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yellowdog

Bewertungen

Insgesamt 1899 Bewertungen
Bewertung vom 16.01.2023
Delphi (eBook, ePUB)
Pollard, Clare

Delphi (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein Covid-Roman

Claire Pollard ist bekannt als Dichterin. Dafür gesehen ist sie in ihrem ersten Prosawerk wenig Lyrisch. Sprachlich war ich leicht enttäuscht, dafür gibt es einige bemerkenswerte Überlegungen.
Abgeleitet von Delphi und den Orakeln lässt sie ihre Protagonistin in Zeiten des Lockdowns in jeweils kurzen Kapiteln über verschiedene Themen nachdenken.
Sie lebt in London, ist Professor für Altphilologie und Übersetzerin, verheiratet, hat einen Sohn und einiges zu klagen. 2020 war die Situation wegen Corona aber auch wirklich für viele belastend. Der Lockdown sorgte für Frustration und Langeweile.
Da man das aus eigenen Erfahrungen teilweise kennt, kann man die Gemütslage der Protagonistin nachvollziehen. Auch die Beziehungsprobleme innerhalb der Familie sind interessant zu folgen.

Ein Roman, der durch einige gute Formulierungen überzeugt.

Bewertung vom 14.01.2023
Die Wiederkehr (eBook, ePUB)
Bahners, Patrick

Die Wiederkehr (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Die Wiederkehr ist ein kluges Politsachbuch durchaus anspruchsvoller Art.
Einige Passagen wirken etwas trocken, manchmal ist es langatmig aber die meiste Zeit ist es interessant. Da gibt es zum Beispiel aufschlußreiche Abschnitte über Alexander Gauland, dessen Handschrift die Partei prägte.
Zentrale Stellen des Buches behandeln die Wahl Thomas Kemmerichs (FDP) zum Ministerpräsident in Thüringen mithilfe der Stimmen der AfD.
Patrick Bahners betrachtet dieses Vorfall umfassend und geht sehr ins Detail.
Schließlich schreibt er auch noch über Äußerungen weitere Personen, wie Thilo Sarrazin, Boris Palmer, Martin Walser, Joachim Gauck, Habermas, Maaßen.

Patrick Bahners überzeugt in Die Wiederkehr durch geschicktes Formulieren und dem umfassenden Ansatz. Das Buch fand ich sehr interessant. Es zeigt, das man die AfD mit ihrem Geschick Unheil zu verursachen nicht unterschätzen darf und dass die anderen Parteien sich im Umgang mit der AfD klug verhalten müssen.

Bewertung vom 14.01.2023
Leicht wie Blei
Elfrath, Lena

Leicht wie Blei


ausgezeichnet

Die Zeit davor, die Zeit danach

Das bei Edition W erschienene Buch lässt einen alles Leser nicht kalt, denn die 18jährige Protagonistin hatte einen langen Leidensweg. Jahrelang vom Vater missbraucht, erschießt sie ihn schließlich. Sie wollte nicht mehr Opfer sein. Sie kommt dafür ins Gefängnis. Für sie ist es aber eine Erleichterung. Ohne Männer in der Umgebung fühlt sie sich ruhiger und kann sogar ein paar freundschaftliche Beziehungen zu ihren Mitgefangenen schließen. Sie fühlt sich leicht wie Blei. Eine Metapher, die man sich in der Situation der Figur gut vorstellen kann.
Eine große Stärke der Autorin Lena Elfrath ist die Figurenentwicklung, auch die Nebenfiguren halte ich für glaubhaft.
Die Handlung ist basierend auf einen länger zurückliegenden realen Fall, wurde aber in die heutige Zeit transportiert.
Sprachlich ist der Roman ansprechend. Es lässt den Leser die Emotionen nachempfinden, bleibt aber ohne Pathos und der Realität entsprechend. Ich kann das Buch auch trotz des harten Themas empfehlen.

Bewertung vom 12.01.2023
1923 Endstation. Alles einsteigen!
Süß, Peter

1923 Endstation. Alles einsteigen!


gut

1923 Endstation Alles einsteigen. Warum eigentlich ein Buch über 1023? Nur weil es 100 Jahre her ist?
Davon abgesehen hat Peter Süss ein unterhaltsames Buch vorgelegt, dass er mit seinen eigene Interpretationen geprägt hat. Er schreibt wiederholt über prominente dieser Zeit. Namen möchte ich nennen, denn schließlich hat der Autor viel in das Buch reingelegt.
Nicht selten habe ich mich über diverse Abschnitte aufgeregt, aber das macht das Buch irgendwie auch aus. Jeder liest die Abschnitte schließlich auch aus dem, was er bisher über das Jahr wusste.
Am Ende bin ich doch nur so halb zufrieden mit dem Buch, denn unbedingt lesen muss man das Buch nicht.

Bewertung vom 12.01.2023
The Ceremonies (eBook, ePUB)
Klein, T. E. D.

The Ceremonies (eBook, ePUB)


gut

atmosphärisches Buch

The Ceremonies hat einen umfangreichen Ansatz, daher ist das Buch so lang.
Die Handlung führt zurück in eine vergangene Zeit, den siebziger/achtziger Jahre. Für mich ist es kein Problem, in diese Zeit zurück zu kehren, aber jüngere Leser sind vielleicht verblüfft von einer Welt ohne Smartphones.
Das macht aber auch einen Teil der Atmosphäre aus.

Ich kannte T.E.D.Klein und diesen Roman vorher nicht und kann ihn ehrlich gesagt nicht als Klassiker des Genres akzeptieren. Das ist zu aufgebauscht für ein letztlich doch mittelmäßiges Buch. Er ist zu lang und nicht so großartig geschrieben wie erwartet. Was das Buch rettet ist Atmosphäre.

Bewertung vom 12.01.2023
Rückkehr nach Tanner Hollow
Eason, Lynette

Rückkehr nach Tanner Hollow


gut

Start der Tanner Hollow Reihe

Rückkehr nach Tanner Hollow ist ein typischer US-amerikanischer Romantic Thriller mit den funktionierenden Bausteinen Liebesgeschichte, Familiengeheimnis und einer jungen Frau in Gefahr.
Die Protagonistin Kallie kehrt nach 5 Jahren zurück in ihr Elternhaus, nachdem ihr Stiefvater gewalttätig wurde. Jetzt ist er tot und Kallie glaubt gefahrlos zurückkommen zu können, doch bei ihrer Ankunft wird ein Mordanschlag auf sie verübt, kurz darauf ein zweites mal.-
Zeit, der Familiengeschichte auf die Spur zu kommen.
Und dann gibt es noch Nolan, der Kallie liebt und sie unterstützt.
Leider geht die Charakterentwicklung nicht sehr in die Tiefe. Das ist auch dem geringem Umfang des Buches geschuldet.

Der Roman lässt sich flüssig und gut lesen. Das Buch ist kurz und man ist schnell durch. Das Genre erfindet der Roman nicht neu, aber für wenige spannende Lesestunde ist er mehr als okay. Dennoch ziehe ich wegen mangelnder Originalität und Kürze einen Stern bei der Bewertung ab.

Jetzt gilt es abzuwarten, denn es werden in kürze noch 3 Teile der Tanner Hollow-Reihe folgen.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.01.2023
Das glückliche Geheimnis
Geiger, Arno

Das glückliche Geheimnis


ausgezeichnet

Hinsehen und Nachdenken

Arno Geiger schreibt in Das glückliche Geheimnis über sein Leben, seine Beziehungen und seinen literarischen Werdegang, und das macht er erstaunlich ehrlich.
Als Aufhänger dafür nimmt er seine Leidenschaft für sein Suchen in Altpapier.
Ich halte das gut lesbare Buch für interessant. Geigers Anfänge waren frei von Erfolg, dann schrieb er „Es geht uns gut“, das den deutschen Buchpreis gewann und er wurde zum Literaturstar.
Man folgt weiter Geigers Büchern, erfährt ein paar Hintergründe. Das ist spannend, wenn man wenigstens ein paar davon gelesen hat. Man trifft z.B. Arno Geigers Vater wieder, dem alten König im Exil.
Das Buch Der alte König im Exil und Das glückliche Geheimnis ähneln sich stilistisch und von der Wirkung.

Arno Geiger beobachtet auch seine eigene Entwicklung, nimmt Veränderungen wahr.

Hinsehen und Nachdenken ist Wesen des Autors, das prägt seine Stil und dieses ganze Buch.

Bewertung vom 09.01.2023
Eine Nebensache
Shibli, Adania

Eine Nebensache


ausgezeichnet

Ein Ereignis im Jahr 1949

Adania Shibli hat mit „Eine Nebensache“ ein Stück palästinensische Literatur vorgelegt, die den Leser nicht kalt lassen kann. Es ist gerade darum harte Kost, fast schon unerträglich. Aber nur so kann verdeutlicht werden, was da im Zusammenhang mit dem israel-palästinensische Konflikt passiert ist.
Vom ersten Satz an ist der Stil der Autorin bemerkenswert: eindrücklich und mit großer Genauigkeit, da verknappt. Nur so viel Wörter wie nötig.

Die Handlung ist in zwei Teile aufgeteilt, die zeitlich weit voneinander entfernt sind und sich doch aufeinander beziehen. 1949 wird eine junge Frau von Soldaten ermordet, der zweite Teil handelt in der Gegenwart.
Eine Hauptrolle spielt der Schauplatz, die Negevwüste, deren Weiten viel Atmosphäre aufbauen. Eine latente Bedrohung begleitet auch die Protagonistin des zweiten Teils.

Es ist die erste Veröffentlichung der Autorin in deutscher Übersetzung und es ist eine sehr überzeugende.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.01.2023
Gleich geht die Geschichte weiter, wir atmen nur aus
Maljartschuk, Tanja

Gleich geht die Geschichte weiter, wir atmen nur aus


weniger gut

Die Essays sind zum Teil von 2014 und des öfteren bezieht sich die Autorin auf lange zurückliegende Vergangenheit. Einige sind auch neuer.

Dieses Buch zeigt, wie wichtig es ist, wenn Essays auch von literarischen Schriftstellern geschrieben werden. Tanja Maljartschuk schreibt darüber, was die Ukrainer sich bei der Bedrohung von Rußland fühlen und mach Emotionen dadurch für die Leser fühlbar.

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.12.2022
Es ging immer nur um Liebe
Okwonga, Musa

Es ging immer nur um Liebe


ausgezeichnet

Eine Reise in drei Teilen

Musa Okwonga ist ein junger, hochgebildeter Mann aus Großbritannien mit Wurzeln aus Uganda, der nach Berlin geht und da ein nachvollziehbares, glaubwürdiges Stadtporträt schafft und zeigt, wie ein Immigrant sich fühlt. Sein Ziel ist es Schriftsteller zu werden,
Er erzählt außerdem viel von Beziehungen und z.B. wie sich seine Freundin von ihm getrennt hat. Auch Rassismus im Alltag ist Thema.
In erster Linie geht es aber darum, wie ein Mann zu sich selbst findet, fast schon ein Coming-of-Age. Einige Passagen wirken aber wie Selbsthilfe-Ratgeber-Prosa, das hat mir weniger gut gefallen.
Ich hatte ehrlich gesagt Probleme mit der Erzählform, die konsequent in der zweiten Person gehalten ist.
Nur weil es thematisch wichtig und relevant ist, bin ich dabeigeblieben. Belohnt werde ich im letzten Romanviertel durch eine Reise nach Uganda, der für mich beste Abschnitt.
Der Roman ist ein Beispiel für die Stärke des autofiktionalen Erzählens.

Das Hörbuch wird von Benito Baus gelesen und er ist ganz okay.