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anette1809 - katzemitbuch.de
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Sulzheim
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Bewertungen

Insgesamt 957 Bewertungen
Bewertung vom 27.07.2016
Kaninchenschmuggel oder wie ich Mehlchen rettete / Granola Bd.1
Milan, Timm

Kaninchenschmuggel oder wie ich Mehlchen rettete / Granola Bd.1


ausgezeichnet

Granola hat eine Grammatik-Intoleranz und bringt deshalb lange oder fremdklingende Wörter und ganze Sätze etwas durcheinander. Damit man das granolisch-deutsch besser versteht hat der Autor die wichtigsten Wörter im Anhang aufgeführt.

Abgelenkt von der leichten und lustigen Geschichte in großem Druck, der ideal für Leseanfänger ist, hat mich nur das granolisch-deutsch, welches ich zwar sehr witzig finde und das perfekt zu Granolas Geschichte passt, jüngere Leser, die vielleicht erst seit einigen Monaten lesen, könnten dadurch allerdings im Lesefluss gestört werden. Zudem sind nicht alle "granolischen" Begriffe im Anhang aufgeführt.

Granolas Klasse hat die Lehrerin gewechselt. Bis vor Kurzem war noch Frau Mehl ihre Klassenlehrerin, aber nach einem Unfall wird sie von Frau Kron vertreten. Nach einem Streit in der Klasse machen die Kinder zusammen mit der Lehrerin einen Ausflug in den Streichelzoo, der aber von Anfang an unter schlechten Sternen steht: zunächst verpasst Granola den Ausstieg, weil zwei ihrer Mitschüler ihr die Abteiltür zuhalten, danach entführt sie versehentlich ein Kaninchen. Das Kaninchen sitzt zitternd im Regen, damit es nicht verschimmelt, setzt Granola es in die Strickjacke gekuschelt in ihren Rucksack. Danach schafft sie es nicht unbemerkt das Kaninchen aus dem Rucksack zurück in das Gehege zu setzen und wird zum Dieb wider Willen.
Über das Kaninchen wächst die Klassengemeinschaft zusammen, die vorher Probleme mit der Integration lernschwacher Schüler hatten. Endlich leben die Kinder eine Klassengemeinschaft und kämpfen gemeinsam für eine Sache, statt wie zuvor Grüppchen zu bilden und Flausen auszuhecken.
In der verrückten Geschichte von Granola und dem Kaninchen Mehlchen wird klar, wie wichtig es ab einem gewissen Alter ist, das Kindern lernen Verantwortung zu übernehmen und das es auch für Erwachsene nie zu spät ist seine Träume zu verwirklichen.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwierig es für Grundschulkinder sein kann, wenn außerplanmäßig Lehrerwechsel durchgeführt werden müssen, zudem diese Klasse noch ein Modell behandelt mit altersgemäß entwickelten Kindern und lernschwächeren. Timm Milan "don't tell, but show" wie und warum die Probleme im Klassenverband auftreten und wie man dagegen antreten kann.

Nachdem auf dem Buchrücken vom ersten Band von Granola die Rede ist, hoffe ich sehr schon bald weitere Klassengeschichten von dem sympathischen Mädchen und ihren Mitschülern lesen zu dürfen, außerdem möchte ich ja erfahren, wie es unserem Mehlchen nun geht :)

Bewertung vom 27.07.2016
Schandkreuz / Ernestine Nachtigall Bd.3
Weichmann, Helge

Schandkreuz / Ernestine Nachtigall Bd.3


ausgezeichnet

"Weck, Worscht und Wadenweh!" Der Gutenbergmarathon steht vor der Tür und wie es das Schicksal so will, trifft es den übergewichtigen Raucher und Gourmet Elmar Wissmann, der gegen seinen Willen unter den Reihen tapferer AZ-Kämpfer zur Auswahl steht, für seine Zeitung anzutreten. Es kommt wie es kommen muss: wenn einer mit dem entsprechenden Konterfei und dem abgewandelten rhoihessischen Schlachtruf "Weck, Worscht und Woi" eine Ansage macht, dann geht dieser fast durchmarschähnlich aus dem Wettbewerb hervor. Gut für Elvis, schlecht für Tinne: die beiden müssen nun gemeinsam Trainieren, um Elvis für den Marathon im Mai streckenfest zu machen. Die Brigade unterstützt die beiden an den Streckenfestpunkten mit speziellen Elvis-T-Shirts und Ballons und gelegentlichem Grölen des Schlachtrufs.
Bevor das Rennen tatsächlich am Muttertag angepfiffen werden kann, wird das Leben von Tinne und Elvis aber mal wieder gehörig durcheinandergewürfelt. Bevor es mit dem eigentlichen Plot losgeht wird der Leser zugegen bei einem Hexenprozess im frühen siebzehnten Jahrhundert in Bodenheim, danach nehmen wir an einem Cold Case mitten der neunziger Jahre in Partenheim teil - noch scheinen die beiden Fälle nichts miteinander zu tun zu haben, aber je länger die Zeit fortschreitet und im hier und jetzt die Hexerei wieder lebendig zu werden scheint, trägt jeder Tode der letzten Jahrhunderte sein Scherflein zur Aufklärung dieses Falls bei.
Zwischendurch dachte ich einmal klipp und klar jetzt führen die Anzeichen genau dahin, wie der Fall letzten Endes aufgelöst wird, aber da habe ich Helge Weichmann gewaltig unterschätzt, mich hat er jedesmal an der Nase herum geführt. Blutige Anschläge auf ermittelnde Personen stellen die eigenen Gedankengänge zusätzlich in Frage und lassen die scheinbar klaren Ideen für die Auflösung des Falls rückhaltlos verpuffen. Die Verbindung aller drei Fälle deckt er tatsächlich erst auf den letzten Seiten der Geschichte auf.
Gelungen lässt er wieder alle liebgewonnen Charaktere in seinem neuesten Geniestreich auftreten, trotzdem bieten seine Geschichten auch immer noch Platz für neue und nicht minder interessante Personen.
Obwohl durch den Fund des Hexengrabs Bodenheim als Hauptspielort gekennzeichnet ist, habe ich auch vieles in und um Mainz angetroffen, wovon ich natürlich am liebsten lese, da ich jeden Tag meines Lebens in dieser Stadt verbringe. Für uns Rhoihesse ist es einfach toll von der Heimat zu lesen, den verschrobenen und doch so offenen Charakteren, den Besonderheiten der Landschaft und dem guten Essen und Trinken, für welches die Region bekannt ist. Selbst meine ehemalige Ausbildungsstätte findet in Schandkreuz Erwähnung, auch einige der benannten Lokalitäten habe ich schon besucht. All dem haucht Helge Weichmannn gekonnt Leben und Spannung ein, so das man anfängt seine Umgebung wieder mit offeneren Augen zu durchschreiten und zu gucken, hinter welcher Ecke sich das nächste Abenteuer von Elvis und Tinne verstecken könnte.

Reihen-Info:
Schandgrab
Schandgold
Schandkreuz

Bewertung vom 25.07.2016
Lilac und Tarver / These Broken Stars Bd.1
Kaufman, Amie;Spooner, Meagan

Lilac und Tarver / These Broken Stars Bd.1


sehr gut

Bei einer Veranstaltung auf dem Raumschiff Icarus begegnen sich Lilac, das reichste Mädchen des Universums und Tarver, ein gefeierter Kriegsheld aus einfachen Verhältnissen, zum ersten Mal. Beide fühlen sich vom anderen angezogen, Lilac versucht ein näheres Kennenlernen jedoch zu verhindern, da sie aus der Vergangenheit weiß, dass ihr Vater - Besitzer von LaRoux Industries dies nicht nur nicht gutheißen würde... Kurz nach dieser Begegnung wird die Icarus aus dem Hyperraum gezogen - ein Schiffbruch im Weltraum, der an die Tragödie der Titanic erinnert. Lilac und Tarver erreichen eine der Rettungskapseln und stranden mit dieser auf einem scheinbar unbewohnten Planeten, der einerseits unserer Welt ähnelt, andererseits eine unbekannte Lebensform zu beherbergen scheint. Es folgt ein langer Kampf auf der Suche nach Rettung, auf der Lilacs Fassade des reichen Mädchens nach und nach brökelt und sich die beiden näher kommen, allen Konventionen zum Trotz...

Ich bin mit keiner Erwartungshaltung an das Buch herangegangen, war aber anderseits neugierig, da es bereits sehr viele positive Stimmen zum englischsprachigen Original gab. Der Schreibstil des Autorinnenduos ist sehr fesselnd, die beiden unterschiedlichen Charaktere, die mit jedem Kapitel im Wechsel zu Wort kommen, sind ein weiterer Faktor dafür, dass man schnell und leicht durch die Geschichte gleitet. Hinzu kommt, dass jedes Kapitel mit dem Auszug aus einem Verhör beginnt, welchem Tarver ausgesetzt wird, nachdem Lilac und er von dem Planeten gerettet wurden.
Das Verhör, die Perspektivwechsel und die beiden Charaktere haben mir sehr gut in der Umsetzung gefallen, so dass ich mir bis in die Hälfte des Buches ein wahres Lesehighlight versprochen habe. Leider konnte der weitere Verlauf aber nicht mehr das halten, was der Beginn der Geschichte versprochen hat. Statt einfach einen spannenden Science-Fiction Roman zu liefern, der in einer unbekannten Umgebung spielt, kommen zu viele fantastische oder dystopische Elemente dazu, die Fans der SiFi-Genres eher abschrecken, vom Mix aber auch nicht jeden Leser von Fantasy oder Dystopie ansprechen werden. Mir war es teilweise etwas zu sehr an den Haaren herbeigezogen, aber immerhin der Grund dafür, dass die Geschichte im letzten Drittel nicht zu einer einfachen Liebesgeschichte mutierte. Wenn den Autorinnen für das Ende mehr eingefallen wäre, hätte ich mich mit den fantastischen Elementen sicher noch anfreunden können, aber der Schluss hat weit weniger gehalten, als die Auszüge aus dem Verhör mir den kompletten Verlauf des Romans versprochen haben. So hat mich das Buch über die meisten Teile hinweg zwar wirklich sehr gut unterhalten, die letztendliche Richtung, in der sich die Geschichte entwickelt und das für mich einfallslose Ende wecken bei mir aber keine Lust darauf, die beiden weiteren Romane aus dem Starbound Universum zu lesen. Zum Glück ist "Lilac und Tarver" mehr oder weniger in sich abgeschlossen, so dass man das Buch gut als Stand Alone lesen kann.

Reihen-Info:
These broken Stars: Lilac und Tarver
This shattered World (These broken Stars: Jubilee und Flynn, 25. November 2016)
Their fractured Light (noch ohne dt. Titel und Erscheinungstermin)

Bewertung vom 19.07.2016
Löwenherzen weinen nicht!
Baltscheit, Martin

Löwenherzen weinen nicht!


ausgezeichnet

Der Löwe erlebt sein erstes starkes Leseabenteuer. Wer die Geschichten vom Löwen nicht missen möchte, aber schon selbst - und viel - lesen kann, kann nur neue Abenteuer des Löwen erkunden, die von der Textmenge auf Erstleser ausgelegt sind, und zum Vorlesen und Vorlesenlassen immer noch auf großzügige, bunte und zahlreiche Illustrationen setzen, wie sie aus den Löwenbilderbüchern bekannt und geliebt sind.

Das Cover ist sehr kindgerecht und dennoch hochwertig gestaltet mit den beiden Tieren in Spottlacktechnik und dem in einer helleren Farbe im Hintergrund auftauschenden DRAMATISCH! Da muss man doch zugreifen und erfahren, warum der Löwe nicht weinen kann und wie sein Freund das Krokodil ihm dabei helfen möchte.
Die Vorsatzseiten sind mit Krokodilstränen in verschiedenen Grüntönen bedruckt. Gleich zu Beginn der Geschichte erfährt der Leser, dass der Löwe kein Verständnis dafür aufbringen kann, warum man das Ende einer Geschichte so traurig finden kann, dass einem in Anschluss daran die Tränen fließen. Die Löwin findet das sehr, sehr herzlos. Der Löwe beginnt sie derart auszulachen, dass sie sagt:
"Ich gehe mir ein Herz mit Gefühlen suchen". (S.10)
Oh je... nun geht der Katzenjammer los. Ob das Krokodil wohl schafft aus dem Löwen ein Tier mit Gefühlen zu machen? Die leckeren Girari Riegel zeigen keinen Erfolg, das Märchen vom armen kleinen Krokodil zeigt ebenfalls keinen Erfolg - naja... beim Krokodil schon , aber WIR BRAUCHEN DOCH LÖWENTRÄNEN!!! Keine Tränen beim Kitzeln, keine Tränen beim Beißen, keine Tränen beim düsteren Maskentanz, egal was das Krokodil versucht, es bleibt alles ohne Erfolg. Oder hat er am Ende doch noch einen Einfall für eine letzte List, die zu dem gewünschten Ergebnis führen könnte?

Am Ende des Buches stellt Martin - der Ghostwriter des Löwen - ein paar lustige neue Wörter vor.

Obwohl ich bereits die ganzen Bilderbuchgeschichten vom Löwen kenne, bin ich wie immer positiv überrascht, dass Martin jedesmal ein neuer Clou im Dschungelreich gelingt. Meine Tochter und ich hatten großen Spaß und wir hoffen, dieses Konzept wird weiter ausgebaut, so dass ein Kind über mehrere Jahre mit den Lesewelten des Löwen und seiner Freunde groß werden kann.

Neben Bilderbüchern, Erstlesebüchern, Mitmachsachen wie dem Löwenmalheft oder dem Tier-ABC-Poster, fände ich beispielsweise ein Koch- oder ein Kreativbuch mit dem Löwen oberaffenstark!

Bewertung vom 18.07.2016
Das tolle ABC-Buch
Leeuwen, Joke van

Das tolle ABC-Buch


sehr gut

'toll
dass es Buchstaben gibt
woraus man ein Wort machen kan
und noch ein Wort
und noch ein Wort
und noch ein Wort
und noch ein Wort
und noch ein Wort
und noch ein Wort
und noch ein Wort
und noch ein Wort
und noch ein Wort'

Das Tolle ABC-Buch ist eine Sammlung von Bildern, Geschichten und Gedichten rund um das Alphabet.
Dabei wird sowohl das Auge als auch das Ohr angesprochen.

Im Turner, Schau und Monster ABC werden die Buchstaben durch Turner, Schausteller oder Monster visualisiert, so dass man sich die Buchstaben besonders gut einprägen kann. Dies gelingt meines Erachtens ebenfalls sehr gut durch die Zufallsentdeckungen von Buchstaben in Allerweltsfotos.

Leseanfänger, die über die einzelnen Buchstaben hinaus sind, finden in diesem Buch einfache Texte und Gedichte, mit denen sie das Gelernte vertiefen können. Die Tiergeschichten und die Gedichte finde ich dafür am besten geeignet, die Gabella und Löffelino Bildergeschichten haben mir persönlich nicht zugesagt, der Humor war mir zu platt und teilweise auch nur bedingt für Kinder verständlich.

Das Buch beinhaltet sogar ein paar Rätsel, um den Kopf auf noch eine weitere Weise zu beschäftigen.

Viele Illustrationen sind recht kindlich gehalten. Joke van Leuwen beherrscht jedoch eine große Bandbreite des Zeichnens und Malens, dass ihre sehr realistisch gezeichneten Tiere vor allem auch Erwachsene ansprechen werden.

Ein sehr schön gestaltetes Buch, welches in den ersten beiden Schuljahren eine gute Unterstützung beim Erlernen des Alphabeths leisten kann. Über das Alter hinaus wird das Buch sicher noch viele Liebhaber von künstlerisch gestalteten Büchern finden.

Bewertung vom 18.07.2016
Sophiechen und der Riese
Dahl, Roald

Sophiechen und der Riese


ausgezeichnet

"Sophiechen und der Riese" ist die literarische Vorlage für den Film "BFG - Big Friendly Giant", der diesen Monat in den deutschen Kinos anläuft. Roald Dahl ist bereits seit vielen Jahren einer meiner liebsten Kinder- und Jugendbuchautoren, da seine Geschichten nur so vor Fantasie und Ideen übersprudeln, oder hat von euch schonmal jemand von einer Limonade gehört, bei der die Bläschen nicht nach oben zum Flaschenhals, sondern nach unten steigen? Dadurch kommt es natürlich zu keinen Rülpsern nach dem Trinken, sondern nach anderen Körpertöne, die den köstlichen Geschmack des Getränks feiern. Aber erstmal zurück, wie Sophiechen und der Riese überhaupt aufeinander getroffen sind. Der Riese war des Nachts in der Stadt zum Träume verteilen unterwegs. Da Sophiechen ihn gesehen hat, muss der Riese das Mädchen mitnehmen, damit sie nicht versehentlich von ihm erzählen konnte. Sophiechens Riese war zum Glück ein Guter Riese - ein GuRie - aber die anderen Riesen essen für ihr Leben gerne saftige Berliner, knackige Wiener, mal einen Eskimo, wenn es zu heiß ist, oder einen Südländer gegen die Kälte. Aber ist das nicht schrecklich? Sophiechen heckt einen Plan aus, wie man die britische Queen dazu bringen könnte, die Riesen gefangen zu nehmen, damit nicht weiter auf der ganzen Welt unschuldige Lebewesen als Riesenfutter enden. Gar nicht so einfach einen Plan auszuarbeiten mit einem Riesen, der nie richtig Lesen und Schreiben gelernt hat, dafür beherrscht er es aber eigene Träume zu mixen und darin liegt ihr Schlüssel zur Queen...

Ich liebe den Humor von Roald Dahl genau wie die kongenialen Illustrationen Quentin Blakes seit meiner Kindheit, ich bin mit Geschichten wie dieser, "Matilda" oder "Hexen, hexen" aufgewachsen. Der Humor ist sehr eigen, manchmal fast ein wenig böse und schwarzhumorig, und liegt sicher nicht jedem Kind. So ist die Altersempfehlung ab 10 Jahren wirklich nicht zu hoch gegriffen, auch wenn sich die Geschichte nach dem Klappentext so anhört, dass sie bereits jüngeren Kindern gefallen könnte (dann unbedingt mit den Kindern gemeinsam antesten!). Außerdem spricht der Riese in verdrehten Sprichwörtern und verwechselt manchmal wichtige Wörter. Gerade bei Leseanfängern könnte sich dies störend auf den Lesefluss auswirken.

Ansonsten werden die wunderbaren Geschichten Dahls immer absolute Leseempfehlungen bleiben, dank seinem wunderbaren Humor, den außergewöhnlichen Charakteren, und der ungewöhnlichen Rollenverteilung, bei der ein kleines, bebrilltes Mädchen einen GuRie an die Hand nimmt, um seinen bösen Artgenossen das Handwerk zu legen.

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Bewertung vom 18.07.2016
Hinter den Lichtern

Hinter den Lichtern


sehr gut

Laut Klappentext erzählt die Anthologie unglaubliche Geschichten, die vom Leben und von Scheinbarkeiten handeln. Von den Dingen, die "Hinter den Lichtern" passieren. Und von Menschen, die manchmal nicht so genau wissen, wo sie stehen und wohin mit sich. Nach dem Lesen der einzelnen Geschichten könnte der Titel "Hinter den Lichtern " nicht passender gewählt sein, auch wenn die enthaltenen Geschichten recht unterschiedliche Themen behandeln, so zieht sich dennoch die Thematik von den Autoren hinters Licht geführt zu werden durch die komplette Anthologie.
Insgesamt ist es den meisten Geschichten gelungen mich zu verstören, mich zu überraschen, mich zu überrumpeln, traurig zu machen, oder mir ein einzelnes Lächeln zu entlocken. Dennoch beinhaltet die Sammlung einen kleinen Wehmutstropfen, den ich anbringen muss:
Nur kurz zuvor las ich eine andere Anthologie, die um einiges liebevoller aufgemacht war, die um ein Glossar ergänzt war, in dem man jede beteiligte Autorin auf 2-3 Seiten näher kennenlernen konnte. Außerdem waren die Beiträge in meinen Augen mit etwas mehr Bedacht ausgewählt worden, so dass sie untereinander homogener waren und ich nur einen Ausrutscher hatte, der mich persönlich nicht so stark ansprach. Hier waren es doch immerhin drei bis vier schwächere Geschichten, die für mich gegenüber dem Rest nicht mithalten konnten.
Ohne den direkten Vergleich der zuvor gelesenen Anthologie hätte ich möglicherweise höher in der Bewertung gegriffen, mit der anderen Kurzgeschichtensammlung in Kopf und Geist verschwinden hinter den Lichtern doch nur 4 Sterne.

Wobei ich als abschließendes Wort einige großartige Werke hervorheben möchte:
Boris Koch: Wünsche
Antje Wagner: Das beste Versteck
Christoph Wortberg: Lawine
Lena Hach: Pepper
Johannes Groschupf: Zeit zu gehen

"Hinter den Lichtern" hat zwar nicht mit jeder enthaltenen Geschichte bei mir ins Schwarze getroffen, ich habe es dennoch sehr genossen auf einige mir bekannte Autoren zu stoßen, die ich hier zum Teil von einer völlig anderen Seite kennenlernen durfte, und "neue" Namen kennenzulernen, die die Lust geweckt haben andere Werke dieser Autoren zu entdecken. Nur gerade bei den für mich neuen Autoren hätte ich mir umso mehr ein paar Abschnitte zu der jeweiligen Person hinter dem Beitrag gewünscht als die wenigen Sätze, die auf den abschließenden Seiten der Anthologie in den Autoreninfos zu finden waren.

Bewertung vom 18.07.2016
Krasshüpfer
Geest, Simon van der

Krasshüpfer


sehr gut

Es herrscht Krieg zwischen den beiden Brüdern Hidde und Jeppe! Jeppe will sich den geheimen Keller seines Bruders unter den Nagel reissen, in dem dieser seine Insektenzucht beherbergt. Anvertrauen kann sich Hidde nur seinem Heft. Hier schreibt er alles zu seiner heimlichen Liebe zu seiner Klassenkameradin Lieke auf, schildert seine Zuchtversuche zwischen den verschiedenen Insektenarten, denen er unter anderem seinen Spitznamen Spinnerling zu verdanken hat, und wird ihm ein besonderes Geheimnis anvertrauen, bevor Jeppe ihm alles kaputt macht. Dieses Geheimnis hat mit dem Keller zu tun und mit Hiddes und Jeppes großem Bruder Ward, der vor drei Jahren gestorben ist.

'21. Juni
Du weißt nicht, was du in Händen hältst.
In diesem Heft, das du jetzt vor dir hast, habe ich den Krieg beschrieben, den Krieg zwischen mir und meinem Bruder.
Auf diesen Seiten habe ich vor einem Monat begonnen, alles über meine Insekten zu erzählen. Und über meinen Bruder und unsere Geheimnisse.'

Mit seiner Mutter kann er nicht darüber reden, nicht einmal sie weiß etwas von dem Keller. Also versucht Hidde Lieke auf seine Seite zu bringen, damit er im Kampf gegen Jeppe nicht alleine steht und dieser vielleicht einen Rückzieher macht, wenn er sieht, dass es jemanden gibt, der Hiddes verschrobene Interessen teilt und der Keller nicht mehr nur ein Geheimnis zwischen den beiden ist.

Von seinen Themen und besonders von den zahlreichen authentischen Illustrationen und absolut coolen Insektenzeichnungen ist das Buch ein wirklich krasses Jungenbuch! Allerdings sollte man sich bei der Zielgruppe an das empfohlene Alter von 11 Jahren - lieber etwas älter - halten, da das Buch eher ruhig erzählt wird. Von Anfang an steht zwar das unausgesprochene Geheimnis zwischen Hidde und Jeppe im Raum, vorrangig geht es aber um den Kellerkrieg, ein ständiges Hin und Her zwischen einem ungleichen Brüderpaar, einer verückt nach Insekten, der andere Schlagzeuger in einer Band. Wer vorrangig nach Spaß oder zumindest spannender Unterhaltung sucht, ist mit "Krasshüpfer" schlecht beraten, hier geht es unterschwellig um schwere Familienprobleme, deren Geheimnis sich jedoch erst ganz am Ende des Buches lüftet. Wer dagegen emphatisch veranlagt ist und ein Gespür für die komplizierte Gefühlswelt zweier Jungen in einer unvollständigen Familie hat, findet in "Krasshüpfer" ein ganz besonderes Buch.
Ich persönlich hatte manchmal mit einem gewissen Ekel zu kämpfen - nicht wegen der Insekten, sondern den Zuchtversuchen Hiddes oder Tötungsaktionen Jeppes - dass ich mich an einigen Stellen zum Weiterlesen durchringen musste.
Wovon ich jedoch von Anfang an verzaubert war sind zum einen die beeindruckende Covergestaltung mit den leuchtenden Insekten und zum anderen die zahlreichen Illustrationen im Inneren, die das Buch tatsächlich wie das Tagebuch eines Jungen wirken lassen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.07.2016
Alles, was ich sehe
Curtis, Marci Lyn

Alles, was ich sehe


ausgezeichnet

Durch eine Hirnhautentzündung verliert Maggie ihr Augenlicht. Außerdem hat sie durch den Verlust des Augenlichts noch etwas anderes verloren: ihre Liebe zum Fußball! Fußball war ihr größtes Hobby, ihr absolutes Ding. Aber es war nicht nur ihr Hobby, sondern auch die Beziehung zu ihrer Mutter war durch den Fußball definiert und besiegelt. Ihre Mutter musste auf Grund eines Unfalls ihre Fußballkarriere an den Nagel hängen, Maggie war sozusagen ihre zweite Chance auf einen Profifußballer in der Familie. Da Maggies gesamter Freundeskreis ebenfalls auf Fußball basierte, steht sie nach der Hirnhautentzündung nicht nur im Dunkeln, sondern vor allen Dingen verlassen da.
Maggie weiß aber natürlich, dass dies zum größten Teil ihre Schuld ist, denn sie hat sich nie wirklich darum bemüht alte Freundschaften aufrecht zu erhalten, aber auch an ihrer neuen Schule schafft sie es nicht soziale Kontakte zu knüpfen.
Nach einem Schulstreich wartet sie vor dem Raum ihres Lehrers Mr Sturgis darauf von ihrem Onkel abgeholt zu werden und glaubt auf einmal - ja, tatsächlich! - ihren Augen nicht. Ein etwa zehnjähriger Junge taucht im Wartebereich auf und SIE KANN IHN SEHEN! Mit Ben tritt zum ersten Mal seit sechs Monaten wieder Freude in ihr Leben. Ben hat selbst eine Behinderung, von Geburt an, aber er ist die pure Lebensfreude und färbt damit auf sein gesamtes Umfeld ab, selbst Maggie kann sich dagegen nicht zur Wehr setzen und sieht sich schon bald als Bens Gast bei ihm zu Hause.
Dort stellt sich heraus, dass Bens älterer Bruder der Sänger von Maggies Lieblingsband ist. Wie soll sie Mason nur verdeutlichen, dass sie tatsächlich blind ist und wegen Ben zu ihnen zu Besuch kommt? Auch wenn sie nicht lange verleugnen kann, dass sie anfängt sich in Mason zu verlieben, aber verliert sie dadurch Ben?

Zunächst meint man in einer der üblichen Sick-Lit einer Jugendlichen gelandet zu sein, die es auf Grund ihrer Behinderung nicht mehr schafft ihr Leben zu genießen, neue Hobbys zu finden, geschweige denn ihre Freundschaften am Laufen zu halten. Bis Ben in ihr Leben tritt... Das Maggie auf einmal Ben und die Dinge in seiner unmittelbaren Umgebung sehen kann ist ein Wunder! Auch wenn der lebensfrohe Ben damit auf einmal Zweifel kommen, ob Maggie mit ihm wirklich befreundet sein will, oder es einfach genießt in seiner Nähe ihr Augenlicht wiedergewonnen zu haben.

Die Protagonisten in "Alles, was ich sehe" sind weiß Gott nicht alle einfach zu nehmen. Nur Ben... Ben ist ein dermaßen toller Charakter, ein wunderbarer Freund, ein wertvoller Mensch, viel weiser, als er es für seine 10 Jahre sein dürfte, für einen Freund wie ihn käme man ins Grübeln freiwillig sein Augenlicht oder sein absolutes Ding aufzugeben!

Es sollte sich keiner abschrecken lassen, dass die Geschichte durch das plötzliche Sehen von Maggie irgendwie fantastisch anmutet. Warum Maggie Ben sehen kann, klärt sich gegen Ende des Buches sehr logisch auf. Ich fand in der Geschichte nichts übertrieben oder unglaubwürdig.
Ansonsten wird die Geschichte stark von ihren Protagonisten geprägt: neben Maggie entwickeln sich auch andere Personen in der Geschichte sehr stark, so dass man neben der Auflösung des mysteriösen partiellen Sehens auch einfach immer weiter und weiter miterleben will, wie sich die Personen im weiteren Verlauf der Geschichte entwickeln. Ob Maggie und ihre Mutter wieder zueinanderfinden, ob Maggies und Bens Freundschaft eine Zukunft hat und neben der aufblühenden Liebe zu Mason bestehen kann und ob Maggie sich irgendwann mit ihrem Schicksal abfindet und ein neues absolutes Ding finden will...

Mein absolutes Ding ist dieses Buch: nur selten kommt man in den Genuss einer Geschichte, die es schafft einen an alle wichtigen Figuren zu binden, und einen mit ihnen leiden, weinen, aber auch lachen lässt! Definitiv eines der schönsten Debüts, die ich je in meinem Leben gelesen habe.