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La Calavera Catrina

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Insgesamt 649 Bewertungen
Bewertung vom 27.10.2022
Der kleine Frosch will schwimmen gehen!
Schauenberg, Luisa

Der kleine Frosch will schwimmen gehen!


ausgezeichnet

Der kleine Frosch spürt den kommenden Frühling und erwacht aus seiner Winterstarre. Überglücklich verlässt er seine gemütliche Bodenbehausung und möchte nun endlich, endlich schwimmen gehen. Doch der See ist zugefroren. Auf der Suche nach einer Lösung liefern dem kleinen Frosch die unterschiedlichsten Waldbewohner einige Anregungen. Maus, Schneehase, Amsel und Wildschwein haben ihre ganz eigenen Ideen für Spaß im verschneiten Winterwald. Und auch, wenn der kleine Frosch sich nicht überzeugen lässt, probiert er alles aus und ist damit auf dem besten Weg, für sein Problem eine ganz eigene Lösung zu finden.

Text und Illustrationen ergänzen sich sehr harmonisch. Über viele Bilder mussten wir sehr schmunzeln und die Geschichte nimmt ein vergnügliches Ende. Die Handlung ist einfallsreich, bietet Abwechslung und der Text lässt sie stolperfrei vorlesen. Auf jeder Seite gibt es Details zu entdecken, wie kleine Frühlingsboten oder ein verstecktes Tier, das auf seinen Auftritt wartet. Ganz am Schluss finden sich Sachinfos über Tiere im Winter.

Pina Gertenbach hat einen sehr süßen Frosch entworfen. Schon das tolle Cover macht Lust auf die Geschichte, wenn man den kleinen Frosch mit seinen Schwimmflügeln sieht, wie er unsicher auf das Eis tritt. Als besonders aktive Hauptfigur animiert der kleine Frosch zum Mitmachen und begeistert als Sympathieträger mit genial witziger Mimik und seiner unerschütterlichen Beharrlichkeit.

Optimistisch und lösungsorientiert enthält die Geschichte wertvolle Botschaften und inspiriert dazu, aus einer verzwickten Situation das Beste zu machen. Ein ganz wundervolles Bilderbuch für Groß und Klein, das zum mehrmaligen Lesen einlädt und mit einer tollen Geschichte und liebevollen Illustrationen überzeugt. Nicht nur für Froschfans, sondern für alle, die Bilderbuchgeschichten mit Herz und Verstand lieben.

Bewertung vom 26.10.2022
Der Klang von Licht
Bagus, Clara Maria

Der Klang von Licht


ausgezeichnet

„Das Leben war wie ein Gemälde. Der Lauf der Zeit formt die Gegenwart zu einem Bild der Vergangenheit, die ihre volle Wirkung erst entfaltete, wenn wir ausreichend weit zurücktraten und das Gemälde aus der Ferne in seiner Ganzheit betrachteten. Erst dann ergab alles auf einmal einen Sinn.“

In dieser poetisch verdichteten Erzählung geht es um drei tragische Schicksale, Zerrissenheit und die Sehnsucht nach Identität und Familie. Clara Maria Bagus führt ihre Figuren gefühlvoll auf eine heilsame Reise der Akzeptanz und Hoffnung. Auch Suizid spielt eine Rolle, was ich als Triggerwarnung erwähnen möchte.
Die meisten Kapitel sind Jean-Pierre gewidmet. Als erfolgreicher Oberarzt, leitet er die Notfallstation. Schließlich muss er eine berufliche Niederlage verkraften, die er sich nicht erklären kann. Mit der aufkommenden Unsicherheit kann Jean-Pierre nicht umgehen. Bisher oberflächlich und ignorant, muss ich sich seiner inneren Leere stellen. Des Weiteren spielt Juliette eine wichtige Rolle, die mit acht Jahren ihre Mutter auf traumatische Weise verlor. Neben anderen entscheidenden Nebenrollen im Figurenensemble gibt es die lebensfrohe Virginie: eine einfühlsame Frau, die stets die richtigen Worte findet. Was all diese Personen verbindet, sind nicht nur die Kraniche, die sie eines abends im Silber des Mondlichts zu erkennen glauben, sondern ihre Lebenswege sind miteinander verstrickt. Sie alle spüren den Umbruch. Zudem hat Clara Maria Bagus eine durchaus unbeliebte Figur eingeführt, die als stiller Beobachter fungiert, wenn es angemessen scheint, zu Wort kommt, ja sogar eingreift und schließlich mit Prolog und Epilog die Geschichten all dieser Figuren wie eine sanfte Umarmung umschließt. Das fand ich großartig inszeniert und es war zu keiner Zeit vorhersehbar.

"Der Klang von Licht" zeichnet sich durch viele Erkenntnisse aus, die beim Lesen zum Nachdenken anregen. Wer es liebt, Zitate rauszuschreiben, wird hier sehr reichhaltig bedient. Ob Einblicke in die unsichtbare Welt, in der Menschen leben, die mit ihren Ängsten und Sorgen allein sind oder die Schwierigkeit den Wandel anzunehmen, statt uns selbst und andere „in unsere Vorstellungen von uns einzusperren.“ Weise Worte und kluge Gedanken, wie man sie auch in zahlreichen Sachbüchern lesen kann, während in diesem Roman die Figuren einen Prozess durchlaufen, der aus diesen sonst so seelenlosen Sprüchen erst eine Wahrheit entstehen lässt.
Geschrieben mit einer Bildhaftigkeit, die beeindruckt: „Der Duft der Nacht tropfte durch die geöffneten Fenster und ließ die Vorhänge wie Wolken tanzen.“ Clara Maria Bagus geht über die Weltbilder in unseren Köpfen und das, was wir als real begreifen, hinaus, und webt eine Wärme für das Gemüt und eine erhellende Frische für den Geist. Fand ich sogar stärker als den Vorgänger „Die Farbe von Glück“. Eignet sich wunderbar für eine Leserunde.

Bewertung vom 18.10.2022
Die verborgenen Zeichen der Natur
Caudill, Craig

Die verborgenen Zeichen der Natur


ausgezeichnet

„Alles was wir tun müssen, ist mit offenen Augen durch die Welt zu gehen.“

In diesem Bilderbuchschatz geht es kreuz und quer durch alle Jahreszeiten und Vegetationen, rund um den Globus. Neben vielen Infos über die Naturvielfalt und unterschiedlichste Tierarten auf der ganzen Welt, erfährt man was uns Tiere, Pflanzen, der Mond, die Wolken, das Wasser, die Sterne und die Sonne über das Wetter, die Himmelsrichtung und die Zeit verraten. Man lernt, durch aufmerksames Beobachten die Zeichen der Natur zu deuten. Wie erkenne ich im Wald, ob es bald regnet? Wann sagen Wolken einen Sturm voraus? Wie orientiere ich mich im Schnee? Wie finde ich Wasser in der Wüste? Was verrät ein Baumstumpf über die Vergangenheit? Gemeinsam mit einem Jungen und einem Mädchen, die durch die Wüste, den Dschungel, Wälder und Schneegebiete wandern oder auf dem Wasser unterwegs sind lädt jede illustrierte Doppelseite zu einer neuen Erkundung ein.

Mir hat die liebevolle Gestaltung sehr gefallen. Angenehme Schriftarten, beeindruckende Illustrationen mit vielen Details und die Textmenge ist ideal - nicht überfordernd und einem Muster folgend. Für meine Kinder war absolut alles spannend und faszinierend, weil der praktische Anteil hoch ist und gleich in der Natur selbst erforscht werden kann. Mir hat besonders der langsame Tanz der Sonnenblume gefallen. Das wusste ich noch nicht und mich hat auch das schöne Meer aus Sonnenblumen mitten in Italien in Urlaubsstimmung versetzt. Im Glossar sind noch einmal alle Begriffe erklärt und am Ende gibt es weitere Sachbuchempfehlungen für Naturentdecker.

Fazit: Ein wunderschönes Bilderbuch für jedes Alter, was dabei hilft, die Natur besser zu verstehen. Es ist nicht als Überlebenshandbuch gedacht, sondern sensibilisiert, die Natur mit allen Sinnen zu erkunden. Eine absolute Empfehlung für alle, die schöne Illustrationen lieben und neugierig durch die Welt gehen.

Bewertung vom 18.10.2022
Unsterblich sind nur die anderen
Buchholz, Simone

Unsterblich sind nur die anderen


sehr gut

Es geht um zwei Frauen, die eigentlich nur auf der Suche nach ihren Freunden waren, dann aber in eine Fluch hineingezogen werden. Es ist ein Roman, der auf mystische Weise von Liebe und Freiheit erzählt, sich viele phantastische Freiheiten nimmt und mit der Idee spielt, dem Leben die Schwere zu nehmen. Am Anfang kam ich nicht so richtig in die Geschichte rein. Alles war sehr geheimnisvoll, wage formuliert, irgendwie skurril und ich wusste nicht, worum es jetzt genau geht. Mit der Zeit wird das aber klarer und es wird immer interessanter, auch der beeindruckende Schreibstil wird griffiger. Das Ende war ein herausforderndes Theaterstück, das einige Fragen offen lässt. Die unerwartete Handlung konnte mich zwar nicht fesseln, die handwerkliche Schreibkunst von Simone Buchholz aber umso mehr - schwungvoll und schnoddrig, poetisch und voller versteckter Botschaften. Stilvoll lässt Simone Buchholz viel Interpretationsspielraum, schreibt über Sehnsüchte, das Loslassen - immer geheimnisvoll, immer abwechslungsreich: verschiedene Zeitebenen, Tagebucheinträge und mystische Wesen, die die Bühne betreten. Wenn man "Unsterblich sind nur die anderen" ließt, sollte man Lust auf etwas Anspruchsvolles und Ungewöhnliches haben, denn es ist kein Roman zum Entspannen und Abschalten. Für alle zu empfehlen, die den Mut haben, ihren literarischen Horizont zu erweitern.

Bewertung vom 18.10.2022
This Charming Man / The Stranger Times Bd.2
McDonnell, C. K.

This Charming Man / The Stranger Times Bd.2


ausgezeichnet

"This Charming Man" von C. K. McDonnell ist die spannende Fortsetzung von "The Stranger Times" und erzählt mit dunklem Witz von Vampiren, Flüchen und Monstern - auf der Schwelle zwischen Wahrheit und Fiktion.

Es beginnt verhältnismäßig ruhig: Hannah ist aus dem Urlaub zurück und muss entsetzt feststellen, dass Banecroft die Fertigstellung der sanitären Anlagen vereitelt hat. Aber es kommt noch schlimmer, und so brechen die zwei neuen Gruppenkonstellationen auf, um in einer geplanten Entführung und über einen mysteriösen Todesfall zu recherchieren. In mehreren Handlungssträngen geht es um den Fall des verstorbenen Philip Butler, der vor seinem Tod eine verstörende Verwandlung durchgemacht zu haben scheint. War der 27-jährige Entwickler, der bei einer Dating-App gearbeitet hat, ein Vampir? Klingt nach perfektem Stoff für die Stranger Times.

Es gibt ein chaotisches Wiedersehen mit den wunderbaren bekannten Charakteren, allen voran Vincent Banecroft, der ein kreatives System entwickelt hat, um seine Leidenschaft für Kraftausdrücke zu frönen, und damit den Schwur gegenüber Grace zu umgehen. Auch Tom Sturgess feiert sein Comeback als Inspector und erhält Instruktionen von einem „besorgten Bürger“.
Es gibt auch einige neue Charaktere, wobei mir Cogs, der nur die Wahrheit sagen kann, mit seinem Hund Zeke besonders gefallen hat, weil die Dynamik der beiden unverwechselbar lustig war. Raffiniert konstruiert liest es sich absolut spannend und mitreißend, weil man bis zum Ende versucht, die losen Enden zusammenzufügen.

Wer den ersten Teil, den frechen Schreibstil und die eingeschobenen Artikel mochte, kann sich auf die Fortsetzung freuen. Wer den ersten Teil nicht kennt, kann bedenkenlos einsteigen. Ich empfehle aber, die Reihe mit dem ersten Band zu starten, um die Zusammenhänge zu verstehen.

Fazit:
Bester Grusel-Lesestoff für die Zeit um Halloween, bei der kein Auge trocken bliebt. Für alle, die es schwarzhumorig, spannend und seltsam mögen, ist dieser paranormale Thriller ein Lesegenuss und erinnert an Bücher von Terry Pratchett oder Douglas Adams. Wer den Schlagabtausch zwischen den Figuren, allen voran Banecroft, auch so liebt, dem empfehle ich stets das Buch, da im Hörbuch - absolut grandios gelesen von Sascha Icks übrigens - leider das ein oder andere gekürzt wurde.

Bewertung vom 12.10.2022
Verbrenn all meine Briefe
Schulman, Alex

Verbrenn all meine Briefe


ausgezeichnet

Der schwedische Autor Alex Schulman erzählt auf literarisch wunderbare Weise seine tragisch intensive Familiengeschichte, die auf wahren Begebenheiten beruht, über eine unglückliche Liebe, die das Gefühl der Wut wie ein Gift über Generationen weitergab und Erinnerungen der Furcht und der Reue hinterließ.

Als hochrangiger schwedischer Schriftsteller ist Sven Stolpe ein wandelnder Mythos und unangenehmer Zeitgenosse, vor dessen Wutausbrüche man immer auf der Hut sein musste. Sein Enkel und Ich-Erzähler Alex Schulman sieht nährende Katastrophen voraus und lernt, ihnen rechtzeitig auszuweichen. Diesen Radar hat Alex perfektioniert - nur seine eigene Wut, die sieht er nicht kommen. Um seine Ehe und die Beziehung zu seiner Kindern zu retten, geht er seiner Wutgeschichte auf den Grund und recherchiert über sein Großvater. Er will die Vergangenheit nicht über sein Leben bestimmen lassen und verstehen, was in ihm weiterlebt. Fakten und Erinnerungen vermischen sich. Es sind kindliche Erinnerungen an eine lieblose Beziehung der Großeltern, die erst jetzt einen Sinn ergeben. Zahlreiche Tagebucheinträge von Sven Stolpe und weitere Briefe von seiner Großmutter und ihrem Geliebten wertet Alex aus, um der Spur der Wahrheit zu folgen. Stolpe war ein Mann, der sein Dasein als Gefängnis empfand, alles niederschrieb, aber ungewöhnliche Wage blieb, als es um den Sommer 1932 ging, als eine geheime Liebe seine alten Wunden aufriss, von denen niemand erfahren durfte.

Schulman schafft es, dass man diese Familienbiografie mit Spannung liest, in der es um tiefgreifende Gefühle wie Wut, Untreue und Einsamkeit geht. Die Rolle der Frau ist prägend. Die demütigende Gefangenschaft der Großmutter geht einem zu Herzen. Trotz distanzierter Erzählweise, aus der Sicht des Enkels und dessen Recherchen, berührt diese Geschichte auf intensive Art. Die Liebesgeschichte zwischen Karin und Olof ist spürbar besonders und die Folgen jeder Entscheidung, die getroffen wird, wiegen schwer. Lebendig wechselt Schulman zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Bildhaft zeichnet er erzählerisch ein Porträt des aufbrausenden mitunter boshaften Großvaters und erfasst sanft persönliche Szenen, die ganz für sich selbst sprechen. Nach "Die Überlebenden" hat mir "Verbrenn all meine Briefe" sehr gefallen. Es ist der besonders sanfte Schreibstil, der mich immer wieder begeistert und der aufmerksame Blick auf das Leben und die Vergangenheit. Sehr empfehlenswerter Roman.

Bewertung vom 12.10.2022
Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit
Pulley, Natasha

Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit


gut

In diesem geheimnisvollen Roman geht es um Joe, der 1898 mit einem Gedächtnisverlust am Bahnhof Gare du Roi in Londres aufgegriffen wird. Joe wird erst in eine psychiatrische Klinik eingewiesen und untersucht. Einige Jahre später erreicht ihn eine Postkarte, die 90 Jahre unterwegs war und mit einem Leuchtturm und einer Nachricht versehen ist. Joe sucht diesen Leuchtturm, um den Absender zu finden und erlebt ein schicksalhaftes Zeitabenteuer auf hoher See.
Das Gedankenexperiment des Schmetterlingseffekts, das diesem Roman zu Grunde liegt und die Verknüpfung mit Historischem und einer zarten Liebesgeschichte ist interessant. Was dabei leider zu kurz kommt, ist die glaubhafte Darstellung der Innenwelt eines Mannes, der sich zerrissen fühlt, weil er seine gesamte Identität und alle Erinnerungen verloren hat. Beim Lesen bleibt man stets auf der intellektuellen Ebene und folgt konzentriert dem geheimnisvollen und komplexen Erzählkonstrukt. Die Autorin Natasha Pulley schafft eine angespannte Atmosphäre voller unausgesprochenen Andeutungen und gewaltsamer Entbehrungen. Sie beschreibt die körperlichen Strapazen anschaulich und mitreißend, was die Stimmung der Geschichte bestimmt. Die eigentliche Auflösung, was mit Joe passiert ist, erhält man erst auf den letzten Seiten und ist nur noch teilweise überraschend, gleichsam etwas unbefriedigend.

Bewertung vom 12.10.2022
Wie wir Menschen die Welt eroberten / Unstoppable Us Bd.1
Harari, Yuval Noah

Wie wir Menschen die Welt eroberten / Unstoppable Us Bd.1


ausgezeichnet

„Für alle Lebewesen –
die von gestern, von heute und von morgen.
Unsere Vorfahren haben die Welt zu der gemacht, die sie ist. Aber wir sind es,
die über ihre Zukunft entscheiden.“

"Wie wir Menschen die Welt eroberten" ist das erste von vier Sachbüchern der Reihe "Unstoppable Us" von dem Bestsellerautor Yuval Noah Harari, der sich erstmals einem Sachbuch für Kinder widmet. Dank der tollen Übersetzung von Birgit Niehaus, der ansprechenden Gestaltung und den fantastischen Illustrationen von Ricard Zaplana Ruiz ist es ein absolutes Vergnügen, über die wilden Anfänge der Menschen zu lesen und zu erfahren, warum nur der Homo Sapiens überlebt hat. Neben dem Alltag unserer Vorfahren und den Gründen zum Aussterben der Urzeitgiganten lernt man ganz nebenbei auch etwas über die größten Stärken des Menschen, was ein Unternehmen wie McDonalds eigentlich genau ist und warum ein Finger Geschichte schreiben könnte.

Yuval Noah Harari erzählt voller Begeisterung, Dankbarkeit und Leichtigkeit. Selbst als Erwachsener klebt man interessiert an den Zeilen, weil vorhandenes Wissen anschaulich mit aktuellsten wissenschaftlichen Erkenntnissen verknüpft wird, was ganz neue Blickwinkel zulässt. Komplexe Zusammenhänge werden auf den Kernpunkt reduziert, und allumfassenden angewendet. Interessante Fragen laden zum Nachdenken ein. Yuval Noah Harari bedient sich seiner Vorstellungskraft und gibt sich interessanten Spekulationen hin, die eine mögliche Vergangenheit lebendig werden lassen. Im zweiten Kapitel geht es um die „Sapiens-Superkraft“ und einige Vergleiche mit dem Leben, wie wir es heute kennen. Dabei wird man durch die direkte Ansprache auch zu kleinen Experimenten ermutigt und ist insgesamt mittendrin. Wichtig ist auch die Erkenntnis über die Macht, die wir Menschen in der Gemeinschaft haben und das wir sie verantwortungsvoll nutzen können, um die Welt zu verändern. Mit einer Aussicht auf Band Zwei und einer abschließenden Zusammenfassung, konnte der Reihen-Auftakt mehr als überzeugen. Inspirierend, unterhaltsam und zukunftsweisend. Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 12.10.2022
Ein Alman feiert selten allein
Atmaca, Aylin

Ein Alman feiert selten allein


ausgezeichnet

In dieser vergnüglichen Weihnachtsgeschichte erzählt Elif, die als Tochter von türkischen Gastarbeitern in Deutschland aufgewachsen ist, von ihrem ersten Weihnachtsfest mit der Familie ihres Freundes Jonas. Damit geht für sie ein Kindheitsraum in Erfüllung: einmal ein richtiges deutsches Weihnachtsfest erleben. Denn Elif ist bescheiden aufgewachsen und verbindet mit Weihnachten vor allem die amerikanischen Spielfilme, die im Fernsehen liefen und Geschenke vom Flohmarkt. Nun trifft sie ausgerechnet auf die deutsche Griswold-Bilderbuch-Familie“, die an Heiligabend nichts dem Zufall überlassen und bei dem gesamten Weihnachtsirrsinn, von „Dekowettstreit“ bis selbst gefällter Nordmanntanne, noch eine Schippe an organisierter Nachhaltigkeit drauf setzen.

Es geht um die Zusammenkunft der Familie, deutsche Weihnachtstraditionen, und auf welche Art und Weise Weihnachten gefeiert wird, die in den verschiedenen Kulturen und Gesellschaftsschichten sehr unterschiedlich ist. Zudem ist dieser Anlass für Elif das erste Kennenlernen mit den Schwiegereltern in Spee - eine Achterbahn der Gefühle aus Peinlichkeiten, Schamgefühl, „Gesichtsschwitzen“ und dem Wunsch nach Akzeptanz. Das alles ist so witzig und klug verpackt, dass es sich wunderbar an einem freien Nachmittag lesen lässt und Lust auf das besinnliche Jahresende mit der Familie macht.

Fazit: Ein unterhaltsam witziger und kluger Roman über Beziehungen, Familie und das Fest der Liebe, der mit Klischees spielt und sich wunderbar als Einstimmung auf das Weihnachtsfest eignet.