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Isabel von Belles Leseinsel
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Mainz
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Bewertungen

Insgesamt 585 Bewertungen
Bewertung vom 07.06.2012
Tödliche Gebote
Corin, Joshua

Tödliche Gebote


sehr gut

„… Vernichte Leben. Vernichte alles, was auf dieses Leben hinweist …“

Esme Stuarts Mann Rafe erfährt von einem alten Bekannten, dass seine Schulfreundin Lynette einem Mord zum Opfer gefallen ist. Als Beide in seine Heimatstatt reisen, um an der Beerdigung teilzunehmen, bittet Rafe seine Frau im Anschluss darum, bei der Aufklärung des Mordes die örtliche Polizei zu unterstützen. Die ehemalige FBI-Agentin ist überrascht, stimmt dem aber zu und informiert ihren Mentor Tom Pieper über den Fall. Zusammen mit der örtlichen Polizei beginnen sie mit ihren Ermittlungen und stoßen schon bald auf eine Internetseite, in der ein „Professor“ mit dem Pseudonym „Cain42“ Anleitungen für das perfekte Morden gibt. Kurz darauf wird ein Baby entführt und der Mörder droht mit dessen Ermordung, wenn die Ermittlungen nicht sofort eingestellt werden.

Auch der zweite Fall von Esme Stuart und Tom Pieper ist wieder absolut nichts für schwache Nerven, denn die Mordmethoden – und dies sind einige – sind wieder ziemlich grausam und Joshua Corin versteht es geschickt, hier gerade so viel zu erzählen, dass das Kopfkino problemlos funktioniert. Aber es waren nicht nur die Mordmethoden, die einem eine Gänsehaut bereiten, sondern vor allem die Gefühlskälte, mit welcher der Mörder agiert.

Joshua Corin legt den Fokus zumeist auf die Ermittlungen von Tom und Esme, allerdings geht er zwischendurch immer mal wieder auf das Privatleben der Beiden ein und während dieses sich für Tom außerordentlich positiv gestaltet, steht Esme mit ihrer Ehe an einem Scheideweg. Die Grausamkeiten von Galileo aus dem ersten Teil wirken in der Familie immer noch nach, Rafe setzt Esme unter Druck und umso überraschter ist sie dann, als Rafe sie bittet, den Mord an Lynette aufzuklären. Doch diese Einblicke nehmen die Spannung nur wenig aus dem Thriller, da es dem Autor wieder sehr gut gelingt, die privaten Szenen wie nebenbei in die Story mit einfließen zu lassen und da sein Schreibstil extrem temporeich und fesselnd ist, stört es zwischendurch überhaupt nicht, wenn die Spannung wenigstens etwas herausgenommen wird.

Die Geschichte ist jetzt nicht unbedingt neu, vieles hat man in abgewandelter Form schon einmal gelesen, aber Joshua Corin gelingt es gut, mit unerwarteten Wendungen und neuen Aspekten einen immer mal wieder zu überraschen. Angenehm ist auch, dass der Autor seine Protagonistin nicht als Überfrau darstellt, sondern Esme darf Fehler und Macken haben, darf unsicher sein, an sich selbst zweifeln, aber ist dennoch tough und selbstbewusst genug, um sich den grausamen Morden des Täters zu stellen und sich aktiv an den Ermittlungen zu beteiligen. So wirkt die Mutter einer 6-jährigen Tochter in ihren Handlungen durchweg authentisch und sehr sympathisch.

Wie schon erwähnt, bekommt man bei der Beschreibung des Mörders problemlos eine Gänsehaut, so völlig emotionslos und kaltblütig agiert dieser. Gelegentlich widmet der Autor ihm auch das eine oder andere Kapitel und man merkt schnell, dass Esmes Gegner ein hochintelligenter, psychisch kranker Mensch ist, der es perfekt versteht, in der Menge unterzutauchen, um nicht aufzufallen und dem FBI immer mindestens einen Schritt voraus zu sein scheint.

Fazit: Auch wenn die Story nicht unbedingt neu ist, so gelingt es Joshua Corin problemlos einen mit seinem fesselnden und packenden Schreibstil an seinen temporeich und extrem spannenden Thriller zu binden und hierbei auch noch mit gut herausgearbeiteten Charakteren aufwarten kann.

Bewertung vom 06.06.2012
La Nera
Mancini, Claudio M.

La Nera


ausgezeichnet

Als Grundlage für seinen neuesten Mafia-Roman hat der in Deutschland lebende Italiener Claudio M. Mancini das Phänomen der weiblichen Paten genommen und lehnt so seine Figur Sophia an reale Vorbilder an. Der Autor hat Kontakte zur sizilianischen Staatsanwaltschaft und zu Anti-Mafia-Ermittlern und hierdurch wirkt sein Roman, den man unbedenklich als Thriller bezeichnen kann, sehr gut recherchiert und wirklichkeitsnah.

Claudio M. Mancini hat seinen Mafia-Roman in zwei Teile gegliedert. Im ersten Teil, der von 1985 bis 1991 spielt, lernt man Sophia kennen, die BWL studiert und zusammen mit ihrem Bruder Tomasso und ihrem Vater in einem kleinen Bergdorf nahe Corleone lebt. Eines Tages ist die bis dahin lebenslustige, rassige, junge Frau einem grausamen Erlebnis ausgesetzt, welches ihr weiteres Leben für immer beeinflussen wird. Einige Jahre nach diesen fürchterlichen Erlebnissen heiratet sie den attraktiven Schönheitschirurg Giulio Saviani und unterstützt ihn aktiv bei seinen Geschäften. So erfährt sie auch bald, wie der Mafiaclan sein eigentliches Geld verdient.

Im 2. Teil, der die Jahre 1991 bis 2010 behandelt und den Hauptteil des Buches einnimmt, wechselt der Autor regelmäßig die Perspektiven und so lernt man auch die gefährliche Arbeit der Anti-Mafiaermittler kennen, wie auch die der Staatsanwältin, die ohne Bodyguards keinen Schritt mehr machen kann. Während Claudio M. Mancini den ersten Band recht zügig und straff erzählt, geht er ab 1991 mehr in die Details und zeigt auf, wieweit die Beziehungen der Mafia in die Regierung reichen, wie den Ermittlern oft die Hände gebunden sind, ihnen Steine von verschiedenen Seiten in den Weg gelegt werden und welche Risiken sie bei der Aufdeckung von Mafia-Clans eingehen müssen. Und auch auf die unterschiedlichen Geschäfte der Mafia geht der Autor explizit ein, zeigt auf, wie blutig die Machtkämpfe unter den Mafiaclans sind und er erzählt natürlich die Geschichte von Sophia weiter.

Claudio M. Mancinis Schreibstil ist jederzeit mitreißend, fesselnd und flüssig. Zudem nimmt sich der Autor immer mal wieder Zeit, einem die Landschaft Siziliens und die Lebensweise der Sizilianer näher zu beschreiben. Dies wie auch seine sehr realistisch erzählte Geschichte sorgen dafür, dass der Roman jederzeit atmosphärisch dicht erzählt wirkt.

Zudem verschönt er nichts. Zwar sorgt der erste Teil des Romans dafür, dass man stellenweise die Rachgefühle und somit die Handlungen von Sophia nachvollziehen kann, allerdings stellt er Sophia alles andere als sympathisch dar, sondern beschreibt sie als eine zumeist gefühlskalte, knallharte Frau, die tablettenabhängig ist und einzig und allein nur noch für ihre Rache lebt und hierbei im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen geht. Auch bei den weiteren Charakteren verschönt er nichts, Verräter werden gnadenlos nach bester Mafiamethode ermordet und dabei sind so manche Mordmethoden auch nichts für schwache Nerven. Und alle agieren durchweg realistisch und überzeugend, oft aber auch so, wie man es nun von ihnen erwartet. Hierbei sind alle Figuren detailreich beschrieben, sodass eine Verwechslung ausgeschlossen ist und sollte man sich doch einmal unsicher sein, am Anfang des Romans sind die wichtigsten Figuren aufgeführt.
Fazit: Ein überaus spannender und sehr wirklichkeitsnah erzählter Mafia-Roman, der durch authentisch agierende Charaktere und einer komplexen Story jederzeit überzeugt.

Bewertung vom 30.05.2012
Die Tochter des Münzmeisters
Henneberg, Marion

Die Tochter des Münzmeisters


sehr gut

Man sollte sich nicht von der Inhaltsangabe vom Buchrücken täuschen lassen, die Liebesgeschichte zwischen Henrika und Randolf ist eher ein Nebenschauplatz, das Hauptaugenmerk legt die Autorin eindeutig auf die politischen Intrigen zwischen dem salischen König Heinrich und den Sachsenfürsten. Mitten in diese Ränkespiele gerät auch Henrika, während sie gleichzeitig versucht, hinter das schreckliche Familiengeheimnis zu kommen und mehr über ihre Mutter Hemma zu erfahren. Denn die traumatischen Erinnerungen belasten ihre Großmutter, ihren Vater wie auch ihre beiden Onkel sehr und nur bruchstückhaft wird die junge Frau in die Vergangenheit eingeweiht.

Mit dem Prolog schildert Marion Henneberg ihren Lesern die schrecklichen Geschehnisse auf der Kaiserpfalz, bei der Hemma ihren Vater verlor. Danach macht die Autorin einen Zeitsprung von 16 Jahren und man ist bei dem einfachen und anfangs glücklichen Leben von Henrika als Tochter des Münzmeisters dabei. So wie Henrika erfährt man durch Rückblenden so nach und nach die weiteren Erlebnisse von Hemma, kommt einem Familiengeheimnis auf die Spur und wird über eine hinterhältige Intrige gegen ihren Großvater informiert.

Aber auch das Leben von Randolf von Bardolfsburg lernt man kennen und somit auch die politischen Wirrungen und Ränkespiele, die sich im 11. Jahrhundert zwischen dem jungen König Heinrich und den Sachsenfürsten abspielten, da Randolf ein enger Vertrauter des Königs ist. Und hier merkt man mal wieder, dass Marion Henneberg hervorragend recherchiert hat. Mit ihrem bildhaften, unterhaltsamen und der damaligen Zeit angepassten Schreibstil gelingt es ihr so mühelos, die komplizierten Machenschaften und geschichtlichen Hintergründe einem farbig, anschaulich und fesselnd näher zu bringen.

Die Story entwickelt sich durchweg unterhaltsam und stellenweise richtig spannend. Die historischen Informationen, die immer wieder einfließen, sind zwar oft sehr detailliert, dennoch zumeist informativ und kurzweilig. Nur zum Schluss hatte ich das Gefühl, dass sich die Ereignisse etwas zu sehr überschlagen und auf den letzten Seiten einfach zu viel auf einmal passiert.

Durch die anfängliche Fülle der verschiedenen Mitwirkenden benötigt man ein klein wenig, bis man einen Überblick erhält. Allerdings gelingt es der Autorin sehr gut, ihren verschiedenen Charakteren rasch ein Profil zu geben, sodass Verwechslungen schnell ausgeschlossen sind.

Im Fokus steht natürlich die junge, etwas dickköpfige und für die damalige Zeit ziemlich selbständig agierende Henrika. Die junge Frau fügt sich nur stellenweise ihrem Schicksal, rebelliert verhalten auch einmal dagegen auf, ist politisch interessiert und wirkt sehr herzlich und sympathisch. Ritter Randolf ist eher ein etwas verschlossener Charakter, der treu zu seinem König steht, ritterlich und mutig auftritt, dennoch Gefühle zeigen darf und erfolglos gegen seine Liebe zu Henrika ankämpft, die durch seine Ehe mit Bethane natürlich nicht sein darf.

Fazit: Ein unterhaltsam erzählter Historischer Roman, der durch ausgefeilte Charaktere, einer informativen und stellenweise sehr spannenden Story und einem hervorragenden Hintergrundwissen der Autorin überzeugen kann.

Bewertung vom 27.05.2012
Der Thron der Barbaren / Ancient Blades Bd.3
Chandler, David

Der Thron der Barbaren / Ancient Blades Bd.3


sehr gut

Gelungener Abschluss einer fantastischen Trilogie

Durch ihre Erlebnisse bei den Elfen haben Malden, Sir Croy und Cythera den Barbaren den Weg freigemacht, um im Westen in das Reich Skrae einzufallen, angeführt von Mörgets Vater, dem großen Häuptling seines Volkes. Während Sir Croy versucht in Helstrow den König und seine Tochter zu retten, machen sich Malden und Cythera nach Ness auf, um die freie Stadt vor der Invasion der Barbaren zu warnen. Doch in der Metropole der Diebe herrscht das Chaos und Gildenmeister Cutbill ist spurlos verschwunden. Gelingt es Malden, die Bürger von Ness auf den Ansturm der Barbaren vorzubereiten?

David Chandler steigt fast direkt mit dem Ende des zweiten Bandes in die Story ein und wechselt während des gesamten Fantasy-Romans ständig die Handlungsstränge. So erfährt man zum einem wie die Barbaren in das Reich eindringen und hinter sich eine blutige Spur hinterlassen und ist zum anderen bei Sir Croys Versuchen dabei, die Königsfamilie zu retten. Hierbei erhält er tatkräftige Unterstützung anderer Ancient Blades, die dem Ruf des Königs gefolgt sind.

Und natürlich dürfen auch Malden und Cythera nicht fehlen. Mittlerweile weiß Cythera von Maldens Liebe zur ihr und auch sie ist sich ihrer Gefühle zu dem Dieb nun sicher. Allerdings hat ihre Mutter Cothura etwas andere Pläne mit ihr, welche die Liebe der Beiden gefährden könnte. Von all dem ahnt Sir Croy nichts und ist nach wie vor noch davon überzeugt, dass Cythera ihn liebt, brav in Ness auf ihn wartet und den Ritter nach seiner Rückkehr in der freien Stadt heiraten wird.

Hauptsächlich dreht sich die Handlung aber im Abschluss der Trilogie um die Schlachten, welche die Barbaren auf ihrem blutrünstigen Weg quer durchs Land ausfechten und welchen Mühen und Problemen Malden sich in Ness gegenübersieht. Denn durch das Verschwinden von Cutbill benötigt die Gilde dringend einen neuen Meister und hierfür scheint nur Malden geeignet zu sein. Tatkräftige Unterstützung erhält er dabei vom Zwerg Slag. Aber auch die Zwergin Balint hat die Abenteuer aus dem zweiten Band überlebt und spielt ebenfalls eine nicht unbedeutende Rolle im Abschlussband.

Die Erzählweise von David Chandler ist wieder sehr bildhaft, locker, flüssig und jederzeit unterhaltsam und fesselnd. Gelegentlich blitzt auch die humoristische Erzählweise des 1. Bandes durch, besonders wenn der Autor die Zwergin Balint zu Wort kommen lässt, die kaum einen Satz ohne einen Fluch beenden kann. Das Tempo der Story zieht während deren Verlauf immer mehr an, ist fast durchgehend spannend, fantasievoll erzählt und jederzeit unterhaltsam. Detailreich beschreibt der Autor wieder die verschiedenen Städte und das Land Skrae, sodass man problemlos in diese Fantasywelt eintauchen kann und alles schnell bildlich vor sich sieht.

Die Charaktere, besonders Malden, entwickeln sich weiter, überraschen auch immer mal wieder in ihrem Verhalten und sind detailreich beschrieben. Viele alte Bekannte tauchen im Verlauf der Geschichte wieder auf, aber auch einige Neue, wie die Königstochter Bethane oder deren Vater, lernt man während des Lesens kennen.

Fazit: Gelungener Abschluss einer fantastischen Trilogie, in der es dem Autor mühelos gelingt, einem das Königreich Skrae und besonders die freie Stadt Ness zu beschreiben und wieder Charaktere geschaffen hat, die durchweg überzeugen können. Zudem ist die Story fantasievoll, abwechslungsreich und spannend erzählt und kann sogar zum Schluss noch überraschen.

Bewertung vom 14.05.2012
Friesensturm / Friesland-Krimi Bd.1
Böckli, Birgit

Friesensturm / Friesland-Krimi Bd.1


sehr gut

In ihrem Krimidebüt steigt Birgit Böckli mit dem Tod von Bergs Schwester in die Story ein, um dann sofort zum ersten Tag des Kommissars auf Spiekeroog zu wechseln. Das erste Willkommen mit dem Revierleiter Theo Herrlich gestaltet sich mehr als schwierig, fühlt er sich doch durch Bergs Anwesenheit in seinen Befugnissen beschnitten. Viel Zeit bleibt Berg jedoch nicht zum Einleben und Einarbeiten, denn schon die Woche darauf findet ein Spaziergänger die Leiche von Walter Riemann in den Dünen. Die Zusammenarbeit mit dem Revierleiter ist weiterhin angespannt und so ist Berg nicht böse, dass Freda Althuis die Leitung der Ermittlungen übernimmt.

Diese gestalten sich komplizierter als gedacht, zwar sind die Friesen äußerst freundlich, aber auch sehr verstockt und gegen diese eingeschworene Gemeinde ist nur schwer anzukommen. Es sind von Anfang an keine Verdachtsmomente vorhanden, die standardmäßige Befragung der Ehefrau führt die Ermittler nicht weiter, doch ganz offensichtlich scheint die 14-jährige Tochter Marie mehr zu wissen als sie zugibt, zumal auch ihr ganzes Verhalten den beiden Kommissaren Rätsel aufgibt. Als dann ein zweiter Toter auftaucht und Berg von einem Mord ausgeht, kommt es zum Eklat zwischen Theo Herrlich und ihm.

Mit viel Lokalkolorit erzählt die Autorin ihren Krimi und konzentriert sich hier vornehmlich auf die reine Ermittlungsarbeit der beiden Kommissare. Althuis und Berg kommen relativ gut miteinander aus, auch wenn sich Berg sehr verschlossen gibt und jeglichem privaten Kontakt aus dem Weg geht. Im Verlauf der Story kommen viele Fragen auf, auf die es zum Teil lange Zeit keine Antwort gibt, die Kommissare fischen im wahrsten Sinne des Wortes im Trüben, verzweifeln fast, weil einfach kein Ermittlungsansatz gefunden werden kann, das Wetter ist für Juni mehr als mies und dann gibt es auch noch eine Sturmwarnung. Birgit Böckli hat einen sehr einnehmenden, ruhigen und fesselnden Erzählstil. Sie versteht es gut, die Spannung kontinuierlich zu steigern, kaum Anhaltspunkte zur Klärung des Falls zu liefern und so ein Miträtseln bis zum Schluss zu garantieren. Die Auflösung ist schlussendlich glaubhaft und schlüssig umgesetzt.

Ein kleines Manko waren für mich nur die Charaktere. Mir fiel es etwas schwer, sofort eine Vorstellung von Thomas Berg zu bekommen, dies hat schon eine kleine Weile gedauert und lag nicht daran, weil Berg eh ein unnahbarer Typ ist. Auch Freda Althuis war für mich nicht sofort greifbar, dies gab sich jedoch alles im Verlauf der Story und ich empfand es jetzt auch nicht als so störend, da einfach die Story von Anfang an überzeugt. Alle Charaktere sind aber sehr authentisch beschrieben, dürfen Ecken und Kanten haben, einige bleiben auch etwas undurchschaubar, was die Suche nach dem Mörder und dem Motiv zusätzlich erschwert.

Fazit: Ein gelungenes Krimidebüt mit einer spannenden, nicht vorhersehbaren Story, die mit viel Lokalkolorit versehen ist.

Bewertung vom 07.05.2012
Todesmelodie / Julia Durant Bd.12
Franz, Andreas, Holbe, Daniel

Todesmelodie / Julia Durant Bd.12


ausgezeichnet

Stairway to Heaven

Gerade einmal vier Wochen ist Julia Durant wieder im Dienst, da wird sie zu einem Tatort gerufen. Nach einer Studentenparty liegt die amerikanische Austauschstudentin Jennifer Mason ermordet in ihrem WG-Zimmer. Die Ermittlungen laufen sofort auf Hochtouren und schnell sind die mutmaßlichen Täter gefunden und verurteilt. Zwei Jahre später. Ein Student wird grausam gefoltert und ermordet aufgefunden und einer Beamtin aus Julia Durants Team fallen Ähnlichkeiten zu dem zwei Jahre zurückliegenden Mord an Jennifer Mason auf. Es kommt schon bald der Verdacht auf, dass der Täter immer noch frei herumläuft und es soll auch nicht bei dem einen Mord bleiben.

Nach ihrer Entführung kehrt Julia Durant nach gut 1 Jahr wieder in den Dienst zurück. Obwohl sie sich gesund fühlt, halten ihre Vorgesetzten sie nicht für voll einsatzfähig und so ist sie bei den Ermittlungen am Mord von Jennifer Mason auch nur am Rande beteiligt. Ganz anders sieht es zwei Jahre später aus. Julia muss vertretungsweise die Aufgaben ihres Chefs übernehmen und koordiniert vom Schreibtisch aus die Ermittlungen im neuen Mordfall.

Durch den Tod von Andreas Franz im März 2011 wurde Daniel Holbe vom Verlag beauftragt, den Krimi um Julia Durant und ihrem Team fertig zu stellen und dies ist ihm wirklich hervorragend gelungen. Die Story entwickelt sich von Anfang an sehr komplex, undurchsichtig und überrascht immer wieder mit neuen Wendungen. Da stört es auch nicht, dass man bereits früh die Identität des Täters erfährt und dieser immer mal wieder zu Wort kommt, denn selbst hier gibt es noch einige Überraschungen, die man so niemals vorausgesehen hätte. Während des kompletten Krimis ist auch kein unterschiedlicher Schreibstil erkennbar, sondern dieser ist von Anfang an sehr fesselnd und flüssig und zieht einen fast augenblicklich in seinen Bann.

Hautnah ist man bei den Ermittlungen des Frankfurter K11-Teams dabei, die akribisch der noch so kleinsten Spur nachgehen und hierdurch nach und nach immer mehr Puzzleteile zusammensetzen können. Die Handlungsstränge wechseln zwischen Julia Durant und Frank Hellmer, wobei auch deren Privatleben nicht zu kurz kommt, was jedoch gut dosiert ist und keineswegs die Spannung drosselt. Und wie schon erwähnt, lernt man auch die kranke Psyche des Mörders kennen, der eiskalt mordet und es fast perfekt versteht, seine Spuren geschickt zu verwischen und mit seinem smarten, unauffälligen Auftreten alle zu täuschen vermag.

Selbst wenn man die vorherigen Bände der Julia-Durant-Reihe nicht kennen sollte, kann man diesen Krimi problemlos lesen. Es wird sehr viel Wert auf ausgefeilte, facettenreiche Charaktere gelegt, sodass man von jedem Mitwirkenden fast augenblicklich ein Bild vor Augen hat. Und zu Julia Durants Entführung, die sie zu einer Auszeit gezwungen hatte, wird im Verlauf des Krimis genügend eingegangen, sodass man sich hiervon auch ein ausreichendes Bild machen kann.

Fazit: Ein von der ersten Seite an rasanter, hochspannender Krimi mit einer sehr komplexen Story, die bis zum Schluss Überraschungen bietet und die mit wunderbar herausgearbeiteten Charakteren aufwarten kann.

24 von 40 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.05.2012
Menschenopfer / Kommissar Lenz Bd.9
Gibert, Matthias P.

Menschenopfer / Kommissar Lenz Bd.9


sehr gut

Lenz‘ neunter Fall

Hideo Asami ist Küchenhilfe in einem Kassler Sushi-Restaurant. Seit Tagen plagt ihn Unwohlsein und als ihm dann auch noch büschelweise die Haare ausfallen, verschwindet er spurlos. In einer Gartenkolonie brennt einige Zeit später eine Gartenlaube ab, in ihr findet die Feuerwehr drei Leichen. Hauptkommissar Paul Lenz übernimmt den Fall und als feststeht, dass alle Drei gewaltsam zu Tode kamen, laufen die Ermittlungen auf Hochtouren. Zur gleichen Zeit ist die junge Japanerin Watane auf der Suche nach ihrem Freund, der auch als Küchenhilfe arbeitete und obwohl schwer krank, ebenfalls spurlos verschwunden ist.

In seinem neunten Fall kämpft Paul Lenz erst einmal mit der magischen Zahl 50, denn sein Geburtstag rückt als näher und Paul hat mit diesem Tag ein Problem, bis ihm seine zukünftige Ehefrau Maria den Kopf zurechtrückt. So stürzt er sich dann auch voller Elan in den neuen Fall, der anfangs so gar keine Ermittlungsansätze bietet.

Hierbei ist man als Leser stellenweise dem Hauptkommissar und seinem Team bei dem Fall etwas voraus, da Matthias P. Gibert immer mal wieder die Handlungsstränge wechselt und man so schon bald feststellt, dass die Morde eng in Verbindung mit einem handfesten Lebensmittelskandal stehen. Doch wie die illegalen Machenschaften genau ablaufen und warum die 3 Menschen sterben mussten, erfährt man erst ziemlich zum Schluss des Falls.

Die Spannung ist zumeist durchweg vorhanden, wird allerdings immer mal wieder durch private Szenen aus Lenz‘ Leben unterbrochen, was jedoch immer unterhaltsam ist. Die Story geht immer mal wieder überraschende Wege, die so nicht unbedingt vorhersehbar sind, allerdings hatte ich fast durchgehend den Eindruck, dass der Fall dieses Mal hauptsächlich durch Kommissar Zufall gelöst wurde, als das Lenz‘ Ermittlungen entscheidend zur Lösung beigetragen hätten. Dies empfand ich allerdings jetzt keineswegs als störend.

Etwas gestört dagegen hat mich der fast durchgehend sehr flapsige Umgang zwischen Lenz und seinem Team. Klar merkt man hierdurch sofort, dass zwischen ihnen ein sehr kollegiales, teilweise freundschaftliches Verhältnis besteht, aber bei dem brisanten Thema wären mir manchmal etwas weniger flapsig, lockere Dialoge lieber gewesen. Seine Charaktere sind dagegen wieder hervorragend herausgearbeitet und überzeugen durchweg bis in die kleinste Rolle.

Fazit: Matthias P. Gibert verarbeitet in seinem neuesten Fall ein hochaktuelles Thema zu einem zumeist spannenden Krimi mit wieder überzeugenden Charakteren.

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.