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Tara
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Ratingen

Bewertungen

Insgesamt 1292 Bewertungen
Bewertung vom 12.05.2023
Die Kinder von Beauvallon - Der Spiegel-Bestseller nach wahren Begebenheiten
Storks, Bettina

Die Kinder von Beauvallon - Der Spiegel-Bestseller nach wahren Begebenheiten


ausgezeichnet

Ergreifend & aufwühlend

„Die Kinder von Beauvallon“ ist ein fesselnder Roman der Autorin und Literaturwissenschaftlerin Bettina Storks.

Im Oktober 1940 wird Lily Blum von Sulzburg in Südbaden in die Fremde deportiert und reicht in letzter Sekunde ihrer Freundin Agnes die Hälfte eines Fotos, das die beiden Freundinnen zeigt. Gleichzeitig geben sie sich das Versprechen das Foto später wieder zusammenzufügen.

Nach diesem herzzerreißendem Prolog geht es in das Jahr 1965. Agnes ist inzwischen Radiomoderatorin und bekommt den Auftrag in ein kleines Dorf nach Frankreich zu reisen, um ein Stück der dunklen Geschichte der Bundesrepublik aufzuarbeiten.
Das ist genau das, was Agnes möchte, ein gesellschaftliches relevantes Thema. Gleichzeitig ist es auch sehr persönliche Recherche für Agnes, die sich fragt, ob ihre Freundin Lily, von der sie seit zwanzig Jahren nicht gehört hat, überlebt hat.
Agnes recherchiert in dem kleinen französischen Ort Dieulefit, in dem während des Zweiten Weltkriegs mehr als tausend Flüchtlinge gerettet wurden.
Zwischendurch gibt es immer wieder Rückblicke, in das Leben von Lily, ihren Weg in das Internierungslager Gur und ihre Flucht zum Internat Beauvallon.

Wiedereinmal hat Bettina Storks ein Stück deutsche Geschichte lebendig werden lassen. Der Roman beruht auf wahren Begebenheiten und das, was die Menschen in Dieulefit geleistet haben, ihr Mut und ihre selbstlose Nächstenliebe darf nicht vergessen werden.

Die historischen Vorkommnisse sind erschütternd, so dass mir beim Lesen fast die Luft wegblieb und gleichzeitig ist unglaublich viel Hoffnung zu spüren.
Dadurch, dass der Roman in zwei Zweitebenen und aus drei Perspektiven – der von Agnes, Lily und Jolie, einer Widerstandskämpferin – berichtet, habe ich ein gutes und umfassendes Bild der Geschehnisse erhalten.

Die historischen Ereignisse sind wieder einmal – wie ich es aus den anderen Büchern der Autorin gewohnt bin – hervorragend recherchiert. Sie versteht es zu berühren und auf vergangene Missstände, die sich niemals wiederholen dürfen, aufmerksam zu machen.

Das Nachwort der Autorin und der Anhang über Wahrheit und Fiktion runden diesen Roman gelungen ab.

Mich haben die Ereignisse aus der Vergangenheit ebenso berührt und aufgewühlt wie Agnes Recherche in der Gegenwart.
Ich kann das Buch Leser*innen, die gerne historische Romane lesen, die auf wahren Begebenheiten beruhen, nur empfehlen.

Bewertung vom 06.05.2023
Warum wir nicht durch Wände gehen*
Aigner, Florian

Warum wir nicht durch Wände gehen*


ausgezeichnet

Ein gelungener Einblick in die Welt der Quanten

In „Warum wir nicht durch Wände gehen*: *Unsere Teilchen aber schon“ gelingt es dem Autor und Physiker Florian Aigner komplizierte Sachverhalte für jeden verständlich zu vermitteln. Vorwissen ist unnötig.

Die einfache Vermittlung von Wissen ist für den Vermittelnden oft eine ebenso große Herausforderung wie für den Laien dieses aufzunehmen und zu verstehen. Bei zu vielen Fachbegriffen schalte ich schnell ab und gebe auf. Eine besondere Herausforderung sind dabei die Naturwissenschaften und insbesondere die Physik.

Mit diesem „Reiseführer durch die Welt der Quanten“ beweist Florian Aigner, dass es durchaus möglich ist komplexes Wissen nicht nur so zu vermitteln, dass man es versteht, sondern auch so, dass es durch seinen humorvollen Schreibstil einfach Spaß macht Neues zu erfahren.

In zwölf Kapiteln erklärt der Autor die Quantentheorie und alles was damit zusammenhängt. Statt komplizierter Formeln verdeutlichen anschauliche Illustrationen was gemeint ist. Außerdem gibt es für alle, die es ein wenig genauer Wissen möchten farbliche gekennzeichnete Texteinschübe.

Ich fand sowohl die Entwicklung der Quantenphysik als auch ihre Rolle in unserem Alltag – die ich bisher massiv unterschätzt habe – ausgesprochen interessant.

Bewertung vom 06.05.2023
Liebe und andere Schwindeleien
Ellis, Philip

Liebe und andere Schwindeleien


ausgezeichnet

Romantisch & humorvoll

„Liebe und andere Schwindeleien“ ist das gelungene Debüt des britischen Journalisten und Autors Philip Ellis.

Mit Cat und Jake hat der Autor wirklich zwei ganz großartige Protagonisten geschaffen, die man einfach lieben muss.
Cat ist Freiberuflerin und da das Geld des Öfteren knapp ist, hat sie ihren ganz eigenen Weg gefunden, sich welches zu besorgen. Immer wenn sie Geld benötigt, geht sie in die Bar im Oceanic Hotel, mischt sich zwischen die Besucher und nimmt denen, von denen sie glaubt, dass es ihnen nicht weh tut, ein paar Scheinchen weg. Dummerweise hat Jake sie erwischt und unternimmt überraschenderweise nichts. Nachdem Cat einige Zeit später feststellt, dass auch Jake sich nicht immer ganz ordnungsgemäß verhält, versucht sie ihn zu einem gemeinsam Deal zu überreden, aber Jake dreht keine „Partner-Dinger“. Dabei bleibt es jedoch nicht.

Der lebendige leichte Schreibstil von Philip Ellis hat mich nur so durch die Seiten fliegen lassen. Die Handlung ist voller Action und Humor, aber es wird auch romantisch, da sich zwischen Cat und Jake eine Romance entwickelt.

Die Idee hinter diesem Buch ist einfach nett. Natürlich ist das Verhalten der Protagonisten nicht in Ordnung, aber ihr Vorgehen ist so amüsant und sie sind so charmant, dass ich einfach Spaß daran hatte und den Nervenkitzel mit ihnen gemeinsam geliebt habe.

Dieses Buch ist beste Unterhaltung, die einfach Spaß macht. Sie muss mit einem Augenzwinkern gelesen werden. Natürlich sind Cat und Jake Betrüger, aber dabei außerordentlich liebenswert.
Ich hoffe, dass der Autor seinem Debüt bald ein weiteres Buch folgen lässt.

Bewertung vom 05.05.2023
Babel
Kuang, R. F.

Babel


ausgezeichnet

Komplex, detailliert, fesselnd und gesellschaftskritisch

Mit ihrem Roman „Babel“ hat die Übersetzerin und Autorin Rebecca F. Kuang einen ganz fantastischen Roman geschaffen, den ich allerdings niemals im Fantasybereich angesiedelt hätte, auch wenn er fantastische Elemente enthält.

Robin ist in armen Verhältnissen im chinesischen Kanton aufgewachsen. Als sein Familie an Cholera stirbt, ist Professor Lovell aus London seine Rettung. Er nimmt ihn mit und unterrichtet Robin, um ihn auf Babel - das Königliche Institut für Übersetzung der Universität Oxford - vorzubereiten. Für Robin geht ein Traum in Erfüllung. Dort wird aber noch viel mehr gelehrt als nur Sprachwissenschaften und Robin lernt schon bald die Schattenseiten Babels kennen.

Der Schreibstil von Rebecca F. Kuang ist sehr detailliert. Neben der Story gibt es interessante Ausführungen über Sprache wie z.B. die Herleitung von Wörtern, über die man sich sonst so gar keine Gedanken macht.

Ich finde es sehr schwierig dieses Werk in Worte zu fassen. Es ist sehr sprachgewaltig und die Autorin hat Politisches und historische Hintergründe gelungen in der Story verarbeitet. Auch der Bezug zu unserer Gegenwart, die erschreckende fortwährende Aktualität einiger Themen - wie z.B. Alltagsrassismus und Machtmissbrauch - ist einfach nur beeindruckend. Durch zahlreiche Fußnoten gewinnt das Buch an Tiefe, ist dadurch allerdings nicht immer einfach zu lesen.

Auch wenn ich das Buch streckenweise anstrengend fand, es ist ein beeindruckendes Werk, von dem ich froh bin es gelesen zu haben. Allerdings möchte ich nochmals drauf hinweisen, dass ich die Zuordnung zum Fantasy-Genre unpassend finde. Natürlich gab es fantastische Elemente, aber ich fürchte, dass jemand der einen Fantasy-Roman lesen möchte, schwer enttäuscht sein könnte.

Bewertung vom 02.05.2023
Die Vögel sangen ihre letzten Lieder
Hunt, Laird

Die Vögel sangen ihre letzten Lieder


gut

Eindrucksvoll aber schwierig

„Die Vögel sangen ihre letzten Lieder“ ist ein eindrucksvoller Roman des in Rhode Island lebenden Autors Laird Hunt.

Die Handlung spielt in den 1930er Jahren in Indiana und es geht um ein uraltes und unverändert aktuelles Problem: Unterschiede zwischen schwarzen und weißen Menschen, Rassismus, Unterdrückung, Gewalt, Vorurteile und Ungerechtigkeiten.

Drei schwarze Männer sollen gelyncht werden und dieses Ereignis wird regelrecht zu einem Volksspektakel. Sowohl Ottie Lee Henshaw als auch Calla Destry machen sich auf den Weg dorthin, allerdings aus vollkommen unterschiedlichen Motiven.

Das Buch ist in drei Teile untergliedert. Der erste wird aus der Perspektive von Ottie Lee Henshaw und der zweite aus der von Calla Destry geschildert. In dem sehr kurz gehaltenem dritten Abschnitt kommt eine Engelsbotin zu Wort.

Während sich die Ereignisse aus Ottie Lees Sicht recht unaufgeregt lesen, ist bei Calla Wut, Hilflosigkeit und Entsetzen zu spüren. Obwohl die beiden Charaktere total verschieden sind und sie vollkommen unterschiedlich mit der Situation umgehen, authentisch wirken sie beide.

Den für die Gegend typischen Maisanbau hat der Autor für seinen Roman genutzt, um mit der Maispflanze eine Metapher für die Menschen zu schaffen. So unterscheidet er nicht in schwarz und weiß, sondern in Maiskörner, -blätter, -haare und -wurzeln. Das klingt ungewöhnlich, passt aber gut in diesen atmosphärischen Roman, der trotz der schweren Thematik poetisch anmutet. Die Atmosphäre der Zeit, die Hitze und das gesamte Setting hat der Autor hervorragend eingefangen.

Thematisch ist dieses Buch kein leichter Stoff und der Schreibstil des Autors ist ebenfalls nicht einfach. Aber ich finde, dass es lohnt, sich darauf einzulassen, da es ein intensiver und eindrucksvoller Roman ist, der auf erschütternde Weise ein Stück Geschichte lebendig macht.

Bewertung vom 30.04.2023
Die Verborgenen
Geschke, Linus

Die Verborgenen


ausgezeichnet

Nichts für schwache Nerven

„Die Verborgenen“ ist ein spannender Thriller des in Köln lebenden Autors Linus Geschke.

Von außen betrachtet sind Sven und Franziska Hoffmann mit ihrer Tochter Tabea die perfekte Familie. Aber der Schein trügt, hier hat jeder sein Geheimnis.
In ihrem Haus hat sich ein Phrogger – ein Mensch, der heimlich und unbemerkt im Haus fremder Menschen lebt – eingenistet. Kleine Veränderungen im Haus, für die keiner Zuständig ist, führen zu Missverständnissen und Anschuldigungen.

Die Story ist im Wechsel aus der Perspektive von Sven, Franziska, Tabea und dem Phrogger geschrieben. Dadurch habe ich schnell einen guten Einblick in die einzelnen Charaktere bekommen, musste allerdings feststellen, dass mir keiner von ihnen so richtig sympathisch war.
Neben dem Perspektivwechsel springen die Ereignisse zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart. Das macht es ungemein spannend, da es immer wieder Andeutungen gibt, mit denen ich zunächst nichts anfangen konnte und darauf gewartet habe, dass diese wieder aufgegriffen werden.

Die Grundidee des Buches hat bei mir für Gänsehaut gesorgt. Allein die Vorstellung, dass ein fremder Mensch mit mir unbemerkt unter einem Dach lebt, finde ich mehr als gruselig. Aber das ist hier nicht der einzige Faktor, der für Spannung sorgt, da es innerhalb der Familie mehr als nur ein Geheimnis gibt und die unterschiedlichen Wahrnehmungen der einzelnen Charaktere interessant zu lesen sind.

Zahlreiche Wendungen und der angenehm flüssige Schreibstil haben es mir fast unmöglich gemacht das Buch aus der Hand zu legen. Ich freue mich schon auf weitere Thriller des Autors.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.04.2023
Sternenreiter - Kleine Sterne leuchten ewig (Band 1)
Jando

Sternenreiter - Kleine Sterne leuchten ewig (Band 1)


ausgezeichnet

Höre niemals auf zu träumen

„Sternenreiter – Kleine Sterne leuchten ewig“ ist das erste Märchen vom „Sternenreiter“ des Schriftstellers, Drehbuchautors und Kolumnisten Jando.

Das Leben von Mats besteht nur noch aus Arbeit. Er arbeitet nicht, um zu leben, sondern lebt um zu arbeiten, für alles Andere ist ihm der Blick verloren gegangen. Durch einen Unfall kommt er ins Krankenhaus und trifft dort auf einen kleinen Jungen, der ihn zum Umdenken bringt.

Das Buch passt perfekt in unsere schnelllebige Zeit, die von Arbeit und Zukunftsängsten geprägt ist und uns den Blick für das Wesentliche im Leben nimmt. Mit warmen, einfühlsamen Worten erzählt Jando wie Mats durch den kleinen Sternenreiter in sein Leben und zu seinen Träumen zurückgeführt wird. Ihm wird wieder bewußt, was wirklich wichtig ist.

In der Geschichte habe ich viele tolle Sätze für mich entdeckt, über die es sich lohnt nachzudenken. Außerdem befinden sich liebevoll gestaltete Zeichnungen der lllustratorin Antje Arning in dem Buch, die für ein rundum gelungenes und stimmiges Leseerlebnis sorgen.

Ich kann das Buch nur empfehlen und bin gespannt auf den zweiten Band des kleinen Sternenreiters.

Bewertung vom 23.04.2023
Gidget. Mein Sommer in Malibu
Kohner, Frederick

Gidget. Mein Sommer in Malibu


ausgezeichnet

Ein unvergesslicher Sommer

„Gidget. Mein Sommer in Malibu“ ist ein fiktionales Werk des Autors Frederick Kohner, das auf realen Erlebnissen seiner Tochter Kathy beruht.

Gidget ist fünfzehn Jahre und die Ausflüge mit ihren Eltern an den Strand von Malibu langweilen sie eigentlich eher, bis sie die Welt des Surfens und damit eine neue Leidenschaft für sich entdeckt. Obwohl das Surfen damals für Frauen eine untypische Sportart war, lässt sich Gidget nicht davon abringen. Sie liebt das Meer, die Wellen, das Surfen, den Lifestyle der Surfer und alles, was damit zusammenhängt. Alle haben Spitznamen und da sie klein ist, wird ihrer schon bald Gidget, eine Kombination aus girl und midget.

Ich bin mit dem Buch in die Atmosphäre der 1950er Jahre am Strand von Malibu eingetaucht. Die Beschreibungen sind toll und die Dialoge einfach großartig. Die Ereignisse werden beim Lesen lebendig und haben mich träumen lassen. Es ist eine wunderschöne Coming-of-Age-Geschichte aus der Perspektive der Protagonistin Gidget. Ich finde es unglaublich mit wie viel Einfühlungsvermögen der Autor hier über seine Tochter geschrieben hat. Einen größeren Liebesbeweis hätte er kaum erbringen können.
Für mich ist dies einfach ein großartiger Roman über ein Mädchen, das Erwachsen wird und ihre Leidenschaft zum Surfen auslebt.

Bewertung vom 23.04.2023
Das vorläufige Ende der Zeit
Mayer, Berni

Das vorläufige Ende der Zeit


ausgezeichnet

Außergewöhnlich

„Das vorläufige Ende der Zeit“ ist ein außergewöhnlicher Roman des Autors und Journalisten Berni Mayer.

Horatio Beeltz ist Verleger mit enger Verbindung zum Friedhof Słubice in Frankfurt an der Oder. Durch das Setting kommt von Beginn an eine ganz besondere Atmosphäre auf. Der Friedhof liegt an der Grenze zu Polen, die auch immer wieder überschritten wird. Es wird aber nicht nur die Landesgrenze, sondern durch einen Zeitriss wird auch die Grenze der Zeit überschritten. Darum geht es für die Archäologin Mi-Ra und den Friedhofswärter Arthur. Für beide ergibt sich durch Horatio Beeltz die Möglichkeit in ihre Vergangenheit zu reisen, um ihrem Leben durch eine Veränderung in dieser eine neue Wendung zu geben.

Zeitreisen haben immer etwas Faszinierendes und oft erzeugen sie bei mir einen Knoten im Kopf. Das war hier zum Glück nicht der Fall, da durch Horatio Beeltz alles gut erklärt wird.

Der Schreibstil von Berni Mayer ist angenehm zu lesen, die Handlungen der Protagonisten und die Ereignisse sind nachvollziehbar. Die Charaktere und ihre Entwicklung werden glaubwürdig geschildert. Auf mich wirkte hier alles stimmig und mir hat insbesondere das gewählte Setting gut gefallen, da es einfach hervorragend zu der Story passt.

Wer Lust auf eine Zeitreise der anderen Art hat, liegt mit diesem Roman richtig und ich denke, dass das Buch sogar Lesern gefallen wird, die ansonsten nichts mit Zeitreisen anfangen können, da hier die Frage im Vordergrund steht, ob es sinnvoll ist im Nachhinein Dinge, die im Leben nicht wunschgemäß verlaufen sind, zu ändern.

Bewertung vom 22.04.2023
Die Kinder der Luftbrücke
Weinberg, Juliana

Die Kinder der Luftbrücke


ausgezeichnet

Hier wird Geschichte lebendig

„Die Kinder der Luftbrücke“ ist ein gut recherchierter und dramatischer Roman der Autorin Juliana Weinberg.

Die Handlung wird chronologisch erzählt, beginnt im Juni 1948 und endet im Mai 1949. Damit wird die Zeit der Entstehung und des Bestehens der Berliner Luftbrücke bis kurz vor Ende umfasst. Nora lebt zu dieser Zeit mit ihren beiden Kindern, ihrer Schwester und ihrer Mutter beengt in einer Wohnung in Westberlin. Ihr Mann wird bereits seit fünf Jahren vermisst und Nora ist auf sich gestellt. Sie arbeitet als Übersetzerin am Berliner Flughafen Tempelhof, wo sie auch Matthew - einen amerikanischen Piloten - kennenlernt.

Noras Leben ist alles andere als leicht. Die Armut und der Hunger sind allgegenwärtig. Mit Matthew kommt die Liebe und ein kleiner Lichtblick in ihren Alltag, allerdings ist sie offiziell noch verheiratet, was die Situation für Nora erschwert.

Der Schreibstil von Juliana Weinberg liest sich trotz der schwierigen und bedrückenden Thematik leicht. Sie versteht es Emotionen nachvollziehbar zu beschreiben und lebendig werden zu lassen, so dass ich mit Nora gelitten habe. Gleichzeitig werden hier interessante historische Details mit Noras Geschichte verflochten.

Der Roman ist dramatisch, steckt voller Emotionen und macht ein Stück deutsche Nachkriegsgeschichte - die nicht vergessen werden sollte - lebendig. Ich habe das Buch gerne gelesen und mit dem Epilog aus dem Juni 1963 rundet die Autorin ihr Werk gelungen ab.