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sommerlese
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Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
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Bewertungen

Insgesamt 2518 Bewertungen
Bewertung vom 24.01.2023
Roald Dahl - Zahlen
Dahl, Roald

Roald Dahl - Zahlen


sehr gut

Ein farbenfroher, lehrreicher Bilderbuch-Zählspaß für die Kleinsten
Im Penguin Junior Verlag erscheint das Pappbilderbuch "Zahlen" von Roald Dahl für Kinder ab 2 Jahren. Die Illustrationen stammen von Quentin Blake.

In diesem Pappbilderbuch werden die Zahlen von 1 bis 10 vorgestellt, erst erscheint ein Kind, dann folgt das zweite, bis am Ende 10 Kinder versammelt sind. Sie spielen und rennen, fahren Karussel und haben gemeinsam viel Spaß. Aber Achtung: Das riesengroße Krokodil ist auf jeder Seite dabei, es versteckt sich und beobachtet die Kinder! Könnt Ihr es entdecken?

Dieses fröhlich bunte Buch von Roald Dahl besteht aus stabiler Pappe und eignet sich deshalb auch schon für kleine Kinderhände. Es richtet sich an Kinder ab zwei Jahren und lädt dazu ein, die Zahlen zu lernen. Die Motive zeigen Kinder bei verschiedenen Spielen und stellen so den Kleinsten etwas Bekanntes aus ihrem eigenen Lebensumfeld vor. Das animiert zum Sprechen und die Anzahl der Kinder lässt sich gut erkennen und zählen. Die Illustrationen sind witzig gemacht, denn sie zeigen unterschiedliche Verstecke des Krokodils, was für Kinder ein lustiger Entdeckungsspaß bedeutet. Und auch der Purzel-Baumvogel ist wieder mit dabei. Am Ende des Buches gibt es noch eine große aufklappbare Seite, hinter der sich das Krokodil in voller Länge verbirgt.


Was für ein witziges Bilderbuch und mit den lauernden Krokodil so spannend gemacht. Durch die bunten Farben und Motive werden Kinder zum Sprechen und Zählen ermuntert, sie erkennen die Gefahr durch das Krokodil und können es auf den Seiten in seinen besonderen Verstecken entdecken. Das sorgt für lustige Unterhaltung und der Lerneffekt des Zählens und Sprechens erfolgt ganz spielerisch nebenbei.

Ob die Kinder Angst vor dem Krokodil haben werden, hängt ganz davon ab, wie die Erwachsenen sich dazu äußern. Man sollte keine Ängste schüren und bewusst sensibel damit umgehen.


Dieses fröhlich bunte Bilderbuch lässt Kinder spielerisch die Zahlen von 1 bis 10 entdecken und ermuntert sie, sich über das Gesehene zu unterhalten.

Bewertung vom 23.01.2023
Bissle Spätzle, Habibi?
Alaoui, Abla

Bissle Spätzle, Habibi?


gut

Gefangen zwischen Tradition und Liebe
Im Ullstein Verlag erscheint der Roman "Bissle Spätzle, Habibi?" von Abla Alaoui.

Amaya ist dreißigjährige Singlefrau, Schauspielerin und wuchs als Tochter von marokkanischen Eltern in Deutschland auf. Die Familie ist integriert und lebt nach den üblichen Traditionen und muslimischen Werten. Das macht es Amaya schwer, weil sie ihre persönliche Freiheit ausleben möchte, gleichzeitig aber bei ihrer Familie nicht in Ungnade fallen will. Denn in ihrem Alter erwarten ihre Eltern von ihr, dass sie heiratet. Sie meldet sich bei der muslimischen Dating App Minder an, wo sie Ismael kennenlernt. Aber ihre Wahl fällt nicht auf Ismael, wie sie ihren Eltern erzählt, sie verliebt sich in dessen schwäbischen Freund Daniel. Und das ist auch für Amaya ein Kulturschock, es beginnt eine chaotische Zeit ...

Abla Alaoui hat marokkanische Wurzeln und bringt ihr Wissen bei den Schilderungen der Familie Baysan authentisch ein. Ihr Debüt handelt von einer Liebesgeschichte, die sich zwischen zwei Kulturen entwickelt und zeigt, welche speziellen Hürden sich daraus ergeben.

Durch den authentischen, humorvollen und leichten Erzählstil kann man der Geschichte gut folgen und bekommt hautnah mit, was in Amayas Leben abläuft. Viele Dinge sind von den Erwartungen ihrer Eltern geprägt, ihnen ist schon allein die Arbeit als Schauspielerin ein Dorn im Auge. Aber Amaya setzt sich durch, auch wenn es den Bruch mit ihren Eltern bedeuten könnte. Die Szenen mit Amayas bester Freundin Klara, mit ihren Geschwistern und mit Daniel zeigen, dass Amaya versucht, mit allen gut auszukommen und dennoch ihren eigenen Weg zu gehen. Allerdings muss ihr Doppelleben und ihre Lügen auch mächtig an ihrem Gewissen rühren. Das konnte ich nicht nachfühlen, denn es wurde nicht groß zur Sprache gebracht, was für mich den Hauptkritikpunkt ausmacht.

In Rückblenden erfährt man nähere Einzelheiten aus Amayas Kindheit und Jugend in Deutschland, erkennt die Probleme als fremdländisches Kind und erfährt welche muslimischen Werte die Eltern ihren Kindern mitgeben. Die Traditionen erfordern eine Ehe mit einem Moslem, das macht Amayas späteres Verhalten verständlich.

Ich habe die Geschichte interessiert gelesen, habe Amayas Zwiespalt geahnt, habe mitgelitten, als sich ihre Eltern von ihr abgewandt haben und musste lachen, als sie mit der schwäbischen Sprache und Kultur in Kontakt kam.

Amayas Erlebnisse als Schauspielerin finde ich ziemlich nebensächlich und mir fehlt leider insgesamt die glaubhafte Romantik in der Liebesbeziehung zwischen ihr und Daniel. Auch stört es mich, dass er weiß, dass sie nicht offen zu ihm steht, ihre Eltern seinetwegen belügt und scheint sich damit abgefunden zu haben.


Diese Kulturclash-Geschichte ist auf humorvolle und nachdenkliche Weise unterhaltsam und etwas für Zwischendurch.

Bewertung vom 21.01.2023
Achtsam morden Bd.1
Dusse, Karsten

Achtsam morden Bd.1


ausgezeichnet

Mensch, sei achtsam!
"Achtsam Morden" von Karsten Dusse erscheint im Heyne Verlag.

Björn Diemel ist erfolgreicher und vielbeschäftigter Anwalt mit wenig Zeit für seine Familie. Zu dem beruflichen Stress gesellt sich ein viel größerer Stress in seiner Ehe. Deshalb schickt ihn seine Frau zu einem Achtsamkeitstraining für Führungskräfte. Dort lernt er mit dem eigenen Stress umzugehen und wendet es auch in seinem Job an, mit ungeahnten Folgen für seinen Klienten.

Über dieses Buch habe ich schon viele zufriedene Stimmen vernommen. Ich habe es endlich auch gelesen und war von dem Galgenhumor, den juristischen Spitzfindigkeiten und der speziell umgesetzten achtsamen Art des Protas hellauf begeistert.

Karsten Dusse ist Anwalt und weiß, wovon er schreibt. Er stellt uns Björn Diemel vor, der als Anwalt den kriminellen Unterweltboss Dragan juristisch unterstützt, sein Geld wäscht und ein ungehindertes Agieren im kriminellen Milieu weiter ermöglicht. Davon profitiert die Kanzlei, denn Dragan zahlt gut. Als Björn aber ein ungestörtes Wochenende mit seiner kleinen Tochter Emily verbringen will, kommt ihm Dragan mit neuen Arbeitsaufträgen in die Quere. Achtsam wie Björn es nun gelernt hat, versucht er Dragan und Emily unter einen Hut zu bringen. Doch das geht schief!

Dusse hat einen erfrischenden Stil, der von Bissigkeit und schwarzem Humor durchdrungen ist und sogar provoziert. Denn hier wird in gewisser Weise das deutsche Strafrecht auf die Schippe genommen, weil Diemel in seiner Tätigkeit als Anwalt einen gewalttätigen Großkriminellen vertritt und dafür sorgt, dass Dragans illegale Einkünfte aus Drogengeschäften und Prostitution gewaschen werden und seine kriminellen Machenschaften weiter laufen können.

Es ist schon schwarzer Humor, wenn ein gestresster Anwalt plötzlich aus Achtsamkeit ohne Zeitdruck mit seiner Tochter ein gemeinsames Wochenende genießt und ganz er selbst sein kann und dabei einen gewissen Dragan völlig vergisst. Der so gewiefte Anwalt verinnerlicht das Achtsamkeitsthema in seinem Leben und wird so herrlich stressfrei, aber auch ohne Gewissensbisse zum Mörder.

Das Buch steckt voller absurder und verdrehter Dialoge, es gibt Situationen, in denen Diemel andere Menschen manipuliert, um sich dadurch einen (scheinbar unerreichbaren) Platz im Kindergarten für Emily zu sichern. Es kommt zu schrägen Momenten, die ich nicht unbedingt ernst genommen habe, sondern sie mit einem Lachen weglas. Hier hat jemand die Achtsamkeitstheorie ganz für sich angenommen, geht aber dabei auch über Leichen.

Eine originelle und schwarzhumorige Lektüre, die ich auch Nicht-Krimi-Leser:innen empfehlen kann!

Bewertung vom 18.01.2023
Holly Himmelblau und der Prinzessinnen-Raub / Holly Himmelblau Bd.3
Szillat, Antje

Holly Himmelblau und der Prinzessinnen-Raub / Holly Himmelblau Bd.3


gut

Bei dtv junior erscheint mit "Holly Himmelblau – Der Prinzessinnenraub" der dritte Band der Holly Himmelblau-Reihe von Antje Szillat. Die Illustrationen stammen von Jan Birck.

Die Zwerge des Nachtschattenwaldes sind aus dem Häuschen und behaupten, dass ihre Prinzessin verschwunden ist. Aber im Wald weiß ja jeder, dass die Zwerge oft übertreiben und flunkern. Als aber bekannt wird, dass im Wald nicht mehr gehext werden darf, sieht die Sache schon anderes aus. Und die Prinzessin Fentoscha ist ja auch wirklich nirgends zu sehen. Für Holly und ihre Freunde ist es selbstverständlich ihre Pflicht, den geliebten Zauberwald zu retten. Aber wie…?

Endlich weiß Hollys Familie von ihrer Freundin Isa und duldet die Nicht-Magierin im Wald. Sie ist überall beliebt und verbringt deshalb auch mit Joshi und Kralle Zeit, das findet Holly gar nicht gut. Doch mit der Zeit lernt sie, dass ihre Eifersucht völlig unbegründet ist und es auch schön sein kann, wenn man etwas teilen kann. Die Aufregung wächst, als die Zwerge überall das Verschwinden der Prinzessin beklagen und es steht für die Freunde Holly, Isa, Kralle und Joshi fest, dass sie Fentoscha finden müssen. Die Suche hat es in sich, denn einige Magier verheimlichen etwas und auch Hollys Eltern sind beteiligt.

Die Mischung aus locker-lustigem Erzählstil, abenteuerlicher Suche und die herrlich fantasievollen Figuren bringt alles mit, um Kinder gut zu unterhalten. Die Suche nach Fentoscha ist nur der Anfang, denn die Oberhexen und Magier berichten, dass der gesamte Wald von einem Fluch belegt wurde. Deshalb darf nun auch nicht mehr gezaubert werden. Höcksel-Stöcksel! Jetzt hat Holly aber ein Problem und muss sich etwas überlegen, wie sie die Prinzessin finden kann. Wie gut, dass sie sich auf ihre Nicht-Magier Freundin Isa und auf Joshi und Kralle verlassen kann.

Diese Geschichte eignet sich durch die große Schrift zum Selberlesen für Kinder ab acht Jahren, die Texte sind aber auch für kleinere Kinder schon gut verständlich. Dank der besonderen, etwas schrägen Illustrationen kann man sich die unterschiedlichen magischen Bewohner des Nachtschattenwalds gut vorstellen.

Eine spannende Geschichte, die mit der abenteuerlichen Suche gut unterhält und außerdem zeigt, wie wichtig es ist, dass man sich auf Freunde verlassen kann.

Bewertung vom 17.01.2023
Japan Reiseführer
Bizys, Ebony

Japan Reiseführer


sehr gut

Moderner Reisebegleiter mit tollen Insidertipps

Kunst, Kultur und alte Traditionen sind in Japan tief verankert, aber es gibt auch viele futuristische Neuerungen, die das Land durch die Gegensätze von Alt und Neu auszeichnen und außergewöhnlich und facettenreich wirken lassen. 

Wer eine Reise nach Japan unternimmt, kann viel entdecken und erleben. Um die besten Tipps im Vorfeld zu wissen, sollte man sich diesen Reiseführer zulegen, denn als erfahrene Insiderin stellt Ebony Bižys für 16 Städte die besten Gegenden, Hotels, Museen, Restaurants, Cafés, Shops und andere Adressen vor, an denen man sich orientieren kann. So kann man Japan mit den Augen einer Insiderin erleben!

Autorin Ebony Bižys lebt seit über 10 Jahren in Tokyo und kennt sich auch in weiteren Teilen Japans aus. Sie ist die Bloggerin von "Hello Sandwich". Mit ihrem erfahrenen Insider-Wissen stellt sie ihre persönlich besten Tipps für eine Reiseplanung vor, die man so nicht in anderen Reiseführern findet. 

Schon äußerlich ist dieses Buch ein echter Eyecatcher mit dem pinken Buchschnitt und dem japanisch anmutenden Cover mit Kirschblüten und modernen Details. 

Die Autorin zeigt unzählige Insidertipps für sechzehn Städte, angefangen bei Tokyo und Atami, über Kyoto, Osaka, Hiroshima, Fukuoka, Nagano, bis hin zu Sapporo und Okinawa. Anschauliche Fotos geben nicht nur einen Eindruck von den Locations, sie zeigen auch Menschen und kulinarische Dinge und machen damit neugierig auf Japan.

Neben den klassischen Zielen wie dem traditionellen Teehäusern stellt Ebony auch ihre persönlichen Lieblingsorte vor, wie das Kaffeehaus in Kyoto oder den Katzentempel in Tokyo.

Folgt man ihren exklusiven Tipps, hat man viele Möglichkeiten um Land und Leute näher kennenzulernen. Interessant sind auch die Hinweise, zu welcher Jahreszeit sich eine Reise empfiehlt oder welche Tageszeit für besondere Sehenswürdigkeiten anzuraten ist.

Zu den einzelnen Locations erhält man nützliche Angaben mit Adresse, Website, Telefonnummer, Eintritt oder Anfahrt, sodaß man alles besser planen kann.
Besonders interessant finde ich das Know-How über japanische Gewohnheiten und typische Dinge wie Sake, Games, Sento oder kissaten. Zu den Themen gibt es praktische Vorschläge und zusätzlich sinnvolle Hinweise zu Etikette, Sprache, Geld und Sicherheit. Damit man in Japan nicht mit seinem Verhalten aneckt und über die gängigen Alltagsgeschäfte Bescheid weiß.


Ein umfangreicher und detaillierter Reiseführer, dessen Empfehlungen die beste Gelegenheit bieten, um Land und Leute zu entdecken und die interessantesten Hotspots Japans kennenzulernen. Auch als Geschenk vor einer Japan-Reise wunderbar geeignet.

Bewertung vom 17.01.2023
Glück des Augenblicks
Carsta, Ellin

Glück des Augenblicks


sehr gut

Kurzweilige Unterhaltung mit Einblick in die Zwanziger Jahre
"Glück des Augenblicks" ist der zweite Band der Reihe von Ellin Carsta "Die Kinder der Hansens". Die Reihe erscheint bei Tinte & Feder.

Hamburg 1925: Amala Hansen fühlt sich in der Villa bei Onkel Georg richtig wohl. Ihren Traum konnte sie mit einem ersten Erfolg am Theater feiern und hat es nun auf eine Rolle im Film abgesehen. Georg unterstützt sie, doch es gibt auch Familienmitglieder, die Amala den Erfolg und die Zuneigung des Onkels neiden. Immerhin hält Auguste zu ihr, dabei hat sie selbst gerade eigene Probleme, denn sie erwartet ein uneheliches Kind. 

Nachdem ich die Figuren im ersten Band kennengelernt habe, habe ich mich gefreut, sie nun wieder zu treffen. Es geht weiter hinein ins Leben der Zwanziger Jahre. Und Ellin Carsta entwickelt ihre Figuren weiter und lässt im Hintergrund immer wieder den politischen und gesellschaftlichen Zeitgeist durchblitzen. In der Familie gibt es so einige Baustellen und jeder Charaktere hat seine persönlichen Sorgen und Nöte. Amala kämpft wegen ihrer Hautfarbe um Anerkennung am Theater und kann sich nur schwer durchsetzen. Franz hat als Soldat den Krieg zwar überlebt, aber die seelischen Wunden sind noch lange nicht geheilt und er kommt an die Grenzen des Erträglichen. In Berlin boomt das Geschäft mit den Drogen, dort versucht Eduard es nach dem Spirituosengeschäft mit dem Kokainhandel und bekommt es nun mit den dunklen Seiten der Unterwelt zu tun.

Bei diesem Buch sollte man unbedingt den Vorgängerband gelesen haben, um die zahlreichen Personen schon etwas zu kennen. Auch dieses Mal gibt es wieder einige Bösewichte und ein paar gute Charaktere, die für Sympathie oder Abneigung sorgen. Gerade Amalie und Georg wirken immer wie ein Herz und eine Seele, manchmal war mir das etwas zuviel des Guten.

Mir gefällt besonders der leichte Erzählstil von Ellin Carsta, sie bringt unterhaltsame und zeitbeschreibende Themen in ihrem Roman unter und bringt durch ihre Figuren lebensnah die 20er Jahre näher. Durch die Nachkriegszeit sind die Menschen ausgehungert nach Mode, Theater, Tanzveranstaltungen und Lebenslust, gleichzeitig sorgt die wirtschaftliche und politische Situration für Veränderungen und neue Sorgen, die die Menschen umtreiben. 

Das Wirken der Charaktere erweckt diese Zeit zum Leben und es ist spannend zu verfolgen, ob die Hansen-Kinder ihre Träume verwirklichen können. 

Insgesamt eine kurzweilige Weiterführung der Familiensaga!

 

Bewertung vom 14.01.2023
Zwischen den Meeren / Nord-Ostsee-Saga Bd.1
Johannson, Lena

Zwischen den Meeren / Nord-Ostsee-Saga Bd.1


sehr gut

Interessante Story vor dem historischem Hintergrund des Kaiser-Wilhelm-Kanals

Kiel 1886: Die Planung vom Bau des Schifffahrtskanals, der die Nordsee von Brunsbüttel bis nach Kiel an der Ostsee verbindet, ist ein gigantisches und schwieriges Anliegen, ein Jahrhundertprojekt. Mit diesem Bauwerk ist das Schicksal von vier Frauen verbunden. 

Mimi Dahlström hat früh ihre Mutter verloren und kümmert sich um ihre Geschwister, sie lebt in Hamburg. Ihr Vater Heinrich Dahlström kämpft jahrelang für die Genehmigung des Kanalbaus und gilt als führender Planer des Kanals. 

Aufgewachsen mit den Geschichten ihres Großvaters im alten Puppentheater hat auch Stine künstlerisches Talent und möchte auf einer Bühne stehen, doch stattdessen muss sie im Kolonialwarengeschäft ihrer Familie arbeiten. 

Sanne ist die Tochter eines Zimmermanns in Brunsbüttel, sie träumt davon zu studieren und Gebäude zu konstruieren. Das Talent liegt in der Familie, ihr Urgroßvater entwarf bereits den Bau der Schleuse im Eiderkanal und lehrte Sanne sein Wissen weiter.

Regina lebt in Rendsburg, ihr Vater ist Großgrundbesitzer und möchte Geld im Kanalbau investieren. Doch dazu muss seine Tochter eine finanziell gute Partie machen, Regina wird von ihrem Vater in eine Vernunftehe gezwungen, in der sie nicht glücklich wird.
 

Lena Johannson erzählt eine gut recherchierte Geschichte zum Kanalbau und lässt auch die Sorgen und Lebenswege von vier Frauen und ihren Familien einfließen, die das Zeitgeschehen näher erklären. Dieser Roman lässt sich durch den eingängigen, bildhaften Schreibstil und die lebendig gezeichneten Figuren wunderbar lesen. Zunächst hatte ich die Befürchtung, dass sich die vier Hauptfiguren gegenseitig im Buch Konkurrenz machen würden oder mich nicht alle gleich interessieren könnten, aber das war zum Glück nicht der Fall. Ich bin schnell in die Story eingetaucht und habe das Buch in zwei Tagen durchgelesen.

Den historischen Rahmen bildet der Bau des Nord-Ostsee-Kanals, über die Diskussionen des Verlaufs, die Vorgänge der Planung und die endgültige Ausführung wird man gut und interessant informiert. Was an so einem für damalige Zeit gigantischen Bauwerk an Aufwand, Arbeitern, Material und Zeit benötigt wurde, ist einfach gewaltig. Und die Sprengungen des Bauvorhabens waren lebensgefährlich. Frauen waren damals in der technischen Berufswelt noch nicht zu finden. Wir erleben die Widrigkeiten, mit denen die vier Protagonistinnen in dieser Epoche zu kämpfen hatten.

Zwischen den abwechslungsreichen Schicksalen der Frauen wird immer wieder auf spannende Weise der Bezug zum Kanal-Bauwerk hergestellt. Sehr interessant las ich vom Machtgerangel um den Kanalbau und man kann sich anhand der Geschichten gut vorstellen, wie die Menschen damals gelebt haben. Gleichzeitig zeigt sich, welches Leben den Frauen vorgeschrieben wurde. Sie gehören unterschiedlichen Gesellschaftsschichten an, haben verschiedene Ziele und müssen mit ihren Schicksalen leben. Hoffnungen und Träume aller Beteiligten werden einfühlsam geschildert und zeigen dadurch die Lebensbedingungen und Nöte der Zeit auf. Es sind auch einige romantische Momente dabei, vordergründig geht es aber um die gesamten Lebensgeschichten, in denen die Frauen Wege suchen, um ihre eigenen Träume zu verwirklichen. 

Das Buch endet kurz nach dem ersten Spatenstich zum Baustart. Den Folgebänden sehe ich nun gespannt entgegen.


"Zwischen den Meeren" ist ein interessant zu lesender historischer Roman, in dem die Autorin die fiktiven und wahren Hintergründe zu einer glaubhaften und abwechslungsreichen Geschichte verbindet. Die Schicksale der vier Frauen habe ich interessiert verfolgt, vieles hat mich berührt und ich bin auf die Fortsetzung gespannt. Ein toller Auftakt durch die historischen Einblicke, die Intrigen und die Frauen-Schicksale.

Bewertung vom 10.01.2023
Schritt ins Licht
Carsta, Ellin

Schritt ins Licht


gut

Der historische Roman "Schritt ins Licht" von Ellin Carsta ist der Auftaktband der Reihe "Die Kinder der Hansens" und erscheint bei Tinte & Feder.

Dieser Auftaktband baut auf die Geschichte der Hansen-Saga auf, von der ich allerdings nur den fünften Band "Der mutige Weg" kenne und recht gern gelesen habe.

Zur Vorgeschichte muss man wissen, dass die Hansens ein Kontor in Wien führten, dessen Hauptsitz sich in Hamburg befand und zudem auch eine afrikanische Niederlassung mit Sitz in Kamerun gehörte. 

In der neuen Reihe erzählt Ellin Carsta, wie es mit den Kindern der Hansens weitergeht. Im Mittelpunkt steht Amala Hansen, die farbige Tochter von Luise und Hamza. Sie trifft 1924 bei ihrem Großonkel Georg in Hamburg ein und möchte nicht nur ihre Familie in Europa kennenlernen, sondern auch noch als Schauspielerin groß durchstarten. Damit trifft sie allerdings auf einige Vorurteile, aber sie wäre nicht Luises Tochter, wenn sie nun aufgeben würde und setzt alles daran, die Widerstände mit Tatkraft und guter Leistung als Schauspielerin zu überwinden. Georg ist sehr angetan von Amala und unterstützt sie mit allen Kräften.

Ellin Carsta lässt kapitelweise zehn Personen der drei Familien Steffensen, Hansen und Loising nach- und nebeneinander in Aktion treten und beschreibt damit deren Lebensumfeld und bestimmte Handlungsszenen, die die Figuren zwar näher vorstellen, aber für Neueinsteiger trotzdem von der Anzahl her überfordern. Auch wird durch die vielen Charaktere schier unmöglich, mehr bei jedem einzelnen in die Tiefe zu gehen oder die Charaktere weiter zu entwickeln. Die eingängig erzählte Handlung zu jedem einzelnen liest sich zwar interessant und abwechslungsreich, hat mich zu den vielen Personen auch keine Bindung aufbauen lassen und auf Dauer gestört.

Gut gefallen haben mir die familiären Szenen von Amala im Haus von Georg Hansen, außerdem die Einblicke in die Theaterwelt der 20er Jahre und interessant fand ich auch, wie das Thema Rassismus eingebaut wird und die Ablehnung der farbigen Schauspielerin aufzeigt wird. Für frischen Wind sorgt der charmante Eduard Ahrendsen, der in Berlin als Spirituosenhändler versucht, das Unternehmen vom Vater über Wasser zu halten. Elsa Harris habe ich als starke Frau kennengelernt, die sich endlich bewusst wird, dass sie mit ihrem Mann nicht weiter zusammenleben möchte. Und Franz Hansen hat in Wien das Kaffeehaus seiner Mutter übernommen, leidet aber unter den seelischen Qualen, die ihn seit den Kriegserlebnissen begleiten. Bei diesen Figuren bin ich gespannt auf die Fortsetzungsbände, doch ich hoffe, es geht dann eher um wenige Personen.

 

Der Einstieg in die neue Reihe ist mir schwer gefallen, das Personenaufkommen ist einfach zu umfangreich. Doch der eingängige Schreibstil Ellin Carstas lässt sich wunderbar lesen und ich konnte gut in die Zeit und die Szenerie eintauchen.

Bewertung vom 07.01.2023
Cosy Weekend Knits
Paxmann, Christine

Cosy Weekend Knits


gut

Strickideen mit Rezepten für gemütliche Wochenenden

An den Wochenenden hat man Zeit für sein Hobby oder um mit seinen Lieben Zeit zu verbringen. Dieses Buch zeigt, wie man beides miteinander verbinden kann und gibt einige schöne Strick-Projekte an die Hand, die man an nur einem Wochenende schaffen oder immerhin starten kann! 

In der kalten Jahreshälfte finde ich es einfach gemütlich, zu Stricken und dazu einen heißen Tee oder einen leckeren Snack zu genießen. Dieses Buch enthält viele Strickanleitungen und verspricht entsprechende Tipps für das richtige Strick-Timing und auch noch einige Rezepte. 

Christine Paxmann lässt vier Freundinnen tagebuchartig von ihren persönlichen Erlebnissen und privaten Vorhaben mit Familie und Freunden am Wochenende erzählen und gibt damit Anregungen für eigene Unternehmungen, Stricken natürlich inclusive. Ganze zwölf Handarbeits-Projekte werden mit Tragefoto, Detailansicht und Anleitung vorgestellt. Neben Pullis aus kuscheligem Mohair oder Wolle gibt es eine leichte Strickweste, Socken, Mütze, eine Häkeljacke, Kissenhüllen, ein XXL-Plaid, eine Hippie-Stola und eine gefilzte Tasche. Die Anleitungen der Strickprojekte werden verständlich beschrieben. Nicht alle Modelle sind für Strickanfänger geeignet, die Mütze oder der Schal sind aber sehr einfach zu stricken. An einem Wochenende wird man die Pullis wohl eher nicht zuende stricken können, aber immerhin ist ein Anfang gemacht.

Dieses Buch will noch viel mehr, es soll ein hyggeliges Wochenende werden, dazu gehören auch leckere Gerichte. Die Rezeptauswahl umfasst Wildgulasch, Hähnchen mit Spinat, Gemüsequiche, Kartoffelgratin, Spinatknödel, Kürbissuppe, Mirabellenkuchen und ein Crumble. 
Bei den Strickmodellen werden spezielle Woll-Empfehlungen (ohne Preisangaben) zweier Hersteller gemacht. Die Pullis sprechen mich von der Form und Farbe nicht so an, dafür gefallen mir die Kissenhüllen, die Socken und die Mütze. Die Fotoaufnahmen zeigen auch ein paar stimmige Landschaftsaufnahmen und verbreiten hyggelige Stimmung, wozu auch ein paar Gedichte und die eingebauten Rezepte gut passen. Die Geschichten mit den privaten Einblicken sind zwar ganz nett, ich hätte sie aber nicht gebraucht.
Die Mischung aus Hygge-Stimmung und Strickmodellen/Rezepten ist eine gelungene Idee. Die Geschichten am Rande nahmen den Strickprojekten die Aufmerksamkeit.  

Generell ein ansprechendes Buch, das verschiedene Strickprojekte und Rezepte zu einem gemütlichen Wochenend-Event verbindet.

Bewertung vom 06.01.2023
Ginsterhöhe
Caspari, Anna-Maria

Ginsterhöhe


ausgezeichnet

Ein berührender Roman, den ich nie vergessen werde
Der historische Roman "Ginsterhöhe" von Anna-Maria Caspari erscheint im Ullstein Verlag.

1919: Der Bauer Albert Lintermann kehrt traumatisiert und sichtbar verletzt aus dem Krieg in seine Heimat Wollseifen zurück. Nach einem Granatenangriff ist eine Gesichtshälfte völlig entstellt, den Anblick kann seine Frau Bertha kaum ertragen. Doch Albert findet ins Leben zurück und nimmt wieder seinen Platz in der Familie und in der Dorfgemeinschaft ein. Leni, die Verlobte seines gefallenen Freundes, ist ihm dabei eine große Hilfe. Das Leben geht wieder aufwärts, der Hof wächst, die Familie ebenfalls und trotz Inflation zieht der Fortschritt in Wollseifen ein. Aber dann zerstören die einfallenden Nazis noch einmal die ländliche Idylle des kleinen Eifeldörfchen.

 

Die Rückkehr aus dem Krieg hat sich Albert Lintermann trotz körperlicher und seelischer Verletzungen anders vorgestellt. Seine Frau Bertha begegnet ihm mit Ekel und Abscheu. Erst nach und nach kommt der Alltag zurück, das Paar bekommt noch weitere Kinder und sie schaffen es trotz der wachsenden Inflation, den Hof zu erweitern. 

In "Ginsterhöhe" erinnert Anna-Maria Caspari an ein Stück wahre Zeitgeschichte. Einfühlsam beschreibt sie auf welch tragische Weise den Bewohnern des Eifeldorfes Wollseifen das Leben durch die Nationalsozialisten schwer gemacht wurde. Der Roman schildert in einer Zeitspanne zwischen 1919 und 1949 die historischen Hintergründe und die persönlichen Erlebnisse und Schicksale der Dorfbewohner. Dadurch erlebt man hautnah die politischen Entwicklungen mit, aber auch die menschlichen Tragödien und wird Zeuge vieler dramatischer Vorgänge. Durch die Aufzeichnungen des Dorflehrers erfährt man tagebuchartig die entscheidenden Ereignisse und Erlebnisse in Wollseifen, aber auch die politischen Veränderungen und die Pläne der Nazis, sich in unmittelbarer Nähe Wollseifens niederzulassen.

Die Autorin hat ausführlich recherchiert und versteht es wunderbar, das Zeitgeschehen sichtbar und fühlbar zu machen und gleichzeitig ihre Charaktere mit Ecken und Kanten auszustatten und deren Erlebnisse eindrücklich, aber auch mit Tiefgang zu schildern. Dabei liegt über diesem Dorf eine bedrückende Wolke, denn das Schicksal der Menschen ist durch den Krieg besiegelte Sache, sie müssen weichen und ihr Hab und Gut verlassen. Der Grund war folgender: Unter Hitler wurde in der Nähe des Dorfes die Burg Vogelsang errichtet, wo die Ausbildung der Nazi-Elite stattfand. Es gab dort einen Flugplatz, der das Ziel vieler gegnerischer Luftangriffe wurde und das Dorf ebenfalls erheblich traf. 1946 fiel das Gebiet in die Hände der britischen Besatzung und die Bewohner wurden aufgefordert, ihr Dorf zu räumen.
 
In diesem Roman gilt es, die Folgen von Raketenhagel und Opfer des Krieges und viele traurige Schicksale zu erdulden, man muss die eigenen Emotionen häufig runterschlucken und etwas Hoffnung an den kleinen Freuden in Wollseifen schöpfen. Insgesamt erscheint mir dieser Roman sehr düster und bedrückend und ich habe ihn in Etappen gelesen und eine Weile gebraucht, weil er mir an die Nieren ging. Aber dieses Buch mit den betroffen machenden Schicksalen der Menschen und dem Verlust ihrer Heimat werde ich nie vergessen.

Ein unvergesslicher und betroffen machender Roman mit einer emotional berührenden Geschichte und intensiv gezeichneten Charakteren, denen das Schicksal übel mitspielte.