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bolie
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Langscheid

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Insgesamt 879 Bewertungen
Bewertung vom 15.11.2021
Grace
Lynch, Paul

Grace


sehr gut

Okay, denkt sich Grace. Sie beruhigt sich wieder, lass sie toben. Sie, das ist ihre Mutter, die rasend vor Wut die Haare ihrer Tochter stutzt. Ja, an dem Tag beruhigte sie sich, aber diese Ruhe ist nicht dauerhaft. Mutter Sarah entfernt sich vom Haus und kommt erst Stunden später zurück. Im Arm hält sie einen dicken Hasen, den sie sofort in einen Topf legt und diesen über den Herd hängt. Die Kinder freuen sich auf das Mahl und nicht nur dem ältesten Sohn Colly läuft das Wasser im Mund zusammen. Doch, was ist das? Sarah bestimmt, dass nur Grace von dem Fleisch essen darf. Zunächst wehrt diese sich dagegen. Aber schon recht bald wird ihr bewusst, was ihre Mutter vor hat.

Es dauerte eine Weile, bis ich mich mit der Geschichte anfreunden konnte. Der Schreibstil ist anders, als der von deutschen Autoren. Recht steif und wenig anheimelnd. Und die Mischung aus Mystik und brutalen Erlebnisberichten war für mich gewöhnungsbedürftig. Was Grace erlebte und wie sie sich in einer harten Umgebung und zwischen Männern behauptete, das war eine emotionale Achterbahn. Dass ihr Bruder sie dabei aus der Welt des Geistes begleitete, nun ja, okay.

Irland ist halt ein Flecken Erde, der viel Natur und geheimnisvolle Erlebnisse zu bieten hat. Damals glaubten noch mehr Menschen an übernatürliche Kräfte, als heute. Ich bin der Ansicht, dieses kopfgesteuerte Denken ist dort bis heute nicht so verbreitet, wie in Deutschland. Die Hauptperson Grace schlägt sich jedenfalls tapfer und ihr helfen die „Geister“ bei ihrem Trip durch die Heimat. Das Ende gefiel mir nicht wirklich, da es einige Fragen gibt, die offen bleiben. Trotzdem gebe ich vier Sterne plus. Das liegt auch an dem ansprechenden Cover und der guten Übersetzung von Christa Schuenke.

Bewertung vom 13.11.2021
Tiefe Schluchten / Kommissar Konrad Bd.3
Indriðason, Arnaldur

Tiefe Schluchten / Kommissar Konrad Bd.3


sehr gut

Eigentlich wollte ja Kommissar Konráds nur noch seinen Ruhestand genießen. Er klärte genug Mordfälle auf und der Stress war für seine Gesundheit niemals gut. Was er aber von einer seiner ehemaligen Kolleginnen erfuhr, das stimmt ihn nachdenklich. Eine Frauenleiche wird in ihrer Wohnung gefunden. Der Täter durchwühlte sämtliche Schränke und warf den Inhalt etlicher Schränke auf den Boden. Allerdings übersah er einen kleinen Zettel auf dem Küchentisch. Dort stand zum Erstaunen der Ermittler die Telefonnummer ihres pensionierten Kollegen Konrád. Als dieser davon erfährt, kann er zunächst nichts mit dem Namen anfangen. Das bleibt nicht so und schlussendlich erinnert er sich. Und danach meldet sich nicht nur sein schlechtes Gewissen. Er weiß sehr genau, was diese Frau zur Kontaktaufnahme veranlasste und worum sie ihn bat. Für ihn beginnt eine Ermittlung, bei der er bis an seine Grenzen gehen muss.

Spannend aber nicht brutal, so müssen Krimis sein, die ich gerne lese. „Tiefe Schluchten“ entsprach also durchaus meinem Geschmack. Obwohl mir sehr schnell klar war, wer Täter oder Täterin war, empfand ich beim Lesen keine Langeweile. Warum nicht? Ganz einfach. Ich wollte das „Warum“ wissen, also wie es zu dieser schrecklichen Tat kam. Auch die Lebens- und Leidensgeschichte des Opfers hat der Autor mit guter Einfühlungsgabe erzählt. Es gibt einige Verdächtige und die Suche nach dem richtigen, gestaltet sich für alle Beteiligten recht schwierig. Die Spannung kommt nicht zu kurz. Auch das gefiel mir. Allerdings waren die Ausführungen dann stellenweise doch zu reichhaltig. Das Cover ist ein Hingucker und die Übersetzung verdient ein ausdrückliches Lob. Kurzum, vier Sterne gebe ich hier sehr gerne. Durch die niedrigen Temperaturen Islands und dass der Krimi zudem vor Weihnachten spielt, ist er die passende Lektüre für die kalten Tage im Herbst und Winter.

Bewertung vom 04.11.2021
Das Haus auf dem Wasser (eBook, ePUB)
Elon, Emuna

Das Haus auf dem Wasser (eBook, ePUB)


sehr gut

Joel Bloom ist Schriftsteller und besucht die Stadt seiner Kindheit: Amsterdam. Beim Gang durch ein Museum schaut er sich einen Film an und kann es kaum glauben. Auf der Leinwand sieht er seine Mutter zusammen mit einem Baby auf dem Arm und neben sich seinen Vater und die Schwester Nelli. Er ist geschockt, weil das Kleine ihm in keiner Weise ähnelt. Nachdem er wieder in Israel ankommt, lässt ihn das Bild nicht los und er reist erneut nach Amsterdam. Er möchte den Spuren seiner Eltern und der Schwester auf den Grund gehen. Vorher unterhält er sich mit der Schwester Nelli und erfährt Dinge, die ihm nicht bekannt waren.

Die Geschichte wechselt zwischen dem Besuch Joels in Amsterdam und den Ereignissen vor und während des Zweiten Weltkriegs. Das erfordert hohe Konzentration beim Lesen und es ist nicht leicht, dem Geschehen zu folgen. Für mich unvorstellbar, was junge Väter und Mütter damals unter der Abneigung gegenüber Juden litten. Was muss in ihnen vorgegangen sein, dass sie ihre Kinder, egal ob klein oder größer, in fremde Hände gaben? Wie viele der Kinder waren nach dem Krieg nicht auffindbar und sie sahen ihre Kleinen niemals wieder? Und wie mag es den Kindern gegangen sein? Konnten sie verstehen, warum die Mütter diesen schweren Weg gingen? Hatten sie Verständnis dafür oder konnten sie niemals verzeihen?

„Das Haus auf dem Wasser“ ist ein emotionales Buch. Es erschloss mir eine Seite des grausamen Krieges, welche ich so noch nicht kannte. Immer wieder frage ich mich, warum Menschen so niederträchtig sein konnten. Dieses Hin und Her zwischen den Zeiten störte mich aber doch und aus dem Grund gibt es „nur“ vier Sterne von mir. Aber lesen sollten Sie dieses Buch trotzdem. Es ist ein Zeugnis der grauenhaften Vergangenheit und eine Mahnung an uns, das solche Taten niemals wieder geschehen dürfen.

Bewertung vom 04.11.2021
Der Stockholm-Code - Die zweite Botschaft / Stockholmer Geheimnisse Bd.2 (eBook, ePUB)
Rudberg, Denise

Der Stockholm-Code - Die zweite Botschaft / Stockholmer Geheimnisse Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

„Der Stockholm-Code“ ist ein historisches Ereignis und „Die zweite Botschaft“ der zweite Band zum Thema. Die drei Frauen Iris, Elisabeth und Signe arbeiten weiter an der Aufgabe, sämtliche Nachrichten der Deutschen abzufangen. Da ihre ganz persönlichen Erlebnisse ebenfalls eine Rolle spielen, taucht der Leser in die Verhältnisse der Schweden damals ein.

Dieses Buch ist der zweite Band rund um den Code. Aber obwohl ich den ersten Teil nicht las, konnte ich gut in die Geschichte finden. Alle drei Freundinnen kommen abwechselnd zu Wort. Jede erzählt aus ihrer Perspektive heraus und diese unterscheidet sich sehr. Es gibt Krankheit, Sorge um Kinder und Arbeitswut. Jeder lenkt sich anders von seinen Sorgen ab. Leider kommt die Arbeit um die Entschlüsselung der Nachrichten für meinen Geschmack zu kurz.

Gut gefällt mir, wie bildhaft die Ängste der Schweden vor einem Krieg dargestellt sind. Auch dieser Unglaube, dass von Deutschland tatsächlich Unheil drohen könnte ist greifbar. Das mag damals vielen Menschen so gegangen sein. Niemand hätte gedacht, dass der Krieg so grausam sein und so lange dauern würde.

Da hin und wieder Spannung aufblitzt, gebe ich dem Buch vier Sterne und eine Empfehlung. Aber nur denen, die keinen großartigen und perfekt recherchierten historischen Roman erwarten. Dass es zum Schluss nicht ohne Cliffhanger geht ist klar. Es folgt nämlich noch ein dritter Band.

Bewertung vom 29.10.2021
Fuchs und ich (eBook, ePUB)
Raven, Catherine

Fuchs und ich (eBook, ePUB)


sehr gut

Catherine Rave ist die Hauptperson in dem Buch „Fuchs und ich“. Sie ist Biologin und hält Referate, die alle mit der Natur zu tun haben. Und das beste, sie wohnt ganz alleine in einer Hütte mit blauem Dach, mitten im Wald. Ihre einzigen sozialen Kontakte vor Ort, das sind Spinnen, Wühlmäuse und ein Fuchs. Hin und wieder kommt auch ein Raubvogel vorbei, der die Zahl der Wühlmäuse dezimiert. Alleine leben heißt für sie nicht, dass es keine Unterhaltungen gibt. Das kann ein Gespräch mit sich selber sein oder, wie bei Catherine, das Vorlesen. Und weil ihr dabei sogar jemand zuhört, macht es ihr noch mehr Freude. Ja, sie liest aus dem „Kleinen Prinzen“ vor, und kein geringerer als Fuchs, ist ihr Zuhörer.

Alleine leben heißt nicht automatisch, dass jemand einsam ist. Die Biologin Rave zeigt es ganz klar. Sie fühlt sich wohl zwischen all den Tieren und der natürlichen Umgebung. Auch wenn sie zwischendurch Referate vor einem großen Publikum hält, es zieht sie stets in ihr kleines Domizil zurück. Diese Wirkung von natürlichen Elementen auf den wachsamen Beobachter, gefiel mir gut. Auch diese Zusammenhänge zwischen Menschen und ihrer Umwelt sind einfühlsam beschrieben. Herausheben möchte ich ebenfalls das wunderschöne Cover. Es ist außergewöhnlich und markant.

„Fuchs und ich“ ist ein leises Buch, welches liebevoll von den Erlebnissen zwischen Mensch und Tier berichtet. Kann Mensch sich auf ein Leben in der „Wildnis“ einlassen? So ganz ohne Kommunikation zu Seinesgleichen? Welchen Vorteil hat dieses Dasein im Gegensatz zum Wohnen in einer Mietskaserne? Wer sich vorurteilslos auf das Buch einlässt, wird auch zu diesen Fragen genug Antworten finden.

Bewertung vom 27.10.2021
Althea Gibson - Gegen alle Widerstände. Die Geschichte einer vergessenen Heldin (eBook, ePUB)
Schoenfeld, Bruce

Althea Gibson - Gegen alle Widerstände. Die Geschichte einer vergessenen Heldin (eBook, ePUB)


sehr gut

Als „Schwarze“ durfte sie nicht gegen „Weiße“ spielen. Das war im Jahr 1950. Ihr Ehrgeiz und ihre Hartnäckigkeit gab sie aber zum Glück nicht auf. Und, siehe da, sie gewann Wimbledon. Und das als Außenseiterin, der niemand eine Chance geben wollte. Wie Althea Gibson ging es auch Angela Buxton. Sie war Jüdin und das galt nicht nur in Deutschland als Makel, der nicht hingenommen wurde. Ja, selbst nach dem abscheulichen Massenmord während des Zweiten Weltkriegs, hörten die Vorurteile gegen Juden nicht auf. Die beiden Spielerinnen achteten nicht auf ihre Kritiker und ließen sich selbst von dreistesten Beleidigungen des Publikums nicht aus der Ruhe bringen. Im Jahr 1956 gewannen sie das Damendoppel in Wimbledon. Althea Gibson war bei der Queen und durfte trotzdem im Bus nur auf den für „colored People“ vorgesehen Plätzen sitzen. So war das damals.

Auch wenn ich gerne Biographien von unbekannten Persönlichkeiten lese, dieses Buch ist eher für Anhänger des Tennisspiels interessant. Es gibt etliche und zudem ausführliche Berichte der einzelnen Spielzüge. Fachbegriffe sind dann normal und mir fehlten weitergehende Erläuterungen.

Mir gefielen aber die sehr genauen Darstellungen der Schwierigkeiten beider Frauen. Welcher Ignoranz sie ausgesetzt waren, die sogar bis zur bitteren Feindschaft heranwuchsen. Und nein, ich meine nicht, dass es vorbei ist mit Vorurteilen gegenüber Menschen, die anders sind als wir. Antisemitismus und Widerstand gegen Hilfe für Geflüchtete ist auch heute noch an der Tagesordnung. Ob sich der Mensch jemals ändern wird?

Bewertung vom 25.10.2021
Wie schön wir waren (eBook, ePUB)
Mbue, Imbolo

Wie schön wir waren (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Kosawa, so heißt das Dorf in Afrika, welches im Buch „Wie schön wir waren“ die „Hauptrolle“ spielt. Hier lebten die Menschen einträchtig zusammen und hatten eine ruhige Gemeinschaft. Bis ein Unternehmer aus dem reichen Amerika, dieser Ruhe ein Ende setzte. Menschen, die das Land rund um Kosawa für ihre eigenen Zwecke missbrauchten, brachten Leid und Elend über das Dorf. Der Boden ist so verseucht, dass nichts mehr darauf wächst. Kinder erkranken und sterben bald, da das Trinkwasser verseucht ist. Niemand hilft den Menschen, die Regierung hat nur ihren eigenen Vorteil im Sinn.

„Wie schön wir waren“ ist wie ein Weckruf an alle, die über Geflüchtete urteilen. Dabei ist es doch vornehmlich der Westen, der ihnen das Leben vor Ort unmöglich macht. Geschrieben ist das Buch aus der Sicht von jungen Leuten, die für ihr Dorf kämpfen wollen. Gegen die Ausbeuter in Gestalt des Unternehmens Pexton. Das ist schwierig, da zuvor etliche Männer verschwanden, die sich gegen das Imperium stellten. Problematisch ist auch, dass ein Mann des Dorfes auf die Versprechungen Pextons reinfällt und sich von denen bestechen lässt.

Kein Buch, das im Vorbeigehen gelesen werden kann. Der Stil ist außergewöhnlich aber nicht schlecht. Halt anders als jener, den europäische Autoren bevorzugen. Bildhaft, aber auch brutal, so lässt er sich skizzenhaft zusammenfassen. Das Thema berührt und mich hat es nachdenklich gemacht. Warum beutet der reiche Westen die armen Landstriche Afrikas derart aus? Und nicht nur das. Wollen die ausgenutzten Menschen nach Europa fliehen, dann werden sie an den Grenzen abgewiesen. Ein sehr wichtiges Buch aus der Sicht eines Betroffenen geschrieben.

Bewertung vom 23.10.2021
Das unendliche Meer - Die große Weltgeschichte der Ozeane (eBook, ePUB)
Abulafia, David

Das unendliche Meer - Die große Weltgeschichte der Ozeane (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Seit tausenden von Jahren diente das Meer der Völkerverständigung und dem Handel. Zudem hat es einen ganz entscheidenden Anteil an der Menschheitsgeschichte und kann als Grundlage der kontinuierlichen Globalisierung angesehen werden. In dem Buch
„Das unendliche Meer - Die große Weltgeschichte der Ozeane“ spannt der Autor David Abulafia einen Bogen vom Einst bis zum Jetzt. Bereits in der Antike fuhren Menschen über die Meere und trieben Handel mit fernen Kontinenten. Und heute? Schauen wir uns die riesigen Containerschiffe an. Unglaublich, was die so transportieren. Und wenn sie ausfallen? Dann gibt es Stau und Engpässe beim Nachschub.

Der Autor nahm mich mit auf eine Zeit- und Weltreise. Zu jedem Meer und seinen Küsten gibt es eine eigene Geschichte. Wann gab es hier die ersten Siedler? Welche Schwierigkeiten hatten sie und wovon ernährten sie sich? Aus welchem Grund starben so viele indigene Völker aus? Spannend war für mich zu erfahren, wie die Seefahrer ohne Technik navigierten. Ihnen gelang es mit der Beobachtung von Wolken, Wellen, Wind und Seevögeln, dass sie an ihr Ziel kamen. Sie schauten und hörten auf die Sprache der Natur.

Wussten Sie, dass es bereits vor Tausenden Jahren eine Währung auf den Kalifornischen Kanalinseln gab? Es waren durchbohrte Muscheln. Die Inflation wurde schlicht aufgehalten, indem ein Teil der Muscheln vernichtet wurde. Und auch von den ersten Kapitalisten berichtet der Autor. Das waren sumerische Kaufleute. Dazu gibt es genaue Aufzeichnungen aus dem 3. Jahrtausend vor Christi.

Zuweilen ist das Buch ein wenig trocken. Aber als ich mich an den Stil des Autors gewöhnte und zwischendurch immer mal wieder Lesepausen einlegte, konnte ich gut folgen. Ja, nicht nur Menschen, die das Meer mögen, werden auch an diesem Buch Gefallen finden. Es ist sowohl für den Erdkunde- als auch den Geschichtsinteressierten eine Quelle vieler Fakten und Einsichten. Und die Aufmachung des Covers sowie die sehr schönen Fotos im Innenteil, machen es zu einem hochwertigen Juwel. Im Anhang gibt es Tipps für Museen, die sich mit den Weltmeeren befassen. Es werden danach auch Bücher vorgestellt, die der vertiefenden Lektüre dienen. Ein Register zu den Fachausdrücken und Namen bekannter Persönlichkeiten beschließen das Buch. Aber es ist noch nicht beendet. Es gibt jetzt noch beeindruckende Abbildungen und Fotos mit Erläuterungen zu den hier gezeigten Motiven.

Auch die beiden Übersetzer müssen erwähnt werden. Sowohl Laura Su Bischoff als auch Michael Bischoff haben hervorragend gearbeitet.

Bewertung vom 22.10.2021
Was bleibt, wenn wir sterben (eBook, ePUB)
Brown, Louise

Was bleibt, wenn wir sterben (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Die Autorin Louise Brown litt nach dem Tod ihrer Eltern sehr. Sie hinterfragte ihr bisheriges Leben und kam zu dem Schluss, dass etwas fehlte. Wollte sie in dem Hamsterrad bleiben? Fühlte sie sich in ihrem Berufsleben rundherum zufrieden. Rasch erkannte sie, dass beide Fragen mit nein beantwortet werden mussten. Nach einigen unruhigen Tagen und vielen Überlegungen entschloss sie sich, dass sie beruflich einen Neuanfang gehen will.

Was bleibt, wenn wir sterben beginnt mit dem Werdegang der Autorin zum außergewöhnlichen Beruf der Trauerrednerin. Wie sie zur Berufswahl kam und wie sich ihre Einstellung zum Leben dadurch änderte. Sie schreibt, welche Gedanken sie bei der Formulierung einer Trauerrede bewegen. Sie sollte nicht nur aus dem Lebenslauf des Verstorbenen bestehen. Viel mehr sind es die kleinen Dinge, welche einen Menschen tatsächlich ausmachen. Denn, Trauer besteht nicht zwangsläufig nur aus Traurigkeit. Dieser lapidare Spruch: „Herzliche Teilnahme“ klingt doch viel besser, wenn gesagt wird: „I am sorry for your less“. Also: „Ich bedaure deinen Verlust.“ Und noch ein Gedanke, der mir ausgesprochen gut gefiel: Als gesunder Mensch sollte sich niemand über ein einzelnes graues Haar aufregen. Ist es nicht viel aufbauender, froh zu sein, dass man das Ergrauen der Haare überhaupt erlebt?

Bei Büchern über Tod und Trauerbewältigung bin ich stets sehr skeptisch. Aber dieses Werk hat mich vollkommen überzeugt. Es werden keine klugen Reden niedergeschrieben und Floskeln wiederholt. Luise Brown spricht aus ihren Erfahrungen und das so, dass ich diese auch wirklich nachvollziehen konnte. Zudem zitierte sie etliche Sätze aus ihren Reden, die mir ebenfalls sehr gut gefielen. Zum Schluss gibt es noch einen Zitatnachweis und ein Interview mit Frau Brown. Ja, es ist ein lesenswertes und gar nicht trauriges Buch. Volle Empfehlung dafür.

Bewertung vom 14.10.2021
Die letzte Tochter von Versailles
Stachniak, Eva

Die letzte Tochter von Versailles


sehr gut

Der französische König Ludwig der XV. war bekannt für seine Vorlieben. In seinem Bett bevorzugte er sehr junge und besonders hübsche Mädchen. Das musst auch Veronique im Jahr 1755 erfahren. Sie galt als heranwachsende und bald erblühte Schönheit und ihre Mutter „verkaufte“ sie gerne. Sie gelangte also an einen Haushalt, der zum Dunstkreis des Königs gehörte. Dort lernte sie, wie sie als Dame von Welt zu agieren hatte. Also, wie sie essen, sich kleiden und auszudrücken hatte. Schon bald führte man sie dem König zu und sie wird ist sehr bald „sein Mädchen“. Aber, oh Wunder, als sie schwanger wird, musste sie gehen. Das bestimmte die Königin. Schließlich sollten ja die „Eskapaden“ des Herrschers nicht publik werden. Sie wird zwar so gut versorgt, dass sie künftig wohl keine Not mehr leiden muss. Aber ist das alles, was von den Liebesschwüren des Königs übrig bleibt? Veronique kann und will es nicht glauben.

Das Buch ist sehr detailverliebt geschrieben. Das war mir dann doch zwischendurch zu viel. Es gibt etliche Passagen, die meiner Meinung nach nicht so recht zum Thema passen. Was mir aber sehr gut gefiel, das waren die Fakten aus der Geschichte. Davon soll dies ein Sachverhalt verdeutlichen:

Angélique du Coudray war Hebamme und sorgte bereits zu jener Zeit dafür, dass Hebammen und Geburtshelfer eine fundierte Ausbildung durchliefen. Und nicht nur das. Sie erfand die sogenannte „Maschine“. Dabei handelte es sich um eine Puppe, an der Handgriffe geübt werden konnten. Und zwar jene, die bei einer Geburt wichtig waren. Bei ihren Schülern musste also niemand am lebenden Objekt üben und es bestand keine Gefahr der Verletzung von werdenden Müttern und Babys.

Neben der Darstellung von Charaktereigenschaften des Königs, beschreibt die Autorin auch die Zeit vor der Revolution. Auch das ist bildhaft und ansprechend geschrieben. Von mir gibt es vier Sterne und eine Empfehlung, zumal auch das Cover sehr gut zum Inhalt des Buches passt.