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Benutzername: 
dorli
Wohnort: 
Berlin
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 883 Bewertungen
Bewertung vom 27.07.2017
Talmon
Kohlstock, Nicole

Talmon


sehr gut

Fotograf Robert Trenkmann ist unzufrieden – mit sich selbst, mit seinem Familienleben, mit seinem Job. Ein Neuanfang wäre nicht schlecht. Da kommt ihm das Angebot seiner Großeltern, als Hausmeister den Landsitz der Familie zu verwalten, gerade recht. Dass es auf dem Anwesen spuken soll, schreckt Robert nicht. Schließlich glaubt er nicht an Geister. Ruckzuck ist der Umzug geregelt und die Familie Trenkmann bezieht ihr neues Domizil… und damit fangen Roberts Probleme erst richtig an. Albträume häufen sich. Kindheitserinnerungen sorgen für Unbehagen. Rätselhafte Dinge geschehen. Als aus anfänglichem Schabernack brutale Angriffe werden, bringt Robert seine Familie in Sicherheit und geht den Dingen in dem Haus auf den Grund…

Nicole Kohlstock wartet in „Talmon“ mit einer tollen Mischung aus Fantasy und Thriller auf. Der Einstieg in die Geschichte war für mich nicht ganz leicht, plötzliche Zeitsprünge und Ortswechsel machten das Lesen anfangs ein wenig holperig. Einmal mit den Figuren vertraut, liest sich das Buch dann aber flüssig und wird von Seite zu Seite spannender.

Die Autorin hat ein gutes Händchen dafür, die Vorkommnisse dramatisch und gruselig darzustellen – man kann sich nicht nur alles sehr gut vorstellen, man wird von den lebhaften Schilderungen richtig mitgerissen, gerät gemeinsam mit Robert in einen Strudel aus realen und mysteriösen Ereignissen und kann dabei prima über Hintergründe und Zusammenhänge grübeln und spekulieren.

„Talmon“ hat mir sehr gut gefallen – eine spannend erzählte und vor allen Dingen zu keiner Zeit vorhersehbare Geschichte, die mir ein paar herrlich gruselige Lesestunden beschert hat.

Bewertung vom 26.07.2017
Engelsschlaf / Laura Kern Bd.2
Shepherd, Catherine

Engelsschlaf / Laura Kern Bd.2


ausgezeichnet

Berlin. In einem Park wird der sorgsam auf eine Bank gebettete Leichnam einer jungen Frau gefunden. Als der Rechtsmediziner die Frau genauer in Augenschein nehmen will, erwacht diese plötzlich wieder zum Leben… Isabell Wittmann soll nicht der einzige Fall dieser Art bleiben. Spezialermittlerin Laura Kern vom LKA Berlin steht vor einem Rätsel…

„Engelsschlaf“ ist bereits der zweite Fall für Laura Kern und ihr Team – für mich war dieser Einsatz der erste, bei dem ich den Berliner Ermittlern über die Schulter geschaut habe. Auch ohne Kenntnis des vorhergehenden Bandes ist mir der Einstieg leicht gefallen und ich hatte schon nach kurzer Zeit das Gefühl, mit den Akteuren gut vertraut zu sein.

Catherine Shepherd hat mir mit „Engelsschlaf“ alles geboten, was für mich zu einem fesselnden Thriller dazugehört: eine flüssig und spannend erzählte Geschichte, die mich ruckzuck ins Geschehen gezogen hat, deren Spannungskurve durchweg auf einem hohen Niveau bleibt, die schlüssig aufgebaut ist und die mir durch offene Fragen und unerwartete Wendungen viel Platz zum Miträtseln und Mitgrübeln über Motiv und Täter gegeben hat.

Der Aufbau des Thrillers hat mir besonders gut gefallen. Mehrere locker in den Handlungsverlauf eingestreute Rückblenden lassen den Leser einen Blick auf die Entwicklung des Täters werfen – man bekommt nach und nach eine Vorstellung davon, was hinter seinem Tun steckt, kann aber dennoch keine Rückschlüsse auf seine Identität ziehen, im Gegenteil, die wenigen Angaben zu seiner Person treffen auf mehrere Verdächtige zu, so dass man bis zum Schluss keine Ahnung hat, wer nun wirklich hinter den Entführungen der Frauen steckt.

„Engelsschlaf“ hat mir sehr gut gefallen - ein fesselnder, temporeicher Thriller, der von der ersten bis zur letzten Seite kurzweilige, spannende Unterhaltung bietet.

Bewertung vom 26.07.2017
Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf / Die Henkerstochter-Saga Bd.7
Pötzsch, Oliver

Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf / Die Henkerstochter-Saga Bd.7


ausgezeichnet

„Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf“ ist bereits der siebente Band mit dem Schongauer Henker Jakob Kuisl und seiner lebhaften Familie – das Buch ist aber auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände bestens verständlich.

Diesmal geht es für den brummigen Kuisl und seinen Anhang zum Scharfrichtertreffen nach München. Kuisl wurde in den Rat der Zwölf, dem obersten Gremium der bayrischen Scharfrichterzunft gewählt – eine große Ehre für den mittlerweile fast 60-Jährigen.

Das Zunfttreffen ist jedoch nicht der einzige Grund für die Familie Kuisl/Fronwieser, nach München zu reisen. Kuisl möchte die Gelegenheit nutzen, um einen geeigneten Ehemann für seine Tochter Barbara zu finden, Magdalena hofft auf einen Platz im Jesuitenkolleg für ihren Sohn Peter und Simon möchte dem angesehenen Münchner Arzt Malachias Geiger sein Traktat über Sauberkeit und Gesundheit vorstellen und um eine Empfehlung für sein Buch bitten.

Neben den persönlichen Angelegenheiten der Akteure ist natürlich auch deren Spürsinn wieder gefragt – ein Frauenmörder treibt in München sein Unwesen und Kuisl wird um Mithilfe bei den Ermittlungen gebeten. Auch gilt es Münzfälschern auf die Spur zu kommen. Und Simon bekommt einen ganz besonderen Auftrag von der Kurfürstin persönlich: ihr Hund ist verschwunden und Simon soll den Basset suchen.

Oliver Pötzsch wartet auch in diesem Band wieder mit einer tollen Mischung aus Spannung und Historie auf. Mit seinen detailreichen Beschreibungen und ausführlichen Schilderungen zeichnet der Autor ein facettenreiches und glaubwürdiges Bild der damaligen Zeit. Er erzählt sehr unterhaltsam, jede Szene wirkt lebendig und ist fesselnd, so dass ich nicht nur ruckzuck mittendrin im Geschehen war, sondern auch durchweg bestens mit Kuisl & Co. mitfiebern und miträtseln konnte.

Die Figuren wirken echt und authentisch, sie haben Persönlichkeit, zeigen Emotionen und handeln entsprechend ihren Eigenarten. Es war wieder sehr spannend, die Wege der Akteure zu verfolgen, ihr Miteinander und Gegeneinander zu beobachten und vor allen Dingen hat es wieder großen Spaß gemacht, die Schongauer Spürnasen bei ihren Ermittlungen zu begleiten.

Nicht nur von den jeweiligen Erlebnissen der Akteure wird spannend und detailreich berichtet, auch die Beschreibungen der Schauplätze sind äußerst gut gelungen – das frühneuzeitliche München wird von Oliver Pötzsch prima in Szene gesetzt, so dass ich mir die Handlungsorte und die vorherrschenden Gegebenheiten bestens vorstellen konnte. Als Bonus gibt es im Anhang des Buches einen kleinen Stadtführer, der dazu einlädt, auf den Spuren der Henkerstochter zu wandeln.

„Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf“ hat mich durchweg begeistert. Die Handlung ist abwechslungsreich, glaubwürdig und von der ersten bis zur letzten Seite spannend. Die Figuren sind ausdrucksstark, die Dialoge lebhaft. Auch wenn Jakob Kuisl nicht mehr der Jüngste ist, hoffe ich sehr, dass es noch weitere Abenteuer mit ihm und seiner munteren Familie geben wird.

Bewertung vom 25.07.2017
Die Küste der Freiheit
Peter, Maria W.

Die Küste der Freiheit


ausgezeichnet

Waldeck, 1775. Als die Mennonitin Anna Hochstetter auf einer Lichtung den schwer verletzten Lorenz von Tannau findet, nimmt sie den Offizier bei sich auf, um ihn gesund zu pflegen. Eine gute Tat, die von der Gemeinde amischer Täufer, in deren Mitte Anna lebt, mit Argwohn betrachtet wird. Kurze Zeit später wird ihr Unzucht vorgeworfen, es folgen Bann und Ausschluss aus der Gemeinde.
Anna verlässt Waldeck und macht sich auf die Suche nach dem mittlerweile genesenen Lorenz, um ihn um Hilfe zu bitten, doch der Offizier befindet sich mit seinem Regiment bereits auf dem Weg in die amerikanischen Kolonien.
Es ist die Hoffnung auf ein selbstbestimmtes, unabhängiges Leben, die Anna den Entschluss fassen lässt, Lorenz nach Amerika zu folgen.
In der Neuen Welt angekommen, muss Anna sich jedoch als Schuldmagd verdingen und gerät in einen Strudel aus Demütigung, Unterdrückung, Ausbeutung, fiesen Machenschaften und Verrat – die Verwirklichung ihrer Träume rückt in weite Ferne…

In ihrem historischen Roman „Die Küste der Freiheit“ entführt Maria W. Peter den Leser in die Zeit des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges und wartet mit einer lebendig erzählten Mischung aus Historie, Romantik, Abenteuer und Spannung auf.

Die Autorin hat die historischen Ereignisse zwischen1775 und 1783 mit einer fesselnden fiktiven Geschichte verwoben und ein umfassendes und glaubwürdiges Bild der damaligen Zeit gezeichnet. Schnell ist man mittendrin im Geschehen und verfolgt gespannt das Miteinander und Gegeneinander der Akteure.

Maria W. Peter ermöglicht dem Leser interessante Einblicke in das Leben der Auswanderer und Kolonisten, in die unterschiedlichen Glaubensrichtungen, die Sklaverei und in das Kriegsgeschehen und Schlachtengetümmel zwischen den Dreizehn Kolonien und der britischen Kolonialmacht – alles was die Menschen an der amerikanischen Ostküste damals bewegt und angetrieben hat, wird anschaulich geschildert.

Die Autorin macht es ihrer Hauptprotagonistin nicht leicht, in der Neuen Welt Fuß zu fassen. Knechtschaft, Hunger, Erschöpfung, Intrigen, Nachstellungen und Übergriffe – Anna hat immer wieder mit herben Niederlagen zu kämpfen und man hofft und bangt stets mit ihr, dass ihr Leidensweg ein gutes Ende nehmen wird und irgendwann der Tag kommt, an dem sie ein glückliches Leben in Freiheit führen kann.

„Die Küste der Freiheit“ hat mir sehr gut gefallen. Es hat Spaß gemacht, Anna und Lorenz kennenzulernen, sie auf ihrem Weg durch diese mitreißende Geschichte zu begleiten, unheilvolle Zeiten mit ihnen zu durchleben und die brenzligen Situationen wie auch die heiteren Momente mit ihnen zu teilen.

Bewertung vom 24.07.2017
Geschrieben im Wind
Pella, Judith

Geschrieben im Wind


ausgezeichnet

In ihrer historischen Romanreihe „Sturmzeiten“ nimmt Judith Pella den Leser mit in die Zeit des Zweiten Weltkriegs und erzählt die Geschichte der Schwestern Cameron, Blair und Jackie Hayes.

In diesem ersten Band der Reihe hat die Autorin die historischen Ereignisse zwischen Februar und November 1941 mit den spannenden Erlebnissen der Hayes-Töchter verknüpft und damit ein umfassendes, vielschichtiges und vor allen Dingen sehr glaubwürdiges Bild der damaligen Zeit gezeichnet.
Schon nach wenigen Seiten zeigt sich, dass die Autorin nicht nur intensiv recherchiert und ein fundiertes Wissen angesammelt hat, sondern auch in der Lage ist, dieses Wissen spannend und mitreißend zu verpacken und unterhaltsam an den Leser weiterzugeben. Judith Pella beschreibt nicht nur die einzelnen Schauplätze ausführlich und schildert die Vorkommnisse detailliert, es gelingt ihr auch, dem Leser die Gefühle und Empfindungen ihrer Figuren zu vermitteln.

Die drei Töchter des mächtigen Zeitungsmoguls Keagan Hayes aus Beverly Hills sind zu Beginn dieser Geschichte zwischen 20 und 24 Jahre alt. Die jungen Frauen haben es in ihrem Elternhaus nie leicht gehabt, da Keagan sie immer hat spüren lassen, dass ihm Söhne lieber gewesen wären. Keagan ist ein selbstsüchtiger, unnachgiebiger Mann, der seinen Töchtern mit einer kaum zu ertragenden Kälte begegnet und ihnen nie eine Anerkennung für ihre Leistungen entgegengebracht hat bzw. entgegenbringt. Ehefrau und Mutter Cecilia Hayes ist bemüht, zwischen ihrem Mann und ihren Töchtern zu vermitteln und zu schlichten, doch ihre Versuche, für ein harmonisches Familienleben zu sorgen, wollen nicht gelingen.

Obwohl unter den gleichen Bedingungen aufgewachsen, haben sich Cameron, Blair und Jackie zu grundverschiedenen Frauen mit unterschiedlichen Interessen und Zielen entwickelt.

Cameron ist eine kompetente, äußerst ehrgeizige Journalistin. Sie arbeitet zunächst beim „Los Angeles Journal“, dessen Herausgeber Keagan ist, wechselt dann aber zum „Globe“, weil ihr hier die angestrebte Tätigkeit als Auslandskorrespondentin ermöglicht wird. Camerons Weg von L.A. über Rom, Jugoslawien, Griechenland und Ägypten nach Moskau wird sehr anschaulich und mitreißend geschildert. Ihre Reise ist geprägt von der politischen Lage und dem Kriegsgeschehen in Europa. Die Bombenangriffe, das Leid der Bevölkerung und besonders der verletzten Soldaten sowie die mangelnde Pressefreiheit machen ihr arg zu schaffen. Cameron lernt den Arzt Alex Rostow kennen und lieben, doch die Verbindung wird vom Regime in Moskau nicht gern gesehen.

Camerons Erlebnisse stehen zwar in diesem Band im Vordergrund, aber auch über Blair und Jackie erfährt der Leser einiges.

Blair ist eine chaotische Schauspielerin und Sängerin, die versucht, in der schillernden Welt des Showgeschäfts Fuß zu fassen. Sie lebt ein wildes, ausschweifendes Leben, doch beim Lesen ist deutlich zu spüren, dass sie sich nach Normalität und Bodenständigkeit sehnt. Dieses ist für Blair zum Greifen nah, als sie den Offizier Gary Hobart kennenlernt. Doch das Trugbild, das Blair Gary von sich vorgaukelt, zerbröselt schon bald und lässt ihre Beziehung zu dem sehr gottesfürchtigen Mann auf äußerst wackeligen Füßen stehen.

Jackie ist eine intelligente, strebsame Studentin und engagierte Christin. Ihre Freundschaft zu Sam Okuda, einem Kommilitonen mit japanischen Wurzeln, wird von der Gesellschaft in Beverly Hills und ganz besonders von Keagan nicht gutgeheißen und wird im Verlauf der Romanreihe sicherlich noch für ausreichend Wirbel sorgen.

„Geschrieben im Wind“ hat mich durchweg begeistert. Der Roman ist eine hervorragende Mischung aus Historie, Spannung, Emotionen und Unterhaltung – es hat Spaß gemacht, die Hayes-Schwestern kennenzulernen und sie auf dieser ersten Etappe der Tetralogie zu begleiten. Ich bin schon gespannt, was das Schicksal für die jungen Frauen bereithält und freue mich auf die weiteren Bände.

Bewertung vom 18.07.2017
Für jetzt und immer
Rößner, Susanne

Für jetzt und immer


ausgezeichnet

Die 31-jährige Lena arbeitet als Erzieherin in einem Kindergarten. Sie liebt ihren Job, auch wenn die Arbeit ihr jeden Tag aufs Neue ihre Kräfte raubt. Als sie wegen eines Vorfalls, den sie nicht zu verantworten hat, ihren Arbeitsplatz verliert, ist Lena fassungslos, zumal sie feststellen muss, dass es weit und breit keine offene Stelle für eine Erzieherin gibt…

Susanne Rößner versteht es mit ihrem lockeren und angenehm zu lesenden Schreibstil ganz hervorragend, den Leser in den Bann dieser sowohl dramatischen wie auch unterhaltsamen Familiengeschichte zu ziehen.

Schon der Prolog lässt erahnen, dass es sich bei „Für jetzt und immer“ nicht einfach um eine leichte, heitere Sommerlektüre handelt, sondern um eine Geschichte mit einem ernsten Hintergrund: Die kleine Mia läuft auf einen zugefrorenen See. Die Eisschicht ist zu dünn, Mia bricht ein und versinkt mit ihrem Vater, der verzweifelt versucht, sie zu retten, in dem eiskalten Wasser…

Zeitsprung. Seit dem schicksalhaften Tag sind einige Jahre vergangen und Lena begegnet der mittlerweile 9-jährigen Mia. Aus Mia ist ein störrisches, trotziges Kind geworden, das lügt und stiehlt und keine Freunde hat. Lena erkennt schnell, dass Mia dringend Hilfe braucht und freundet sich mit ihr an. Als Lena dann das Angebot bekommt, Mias Kindermädchen zu werden, nimmt sie dieses an, ohne zu ahnen, dass die Aufgabe sich als viel umfangreicher und vielschichtiger erweisen wird, als es zunächst den Anschein hat. Dass sie zudem von jetzt an fast täglich den gutaussehenden aber unausstehlichen Leo, mit dem sie vor Kurzem auf einem Parkplatz heftig aneinander gerasselt ist, ertragen muss, nimmt Lena Mia zuliebe in Kauf.

Besonders gut gefallen hat mir Susanne Rößners Fähigkeit, die Gedanken und Gefühle ihrer Protagonisten zu schildern. Man erlebt alle Höhen und Tiefen, die Lena & Co. im Verlauf der Handlung durchmachen, intensiv mit. Es war bewegend und amüsant zugleich, die Wege der Akteure zu verfolgen und das Miteinander und Gegeneinander zu beobachten.

Äußerst gelungen sind auch die Beschreibungen der Handlungsorte – die Landschaft und die beeindruckende Natur rund um den Tegernsee werden ganz wundervoll dargestellt, so dass man sich die Schauplätze alle sehr gut vorstellen konnte.

„Für jetzt und immer“ hat mir sehr gut gefallen. Ein kurzweilige, lebhafte Geschichte, in der der Alltag einer mitten im Leben stehenden Frau völlig auf den Kopf gestellt wird.

Bewertung vom 17.07.2017
Tod und Amore
Süssenbacher, Andrea

Tod und Amore


sehr gut

Friaul/Italien. Die 34-jährige Schriftstellerin Alexandra Hüttenstätter hat ein Häuschen im idyllisch gelegenen Dorf Cormòns gemietet, um in Ruhe an ihrem neuen Roman zu arbeiten. Doch dann kommt alles anders, denn plötzlich ist sie nicht nur die Hauptverdächtige in einem Mordfall, sondern macht sich gemeinsam mit dem Kunstdieb Angelo Cherubini auf eine spannende Spurensuche, um das Rätsel rund um ein geheimnisvolles Medaillon zu lösen…

Andrea Süssenbacher beginnt diesen Krimi mit einem fesselnden, sehr neugierig machenden Prolog – eine Frau kann sich aus einer Hütte befreien. Sie flüchtet, doch ihre Verfolger sind ihr dicht auf den Fersen…

Im Folgenden lernt man Alexandra und ihr Umfeld sowie die polizeilichen Ermittler kennen. Während die Ermittlungen in dem Mordfall Elena Fritz-Gardini eher im Hintergrund verlaufen, begibt man sich mit Alexandra, ihrem guten Freund Hannes und dem geläuterten Kunstdieb Angelo auf eine ereignisreiche Tour quer durch Friaul – ein Abenteuer, dass sich im Verlauf der Handlung zu einer rasanten Schatzsuche inklusive dramatischer Verfolgungsjagd entwickelt.

Sehr gut gefallen hat mir, dass die Handlung bis zum Schluss wenig durchschaubar ist und man über die Absichten der Akteure und die Hintergründe der Ereignisse rätseln und spekulieren kann. Überraschungen und Wendungen geben der Handlung dabei immer wieder neuen Schwung. Schade nur, dass die Auflösung ein wenig zu überstürzt geraten ist - das Entschlüsseln eines Codes und das Finden des Schatzes gelingen am Ende verblüffend einfach und machen die Geschichte eine Spur zu unglaubwürdig.

Äußerst gut gelungen sind die Beschreibungen der Handlungsorte – die Landschaft im Nordosten Italiens wird von Andrea Süssenbacher prima in Szene gesetzt, so dass man sich die Schauplätze alle sehr gut vorstellen kann.

„Tod und Amore“ ist ein kurzweiliger, angenehm zügig zu lesender Krimi, der mit einer lebhaften Schatzsuche, undurchsichtigen Akteuren und vor allen Dingen mit einer guten Portion italienischem Flair punkten kann.

Bewertung vom 28.06.2017
Deichmord / Romy Beccare Bd.6
Peters, Katharina

Deichmord / Romy Beccare Bd.6


gut

Rügen. Nachdem sich nach einer anonymen Terrorwarnung, die sich als Fehlalarm herausgestellt hat, die Anspannung bei der Kripo in Bergen und Stralsund gelegt hat, grübelt Romy Beccare vom Kommissariat Bergen, ob es sich dabei wirklich nur um einen bösen Scherz gehandelt hat oder ob der unbekannte Mailschreiber mit seinem konkreten Hinweis auf den Betreiber des Gästehauses Magold in Ralswiek eine bestimmte Absicht verfolgte. Romy geht der Sache nach und stößt auf zwei über zwanzig Jahre zurückliegende Vermisstenfälle…

Zur gleichen Zeit bekommt Romys Lebensgefährte Jan Riechter - Leiter des Kriminalkommissariats in Stralsund - einen neuen Fall auf den Tisch: Auf einer stillgelegten Mülldeponie wird der stark verweste Leichnam einer Frau gefunden, die laut Rechtsmedizin vor ca. zwei Jahren erschlagen wurde…

„Deichmord“ ist bereits der sechste Fall für Romy Beccare & Co. – für mich war dieser Einsatz auf Rügen der erste, bei dem ich den sympathischen Ermittlern über die Schulter schauen durfte. Auch ohne Kenntnis der vorhergehenden Bände ist mir der Einstieg leicht gefallen und ich hatte schon nach kurzer Zeit das Gefühl, mit den beiden Ermittlerteams gut vertraut zu sein. Bei den anderen Akteuren sah das ein wenig anders aus – es ist nicht einfach, den Überblick über die Vielzahl an unterschiedlichen Personen und deren Beziehungen zueinander zu behalten.

Katharina Peters wartet zudem mit sehr vielen Handlungsfäden auf – Mordfälle, Vermisstenfälle, ein Banküberfall, Familiendramen - unterschiedliche „Baustellen“, die auf dem ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, aber doch irgendwie zusammengehören. Die Ermittler decken Verwicklungen, Verstrickungen und Querverbindungen auf, doch je mehr die Nachforschungen ausgeweitet werden, desto verschwommener scheint die ganze Geschichte zu werden. Man muss sich als Leser mächtig konzentrieren, um in diesem ganzen Geflecht keinen der Fäden zu verlieren.

Insgesamt hat mich „Deichmord“ nicht so gepackt, wie ich es erwartet hatte. Auch wenn die Auflösung am Ende nachvollziehbar war, waren mir die Handlung und die Ermittlungen insgesamt zu verzwickt und zu unübersichtlich.

Bewertung vom 27.06.2017
Ponts de Paris
Ferr, Mara

Ponts de Paris


ausgezeichnet

Das Zuhause der Mittfünfzigerin Marie Croix sind die Brücken von Paris. Seit acht Jahren ist die Witwe eines Schönheitschirurgen obdachlos. Eines Tages bekommt Marie ein hinterhältiges Jobangebot. Sie soll im Nobelbordell des vermögenden Monsieur Mondieu als Hausdame arbeiten. Die Entlohnung ist exzellent, die Bedingungen sind jedoch erbarmungslos. Lehnt sie das Angebot ab, müssen ihr in Amsterdam lebender Sohn und dessen Familie sterben. Hält sie sich nicht an die strengen Regeln ihres Arbeitgebers, geht es ihr selbst an den Kragen. Marie fügt sich, beginnt aber gleichzeitig damit, einen gefährlichen Plan auszutüfteln…

In ihrem spannenden Krimi „Ponts de Paris“ erzählt Mara Ferr die Geschichte einer Frau, die das Leben der Schönen und Reichen gelebt hat und dann aufgrund horrender Schulden in die Obdachlosigkeit abgestürzt ist. Doch Marie ist weder verzweifelt noch verbittert – schon nach wenigen Seiten merkt man, dass Marie zwar mittellos ist, aber sowohl ihre Würde wie auch ihre innere Stärke nicht verloren hat. Sie hat ihr Schicksal angenommen und kommt mit dem Leben auf der Straße einigermaßen zurecht. Dass sie eine Kämpferin ist, beweist sie einmal mehr, als sie dieses verhängnisvolle Angebot bekommt und nicht verzagt, sondern sich dem vermeintlich übermächtigen Gegner entgegenstellt.

Ich konnte durchweg bestens mit Marie mitfiebern - man wird mitgerissen von ihrem Willen, dem skrupellosen Mondieu das Handwerk zu legen, verfolgt dabei gespannt, wie sie geduldig alle nötigen Vorbereitungen trifft und hofft mit ihr, dass der Plan letztendlich gelingen wird.

Mara Ferr lässt ihre Hauptprotagonistin dieses Abenteuer nicht allein durchstehen, sondern hat ihr zwei Helfer zur Seite gestellt: Lilille und Claude sind Stimmen, die nur in Maries Kopf existieren. Auch wenn man sich als Leser genau wie Marie erst einmal an das ständige Dazwischenquatsche der beiden gewöhnen muss, sind deren Ratschläge, Tipps und Kommentare für Marie äußerst hilfreich und für den Leser sehr unterhaltsam.

Die Autorin wartet auch mit einer guten Portion Lokalkolorit auf und man erlebt Paris einmal von einer ganz anderen Seite, während man mit Marie von Brücke zu Brücke wandert.

„Ponts de Paris“ hat mich durchweg begeistert – ein etwas anderer Krimi, der besonders mit seiner psychischen Komponente punkten kann.

Bewertung vom 26.06.2017
Denn wer da hat, dem wird gegeben
Pesch, Volker

Denn wer da hat, dem wird gegeben


sehr gut

Greifswald. Architekt Axel Hegebarth möchte direkt an der Ostsee auf dem Gelände eines ehemaligen VEB seinen großen Traum verwirklichen: Bernstein City, ein extravagantes Urlaubsparadies. Doch Hegebarths Projekt findet wenig Anklang in der Bevölkerung. Und auch von den Verantwortlichen aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung erhält er kaum Unterstützung, denn die Mächtigen der Stadt favorisieren den Plan eines finanzkräftigen Investors, auf dem Grundstück eine Raffinerie zu errichten…

Als bei einer Ortsbegehung die Leiche einer jungen Frau gefunden wird, beginnt nicht nur Kriminalhauptkommissar Jochen Ruhnke zu ermitteln, auch der kürzlich in Greifswald eingetroffene neue Polizeiseelsorger Tom Schroeder interessiert sich für den Mord und die Hintergründe…

„Denn wer da hat, dem wird gegeben“ ist ein Krimi, in dem es um Korruption geht. Um Bestechung und Bestechlichkeit. Hier wird manipuliert, vertuscht und gemordet, um das Füllen der privaten Taschen der Obrigkeit zu verschleiern und die scheinheilige Fassade verantwortungsvoller Politik aufrechtzuerhalten.

Volker Pesch erzählt die Geschichte flüssig und spannend, schnell ist man mittendrin im Geschehen. Der Autor präsentiert die Handlung aus unterschiedlichen Perspektiven, so dass man einen guten Einblick in die Ansichten und Beweggründe der Akteure bekommt. Die Figuren werden dabei allesamt sehr authentisch dargestellt, sie wirken real und handeln nachvollziehbar.

Volker Pesch hat mit Tom Schroeder einen interessanten Charakter erschaffen. Der Polizeiseelsorger ist neu in der Stadt und man merkt ihm an, dass er noch nicht genau weiß, wo seine beruflichen und seine persönlichen Wege hingehen. Es passt zu dem ehemaligen Gemeindepfarrer, dass er in seinem ersten Fall nicht gleich zum Überflieger wird, sondern eher zurückhaltend und unsicher agiert.

Besonders gut gefallen hat mir das wirklichkeitsnahe Geschehen. Das ganze Gerangel um das Gelände, die hinterhältigen Machenschaften, der Missbrauch öffentlicher Ämter - alles wird echt, glaubwürdig und greifbar dargestellt. Man kann sich gut vorstellen, dass die Dinge tatsächlich vielerorts so oder so ähnlich ablaufen, wie sie sich in diesem Krimi zutragen.

„Denn wer da hat, dem wird gegeben“ ist ein spannender Krimi, der mich nicht nur sehr gut unterhalten, sondern mir auch viel Platz zum Mitgrübeln und Miträtseln gegeben hat.