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Lilli33
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 547 Bewertungen
Bewertung vom 06.03.2021
Das Grab in den Schären / Thomas Andreasson Bd.10
Sten, Viveca

Das Grab in den Schären / Thomas Andreasson Bd.10


sehr gut

Nora Linde in Nöten

Inhalt:
Bei Bauarbeiten auf der bislang unbewohnten Schäreninsel Telegrafholmen werden Teile eines Skeletts gefunden, das hier vergraben war. Polizeikommissar Thomas Andreasson und sein Partner Aram ermitteln in den Fällen der seit Jahren vermissten siebzehnjährigen Astrid und der fünfunddreißigjährigen Siri. Wurde eine von ihnen auf Telegrafholmen verscharrt?

Die Staatsanwältin Nora Linde, Thomas’ beste Freundin, ist nach ihrem tragischen letzten Fall schon seit Monaten krankgeschrieben. Nachts plagen sie Albträume, tagsüber gibt sie sich dem Alkohol hin. Als sie erfährt, dass möglicherweise Astrids Skelett gefunden wurde, ermittelt sie auf eigene Faust, denn sie hatte das Mädchen gekannt. Doch damit ruft sie nicht nur bei Thomas Ärger hervor, sondern auch die Aufmerksamkeit des Täters auf sich …

Meine Meinung:
Dies ist der 10. Fall für Thomas Andreasson. Das Lesen macht bestimmt mehr Spaß, wenn man zumindest einige der Vorgängerbände kennt, um die Beziehung der verschiedenen Personen zueinander besser nachvollziehen zu können. Für den Kriminalfall ist es aber nicht notwendig.

Wie immer hat Viveca Sten einen spannenden Roman kreiert. Er wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Dabei wird die Erzählung in der Gegenwart immer wieder durch Einschübe aus Astrids und aus Siris Sicht in der Vergangenheit unterbrochen. Scheibchenweise erfährt man so, was damals passiert ist. Und auch wenn man dadurch als Leser*in etwas mehr weiß als die Polizisten, wirkt der Fall keineswegs klarer. Die Story ist voller Wendungen und Überraschungen und fesselt dadurch ungemein.

Trotzdem war das Lesevergnügen für mich nicht ganz ungetrübt. Zum einen gefiel es mir nicht, dass Nora Linde dermaßen im Vordergrund steht und zweitens, dass hier ein psychisches Problem das andere jagt. Sowohl Nora als auch Thomas haben Probleme mit ihren Partnern, Nora steigert sich in ihre Ängste und Panikattacken. Auch fast sämtliche anderen Ehen oder Partnerschaften werden negativ beschrieben. Dies alles nimmt für meinen Geschmack zu viel Raum ein und ist recht deprimierend zu lesen. Daher wünsche ich mir, dass Nora sich endlich wieder erholt und im 11. Fall wieder psychisch fit ist.

Die Fälle von Thomas Andreasson:
1. Tödlicher Mittsommer
2. Tod im Schärengarten
3. Die Toten von Sandhamn
4 .Mörderische Schärennächte
5. Beim ersten Schärenlicht
6. Tod in stiller Nacht
7. Tödliche Nachbarschaft
8. Mörderisches Ufer
9. Flucht in die Schären
10. Das Grab in den Schären

ACHTUNG TRIGGERWARNUNG (bei Bedarf bitte rückwärts lesen):
GNUGITLAWEGREV

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.02.2021
Der andere Sohn / Karlstad-Krimi Bd.1
Mohlin, Peter;Nyström, Peter

Der andere Sohn / Karlstad-Krimi Bd.1


sehr gut

Spannender Auftakt einer schwedischen Krimi-Reihe

Inhalt:
2019. John Adderley, Mitte dreißig, ist als verdeckter Ermittler des FBI aufgeflogen. Er wird ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen und erhält eine neue Identität. Damit zieht es ihn in seine Heimat Schweden zurück, wo sein Halbbruder Billy unter Mordverdacht steht. Zehn Jahre zuvor ist die 19-jährige Emelie, die Tochter einer reichen Unternehmerfamilie, spurlos verschwunden. Indizien brachten Billy damit in Verbindung. Doch er beteuerte seine Unschuld und tut dies immer noch, jetzt wo der Fall von einer neuen Cold-Case-Einheit der Polizei wieder aufgerollt wird.

Meine Meinung:
Das Autorenduo Mohlin/Nyström hat hier eine sehr gute Arbeit abgeliefert. Die beiden schreiben sehr fesselnd und flüssig. Die Handlung ist äußerst spannend, fast schon ein Thriller. Auch der Aufbau der Geschichte hat mir zugesagt. Zunächst wechseln sich die Kapitel mit Johns Perspektive 2019 und Heimers (Emelies Vater) Perspektive 2009 ab. Sobald John in Schweden angekommen ist, spielt der Roman nur noch in der Gegenwart.

John ist Teil der Cold-Case-Einheit und sich bewusst, dass man ihn sofort von den Ermittlungen abziehen würde, wenn seine Verwandtschaft zu Billy herauskommt. Das nächste Problem besteht darin, dass er sich seiner Familie eigentlich nicht nähern darf, um nicht die Aufmerksamkeit seiner amerikanischen Verfolger auf sich zu ziehen. Und schließlich leidet er von Zeit zu Zeit unter schweren Panikattacken. Diese Punkte sorgen für viel Spannung; einiges daran wirkt aber auch nicht wirklich glaubhaft bzw. nervt, weil sich der ein oder andere diesbezüglich einfach dumm verhält.

Akribisch arbeitet sich John in dem Fall voran, immer auf der Suche nach der Wahrheit, die im günstigsten Fall seinen Halbbruder entlasten wird. Andererseits hat John auch keine Skrupel, Billy ans Messer zu liefern, sollte er von seiner Schuld überzeugt sein. Das lässt ihn mal sympathisch, mal aber auch kalt erscheinen. Es ergeben sich sehr viele Spuren, denen nachgegangen werden muss. Dabei taucht natürlich auch eine Anzahl Verdächtiger auf, denen man den Mord an Emelie zutrauen würde. Für mich war der tatsächliche Täter dann eine große Überraschung.

Am Ende ist der Fall gelöst. Ein kleiner Cliffhanger macht neugierig auf den nächsten Band der Reihe.

Bewertung vom 07.02.2021
Liebeserklärungen
Kaminer, Wladimir

Liebeserklärungen


gut

Nette Lektüre

„Ach, Prinzen sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren.“ (S. 160)

Und so scheitern in diesem Buch viele Prinzen, aber auch Prinzessinnen daran, den richtigen Partner zu finden oder gar ihn von sich zu überzeugen. Wladimir Kaminer nimmt alle möglichen Liebespaare und solche, die es werden wollen, aufs Korn. Die Bandbreite der Geschichten ist enorm.

In 37 recht kurzen Erzählungen plaudert der 1967 in Moskau geborene Wladimir Kaminer über die Liebe und die Menschen. Er erzählt dabei Anekdoten, die sich in seiner (russischen) Familie oder in seinem Bekanntenkreis zugetragen haben. Man hat fast das Gefühl, auf einer Party zu sein, auf der der Autor die Gäste unterhält. Ja, was er erzählt, ist ganz unterhaltsam und fein beobachtet, zuweilen ein wenig witzig, manchmal aber auch einfach nur trocken und belanglos. Nicht alle Geschichten haben mir gleich gut gefallen, aber ein paar schöne waren schon dabei.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.01.2021
Böses Blut / Cormoran Strike Bd.5
Galbraith, Robert

Böses Blut / Cormoran Strike Bd.5


ausgezeichnet

Toller Krimi-Schmöker

Inhalt:
Vor vierzig Jahren verschwand die Ärztin Margot Bamborough spurlos. Ihre Tochter bittet nun den Londoner Privatdetektiv Cormoran Strike, nach ihrer Mutter zu suchen. Obwohl die Aussichten, den Fall zu lösen, äußerst gering sind, ist Strike fasziniert und übernimmt den Auftrag.

Der damals ermittelnde Polizist hatte die Vermutung, dass Margot dem Serienkiller Dennis Creed zum Opfer gefallen ist. Doch obwohl dieser mehrere Morde gestanden hat, leugnete er bisher, Margot entführt und ermordet zu haben.

Meine Meinung:
Dies ist bereits der 5. Teil der Reihe um die Privatdetektive Cormoran Strike und Robin Ellacott. Der Kriminalfall ist in sich abgeschlossen, insofern kann dieser Band auch für sich allein gelesen werden. Allerdings spielt auch die Vergangenheit der Protagonist*innen und ihre gewachsene Beziehung zueinander eine große Rolle und wird immer wieder thematisiert. Daher macht das Lesen natürlich mehr Spaß, wenn man dies von Anfang an mit verfolgt hat.

Wie schon die Vorgänger hat mir auch dieser Band sehr gut gefallen, von einigen unwesentlichen Kleinigkeiten mal abgesehen. Der enorme Umfang von knapp 1200 Seiten wollte mich zuerst abschrecken. Aber kaum hatte ich angefangen zu lesen, war ich auch schon von der Story gefangen und genoss Seite um Seite. Am Ende hätte es mich auch nicht gestört, wenn das Buch noch dicker gewesen wäre, weil ich einfach gut im Lesefluss drin war. Aber „leider“ war die Geschichte schon zu Ende erzählt und alle offenen Fragen beantwortet.

Der Kriminalfall ist ziemlich verzwickt. Es gilt, etliche Zeugen von damals zu finden und deren Aussagen genau zu analysieren. Diese zeitaufwändige Arbeit wird ziemlich authentisch und wenig spektakulär dargestellt. Auch weitere Fälle, an denen die Detektei gerade arbeitet, werden immer wieder erwähnt. Dies zieht zwar die Handlung insgesamt in die Länge, wirkt aber sehr realistisch und peppt die Geschichte zusätzlich auf.

Immer wieder kommt es zu spannenden Zwischenfällen, die kurzzeitig den Adrenalinspiegel ansteigen lassen. Und auch wenn die Story insgesamt nicht unbedingt atemberaubend ist, so ist sie doch fantastisch erzählt und fesselnd geschrieben. Hin und wieder sind überraschende Wendungen eingebaut, sodass es immer interessant bleibt und auf keinen Fall vorhersehbar ist. So konnte mich auch die Auflösung am Schluss absolut Kalt erwischen.

Fazit:
Ein fesselnder und vielschichtiger Kriminalroman, trotz der vielen Seiten flott zu lesen.

Die Reihe:
1. Der Ruf des Kuckucks
2. Der Seidenspinner
3. Die Ernte des Bösen
4. Weißer Tod
5. Böses Blut

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.12.2020
Wisting und der Atem der Angst / William Wisting - Cold Cases Bd.3
Horst, Jørn Lier

Wisting und der Atem der Angst / William Wisting - Cold Cases Bd.3


ausgezeichnet

Kriminalroman mit Thrill

Inhalt:
Der berüchtigte inhaftierte Serientäter Tom Kerr gesteht einen weiteren Mord und will die Polizei an den Ort führen, wo er die Leiche vergraben hat. Dabei gelingt ihm die Flucht. Seinen Komplizen, den „Anderen“, konnte die Polizei auch nach Jahren der Ermittlung nicht identifizieren. William Wisting gerät ins Visier der Abteilung Interne Ermittlungen, da ihm Fehler bei der Tatortbegehung mit Tom Kerr vorgeworfen werden. Nicht zuletzt steckt auch seine Tochter Line tief in der Geschichte mit drin, da sie an einem Dokumentarfilm über Tom Kerr arbeitet.

Meine Meinung:
Dies ist der 3. Cold Case mit dem norwegischen Kriminalkommissar William Wisting und dessen Tochter, der Journalistin Line. Schön ist es natürlich, wenn man die Bücher in der richtigen Reihenfolge liest, aber man kann auch jedes für sich allein genießen. Die Beziehungen zwischen den beteiligten Personen sind nicht so schwer zu durchschauen.

Der Cold Case ist hier zwar nicht nur der Aufhänger, es geht schon darum, einen alten Fall zu lösen bzw. eben den „Anderen“ dingfest zu machen, dabei ergeben scih aber auch einige neue Fälle, an denen die Polizei zu knabbern hat.

Wistings ruhige, besonnene und intelligente Art, an einen Fall heranzugehen, imponiert mir immer wieder. Dabei lässt er sich auch durch Hindernisse, die ihm von Kollegen oder Vorgesetzten in den Weg gelegt werden, nicht abhalten, seinen eigenen Weg zu verfolgen.

Obwohl es um äußerst grausame und perverse Verbrechen geht, ist dieser Kriminalroman gut zu lesen, ohne dass man Albträume bekommt. Denn Jørn Lier Horst beschreibt einfach Fakten und verzichtet dabei auf jegliche Effekthascherei.

Vom Verlag als Kriminalroman deklariert, bietet dieses Buch mehr atemberaubende Hochspannung als mancher Thriller. Die Handlung ist komplex, die Intention mancher Figur nicht leicht zu erkennen. Unvorhergesehene Wendungen gibt es immer wieder. So lädt der Roman zum Miträtseln und Mitfiebern ein und sorgt für ein paar sehr spannende Lesestunden.

Die Reihe:
1. Wisting und der Tag der Vermissten
2. Wisting und der fensterlose Raum
3. Wisting und der Atem der Angst
4. Wisting und der See des Vergessens (erscheint voraussichtlich im April 2021 auf Deutsch)

Bewertung vom 08.11.2020
Der sanfte Hauch des Todes / Kripochef Alexander Gerlach Bd.17 (eBook, ePUB)
Burger, Wolfgang

Der sanfte Hauch des Todes / Kripochef Alexander Gerlach Bd.17 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein nervenaufreibender Fall für Alexander Gerlach

Inhalt:
Im Wald in der Nähe des Heidelberger Stadtteils Rohrbach wird die Leiche eines jungen Mannes aufgefunden. Wie die Leiche drapiert und mit Grablichtern umstellt wurde, deutet auf einen Ritualmord hin. Kurz darauf verschwindet ein junger Mann, ein weiterer wird ermordet. Hat die Heidelberger Kripo es mit einem Serienkiller zu tun? Kripochef Alexander Gerlach und seine Leute greifen nach jedem Strohhalm. Und dann ist plötzlich auch noch Gerlachs Tochter Sarah weg …

Meine Meinung:
Dies ist bereits der 17. Band der Reihe und hoffentlich noch lange nicht der letzte, denn mir hat er wieder richtig gut gefallen. Ich persönlich kenne zwar alle Bände, wage aber zu behaupten, dass man dem Geschehen hier auch ohne Vorkenntnisse folgen kann. Der Kriminalfall ist in sich abgeschlossen. Was im Berufs- und Privatleben Gerlachs wichtig ist, wird noch einmal kurz erwähnt, sodass auch Quereinsteiger Nebenpersonen und Nebenereignisse gut einordnen können.

Ich empfand diesen Fall als äußert spannend und komplex. Die Ermittlungen gehen in viele Richtungen und kommen nur mühsam voran. Dies erscheint sehr realistisch. Auch der Kommissar, aus dessen Ich-Perspektive erzählt wird, macht einen authentischen Eindruck. Wie üblich hat er an mehreren Fronten zu kämpfen, einmal gegen den unbekannten Täter, und dann gibt es da noch diverse „Baustellen“ im Privatleben, wobei sich letztere in diesem Buch eher angenehm im Hintergrund halten.

Nach einem schaurigen Anfang geht es zunächst etwas ruhiger, aber nicht weniger fesselnd weiter. Immer wieder gibt es neue Hinweise und Fährten, teilweise echte, teilweise in die Irre führende. Die Leserschaft hat hier die Möglichkeit, mitzukombinieren und mitzurätseln. Dabei weiß der Autor auch immer wieder zu überraschen. Im letzten Viertel bleibt dann kaum noch Zeit zum Atemholen. Es gibt eine aufregende Verfolgungsjagd, an deren Ende der Fall restlos geklärt wird.

Die Reihe:
1. Heidelberger Requiem
2. Heidelberger Lügen
3. Heidelberger Wut
4. Schwarzes Fieber
5. Echo einer Nacht
6. Eiskaltes Schweigen
7. Der fünfte Mörder
8. Die falsche Frau
9. Das vergessene Mädchen
10. Die dunkle Villa
11. Tödliche Geliebte
12. Drei Tage im Mai
13. Schlaf, Engelchen, schlaf
14. Die linke Hand des Bösen
15. Wen der Tod betrügt
16. Wenn Rache nicht genügt
17. Der sanfte Hauch des Todes

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.11.2020
Barbarotti und der schwermütige Busfahrer / Inspektor Gunnar Barbarotti Bd.6
Nesser, Håkan

Barbarotti und der schwermütige Busfahrer / Inspektor Gunnar Barbarotti Bd.6


sehr gut

Am besten einfach genießen und nicht zu viel denken ;-)

Inhalt:
Eva Backman, die Kollegin und Lebensgefährtin von Gunnar Barbarotti, hat im Dienst einen Menschen erschossen. Die beiden beschließen, sich erst mal beurlauben zu lassen und sich in die Stille Gotlands zurückzuziehen, um wieder zu sich zu kommen. Doch als sie in einem Fahrradfahrer den toten Busfahrer zu erkennen glauben, der sie vor einigen Jahren auf Trab gehalten hat, spielen Backman und Barbarotti Privatermittler.

Meine Meinung:
Dies ist bereits der 6. Band der Reihe um Gunnar Barbarotti, man braucht aber keine Vorkenntnisse, sondern kann diesen Roman gut wie einen Einzelband lesen, da der Fall in sich abgeschlossen ist und auch die beruflichen bzw. privaten Aspekte keiner weiteren Erklärung bedürfen.

Die Handlung kommt recht gemächlich in Gang. Es scheint gar keinen wirklichen Fall zu geben, zumindest behandeln Barbarotti und Backman die Sache des bedrohten Busfahrers so. Erst nach dessen spurlosem Verschwinden von einer Fähre wird ermittelt.

Es wird in verschiedenen Zeitebenen erzählt, zwischen denen Nesser hin und her springt. Das bringt etwas Leben in die Geschichte und liefert der Leserschaft immer wieder kleine Häppchen Wissen, führt zum Teil aber auch in die Irre. Das hat der Autor ganz geschickt gemacht.

Die Handlung wirkt zwar ein wenig konstruiert und ist von Zufällen durchzogen, aber der Schreibstil von Håkan Nesser macht dies wieder wett. Ich habe die zum Teil ungewöhnlichen Dialoge und den subtilen Wortwitz sehr genossen.

Die Reihe:
1. Mensch ohne Hund
2. Eine ganz andere Geschichte
3. Das zweite Leben des Herrn Roos
4. Die Einsamen
5. Am Abend des Mordes
6. Barbarotti und der schwermütige Busfahrer

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.09.2020
Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete
Cameron, Sharon

Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete


ausgezeichnet

Eine wahre Heldin

Inhalt:
Polen, 1939. Die sechzehnjährige Stefania Podgórska lebt seit einiger Zeit bei der jüdischen Familie Diamant, für die sie arbeitet. Ihre Beziehung ist von einer großen Zuneigung erfüllt. Doch dann marschieren die Deutschen in Polen ein und sperren die Juden ins Ghetto, wo sie nicht genügend zu essen bekommen. Stefania unterstützt die Diamants von außen, so gut es geht, auch wenn sie sich selbst dadurch in Gefahr bringt. Gleichzeitig muss sie für ihre kleine Schwester Helena sorgen. Als den Juden im Ghetto immer mehr Gefahr droht, kann Max Diamant fliehen, und er bittet Stefania, ihn für eine Nacht zu verstecken. Doch er bleibt viel länger und es kommen noch mehr hilfsbedürftige Juden nach, die Stefania vor den Augen der Deutschen und auch polnischen Judenhasser versteckt.

Meine Meinung:
Sharon Cameron schrieb diesen Roman nach einer wahren Begebenheit. So ist es kein Wunder, dass er sehr authentisch wirkt. Nach Angaben der Autorin wurden Kleinigkeiten geändert bzw. ergänzt oder manche Szenen in eine andere Reihenfolge gebracht, aber im Großen und Ganzen hat es sich wohl wirklich so zugetragen.

Stefania Podgórska ist eine wahre Heldin. Es ist unglaublich, was dieses junge Mädchen alles auf die Beine stellt, um mehr oder weniger fremden Menschen das Leben zu retten und sich gegen die Übermacht der deutschen Soldaten und der polnischen Polizei aufzulehnen. Aber auch ihre kleine Schwester Helena hat mich stark beeindruckt. Sie ist dermaßen pfiffig und dabei nicht weniger mutig als Stefania.

Historische Romane sind eigentlich nicht so meins. Schon in der Schule fand ich Geschichte gähnend langweilig. Dass Sharon Cameron mich mit Stefanias Geschichte trotzdem absolut fesseln konnte, zeugt vom Können der Autorin. Sie erzählt wahnsinnig fesselnd und eindringlich und setzt damit das Kopfkino in Gang. Fast liest sich dieser Roman so spannend wie ein Krimi. Die Angst vor Entdeckung, vor willkürlichen Übergriffen, aber auch die enorme Wut über diese Ungerechtigkeit sind fast mit Händen zu greifen. Und immer wieder blitzt die Hoffnung auf, dass sich irgendwann alles zum Guten wenden wird.

Fotos von Stefania Podgórska und ihrer Familie runden das Buch schön ab und bringen uns die Protagonistin/Heldin noch näher.

Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für diesen wunderbaren Roman nach einer wahren Geschichte. Er kann von Leser*innen ab ca. 12 - 14 Jahren gelesen werden.

Bewertung vom 12.09.2020
Der Tausch - Zwei Frauen. Zwei Tickets. Und nur ein Ausweg.
Clark, Julie

Der Tausch - Zwei Frauen. Zwei Tickets. Und nur ein Ausweg.


ausgezeichnet

Starker Spannungsroman

Inhalt:
Lange Zeit hat Claire Cook ihr Verschwinden vorbereitet. Mit ihrem gewalttätigen Mann will und kann sie einfach nicht mehr leben. Doch dann vereitelt ein dummer Zufall den schönen Plan. Als sich am Flughafen eine neue Chance bietet, doch noch unterzutauchen, ergreift Claire diese, nicht wissend, worauf sie sich einlässt. Denn Eva, mit der sie die Flugtickets tauscht, hat eine düstere Vergangenheit …

Meine Meinung:
Von der ersten Seite an übt der Roman einen gewissen Sog aus. Besonders als Frau wird man sich gut mit den Protagonistinnen Claire und Eva identifizieren können, denen von der Männerwelt übel mitgespielt wird. Dabei sind die beiden sehr starke, intelligente Persönlichkeiten, die im Verlauf der Erzählung eine große Tiefe bekommen und von denen man noch etwas lernen kann.

Erzählt wird hauptsächlich in zwei Handlungssträngen, zum einen aus Claires Perspektive in der Ich-Form, zum anderen aus Evas Sicht in der 3. Person. Dabei erleben wir durch Claires Augen die Gegenwart, während Evas Part die Vergangenheit erzählt und sich immer mehr der Gegenwart und dem Tickettausch annähert.

Beide Handlungsstränge sind gleichermaßen gut erzählt und sehr spannend, geht es doch in beiden um verschiedene Verbrechen und Gefahren für die beiden Frauen. Die ein oder andere überraschende Wendung bringt Julie Clark zur rechten Zeit, sodass man als Leser*in sich wieder umorientieren muss und weiter neugierig bleibt. Etliche involvierte Personen lassen sich zunächst nicht eindeutig den Guten oder den Bösen zuordnen; man weiß einfach nicht, ob man ihnen trauen kann. Dies wird durch die geschickte Erzählweise der Autorin bewirkt. Das Ende fand ich genauso gelungen wie den ganzen Roman.

Ich kann dieses Buch wirklich empfehlen für alle, die es gerne spannend haben, aber nicht blutig wollen.

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.