 6 CD, Gesamtlaufzeit 7 Stunden, 46 Minuten. Aus dem Englischen von Andrea O’ Brian, erschienen im Argon Hörbuch-Verlag.

England 1940, der 2. Weltkrieg hat die Insel erreicht. Als immer mehr Männer eingezogen werden, schließt der Pfarrer den Gemeindechor. Das wollen die tapferen Frauen von Chilbury nicht so einfach hinnehmen. Warum nicht den Chor verändern wenn Frauen jetzt auch Männerjobs machen? Als die Musikprofessorin Primrose Trent im Ort unterkommt, gründen sie mit ihrer Hilfe einen reinen Frauenchor, denn sie wollen sich nicht sang- und klanglos ergeben.

Als ich das Hörbuch geschenkt bekam war ich anfangs sehr skeptisch, denn ich hatte noch nie eine Rezension für ein Hörbuch verfasst. Aber je mehr ich von dieser wunderbaren Geschichte hörte, desto mehr war ich begeistert. Der Frauenchor von Chilbury ist ein Roman der unbedingt auditiv wahrgenommen werden sollte. Bei der Lektüre des Buches entgeht dem Leser nämlich der Genuss der herrlichen Stimmen des Frauenensembles Encantada! Bei CD 2 angekommen, auf der das Ave Maria von Schubert erklingt, konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Immer wenn und m. M. nach viel zu selten, der schöne Gesang des Frauenensembles erklang, lief mir eine Gänsehaut den Rücken hinunter.
Vier verschiedene Frauen und Mädchen aus Chilbury schildern in Briefen und Tagebucheinträgen die harten Zeiten und die Geschehnisse in der schweren Kriegszeit. Die Vorlesestimmen passen perfekt zu den jeweiligen Figuren, dadurch konnte ich mir die Frauen auch sehr gut vorstellen. Allen voran Edwina Paltry, die mit zwielichtigen Machenschaften in ihrem Beruf als Hebamme, dem Brigadier Winthrop zu einem Erben verhelfen soll, hervorragend gesprochen von Andrea Sawatzki. Viel Freude hatte ich auch beim Zuhören der beiden Schwestern Kitty (gesprochen von Jasna Fritzi Bauer) und Venetia Winthrop (Monika Oschek), die sich nicht immer so gut leiden können wie Schwestern es sollten. Denn Kitty steht manchmal im Schatten ihrer hübschen Schwester. Meine Lieblingsfigur jedoch war auf jeden Fall die Krankenschwester Mrs. Tilling von Elena Wilms überwältigend vertont. Sie ist der gute Geist des Ortes, eine tolle, resolute Frau, eine Witwe, deren einziger Sohn David ebenfalls am Krieg teilnimmt. Sie behält in den schlimmsten Situationen den Überblick und holt so manchem Bewohner von Chilbury in den schwierigsten Lagen, die Kohlen aus dem Feuer.
Da die erzählenden Personen oft dieselbe Situation schildern ist es dem Zuhörer möglich, die Geschehnisse aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Durch die meisterhaft gelesenen Passagen ist es mir zu jeder Zeit gelungen, der Geschichte zu folgen und auch die jeweiligen Charaktere zu identifizieren. Die handelnden Personen zeigen Charaktertiefe und ihr Handeln ist plausibel. Obwohl ich eine wirklich leidenschaftliche Leserin bin, bedaure ich es nicht, diesen Roman gehört zu haben.
Eine absolute Empfehlung für diesen tollen Roman. Und als besonderen Genuss das Hörbuch wählen! Wohlverdiente und gerne verliehene 5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 16.11.2017
Ermordung des Glücks / Jakob Franck Bd.2
Ani, Friedrich

Ermordung des Glücks / Jakob Franck Bd.2


sehr gut

Die Ermordung des Glücks, Kriminalroman von Friedrich Ani, 317 Seiten, erschienen im Suhrkamp Verlag.
Der zweite Teil der Reihe um den Exkommissar Jakob Franck.
Als der 11-jährige Lennard Grabbe nicht nach Hause kommt und 34 Tage später seine Leiche aufgefunden wird, verschwindet für seine Eltern und Angehörigen das Glück. Die ermittelnden Beamten treten auf der Stelle. Exkommissar Franck überbringt den Eltern die schreckliche Nachricht und macht es sich zur Aufgabe den Mörder des Jungen zu finden. Er verbringt Stunden am Tatort geht die Protokolle und Zeugenaussagen immer und immer wieder durch, auf der Suche nach dem „Fossil“ wie er es nennt. Das Fossil, das Puzzleteil, das den Fall zur Aufklärung bringt. Kann es Franck, mit seiner Beharrlichkeit und der ihm eigenen Gedankenfühligkeit schaffen?
Am Anfang stehen einige Zeilen des Songtextes „I’ll remember you von Bob Dylan, was den Leser sogleich auf die Geschichte einstimmt. Das Buch umfasst 21 Kapitel mit römischen Zahlen und zum Inhalt des Kapitels passenden Überschriften. Ohne den Vorgängerband zu kennen ist es leicht, der in sich geschlossenen Erzählung zu folgen.
Bei vorliegender atmosphärisch dichter Geschichte handelt es sich nicht um einen gewöhnlichen Kriminalroman. In erster Linie um einen Roman, der menschliche Abgründe, atemlose Spannung und grenzenlose Melancholie in eindringlicher, bildhafter Sprache zum Ausdruck bringt. Das ist Friedrich Ani in seinem poetischen ganz eigenen Stil wirklich sehr gut gelungen. Von Anfang an wurde ich, schon bei der Schilderung der Todesnachricht in den Bann der Erzählung gezogen die mich bis zur Auflösung des Falls nicht mehr losließ. Die Trostlosigkeit, die tiefe Trauer, die Hoffnungslosigkeit der Mutter haben mich zutiefst berührt. Ani hat das Gefühl, keine Mutter mehr zu sein, gut eingefangen. Das Schlimmste, das Eltern überhaupt passieren kann, der Tod ihres geliebten Kindes wurde mit jedem Wort glaubhaft und nachvollziehbar geschrieben. Bis zur überraschenden Wendung am Schluss, kann man den Täter nicht erahnen. Auch die Rat- und Hilflosigkeit des Vaters ist hervorragend erzählt, die Familiensituation die sich aus der Tat ergibt hat mich sehr betroffen gemacht, dazu passt auch die Jahreszeit, die düsteren dunklen Wintermonate. Jakob Franck, der hartnäckige Exkommissar angetrieben vom Bedürfnis, den Eltern zu Klarheit zu verhelfen und auch von schmerzhaften Erinnerungen aus der eigenen Vergangenheit ist ein unglaublich fesselnder, toller Charakter, gerne würde ich noch mehrere Fälle mit ihm lösen. Einzig die Verbindung von Tanja Grabbe und ihrem Bruder Max waren stellenweise m. M. nach etwas überzogen und mir auch nicht immer ganz klar. Dazu kommt, dass mich die ganze Traurigkeit des Romans ziemlich schwermütig zurückgelassen hat, denn nicht nur Lennards Leben wurde durch die Tat zerstört, sondern auch das von Menschen in seinem Umfeld.
Diesen Krimi möchte ich gerne weiterempfehlen, an Leser die tiefgründige emotionale Kriminalromane mögen. Gerne gebe ich 4 von 5 möglichen Sternen.