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Benutzername: 
Hornita
Wohnort: 
Augsburg

Bewertungen

Insgesamt 712 Bewertungen
Bewertung vom 09.05.2023
Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie / Die Dresden Reihe Bd.1
Stern, Anne

Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie / Die Dresden Reihe Bd.1


ausgezeichnet

Menschen und ihre Leidenschaften – schöner historischer Roman;
Da ich keinen Bezug zur Musik habe, war ich sehr neugierig, wie das in diesem Roman gestaltet wurde. Der Aufbau hat mich ein bisschen an Vicky Baums „Menschen im Hotel“ erinnert. Es gibt viele verschiedene Personen, die mit ihren individuellen Schicksalen um die Semper Oper kreisen. Das Ganze ist sehr gut gemacht, es werden verschiedene Erzählperspektiven dargestellt und die Musik fließt durch die Liebe der Figuren zur Musik in den Roman hinein. Wie man als Leser zur Musik steht oder was man darüber weiß, ist vollkommen egal. Die Geschichten und Schicksale der einzelnen Figuren fand ich sehr interessant und sie bilden gekonnt die damalige Zeit ab. Viele historische Details wurden recherchiert und ganz leicht und wie beiläufig in die Story eingebaut. Mir hat besonders gut gefallen, wie eine Welt im Aufbruch und der Kampf um Bürger- und Frauenrechte dargestellt wird. Ich würde gerne die Fortsetzung lesen und freue mich schon darauf. Der Schreibstil einwandfrei und lässt sich super lesen. Kleiner Kritikpunkt, der sich nicht auf den Inhalt auswirkt: Das Cover würde ich mir weniger plakativ und stattdessen mehr historisch wünschen und der Titel ist leider sehr sperrig und hat mir nicht geholfen, mir ein Bild über den Inhalt zu machen.

Bewertung vom 09.05.2023
Ein Hof und elf Geschwister
Frie, Ewald

Ein Hof und elf Geschwister


ausgezeichnet

Familien- und Agrargeschichte wissenschaftlich aufgearbeitet;
Titel und Klappentext haben mich direkt angesprochen. Das Buch hat meine Erwartungen voll erfüllt, da das Thema wissenschaftlich und interdisziplinär behandelt wird: Geschichte, Soziologie, Recht, Psychologie – es werden alle Disziplinen betrachtet, die betroffen sind. Diese Herangehensweise und Interviews der Geschwister fand ich sehr gelungen. Ich habe viel über die Geschichte des bäuerlichen Lebens erfahren, die Lebensbedingungen und juristischen Rahmenbedingungen. Der beschriebene Wandel ist riesig und findet innerhalb einer relativ kurzen Zeitspanne statt. Mir war vieles vorher nicht bewusst und ich habe durch dieses Buch ein neues Verständnis entwickelt. Der Autor kann seine Geschwister in drei Gruppen teilen, die ganz unterschiedliche Lebensumstände auf dem Hof und im Umfeld erlebt haben und entsprechend anders geprägt wurden. Den Zugang zu den Themen, den Ewald Frie als einer der Geschwister hat - kombiniert mit seiner wissenschaftlichen Ausbildung - ergibt eine stimmige, einmalige Zusammenstellung, die ich hochinteressant fand. Das Buch ist sehr lesenswert und ich könnte es mir z.B. für die Verwendung im Unterricht gut vorstellen.

3 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.05.2023
4 3 2 1 (4321)
Auster, Paul

4 3 2 1 (4321)


ausgezeichnet

Amerikanisches Epos;
Das komplette Leben von Archie Ferguson wird in vier Varianten erzählt, aber nicht ein Leben von vorne bis hinten, sondern immer einige Jahre in jeder Variante und dann die nächsten Varianten für die nächsten Jahre. Die Abschnitte entsprechen sich nicht zeitlich, sondern orientieren sich an wichtigen Ereignissen im Leben. Es ist sehr interessant, wenn auch anfangs schwierig, sich wieder zu erinnern. Mit den sich unterschiedlich entwickelnden Erzählsträngen wird es dann leichter, sich immer wieder rein zu finden. Das Buch ist gekonnt gemacht, vor allem wie manche Personen aus dem Umfeld in verschiedenen Varianten auftauchen oder wie sich das Leben und das Umfeld durch eine einzige Veränderung komplett anders entwickeln können. Jeder Zeitabschnitt pro Variante bildet ein Kapitel. Trotz seiner Länge war das Buch sehr kurzweilig. Bestechend fand ich die weise und intelligente Darstellung der verschiedenen Leben, da jedes Schicksalsschläge beinhaltet und immer Gutes und Schlechtes passiert. Die Bedeutung von Zufällen und den Personen, die man im Leben trifft, wird herausgearbeitet. Der Schreibstil, durch sehr lange Sätze charakterisiert, erinnert mich ein bisschen an John Irving und war sehr angenehm zu lesen. Ein Inhaltsverzeichnis hätte ich noch gut gefunden, aber diese formelle Kleinigkeit ändert nichts am großartigen Inhalt.

Bewertung vom 02.05.2023
Provence
Roig, Catherine

Provence


ausgezeichnet

Was für ein Buch!
Bei 100 Rezepten auf 368 Seiten kann man sich schon vorstellen, dass es nicht nur um Rezepte, sondern auch um die Region geht. Viele schöne Fotos von den Gerichten, den Produkten und der Landschaft wurden aufeinander abgestimmt. Dieses Buch hat ein sehr großes Format und ist richtig schwer. Dadurch wirkt es sehr hochwertig, ist aber im Handling etwas schwierig. Es ist in die verschiedenen Regionen der Provence aufgeteilt und in jedem Kapitel werden Personen vorgestellt, die die Rezepte beisteuern – zum Beispiel Familienrezepte oder auch aus einem Restaurant. Die Struktur ist ungewöhnlich, macht aber Sinn, da die jeweilige Region durch eine Landkarte vorgestellt und durch sehr schöne, stimmungsvolle Fotos beschrieben wird. Kleines Manko, dass die Fotoseiten nicht paginiert sind, was die Seitensuche manchmal erschwert. Am Ende des Buches findet sich ein Inhaltsverzeichnis einmal nach Rezeptnamen und einmal nach Zutaten, was sehr hilfreich ist. Die Rezepte an sich sind gut beschrieben, es gibt immer ein passendes Foto (nicht immer auf derselben oder gegenüberliegenden Seite), die Mengen- und Zeitangaben sind sehr hilfreich – also eine runde Sache. Die Auswahl der Gerichte hat mir auch sehr gut gefallen, ich fühlte mich direkt in die Provence versetzt. Die winzigen Kritikpunkte fallen für mich nichts Gewicht, dieses beeindruckende Buch hat 5 Sterne verdient.

Bewertung vom 02.05.2023
Happy Place
Henry, Emily

Happy Place


gut

Nicht mein Ding;
Mit dem Genre RomCom habe ich keine große Erfahrung und damit fehlen mir ein bisschen die Vergleichsmöglichkeiten zu ähnlichen Romanen. Der Schreibstil ist in Ordnung, man kann das Buch gut lesen, die Sprache ist aber eher einfach und die Sätze sind kurz. Die Geschichte wird aus Harriets Perspektive in zwei verschiedenen Zeitebenen erzählt: In der Gegenwart der gemeinsame Urlaub am Happy Place und in Rückblenden die Geschichte der Beziehung zwischen Harriet und Wyn. Die Story ist etwas weit hergeholt und bleibt oberflächlich und naiv. Positiv ist, dass es keine logischen Fehler oder Unstimmigkeiten gibt. Die Charaktere werden ganz gut beschrieben, passen für mich aber nicht so richtig zur Story. Gegen Ende versucht die Autorin, etwas mehr Tiefgang in die Geschichte zu bringen, allerdings passt das für mich auch nicht immer zu den Charakteren und wird nicht wirklich befriedigend vertieft. Da wäre mehr möglich gewesen. Die Buchidee fand ich ganz gut, aber die Umsetzung lässt Luft nach oben.

Bewertung vom 27.04.2023
Idefix und die Unbeugsamen - Der Wecker von Lutetia
Uderzo, Albert;Goscinny, René

Idefix und die Unbeugsamen - Der Wecker von Lutetia


ausgezeichnet

Macht Lust aufs Lesen!
Dieses Erstlesebuch hat mich vollkommen überzeugt und begeistert. Das Format – etwas größer als ein Taschenbuch, aber deutlich kleiner als ein Bilderbuch – ist sehr gut geeignet für Erstleser, die sich dadurch von Bilderbuchlesern abgrenzen können. Das robuste Cover mit dem entschlossenen Idefix zieht einen richtig an und auch im Buch gibt es viele schöne Abbildungen aus der TV-Serie. Die Schriftgröße ist für Erstleser geeignet und es wurde darauf geachtet, dass auf einer Doppelseite nie nur Text steht, sondern sich immer mit den passenden Illustrationen abwechselt. Die Geschichte ist nett und kindgerecht und mir hat es sehr gut gefallen, die berühmte Geschichte der Gallier mal aus tierischer Sicht erzählt zu bekommen. Auch hier werden verschiedene Charaktere und die Bedeutung von Freundschaft gezeigt. Die Sprache ist angemessen für Erstleser, aber durch manche Sprachwitze gibt es durchaus auch kleine Herausforderungen. Für mich eine gelungene Mischung, die viel Lust aufs Lesen macht!

Bewertung vom 27.04.2023
Was der Tag bringt
Schalko, David

Was der Tag bringt


sehr gut

Durchwachsen;
Für mich war es das erste Buch dieses Autors und der Klappentext hat mich neugierig gemacht. Der Schreibstil ist angenehm und nicht zu beanstanden. Nicht nur die Hauptfigur Felix hat Probleme einen Platz im Leben zu (wieder zu) finden und mit Langeweile, Daseinsberechtigung, identitätsstiftenden Tätigkeiten für sich einen Sinn zu finden. Allerdings war mir Felix aufgrund seiner Passivität unsympathisch, da er keinerlei Eigeninitiative oder Antrieb entwickelt. Es geht ihm vergleichsweise gut, aber er kommt nur auf passive Lösungen für seine Probleme. Er kommt gar nicht auf die Idee, irgendetwas zu arbeiten, um seine Eigentumswohnung nicht vermieten zu müssen. Die erste Hälfte des Buches war trotzdem interessant, dann aber wurde es mir zu metaphorisch und abgedreht. Vieles blieb unklar und es gibt wenig Lösungen für die Figuren und ihre Probleme, obwohl mir ad hoc ein ganzer Strauß an Möglichkeiten einfallen würde. Die erste Hälfte bekommt von mir vier Sterne, die zweite drei; und bei einer Entscheidung für volle Sterne habe ich aufgerundet, da ich die Idee und das Thema sehr interessant fand.

Bewertung vom 27.04.2023
Der letzte Sessellift
Irving, John

Der letzte Sessellift


gut

Déjà vu;
Vor gut 20 Jahren habe ich sehr viele Bücher von John Irving gelesen und mich sehr auf dieses Buch gefreut. Beim Lesen musste ich mich mehrfach vergewissern, dass es wirklich ein komplett neues Buch ist, da mir vieles irgendwie bekannt vorkam. Es fühlte sich durchweg so an, als würde ich das Buch schon kennen, da Irving seine bekannten Motive wieder verwendet hat. Die Personen und Situationen sind sehr skurril und werden wie gewohnt ungefiltert beschrieben und gut getroffen. Auch die Hauptfigur Adam, aus deren Sicht alles erzählt wird, war mir von Anfang an sympathisch. Sein Leben wird über Jahrzehnte begleitet und durch die vielen queeren Personen wirkt es sehr zeitgemäß, aber trotzdem typisch Irving. Der Erzählstil ist immer noch sehr ausufernd und es ging streckenweise wieder ums Ringen und vor allem Wintersportarten. Manchmal fühlt sich Vertrautes gut an, aber hier war das Déjà vu-Gefühl eher unangenehm und hat mein Lesevergnügen deutlich reduziert. Das sehr lange Buch war streckenweise wirklich viel zu lang.

Bewertung vom 27.04.2023
Going Back - Wo fing das Böse an?
McAllister, Gillian

Going Back - Wo fing das Böse an?


ausgezeichnet

Intelligent konstruiert und sehr spannend;
Die Geschichte wird aus Jens Perspektive erzählt, die in der Zeit immer weiter zurück geht und es gibt kurze Blenden auf die Perspektive eines jungen Polizisten Ryan, die chronologisch erzählt werden, die man aber zeitlich nicht einordnen kann. Es fühlt sich an, als würden zwei Züge aus verschiedenen Richtungen aufeinander zurasen und das macht die Spannung der sich anbahnenden Katastrophe aus. Man fragt sich unwillkürlich, was man selber in Jens Lage tun würde und ihre Gedanken und Handlungen sind absolut glaubwürdig und nachvollziehbar. Das Zeitreiseparadoxon wird nicht überstrapaziert, aber intelligent gelöst. Der Fokus liegt auf der Ursachenforschung der Tat und Jen recherchiert und beobachtet ihre Familie. Es gibt einige überraschende Twists und die Geschichte hat mich so gefesselt, dass ich sie in einem Rutsch gelesen habe. Ein tolles Buch mit einer intelligent konstruierten Story, die nachvollziehbar ist.

Bewertung vom 27.04.2023
In unseren Kreisen
Oswald, Georg M.

In unseren Kreisen


ausgezeichnet

Soziologisch ausgefeilt und sehr unterhaltsam;
Der Schreibstil ist sehr angenehm und flüssig mit einer leichten ironischen Note, was ich als sehr angenehm und unterhaltsam empfand. Die Figuren und ihre Ansichten, Lebenswelten und Milieus werden so treffend beschrieben, das man unweigerlich Parallelen zu bekannten Personen ziehen kann... Auch die exzentrische Erbtante und ihre Geschichte kann man gut nachvollziehen. Durch die gelungenen Beschreibungen und Analysen konnte ich mir vieles bildlich vorstellen. Mit dem unerwarteten Millionenerbe wird die Weltanschauung der Familie auf den Kopf gestellt und die drei Personen gewöhnen sich unterschiedlich schnell an die neue Situation. Die leichte Entfremdung Nikolais von seiner Frau und Tochter, die sich schnell anpassen, wird nachvollziehbar geschildert. Die Frage, wieviel Gewissen man sich leisten kann oder will und wo Schuld aufhört, wird ausführlich diskutiert und am Ende so gelöst, dass sie zu der Entwicklung der Personen gut passt und realistisch ist. Ich mußte oft schmunzeln und wurde während des ganzen Buches richtig gut unterhalten!