Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
dorli
Wohnort: 
Berlin
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 882 Bewertungen
Bewertung vom 14.06.2017
Das Goldstein-Haus
Dietrich, Wolf S.

Das Goldstein-Haus


ausgezeichnet

Göttingen. Die Journalistin Anna Lehnhoff plant eine Artikelserie über nicht aufgeklärte Diebstähle. Da ihr Exfreund Sven Petersson Kommissar bei der Kripo ist, bittet sie ihn um Unterstützung. Als Sven ihr von einem ungeklärten Mord aus dem Jahr 1986 erzählt, ist Annas Neugierde sofort geweckt. Über ungelöste Mordfälle zu berichten, findet sie viel spannender, als über Einbrüche zu schreiben und beginnt umgehend damit, in dem Fall der ermordeten Engländerin Sarah Jane Roberts zu recherchieren…

Susanne und Jörg Rudloff werden in ihrem Haus überfallen. Der Täter entwendet nicht nur wertvollen Schmuck und 80.000 Euro in bar, sondern lässt auch eine alte Pistole mitgehen. Kurioserweise interessiert Jörg der Verlust von Geld und Schmuck kaum, viel wichtiger ist es ihm, die Schusswaffe schnellstmöglich zurückzubekommen…

„Das Goldstein-Haus“ ist das erste Buch, das ich von Wolf S. Dietrich gelesen habe und ich bin begeistert! Ich war schnell mittendrin im Geschehen und hatte schon nach kurzer Zeit das Gefühl, mit allen Figuren gut vertraut zu sein.

Obwohl bereits nach wenigen Seiten klar ist, wer hier die Bösewichte sind, und man zudem schnell ahnt, was sich über die Jahre hinweg zugetragen hat, bleibt die Spannung bis zur letzten Seite auf einem hohen Niveau.
Ich konnte durchweg bestens mit Anna mitfiebern - man wird mitgerissen von ihrem Tatendrang, genügend Anhaltspunkte zu finden, damit die Polizei die Ermittlungen in dem alten Fall wieder aufnimmt, verfolgt dabei gespannt, wie sie immer neue Hinweise ausgräbt und Verbindungen aufdeckt und hofft mit ihr, dass die Täter gefasst und zur Rechenschaft gezogen werden.

Besonders gut gefallen hat mir, dass das aktuelle Geschehen immer wieder durch interessante Rückblenden in die Jahre 1940, 1958 und 1986 ergänzt wird. Wolf S. Dietrich hat die einzelnen Zeitabschnitte mit entsprechendem Zeitkolorit versehen, lässt die jeweiligen Akteure glaubwürdig und gemäß der Mentalität ihrer Generation handeln und hat mir damit das Gefühl gegeben, beim Lesen eine Zeitreise durch das 20. Jahrhundert zu machen.

Äußerst gelungen sind auch die Beschreibungen der Handlungsorte - Göttingen wird prima in Szene gesetzt, so dass ich mir die Schauplätze alle sehr gut vorstellen konnte.

„Das Goldstein-Haus“ hat mich durchweg begeistert. Der generationenübergreifende Kriminalfall überzeugt mit einer abwechslungsreichen, lebendigen Handlung und lässt zu keiner Zeit Langeweile aufkommen. Absolute Leseempfehlung für Krimifans!

Bewertung vom 07.06.2017
Der Näher / Martin Abel Bd.3
Löffler, Rainer

Der Näher / Martin Abel Bd.3


sehr gut

Gummersbach. Fallanalytiker Martin Abel wurde von seinem Chef ins Bergische Land geschickt, um das Verschwinden von zwei schwangeren Frauen aufzuklären, obwohl ein Verbrechen in beiden Fällen eigentlich ausgeschlossen werden kann. Abel macht sich wenig begeistert ans Werk. Als jedoch in einem unterirdischen Hohlraum die Leichen einer Frau und eines Säuglings entdeckt werden, wird Martin Abel klar, dass in den Vermisstenfällen Eile geboten ist…

„Der Näher“ ist bereits der dritte Fall für Fallanalytiker Martin Abel, der Thriller ist aber auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände bestens verständlich.

Rainer Löffler schafft schon mit den ersten Seiten eine packende Atmosphäre. Ruckzuck ist man mittendrin im Geschehen, geht mit Martin Abel und seinen Kollegen von der Gummersbacher Polizei auf Verbrecherjagd und kann dabei ganz intensiv den Druck spüren, dem die Ermittler ausgesetzt sind.

Der gesamte Handlungsverlauf ist sehr gut durchdacht und ausgefeilt – die Geschehnisse entwickeln schnell einen Sog, dem man sich als Leser kaum entziehen kann. Man wird mitgerissen von einem Strudel aus gegenwärtigen und vergangenen Ereignissen und kann dabei bestens über Hintergründe und Zusammenhänge mitgrübeln und miträtseln.

Rainer Löffler schickt einmal mehr eine kranke Seele ins Rennen, deren extreme Neigungen sogar einem erfahrenen Ermittler wie Martin Abel fast aus der Bahn werfen. Man muss sich als Leser auf einen Blick in menschliche Abgründe gefasst machen – ein Thriller, der absolut nichts für schwache Nerven ist.

„Der Näher“ bietet für die Fans harter Thrillerkost kurzweilige Unterhaltung – für mich hätte die grausame Vorgehensweise des Täters nicht in dieser Ausführlichkeit und Intensität beschrieben werden müssen.

Bewertung vom 06.06.2017
Nur ein kleiner Gefallen - A Simple Favor
Bell, Darcey

Nur ein kleiner Gefallen - A Simple Favor


gut

Die junge Witwe Stephanie lebt mit ihrem 5-jährigen Sohn Miles in einem kleinen Ort unweit von New York. Die leidenschaftliche Mom-Bloggerin ist nicht nur fürsorgliche Mutter, sondern auch zuverlässige Freundin. Als die berufstätige Emily sie bittet, ihren Sohn Nicky nach der Schule mit zu sich nach Hause zu nehmen, tut Stephanie ihrer Freundin gerne diesen kleinen Gefallen. Doch Emily holt Nicky am Abend nicht ab - die PR-Managerin ist plötzlich spurlos verschwunden…

In „Nur ein kleiner Gefallen“ wartet Darcey Bell mit einer Geschichte auf, die fesselnd und mitreißend hätte sein können, wenn es der Autorin denn gelungen wäre, aus ihrer großartigen Buchidee einen spannend erzählten Thriller zu machen.

Darcey Bell beginnt mit einem sehr kurzen, aber dennoch neugierig machenden Prolog – es geht um Geheimnisse und darum, dass man niemandem vertrauen soll, nicht einmal sich selbst. Klingt eigentlich ganz spannend. Im Folgenden passiert dann aber recht wenig. Man lernt Stephanie kennen und erfährt vieles aus ihrem Leben und über ihre gegenwärtige Situation. Stephanie hat zwei Gesichter. Sie stellt sich selbst in ihrem Blog als perfekte Hausfrau und Mutter dar, ist aber in Wirklichkeit nicht so vollkommen, wie sie gerne sein möchte. Sie verdreht gern die Wahrheit und hat durchaus ihre Heimlichkeiten. Diese unterschiedliche Darstellung hat mich ständig auf ein dunkles Geheimnis lauern lassen, dass die ganze Geschichte aus den Angeln hebt – das bleibt aber aus.

Interessanter wird es dann, als die Perspektive wechselt und das Geschehen aus Emilys Sicht erzählt wird. Leider macht die Spannungskurve hier nur einen kleinen Hüpfer, denn es wird sehr früh klar, was eigentlich gespielt wird. Die Hintergründe zu Emilys Verschwinden und die darauffolgenden Ereignisse sind vorhersehbar und das Weiterlesen ist mir von Seite zu Seite schwerer gefallen. Auch das Ende konnte mich aufgrund fehlender Wendungen und Überraschungen nicht mehr überzeugen.

„Nur ein kleiner Gefallen“ kann meiner Meinung nach nicht mit ähnlichen Büchern aus dem Genre mithalten. Dazu fehlen der Geschichte zum Beispiel die raffinierten, boshaften Verstrickungen wie in „Gone Girl“ oder die immer dramatischer werdenden Ereignisse wie in „Girl on the Train“. Schade, leider nicht der Thriller, den ich erwartet hatte (2,5/5).

Bewertung vom 01.06.2017
Auf sanften Schwingen kommt der Tod
Avanzini, Lena

Auf sanften Schwingen kommt der Tod


ausgezeichnet

Leon Ritter, Journalist und Fast-Verlobter von Gruppeninspektorin Carla Bukowski, kuriert seinen Bandscheibenvorfall in einer Reha-Klinik aus. Der angebliche Selbstmord einer Mitpatientin lässt Leon hellhörig werden. Er wittert einen Skandal, stellt heimlich Nachforschungen an und deckt zwar Ungereimtheiten auf, kann aber keine wirklichen Beweise finden. Dennoch fühlt sich jemand ertappt und macht dem Schnüffler den Garaus…

„Auf sanften Schwingen kommt der Tod“ ist bereits der zweite Fall für Carla Bukowski – für mich war dieser Einsatz der erste, bei dem ich der sympathischen Ermittlerin des LKA Wien über die Schulter schauen durfte. Auch ohne Kenntnis des vorhergehenden Bandes war ich schnell mittendrin im Geschehen und hatte schon nach kurzer Zeit das Gefühl, mit allen Akteuren gut vertraut zu sein.

Lena Avanzini hat mir alles geboten, was für mich zu einem unterhaltsamen Krimi dazugehört: eine flüssig erzählte Geschichte, deren Spannungskurve durchgehend auf einem hohen Niveau bleibt und die mir durch offene Fragen und unerwartete Wendungen viel Platz zum Miträtseln und Mitgrübeln gegeben hat.

Die Figuren wirken echt und handeln glaubwürdig. Die Autorin erzählt den Krimi nicht nur aus Sicht der Ermittler, sondern präsentiert das Geschehen aus unterschiedlichen Perspektiven, so dass man einen guten Einblick in die Ansichten und Beweggründe aller Akteure bekommt. Auch den Mörder lässt Lena Avanzini zu Wort kommen: mehrere Auszüge aus einen Tagebuch berichten von unterschiedlichen Kränkungen, die der Täter in seinem Leben erdulden musste und für die er sich nach und nach rächt.

Sehr gut gelungen ist auch die Mischung aus Ermittlungen und privaten Angelegenheiten der Ermittler - da Carla nicht nur Ermittlerin ist, sondern auch die Lebensgefährtin eines Opfers, spielen ihre persönlichen Belange natürlich eine große Rolle und drängen sich entsprechend immer wieder in den Vordergrund.

„Auf sanften Schwingen kommt der Tod“ ist ein kurzweiliger Krimi, der mich mit seiner spannenden, abwechslungsreichen Handlung sehr gut unterhalten hat.

Bewertung vom 01.06.2017
Zwei Likes für Lena
Seibold, Jürgen

Zwei Likes für Lena


sehr gut

Stuttgart. Millionär Jonathan Haber und Altenpflegerin Lena Rohland leben in völlig verschiedenen Welten und haben doch eines gemeinsam: ihr vertrauter Alltag läuft gerade mächtig neben der Spur.
Einzelgänger Jonathan hat sich bei einem Unfall beide Handgelenke gebrochen und ist auf Hilfe angewiesen. Doch mit den Pflegekräften, die ihm seine Rundum-sorglos-Agentur schickt, kommt er absolut nicht klar.
Lena hat ganz andere Probleme. Nicht nur, dass ihr Freund sie betrogen hat, sie hat auch ihren Job verloren. Auf der Suche nach einer neuen Stelle landet sie bei dem verunfallten Jonathan. Dieser ist schnell von Lena fasziniert, weil die junge Frau sich trotz der negativen Erlebnisse ihre Lebensfreude bewahrt hat und sich nicht in ein Schneckenhaus zurückzieht. Er fragt sich, warum das so ist, fasst den Mut, sein Haus zu verlassen und folgt Lena in die Stadt. Und bringt damit Dinge ins Rollen, die sowohl Lenas wie auch seine eigene Welt total auf den Kopf stellen werden…

Jürgen Seibold hat einen lockeren, angenehm zu lesenden Schreibstil. Er erzählt die Geschichte von Lena und Jonathan äußerst humorvoll und spart dabei nicht mit Situationskomik.

Bevor die beiden Hauptfiguren sich zum ersten Mal begegnen, lernt man deren Wesen und Eigenheiten sowie ihre jeweilige Situation gut kennen. Das Zusammentreffen der beiden hatte ich mir etwas explosiver vorgestellt - ich habe mehr Miteinander bzw. Gegeneinander erwartet, aber abgesehen davon, dass Lena Jonathan bei alltäglichen Dingen wie Waschen, Kochen und zum Arzt fahren unterstützt, geht im Großen und Ganzen jeder seiner Wege. Wobei Jonathans Wege nicht nur daraus bestehen, nach jahrelangem Leben in Abgeschiedenheit die Stadt neu zu entdecken, sondern hauptsächlich daraus, heimlich Lenas Leben auszukundschaften.

Jonathans Alltag bekommt einen ganz neuen Schwung. Der sympathische Mittfünfziger findet schnell gefallen an den Ausflügen in die Außenwelt und das, obwohl der Autor wenig Mitleid mit ihm hat und ihn von einer vertrackten Situation in die nächste stolpern lässt.

Jürgen Seibold hat auch ein gutes Händchen für Nebenfiguren. Jeder Einzelne bekommt schnell ein Gesicht und nimmt einen wichtigen Platz in der Geschichte ein, aber keiner drängt sich in den Fokus. Von ihnen hat mir Rania Mohlfeidt, Jonathans Betreuerin in der Agentur, am besten gefallen. Rania hat den Part einer ’Heldin im Hintergrund’ inne und spielt diese Rolle durchweg ganz hervorragend.

„Zwei Likes für Lena“ hat mir sehr gut gefallen. Eine kurzweilige, sehr unterhaltsame Geschichte, die am Ende aufzeigt, dass manchen Menschen jahrelanges Herumirren auf dem Weg zum Glück erspart bliebe, wenn sie nur offen miteinander reden würden.

Bewertung vom 30.05.2017
Das Haus der schönen Dinge
Rehn, Heidi

Das Haus der schönen Dinge


ausgezeichnet

München, Ende Mai 1897. Mit einem großartigen Festakt eröffnet das Kaufhaus Hirschvogl am Rindermarkt seine Türen. Ein glanzvoller Tag, der den Grundstein für viele erfolgreiche Jahre legt und noch nichts von den stürmischen Zeiten und bitteren Enttäuschungen erahnen lässt, die im Verlauf der Geschichte auf die jüdische Kaufmannsfamilie zukommen sollen…

In ihrem historischen Roman „Das Haus der schönen Dinge“ nimmt Heidi Rehn den Leser mit auf eine Reise in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts und erzählt die wechselvolle Geschichte einer fiktiven Kaufmannsfamilie. Anschaulich und äußerst detailreich schildert die Autorin die Ereignisse zwischen Mai 1897 und Mai 1952 und zeichnet damit ein vielschichtiges und glaubwürdiges Bild eines großen Warenhauses in der damaligen Zeit.

Schon nach wenigen Seiten hat mich die Geschichte in ihren Bann gezogen. Das lebhafte Gewusel, die muntere Geschäftigkeit, die ganze Aufregung am Eröffnungstag des Kaufhauses Hirschvogl – es ist einfach wundervoll, wie Heidi Rehn den Glanz und die Pracht und die erwartungsfrohe Stimmung an diesem besonderen Tag einfängt.

Auch die jeweilige Atmosphäre der Ereignisse in den folgenden Jahren vermittelt die Autorin ganz ausgezeichnet. Man begleitet Lily und ihre Familie vom grandiosen Aufstieg bis hin zum tiefen Fall des Kaufhauses, fühlt sich durchweg in frühere Zeiten zurückversetzt und kann die schönen, heiteren Momente genauso spüren, wie die Ängste, Sorgen und Hoffnungen der Akteure.

Die Figuren wirken echt und glaubwürdig, sie haben Persönlichkeit, zeigen Emotionen und handeln entsprechend ihren Eigenarten. Es war sehr mitreißend, die Wege der Akteure zu verfolgen und das Miteinander und Gegeneinander zu beobachten.

„Das Haus der schönen Dinge“ hat mir sehr gut gefallen. Die gelungene, gut ausbalancierte Mischung aus Historie und Fiktion hat mir nicht nur unterhaltsame Lesestunden beschert, sondern mich auch lebensnah an einem Stückchen deutscher Geschichte teilhaben lassen.

Bewertung vom 30.05.2017
Der Kuss des Panthers
Bendixen, Britta

Der Kuss des Panthers


ausgezeichnet

Britta Bendixen beginnt „Der Kuss des Panthers“ mit einem spannenden Prolog: Im Januar 1987 wird ein Mann hinterrücks mit einem Kerzenständer erschlagen. Der Täter flüchtet unerkannt…

Zeitsprung in die Gegenwart: Die Flensburger Kommissare Carsten Andresen und Lutz Weichert unterbrechen die Aufarbeitung ungelöster Fälle, da ein aktueller Fall ihre ganze Aufmerksamkeit erfordert: Die Teilnehmerin eines Krimi-Schreibkurses wurde in ihrer Wohnung ermordet. Schnell gerät der gut aussehende Kursleiter Thomas Kuhl in den Verdacht, seine Finger im Spiel zu haben…

„Der Kuss des Panthers“ ist bereits der zweite Fall für Andresen und Weichert – der Krimi ist aber auch ohne Kenntnis des vorherigen Bandes bestens verständlich.

Britta Bendixen erzählt die Geschichte flüssig und spannend, so dass ich schnell mittendrin im Geschehen war und schon nach kurzer Zeit das Gefühl hatte, mit allen Figuren gut vertraut zu sein. Die Akteure werden allesamt sehr authentisch dargestellt, wirken echt und handeln glaubwürdig und nachvollziehbar.

Zwischenmenschliche Beziehungen und die privaten Angelegenheiten der Ermittler spielen in diesem Fall eine große Rolle, da Verena Christen, die Freundin von Kommissar Weichert, den gleichen Schreibkurs besucht hat, wie die ermordete Studentin. Ermittlungen und persönliche Belange vermischen sich, als es zwischen Lutz und Verena aufgrund unterschiedlicher Standpunkte bezüglich Täter und Motiv zu heftigen Differenzen kommt.

Äußerst gelungen sind auch die Beschreibungen der Handlungsorte - Flensburg wird von Britta Bendixen prima in Szene gesetzt, so dass man sich die Schauplätze alle sehr gut vorstellen kann.

„Der Kuss des Panthers“ ist ein spannender, angenehm zügig zu lesender Krimi, der mich nicht nur sehr gut unterhalten, sondern mir auch viel Platz zum Mitgrübeln und Miträtseln gegeben hat.

Bewertung vom 22.05.2017
Stallgeruch
Kimyon, Dominik

Stallgeruch


ausgezeichnet

Göttingen/Duderstadt. Auf dem Alpakagestüt der Familie Mohr wird Linda Becker, die Verlobte des Juniorchefs, ermordet aufgefunden. Die Göttinger Kommissare Christian Heldt und Tomek Piotrowski nehmen die Ermittlungen auf und merken schnell, dass auf dem Gestüt einiges nicht mit rechten Dingen zugeht…

Dominik Kimyon beginnt diesen Krimi mit einer fesselnden, sehr neugierig machenden Szene – ein Wanderer wird im Bramwald von der Dunkelheit überrascht, will für die Nacht Schutz in einem Schuppen suchen und macht eine grauenvolle Entdeckung – mehr erfährt der Leser an dieser Stelle nicht.

Im Folgenden lernt man die Ermittler sowie die Familie Mohr und ihr Umfeld kennen. Trotz mehrerer Handlungsstränge und einer Vielzahl an Akteuren war ich schnell mittendrin im Geschehen.

Die Ermittlungen im Mordfall Linda Becker gestalten sich als schwierig, die Situation auf dem Hof ist undurchsichtig. Hinter der sorgsam errichteten Fassade der Mohrs brodelt es, der verantwortliche Tierarzt verstrickt sich in Lügen, zudem hat eine Gruppe Tierschützer die Alpakafarm im Visier. Dann geschieht ein weiterer Mord. Obwohl die Ermittlungen auf Hochtouren laufen und es einige Verdächtige gibt, scheint eine Lösung der Fälle in weiter Ferne zu liegen.

Dominik Kimyon hat mir in „Stallgeruch“ alles geboten, was für mich zu einem unterhaltsamen Krimi dazugehört: eine flüssig erzählte Geschichte, deren Spannungskurve durchgehend auf einem hohen Niveau bleibt und die mir durch offene Fragen und unerwartete Wendungen viel Platz zum Miträtseln und Mitgrübeln gegeben hat.

Sehr gut gelungen ist auch die Mischung aus Ermittlungen und privaten Angelegenheiten der Kommissare - man lernt die Ermittler gut kennen, der Kriminalfall bleibt dennoch im Vordergrund.

„Stallgeruch“ ist ein angenehm zügig zu lesender Krimi, der mich mit seiner spannenden, kurzweiligen Handlung durchweg sehr gut unterhalten hat.

Bewertung vom 18.05.2017
Mörderjagd mit Inselblick / Ostfriesen-Krimi Bd.4
Franke, Christiane;Kuhnert, Cornelia

Mörderjagd mit Inselblick / Ostfriesen-Krimi Bd.4


ausgezeichnet

Neuharlingersiel im Sommer. Zeitgleich zum Hafenfest finden die ersten „Ostfriesischen Literaturtage“ statt. Autoren, Agenten und Kritiker treffen in dem idyllischen Küstenort aufeinander. Doch nicht alle der Angereisten sind sich grün, schnell ist die Stimmung aufgeheizt. Mittendrin in diesen Trubel: Lehrerin Rosa Moll. Rosa möchte die Gunst der Stunde nutzen und ihr Manuskript an den Mann bringen. Doch als sie den Literaturagenten Robert Goldmann darauf anspricht, bricht dieser vor ihren Augen zusammen und stirbt. Herzinfarkt! Als kurze Zeit später Starautor Alexander Paulssen auf Norderney ein ähnliches Schicksal erleidet, wird Rosa hellhörig. Sie befürchtet, dass ein Mörder sein Unwesen treibt und beginnt zu ermitteln…

„Mörderjagd mit Inselblick“ ist bereits der vierte Fall für Hobbydetektivin Rosa und ihre Freunde Rudi und Henner, der Krimi ist aber auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände bestens verständlich.

Christiane Franke und Cornelia Kuhnert erzählen die Geschichte gewohnt schwungvoll und mit viel frischem Humor in der Stimme. Gemeinsam mit Rosa & Co. geht der Leser wieder auf eine spannende Spurensuche und kann dabei prima über mögliche Täter und Motive miträtseln und mitspekulieren.

Besonders amüsiert habe ich mich diesmal über die Auftritte von Rudis Kollegen Schnepel von der Kripo Wittmund. Der Oberkommissar wirft sich richtig ins Zeug und mimt den Starermittler – man kann sich dabei ganz herrlich über sein affektiertes Gehabe und Getue aufregen.

Die Autorinnen warten auch in diesem Band wieder mit einer großen Portion Lokalkolorit auf. Ich konnte mir die Schauplätze in Neuharlingersiel und auf den Ostfriesischen Inseln alle sehr gut vorstellen und wurde schnell von der Nordseeküsten-Atmosphäre eingefangen.

Es hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht, mit Rosa, Rudi und Henner auf Verbrecherjagd zu gehen. „Mörderjagd mit Inselblick“ bietet von der ersten bis zur letzten Seite kurzweilige Unterhaltung - ein tolles Lesevergnügen.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.05.2017
Die zwei Leben der Florence Grace
Rees, Tracy

Die zwei Leben der Florence Grace


ausgezeichnet

Cornwall im 19. Jahrhundert. Die Waise Florence „Florrie“ Buckley ist in einem kleinen Weiler in den weiten Mooren Cornwalls aufgewachsen. Sie ist fünfzehn, als ihre im Sterben liegende Großmutter ihr das Geheimnis ihrer Herkunft offenbart: Florrie ist ein Spross der reichen Familie Grace! Als Florrie zudem erfährt, dass sie künftig bei den Graces im fernen London leben soll, ist sie alles andere als begeistert…

In ihrem Roman „Die zwei Leben der Florence Grace“ erzählt Tracy Rees die Geschichte einer jungen Frau, die plötzlich aus dem ihr bekannten Leben gerissen und in eine Welt katapultiert wird, die so ganz anders ist, als alles, was sie bisher gekannt hat.

Florrie wird mit den Anforderungen der besseren Gesellschaft konfrontiert. Die Sitten und Werte der Großstädter sind ganz neu für sie. Florrie muss die Regeln lernen, die Gepflogenheiten und die Etikette. Ständig wird sie von ihrer hochnäsigen Tante und deren Töchtern drangsaliert – auch wenn Florrie sich nicht alles gefallen lässt, muss sie sich dennoch dem Willen der Graces beugen. Halt erfährt sie vor allen Dingen durch ihre Cousins Sanderson und ganz besonders durch den charismatischen Turlington.
Obwohl es in London auch Dinge gibt, die Florrie faszinieren - besonders die Musik, die Poesie und die Kunst haben es ihr angetan - vermisst sie ihre Freiheit und das weite Land in Cornwall und möchte zurück in ihre Heimat, auch wenn das Leben dort schwer und von Armut geprägt ist.

Tracy Rees lässt Florrie die Geschichte sehr mitreißend erzählen. Besonders die Sprache, die die Autorin ihrer Protagonistin mit auf den Weg gegeben hat, hat mich durchweg begeistert. Florrie schildert ihre Erlebnisse frisch und munter und mit viel Witz in der Stimme, so dass man ihr mit Vergnügen zuhört und sie gern auf ihren Wegen begleitet.

„Die zwei Leben der Florence Grace“ ein ganz großartiger, fesselnder Roman voller mitreißender Emotionen. Ein tolles Leseerlebnis.