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Benutzername: 
Glüxklaus
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Franken

Bewertungen

Insgesamt 612 Bewertungen
Bewertung vom 21.07.2021
Freddy Sidebottoms absolut peinliche Welt
Patterson, Rebecca

Freddy Sidebottoms absolut peinliche Welt


sehr gut

Viele Peinlichkeiten und turbulente Zeitreisen - originell, herrlich überdreht und saukomisch

„Ja, sämtliche Fehler meines Lebens geschehen in zwei Minuten! Zuviel Klopapier zusammenknüllen, Klos zum Überlaufen bringen, nicht wissen, wie „Minimum“ ausgesprochen wird.“

Freddy Sidebottom kann einem nur leid tun. Er stolpert von einer Peinlichkeit in die nächste. Seine Mitschüler haben für seine ständigen Missgeschicke sogar schon einen Namen: „Klassische Fredster“. Aber wie schafft man es bloß, weniger peinlich zu werden und nicht in jedes Fettnäpfchen zu treten? Da kommt Opas Erfindung, eine Zeitmaschine in Form eines Babyspielzeugwürfels gerade recht. Dieser Würfel macht es möglich, ein paar Minuten in der Zeit zurückzureisen und dabei mögliche Blamagen zu verhindern. Zunächst scheint der Würfel die Rettung für Freddy. Doch auch so eine Zeitmaschine hat ihre Grenzen….

Autorin Rebecca Patterson schreibt sehr unterhaltsam und direkt in Gegenwart aus Freddys Sicht. Der flapsige, witzige Schreibstil machte meinen Kindern und mir beim Vorlesen sehr viel Spaß und wirkt sehr authentisch.
Die Illustrationen der Autorin passen sehr gut zur Geschichte. Die schwarz-weiß-grauen Bilder sind zwar recht einfach, aber klar, ausdrucksstark und sehr humorvoll.
Das Buch eignet sich für Leser ab sieben, acht Jahren. Die Schrift ist etwas größer gedruckt und die Zeilen haben einen etwas weiteren Zeilenabstand, was die Lesbarkeit für jüngere Leser deutlich erleichtert und so die Motivation erhöht. Eventuell könnte das Erfassen der englischen Namen den Kindern beim Lesen kleinere Probleme bereiten.

Freddy ist ein echter Pechvogel mit wenig Selbstvertrauen. Das erklärt auch, warum er erstmal fast vom Stuhl kippt, als sein Lehrer Mr. Bakhsi einen seiner Aufsätze als „hervorragend“ lobt: „In meinem gesamten zehnjährigen Leben war bislang noch nie irgendwas „hervorragend“ gewesen.“ Freddy ist nicht richtig schüchtern, er geht offen auf andere zu, mit seinen Freunden schwätzt er z.B. sehr gerne während des Unterrichts. Er hasst es aber, vor Leuten zu sprechen. Seine ständigen Peinlichkeiten machen ihm das Leben schwer. Freddy ärgert mit seinen Aktionen andere nicht absichtlich und bewusst, vielmehr zieht er jedes Fettnäpfchen einfach nur magisch an. Mit Freddy litten wir beim Lesen ziemlich mit.
Sehr sympathisch präsentiert sich auch Freddys Opa, der ein bisschen eigen und verrückt rüberkommt, erfindet er doch tatsächlich nur wegen einer vermissten Schubkarre eine hochkomplexe Zeitmaschine.

In „Freddy Sidebottoms absolut peinlicher Welt“ ist immer was los. Anfangs kamen meine Mitleser und ich aus dem Lachen gar nicht mehr heraus. Eine aberwitzige Situation, sei es ein verunglückter Vortrag vor der ganzen Schule, ein unbeabsichtigt entwichenes Lüftchen in der Mathenachhilfe oder ein katastrophaler Essensunfall in der Mensa, folgt slapstickartig auf die nächste und mittendrin steckt immer Freddy. Seine Missgeschicke sind aber auch herrlich schräg, turbulent und extrem lustig. Das rasante Erzähltempo kann dann aber bis zum Schluss nicht mehr ganz durchgehalten werden, gegen Ende haben doch etwas zu viele Unterhosen ihren eigenen Auftritt und die Gags wirken dabei ein wenig abgedroschen.
Freddy begreift, dass die permanente Konzentration auf das eigene Unvermögen zu nichts führt. Wenn er andere beobachtet und genau auf seine Umgebung achtet, erkennt er, dass anderen Leuten durchaus auch Missgeschicke passieren, denn niemand ist unfehlbar. Dieses Wissen hilft Freddy gelassener zu werden! Dadurch lebt es sich für ihn deutlich leichter.
Trotz kleiner Schwächen am Ende eine absolut originelle, unterhaltsame, sehr komische Geschichte voller Einfallsreichtum, die garantiert für gute Laune sorgt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.07.2021
Irgendwo ist immer irgendwer verliebt
McKinlay, Jenn

Irgendwo ist immer irgendwer verliebt


sehr gut

Manchmal muss man weit reisen, um zu erkennen, was doch so naheliegt - leichte, kurzweilige Liebesromanze mit trauriger Vorgeschichte

„Du hast mir erzählt, dass du dich wiederfinden wolltest, aber du musstest gar nicht gehen, um dich zu finden, Chelsea. Du musstest gehen, damit ich dich finden konnte.“

Chelseas Vater möchte wieder heiraten. Und das, obwohl er seine Verlobte Sheri gerade mal zwei Wochen kennt. Chelsea ist entsetzt, sie kann ihre Mutter nicht vergessen, die vor sieben Jahren an Krebs starb. Doch dann wird Chelsea klar, dass ihr Leben seit dem Tod ihrer Mutter eigentlich gar nicht richtig stattfand. Sie beschließt, sich eine Auszeit zu nehmen, um die Liebe wiederzufinden. In Irland, Paris und in der Toskana möchte sie die drei Männer treffen, die sie während ihrer Europareise kurz vor dem Tod ihrer Mutter so glücklich gemacht haben. Ob einer von ihnen immer noch der Richtige für sie ist?

Autorin Jenn McKinlay schreibt flüssig, klar und nachvollziehbar aus Sicht ihrer Protagonistin Chelsea in Ich-Form. Anfangs wirkt Chelsea noch recht distanziert, unnahbar und steif, blieb mir daher noch etwas fremd, aber im Verlauf der Geschichte gelang es mir immer besser, mich in Chelsea und ihre Geschichte hineinzuversetzen.

Chelsea hat ein großes Problem, das ihre Schwester Annabelle auf den Punkt bringt: „Nachdem Mom gestorben ist, hast Du Dich zurückgezogen und nie damit aufgehört. Ich erkenne dich nicht mehr wieder. Du lässt keinen mehr an dich ran.“ Während andere leben, hat Chelsea bloß das Gefühl auf der Stelle zu treten. Chelsea will sich ändern: „Ich möchte die optimistische, fröhliche, abenteuerlustige Frau sein, die ich einmal war. Ich will nicht der emotionslose Zombie sein, zu dem ich geworden bin.“
Drei Männer, der irische Barkeeper Colin, der Pariser Modeschöpfer Jean Claude und Weinbauer Marcellino aus Italien gaben Chelsea auf ihrer Europareise, während der sie so glücklich war, das Gefühl, geliebt zu werden und lieben zu können. Ob die drei ganz unterschiedlichen Männer, Chelsea während ihrer Reise zurück ins Leben bringen? Und dann gibt es da noch ihren Kollegen Jason, den Chelsea eigentlich ziemlich nervtötend findet, der sich aber nun auffällig für sie zu interessieren scheint.

Findet Chelsea ihr Liebesglück? Und wenn ja mit wem und wo?
Chelseas Europatour ist ziemlich spannend, mitreißend und mit einigen Missverständnissen, Enttäuschungen, Unwägbarkeiten, Überraschungen, traurigen und rührenden Momenten, aber auch lehrreichen Erfahrungen gepflastert. Ihr Gesprächspartner hat durchaus recht, wenn er meint „Du bist so beschäftigt damit, eine Version von dir selbst zu finden, die es nicht mehr gibt, dass du verpasst, was vor deiner Nase liegt.“ Ohne Irrungen funktioniert Liebe für Chelsea nicht.
Bei aller Heiter- und Leichtigkeit hat es mich ziemlich mitgenommen zu lesen, wie es ist, mitzuerleben, wenn der Krebs geliebte Menschen immer weniger werden lässt und einem nichts übrigbleibt, als machtlos dabei zuzusehen.
Wie schwer der Verlust eines wichtigen Vertrauten wiegt, das wird in „Irgendwo ist immer irgendwer verliebt“ sehr deutlich und eindrücklich dargestellt. Für Chelsea „sind Liebe und Verlust auf alle Zeiten miteinander verbunden, weshalb“ sie in ihrer „Liebe vorsichtiger“ ist, „aber auch tiefer“ geht.
Am Ende kommt es dann, wie es für mich von Anfang an kommen musste. Ein herzerwärmendes Finale mit Zuckerguss, das perfekt zu dieser leichten Sommerliebesromanze passt. Manchmal nicht ganz realistisch und etwas naiv, aber durchgehend unterhaltsam und optimistisch. Ein bisschen märchenhaft darf eine eine romantische, kurzweilige Liebesgeschichte ruhig sein. Mir hat diese jedenfalls gut gefallen.

Bewertung vom 19.07.2021
Girl A
Dean, Abigail

Girl A


gut

Erschütternde Geschichte, nur phasenweise packend erzählt

Als Alexandra „Lexi“ Gracie erfährt, dass ihre Mutter im Gefängnis gestorben ist und Alexandra ihr Elternhaus vererbt, kommen furchtbare Erinnerungen in der jungen Frau hoch. Denn in diesem Haus wurden Alexandra und ihre Geschwister von ihren Eltern jahrelang vor der Außenwelt versteckt und gefangen gehalten. Mit 15 Jahren gelang Alexandra die Flucht. Doch vor ihrer Vergangenheit kann sie nicht davon rennen, wie sich jetzt zeigt. Sie wird immer „Girl A“ aus dem „Horrorhaus“ bleiben.

Autorin Abigail Dean schreibt flüssig aus Alexandras Sicht in Ich-Form. Sie schildert, was nach dem Tod der Mutter geschieht, erinnert sich aber auch immer wieder in Rückblenden an vergangene Zeiten. Die verschiedenen Leseabschnitte befassen sich mit den einzelnen Kindern der Familie Gracie und sind daher mit den Namen der Geschwister betitelt: 1 Lex (Girl A), 2 Ethan (Boy A), 3 Delilah (Girl B), 4 Gabriel (Boy B), 5 Noah (Boy D) und Evie (Girl C). Der letzte Abschnitt heißt „Wir alle“. Gerade anfangs hatte ich Schwierigkeiten, mich in der Handlung zu orientieren, da die Zeitsprünge für mich oft unvermittelt auftraten.


Die Kinder der Familie Gracie haben allesamt unsagbar Schreckliches miterlebt. Ihr Schicksal erschüttert. Erzählerin und Hauptfigur Alexandra arbeitet nun als Anwältin, wirkt zu Beginn bewundernswert stark, sie scheint den „Absprung“ geschafft zu haben. Nach außen zeigt sie klar, wie sie sich von ihrer Vergangenheit distanziert hat. So hat sie beispielsweise ihr blondes Haar gefärbt, denn „Ich hab keine Lust, Mutter im Spiegel zu sehen.“ erklärt sie ihrem Bruder Ethan. Im Laufe des Romans kommt heraus, wie sehr sie von den Ereignissen betroffen und geprägt ist, sie benötigt immer noch die professionelle Hilfe der Therapeutin Dr. K., um alles ertragen zu können. Auch wenn Alexandra mir unsäglich leid tat, erreichte sie mich nicht richtig, blieb mir über weite Strecken fremd. Wie unterschiedlich und individuell die Figuren auf ihr Schicksal, das Trauma reagieren, wird eindrücklich und deutlich geschildert, dennoch entwickelte ich kaum Bezug zu den verschiedenen Charakteren, fühlte mich mehr wie eine neutrale Beobachterin.

Grundsätzlich hat die Autorin mit dem Aufbau des Buchs für mich alles richtig gemacht. Durch die Rückblenden wird immer klarer, was wirklich geschah. Erschreckendes, Unvorstellbares und Unerwartetes tritt dabei zutage. Ein rätselhaftes Puzzle fügt sich nach und nach zusammen. Dennoch war ich von der erschütternd Story nicht durchgehend gepackt, teilweise empfand ich sie gar als langatmig. Der Funke wollte einfach nicht so recht überspringen. Für mich ist der Roman weniger Thriller als Familientragödie.
Abigail Dean hat etwas zu erzählen, der Stoff ihres Debüts ist mehr als beachtenswert, aber leider nutzt sie ihre erzählerischen Möglichkeiten nicht optimal aus und schaffte es so nicht, mich durchgehend zu fesseln. Lesenswert, aber nicht herausragend.

Bewertung vom 19.07.2021
Evie und die Macht der Tiere
Haig, Matt

Evie und die Macht der Tiere


ausgezeichnet

Von einer besonderen Gabe, vielen Tieren und dem, was alles zusammenhält

Evie ist kein normales Mädchen. Sie hört Tiere denken, was sie ziemlich in die Bredouille bringt. Denn schließlich kann sie ja ihr Wissen nicht einfach ignorieren. Also befreit sie kurzerhand das Schulkaninchen aus seinem viel zu engen Käfig, was natürlich nicht unbemerkt bleibt. Gerade noch kann ihr Vater einen Schulausschluss abwenden. Evie verspricht, sich in Zukunft zurückzuhalten. Doch dann kommt es im Zoo zu einem Zwischenfall in einem Löwengehege und Evie schreitet erneut ein. Evies Rettungsaktion macht einen gefährlichen Gegner auf sie aufmerksam und der hat ganz eigene Pläne mit dem besonderen Mädchen.

Bestseller-Autor Matt Haig schreibt flüssig, mit Humor und für Kinder gut verständlich. Er bringt wichtige Botschaften klar auf den Punkt und kreiert dabei phantasievoll auch eigene Begriffe wie „denk-sagen“.
Sehr treffend sind Emily Gravetts Illustrationen. Sie sind grau und recht blass, aber strukturiert und aussagekräftig. Vor allem die größeren Bilder bestechen durch viele spannende, motivierende Details.
Die Schrift ist normal groß, der Zeilenabstand etwas weiter als Standard. Die Geschichte ist für Leser ab zehn Jahren geeignet, aber auch jüngere Kinder ab sieben Jahre, für die der Textumfang zum Selberlesen noch zu groß ist, werden beim Vorlesen von der Handlung sicherlich angesprochen werden.

Evie ist eine wirklich außergewöhnliche Hauptfigur mit einer herausragenden Gabe. Sie wirkt bescheiden, möchte nicht auffallen. Granny Flora warnt ihre Enkelin: „Es gibt Dinge, die du besser nicht weißt. Und Stimmen, die du besser nicht verstehst. Also bitte, hör auf damit. Es soll dir nicht ergehen wie mir und wie deiner Mutter. Du sollst ein normales Leben führen.“ Evie bemüht sich sehr, sich an den Rat zu halten, doch verfügt sie zudem über ein sehr ausgeprägtes Mitgefühl für andere und besondere Güte. Das lässt sich nicht einfach abschalten…
Auch Granny Flora, die ebenso die „Gabe“ hat und Ramesh, der etwas anders als andere Kinder ist und nicht ganz den Konventionen entspricht, sind originelle Figuren. Und mit Mortimer J. Mortimer gibt es einen klassischen Bösewicht und Gegenspieler wie aus dem Bilderbuch.

Spannend ist das Abenteuer, in das Evie aufgrund ihrer Fähigkeit gerät, zweifelsohne. Aber „Evie und die Macht der Tiere“ ist auch definitiv ein Buch zum Nachdenken, über Zusammenhänge des Lebens, der Menschen und der Tiere. So heißt es: „Alles hängt mit allem zusammen“ erklärt Granny Flora. „Es ist wie ein riesiges Puzzle des Lebens. Jedes Teilstück hängt von den anderen ab und fügt sich in sie ein. Und zusammengehalten wird alles durch eine gewaltige Energie. Wir Menschen haben kein Wort dafür. Aber andere Tiere haben eins. Sie nennen es Dawa. Dawa gleicht einem Fluß, der durch alles hindurchfließt und alles miteinander verbindet.“
Evie lernt, sich auf andere zu konzentrieren, in sie hineinzusehen, sich in sie hineinzuversetzen, sie versucht gar, sie selbst zu werden. Das ist im echten Leben sicher auch eine gute Idee und hilft, einander besser zu verstehen. Und auch wenn es für Evie anfangs noch schwierig ist, in andere hineinzuhören, bringt es Granny Flora auf den Punkt und macht Evie Mut. „Alles scheint unmöglich, bevor man es beherrscht.“
Güte und Mitgefühl sind keine Sackgasse, das begreift Evie schnell und verdeutlich es den Lesern mit ihrer Geschichte sehr eindrücklich.
Nebenher erfährt man interessante Fakten über Tiere, wie dass die Augen eines Elchs im Winter blau sind oder dass Tintenfische drei Herzen haben.
Mitunter mutet die Geschichte natürlich etwas märchenhaft und naiv an, was sicherlich genauso gewollt ist. Sie sensibilisiert für die wichtigen Dinge im Leben, zeigt, dass es immer richtig ist, Verantwortung für andere zu übernehmen und dass wir letztendlich alle im selben Boot sitzen.
Unterm Strich ein wirklich gelungenes Kinderbuch über Tiere, Freundschaft, eigene Stärken, Verantwortung, Rücksichtna

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.07.2021
4 Kinder, 1 Hund und die coolste Oma der Welt
Stohner, Anu;Stohner, Friedbert

4 Kinder, 1 Hund und die coolste Oma der Welt


ausgezeichnet

Teufelstisch, Hexenhut, drei Riesen und ein echter Kriminalfall: eine sehr aufregende und ziemlich witzige Wandertour

Matteo hat furchtbare Angst vor Hexen. Seine Oma Hildi möchte ihn unbedingt von seiner Angst kurieren und plant daher mit ihren vier Enkeln Matteo, Mia, Jana und Lenny am Wochenende eine abenteuerliche Wandertour durch den Wald. Es soll zunächst zum Teufelstisch und dann über den Hexenhut zu den drei Riesen gehen. Und weil die lange Strecke an einem Tag nicht zu schaffen ist, muss die ganze Truppe auch noch im Zelt übernachten. Der Wald alleine ist schon ziemlich unheimlich, doch dann wird es noch nervenaufreibender. Unterwegs entdecken die Abenteurer nämlich immer wieder verdächtige frische Reifenspuren. Irgendwas geht da im Wald ganz und gar nicht mit rechten Dingen zu…

Anu und Friedbert Stohner erzählen lebendig, locker-leicht und kindgemäß im angenehmen Plauderton. Die Geschichte lässt sich meist flüssig vorlesen, mitunter geriet ich beim Vortrag allerdings angesichts bestimmter Ausdrücke wie „Kratzekätzchen“ oder der Aneinanderreihung sehr vieler Nebensätze ins Stocken. Auch wenn die Leser nicht direkt angesprochen werden, hatten meine Mitleser und ich beinahe das Gefühl, selbst mitten in der Handlung zu stecken.
Elli Bruder hat zur Geschichte treffende Illustrationen gestaltet. Vor jedem Kapitel findet sich ein kleines Bild, das thematisch zum Abschnitt passt. Neben der Seitenzahl unten lässt sich anhand eines keinen Motivs erkennen, wo sich die Hauptfiguren gerade befinden: zu Hause, am Parkplatz, in der Nähe von Teufelstisch, Hexenhut oder den Drei Riesen. Immer wieder gibt es auch bunte, größere Bilder zu bestaunen, die Szenen aus der Geschichte unterhaltsam darstellen. Insgesamt wirken die Bilder sehr dynamisch.
Das Buch eignet sich zum Vorlesen für Kinder ab fünf, sechs Jahren und für Selberleser ab acht.

Viel Spaß machen die originellen Figuren: Matteo, der sich selber am meisten über seine Hexenphobie ärgert, aber nichts dagegen tun kann, seine jüngere, etwas zu selbstbewusste Schwester „Kratzekätzchen“ Mia, die keine Gelegenheit auslässt, um Matteo aufzuziehen, Jana mit ihrer außergewöhnlich beeindruckenden Beobachtungs- und Kombinationsgabe, Opa in seinen unvermeidlichen gestreiften Pullovern, der dickköpfige Hund Herr Enquist und natürlich die unerschrockene Oma Hildi, die manchmal ganz schön schusselig, aber trotzdem obercool ist. Dass es zwischen den Geschwistern immer wieder zu Reibereien kommt und sich bestimmte „Unarten“ der Figuren wiederholt zeigen, wird realistisch und authentisch dargestellt. Die Figurenkonstellation ist definitiv gelungen und macht den besonderen Charme der Geschichte aus.

„4 Kinder, 1 Hund und die coolste Oma der Welt“ ist nicht nur spannend und aufregend mit kniffligem Detektivrätsel, es ist vor allem auch wirklich witzig. Hier reiht sich eine herrlich komische Szene an die nächste: auf kollektives Familienhinfallen folgt beispielsweise Omas lustiger Auftritt, bei dem sie sich spontan fliegenden Käse als zweites Frühstück schmecken lässt.
Von der turbulenten, einfallsreichen Geschichte wurden wir durchgehend hervorragend unterhalten. Besonders überrascht und gefallen hat uns das amüsante Ende.
Das Buch empfehlen wir allen Abenteurern, leidenschaftlichen Wanderern, Hexenfreunden oder -feinden, Naturliebhabern und Krimifans. Oma Hildi und Co heben garantiert die Stimmung.

Bewertung vom 08.07.2021
Tiere im Einsatz / Wieso? Weshalb? Warum? Bd.16
Erne, Andrea

Tiere im Einsatz / Wieso? Weshalb? Warum? Bd.16


ausgezeichnet

Wie Tiere Menschen helfen - interessantes und sehr motivierend gestaltetes Sachbuch

Tiere sind unersetzlich für den Menschen. Das Buch „Tiere im Einsatz“ aus der erfolgreichen Ravensburger Reihe „Wieso, weshalb, warum“ stellt anschaulich dar, auf welch unterschiedliche Arten Tiere Menschen unterstützen. Auf der ersten Doppelseite wird die ganz allgemeine Frage „Wie können uns Tiere helfen“ beantwortet. Auf den Bildern sind dabei Spürhunde in Aktion zu sehen. Die nächsten Seiten erklären, was Hunde bei der Polizei machen und wann Polizisten auf Pferden reitet. Anschließend geht es um Hunde an Land als Lebensretter, die folgende Seite befasst sich mit Hunden und Delfinen, die im Wasser Hilfe leisten. Im Anschluss wird geschildert wie tierische Einsatzkräfte trainieren, dann erläutert ein Text, warum Tiere uns gesund und froh machen. Daraufhin gibt es einen kurzen Überblick, welche Tiere Menschen begleiten. Die nächsten Seiten widmen sich der Frage „Welche Tiere passen besonders gut auf?“. Anschließend erzählt ein Abschnitt von Lasttieren wie Rentieren, Eseln, Yaks, Kamelen oder Lamas. Den Abschluss bilden die Themen „Wo sind Tiere noch im Einsatz“ und „Wann haben tierische Helfer frei?“.

Die Sachtexte hat Autorin Andrea Erne in altersgemäßer, klarer Sprache verfasst. Die kurzen und prägnanten Sätze mit wenigen Fremdwörter sind für die kleinen Leser sicher gut zu verstehen.
Das Buch ist ansprechend gestaltet. Die besonderen, bunten, detaillierten Illustrationen motivieren. Es gibt dabei sehr viele Details zu entdecken. Jede Seite enthält einen etwas längeren Fließtext und kleinere Informationen zu diversen speziellen Bildern. Außerdem finden sich Entdeckerklappen auf jeder Seite oder manchmal etwas größere „Verwandelseiten“ am Falz. Es wird z.B die Schutzausrüstung eines Polizeipferdes gezeigt oder ein Rettungshund in Aktion.
Durch das Buch „führt“ ein drolliges Alpaka, das manchmal mit witzigen Sprechblasen kommentiert, auf jeder Seite versteckt ist und immer andere tierische Begleiter dabei hat.
Kinder ab vier Jahren werden beim gemeinsamen Lesen mit Erwachsenen und beim Betrachten der Bilder viel Spaß haben. Erstleser ab sieben Jahre können sich die kurzen Texte vermutlich schon selbst erschließen, auch wenn die Schrift nicht übermäßig groß gedruckt ist.

Hier lernen nicht nur Kinder Interessantes, auch Erwachsenen erfahren noch viel Neues. Von Datenspürhunden oder Ratten, die Sprengstoff erschnüffeln habe ich beispielsweise vorher noch nie gehört und dass Hunde auch gute Rettungsschwimmer abgeben, war mir ebenfalls nicht genau bewusst. Wirklich beeindruckend, was unsere vierbeinigen Freunde alles leisten, wie beruhigend sie auf uns wirken können und dass sie Gefahren oft intuitiv früher wahrnehmen können als Menschen, die dafür technische Hilfsmittel haben.
Das Buch geht am intensivsten auf Hunde ein, weil diese hierzulande am häufigsten im Einsatz sind. Für unseren Geschmack hätte der Blick in andere Länder und Kulturen durchaus noch etwas ausführlicher ausfallen können. Beim Öffnen der Entdeckerklappen sollten die Leser vorsichtig sein, da die dünnen Pappklappen leicht einreißen können.
Insgesamt ein hochinteressantes, motivierendes, abwechslungsreich gestaltetes und überaus informatives Sachbilderbuch für alle Tierfreunde. Mit dieser Reihe liegt man immer richtig, das beweist auch der Band „Tiere im Einsatz“. So macht Wissensvermittlung Spaß.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.07.2021
Viel Glück für Wally Wombat
Gailus, Christian

Viel Glück für Wally Wombat


ausgezeichnet

Ein unerfahrener Athlet, ein turbulenter Wettkampf und ein unfairer Gegner: sehr witzige und knallbunte Geschichte

Wombat Wally mag es gemütlich. Beim Sport schaut er lieber zu, als selber aktiv zu werden. Durch Zufall bekommt er die Möglichkeit, ein Paket an seinen Lieblingsathleten Winnie Wombat auszuliefern und möchte sich bei der Gelegenheit gleich ein Tatz-o-Gramm holen. Doch dann wird Winnie außer Gefecht gesetzt und alle halten Wally für Winnie. Wally soll nun an Winnies Stelle beim Zehnkampf antreten, obwohl er so etwas noch nie gemacht hat. Und damit nicht genug: Irgendjemand möchte Winnies äh Wallys Sieg mit unlauteren Mitteln verhindern. Wer hat es nur auf den Wombat abgesehen?

Autor Christian Gailus formuliert lebendig, abwechslungsreich und kindgemäß mit viel wörtlicher Rede im Präsens. Sofort wurden wir in die Geschichte hineinkatapultiert und hatten trotz des rasanten Erzähltempos keine Schwierigkeiten, uns zurechtzufinden.
Leonard Erlbruchs Bilder sind perfekt gelungen: knallbunt, aussagekräftig, einfach sehr witzig. Sie sorgen garantiert für gute Laune. Schon die Umschlaginnenseite mit Bildern von Wally, der sich bei verschiedenen Sportarten ins Zeug legt, brachte uns zum Schmunzeln. Das Buch ist zweifellos sehr ansprechend und motivierend gestaltet.
Zum Vorlesen ist die Geschichte für Mädchen und Jungen ab fünf Jahren geeignet. Geübte Leser ab sieben Jahren werden den Text schon selbstständig verstehen und erfassen können.

Wally Wombat ist eine drollig-liebenswerte Hauptfigur. Wally arbeitet als Hängemattentester, mags gern komfortabel und entspannt. Sonst eher behäbig und gemütlich als aktiv, gibt Wally beim Wettkampf ausdauernd alles, um Winnies Chancen auf den Titel weiterhin aufrechtzuerhalten. Er ist rücksichtsvoll, grundehrlich und -anständig und denkt immer an andere. Ein absolut vorbildlicher Charakter. Dass bei ihm nicht immer alles glattläuft, wie z.B. beim Weitsprung, an den er etwas naiv herangeht, macht Wally nur noch sympathischer. Da kann man nicht anders, als total mitzugehen und Wally beim Wettkampf sämtliche verfügbaren Daumen und Zehen zu drücken.
Auch die anderen originellen Figuren wie Makake Nelson oder Stinktier Scusi Stunk machen großen Spaß. Eine phantasievolle, farbenfrohe und vielfältige Figurenkonstellation hat der Autor da zusammengestellt.

Wie wird Wally beim Wettkampf abschneiden? Und wer versucht seine Teilnahme zu boykottieren?
Wally Wombat erlebt einen turbulenten, spannenden und abenteuerlichen Wettkampf, wächst sportlich über sich hinaus und kommt dabei noch einem unfairen Gegenspieler auf die Schliche. Da ist Spannung und gute Unterhaltung bis zum gelungenen Ende garantiert.
„Viel Glück für Wally Wombat“ ist eine knallbunte, temporeiche, toll bebilderte Geschichte mit vielen wunderbar komischen Slapstick-Momenten, einem echten Detektivfall und herrlichen Figuren, die wir allen Sport- und Tierfreunden nur wärmstens empfehlen können.

Bewertung vom 01.07.2021
Sylvia und der Vogel
Koomen, Gemma

Sylvia und der Vogel


ausgezeichnet

Bezaubernd bebildertes Buch mit einfacher, aber starker Botschaft

Am Rande des Waldes steht ein großer Baum. In diesem Baum leben die Baumhüter. „Nähren und pflegen, sammeln und hegen, dafür sind Baumhüter da.“ Die Baumhüter haben zusammen viel Spaß, spielen oft ausgelassen miteinander. Nur Sylvia ist anders, sie ist gerne für sich und zieht sich oft alleine in ihre kleine Höhle zurück. Unerwartet erhält sie Besuch von einem Vogel, Zausel. Nachdem sie sich aneinander gewöhnt haben, werden die beiden Freunde. Sylvia darf auf Zausel reiten und entdeckt mit ihm die Welt. Eines Tages tauchen viele weitere Vögel auf. Zausel fühlt sich in ihrer Gesellschaft wohl und beschließt, Sylvia zu verlassen, um mit seinen Artgenossen wegzufliegen. Sylvia ist traurig, doch dann kullert plötzlich eine Eichel zu Sylvia hinunter...

Die Geschichte ist klar, kindgemäß und gut verständlich formuliert. Es braucht nur wenige Worte, um viel zu erzählen.
Autorin Gemma Koomen hat zur Geschichte wunderschöne, lebendige, ausdrucksstarke, wirklich besondere Bilder gemalt. Die Farben sind recht gedeckt, Grau-, Grün- und Brauntöne dominieren. Die Maltechnik erinnert an Wasserfarben-Bilder, etwas naiv, aber sehr liebevoll, detailliert und zweifellos wunderschön zum Anschauen. Das Buch hat DINA4-Format. Kinder ab vier Jahren werden beim Vorlesen die Geschichte schon erfassen, aber auch ältere Kinder werden sich von den Bildern und der Botschaft noch angesprochen fühlen.

Sylvia ist sehr still und zurückhaltend. Mit ihr können sich schüchterne Kinder bestimmt gut identifizieren. Nicht für alle Kinder ist das unkomplizierte Spiel mit anderen Kindern selbstverständlich. Manche Kinder sind wie Sylvia gerne allein. Zausel der Star ist so ganz anders als Sylvia. Sylvia muss sich an seine Eigenarten - er ist laut, dreckig und immer hungrig - erst einmal gewöhnen. Doch sie lernt schon bald seine Gesellschaft zu schätzen. Sylvia und Zausel sind simple, klar definierte Figuren, grundverschieden, aber dennoch passen sie zusammen, sie tun einander gut.

„Sylvia und der Vogel“ ist eine ganz schlichte Geschichte und doch enthält sie eine wichtige Aussage. Zusammen ist manches schöner als allein. Es lohnt sich, sich auf andere einzulassen, auch wenn das anstrengend sein kann und Geduld und Toleranz verlangt. Das Zusammensein belohnt die Mühe. Ein herausragendes, bezaubernd bebildertes Buch mit einfacher, kleiner, aber starker Botschaft zu immer wieder Anschauen und darin Versinken.

Bewertung vom 29.06.2021
Von allem nur das Beste / Wunderfrauen-Trilogie Bd.2 (eBook, ePUB)
Schuster, Stephanie

Von allem nur das Beste / Wunderfrauen-Trilogie Bd.2 (eBook, ePUB)


sehr gut

Gelungene Fortsetzung, die den Zeitgeist 60er Jahre wunderbar einfängt

„Was Helga alles leistete, dachte Luise. So eine Wunderfrau.“

Die Wunderfrauen sind zurück: Anfang der 1960er Jahre ist Luise Dahlmanns Lebensmittelladen mittlerweile aus Starnberg nicht mehr wegzudenken. Luise bietet ihren Kunden stets besonderen Service, hat zuverlässig raffinierte und praktische Rezepttipps parat. Doch sie muss immer am Ball bleiben, um den Anforderungen ihrer Kundschaft gerecht zu werden, denn die Konkurrenz schläft nicht. Nach einem schlimmen Streit hat Luise mit ihrer ehemaligen Freundin Helga kein Wort mehr gesprochen. Doch plötzlich ist Helga wieder da. Arztgattin Annabel erleidet einen Schicksalsschlag, der die Beziehung zu ihrem Mann Konstantin auf eine harte Probe stellt. Und Luises Schwägerin Marie ist mittlerweile mehrfache Mutter, was die Arbeit auf dem Hof nicht leichter und die Beziehung zu ihrem Mann Martin nicht unkomplizierter macht.

Stefanie Schuster versetzt sich abwechselnd in ihre vier Protagonistinnen hinein und schreibt flüssig, klar und schnörkellos aus deren Sicht. Zwischen den Kapiteln sind Auszüge aus „Luises Ladenkunden-Album“ abgedruckt, ein bunt gemischtes Sammelsurium aus Listen, praktischen Tipps oder Anekdoten. Diese wirken sehr authentisch und sind amüsant zu lesen.

Die „Wunderfrauen“ sind vier grundverschiedene Frauen, die mitten im Leben stehen. Luise lebt für ihren Laden, packt zu, weiß immer Rat. Ihr neues Hobby „Tanzen“ bringt sie nun ganz schön in die Bredouille. Als Helga wieder auftaucht, kommen bei Luise schlimme Erinnerungen an die Vergangenheit wieder hoch. Helga hat es endlich geschafft: Sie ist nun Ärztin. Die Patienten sind ihr sehr wichtig, für sie riskiert sie einiges. Marie ist mit Luises Bruder Martin verheiratet. Sie trägt große Verantwortung für eine große Familie, muss immer funktionieren. Dabei geht sie selbst ein wenig verloren und dann sucht ihr Mann Martin auch immer häufiger Ablenkung im Alkohol. Arztgattin Annabel ist am Ziel ihrer Wünsche, sie wird zum zweiten Mal Mutter, doch es kommt nicht so, wie sie sich das vorgestellt hat. Ihr Mann Konstantin geht auf Distanz und Annabel möchte endlich wieder arbeiten, statt sich nur um die Kinder zu kümmern.
Dass die Charaktere so vielfältig sind, macht ihren Reiz aus. Man erfährt anhand der Figuren, wie Frauen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten damals lebten. Männer kommen dabei nur mäßig gut weg. Richtige Sympathieträger sind die männlichen Figuren oft nicht, aber es stehen ja auch „Die Wunderfrauen“ im Fokus.

Während die Frauen ihre ganz persönlichen Schicksalsschläge erleiden, erfasst die Autoren auch auf ganz unkomplizierte, unaufgeregte Art den damals herrschenden Zeitgeist. Wichtige Ereignisse wie die Debatte um Abtreibungen, der Contergan-Skandal oder die Entwicklung zur Massentierhaltung werden angesprochen. Heraus kommt dabei ein leichter, unterhaltsamer Roman, der wie ein buntes Farbfoto das Besondere der 60er Jahre einfängt. Ein Stück interessante Zeitgeschichte, kurzweilig verpackt. Nach dem spannenden Cliffhanger von „Die Wunderfrauen- Von allem nur das Beste“ bin ich schon sehr neugierig, was die 70er Jahre für die vier Hauptfiguren bringen werden.