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narnia
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Bewertungen

Insgesamt 1135 Bewertungen
Bewertung vom 13.03.2011
Fallwind
Schweikle, Johannes

Fallwind


ausgezeichnet

Der Name Albrecht Ludwig Berblinger ist heute nur noch wenigen bekannt. Johannes Schweikle hat in diesem Roman dem Schneider von Ulm ein Denkmal geschaffen.

Seine Frau, Freunde von ihm und auch er selbst geben in diesem Buch Auskunft über den Spinner, der für viele viel mehr als nur ein Spinner ist. Er lebte in der Zeit, in der sich der österreichische Kaiser und der große Napoleon Gefechte lieferten. Berblingers Freund kam aus der Schlacht mit nur einem Bein zurück. Der Schneider kostruierte eine Prothese für seinen Freund und somit konnte dieser wieder in eine gute Zukunft blicken. Ohne Angabe von Gründen verweigerte der bayerische Staatsminister dem Schneider das Patent.

Berblinger führte in Ulm auch den Kinderwagen ein, aber eigentlich gehörte all seine Vorstellungskraft der Fliegerei des Menschen. Mehrere Flugversuche unternahm er. Einen beobachtete seine Frau heimlich und antwortete auf die Frage, ob sie stolz auf ihren Mann sei: "Warum? Weil ich einen Mann will. Und keinen komischen Vogel."

Johannes Schweikle zeigt in seinem Buch einen Mann, der mit seinen Visionen lebte und der immer auch im Spannungsfeld derer leben musste, die ihn verkannten und auslachten. Der Autor zeigt in seinem zu empfehlenden Buch einen Flugpionier, der Lilienthal vom Sockel stürzt und zu dem sich seine Heimatstadt Ulm erst viele Jahre nach seinem Tod bekannte.

Trotz aller Widrigkeiten, egal ob politischer oder sozialer Art hat Albrecht Ludwig Berblinger sich immer auch Möglichkeiten und Freiräume geschaffen um für seine Visionen zu leben. An dieser Stelle hat der Roman das Zeug dazu in unsere Gegenwart zu reichen.

Der Debütroman von Johannes Schweikle verknüpft geschickt Geschichte und Gegenwart und ist nicht nur ein Denkmal für den Ulmer Schneider Berblinger, sondern auch für Träume und Visionen der Menschen heute.

Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.03.2011
Die erste Liebe
Olmi, Véronique

Die erste Liebe


ausgezeichnet

Emilie hat alles genau durchorganisiert. Gleich würde ihr Mann von der Arbeit nach Hause kommen und sie will mit ihm diesen heutigen Tag der Silberhochzeit feiern. Vom Wein, über die Kerzen, bis hin zur neuen Bettwäsche hat Emilie alles für Marc und den heutigen Abend geplant.

Aber kurz bevor Marc nach Hause kommt sitzt Emilie in ihrem Auto. Sie will nach Italien und steuert auf die Hügel von Genua zu. In einer Annonce hat sie gelesen, dass ihre erste große Liebe, Dario Contadino sie sucht. Die Mutter von drei großen Töchtern verläßt ihr seit drei Jahrzehnten gelebtes Leben und Veronique Olmi läßt Emilie über ihre Ehe Resümee ziehen. Je dichter sie Genua kommt, um so mehr erfährt der Leser aus dem Leben der Romanheldin. Da ist nie etwas weltbewegendes geschehen. Wie Millionen anderer Menschen hat sie eine Familie gegründet, Kinder bekommen und fragt sich nun plötzlich war das alles richtig so? War Marc der Richtige?

Im Auto sitzend rauscht Emilie an der Lanschaft vorbei und denkt an Darion Contadino. Alle Mädchen waren verrückt nach ihm. Sie hat mit ihm in einer Kabine des alten Plattenladens in aller Zweisamkeit Chopin gelauscht. Wie gut, dass Dario sie nie nach Chopin befragt hat.

Als Emilie die Hügel von Genua erblickt, beschleichen sie plötzlich Ängste. Ist das, was sie hier tut überhaupt richtig? Sie denkt an Marc und an ihre Töchter. Sie grübelt: Hat sie sich zu viel an Freiheit genommen?

Für Menschen mit Lebenserfahrung wird dieses Buch ein Gewinn sein. Ganz langsam aber stetig steigt die Spannung in Olmis melancholisch - nachdenklichem Roman. Ganz zwangsläufig wird der Leser sich beim Lesen mit seinem eigenen Leben beschäftigen, kann ein Schriftsteller mehr erwarten?

Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.03.2011
Süden / Tabor Süden Bd.16
Ani, Friedrich

Süden / Tabor Süden Bd.16


ausgezeichnet

Bei "Süden" handelt es sich in diesem Falle nicht etwa um die Himmelsrichtung, nein, es geht um den Helden der Geschichte. Der ehemalige Polizist Tabor Süden kehrt nach München zurück und heuert bei einer Dedektei an. Der Leser wird nun Zeuge wie Süden seinen ersten Fall löst. Den Wirt Raimund Zacherl soll er finden. Seit zwei Jahren ist der verschwunden und seine Frau wartet auf ihn.

Als Süden zum ersten Mal Frau Zacherl gegenübersitzt wird ihm klar, dass der Wirt sicher noch lebt. Der Dedektiv sucht und findet nun Freunde und ehemalige Kollegen vom Wirt und er beginnt zu begreifen, dass Zacherl sich nicht nur in den letzten Jahren verändert, sondern vielleicht sogar ein Doppelleben der Gefühle geführt hat.

Friedrich Ani verknüpft in seinem spannenden Roman gleich mehrere Geschichten in denen Menschen verschwinden. Zacherl bleibt zwar stets das erste Ziel das Süden versucht zu finden, aber Ani zeigt sehr deutlich warum Menschen spurlos gewohnte Lebensbahnen verlassen.

"Stationen ablaufen" wird das irgendwann einmal im Roman genannt. Manchmal verändern sich Menschen, passen nicht mehr in das bisherigeLeben und Umfeld, in das sie bis gestern noch meinten hineinzupassen. Wenn dann noch die Unfähigkeit des nicht miteinander redens hinzukommt, dann laufen Menschen plötzlich weg.

Auch wenn ich Anfangs dachte die drei Erzählstränge gehören eigentlich nicht zusammen, so fanden sie doch beim weiteren Lesen immer weiter zusammen. Dabei geht es auch um die Lebensgeschichte des Dedektivs. Auch er sucht jemanden aus seinem Umfeld. Seinen Vater hat er seit vielen Jahren nicht mehr gesehen.

Der in München lebende Ani hat einen empfehlenswerten Roman geschrieben der in München spielt und der eindeutig klarmacht, achte auf Deinen Nächsten!

Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.03.2011
Tod aus der Luft
Süß, Dietmar

Tod aus der Luft


ausgezeichnet

Der Luftkrieg vor 70 Jahren in Deutschland ist noch immer ein Thema in Deutschland und auch bei den Siegern von einst. Zum einen natürlich in Geschichtsbüchern, viel lebendiger jedoch als Werbung auf britischen Bierflaschen oder gut gehüteten Erinnerungsstücken einiger Familien die eben diese Bombennächte überlebt haben. Da erinnert man sich an den am Fuß befindlichen brennenden Stiefel und hält den anderen der Jahrzehnte überdauert hat wie eine Ikone in der Hand.

Süß nimmt all diese Befindlichkeiten auf. Er sieht mehr als nur Sieger und Verlierer. Er überfordert den Leser nicht wenn er Luftkriege jüngster Vergangenheit wie beispielsweise in Afghanistan oder den im Irak in eine Beziehung zu Dresden oder Coventry setzt.

Von Moral und gerechtem Krieg, von Organisation der Angst und Verlust und Schuld lese ich in diesem Buch und ich ertappe mich immer wieder dabei, dass mich meine Gedanken während des Lesens oft in die Kriege der Gegenwart führen. Ich habe keine Ahnung ob der wissenschaftliche Mitarbeiter für Neuere und Neueste Geschichte der Universität Jena dies beabsichtigt hat. Oft frage ich mich, was haben die Krieger der Neuzeit aus der Geschichte gelernt?

Die Vermittlung von geschichtlichem Wissen von Zahlen und Fakten sind nur die eine Seite dieses Buches. Die für mich wesentlich interessantere Seite ist die, wo Süß mir Einblicke hinein in die Gesellschaften von Siegern und Verlierern gewährt. Wie dachte man auf beiden Seiten? Nicht die großen Politiker, sondern die Menschen auf der Straße?

Ein besonders spannendes Kapitel war für mich als Christ Kapitel V "Die Kirchen und der Luftkrieg". Christen auf beiden Seiten waren angetreten um sich gegenseitig zu erschießen. Wie gingen und gehen Theologen heute damit um? Vom Treffen britischer Theologen mit Dietrich Bonhoeffer schreibt der Autor und bedrückend wird es an der Stelle an der Bischof Bell selbst die Bombardierung für notwendig hält. Bell selbst galt aber zugleich auch als Gegner des Luftkrieges. Revolutionär der Satz im Buch: "...das müsse künftig heißen, moralische Wertmaßstäbe unabhängig von nationalen Interessen zu definieren." Gerade am Beispiel von Bischof George Bell macht Dietmar Süß sehr gut deutlich wie schwer mitunter die Meinungsbildung bei denen war, die keine Militärs waren.

Mit dem Irak, Afghanistan und vielleicht schon bald Lybien sind Luftkriege längst keine zurückliegenden geschichtlichen Ereignisse mehr. Auch wenn Dietmar Süß hier besonders die Ereignisse in Deutschland und England vor 70 Jahren beschreibt, er zieht Parallelen in die Gegenwart hinein. Dies macht dieses Buch so aktuell. Der "Tod aus der Luft" gehört für viele Menschen auch in die Gegenwart, zur alltäglichen Bedrohung, genau deshalb ist dieses Buch nicht nur ein Geschichtsbuch, sondern ein Appell an die Vernunft der Menschen. Wobei der Autor in diesem Buch sehr gut zeigt, nicht nur die politisch Mächtigen schreiben Geschichte, auch hier konnten wir in den letzten Wochen eindrucksvolle Beweise in der Praxis miterleben.

Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.03.2011
Seitenwechsel
Walther-Ahrens, Tanja

Seitenwechsel


ausgezeichnet

Ein deutscher Stadtstadt wird seit Jahren von einem Homosexuellen regiert. Es gibt homosexuelle Männer in Kunst und Kultur, warum aber ist dieses Thema gerade im Fußball so ein Tabuthema?

Weil Fußball so männlich ist? So voller Dynamik und Kraft? Unsere Frauenfußballmannschaft erringt derzeit mehr Siege als unsere Männermannschaft. Also woran liegt es?

Die sportbegeisterte Autorin Tanja Walther - Ahrens geht in ihrem Buch eben diesen Fragen nach. Sie hat prominente Sportler wie Fatmire Lira Bajramaj, Imke Duplitzer und Steffi Jones zum Thema befragt und sie lässt bekannte Trainer zu Wort kommen. Dabei geht es ziemlich offen zu und des öfteren bin ich erschrocken darüber was Trainer in der Gegenwart über Homosexuelle sagen. Für den ehemaligen Chef des kroatischen Nationalteams Otto Baric ist klar: "Homosexualität ist abnormal. Ich werde niemals Homosexuelle in mein Team berufen."

Aber auch über die Fans in den Stadien schreibt die Autorin. Sie spekuliert über deren Erwartungen und was wohl geschieht wenn diese plötzlich nicht mehr von starken Männern erfüllt werden. Niemand mag vorherzusagen was geschieht wenn ein prominenter Fußballer sich outet. Karriereende? Wütende Attacken der Fans?

Theo Zwanziger hat ein mutiges Vorwort zu diesem Buch geschrieben. Das Buch insgesamt reißt das Thema in seiner Vielschichtigkeit an, thematische Vertiefungen geschehen nicht. Ich sehe dieses Buch als wichtigen Beginn und Heranführung an ein Thema dem sich Sportler und Fans in aller Fairness zu stellen haben.


Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.03.2011
Die Kunst, verantwortlich zu erziehen
Ruthe, Reinhold

Die Kunst, verantwortlich zu erziehen


ausgezeichnet

Seit vielen Jahren ist Reinhold Ruthe einem großen Kreis von Lesern als erfahrener Berater bekannt. Dieses vorliegende Büchlein ist eine überarbeitete 2. Auflage seines erfolgreichen "Autorität neu entdecken".

Hat man ihn vor Jahren noch belächelt oder als unverbesserlich in die Ecke abgeschoben, wächst doch in der Gegenwart langsam aber stetig die Einsicht, dass Autorität in der Erziehung doch von Nöten ist. Damit kein falscher Eindruck entsteht, definiert Ruthe diesen Begriff in seinem Vorwort.

Die Familie ist der erste und wichtigste Bildungsort

Was verantwortliche Elternschaft bedeutet

Verantwortung und Autorität

Die Entwicklung der antiautoritären Bewegung

Verantwortung und die Autorität Gottes

Die Sucht, für andere verantwortlich zu sein

Menschen mit Autorität - 12 Einstellungsmuster

Verantwortung und Partnerschaftlichkeit in der Familie

Verantwortung und Führung in der Wirtschaft

Verantwortung und Vertrauen in der Erziehungspraxis

Verantwortliche Menschen können ermutigen

hat der Autor seine Kapitel überschrieben. Dabei entwirft er ein christliches Erziehungsmodell zu dem es in meinen Augen keine vernünftige Alternative gibt. Ruthe geht oft von der Geschichte und anderen Erziehungsstilen aus, vergleicht sie mit seinem Modell und schreibt die Vorteile seines Entwurfes auf. Dabei ist deutlich zu spüren welch große Beachtung er der Vorbildwirkung der Eltern schenkt.

Reinhold Ruthe besitzt die Gabe Sätze aufs Papier zu bringen, nach denen der Leser einfach Pause machen sollte, um die ganze Tragweite zu überdenken. Hier ein Beispiel: "Nur solche Menschen, die eine verantwortliche Erziehung erfahren haben, sind in der Lage, später selbst verantwortlich zu handeln." Allein in diesem Satz steckt ein Großteil seiner Philosophie.

In diesem Buch werden Leser vom Autor immer wieder herausgefordert. Er stellt ihnen Fragen und fordert sie auf bisheriges Verhalten in ihrer Erziehungsarbeit neu zu überdenken.

Als Familienvater habe ich von diesem Buch sehr profitiert. Den Satz des Verlages auf dem Cover "Warum starke Kinder starke Eltern brauchen" würde ich aber gern erweitern und dieses Buch allen empfehlen die täglich Umgang mit Kindern haben.


Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.03.2011
Empört Euch!
Hessel, Stéphane

Empört Euch!


ausgezeichnet

Auf diesen 32 Seiten schreibt Hessel in aller Deutlichkeit was ihn bewegt und er sagt es in aller Klarheit wo er Gefahren für den Frieden in unserer Gesellschaft in Zukunft sieht. Der Erfolg dieses Heftchens zeigt, Stephane Hessel schreibt was die Massen denken.

Einem Mann wie Hessel, mit solch einer Lebensweisheit, habe ich mich gern anvertraut. Er geht weit in die Geschichte zurück um Mißstände der Gegenwart aufzudecken und er benennt mit spitzer Feder all diese Mißstände in aller Klarheit. Im Endeffekt bleibt alles wie es war: Das Geld regiert die Armen.

Den Hessel'schen Aufruf: "Empört Euch!" sehe ich als das Vermächtnis eines weisen Mannes der fast 1 Jahrhundert lang die Mechanismen der Gesellschaft studiert hat, aber der dennoch nicht resigniert hat. Und genau an dieser Stelle wird Hessel heute aktueller denn je. Er schafft es seine Leser zu aktivieren. Er sagt nicht, steht auf und nehmt die Knarre in die Hand. Hessel sagt: resigniert nicht, "Empört Euch!", benutzt Euern Verstand und werdet ja niemals leise.

Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

35 von 42 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.