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yellowdog

Bewertungen

Insgesamt 1899 Bewertungen
Bewertung vom 26.01.2023
Die schmutzige Frau
Pehnt, Annette

Die schmutzige Frau


sehr gut

Die Wohnung und sieben Geschichten

Eine Frau lebt alleine in einer Wohnung und schreibt. Ihr Mann besucht sie gelegentlich.

Annette Pehnt zeigt in ihrem Roman Die schmutzige Frau einen Zustand der Isolation und den Endzustand einer Beziehung.
Sie nutzt dazu eigenwillige sprachliche Mittel und streut zwischen dieser Zustandsbeschreibung mehrere kleine Geschichten.

Auffällig am Buch ist auch das gemalte Cover, dass eine Frau von hinten auf einem Balkon zeigt. Das vermittel schon eine gewisse Nachdenklichkeit, die dann auch im Text zu finden ist.

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Bewertung vom 25.01.2023
Gespräch über Kunst und Politik
Louis, Édouard;Loach, Ken

Gespräch über Kunst und Politik


sehr gut

Gespräch über relevante Themen

Das Buch „Gespräch über Kunst und Politik“ finde ich sehr interessant.
Es wird geführt zwischen dem Filmemacher Ken Loach und dem Schriftsteller Eduard Louis. Beide schätze ich politisch als links ein. Ein dritter Gesprächspartner, der vielleicht eher konservativ ist, hätte das Gespräch intensivieren können.
So sind meinem Eindruck nach, die Abschnitte mit Fragen an beide Kunstschaffenden das spannendste.
Ken Loach antwortet meist sehr überlegt und abgeklärt, Louis radikaler.
Es werden viele gesellschaftlich und gesellschaftspolitisch relevante Punkte thematisiert.
Auch welche, über die nicht viel gesprochen wird. Deshalb ist es ein wichtiges Buch.

Auf jeden Fall bekommt man auch Lust, mal wieder einen Film von Ken Loach zu sehen und weitere Bücher von Eduard Louis zu lesen.

Bewertung vom 23.01.2023
Unberechenbar
Spiotta, Dana

Unberechenbar


ausgezeichnet

Erstklassig

Dana Spiottas neues Buch Unberechenbar ist erstklassige US-amerikanische Literatur im besten Sinne und ganz zeitgemäß, da die Handlung kurz nachdem Trump Präsident wurde einsetzt.

Zunächst steht Sam im Mittelpunkt, die an diesem Zeitpunkt ihres Lebens in eine Art Midlifekrise gerät und ihren Mann verlässt. Sie zieht aus, ihre 17jährige Tochter Ally bleibt zu Hause.
Ally ist es dann, die die zweite Perspektive im Buch einnimmt. Ihr Part hat aber wesentlich geringeren Umfang.

Dana Spiotta gelingt es gut, den schwer fassbaren Zustand ihrer Protagonistinnen zu beschreiben.
Das Buch ist gelungen und weckt Interesse an den früheren Romanen der Autorin.

Die Autorin gehört zu einer Generation US-Amerikanischer Schriftsteller, die mir persönlich sehr wichtig sind.

Bewertung vom 23.01.2023
Fremde Federn
Lindermuth, Alina

Fremde Federn


ausgezeichnet

Die Veränderung

Tom, ein junger Mann zieht nach einer beruflichen Veränderung und Trennung zu seiner Großmutter Rosmarie. Als die dann stürzt, hat sie körperliche Einschränkungen und auch geistige Defizite. Sie wird ein Pflegefall.

Alina Lindermuth Beschreibungen des Zustands im Haus sind absolut glaubwürdig.Die oft verwirrte Rosmarie und Tom und die Pflegerinnen müssen sich arrangieren, das ist nicht immer einfach.

Die Autorin strukturiert ihren Roman geschickt nach den Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst, Winter und stellt den Kapiteln kurze Passagen mit den Notizen der Pflegerin voran.

Mich beeindruckt die Genauigkeit des Textes. Ein wirklich gelungener Roman!

Bewertung vom 23.01.2023
Mein wildes, mutiges Herz (eBook, ePUB)
Rivers, Francine

Mein wildes, mutiges Herz (eBook, ePUB)


sehr gut

Eure Ladyschaft und Lord Bacchus
 
Francine Rivers ist neben Janette Oke die zweite Grande Dame des Genres und hat hier einen unterhaltsamen Roman mit einer spannenden Protagonistin vorgelegt. Kathryn kommt aus Boston und muss sich 1875 alleine als junge Frau in einer rauen kalifornischen Kleinstadt voller Bergarbeiter und Saloons durchsetzen. In dieser Umgebung sorgt sie natürlich für Aufsehen.
Einfach großartig, wie die Autorin diese Umgebung bildhaft im Kopf des Lesers entstehen lässt. Ein starkes historisches Setting!
Der Saloonbesitzer Matthias Beck interessiert sich für Kathryn. Sie fühlen sich voneinander angezogen, haben aber gegensätzliche Meinungen, die zu Streitgesprächen ausufern. Für die Leser bedeutet das amüsante Dialoge.

Doch sie haben auch Gemeinsamkeiten. Beide haben Ziele, um die Stadt zu verbessern. Kathryn eröffnet die Zeitung The Voice und Beck will Bürgermeister werden.

Kathryn wird ihren Platz im Leben finden!

Bewertung vom 22.01.2023
Die Perfektionen
Latronico, Vincenzo

Die Perfektionen


gut

Hat mich nicht überzeugt

Die Perfektionen ist ein Buch, dass durch das weiße Cover mit dem raffinierten Namenszug anlockt. Es gibt sich sehr modern und das Paar, die die Protagonisten bilden, ist anscheinend exemplarisch für unsichere, zudem gelangweilte Zeitgenossen in Berlin. Aber als Berlin-Rom,an kann ich den Roman nicht akzeptieren. Doch vielleicht muss man zu der Generation gehören, um sich zu identifizieren. Das gelang mir nicht, weil ich die Figuren nicht richtig kennen lerne. Das es keine Dialoge gibt, ist einerseits Stil, macht es aber auch nicht leichter. Und so sind Anna und Tom nicht wirklich eigenständig sondern stehen für einen Teil einer Generation. Mich hat das nicht überzeugt, aber immerhin versucht der italienische Schriftsteller Vincenzo Latronico etwas neues.Doch viele detaillierte Beschreibungen sind langatmig und sprachlich schlicht.

Bewertung vom 21.01.2023
District VIII
LeBor, Adam

District VIII


ausgezeichnet

Danube Blues

Distrikt VIII ist ein konzentriert erzählter Kriminalroman des englische Schriftstellers Adam LeBor, der einen außergewöhnlichen Schauplatz für seine Romanreihe wählte: Ungarn im Jahr 2015.

Adam LeBor kennt Ungarn gut, er war als Auslandskorrespondent lange da.

Der ermittelnde Kommissar ist Balthazar Kovacs, ein Roma. Er kennt die Außenseiterrolle, die auch die Flüchtlinge in Ungarn erleben müssen. Ein Migrant wurde ermordet.
Spannung ergibt sich auch aus Balthazars privater Situation. Als Roma bei der Polizei nicht voll anerkannt, als Polizist bei der Familie ausgegrenzt.
Dazu ist er geschieden und unzufrieden mit dem Sorgerecht für seinen kleinen Sohn. Dann gibt es aber noch Eniko, die Journalistin. Mit ihr war Balthazar für kurze Zeit zusammen und es gibt immer noch Gefühle.

Der Roman hat einen journalistischen Touch und überzeugt durch eine realistische Darstellung.
Erwähnenswert dann noch das Nachwort, das einiges an Einordnung des Buches in den gesellschaftspolitischen Kontext bietet.

Bewertung vom 21.01.2023
Liebewesen
Schmitt, Caroline

Liebewesen


sehr gut

Eine Beziehung

Das Buch Liebewesen schockt schon durch das provokante Cover.

Die Protagonistin ist für mich zunächst nicht einfach zu greifen, da sie doch ziemlich verschlossen ist. Aber interessant ist sie schon und ihre Freundschaft zu ihrem Freund Max und zu ihrer besten Freundin Mariam sind gut beschrieben. Die Dialoge sind originell, glaubhaft und oft lakonisch gehalten. Das prägt das ganze Buch.

Es gibt Rückblicke. Mit der Zeit lernt man Lio besser kennen,und kann sie auch verstehen. Für ihre Beziehungsprobleme gibt es Gründe. Schon in Kindheit und Jugend hat Lio Gewalterfahrungen machen müssen. Das sind bedrückende Stellen, aber der Roman gibt auch Hoffnung. Ihre Beziehung mit Max gewinnt an Tiefe und Lio entwickelt sich weiter.
Aber es gibt auch Rückschläge und als Lio schwanger wird, steht die Beziehung auf dem Prüfstand.

Ein gelungener Debütroman.

Bewertung vom 18.01.2023
In einer dunkelblauen Stunde
Stamm, Peter

In einer dunkelblauen Stunde


gut

Peter Stamm ist ein bedeutender Autor und hat seit seinem Erstlingserfolg Agnes schon viele Bücher geschrieben. Viele davon habe ich sehr gerne gelesen.

Sein neuer Roman „In einer dunkelblauen Stunde“ ist auch interessant, empfinde ich aber sogar für seine Verhältnisse als sehr ruhig erzählt. Zweifellos gibt es hervorragende Formulierungen und das Buch, das von einem Schriftsteller und einer Dokumentarfilmerin handelt, ist sehr reflektiert.

Die Dokumentarfilmerin Andrea will einen Film mit und über den Schriftsteller Richard Wechsler machen, doch das Projekt scheitert und Wechsler stirbt wenige Monate später. Doch Andrea lässt das ganze nicht los. Ähnlich geht es Judith, die mit Wechsler eine Beziehung hatte.
Als Leser ist man meistens bei den Gedanken von Andrea.
Sprachlich ist das nachdenklich stimmende Buch gelungen. Peter Stamm ist ein großer Stilist. Dramatik ist aber nicht seins. Vom Spannungsbogen ist der Roman verhalten.
Doch das Buch hat mich interessiert und gedanklich beschäftigt. Vielleicht werde ich es sogar noch einmal lesen.
Zuletzt möchte ich noch unbedingt das Cover loben, das einen gemalten Peter Stamm zeugt. Eine gute Arbeit vom Verlag.