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SofieWalden

Bewertungen

Insgesamt 623 Bewertungen
Bewertung vom 14.02.2022
Das Vorkommnis / Biographie einer Frau Bd.1
Schoch, Julia

Das Vorkommnis / Biographie einer Frau Bd.1


sehr gut

Ein einziger Satz und ganz viel Selbstreflexion

Eine Begegnung auf einer Lesung, der Satz einer jungen Frau "Wir haben übrigens denselben Vater.", gerichtet an die Autorin, dieses Vorkommnis ist der Ausgangspunkt für diese autofiktional aufgearbeitete, in der Ich-Form angelegte Geschichte und es bricht Gräben auf, nicht nur, verständlicherweise geschockt aus dem Moment heraus, für eine kurze Zeit des sich Sammelns und Sortierens. Nein, über Jahre begleitet die Ich-Erzählerin dieses Ereignis und es hat Folgen für sie selbst. An die Stelle von Gelassenheit und einem sicheren inneren und familiären Gefüge, in dem sie glaubte, fest verankert zu sein, treten Zweifel. Erinnerungen werden hochgeholt, die Gedanken gehen zurück zu ihrer Kindheit in Ostdeutschland, zu ihren Eltern und immer wieder wird auch das Konstrukt ihrer eigenen Familie und die Beziehung zu ihrem Ehemann durchleuchtet.
Ein Roman, der getragen wird von der Person der Autorin selbst. In ihr schwirren die Gedanken durch sämtliche Ritzen ihres bisherigen Seins und um sie herum dreht sich das Leben, das sich über die Jahre eben so anhäuft. Geschrieben in einer sehr flüssigen und präzisen Sprache, mit kleinen Nuancen von ins Sarkastische driftendem Humor, hat dieses Buch eine Menge zu bieten und die Selbstreflexion der Autorin überträgt sich unweigerlich auch in der einen oder anderen Form auf ihre Leser. Hier wird viel Gedankenarbeit geleistet, auch wenn die Buchdeckel schon geschlossen sind.

Bewertung vom 14.02.2022
So reich wie der König
Assor, Abigail

So reich wie der König


sehr gut

Ein Casablanca, wie es Reisenden verborgen bleibt

Casablanca, die größte Stadt Marokkos, für Touristen ein Reiseziel voll orientalischem Charme, bunten Basaren und positiver Lebendigkeit. Doch es gibt noch ein anderes Casablanca, das der Menschen, die hier leben, eingebunden in eine Gesellschaftsstruktur mit einer mächtigen Oberschicht und denen, die irgendwo stehen zwischen arm, überleben und Slum. Zu denen da unten gehört auch die junge Sarah. Ihre Mutter hatte Träume. Nachdem aber ihr Partner mit ihren Ersparnissen das Weite gesucht hat, muss sie sich nun prostituieren, um ihre Tochter und sich selbst ernähren zu können.. Sich etwas zu leisten, was Spaß macht, etwas was schön ist, in der Hand zu halten, gar ein edles Kleidungsstück zu besitzen, das wird es niemals geben. Aber Sarah, jung und strahlend schön, will genau das, um jeden Preis. Da sie Französin ist, besucht sie die französische Schule und erlebt dort, direkt vor ihren Augen, was es heißt, wohlhabend zu sein, wenn ihre aus sehr gut situiertem Hause stammenden muslimischen Mitschülerinnen von ihren Chauffeuren abgeholt werden. Es gibt nur einen Weg, hineinzukommen in diese abgeschottete reiche Gesellschaft, per Heirat. Und Sarah zieht ihren Plan durch, hat das Objekt dafür bereits im Visier. Driss, ein nicht sehr anziehender, eher schweigsamer Junge, mit einem Vater, dem nachgesagt wird, so reich wie ein König zu sein, er könnte es sein, die Chance nach ganz oben. Die Annäherung funktioniert, zu gut, denn aus purer Berechnung wird eine zarte Liebe, zwischen zwei 'Außenseitern', die verzweifelt versuchen, sich den Widerstände der reichen Geldgesellschaft zu entwinden und ihre unumstößlichen Regeln zu unterlaufen.
Dieser Roman ist eine beklemmende, sehr reale Darstellung davon, wie Leben im Casablanca der 1990er Jahre funktioniert, authentisch, bitter, ohne eine Chance auf Veränderung. Hier gelten keine Gesetze, mit denen man so etwas wie Gerechtigkeit einfordern könnte. Hier regiert allein das Geld und die Macht, die sich daraus ableitet, die Welt. Eine sehr intensive Geschichte, nicht einfach zu lesen und bzgl. der beiden Hauptfiguren muss man am Empathiefaktor schon erst einmal arbeiten, aber letztendlich findet sich ein Weg und man versteht.
Ein sehr beachtenswertes Debüt und dazu hohe Erwartungen an das, was uns die Autorin zukünftig zeigen wird.

Bewertung vom 01.02.2022
Zusammenkunft
Brown, Natasha

Zusammenkunft


ausgezeichnet

Der harte Weg nach oben und der Preis dafür

Dieser 'Roman', dieses fragmenthafte Gebilde über das Leben, den Aufstieg um jeden Preis und der Preis ist so unbeschreiblich hoch, diese Geschichte der Autorin Natasha Brown, sie ist gigantisch. Die Protagonistin dieses kleinen intensiven Werks ist eine Frau und ihre Hautfarbe ist nicht weiß. Sie hat gestrebt nach Aufstieg und Anerkennung und sie hat dafür gearbeitet, hat erduldet, erlitten, demütig und ohne einen Laut. Aber Aufgeben war nie eine Option, nicht gegenüber den Menschen auf der Straße, die ihr 'schlimme Worte' hinterherrufen, nicht in der besseren Gesellschaft, zu der sie jetzt formal selbst gehört und nicht gegenüber der männerdominierten Berufswelt der Hochfinanz, die notgedrungen auch die ihre ist. Doch dann macht ihr Körper ihr ein 'Geschenk'. Und ihre Verzweiflung und Erschöpfung ist so unendlich groß, dass sie daran denkt, es kompromisslos anzunehmen.
Das Buch ist von einer Intensität, die einem den Atem nimmt. Die Perspektive wechselt von mitten drin bis hin zur Beobachtung aus der erwanderten Ferne. Da ist distanzierte Analyse, das Sezieren einer immer noch vom Kolonialismus geprägten Gesellschaft, vom Einzelnen hin zum großen Ganzen. Und obwohl sich die Protagonistin ein Fühlen, Emotionen zeigen, nicht erlaubt, ist die Reaktion beim Leser genau dieses, berüht sein, Mitgefühl haben und dazu der dringende Wunsch auf etwas Hoffnung. Doch wenn wir das wollen, müssen wir es schon selbst tun, uns Hoffnung erdenken, wo 'diese Heldin' vielleicht tatsächlich keine mehr will.

Bewertung vom 30.01.2022
Wir
Drvenkar, Zoran

Wir


gut

Eine Mädchenclique, die fest zusammenhält und ein Abenteuer mit kleinen Haken

Mit 16, da ist alles möglich und wenn man in einer taffen Mädchenclique unterwegs ist, dann erst recht. Taja, Nessi, Stinke, Schnappi und Rute, das sind die fünf Girlies, die sich hier gefunden haben und gemeinsam durch dick und dünn gehen. Und das, obwohl sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Als Taja plötzlich verschwunden ist, machen sich die anderen auf die Suche. Erst mal ohne Erfolg, bis dann nach einer Woche ein Lebenszeichen von Taja kommt. Ihre Freundinnen finden sie in einem Krankenhaus und erfahren, was ihr in den Tagen zuvor widerfahren ist. Und da ja gilt, einer für alle und alle für einen, macht sich die geballte Mädchenpower auf den Weg, mittenrein in ein echt heftiges Abenteuer durch jede Menge dunkler Winkel und Gassen der Großstadt Berlin. Dass das eigentlich eine Nummer zu groß ist für die fünf Mädchen, kann man sich ja denken, aber als ihnen diese Erkenntnis kommt, ist es für ein Umkehren schon zu spät.
Dieses Buch, das ist schon eine manchmal recht krass daherkommende Geschichte, wenn man an die Zielleserschaft denkt. Heute glaubt man mit 16, allem gegenüber, was die Erwachsenenwelt so an 'Speziellem' zu bieten hat, gewappnet zu sein, sein zu müssen, aber das ist nicht so, warum auch. Daher finde ich, die ein oder andere Thematik, die hier serviert wird und der Geschichte eigentlich auch keine neuen notwendigen Impulse liefert, hätte man auch weglassen können. Aber was soll's!
Insgesamt ein flotter spannender Roman mit ein paar kleinen Ecken und Kanten, wo man die Logik der Handlung etwas in Frage stellen könnte. Aber abermals, was soll's!
Hier geht es auf jeden Fall richtig ab und Langweile kommt garantiert nicht auf.

Bewertung vom 30.01.2022
Unser kostbares Leben
Fuchs, Katharina

Unser kostbares Leben


gut

Drei Mädchen im kleinstädtischen Umfeld ihrer Zeit und diese Zeit lebt

Irgendwo im Hessischen, in den 1970er und 80er Jahren, hier erleben die drei Freundinnen Caro, Claire und Minka ihre Kindheit und Jugend. Caro ist die Tochter des Schokoladenfabrikanten der Stadt, Claire deren aus Vietnam stammenden Adoptivschwester und Minka die Tochter des örtlichen Bürgermeisters. Sie sind 10 Jahre alt und beginnen gerade sich kritisch umzusehen in ihrer Welt. Das fängt hautnah mit der bei ihrer Wanderung totgefahrenen Kröten an und entwickelt sich, teils durch Geschehnisse aus dem engeren Umfeld angestoßen, in immer größerem Rahmen weiter. Und so trifft man in diesem Roman auf die bewegensten Themen dieser Jahre, die bis in die politische Ebene hineinreichen. Da geht es um Tierschutz, Medikamententests und um die Schädigung der Umwelt in einem Maße, dass einem wirklich die Luft wegbleibt. Aber tatsächlich ist dies, von der Autorin gut recherchiert, so wirklich geschehen. Und das war dann einfach so, zum Wohle der Allgemeinheit und des Fortschritts. So wird man es wohl verkauft haben, wenn das überhaupt nötig war, denn das meiste erfolgte doch eher im Verborgenen. Und das war ja damals noch leicht.
Das also waren die wichtigsten Dinge, prägend für diese Zeit. Aber auch die kleinen gut eingefügten Alltäglichkeiten wie Toast Hawaii oder Gummitwist auf der Straße vor dem Haus finden hier seine Erwähnung, was einem dann wiederum ein Lächeln entlockt, ob aus der eigenen Erinerung heraus oder durch die Erzählungen der Eltern. So steht alles bereit, für eine gute Geschichte. Was jetzt noch fehlt, sind die Protagonisten selbst, die dem Ganzen Leben einhauchen, Emotionen erzeugen und die erwartungsvollen Leser mitnehmen auf ihrem Weg durch diese Zeit. Und genau da liegt der Schwachpunkt dieses ambitionierten Romans. Dieses Miterleben, Miterleiden, sich mitempören, da kommt einfach zu wenig an. Und bei rund 600 Seiten Lesestoff kann das dann schon mal etwas lang werden.
Aber nichtsdestotrotz, dies ist ein gut recherchierter Roman über eine Zeit, die in vielem noch bis in unser Heute hinein nachwirkt. Und ich habe auf jeden Fall etwas dazugelernt.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.01.2022
Aurora und die Sache mit dem Glück
Weeks, Sarah

Aurora und die Sache mit dem Glück


ausgezeichnet

Ein Mädchen, das vielleicht etwas anders ist und das hindert sie an gar nichts

Aurora ist das ganze Glück ihrer Eltern. Die Drei haben es gut miteinander und dass Aurora in manchen Dingen etwas anders ist, damit können sie gut leben. Die Mutter hat zwar Sorge, dass dieses 'anders sein' einen medizinischen Namen hat, aber das wird ihr nicht bestätigt. Und die meisten Menschen kommen mit diesen kleinen Eigenarten auch zurecht. Denn eigentlich ist Aurora ein nettes, geradliniges, durchaus selbstbewusstes Mädchen, das die Dinge direkt auf den Punkt bringt. Ihre Mitschüler lassen sie meist einfach in Ruhe, aber damit kann Aurora gut leben. Zuviel Nähe verträgt sie sowieso nicht und außerdem hat sie ja einen allerbesten Freund, ihren Hund Duck. Nur ein Mädchen in ihrer Klasse, die ist wirklich sehr gemein zu ihr, immer wieder. Aurora nimmt das einfach so hin, doch soviel sei verraten, später irgendwann, wird sie dieser Lindsey so richtig Bescheid sagen. Doch zuvor wird so einiges passieren, da wird es durchaus auch etwas dramatisch. Es gibt ein Unglück, eine falsche Anschuldigung, Traurigkeit und Missverständnisse, Aurora und ihre Eltern, die haben es einige Zeit miteinander recht schwer und dann kommt auch noch ein Besuch, der sich dann aber als wahres Glück entpuppt und vieles wieder gut oder eher viel besser macht, als es vorher war.
Dieses Buch, das ist eine sehr schöne warmherzige Geschichte, die sich ziemlich echt anfühlt, eben gerade nicht wie aus dem Bilderbuch und die auch Mut macht.
'Komisch' ist schon ein komisches Wort, geh deinen Weg und irgendwann passt dann auch alles zusammen.

Bewertung vom 22.01.2022
Der fürsorgliche Mr Cave
Haig, Matt

Der fürsorgliche Mr Cave


gut

Wenn Fürsorge zu einem Käfig wird und die Katastrophe folgt

Terence Cave ist eigentlich ein ganz normaler netter Mensch. In seinem Beruf als Antiquitätenhändler und Restaurator geht er vollends auf. Ein Möbelstück wieder zu neuem Glanz verholfen zu haben, erfüllt ihn mit tiefer Zufriedenheit. Doch das Leben ist nicht leicht und in dem von Mr Caves nehmen die Verluste zu. Seine Mutter, seine Frau und dann auch noch sein Sohn, dem er bei dessen Unfall nur noch die Hand halten kann, während das Leben seinen Körper verlässt, sie alle sind nicht mehr da. Nun gibt es nur noch seine Tochter und so schwer es ihm fällt, seinem Dasein überhaupt noch etwas abzugewinnen, für Briony wird er dasein. Er wird ihr die Zeit schenken, die er bei seinem Sohn noch 'auf später' verschoben hat, er wird sie beschützen vor dieser Welt da draußen, die so grausam und gefährlich ist. Briony wird man ihm nicht wegnehmen, dafür wird er sorgen. Und genau das tut er dann auch. Dass das nicht gutgehen kann, nicht bei einem Erwachsenen und schon gar nicht bei einer Jugendlichen, die natürlich zunehmend ihre Freiheiten einfordert, ist vorauszusehen. Grenzen setzen ist ja in Ordnung, aber was Mr Cave da tut, dass übersteigt jede Verhältnismäßigkeit.
Dies also ist Mr Caves Geschichte. Hier schreibt er sie nieder. In der Ich-Form erzählt er den Gang der Dinge und bittet seine Tochter um Verzeihung und immer wieder auch um Verständnis für sein Tun. Dass mit dem Verstehen, das ist ihm dabei sehr wichtig und irgenwie hat man als Leser das Gefühl, Mr Cave richtet sich mit seiner Geschichte auch direkt an uns.
Das ist schon harter Tobak, dieses Buch. Sein Inhalt ist berührend, ja, nachvollziehbar, in gewissem Rahmen auch das, aber es ist auch ohne Ausweg, ohne Abzweig für 'es wird doch noch alles gut'. Und das muss man dann erst einmal sacken lassen. So in dieser Form hallt die Geschichte lange nach und wenn das vom Autor so gewollt ist, dann hat er, auf eine ein bisschen andere Art, wieder alles richtig gemacht. Und wer es gerne ein bisschen heller und hoffnungsvoller haben möchte, nicht sehr viel, aber doch ein wenig, dem kann ich auch die anderen Werke von Matt Haig sehr empfehlen. Man kann sie einfach nur mögen.

Bewertung vom 20.01.2022
Der letzte Sommer in der Stadt
Calligarich, Gianfranco

Der letzte Sommer in der Stadt


sehr gut

La Dolce Vita, neu aufgelegt

Leo Gazzarra, ein junger Mann, der sich von Mailand nach Rom aufgemacht hat, um neu anzufangen, er erzählt hier seine Geschichte 'vom letzen Sommer in der Stadt'. Schnell findet er Freunde und ein Unterkommen auch. Die Tage fliegen dahin, Bella Italia, das italienischen Flair, im Rom der 70er, hier findet es seine Erfüllung und Leo schwimmt mit auf dieser Woge aus Leichtigkeit und unbändiger Lebenslust. Doch eigentlich sehnt sich dieser melancholische junge Mann nach einem Haltegriff und dann lernt er die faszinierende Ariane kennen.
Dieses Buch, bereits 1973 das erste Mal erschienen und jetzt für den deutschen Markt wiederentdeckt, es lässt in seinen Lesern dieses Gefühl wiederauferstehen von einer Zeit, in der das Leben so vollkommen und ausschließlich aus dem Hier und Jetzt besteht, kein Nachvorneschauen und kein Zurück, ein wilder Ritt durch die Straßen Roms mit seinen monumentalen Bauten, dieser historischen Stadt, die schon so viel gesehen hat und trotzdem noch steht. Der Autor hat dieses um eine Dekade verschobene 'La Dolce Vita' ganz wunderbar in seinem kleinen Werk verewigt und eigentlich fehlt als Symbol für dieses Lebensgefühl nur noch eine Anita Ekberg, die im Trevibrunnen badet.

Bewertung vom 20.01.2022
Erschütterung
Everett, Percival

Erschütterung


sehr gut

Ein alltägliches Leben und dann der große Bruch

Zach Wells, Afroamerikaner, Professor für Geologie und Paläobiologe, Ehemann, Vater, es ist alles da, was für ein gutes Leben steht und dieses Leben ist alltäglich, unbedeutend, langweilig und emotional, gerade bezogen auf seine Ehe, kälter geworden. Nur das Vatersein, für seine 12-jährige Tochter Sarah, erfüllt ihn mit einem positiven warmen Gefühl der Liebe. Und dann der Schock, sein Kind leidet an einer seltenen genetisch verursachten Erkrankung, die unweigerlich zum Tod führen wird und dies sehr bald. Sein Kind wird dahinsiechen und ihn verlassen. Wells Verzweiflung ist grenzenlos. Bald wird es nichts mehr geben, was sein Leben noch sinnvoll sein lassen kann. Und dann taucht da dieser Hilferuf auf, in Form eines Zettels, den er in einer bei Ebay erstandenen Second-Hand-Jacke, gefunden hat. Und er flieht, vor dem Siechtum seiner Tochter, hinein in dieses Abenteuerkonstrukt, das ihn nach New Mexico führt.
Das also ist die Geschichte, zwei Handlungsstränge, eingewoben darin Themen u.a. aus Wells Berufsleben, die zeigen, dass er eigentlich dazu gehört, mitten drin in den realen Alltäglichkeiten der amerikanischen Gesellschaft, die bis hin zum Trumpismus reichen. Und das alles eingebettet in eine literarisch sehr gehobene ambitionierte Sprache mit dem ein oder anderen Extratüpel obendrauf, man bekommt hier als Leser schon etwas geboten. Das ist richtig gut gemacht und sollte so auch seine Würdigung finden. Bei mir allerdings ist das Emotionale, diese Erschütterung, nicht mit der Intensität angekommen, die ich erwartet hätte. Ich denke, der Autor hat dies bewusst so gewählt, um einem nicht die Sicht zu versperren, für die vielen thematischen Facetten, die die Geschichte in sich trägt. Ich hätte es mir diesbezüglich etwas 'natürlicher' gewünscht. Und, was mich schon während des Lesens beschäftigt hat, die Krankheit seiner Tochter, das kann man wohl, vorsichtig ausgedrückt, unter Schicksal verzeichnen. Und das zu verwinden, ist schwer. Aber als Vater davonzulaufen, genau in der Zeit, wo sein Kind ihn so sehr an seiner Seite braucht, wie will man sich das jemals verzeihen.
Doch fernab meiner kleinen persönlichen Abschweifung, kann ich diesem Buch auf jeden Fall eine Empfehlung aussprechen. Es ist wirklich gut.

Bewertung vom 17.01.2022
Die magische Welt von Leonie Looping - Doppelband - Erstlesebuch für Kinder ab 7 Jahren
Stronk, Cally

Die magische Welt von Leonie Looping - Doppelband - Erstlesebuch für Kinder ab 7 Jahren


sehr gut

Urlaub bei Oma, Elfenwesen und jede Menge Freundschaft und Abenteuer

Leonie, kurz Leo genannt, muss die Ferien mal wieder bei ihrer Oma Anni verbringen, denn ihre Eltern sind beruflich im Ausland unterwegs, wie schon so oft. Leo findet das nicht so prickelnd, obwohl es bei ihrer Oma sehr in Ordnung ist. Doch dann lernt Leo, sie traut ihren Augen kaum, zwei Elfenwesen kennen. Winzig klein flliegen sie um sie herum und sind mächtig empört, weil Leo, ohne es zu merken, ihr Minihäuschen kaputt gemacht hat. Um es zu repariern, wäre klein besser wie groß und so geben ihre Mücke und Luna, so heißen die beiden Elfenmädchen, eine Schrumpferbse. Und ganz schnell wird die großen Leo elfenklein. Das Fliegen, das klappt eigentlich sofort und ihren Spitznamen Leonnie Looping hat sie auch gleich weg, denn vor lauter Freude dreht sie einen über Kopf-im-Kreis-Looping und das kann sonst niemand. Nach einiger Zeit wird man dann auch wieder groß, aber es gibt Schrumpferbsen genug, je nach Bedarf. Die drei Mädchen, egal ob klein oder groß, sind sofort Freunde und was jetzt noch fehlt, das stellt sich ganz schnell ein, ein Abenteuer. Es geht dabei um ein paar Jungen, die beim Grillen am See ihren ganzen Müll einfach so liegenlassen und damit auch Tiere gefährden, die sich darin verhäddern. Aber Leo und ihre Freunde, mit dem Elfen Kim-Chi und dem dann doch richtig netten Nachbarsjungen Flo, sind noch welche hinzu gekommen, räumen auf und das in mehr wie einer Hinsicht, das könnt ihr mir glauben.
Dieses Doppelgeschichtenbuch ist der Auftakt einer richtig tollen neuen Serie, in der Leo und ihre Freunde eine Menge Dinge entdecken, die so nicht in Ordnung sind und es dann irgendwie schaffen, etwas dagegen zu tun. Da geht es viel um die Natur und alles, was dazu beiträgt, dass es ihr nicht gut geht. Spannende Sache, finde ich mal und die Illustrationen dazu, davon kann ich nur schwärmen. Mit sehr viel Liebe gezeichnet, total schön anzusehen und immer ganz nah an neben und als Untergrund an der Geschichte dran.
Echt zu empfehlen!