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leseratte1310
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Niederrhein
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Bewertungen

Insgesamt 3568 Bewertungen
Bewertung vom 31.08.2022
Fischers Frau (eBook, ePUB)
Kalisa, Karin

Fischers Frau (eBook, ePUB)


gut

Der Kuratorin Mia Sund wird ein ganz besonderer Wandteppich auf den Tisch gelegt. Obwohl sie sich eigentlich mit Fasern beschäftigt, die tausende Jahre als sind und dieser Teppich mit seinen vielen Grüntönen eher nur hundert Jahre ist, beschäftigt sie sich damit und macht eine Reise durch Europa, um die Muster zu entschlüsseln. Sie begibt sich damit zurück in eine Zeit, als die Fischer ihre Netze nicht mehr auswerfen durften und um ihre Familien durchzubringen an die Webstühle gingen und stattdessen Teppiche knüpften. Dass ihre Arbeiten so nachgefragt würden, ahnten sie nicht.
Das Cover hat mich angezogen und auch der Klappentext klang vielversprechend. Doch der Erzählstil war so gar nicht meins, er war ausschweifend, voller Bilder und Metaphern. Das Lesen strengte mich an und doch wollte ich wissen, wie es weitergeht und so habe ich doch viel gelernt über Pommersche Fischerteppiche.
Mia Sund ist Faserarchäologin und arbeitet an der Uni Greifswald. Sie lebt zurückgezogen und wirkt fast ein wenig weltfremd. Doch als sie sich auf die Suche nach der Knüpferin des Teppichs macht, entdeckt sie die Welt und auch sich selbst. Ich konnte mit dieser Protagonistin nichts anfangen.
Daneben lernen wir noch Nina kennen, die den Teppich erstellt hat. Die Verknüpfung der beiden Geschichten kam mir etwas zu konstruiert vor.
Die Geschichte verläuft zäh und ergibt für mich kein vollständiges Gesamtbild. Schade, konnte mich nicht überzeugen!

Bewertung vom 31.08.2022
Kaltblütig die Gier (eBook, ePUB)
Heubner, Arvid

Kaltblütig die Gier (eBook, ePUB)


gut

Nach dem letzten Fall droht Tinus Geving das Ende seiner Karriere, da er zu sehr seinen eigenen Weg geht. Er erhält einen Hinweis, dass sein Vorgesetzter Laurits Pedersen ein falsches Spiel spielt. Als zwei dänische Geheimdienstmitarbeiter in Den Haag ermordet werden, verdichten sich die Indizien auf seinen Vorgesetzten. Geving ist gezwungen mit Thijs de Groot zusammenarbeiten, um die Sache zu klären.
Dies ist der vierte Band aus der Reihe um Tinus Geving. Die anderen Bände haben mir immer ganz gut gefallen, aber dieses Mal konnte mich Arvid Heubner nicht packen, obwohl der Schreibstil gewohnt flüssig zu lesen ist. Auch dieses Mal gibt es wieder viele Perspektivwechsel und zeitsprünge.
Tinus Geving ist ein Ermittler, der seine Fälle unbedingt aufklären will und dafür die Regeln gerne mal außer Acht lässt. Sollten ihm Steine in den Weg geworfen werden, lässt er sich dadurch nicht beirren. Ich finde, dass er ein sympathischer Mensch und ein guter Ermittler ist, der im zwischenmenschlichen aber nicht einfach ist. Seine Vergangenheit macht ihm immer wieder zu schaffen.
Es ist eine komplexe, wendungsreiche Geschichte, bei der vieles anders ist, als es auf Anhieb scheint. Dennoch fehlt mir etwas, um mich zu überzeugen.

Bewertung vom 31.08.2022
Lügen über meine Mutter
Dröscher, Daniela

Lügen über meine Mutter


ausgezeichnet

Die Autorin Daniela Dröscher setzt sich in diesem Buch mit ihrer Kindheit und der Ehe ihrer Eltern auseinander. Sie wächst in den achtziger Jahren in einem kleinen rheinland-pfälzischen Dort auf. Seit eh und je ist die Figur der Mutter das große Thema für den Vater. Er macht ihr Übergewicht verantwortlich dafür, dass bei ihm nicht alles so läuft, wie er sich das vorgestellt hat. Er zwingt seine Frau zu immer neuen Diäten, was zur Folge hat, dass sie nach kurzfristiger Abnahme umso mehr zunimmt. Ela steht zwischen den Fronten, soll Stellung beziehen und versteht doch nicht wirklich, was vorgeht.
Auch als Leser fühlt man sich in diesem Kampf hineingezogen, fühlt sich berührt und abgestoßen und weiß nicht so recht, wo das alles hinführt. Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht des achtjährigen Mädchens Ela. Zwischendurch gibt es Einschübe, in denen die inzwischen erwachsene Ela das Geschehen reflektiert und versucht zu verstehen.
Die Charaktere sind gut und glaubhaft dargestellt, so dass man sich in Ela hineinversetzen kann. Bei der Mutter fiel mir das Einfühlen oft schwer, denn ich habe nicht verstanden, dass sie das alles ertragen hat. Erst zum Ende hin erkannte ich, wie stark sie eigentlich war. Der Vater ist ein Versager, der seine Schwächen und Komplexe überdecken will, indem er andere herabsetzt und kleinmacht.
Dieser Roman ist authentisch, fesselnd und sehr erschütternd.

Bewertung vom 28.08.2022
I Kissed Shara Wheeler (eBook, ePUB)
Mcquiston, Casey

I Kissed Shara Wheeler (eBook, ePUB)


gut

Chloe Green ist mit ihren Müttern von Kalifornien in eine kleine Stadt in Alabama gezogen. Dort will sie ihren Highschool-Abschluss machen. Sie ist ehrgeizig und möchte als Jahresbeste abschließen. Nur Shara Wheeler, die Tochter des Direktors der Schule, könnte sie von diesem Ziel abbringen, denn sie hat Chloe geküsst. Wenig später ist sie spurlos verschwunden. Chloe erhält kryptische Nachrichten von Shara und macht sich auf die Suche. Es scheint, dass nicht nur hinter dem kleinen konservativen Ort mehr steckt, als Chloe vermutet hat.
Der Schreibstil lässt sich gut und flüssig lesen. Die Geschichte aber konnte mich nicht wirklich überzeugen. Die Autorin Casey McQuiston hat mir ein wenig zu viel in die Geschichte gesteckt, was dafür sorgte, dass ich doch einiges nicht realistisch fand. Es ist schwierig, dazu mehr zu sagen ohne zu spoilern. Dennoch ist es ganz unterhaltsam.
Die Charaktere sind gut und größtenteils auch sympathisch dargestellt. Aber ich hätte gerne über manche Personen noch mehr erfahren als nur ihre sexuelle Orientierung. Daher fehlte dann oft die Tiefe. Chloe hat mir gefallen, was ich von Shara nun absolut nicht behaupten kann. Shara war zu sehr auf sich bedacht.
Die Geschichte ging so aus, wie ich es schon am Anfang erwartet hatte. Mir fehlte daher die Spannung. Das Buch war nicht so mein Ding!

Bewertung vom 28.08.2022
Theos Umweltabenteuer rund um Wald und Wiese - Die fabelhafte Geschichte eines Jungen mit dem Wunsch die Natur zu schütz
Johanna Winkler

Theos Umweltabenteuer rund um Wald und Wiese - Die fabelhafte Geschichte eines Jungen mit dem Wunsch die Natur zu schütz


ausgezeichnet

Theo soll die Sommerferien bei seinem Großvater verbringen. Darauf freut er sich sehr, denn mit seinem Großvater kann er tolle Sachen machen. Sie haben im letzten Sommer ein Baumhaus gebaut und Theo ist ganz begierig, wieder Zeit dort zu verbringen. Doch dann erlebt Theo eine Überraschung. Ein Rabe kracht in den Baum und landet dann in Theos Baumhaus. Er ist abgestürzt, weil er sich in etwas verfangen hat und daher nicht mehr richtig fliegen kann. Gut, dass Theo ihm helfen kann. Doch wieso kann Theo die Unterhaltung zwischen dem Baum Erich und dem Raben Umberto verstehen? Die drei freunden sich an und im Laufe des Sommers lernt Theo noch viel über Umwelt und Natur.
Es ist ein tolles Kinderbuch für Kinder ab sechs Jahren. Der Text ist leicht verständlich und die Geschichte unterhaltsam und lehrreich. Auch die schwarz-weißen Zeichnungen haben mir gut gefallen.
Theo ist ein verantwortungsvoller Junge, der nicht wegschaut, wenn er Probleme erkennt, ganz besonders, wenn dadurch seine neuen Freunde in Gefahr sind. Doch nicht nur durch den Baum und den Tieren erfährt er viel Neues, auch sein Großvater kann ihm viel zeigen. So lernt Theo nicht nur, sondern erlebt in den Ferien auch einiges.
Auch beim Lesen oder Vorlesen lernen die Kinder, wie anfällig die Natur ist und dass wir sie schützen müssen.
Ein lesenswertes Kinderbuch, das ich nur empfehlen kann.

Bewertung vom 28.08.2022
Svendborg 1937
Jeschke, Tanja

Svendborg 1937


sehr gut

Die jüdische Familie Dinkelspiel lässt 1937 Stuttgart hinter sich, da sie in Deutschland keine Zukunft für sich sehen. Sie kommen bei der besten Freundin von Merets Großmutter unter, die auf der dänischen Insel Fünen lebt. Die Tante sieht es als ihre Pflicht an, die Dinkelspiels aufzunehmen, ist aber nicht erfreut über ihre Gäste. Aber auch für die Familie und ganz besonders für die 17-jährige Meret und ihre ältere Schwester Ricarda ist es nicht leicht, sich mit der Situation zurechtzufinden. Doch dann lernen sie die ungewöhnliche Hausgemeinschaft um Bertold Brecht kennen, wobei sie den Hausherrn selbst nie kennenlernen. Ricarda beschließt dann zu ihrem Verlobten nach Deutschland zurückzukehren, was für die Familie alles verändert.
Dieser Roman erzählt ein stückweit die Geschichte der realen Familie Dinkelspiel. Der Schreibstil lässt sich flüssig lesen, ist aber auch ein wenig ungewöhnlich.
Die Geschichte hat mich nicht richtig erreicht. Die Bedrohung, die sich in Deutschland breit macht, ist in Dänemark nicht so richtig zu spüren. Das Leben der jüdischen Emigranten in Dänemark plätschert so vor sich hin.
Die Charaktere sind lebendig und authentisch dargestellt. Wir lernen die Geschichte hauptsächlich aus der Sicht von Meret kennen, für die es in dem Alter bestimmt besonders schwer ist, ihr altes Leben hinter sich zu lassen. Doch sie fügt sich in die Situation. Ricarda dagegen sehnt sich nach ihrem Verlobten und trifft eine Entscheidung, die Konsequenzen hat.
Es ist ein ruhig erzählter Roman, der die Geschichte einer jüdischen Familie in der Fremde erzählt. Die Geschichte ist zwar interessant, konnte mich aber dennoch nicht packen.

Bewertung vom 23.08.2022
Todesspiel. Die Nordseite des Herzens
Redondo, Dolores

Todesspiel. Die Nordseite des Herzens


ausgezeichnet

In den USA treibt ein Serienmörder sein böses Spiel. Der „Komponist“ nutzt das Chaos bei Naturkatastrophen, tötet ganze Familien und setzt sie dann in Szene. Dann ist Hurrikan Katrina auf dem Weg und es wird erwartet, dass der „Komponist“ wieder zuschlägt. Die junge spanische Subinspectora Amaia Salazar, die gerade eine Weiterbildung beim FBI in Quantico absolviert, fällt dem leitenden FBI-Agent Dupree auf und er holt sie in sein Team.
Dieser Thriller erzählt wohl die Vorgeschichte zur Baztán-Trilogie, die ich aber noch nicht kenne. Der Schreibstil der Autorin Dolores Redondo gefällt mir sehr gut. Allerdings ist die Geschichte recht komplex, da es neben dieser Handlung noch andere Handlungsstränge gibt. So erden wir in die Kindheit von Amaia zurückgeführt und auch noch in Duprees Vergangenheit.
Die Charaktere sind gut und authentisch dargestellt. Amaia wurde durch ihre Kindheitserlebnisse geprägt. Sie ist eine intelligente und sehr fähige Ermittlerin, die Dinge im Blick nimmt, die anderen verborgen bleiben. Aufgrund ihres Auftretens eckt sie aber auch schon mal an. Aber auch Aloisius Dupree hat mir gut gefallen.
Aber auch Land und Leute von Louisiana werden gut beschrieben. So ist der Aberglaube der Menschen durchaus plausibel dargestellt.
Mich hat die Geschichte von Anfang an gepackt, auch wenn manches ruhig etwas straffer erzählt werden konnte. Nichtsdestotrotz ist es ein sehr spannender und atmosphärischer Thriller.

Bewertung vom 15.08.2022
Die Rückkehr der Kraniche
Fölck, Romy

Die Rückkehr der Kraniche


ausgezeichnet

Freya Hansen versetzt es einen Schlag, als ihr Partner sie verlässt, und in ihrer Firma gibt es auch Ärger. Als ihre Schwester Grete sie dann informiert, dass die Mutter Wilhelmine nach einem Sturz im Krankenhaus liegt, macht sie sich von Berlin auf zurück in das kleine Dorf, wo sie aufgewachsen ist. Grete ist immer geblieben und liebt ihren Beruf als Vogelwartin. Früher einmal hatte sie Träume, wollte die Welt bereisen, doch eine Schwangerschaft hat das zunichte gemacht. Zu ihrer Tochter Anne hat sie ein schwieriges Verhältnis, da sie sich geweigert hat, den Namen des Vaters zu nennen. Doch auch Anne will bei ihrer Großmutter sein und kommt zurück in das alte Reetdachhaus der Hansens in der Elbmarsch. Die Stimmung ist ziemlich angespannt, denn alle haben ihre Geheimnisse und viel Unausgesprochenes steht zwischen den Frauen.
Mir hat dieser ruhige, aber intensive Familienroman gut gefallen. Bisher kannte ich nur die Kriminalromane von Romy Fölck, doch auch mit „Die Rückkehr der Kraniche“ konnte sie mich absolut überzeugen. Die Atmosphäre der Elbmarschen und des Naturschutzgebietes sind sehr schön dargestellt.
Die Charaktere sind authentisch beschrieben und können nur aus dem Norddeutschen kommen, wortkarg wie sie sind. Wilhelmine musste nach dem frühen Tod ihres Mannes die Töchter alleine aufziehen. Sie hat alles für Freya und Grete getan, doch Nähe konnte sie nicht zeigen. Im Dorf wurde über sie geredet und die Mädchen hatten es nicht leicht. Freya ist dann nach Berlin, wurde erfolgreiche Unternehmerin, doch etwas fehlt ihr im Leben. Grete ist wegen Anne geblieben und hat Wilhelmine unterstützt, die altersbedingt nicht mehr so konnte. Anne kommt der Großmutter näher als alle anderen.
Es braucht Zeit, bis sich die Frauen öffnen können. Wird es ihnen möglich sein, die Wunden der Vergangenheit zu schließen?
Ein wundervoller Roman, den ich nur empfehlen kann.

Bewertung vom 11.08.2022
Opfergrab (eBook, ePUB)
Gebhardt, Ralf

Opfergrab (eBook, ePUB)


gut

In Halle geht ein Serienmörder um. Das zuständige Team verunglückt aber schwer und jemand anders muss einspringen. Dem leitenden Staatsanwalt stehen nur die Kommissare Kralik und Thaler zur Verfügung. Die beiden könnten nicht unterschiedlicher sein und wollen eigentlich daher nicht zusammenarbeiten. Doch in diesem Fall müssen sie sich zusammenraufen. Die Opfer wurden an Holzkreuze gebunden, ihnen wurde eine Spielkarte an die Stirn genagelt und ein weißes Grablicht steht neben ihnen. Diese Gemeinsamkeit ist alles, was die beiden Kommissare zunächst haben.
Der Autor schreibt packend und die Geschichte ist spannend, doch einige Szenen sind nur schwer zu ertragen. Zwischendurch wird uns auch die Sichtweise des Täters nahegebracht.
Die Charaktere sind gut dargestellt, auch wenn sie einem nicht unbedingt sympathisch sind. Kralik ist aufbrausend und ein Weiberheld. Seine Meinung über Frauen ging mir mächtig gegen den Strich. Thaler ist ein IT-Spezialist und daher eigentlich im Innendienst, doch da Not am Mann ist, muss er für die Ermittlungen auch raus. Es ist für die Beiden aufgrund ihrer Antipathie füreinander nicht leicht, miteinander auszukommen, was sich auch auf die Ermittlungen auswirkt. Der Staatsanwalt hat keine andere Wahl, als die beiden zum Team zu machen, auch wenn er nicht überzeugt ist, dass es funktioniert.
Es bleibt spannend bis zum Ende, auch wenn mich der Schluss nicht ganz überzeugt hat.

Bewertung vom 08.08.2022
Denk ich an Kiew
Litteken, Erin

Denk ich an Kiew


ausgezeichnet

Ein Schicksalsschlag hat Cassie aus der Bahn geworfen. Sie ist gerade noch in der Lage, ihre Tochter Birdie zu versorgen. Da erleidet ihre Großmutter Bobby einen Unfall und Cassies Mutter Anna drängt darauf, dass Cassie zu Bobby zieht. Das würde beiden helfen. Bobby hat nie über ihre Vergangenheit gesprochen, doch nun zeigt sie seltsame Verhaltensweisen. Außerdem spricht sie von einer Alina. Cassie hat diesen Namen noch nie gehört. Sie möchte ihrer Großmutter gerne helfen.
Katja lebt mit ihrer Familie in dem kleinen Dorf Sonyaschnyky. Sie haben ihr Auskommen bis zu dem Tag, als Stalins Handlanger sie ins Kollektiv zwingen wollen. Ihr Besitz wird ihnen genommen und sie sollen für die Gemeinschaft arbeiten. Man nimmt ihnen erst ihr Land, ihr Vieh, ihre Ernte und die Saat, dann ihr Werkzeug und fordert immer höhere Steuern. Unvorstellbarer Hunger macht sich breit und das kleinste Vergehen wird entweder mit dem Tod oder durch Deportation nach Sibirien geahndet. Anfangs war Katja noch glücklich mit ihrem Pawlo, doch die Not wird immer schlimmer und immer mehr Menschen sterben. Auch Katja muss Verluste ertragen und bald weiß sie nicht mehr, wie sie weiterleben soll.
Natürlich habe ich schon vom Holodomor gehört, doch es ist etwas anderes, wenn dieses Schreckliche am Schicksal von Menschen festgemacht wird. Auch wenn es in diesem Buch um fiktive Personen geht, so gab es doch ungeheuer viele Menschen, die das wirklich erlebt haben. Es ist schwer zu ertragen, wenn man darüber liest, und so habe ich das Buch auch öfter weglegen müssen.
Auch Cassie hat ihr Päckchen zu tragen, doch neben dem Schicksal von Katja und ihrer Familie in der Ukraine ist dieser Teil des Romans eher etwas seicht.
Trotzdem verbindet Katja und Cassie auch einiges. Beide müssen sie mit dem Verlust fertig werden und sich ins Leben zurückkämpfen; beide haben ein schlechtes Gewissen, dass sie ihr Leben weiterleben wollen. Ich konnte mit Katja und ihrer Familie fühlen, aber auch mit Cassie und ihrer Tochter. Bobby vergisst in der Gegenwart vieles, doch den Hunger und die Not von damals hat sie nicht vergessen und so versteckt sie wieder Lebensmittel. Es ist ihr aber nicht möglich, über das Erlebte zu sprechen und so bleibt nur ihr Tagebuch in ukrainischer Sprache, um Cassie von früher zu berichten.
Ganz schrecklich fand ich es, dass die Menschen, mit den man in einer Gemeinschaft gelebt hat und befreundet war, sich dann plötzlich so schäbig verhalten haben, schlimmer noch als die Bolschewiki selbst. Schwer zu ertragen sind auch die Prallelen zur jetzigen Zeit, denn wieder wird den Menschen im Krieg alles genommen. Wieder schaut die Welt zu.
Die Grausamkeiten in diesem Roman sind schwer zu ertragen und doch ist es wichtig, nicht zu vergessen. Ich kann diesen erschütternden Roman nur empfehlen.