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Furbaby_Mom

Bewertungen

Insgesamt 469 Bewertungen
Bewertung vom 02.11.2019
Die Dame hinter dem Vorhang
Peters, Veronika

Die Dame hinter dem Vorhang


ausgezeichnet

Ein absolutes Lese-Highlight!
Ich kann die Autorin nur beglückwünschen zu diesem wundervollen Werk, das mich zutiefst berührt und inspiriert hat! Zu Beginn der Lektüre war der Name Edith Sitwell mir kein Begriff und so war ich gespannt auf die schillernde Persönlichkeit, die sich wohl dahinter verbergen würde. Ich kann nur sagen: Was für ein Lesegenuss! Meisterhaft verknüpft die Autorin Wahrheit mit einem Hauch Fiktion. Für mich war es das stimmungsvollste Portrait, das ich je gelesen habe.

Als Edith im Jahre 1887 auf Renishaw Hall zur Welt kommt, sind ihre Eltern entsetzt: weder ist sie der erhoffte männliche Nachkomme der noblen Familie noch ist sie hübsch. Insbesondere Letzteres ist in den Augen der Eltern ein unverzeihlicher Makel, den es zu beseitigen gilt; andernfalls stünden Ediths Chancen auf dem Heiratsmarkt schlecht. Edith, die mit einem beeindruckend scharfen Verstand und einer schier unglaublichen Vorstellungskraft und Kreativität gesegnet ist, wird in eine Streckapparatur gesteckt; lediglich die Hausangestellten fühlen mit dem jungen Mädchen, das von ihrer Familie seit Geburt an nur kühle Zurückweisung und Ablehnung erfahren hatte. Und dann ist da noch Ediths Freundin Emma Banister, die Tochter des obersten Gärtners, die Edith beisteht. Jahre später wird Emmas Tochter (Jane) Edith als deren persönliches Dienstmädchen nach London begleiten. Sie wird Ediths mitunter engste Vertraute, Freundin, Ratgeberin und bleibt dennoch stets ihre Angestellte, wahrt weiterhin eine ehrfürchtige Distanz. Speziell kleine Gesten in dieser innigen Freundschaft zwischen den beiden so unterschiedlichen Frauen haben mich oftmals zu Tränen gerührt. Durch Emmas und Janes Augen lernen wir die Grande Dame kennen und begleiten sie durch ihr bewegtes Leben: durch Friedenszeiten und Krieg, finanzielle Dürreperioden, unerwiderte Liebe und den ganz großen schriftstellerischen Erfolg. Ob London, Paris, New York oder Hollywood – nie weicht Jane von Ediths Seite. Edith polarisiert und eckt an, ist nie ungerecht, sagt stets, was sie denkt und tut es mit der Eleganz einer Raubkatze. Sie ist exzentrisch, aber stets äußerst loyal ihren Freunden und Brüdern gegenüber. Ihre Intelligenz ist beflügelnd, ihre Spitzzüngigkeit bei Kritikern gefürchtet. Sie hat früh gelernt, Unabhängigkeit zu schätzen, sehnt sich nach Liebe und wird doch nie heiraten, vergöttert ihre Katzen und kann furchtbar launisch sein.

Einfühlsam, emotionsgeladen, voller humorvoller Elemente und geprägt von intensiver Recherche ist der Schreibstil der Autorin Veronika Peters. Selten hat ein Buch mich dermaßen in seinen Bann gezogen. Es ist ein Werk, bei dem man am liebsten laut in die Welt hinausschreien möchte: "Alle mal herhören! Ihr müsst dieses Buch lesen!" Die Liebe fürs Detail zeigt sich nicht nur an den unheimlich authentischen Dialogen und detaillierten Beschreibungen, sondern auch an der wunderschönen Buchgestaltung samt Lesebändchen sowie dem enorm umfangreichen Literaturverzeichnis – ein Traum für alle Vielleser.

Fazit: Das eindrucksvolle Portrait einer mutigen, charakterstarken Frau, die ihrer Zeit weit voraus war. Für mich ist es eines der Lese-Highlights der letzten Jahre. Unbedingte Leseempfehlung!!

Bewertung vom 29.10.2019
Die Hoffnung zwischen den Zeilen
Olofsson, Elin

Die Hoffnung zwischen den Zeilen


weniger gut

Kein 'historischer' Roman. Dafür langatmig und emotionsarm.
Von in dem in Schweden so gefeierten Werk "Die Hoffnung zwischen den Zeilen" hatte ich mir aufgrund des vielversprechenden Klappentexts und des wunderschönen Covers einiges erwartet, eine Geschichte mit unglaublichem Potential. Leider ließ mich der Roman relativ unberührt und enttäuscht zurück; gegen Mitte bis Ende der Lektüre hatte ich nur noch eine Hoffnung zwischen den Zeilen: dass das Buch bald zu Ende sein möge.
Als die junge Ulrike im Jahr 1949 erfährt, dass ihr in Norwegen stationierter Verlobter Hansi desertiert und gestorben ist, hält sie nichts mehr in Deutschland. Nicht nur Hansis Tod lässt sie keinen Frieden finden, auch ein Bündel ominöser Briefe, die Hansis verbitterte Mutter ihr vor die Füße geknallt hatte. Hansi hatte Kontakt zu einer Frau namens Elsa Pettersson gehabt – aber warum? Wer ist diese Frau, die im kleinen nordschwedischen Örtchen Krokom lebt? Woher kannten sie und Hansi sich? Wird Ulrike sie finden und zur Rede stellen können? Tatsächlich gelingt ihr das scheinbar Unmögliche und sie spürt Elsa auf, die zunächst alles andere als begeistert über den Überraschungsgast aus Deutschland ist. Letztlich aber beschließt Elsa, die verzweifelte junge Deutsche ins Vertrauen zu ziehen – denn sie hütet seit langer Zeit ein gefährliches Geheimnis.
Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr ärgere ich mich über den folgenden, im Innencover enthaltenen Text, in dem es heißt: "Mit großer Empathie und Wärme erzählt Elin Olofsson von der ungewöhnlichen Freundschaft zweier junger Frauen, die mutig ihr eigenes Schicksal in die Hand nehmen." Zwei junge Frauen kommen in der Handlung vor, das ist richtig. Aber Empathie und Wärme sucht man als Leser vergebens. Welche Freundschaft?! Wohl eher ein Machtgefüge. Beide weiblichen Hauptfiguren werden größtenteils oberflächlich-neutral beschrieben, sodass man kaum eine Beziehung zu ihnen aufbauen kann. Zudem fehlt es ihren Entscheidungen häufig an Nachvollziehbarkeit. Tatsächlich hat eine von ihnen mich ob ihrer Ignoranz und anmaßenden Haltung permanent genervt – wie dreist, penetrant und gewissenlos kann man sein?! Mein anfänglicher Respekt für die andere der beiden Frauen, ihre Tüchtigkeit und ihr Bestreben, das Richtige zu tun, löste sich immer mehr in Wohlgefallen auf, da sie sich dermaßen demütig ausnutzen lässt, dass ich ein paar Mal wütend das Buch zuschlagen wollte. Einzig zwei Nebenfiguren (ein Ehepaar) waren sympathisch geschildert. Die Briefe, denen eigentlich die Schlüsselrolle des gesamten Werks hätte zustehen sollen, werden als beiläufige Randerscheinung abgetan und wirkten auf mich eher wie ein Mittel zum Zweck. Man erfährt kaum etwas über ihren Inhalt. Die Thematik 'Zweiter Weltkrieg' wird nur angerissen; stattdessen nimmt die Beschreibung von Krokom und dessen diverser Einwohner einen Großteil der Handlung ein, die sich zäh wie Kaugummi zieht. Zwar wurden 1, 2 spannende Elemente eingebaut, aber deren Auflösung gestaltete sich recht realitätsfremd.
Der Schreibstil ist äußerst sachlich und emotionslos. Für mich überwog ein Eindruck deprimierender Tristesse und Negativität; ich hatte beim Lesen das Gefühl, unter einer grauen Wolke zu sitzen – eventuell ist das ja gewollt von der Autorin und es mag Leser geben, denen die Dauer-Düster-Stimmung gefällt; mein Fall war es nicht.
Fazit: Meine 2 Sterne setzen sich zusammen aus dem tollen, leider trügerischen Cover und der Grundidee, aus der man viel hätte machen können.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.10.2019
Weihnachtsküsse und Schneegestöber
Lewis, Emily

Weihnachtsküsse und Schneegestöber


ausgezeichnet

Ich liebe dieses Buch! Achtung: Suchtpotential!
Für mich kam Weihnachten dieses Jahr schon etwas früher – nämlich mitten im Herbst, als ich dieses wundervolle Werk der Autorin Emily Lewis lesen durfte! Sooooooo schön!!
Ihren 18. Geburtstag hatte sich Vanessa, die gemeinsam mit ihrem Bruder Vigo nach dem Tod der Eltern von ihrer Oma Katrina großgezogen worden war, gewiss anders vorgestellt. Ihr Freund hatte sich mit einer fadenscheinigen Ausrede vor ihrer großen Geburtstagsfeier gedrückt. Und Grandma Katrina sieht plötzlich rot, als Vanessa sich für ihre Geburtstagsreise ausgerechnet Cambridge aussucht – jenen Ort, den ihre Eltern so geliebt hatten. Hat dies womöglich mit der 50 Jahre alten Postkarte zu tun, die Nessie auf dem Dachboden ihrer Oma entdeckt hatte? Einmal in Cambridge angekommen, trifft sie auf einen unerwarteten Mitbewohner in der angemieteten Wohnung: den charismatischen & unverschämt gutaussehenden Trevor, der vom 1. Augenblick an ihren Herzschlag beschleunigt. Er bietet sich nicht nur als Vanessas persönlicher Reiseführer an & organisiert eine unvergessliche (& höchst romantische) Tour durch das winterlich verschneite Cambridge für sie, sondern erklärt sich zudem bereit, Vanessa hinsichtlich der geheimnisumwobenen Postkarte zu unterstützen: gemeinsam wollen sie den Absender ausfindig machen. Die Frage ist nur, wie Grandma Katrina reagieren wird, sollten sie den besagten Herrn tatsächlich finden. Und: warum geht Trevor plötzlich auf Distanz, nachdem er zuvor so ungezwungen mit Nessie geflirtet hatte?
Ich weiß gar nicht wohin mit mir vor lauter Begeisterung über diese berührende, absolut mitreißende Weihnachts-Love Story! Die Geschichte strotzt nur so vor liebenswerten Charakteren, die einem bereits nach kurzer Zeit ans Herz wachsen. Ob Haupt- o. Nebenfiguren, sie alle sind so facettenreich, tiefgründig & schlichtweg angenehm, d. man sich am liebsten in den nächsten Flieger setzen & sie in Cambridge bei ihren Abenteuern begleiten würde. Katrina – eine durch & durch goldige Person, wie man sie sich nur als Oma wünschen kann – hat mich in vielen ihrer Gesten o. Aussprüchen an meine eigene Omi erinnert. Vanessa ist eine bewundernswert charakterstarke junge Frau & hat mich mit ihrer Gewissenhaftigkeit, ihrer Schlagfertigkeit & ihrem aufrichtigen Wesen immer wieder vom Hocker gerissen. Ein klasse Vorbild für junge Mädchen & die perfekte Hauptfigur! Und dann gibt es da noch Trevor, der garantiert die Herzen vieler, vieler Leserinnen zum Schmelzen bringen wird… (Ich sage nur: Mr. Darcy-Level!) Ein Traumtyp!
Die auf 2 Zeitebenen aufgeteilte Handlung (Vanessa in der Gegenwart, ihre Grandma in der Vergangenheit) ist stimmig aufgebaut & so logisch strukturiert, dass jegliches Durcheinanderkommen ausgeschlossen ist. Besonders gefallen hat mir, d. der kreative, humorvolle Schreibstil immer zeitgemäß ist & die Autorin es schafft, authentische Dialoge herbeizuzaubern, ohne sich nervigen Jugendslangs zu bedienen. Die Beschreibungen von Cambridge sind so realistisch & einladend, d. man komplett in die Story eintaucht. Es kommt ja oft vor, d. in Romanen z.B. ein Stadtbummel beschrieben wird & häufig wird dies dann mit wenigen Sätzen abgehandelt; die berühmtesten Sehenswürdigkeiten werden mal eben erwähnt & fertig – hier ist das zum Glück ganz & gar nicht der Fall! Ich hatte nach der Lektüre wirklich richtig Lust auf eine Reise nach Cambridge! Und auch das Thema Weihnachten kommt nicht zu kurz, speziell die Feiertage sind ein zentrales Element der Handlung.
Für mich war es das 1. Buch der Autorin und ich hoffe ganz fest auf einen Folgeroman (vielleicht über Vigo &?) bzw. auf ein Wiedersehen mit den Figuren. Auf jeden Fall gehört "Weihnachtsküsse und Schneegestöber" ab sofort zu meinen Lieblingsbüchern!
Fazit: Eine bezaubernde Geschichte voller Weihnachtsflair, ganz viel Herzklopfen & mit Figuren, in die man sich verlieben könnte! Dieses Buch macht einfach glücklich und gehört auf jeden Wunschzettel!

Bewertung vom 19.10.2019
Unter samtweichem Himmel
Ganshert, Katie

Unter samtweichem Himmel


ausgezeichnet

Wundervoller christlicher Roman!
Für mich war dies das erste Werk der Autorin Katie Ganshert und es hat mich vollends begeistert. - So sehr, dass ich bereits ihrem nächsten Roman entgegenfiebere.

Zehn Jahre sind vergangen, seitdem Bethany dem kleinen, erdrückenden Kaff Peaks, wo jeder jeden kennt, den Rücken zugekehrt und ein paar Stunden Fahrzeit später ein gänzlich neues Leben in Chicago begonnen hat. Fortan würde sie nie mehr das arme kleine Mädchen aus dem Trailer-Park sein, sondern eine versierte, selbstbewusste, finanziell erfolgreiche Architektin. Mit ihrer besten Freundin aus Kindheitstagen, Robin, hat sie schon längst nichts mehr zu tun, auch ihre Mutter fehlt ihr nicht – im Gegenteil. Bethany hatte es nicht erwarten können, volljährig zu werden und sich von all dem, was sie jahrelang bedrückt hatte, lösen zu können. Einzig an ihren Großvater Dan denkt sie gelegentlich mit schlechtem Gewissen, mit ihm hatte sie als Kind unvergesslich schöne Stunden auf seiner Farm verbracht. Mitten in ihren hektischen Arbeitsalltag platzt ein Anruf von Bethanys Mutter, der alles verändert. Dan hatte einen Herzinfarkt. Und auch Robin, jene Frau, die ihr einst so nahestand und zu der sie vor Jahren jeden Kontakt abgebrochen hatte, wurde von einem schweren Schicksalsschlag ereilt. So gerne sie es auch vermieden hätte, Bethany gibt ihrem Impuls nach und reist zurück an den Ort, von dem sie einst geflohen war – ein kurzer Pflichtbesuch soll es werden, mehr nicht. Das sollte doch zu schaffen sein, oder? Sie hat jedoch nicht mit der Wärme gerechnet, die das Wiedersehen mit Grandpa Dan in ihrem Herzen auslöst, mit der aufrichtigen Dankbarkeit, die Robin ihr entgegenbringt oder mit dem charismatischen Evan, der seit geraumer Zeit ihrem Grandpa mit der Farmarbeit zur Hand geht…und zu ihrem größten Widersacher zu werden droht.

Erzählt wird aus mehreren Perspektiven, die sich äußerst harmonisch ergänzen und in ihrer Abfolge nie verwirrend sind. Insbesondere die Figuren Bethany, Robin und Evan sind außergewöhnlich tiefgründig ausgearbeitet worden und man hat bereits nach kurzer Zeit das Gefühl, sie zu kennen. Auch ihre Dialoge sowie Gedankengänge sind durch und durch authentisch und nachvollziehbar. Der intensive, emotionsgeladene Schreibstil, vor allem in Kombination mit den dramatischen Ereignissen, mit denen die Charaktere allesamt zu kämpfen haben, hat mich mehr als nur einmal zu Tränen gerührt. "Selbst wenn wir alles richtig machen, werden trotzdem Dinge falsch laufen." - Während Robin und Evan aus ihrem Glauben an Gott Kraft ziehen, hat Bethany sich von der Kirche abgewandt…ein Konflikt, der einfühlsam und ohne moralischen Zeigefinger thematisiert wird. Vergebung ist ein zentrales Handlungselement, ebenso Vertrauen – in Gott, in andere Menschen sowie in sich selbst.

Die ländliche Abbildung auf dem wunderschönen Cover (- so bezaubernd, dass es ein Puzzlemotiv sein könnte -) wurde in meiner Phantasie zum Handlungsort (Dans Farm). Einmal mit der Lektüre begonnen, habe ich den Roman nicht mehr aus der Hand legen können.

Fazit: Ein inspirierendes Werk, das mich zutiefst berührt zurückgelassen hat. Taschentücher bereitlegen!

Bewertung vom 18.10.2019
Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle
Turton, Stuart

Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle


ausgezeichnet

Mordsspannend! - "In diesem Haus trägt jeder eine Maske."
Stuart Turton ist mit diesem Werk ein Geniestreich gelungen; ich kann mich nur verneigen vor der Genialität dieses komplizierten Plots, der bis ins letzte Detail stimmig ist und wahrlich Spannung bis zum Schluss garantiert. Bravo! Ich habe den Roman als Audiobuch, sensationell stimmungsvoll gelesen von Sprecher Frank Stieren, genießen dürfen und möchte an dieser Stelle seine gelungene Interpretation hervorheben. An manchen Stellen standen mir die Haare vor Angst zu Berge, weil er die Atmosphäre so authentisch zu erzeugen vermag, dass man vor Nervosität (und Angst um das Schicksal der Figuren) den Atem anhält. Besser hätte man dieses Werk nicht lesen können, Hut ab!
Hinsichtlich des Inhalts fasse ich mich kurz, da ich keineswegs in Gefahr geraten möchte, etwas zu spoilern. - Du bist zum Ball geladen: auf ein in die Jahre gekommenes, verlassenes Anwesen mit dem düsteren Namen "Blackheath", dessen Vergangenheit ebenso dunkel ist wie die Seelen der anderen Partygäste. Der Tag des feierlichen Events wird sich immer wiederholen – bis du den Mörder enttarnt hast, der für den Tod der Tochter des Hauses, Evelyn Hardcastle, verantwortlich ist. Ansonsten gibt es auch für dich kein Entkommen. Der Haken an der Sache: du erwachst jeden Tag in einem anderen Körper…und der Mörder ist bereits auf der Suche nach dir. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.
Wer komplizierte Rätsel und einen vor Kreativität strotzenden Schreibstil schätzt, wird diese Geschichte lieben. Fantasy meets 'Und täglich grüßt das Murmeltier' mit einem Schuss von Agatha Christie. …definitiv ein Whodunnit der ungewöhnlichen Art, im positiven Sinne. Überhaupt gibt es nichts an diesem Werk, das nicht außergewöhnlich ist. Warnung: Mitdenken ist angesagt. - Jeden. Einzelnen. Moment! Aufgrund der Vielzahl der Charaktere, die noch dazu in verschiedene Rollen schlüpfen bzw. an unterschiedlichen Tagen im Körper eines Anderen erwachen, muss man wirklich höllisch aufpassen, um nicht den Faden zu verlieren – was gewiss so beabsichtigt ist, da die Handlung wie ein (höchstwahrscheinlich blutverschmiertes) Wollknäuel dahergekullert kommt, das es zu entwirren gilt. Es ist so viel mehr als der gewöhnliche Mordfall und bei Weitem vielschichtiger als die 'üblichen' Verdächtigen bzw. die 'typischen' Spekulationen!
"Nicht zum ersten Mal beschleicht mich das sichere Gefühl, mich auf dem Holzweg zu befinden." - Stets wenn ich dachte: 'Okay, jetzt habe ich eine Ahnung, wer welche Rolle spielt' (= wer Täter oder Opfer ist), gab es plötzlich eine Wendung, die ich so nie und nimmer hätte kommen sehen – immer und immer wieder. Wem kann man trauen?
Fazit: Abwechselnde Perspektiven, Zeitsprünge und ein komplexes Rätsel, das mit jeder scheinbaren Antwort eine neue Frage aufwirft… Ja, es ist ein gedankliches Mammutwerk, aber bis ins kleinste Detail durchdacht – Dranbleiben und Mitfiebern lohnt sich.

Bewertung vom 14.10.2019
Die Schokoladenvilla - Goldene Jahre / Schokoladen-Saga Bd.2
Nikolai, Maria

Die Schokoladenvilla - Goldene Jahre / Schokoladen-Saga Bd.2


sehr gut

Goldene Lesestunden! Meine Vorfreude auf die Fortsetzung der Saga um die Rothmann’sche Kaufmannsfamilie war groß; gespannt fieberte ich einem Wiedersehen mit den liebgewonnenen Figuren aus dem Werk entgegen, welches den Auftakt gebildet und mich bereits vor über einem Jahr begeistert hatte. Welches Schicksal war den Charakteren in der Zwischenzeit wohl widerfahren? Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht, Maria Nikolai hat sich mit diesem stimmungsvollen historischen Roman, in dem die Protagonisten zum Teil auch das für seine Goldenen Zwanziger Jahre berühmte Berlin entdecken, mal wieder selbst übertroffen!
Allen Neuentdeckern/innen, die - eventuell verzückt von besagtem Cover – beherzt zum Buch gegriffen haben und nun nicht wissen, ob sie den Lese-Sprung in die Mitte einer Buchreihe wagen sollen, ohne den ersten Teil zu kennen, kann ich diese Sorge nehmen. Zum einen werden alle Protagonisten ausgiebig vorgestellt, inklusive der Einflechtung von Hintergrundwissen. Zum anderen findet sich im Anhang ein umfangreiches Personenregister. Auch viele neue Figuren bereichern die Handlung und es entsteht nie der Eindruck, dem Geschehen aufgrund mangelnder Vorkenntnis nicht folgen zu können. Würde ich die Vorablektüre des ersten Teils empfehlen? Jein – aus Verständnisgründen wäre dies nicht nötig…aber es ist einfach ein tolles Buch. Mir persönlich hat es viel Freude bereitet, vertrauten Charakteren wieder zu begegnen.
Judith, die einstige Rebellin der Familie, ist mittlerweile selbst Mutter und genießt ihr Eheglück mit Victor; noch immer schlägt ihr Herz für die Herstellung von Schokolade. Ihre zwei kleinen Brüder, Anton und Karl, sind mittlerweile erwachsen; speziell Karl ist ein Lausbube geblieben, der eher unbeständig durchs Leben und von einer Vergnügung zur nächsten zu flattern scheint. Anton hingegen macht einer höchst sympathischen jungen Dame den Hof. Besonders fasziniert haben mich – überraschenderweise - die neuen Figuren, allen voran Serafina (die mutige, selbstbewusste Halbschwester Victors, die nach dem Tod des gemeinsamen Vaters zu den Rothmanns nach Stuttgart zieht), ihre 'Bahnhofsbekanntschaft' – die kesse und doch herzensgute Lilou Roche, die der Crew der berühmten Josephine Baker angehört – sowie Elise, die mehr als nur einem Mann den Kopf verdrehen wird…ohne es zu ahnen.
Noch immer lastet ein altes Geheimnis schwer auf der Familie; Judith und ihr Mann haben Stillschweigen darüber vereinbart. Sie ahnen nicht, dass auch ihr neues Familienmitglied sich davor fürchtet, dass ein dunkles Kapitel ihrer Vergangenheit ans Licht kommen könnte. Hinzu häufen sich plötzlich mysteriöse Vorfälle im Familienbetrieb, die den Verdacht der Sabotage nahelegen. Doch wer würde den Rothmanns Schaden zufügen wollen?
Wundervoll atmosphärische Beschreibungen und ein Schreibstil, der aufgrund verschiedener Perspektiven absolut fesselnd ist, historische Fakten mühelos zum Leben erweckt und die rund 700 Seiten, sprichwörtlich, wie Schokolade dahinschmelzen lässt…was will man mehr? Einzig der Erzählstrang um Robert Fetzer war mir ein klein wenig zu ausführlich – dies mag allerdings daran gelegen haben, dass ich es nicht erwarten konnte, zu den spannenden Handlungen der anderen Figuren zurückzukehren.
Zusätzlich zum Roman wartet noch eine kleine Köstlichkeit im Innencover: ein Rezept für sündig-leckere Himbeer-Trüffel. Abschließend bietet das Glossar einen interessanten Überblick über die wichtigsten zeitgenössischen Begriffe und Entwicklungen dieser faszinierenden Zeitepoche.
Fazit: Sehr empfehlenswert für alle Fans von historischen Romanen! Ein dicker Schmöker, der dennoch gerne die doppelte Anzahl an Seiten hätte haben können. Fundierte Recherche + Kreativität + liebenswerte Figuren = goldene Lesestunden.

Bewertung vom 03.10.2019
Die Zeit der Weihnachtsschwestern
Morgan, Sarah

Die Zeit der Weihnachtsschwestern


ausgezeichnet

Weihnachtszauber, der das Herz erwärmt!
Bestsellerautorin Sarah Morgan ist einfach eine Meisterin ihres Fachs, ein Garant für berührende Geschichten und glückselige Lesestunden und nicht umsonst eine meiner Lieblingsautorinnen of all times. Ich habe stets jedes ihrer Werke mit Begeisterung verschlungen und dieses hier ist mein bisheriger Liebling. Bevor meine Euphorie mit mir durchgeht und ich meinen Lobgesang beginne, vorab ein paar kurze Informationen zum Inhalt.
Vor vielen Jahren hat das sympathische Ehepaar Suzanne und Stewart drei kleine Mädchen adoptiert, die bei einem tragischen Bergunglück ihre Eltern verloren hatten. Aus den einst traumatisierten Kindern sind mittlerweile drei erwachsene junge Frauen geworden, die ihren Platz in der Welt gefunden zu haben scheinen. Ihre positive Entwicklung verdanken sie vor allem der unerschütterlichen Liebe und Geduld ihrer Adoptiveltern, die ihnen einen Neuanfang für eine fröhliche Kindheit in der Idylle der schottischen Highlands ermöglicht haben. Mittlerweile lebt nur noch Posy bei ihren Eltern in Glensay, einem malerischen Örtchen, in dem jeder jeden kennt, Gemeinschaftssinn großgeschrieben wird und niemand vor Nachbarschaftstratsch und Gerüchten geschützt ist; ihre Schwestern hingegen hat es nach New York City verschlagen, wo Hannah einen kometenhaften Aufstieg als Unternehmensberaterin erlebt und Beth ihren Traummann gefunden hat. Zum Weihnachtsfest werden sie alle ins verschneite Schottland eingeladen und Suzanne kann es kaum erwarten, ihre Mädchen endlich wieder in die Arme schließen zu können. Aber alle Zeichen deuten darauf hin, dass es wohl keine allzu 'stille Nacht' werden wird: die ohnehin viel zu verschlossene Hannah, die sich im vergangenen Jahr sogar vor einer Heimreise gedrückt hatte, taucht viel früher als erwartet auf – mit rotgeweinten Augen und einem aufwühlenden Geheimnis. Auch Beth steht schon Tage vor ihrer geplanten Ankunft auf der Matte – ohne Ehemann und Kinder. Der charismatische Untermieter Luke lässt Posys Herz schneller schlagen und dann wird Suzanne auch noch von einer Grippe erwischt, mitten in den stressigen Vorbereitungen für die schönste Zeit des Jahres.
Erzählt wird abwechselnd aus vier Perspektiven: Beth, Posy, Hannah und Suzanne. Meisterhaft bringt uns die Autorin gleichermaßen intensiv jede der Figuren so nahe, dass ich mich – obwohl die Frauen kaum unterschiedlicher sein könnten – mühelos in jeden der Charaktere hineinversetzen und ihre Gefühle nachvollziehen konnte. Alle Hauptfiguren sind unheimlich facettenreich gestaltet worden; ihre Unterschiede (und die Beweggründe für ihr Verhalten) müssen gar nicht großartig betont werden – vielmehr gelingt es der Autorin durch Rückblicke in die Vergangenheit und detaillierte Momentaufnahmen ein solch lebensnahes Bild zu kreieren, dass mir alle Figuren nach wenigen Seiten bereits so vertraut waren, als hätte ich sie nicht gerade erst kennengelernt.
Der Schreibstil der Autorin ist unübertroffen und lässt sich am ehesten mit den Worten 'mitreißend', 'emotionsgeladen' und 'beglückend' beschreiben. Für mich als Weihnachtsfan war dieses Werk ein besonderes Geschenk, da es Sarah Morgan wie kaum eine andere Autorin versteht, ein wohlig-festliches Flair und eine authentische Atmosphäre zu erschaffen. Dieser Roman ist weitaus tiefgründiger als übliche Weihnachtsgeschichten, so werden neben Romantik und Festtagszauber auch die Themen Traumabewältigung, Umgang mit Verlust und Schuldgefühlen sowie Familienprobleme und deren Ursachen aufgegriffen. Niemals jedoch wird der harmonische Leseeindruck getrübt; stattdessen standen mir regelmäßig Tränen der Rührung in den Augen.
Fazit: Ein Buch, das glücklich macht – nicht nur zur Weihnachtszeit.

Bewertung vom 03.10.2019
Herbstblüten und Traubenkuss
Schilling, Emilia

Herbstblüten und Traubenkuss


ausgezeichnet

Wunderschöner Wohlfühl-Roman aus Österreich!
Dieses war mein 1. Werk von Emilia Schilling, aber es wird gewiss nicht das letzte gewesen sein. War ich schon vom stimmungsvollen Cover angetan, hat der humorvolle und zugleich einfühlsame Schreibstil der Autorin mich restlos begeistert.
Mona gehört zu der Sorte Mensch, die sich lieber an Fakten und Zahlen hält, statt Kontakt zu ihren Mitmenschen zu suchen. Böse Zungen würden sie vielleicht als 'Spaßbremse' bezeichnen. Ihre beste Freundin Bianca allerdings weiß, dass Mona nicht nur unglaublich loyal, sondern auch herzensgut ist. Wie es der Zufall will, findet Mona sich nach einem missglückten Bewerbungsgespräch über Irrwege auf einem Weingut wieder – für eine Detektei hatte sie einen jungen Mann namens Oliver Feeberger ausfindig machen sollen, dessen Großeltern ihn zur Rückkehr auf das familiäre Weingut überzeugen möchten. Der attraktive Herr ist schnell ausgeforscht, den Job in der Detektei bekommt Mona dennoch nicht. Weder möchte sie mit 28 Jahren noch ein neues Studium beginnen (- ihre Eltern versuchen noch immer, Mona für das Gebiet der Zahnmedizin zu begeistern -), noch kann sie auch nur einen Tag länger im Kinderbett von Biancas Sohn schlafen. Zwar ist sie ihrer Freundin zu Dank verpflichtet, dass diese ihr nach einer bösen Trennung Unterschlupf gewährt hatte, aber auf Dauer kann dies keine Lösung sein. Da Mona nun mehr Freizeit hat als ihr lieb ist und dringend eine Finanzspritze braucht, fackelt sie nicht lange, als der junge Feeberger-Spross sie überredet, ihn auf das Weingut am Rande von Wien zu begleiten – immerhin wird dort während der Hochsaison jede helfende Hand benötigt. So ein bisschen kellnern sollte Mona locker schaffen, oder? Allerdings hat sie weder mit der kampfeslustigen Henne 'Cindy' gerechnet, noch damit, mit solch aufrichtiger Herzlichkeit aufgenommen zu werden. Und gerade als Mona so glücklich ist wie selten zuvor, erfährt sie von einem tragischen Geheimnis…
Die Autorin hat in feinfühliger Ausarbeitung solch liebenswerte Figuren, die in ihren Handlungen und Gedanken durch und durch realistisch wirken, erschaffen, dass man das Gefühl bekommt, diese Personen tatsächlich zu kennen. Insbesondere Lore, Nina und Mona sind meine absoluten Lieblinge geworden – jede von ihnen fasziniert und beeindruckt mich mit ihren persönlichen Charaktereigenschaften, sei es Lores Güte, Ninas Power und Optimismus oder Monas Engelsgeduld und Nervenstärke.
Dank der zahlreichen humorvollen Elemente und Dialoge habe ich so manches Mal laut auflachen müssen und mich königlich amüsiert. Auch ernste Themen wie Schuldgefühle, Krankheit und Tod sind in die Handlung eingeflochten worden, jedoch auf eine sensible und zugleich faktische Art und Weise, welche die Ereignisse als völlig selbstverständlich und entsprechend dem Fluss des Lebens ganz natürlich erscheinen lässt. Nie überwiegt ein negatives Gefühl, immer steht die Lebensfreude im Vordergrund.
Während der Lektüre erhalten wir nicht nur viele leckere Rezepte zu herzhaften österreichischen Spezialitäten und interessante Informationen zu landestypischen Bräuchen, sondern werden zudem mit detaillierten und stimmungsvollen Beschreibungen des Weinguts in die wohl schönste Region Österreichs entführt. Ich habe dieses bezaubernde Werk passend zur Jahreszeit der Weinernte gelesen und bekam richtig Lust auf einen Ausflug zum 'Buschenschank' und ein Glas 'Sturm'! Das im Anhang angefügte Glossar bietet die deutsche Übersetzung zu allerlei österreichischen Begriffen und hat mich (als zugezogene Deutsche) schmunzeln lassen. Ich kann gar nicht genug lobende Worte finden dafür, wie lebensnah und 'echt 'dieses Werk das wahre Leben widerspiegelt.
Fazit: Herzzerreißend schön, spritzig-witzig & mit wundervoll-spätsommerlichem Österreich-Flair! Absolute Leseempfehlung!