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Benutzername: 
vielleser18
Wohnort: 
Hessen
Über mich: 
Ich lese querbeet, am liebsten aus den Bereichen Historisch, Krimi/Thriller, Frauen und Fantasy

Bewertungen

Insgesamt 808 Bewertungen
Bewertung vom 27.06.2018
Die Inselgärtnerin
Lott, Sylvia

Die Inselgärtnerin


sehr gut

Sonjas Mann hat eine Neue, die Gärtnerei, in der sie schon Jahrzehnte gearbeitet hat, wird verkauft und ihr gekündigt. Was nun? Zeit für einen Neuanfang. Da Sonja in Florida ein Haus geerbt hat, dass sie eigentlich ungesehen verkaufen wollte, stimmen sie die drastischen Veränderung um. Sie fliegt in die Staaten um eine Auszeit zu nehmen und sich persönlich um den Verkauf zu kümmern. Doch dann kommt alles anders als geplant. Nette Nachbarn, eine Landschaft zum Verlieben, der Abstand zum (noch) Ehemann, bewegen Sonja erst einmal zu bleiben. Neue Aufgaben und ein attraktiver Auftraggeber tragen auch dazu bei. Doch so einfach wie es sich Sonja gedacht hat, wird es auch auf Dolphin Island nicht.

Sylvia Lott konnte mich mit den Landschaftsbeschreibungen bezaubern, es ist eine richtige Sommerlektüre, die mich mit nach Florida, auf diese fiktive Insel Dolphin Island genommen hat, das Meer, der Strand, die Dünen, das sommerliche Leben.....man kann es sich beim Lesen gut vorstellen.

Durch alte Briefe und Filme, die Sonja entdeckt, wird auch nach und nach das Leben der Tante aufgerollt, ihr Leben, ihre verpasste Liebe, die Tragik, die dahinter steckt. Sonja, die sich in Florida zu Sunny verändert, macht selbst eine Entwicklung durch. Sie muss sich finden, sich ihre eigenen Wünsche klar machen, dabei bekommt sie Unterstützung von neuen Freunden, aber da ist auch jemand, der ihr Steine in den Weg legt und ihren Neuanfang verhindern will.
Die Geschichte ist eine sonniger Frauenroman, bei dem die Figuren sich entwickeln, auf Landschaftsbeschreibungen großen Wert gelegt wird und bei dem es auch um Naturschutz geht , insbesondere Delphine spielen hier im Roman eine große Rolle.

Sonjas fast zu leichter Wechsel von Deutschalnd, der Sprachwechsel, der so unkompliziert zu klappen scheint, und manchmal leichte Längen im Buch, bei dem mir der Spannungsbogen etwas abgeflacht ist, sind die einzigen Kritikpunkte.

Eine federleichte Sommerlektüre, die einen mitnimmt an einen fernen Ort, in ein anderes Leben, mit all seinen sonnigen und schattigen Seiten.

Bewertung vom 16.06.2018
Agenten hinter Schloss und Riegel / Ben & Lasse Bd.4
Voß, Harry

Agenten hinter Schloss und Riegel / Ben & Lasse Bd.4


ausgezeichnet

Den Autor Harry Voß kennen mein 10jähriger Sohn und ich schon von den Schlunz-Geschichten. "Ben und Lasse" kannten wir bisher gar nicht. "Agentern hinter Schloss und Riegel" ist bereits der vierte Band um die beiden taffen Geschwister. Dennoch braucht man die keine Vorkenntnisse um diese Geschichte zu verstehen, die Bände sind in sich abgeschlossen.

Ben und Lasse reisen mit dem Zug zur Oma. Sie sind alleine unterwegs, der 6. Klässler Ben passt dabei auf den 1.Klässler Lasse auf. Anfangs läuft auch alles ohne Probleme, sie haben ja reservierte Plätze, genügend Proviant und müssen nur einmal umsteigen. Doch dann gerät alles aus dem Ruder. Erst sitzen sie im falschen Wagon, dann verpassen sie durch das Spielen am Handy den rechtzeitigen Ausstieg und dann wird ihnen auch noch Portemonnaie, Handy und ein wertvoller Ring gestohlen. Aber der Dieb hat nicht mit der Hartnäckigkeit der beiden Brüder gerechnet. die ihm dicht auf den Fersen sind und dadurch von einem Abenteuer ins nächste stürzen.

Harry Voß kann spannend erzählen. Ich habe das Buch zusammen mit meinem 10jährigen Sohn gelesen, der leider ein kleiner Lesemuffel ist. Der einige Kritikpunkt ist, dass das Buch eine relativ kleine Schriftart hat und es daher für nicht so begeisterte Leser sehr anspruchsvoll erscheint. Da sich mein Sohn aber noch gerne vorlesen lässt, haben wir es zusammen gelesen. Auch ich empfand die Geschichte als spannend, aber auch als lehrreich, weil hier viele Themen thematisiert werden, die wichtig für Kinder sind. Zum Beispiel nicht Fremden zu vertrauen, nur weil sie vertrauensvoll aussehen oder nicht jeder ist ehrlich, nur weil er ein öffentliches Amt inne hat. Aber auch christliche Themen spielen in dem Buch eine Rolle und Werte und der Glauben werden hier gut mit hinein gearbeitet.

Uns hat das Buch so gut gefallen, dass wir nun promt den ersten Band bestellt haben und ich denke, auch die beiden anderen werden bald bei uns einziehen.

Vollste Leseempfehlung von uns !

Bewertung vom 05.06.2018
Before you go - Jeder letzte Tag mit dir
Swatman, Clare

Before you go - Jeder letzte Tag mit dir


sehr gut

Before you go ist keine Liebesgeschichte im klassischen Sinne. Es ist eine Umkehrung, denn eigentlich beginnt sie mit dem Ende einer Liebe, einer Liebe, die von den Alltagssorgen, von den Problemen aufgefressen worden ist. Am Ende standen Zoe und Ed sich meist sprachlos gegenüber, wütend, verletzend. Was war nach all den Jahren von ihrer Liebe noch übrig? Und dann geht Ed aus dem Haus und kehrt nie mehr zurück. Ein Unfall. Er stirbt. Zoe ist todtraurig, warum hat sie ihn ohne Abschiedsworte gehen lassen ? Warum ist ihre Liebe ins Wanken geraten ? Als sie ein paar Wochen nach Eds Tod ausrutscht und mit dem Kopf aufschlägt, erwacht sie in ihrem früheren ich und erlebt die Tage erneut, die so wichtig waren in ihrer Beziehung mit Ed. Ihr erstes Kennenlernen, der erste Kuss....dabei ist sie kein Zuschauer, sondern ist mit dem Wissen um die Zukunft in ihren alten Körper gerutscht. Kann Zoe die Zukunft verändern, wenn sie irgendwann die Weichen anders stellt, anders reagiert oder agiert?

Man muss mit den Erwartungen an dieses Buch gehen, dass es anders ist. Es spielt mit dem Thema, was wäre, wenn ich damals anders gehandelt hätte, wo hätte ich anders reagieren müssen, hätte ich es verhindern können? Fragen, die man sich, wenn es zu spät ist, oft stellt. Hier nimmt es die Autorin als Plot. Sie zeigt aber auch auf, dass es Themen gibt, die auch eine große Liebe ins Wanken bringen können. Bei Zoe und Ed ist es der unerfüllte Kinderwunsch, die vielen vielen Versuche ihn zu erfüllen, die aber die Liebe zermürben. Das Thema ist sehr interessant und den Plot hat die Autorin meines Erachtens sehr gut umgesetzt, auch der überraschende Schluß hat mir gefallen, auch wenn er - ich will nicht zuviel verraten - erst mal bei mir sacken musste.

Es ist vor allem eine fantasievolle Geschichte, eine, die auch zum Nachdenken anregt über das was einem wichtig ist und einen veranlasst auch mal einen Blick zurück zu werfen.
Der Schreibstil ist entspannt locker, manchmal etwas langatmig, ausschweifend, so dass ich im Mittelteil einen kleinen Durchhänger beim Lesen hatte, vielleicht auch deshalb, weil Zoe sich im Laufe der Geschichte nur langsam änderte, meines Erachtens zu wenig. Aber vielleicht auch realistisch? Auch wenn es immer wichtige Tage, entscheidende Tage, oder Tage mit "Langzeitwirkung" waren, da Grundsatzentscheidungen zwischen Zoe und Ed gefallen waren, die Zoe erneut erleben durfte, waren es auch viele sich ähnelnde Tage oder Tagesabläufe. So fehlte der Spannungsbogen. Doch im letzten Drittel hat Clare Swatman mich wieder erneut fesseln können.

Fazit:
etwas mystisch, aber faszinierend, keine Liebesgeschichte im klassischen Sinn. Ein interessanter Plot zum Nachdenken.
Von mir 3,5 Sterne, die ich auf 4 aufrunde.

Bewertung vom 29.05.2018
Wie man die Zeit anhält
Haig, Matt

Wie man die Zeit anhält


sehr gut

Ewig leben ? Ein Wunschtraum oder ein Alptraum? Tom Hazard lebt schon seit über 400 Jahren. Immer wieder musste er seine Identität und seinen Wohnort wechseln, damit niemand merkt, dass er viel viel weniger altert als normale Menschen. Gerade erst wieder hat er so einen Wechsel vollzogen, er ist nun Lehrer für Geschichte in London. Seine Kollegin Camille fasziniert ihn von Anfang an - aber er darf für seine Mitmenschen keine großen Gefühle entwickeln - zu groß ist die Gefahr für sein Leben, aber auch für seine Gefühlswelt.

Matt Haig erzählt aus Sicht von Tom von seinen Gefühlen, seinen Sorgen, er sind depresse Stimmungen, die immer wieder unterbrochen werden von einem goßen Wunsch, den er noch hat, ein Wunsch, eine Hoffnung, die ihn am Leben hält.
Immer wieder gibt es Rückblenden auf sein Leben, nicht chronologisch, sondern wie seine Gedanken - springen sie mal da und dort hin. So erfährt der Leser erst nach und nach von seiner Jugend, in der ihm und anderen zum ersten Mal aufgefallen ist, dass er scheinbar nicht altert, aber auch von seiner großen Liebe Rose. Eine Liebe, die nichts sein durfte. Aber auch wie er zur Albatros-Gesellschaft kam, der er verpflichtet ist. Und immer wieder die Wechsel zur aktuellen Zeit, in der wir seine Einsamkeit und seine Sehnsüchte miterleben.

Der Roman ist kein Spannungsroman, nur selten sind es dramatische Ereignisse, es ist ein ruhiger Erzählfluss, bei der mir etwas Dynamik fehlte, besonders in der zweiten Hälfte. Dafür punktet der Roman mit interessanten Gedankenspielen, manchmal packt er einen emotional (Mittelalter), anderseits gab es auch immer wieder Abschnitte, die mir zu oberflächlich oder lapidar wirkten.
Der Roman kommt einerseits an viele anderen Romane, denen ich auch 4 Sterne gegeben habe, nicht heran. Aber er ist wiederum auch nicht so schlecht, dass ich nur 3 oder 3,5 Sterne vergebe könnte. Diesmal fiel mir die Bewertung wirklich schwer, was vor allem daran liegt, dass das erste Drittel hervorragend war, der mittlere Teil schwächer und das Ende für mich nicht ganz rund war. So richtig schlecht aber auch nicht. Daher habe ich mich für die 4 Sterne entschieden, die unter dem Strich gesehen, wenn man alles mit einbezieht, Schreibfluss, Lebendigkeit der Protas, Grundidee und Umsetzung, gerechtfertigt sind.

Neben vielen berühmten Figuren der Vergangenheit, die in diesem Roman als Randfiguren auftreten (Cook, Shakespeare, Charlie Chaplin u.a.), sind es einige Sätze, die den Leser zum Nachdenken bringen und dem Roman auch etwas Tiefe geben.
Ein Zitat von Seite 78 hat mir besonders gefallen:
"Das Einzige, was man mit der Vergangenheit tun kann, ist , sie mit sich herumzuschleppen, ihr wachsendes Gewicht zu tragen und zu beten, dass es einen nie erdrückt.".
Das beschreibt auch Tom und seine Gefühlslage sehr gut.
Der Roman gibt Stoff zum Nachdenken über die Zeit und das Leben, über das Wichtigste im Leben und relativiert so manchen Wunschtraum von einem ewig währenden Leben.

Bewertung vom 27.05.2018
36 Fragen an dich
Grant, Vicki

36 Fragen an dich


sehr gut

Hildy gerät eher aus Neugier an ein Studienprojekt, Paul braucht die 40 $, die es dafür gibt. Eigentlich sollte es nur ein paar Stunden dauern - schwierig klingt es auch nicht. Beide kennen sich vorher nicht, treffen in einem neutralen Raum aufeinander und müssen sich gegenseitig 36 Fragen beantworten. Kann doch eigentlich nicht so schwer sein. Doch die Fragen sollen ehrlich beantwortet werden und so kommen immer mehr Gefühle, Gedanken, unterdrückte Probleme, Abwehrhaltungen, aber auch Anziehung aufeinander. Mitten drin reißt der Geduldsfaden von Hildy....doch kaum hat sie wutentbrannt den Raum verlassen, tut es ihr auch schon wieder leid.

Dies war wirklich ein Buch, bei dem ich anfangs dachte, ich leg es wieder zur Seite. Doch je mehr ich mich darauf eingelassen habe, desto mehr haben mich die Figuren fasziniert, hat mir auch der Schreibstil der Autorin zugesagt. Vor allem bewundere ich, wie sie bei diesem Buch mit den verschiedenen Stilmitteln gearbeitet hat.
Immer zwischen den Erzählungen setzt sie diese Mittel ein. Anfangs den Dialog, dann den Chat, aber auch SMS und zum Schluß noch einen langen Brief. Auch die künstlerische Ader von Paul wird hier gezeigt, denn einige seiner Zeichnungen werden auch im Brief mit abgedruckt.
Im Vordergrund stehen diese 36 Fragen, die die beiden Jugendlichen dazu bringen, sich dem anderen -und damit auch dem Leser - zu öffnen. Wir erfahren so immer mehr, was sie denken und fühlen, was ihnen nahe geht. Anfangs sind beide ziemlich spröde, oberflächlich, aber sie beginnen sich zu verändern. sie öffen sich, lassen Gefühle zu, zeigen das, was wirklich mit ihnen los ist.
Doch alles geschieht nach und nach, es gibt einige Stolpersteine und HIndernisse, die es zu überwinden gilt.

Drum herum bekommt man aus der Sicht von Hildy, aus deren Perspektive alles erzählt wird, auch immer mehr mit, was sie wirklich bedrückt, was in ihrer Familie vorgefallen ist und wie sie immer mehr hinter die Fassade von Paul schaut und auch schließlich erfährt was ihn bedrückt.
Interessant fand ich auch im Nachgang die Randnotiz der Autorin, dass diese 36 Fragen Teil einer echten Studie aus 1997 sind.

Eine Liebesromanze der anderen Art, auf die man sich einlassen sollte - dann wird man am Ende auch belohnt mit einer tollen Geschichte. Eine Geschichte, die abwechslungsreich erzählt wird. Ein Roman über Jugendliche, erzählt mit den Stilmitteln der Jugend - für Jugendliche.

Bewertung vom 25.05.2018
Wenn's einfach wär, würd's jeder machen / Hamburg-Reihe Bd.5
Hülsmann, Petra

Wenn's einfach wär, würd's jeder machen / Hamburg-Reihe Bd.5


ausgezeichnet

Sie schafft es jedes Mal: Petra Hülsmann kann mich mit ihren Büchern begeistern und fesseln, sie bringt mich zum Lachen, aber dennoch sind da auch die ernsten Themen, die mich mitfühlen und mitleiden lassen. Die Protagonisten sind so lebendig, sind so menschlich, mit ihren liebenswerten Eigenheiten, aber auch ihren Fehlern.

Annika ist Musiklehrerin. Eigentlich war das nur Plan B, denn eigentlich wollte sie Pianistin werden. Doch das Leben meinte es nicht immer gut mit ihr. Aber nun hat sich ja alles geändert. Sie unterrichtet am renommierten Werther-Gymnasium, sie lebt mit einer Freundin in einer WG und hat mit Kai und Sebastian zwei tolle Nachbarn. Doch dann kommt der Schock: Annika wird versetzt. Ausgerechnet an eine Brennpunktschule. Sie trauert ihrer alten Schule hinterher und dann kommt ihr eine glorreiche Idee. Sie muss nur Erfolg haben an der neuen Schule, dann ist eine Rückversetzung bestimmt nach einem Schuljahr kein Problem. Also gründet sie eine Musical-AG und holt sich mit Tristan professionelle Hilfe. Tristan war ihr Mädchen-Schwarm, bei ihm hat sie sich damals eine bittere Abfuhr geholt, aber vergessen konnte sie ihn nie. Vielleicht....eventuell...Annika hofft und produziert damit ziemlich viel Chaos.

Petra Hülsmann hat mit Annika wieder eine tolle Hauptfigur geschaffen. Doch Annika ist kein Supergirl, sie ist eine, die sich selbst finden muss, über ihre Schatten springen muss, die sich entwickeln muss und ihre Wünsche und Ziele sortieren lernen muss. Genauso wichtig ist, dass sie mit ihrer Vergangenheit ins Reine kommen muss.

Ein wichtiges Thema dieses Romans ist Mobbing, aber auch Ziele zu haben, auch wenn einem - wie hier durch ein schlechtes soziales Umfeld - viele Steine in den Weg gelegt werden. Es geht um Zusammenhalt, um das Miteinander.

Die Autorin hat es geschafft diese Themen unterhaltsam, sehr humorvoll, aber dennoch auch mit der nötigen Emphatie zu erzählen. Die Figuren durchleben ihre Hochs und Tiefs, sie reifen, verändern sich.
Vor allem der abwechslungsreiche und sehr lebende Erzählstil haben mich rasend schnell durch die immerhin 570 Seiten geführt.
Und natürlich kommt auch das Thema Liebe in diesem Roman - wie bei allen anderen Büchern von Petra Hülsmann - nicht zu kurz. Genauso wie auch der origenelle Taxifahrer Knut wieder seinen Auftritt hat.

Fazit:
amüsant, fesselnd, einfach zum Verlieben, aber auch ernste Themen - wie Mobbing und sozialer Brennpunkt -kommen nicht zu kurz. Klare Leseempfehlung - die perfekte Unterhaltungsliteratur!

Bewertung vom 21.05.2018
Madame le Commissaire und die tote Nonne / Kommissarin Isabelle Bonnet Bd.5
Martin, Pierre

Madame le Commissaire und die tote Nonne / Kommissarin Isabelle Bonnet Bd.5


ausgezeichnet

Eigentlich wollte Isabelle Bonnet, Madame le Commissaire, mit ihrer Freundin nur einen Ausflug in den Park machen, als dort unterhalb eines Steilhanges eine Nonne tot aufgefunden wird. Ist sie wirklich nur beim Kräutersammeln abgestürzt? Isabelle ist sich da nicht so sicher und veranlasst weitere Untersuchungen. Und sie hat Recht mit ihrem Misstrauen! Doch wer hat Interesse an dem Tod der Nonne?

Der Krimi hat sehr viel Charme und Humor. Es ist der fünfte Band um "Madame le Commissaire", aber die Fälle sind immer für sich abgeschlossen, so dass auch ich, die die vier Bände (bisher) noch nicht kannte, kein Problem hatte mit den Figuren und dem Ambiente.
Isabelle Bonnet und ihr Assistent Apollinaire geben ein gutes Gespann ab, er etwas skuril, sie nicht immer ganz einfach, aber zusammen sehr effektiv. Es ist jedenfalls sehr amüsant über sie beide zu lesen, ihre Gespräche, ihre unterschiedliche Art, aber auch wie sie sich ergänzen in ihren Ermittlungen.
Pierre Martin, der Autor, berichtet aus Sicht von Isabelle, sie ist die Hauptperson, sie begleiten wir auf ihren Ermittlungen und bekommen auch viel über ihre private Seite mit.
Der Krimi bringt sehr gut einen französischen Flair beim Lesen herüber, auch durch Einflechtung von kleinen, gut zu verstehenden französischen Sätze, die aber auch die verstehen, die der französischen Sprache nicht mächtig sind, oft wird es in deutsch wiederholt.

Neben den Ermittlungen um den Mörder - hier gibt es viele Spuren, viele Entdeckungen und gegen Ende auch viele gefährliche und spannende Szenen, dreht sich der Krimi aber auch um das Leben allgemein in der Provence, es gibt kleinere Verwicklungen außerhalb des Falles und natürlich geht es auch um das manchmal verzwickte Privatleben von Isabelle, der Kommissarin.

Ich habe mich mit diesem Krimi sehr gut unterhalten gefühlt, habe es sehr schnell ausgelesen, weil es mich gefesselt hat und ich einfach nicht aufhören konnte mit dem Lesen, was natürlich für den Roman spricht. Nun bin ich gespannt auf die ersten vier Bände - denn Pierre Martin konnte mich mit seinem Erzähstil überzeugen !

Bewertung vom 18.05.2018
Hello Sunshine
Dave, Laura

Hello Sunshine


sehr gut

Sunshine lebt in New York und ist eine erfolgreiche You-Tuberin. Dank ihrer Kochvideos gibt es nun sogar schon ein Kochbuch und sie soll demnächst sogar im Fernseh eine Koch-Show bekommen. Doch was kaum einer weiß, ist, dass die von ihr vorgestellten Rezepte gar nicht von ihr stammen, sondern von der Frau ihres Managers. Eigentlich basiert ihr ganzer Erfolg nur auf Schein und auch auf einem Lügenkonstrukt - den sie und ihr Team gut vermarkten. Doch ausgerechnet an ihrem 30. Geburtstag platzt die Blase - jemand schickt ihr Mails und hackt ihren You-Tube-Kanal und all ihre Millionen Follower werden mit den - im wahrsten Sinne - nackten Tatsachen konfrontiert. Sunshine verliert innerhalb von wenigen Tagen alles, ihren Beruf, ihren Mann, ihre Wohnung, ihre Einnahmequelle, auch ihr Team wendet sich von ihr ab. Sunshine bleibt nichts übrig, als zu ihrer Schwester zu gehen, doch das Verhältnis zu ihr ist mehr als angespannt - in den letzten Jahren hatten sie kaum noch Kontakt. Kann Sunshine von vorne beginnen ?

Der Roman zeigt ein Blick hinter die Kulissen von Sternchen und vor allem Social Media, zeigt, was vielen nur noch wichtig ist: Klicks, posten, dafür werden Lügengespinste, Fakes und vieles andere in Kauf genommen. Man verändert sich und merkt nicht mehr, was im wahren Leben wichtig ist. Darum dreht sich hier alles im Buch. Es zeigt die Anfänge und die Höhepunkte, aber auch die Eskalation und das Resultat. Eine Geschichte, die nachdenklich macht, die befremdet, bei der man öfters den Kopf schüttelt, weil es - zumindest zu mir- nicht passt und man sich vieles nicht vorstellen kann. Aber je mehr man liest, auch die Anfänge und den Hintergrund von Sunshine kennenlernt, desto mehr fiebert man auch mit. Anfangs ist Sunshine keine positive Protagonistin, das Umfeld und das Setting haben mich eher abgeschreckt, aber das war ja auch das Ziel der Autorin.
Sunshine beginnt nach dem tiefen Fall zu sich selbst zu finden - hier gab es keinen schnellen Bruch, sondern ein langsames erkennen und verändern.

Eine Geschichte, bei dem mich vor allem das letzte Drittel überzeugen konnte, das etwas gebraucht hat, um mich in den Bann zu ziehen, dass aber auch nachhallt und am Ende dazu gebracht hat über vieles, was wir inzwischen als so selbstverständlich hinnehmen oder ansehen, mal nachzudenken und versuchen hinter die Kulissen zu schauen. Ein wichtiges Thema, das von der Autorin gelungen umgesetzt worden ist.