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Benutzername: 
melange
Wohnort: 
Bonn
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 866 Bewertungen
Bewertung vom 04.08.2020
Die Erfindung der Null
Wildenhain, Michael

Die Erfindung der Null


sehr gut

Höhere Mathematik

Zum Inhalt:
Eine Frau verschwindet, nachdem sie mit dem Mathematiker Gördeler in Frankreich gewandert ist. Der mit den Ermittlungen betraute Staatsanwalt versucht Gördeler den Mord nachzuweisen, obwohl die Leiche fehlt. In Verhören ist Gördeler überhaupt nicht schweigsam, sondern beginnt dem Staatsanwalt längere Episoden seines Lebens zu erzählen. Warum?

Mein Eindruck:
Die Kapitelnamen entsprechen einer mathematischen Beweisführung und auch im Text lernt die Leserschaft viel von der Mathematik getreu des Titels „Die Erfindung der Null“. Im Gegensatz zur Schönheit der Zahlen steht jedoch sehr oft der Inhalt, der sich gerne absolut unappetitlich zeigt. Beispielsweise wird – als erwachsener Mensch – ins Bett gemacht, Blut und Sperma spritzen und Wohnungen vermüllen. Nichts für zarte Gemüter, ehrlicherweise noch nicht einmal für halbzarte. Die mathematischen und mythologischen Abhandlungen zu Odysseus erfordern dazu ein großes Einfühlungsvermögen in die Wissenschaft, zu dem mancher nicht fähig ist oder auch einfach nur nicht sein will.
Nicht die besten Voraussetzungen für ein fesselndes Buch. Und doch fesselt es. Weil es einfach in einer schönen Art und Weise geschrieben ist und das Ende so geschickt entworfen ist. Zum Schluss fügt sich alles ineinander, das Verschwinden der Frau wird aufgeklärt, die ganzen abschweifenden Erzählungen ergeben Sinn. Quod erat demonstrandum.
Mein Fazit:
Die nächste Geschichte gerne mit weniger Körperlichkeit, sprachlich und aufbautechnisch wunderbar

Bewertung vom 02.08.2020
42 Grad
Harlander, Wolf

42 Grad


ausgezeichnet

Cui bono

Zum Inhalt:
Eben war das Wetter noch wunderbar, aber als die Wasservorräte in Deutschland zur Neige gehen, offenbart sich die Hölle der (alb)traumhaft hohen Temperaturen. Doch ist wirklich alles höhere Gewalt oder spielen auch menschliche Interessen mit in der Gemengelage um Höchstwerte und Niedrigwasser?

Mein Eindruck:
Wolf Harlander gestaltet seinen Thriller nach dem Vorbild der Klimakatastrophe: Er startet auf leisen Sohlen und unauffällig, um plötzlich seine ganze zerstörerische Kraft zu entfalten, - und dann ist es fast zu spät.
Aus verschiedenen Blickwinkeln und – durch eine Änderung des Schriftbildes für die Lesenden erkennbar – durch unterschiedliche Medien bekommt man einen Eindruck der ersten Vorboten des Wassermangels. Zeitungsartikel, interne Berichte und die Auswirkungen auf Wissenschaft und normale Zeitgenossen vermitteln dabei objektive und subjektive Einsichten. Bei den Charakteren hält sich Harlander eher an das „Game of Thrones“-Prinzip, in dem er mehrere Personen mit Protagonisten-Qualitäten ausstattet. Ein Student und eine Computer-Spezialistin stechen zwar ein wenig vor, zwei Kriminalbeamte, ein Wasserwerker, ein freiwilliger Helfer oder auch eine Mutter werden jedoch fast genauso oft in ihrem Kampf gegen die Umstände begleitet. Harlander hält sich jedoch ausschließlich an die Sympathie-Träger, - die Gegenseite findet nur durch Interaktion mit diesen positiven Figuren statt.
Es verwundert nicht, dass dieses Buch verfilmt werden soll: Abgesehen von der aktuellen Diskussion um das Klima thematisiert es das ganz eigene Süppchen, welches Akteure aus Wirtschaft und Politik kochen, - manipulativ, machtgierig und verschleiert durch die Katastrophe nutzen sie verblendete Aktivisten für ihre eigenen Zwecke.

Mein Fazit:
Sehr nah an der Realität

Bewertung vom 27.07.2020
Mörderische Fluss-Kreuzfahrten / Edelgard und Norbert Bd.2
Schmid, Claudia

Mörderische Fluss-Kreuzfahrten / Edelgard und Norbert Bd.2


sehr gut

Mord mit Aussicht...

Zum Inhalt:
… und zwar auf die schönen Landschaften, die von einer Flusskreuzfahrt aus zu betrachten sind. Edelgard hat das große Glück, für eine Artikelserie über diese Art von Entspannung auf dem Wasser engagiert zu werden und nimmt sich mit ihrem Angetrauten Norbert einige der Wasserstraßen vor, - teilweise aus sehr eigennützigen Gedanken, denn Norbert kann nicht schwimmen und Edelgard möchte gerne ihren Beziehungsstatus ändern…

Mein Eindruck:
Der zweite Band von Claudia Schmid, der das mittelalte Pärchen Norbert und Edelgard auf ihren Touren begleitet, bietet eine Krimi-Action, die nicht unbedingt auf die Herzklappen, dafür umso mehr auf die Lachfalten geht. Die einzelnen Kapitel befassen sich immer mit einem Fluss und den anliegenden Stätten, so dass auch einiges über die zumeist deutschen Sehenswürdigkeiten zu erfahren ist und damit das Buch zu einem Mini-Reiseführer mutiert. Edelgard ist die Ich-Erzählerin der meisten Touren oder kommt in der dritten Person als Randfigur zum Tragen, wenn andere Charaktere mörderische Absichten hegen. Gut gefällt, dass die Protagonistin und ihr Gatte Norbert Durchschnittstypen mit Wünschen, Freuden und Vorlieben sind, denen sich – abgesehen von Edelgards Mordlust in Bezug auf ihren Mann – jeder nahe fühlen kann. Dass sich diese Mordlust bis zum Ende hält, hat mich etwas gestört, denn Norbert rettet Edelgard einige Male vor dummen Aktionen und übel meinenden Zeitgenossen, - dafür hätte er das Gnadenbrot (oder den Gnadenkuchen…) verdient gehabt.
Die Art und Weise, wie die meisten Personen zu Tode kamen (oder kommen sollten), erinnerten mich an eine Aussage, dass viele Morde gar nicht als solche erkannt werden, da an Unfall, Suizid oder gesundheitliche Folgen gedacht wird. Dementsprechend gibt es relativ wenig Blaulicht in dem Buch.
Aber wer braucht schon Polizisten, wenn er Edelgard haben kann….

Mein Fazit:
Eine vergnügliche Urlaublektüre, die ihren Weg in die Bibliothek von Flusskreuzfahrt-Schiffen finden sollte

Bewertung vom 16.07.2020
You Die Next - Du kannst dich nicht verstecken / Clementine Starke Bd.2
Marland, Stephanie

You Die Next - Du kannst dich nicht verstecken / Clementine Starke Bd.2


gut

Gute, spannende Story, sehr unsympathische Protagonistin

Zum Inhalt:
Eine vierköpfige Gruppe sucht das Abenteuer in verlassenen Gebäuden. Bei dem Besuch eines alten Filmstudios geraten sie beim Anblick einer Szene in Panik; war der vorgefundene Körper ein echtes Mordopfer? Die vier schwanken zwischen einem Besuch bei der Polizei und der Verdrängung ihres Erlebnisses. Bis der erste von ihnen stirbt – und Clementine Starke gerne Dominic Bell, den ermittelnden Beamten, bei seiner Suche nach dem Täter unterstützen möchte. Doch Dominic hat Angst vor ihrem obsessiven Wesen.

Mein Eindruck:
Der Thriller hat es in sich. Man hofft und bangt mit der Gruppe und sinniert trefflich über den Mörder. Doch dieser Fall wird überlagert von sogar zwei Dauerhandlungen, von denen eine vor und eine in dem ersten Buch begonnen hat. Das ist mindestens eine zu viel, denn leider nehmen die Stücke und die daran beteiligten Personen so viel Platz ein, dass die wirklich guten Teile, die sich mit dem Urban Exploring befassen, ins Hintertreffen geraten. Stattdessen liefert Marland jede Menge kaputte Typen ab, allen voran ihre Protagonistin Clementine Starke, die sich selbst als liebstes Forschungsobjekt sieht. Doch auch die zweite Hauptperson, der Polizist Dominic, bekleckert sich nicht unbedingt mit Ruhm, wenn er Clementine trotz fast schon flehentlicher Bitten einfach nicht zuhören will, - obwohl sie schon bewiesen hat, dass sie ermitteln kann. Und auch sonst kommuniziert er nicht gerne – für einen Polizisten, der auf Aussagen angewiesen ist, eine große Schwäche.
So hat man also zwei Charaktere, mit denen man einfach nicht warm wird. Da nützt es auch nichts, die Kapitel von Clementine in der ersten Person zu kreieren, - sie ist zu seltsam, um sie zu verstehen und ihr Umgang mit anderen Menschen absolut gewöhnungsbedürftig.
Der Rest des Buches ist angenehmerweise in der dritten Person geschrieben. Damit behält man den nötigen Abstand zu einem wirklich gelungenen Showdown. Dieser hätte gerne direkt ein wenig endgültiger sein können, denn den Nachklapp hat die Autorin ganz eindeutig bei der Fernsehserie Luther geklaut.

Mein Fazit:
Bessere Fokussierung auf den Hauptfall, nicht so viele Altlasten und gerne ein bisschen mehr Kommunikation beim nächsten Fall

Bewertung vom 05.07.2020
Schicksalskämpfer / Die 12 Häuser der Magie Bd.2
Suchanek, Andreas

Schicksalskämpfer / Die 12 Häuser der Magie Bd.2


ausgezeichnet

Fantastisch - in jeder Beziehung

Zum Inhalt:
Nachdem Nic den Verräter im Haus der Schattenwächter entlarvt hat, versuchen seine Freunde und er, das zweite Regnum – die Herrschaft des Dämons und damit ultimativ Bösen – aufzuhalten. Doch dieses gestaltet sich schwieriger als gedacht. Nicht nur, dass die Gruppe getrennt wird, Nic erfährt einige unschöne Wahrheiten über sich und seine Familie und steht zudem selbst als Verräter im Blick der magischen Welt.

Mein Eindruck:
Nachdem mir der erste Band wie ein zugegebenermaßen gelungener Abklatsch bekannter Fantasy vorkam, muss ich zugeben, dass Suchanek im zweiten Band der "12 Häuser der Magie" diesen Eindruck revidiert hat - und zwar eindeutig zum Guten.
Die Handlung geht weg von zu viel (ausgelebtem) Gefühl und hin zum Kampf, - absolut eine Verbesserung und der Spannung ungemein zuträglich. Auch die einzelnen Fähigkeiten der Zauberer kommen dadurch viel besser zum Tragen, einige Fragen werden beantwortet, andere aufgeworden. Dazu baut Suchanek interessante Twists ein, die Figuren zeigen Tiefe und Wandlungsfähigkeit (in jeder Art und Weise) und auch der Humor kommt nicht zu kurz und wunderbar schwarz daher. Die alten Bekannten tauchen wieder auf, neue Figuren werden eingeführt, - in der Personenschar gibt es keine Langeweile.
Gut gefallen die vielen Schauplätze (egal, ob echt, vorgetäuscht oder geträumt), die einem das Gefühl von Urlaub mit besonderen Vorzügen – oder das genaue Gegenteil davon – vermitteln.
Haarsträubend – und nicht nur für den Verräter – der Cliffhanger zum Schluss, welcher das Warten auf den dritten Band zu einer Folter werden lässt. Ein Gefühl, welches vielen Figuren sehr bekannt sein dürfte.

Mein Fazit:
Bedeutend besser als Teil 1, absolut fulminant

Bewertung vom 04.07.2020
Der Knochengarten / Tony Hill & Carol Jordan Bd.11
Mcdermid, Val;McDermid, Val

Der Knochengarten / Tony Hill & Carol Jordan Bd.11


gut

Ein Leben nach der Serienmörder-Sondereinheit

Zum Inhalt:
Tony Hill ist im Gefängnis, Carol Jordan hat bei der Polizei gekündigt, - und so muss ihr altes Team mit einem riesigen Knochenfund auf dem Gelände eines aufgegebenen Nonnenklosters alleine fertig werden. Währenddessen werden Carols ermittlungstechnische Fähigkeiten abgerufen und Tony orientiert sich neu.

Mein Eindruck:
Dieses Buch macht den Eindruck eines zu voll gepackten Koffers, auf den man sich zum Schließen gesetzt hat. Mit dem Erfolg, dass die Klamotten am Urlaubsort nicht zu gebrauchen sind, weil sie komplett zerdrückt ankommen.
Meiner Meinung nach wollte McDermid mit „Knochengarten“ einfach zu viel: Tonys Tage im Gefängnis, Carols Kampf mit den inneren Dämonen, bei denen sie zwei alte Bekannte im Gepäck hat und dazu noch zwei Fälle für ihr altes Team, das sich mit zwei neuen Kolleg*innen und einem neuen Chef herumschlagen darf (abgesehen von den alten Konkurrenzen in der Polizei); insgesamt bekommt man hier (mindestens) fünf Handlungsstränge zum Preis von einem. Durch die Fülle an Material geht kein Fall in die Tiefe, die neuen Personen bleiben blass und nur treue Leser können mit den alten etwas anfangen.
Keine Frage, McDermid kann schreiben und wer die Hill/Jordan Krimis liebt, wird auch mit diesem einigermaßen zufrieden sein; neue Leser wird sie aber nicht begeistern können. Denn das zweite Manko des Buches ist, dass alle Stränge auch zu einem Ende geführt werden wollen. Das ist – gelinde ausgedrückt – an vielen Stellen sehr abrupt oder einfach so löchrig, dass etwas fehlt. Insbesondere die vom Klappentext thematisierten Umstände werden absolut unbefriedigend behandelt.
Und so tröstet man sich – als Liebhaber der Reihe – mit der Hoffnung auf eine Fortsetzung, welche nach der letzten Jordan/Hill-Szene des Buches jedoch fraglich ist.

Mein Fazit:
Zu viel gewollt

Bewertung vom 03.07.2020
Das Geheimnis des Träumers / Strange the Dreamer Bd.3
Taylor, Laini

Das Geheimnis des Träumers / Strange the Dreamer Bd.3


ausgezeichnet

Ausgeträumt?

Zum Inhalt:
Sarai und Lazlo sind verliebt, aber diese Liebe trifft auf viele Widerstände. Denn leider haben sie in Sarais Schwester Minya eine Gegenspielerin, die ihre Tricks nicht nur beherrscht, sondern auch nutzt. Und so treffen Gaben auf Gaben, - wird Sarai als Muse der Träume ein Mittel finden, Minya aus ihrem ureigenen Alptraum zu befreien und damit Weep und sich selbst den Weg in eine lebenswerte Zukunft ebnen?

Mein Eindruck:
Zuallererst: Dieses Buch ist Teil einer Reihe und kann nicht ohne die Vorgängerbände verstanden werden. Außerdem muss dem Leser klar sein, dass dieses Buch geteilt ist und erst der zweite Teil die Geschichte abschließt.

Aber mit der Vorkenntnis von „Strange the Dreamer“ tut sich eine wunderbar fantastische Welt auf, die Laini Taylor mit ihrem blumigen und bildhaften Schreibstil erschaffen hat. Ihre Figuren leben mit einer Intensität, die ihresgleichen sucht. Die Geschichte wirkt dabei nicht nur durch die Magie ihrer (teils) göttlichen Charaktere, - Taylor haucht den verschiedenen Schauplätzen so viel Leben ein, dass ein Gemetzel an einem kalten Strand genauso deutlich vor dem geistigen Auge erscheint wie eine gegen ihren Willen agierende Geisterarmee.
Die Autorin weiß aber nicht nur die inneren und äußeren Zwänge ihrer Figuren brillant darzustellen, - auch der Humor kommt nicht zu kurz, für den meistens Nebenfiguren zuständig sind. Doch auch diese sind mit genügend Tiefe ausgestattet und drücken der Story ihren Stempel auf.
Das Spiel mit unterschiedlichen Zeitebenen und Rückblenden zwingt die Leser/innen zwar zu einer gewissen Sorgfalt,- doch man versinkt sowieso in der Geschichte, bis sich der Buchdeckel wieder geschlossen hat.
Das Einzige, was stören könnte, ist die streckenweise Konzentration auf das Liebesgeplänkel der beiden Hauptcharaktere und die Absicht, politische Korrektheit auch in der Fantasy unterzubringen. Doch hier scheiden sich die Geister – es gibt bestimmt auch Liebhaber dieses Buches, die genau diese Aspekte erfreuen werden.

Mein Fazit:
Poetisch, berührend und märchenhaft schön

Bewertung vom 28.06.2020
Schicksalswächter / Die 12 Häuser der Magie Bd.1
Suchanek, Andreas

Schicksalswächter / Die 12 Häuser der Magie Bd.1


gut

Alter Zauberkessel, neue Suppe

Zum Inhalt:
Nic ist ein Magier und als solcher wird er nach der Ausbildung einem der zwölf Häuser der Magie zugeteilt. So der Plan, doch dann verkündet das Ritual, dass er zum dreizehnten Haus gehören soll, - dem der Schicksalswächter. Hier wird dagegen gekämpft, dass sich ein Dämon erhebt und die Welt in Trümmern geht. Dazu befinden sich die Schicksalswächter in der machtvollen Position, die Fäden des Schicksals zu verändern. Doch diese Position wird von einem Verräter ausgenutzt und Nic befindet sich plötzlich mitten im Krieg und zwischen allen Fronten. Glücklicherweise nicht allein.

Mein Eindruck:
Zauberer, die neben der Menschenwelt agieren, mehrere Häuser, ein Verräter in den eigenen Reihen und der ultimative Böse im Hintergrund. Gut, das klingt irgendwie bekannt, aber Suchanek mixt aus den Zutaten einen ganz bekömmlichen Zaubertrank. Insbesondere das flapsige Mit-(und Gegen-)einander macht Spaß und dadurch, dass seine Zauberer auch in der „normalen“ Welt zuhause sind, reist man mit ihnen durch die Welt und findet sich an einigen bekannten Stellen wieder. Leider würzt er seine Story mit einigen Bettgeschichten, die zum Teil in das Plumpe abdriften (da muss ein Bett schon etwas aushalten können), - das hätte es für mich nicht gebraucht.
Gelungen sind die Idee mit den Talenten, die sich in den Häusern manifestieren und der Teamgeist auch über Häusergrenzen hinweg. Gemein jedoch der fiese Cliffhanger zum Ende.
Andererseits: Was wäre eine gute Reihe, wenn das erste Buch nicht Appetit auf den nächsten Band macht? Von daher: Alles richtig gemacht und gerne mehr von kleinen, fiesen, Magieranhängseln.


Mein Fazit:
Konfuzius sagt: Besser gut kopiert als schlecht selbst erfunden

Bewertung vom 27.06.2020
Die verlorene Frau
Gunnis, Emily

Die verlorene Frau


sehr gut

Schicksale

Zum Inhalt:
Die Journalistin Iris wird von ihrer Mutter Rebecca um Hilfe gebeten, als ihre ältere Halbschwester Jessie gemeinsam mit dem neugeborenen Baby aus dem Krankenhaus verschwindet. Bald stellt Iris fest, dass der Grund dafür in der Vergangenheit liegt, die Rebecca vor ihren Töchtern verborgen, von der allerdings Jessie Kenntnis erlangt hat: Als 13jährige musste Rebecca den Tod ihrer Eltern und das anschließende Verhör durch einen rücksichtslosen Polizisten verkraften; ein Trauma, von dem sie sich nie ganz erholt hat.

Mein Eindruck:
Dieser Roman verlangt seinen Leser/inne/n vieles ab. Zuerst einmal durch das Stilmittel, die Geschichte aus mehreren Sichten zu erzählen, so dass es eigentlich keine wirkliche Hauptfigur gibt. Dazu spielt er zum Teil in der Zeit vor Rebeccas Geburt und in ihrer Kindheit, zum anderen Teil wird nur eine gute Woche im Hier und Jetzt geschildert. Und auch die Form bietet mit Tagebucheinträgen Abwechslung zu den Kapiteln, die in der dritten Person geschrieben sind.
Gunnis brilliert mit wunderbar gebrochenen Frauenfiguren, die trotzdem alle ihr Schicksal annehmen und zu verbessern versuchen. Keiner ihrer weiblichen Charaktere ist ein Feigling, sie leiden zwar (zumeist unter Männern), aber alle versuchen das Beste aus ihrer Situation zu machen. Die männlichen Figuren fallen dagegen zumeist eindeutig ab. Entweder lassen sie sich (manchmal von Frauen) treiben oder verzweifeln und geben sich dem Alkohol oder der Gewalt hin.
Doch irgendwann ist es fast zu viel des Schlechten und man möchte so manches Mal das Personal des Romans schütteln, wenn es gar zu verbohrt, egozentrisch oder dumm reagiert. Andererseits ist das wohl menschlich. Und Menschlichkeit ist eine Stärke.

Mein Fazit:
Das starke Geschlecht ist das weibliche. Eindeutig.