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urmeli

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Insgesamt 497 Bewertungen
Bewertung vom 16.05.2017
Das Einstein Enigma / Tomás Noronha Bd.1
Dos Santos, José R.

Das Einstein Enigma / Tomás Noronha Bd.1


sehr gut

Der portugiesische Kryptanalyst Tomas Noronha wird beauftragt, ein Manuskript zu entschlüsseln. Dieses besondere Manuskript befindet sich in Teheran und der Urheber ist Albert Einstein. Nicht nur der Iran, auch die Amerikaner sind an dem Inhalt des Schriftstückes interessiert, das den Titel "die Gottesformel" trägt und nach Meinung des Militärs und der Regierungen eine Anleitung zum Bau einer einfachen Atomrakete beinhaltet. So gerät Tomas Noronha nicht nur zwischen diese beiden sich bekriegenden Geheimdienste sondern auch in Lebensgefahr. Ariana, eine iranische Wissenschaftlerin, soll ihm bei der Entschlüsselung helfen, die Beiden kommen sich näher, er verliebt sich in sie, doch spielt auch sie ein doppeltes Spiel? Tomas bezweifelt die Bauanleitung, viel mehr deutet auf die wissenschaftliche Entschlüsselung über den Urknall, über die Entstehung des Universums und den Nachweis über Gott.
Der Roman ist einerseits ein Spionageroman, anderseits ein hoch wissenschaftlicher Roman mit vielen Erklärung der Entwicklung des Universums anhand mathematischer, physikalischer und chemischer Prozesse. Für einen Laien sind diese Erklärung teilweise schwer verständlich und ermüdend, für einen naturwissenschaftlich interessierten eine Bereicherung. Eine Kleinigkeit wie der Flügelschlag eines Schmetterlings kann die ganze Welt verändern.

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Bewertung vom 16.05.2017
Demnächst in Tokio
Seewald, Katharina

Demnächst in Tokio


ausgezeichnet

Mit 18 Jahren wird Elisabeth auf Drängen ihres Vaters mit dem sehr viel älteren Ernst Wilhelm von Traunstein verheiratet. Auch für ihn ist es eine arrangierte Ehe. Um aus dem Nazideutschland zu entkommen und den Posten in der Botschaft zu erhalten ist eine Ehefrau an seiner Seite notwendig. Für Elisabeth ist alles neu und unbekannt, die Ehe, ihr Mann und das fremde Japan, wie das Leben in der Botschaft, in der sie von allen misstrauisch beäugt wird. Von ihrem Vater ist sie Gewalt und Gehorchen gewohnt, eine Frau hatte sich zu fügen. Wie anders ist das Leben in Tokio. Ihr Mann lässt ihr alle Freiheiten, er sucht noch nicht einmal ihr Schlafzimmer auf. Als der Freund ihres Mannes, Alexander, zu ihnen zieht und als sie von ihm schwanger wird, ist das Glück bei allen Dreien komplett. Doch die Spitzel der Nazis und die Gräueltaten verschonen auch das ferne Japan nicht. Die glückliche Zeit scheint vorbei zu sein.
Ein Roman, der die politischen Aspekte der Nazizeit in Japan genauso beleuchtet wie die persönlichen Belange und Gefühle einer jungen Frau in einem fremden Land, die Rolle der Frau zu dieser Zeit ebenso wie die Verfolgung der Juden. Detailgenau, mit viel Wärme und Anteilnahme, spannend geschrieben.

Bewertung vom 16.05.2017
Die Morde von Morcone / Robert Lichtenwald Bd.1
Ulrich, Stefan

Die Morde von Morcone / Robert Lichtenwald Bd.1


sehr gut

In dem idyllischen Dorf Morcone in der Toskana möchte der Münchener Strafverteidiger Robert Lichtenwald sein Leben überdenken. Vor Jahren hat er dem Comte ein Rustico, ein Bauernhaus, abgekauft. Bei einem Spaziergang mit dem Comte entdecken sie in einer verlassenen Abtei einen Toten. Ein Hermaphrodit als Prostituierte(r) wurde ermordet und mit einem Buchstaben geritzt. Was bisher als einzelne Tat galt wird bei der nächsten gefundenen Leiche zum Serientäter, auch diese Person wurde mit einem Buchstaben gekennzeichnet. Durch die seltsame Hobby-Lokalreporterin Giada Bianchi wird Robert immer mehr in die Recherchen hineingezogen und gerät in Gefahr.
Ein Thriller mit immer neuen Wendungen, durch jeden Hinweis ist man auf einer anderen Spur. Sehr interessant geschrieben welches zum Nachdenken über das eigene Handeln, über Fanatismus und die eigene politische Meinung anregt. Dieses alles hinter der idyllischen Landschaft der Toskana.

Bewertung vom 11.04.2017
Die Zeit der Ruhelosen
Tuil, Karine

Die Zeit der Ruhelosen


ausgezeichnet

Die Ruhelosen, Menschen die getrieben sind von Ehrgeiz, Perfektion, Kampfgeist, sind in dem Roman von Karine Tuil der erfolgreiche, von sich überzeugte Geschäftsmann Francois Vely, der nach dem Selbstmordtod seiner Frau inzwischen mit Marion, einer Schriftstellerin verheiratet ist. Sein Vater Paul trug bei seiner Geburt den Namen Levy, die gesamte Familie wurde von den Nazis umgebracht, nur Paul überlebte. Da ihm die Religion nie wichtig war und er mit einer Katholikin verheiratet war wurde Francois im christlichen Glauben erzogen. Doch Jahre später holt ihn die jüdische Vergangenheit ein.
Ein weiterer Protagonist ist Romain, gerade erst traumatisiert aus Afghanistan zurück. Bei einem Erholungsaufenthalt auf Zypern lernt er Marion kennen und lieben. Doch beide sind anderweitig gebunden.
Osman Diboula stammt aus armen Verhältnissen, aufgewachsen im Randgebiet von Paris. Seine Eltern sorgten für eine gute Ausbildung, er arbeitete sich hoch bis in den Elyseepalast in dem er auf Sonia trifft, wie er schwarzer Hautfarbe, jedoch mit einem gänzlich anderen Hintergrund. Er, der als Sozialarbeiter versuchte, hoffnungslosen Menschen eine Zukunft zu geben soll nun im Außenministerium politisch aktiv werden.
Verschiedenste Biografien und Persönlichkeiten werden in diesen Roman beschrieben, allen eint der Wunsch nach Erfolg, die Welt zu verbessern und persönlichem Glück. Anspruchsvoll und doch leicht lesbar, teilweise erschütternd und immer nachdenklich machend, ist dieses ein ganz hervorragend geschriebener Roman.

Bewertung vom 11.04.2017
Die Geschichte der Bienen / Klima Quartett Bd.1
Lunde, Maja

Die Geschichte der Bienen / Klima Quartett Bd.1


ausgezeichnet

Die Geschichte der Bienen ist auch unsere eigene Geschichte, denn wenn die Bienen sterben, sterben auch wir. Wir wissen um die Gefahr und verändern unser Verhalten dennoch nicht. Wir nutzen die Bienen, wie William 1852 in England, der sich mit dem Bau neuartiger, besser nutzbarer Bienenkörbe, beschäftigte. Er war besessen davon, Ruhm zu ernten, seinem einzigen Sohn und seinem Professor gegenüber, doch andere waren schneller und besser als er. Einzig seine Tochter Charlotte teilte sein Interesse an den Bienen.
In einem weiteren Handlungsstrang beschäftigt sich der in Ohio im Jahre 2007 lebende Imker George mit dem Bau besonderer Bienenstöcke damit es seinen Bienen besser geht als denen in industriell gefertigten. Sein einziger Sohn Tom, der einmal die seit Generationen in Familienbesitz befindliche Bienenfarm übernehmen soll, möchte lieber Journalist werden. Doch auch diese besonders gepflegten Bienen erteilt das gleiche Schicksal wie den meisten in den USA, das mysteriöse Bienensterben hat begonnen.
China, das Land in dem es begonnen hat, ist im Jahr 2098 schon weiter, dort wird die Arbeit der Bienen von Menschen mit Handbestäubung erledigt. Tao ist eine von den Arbeiterinnen, die alles daran setzt, dass es ihrem kleinen Sohn Wei-Wen einmal besser haben wird. Bei einem Ausflug passiert es, Wei-Wen liegt im Koma, doch warum und wo bringen sie ihn hin. Sie macht sich auf die Suche und entdeckt schreckliche Dinge.
Maja Lunde gelingt die Balance ein sehr ernsten Thema unterhaltsam und nachdenklich machend zu beschreiben. Die drei Handlungsstränge werden am Ende interessant zusammengeführt.

Bewertung vom 11.04.2017
Wer das Schweigen bricht
Borrmann, Mechtild

Wer das Schweigen bricht


ausgezeichnet

Als Robert Lubisch eine Fotografie seines kürzlich verstorbenen Vaters, aufgenommen kurz nach Kriegsende mit einer unbekannten Frau, findet, möchte er herausfinden um wen es sich handelt. Bei seinen Nachforschungen hilft ihm die Journalistin Rita Albers. Sie findet heraus, dass es sich bei der Frau um Theresa Peters handelt, die unbekannt verzogen ist, nachdem sie ihren Mann Wilhelm nach einem Streit als vermisst gemeldet hat . Kurz darauf wird Rita Albers ermordet.
Vordergründig geht es um die Lösung des Todesfalls von Rita Albers, das interessante der Handlung liegt jedoch Jahrzehnte davor. Eine Gruppe Jugendlicher kurz vor Kriegsausbruch, die sich ewige Freundschaft schwören und doch durch die Wirren des Weltkrieges selbst unterschiedliche Wege gehen und sich gegenseitig verraten.
Sehr geschickt verbindet Mechthild Borrmann die beiden Handlungen, die menschliche Psyche, die Schicksale der Protagonisten werden sehr detailliert beschrieben. Hingegen, krimiuntypisch, werden Gewalttaten nur kurz angerissen. Zur Recht ist dieser Kriminalroman ausgezeichnet worden. Ganz große Klasse.

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Bewertung vom 18.03.2017
Wenn ich jetzt nicht gehe
Dueñas, María

Wenn ich jetzt nicht gehe


ausgezeichnet

Mauro Larrea hat es als Einwanderer in Mexico City zu etwas gebracht. Mit nichts in der Tasche und zwei kleinen Kindern hat er als Bergmann gearbeitet und sich zum Besitzer ergiebiger Silberminen und einem Stadtpalast hochgearbeitet. 20 Jahre später steht er vor dem Ruin, der Bürgerkrieg in Amerika hat ihn stark verschuldet. Doch er gibt nicht auf. Er leiht sich Geld und versucht sein Glück auf Kuba. Verschlungen Wege führen ihn weiter, zurück in sein Heimatland Spanien, nach Jerez, der Weinstadt. Er trifft auf die Weinhändlerin Soledad Montalvo und auch wenn sie Familie hat, er verliebt sich in sie.
Dieser Roman ist eine Mischung aus Liebesroman und Abenteuer, viele verschiedene Ländern werden sehr anschaulich beschrieben, man kann es fühlen, wie dort gelebt und geliebt wurde. Besonders hat mir der Sprachstil gefallen, ob durch die Übersetzung oder bereits im Original, er ist äußerst melodiös, hat einen ganz besonderen Sprachrhythmus.

Bewertung vom 18.03.2017
Der letzte Überlebende
Pivnik, Sam

Der letzte Überlebende


sehr gut

Der Tatsachenroman berichtet über die Entwicklung von dem polnischen Juden Szlamek Pivnik zum Engländer Sam Pivnik. Sams 13. Geburtstag war der Beginn des 2. Weltkrieges und damit änderte sich abrupt sein bisherigen, behütetes Leben. Als Jude war er Verfolgungen ausgesetzt, die ihn und seine Familie bis ins KZ Auschwitz führten. Seine Familie wurde kurz nach der Ankunft vergast und verbrannt, er selbst zum Arbeitsdienst abkommandiert. Es wurde ihm nicht nur alles abgenommen, es gab kaum etwas zu essen und Folterungen, es wurde ihm vor allem die menschliche Würde genommen. Alles wurde vereinheitlich, es gab keine Persönlichkeit mehr. Es schaffte es zu überleben doch damit endet der Bericht noch nicht. Sein weiteres Leben verlief sehr unruhig, Stationen in England und Israel mit Kampfeinsätzen, die ihn nur mit viel Glück überleben ließen folgten bis seine endgültige Heimat London wurde.
Ein erschütternder Bericht über die Gräueltaten in Nazideutschland, über die Verfolgung, der Juden immer wieder ausgesetzt wurden. Sam Pivnik hat über sein Leben berichtet, aufgeschrieben hat es jemand anderes. Möglicherweise dadurch ist es sehr sachlich notiert, Emotionen kommen nicht so rüber. Altersbedingt gibt es Lücken in der Lebensgeschichte.

Bewertung vom 18.03.2017
Betrunkene Bäume
Dorian, Ada

Betrunkene Bäume


sehr gut

Katharinas Vater ist beruflich in Sibirien, mit der Mutter hat sie sich so zerstritten das sie ausreißt und einen Platz zum Schlafen sucht. Sie landet in der Nachbarwohnung des 80-jährigen Erich, der sichtlich Hilfe benötigt. Alleine schafft er es nicht mehr in den 5. Stock. Erichs Tochter Irina möchte ihm am Liebsten in einem Heim unterbringen, doch das geht gar nicht. Erich kann seine Wohnung nicht allein lassen. Die Liebe zu den Bäumen, die er damals in Sibirien untersuchte lässt ihn nicht los, sein Schlafzimmer ist ein kleiner Wald. Nachdem Erich erfolgreich die organisierte Hilfe von Irina los geworden ist freundet er sich mit Katharina an, der er im Gegenzug für die Hilfe im Haushalt so einiges über sein Leben erzählt.
Der Roman wechselt immer wieder von der Gegenwart in die Vergangenheit Erichs, so wie er es Katharina erzählt oder ihm in seinen Träumen wieder einfällt. Das Hörbuch wurde sehr gut eingelesen von Adam Nümm, die Zeitsprünge gut nachvollziehbar. Man erfährt einiges über Bäume und deren Erhalt, besonders im Permafrostboden. Es ist jedoch mehr eine Geschichte über Freundschaft, Verlorensein, Suchen und Finden, als über Natur und Naturvernichtung.

Bewertung vom 21.02.2017
Das geträumte Land
Mbue, Imbolo

Das geträumte Land


ausgezeichnet

Jende Jonga sieht für sich keine Zukunft mehr in Kamerun. Neni, die Frau die er liebt und mit der er sogar einen kleinen Jungen hat darf er nicht heiraten, da er für den Vater von Neni nicht reich genug ist. Mit finanzieller Hilfe seines Cousins bekommt er ein Flugticket nach New York und dort will er sein Glück versuchen. Mit Gelegenheitsjobs und einer armseligen Baracke hält er sich über Wasser, spart eisern und schafft es Neni und Liomi nachkommen zu lassen. Als er dann den begehrten Job als Fahrer des bei Lehman Brothers beschäftigten Clark Edwards bekommt träumen alle von einer guten Zukunft. Doch ihr Aufenthaltsstatus ist, wie bei vielen in den USA illegal. Als bei Lehman Brothers alles zusammenbricht verliert Jende seinen Job, zeitgleich als seine Tochter geboren wird. Neni hat bisher Pharmazie studiert und nebenbei gearbeitet, jetzt müssen sie sehen, wie sie überleben können.
Hoch interessant und aktuell schreibt Imbolo Mbue über die Träume eines besseren Lebens, nicht nur der Afrikaner, auch die Familie Edwards, die materiell im Überfluss lebt, ist nicht glücklich. Die unterschiedliche Kultur und Wertvorstellungen, die Wichtigkeit von Familie sind Themen dieses Romanes.