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Lilli33
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 481 Bewertungen
Bewertung vom 15.12.2016
Echo Boy
Haig, Matt

Echo Boy


sehr gut

Lesenswert!

Inhalt:
England im Jahr 2115. Echos sind künstliche menschenähnliche Wesen ohne eigenen Willen, dazu erschaffen, ihren Besitzern zu dienen. Da geschieht das Unmögliche: Die Echo Alissa ermordet ihre Besitzer. Nur die 15-jährige Tochter Audrey kann entkommen und schlüpft bei ihrem Onkel unter. Hier trifft sie auf Daniel, einen Echo, der etwas ganz Besonderes ist.

Meine Meinung:
Mich hat die Welt, die Matt Haig hier hundert Jahre in der Zukunft entworfen hat, ziemlich begeistert. Alles ist hoch technisiert, die Autos blitzschnell. Die niederen oder auch die nicht so niederen Arbeiten werden von Robotern und Echos verrichtet. Ein Szenario, von dem man sich gut vorstellen kann, dass es tatsächlich einmal eintreten könnte.

Ansonsten hat sich gegenüber unserer Zeit gar nicht so viel verändert. Die Menschen sind immer noch geld- und machtgierig, zerfressen von Neid und Hass. Natürlich nicht alle – nein, es gibt auch ein paar Gute, sonst wäre das ja auch langweilig.

In sogenannten „Gedankenbuch“-Einträgen lesen wir einmal die Sicht von Audrey, dann wieder die von Daniel, wobei Daniels Passagen im Vergleich zu Audreys sehr kurz sind. Der Schreibstil ist sehr eingängig, die Sätze relativ einfach und kurz. Dadurch ergibt sich automatisch ein höheres Erzähltempo, was ich ganz gut fand. Ab und zu werden ein paar philosophische Überlegungen eingestreut, die der Geschichte noch mehr Würze geben.

Man merkt aber schon, dass es sich bei diesem Buch um ein Jugendbuch handelt. Die Handlung ist relativ geradlinig und bietet – von den technischen Errungenschaften der zukünftigen Welt abgesehen – nicht viele Überraschungen. Als Leser kann man sich das meiste schon denken, bevor es dann tatsächlich eintritt.

Und dann ist da noch die Liebesgeschichte. Auf sie hätte ich sehr gerne verzichtet. Denn der Autor hat sich meiner Meinung nach zu wenig Zeit genommen, um diese Liebe zu entwickeln. Das ging mir einfach ein bisschen zu schnell und war für mich nicht wirklich nachzuvollziehen. Aber ich gehöre ja nicht mehr zur Zielgruppe und vielleicht mag die Jugend das etwas anders sehen.

Fazit:
Ein schönes Jugendbuch, das einige unterhaltsame Lesestunden verspricht, aber auch zu nachhaltigen Überlegungen anregt.

Bewertung vom 11.12.2016
Finding Cinderella
Hoover, Colleen

Finding Cinderella


ausgezeichnet

Wunderschön und nicht ganz so problembeladen, wie man es von Colleen Hoover kennt

Inhalt:
Durch Zufall treffen zwei junge Menschen in der Putzkammer ihrer Schule aufeinander. Es ist dunkel, sie kennen sich nicht, sie sehen sich nicht, sie hören, riechen und fühlen sich nur. Und doch spüren sie eine gewisse Verbindung. Als das Mädchen sich für immer verabschiedet, sucht Daniel nach ihr, seiner Cinderella.

Ein Jahr später trifft er bei seinen besten Freunden Holder und Sky auf Six, Skys Freundin, und verliebt sich Hals über Kopf. Und Six geht es nicht anders. Bis ein Geheimnis ans Tageslicht kommt …

Meine Meinung:
„Finding Cinderella“ ist ein Spin-off der Bände um Hope, die ich sehr gerne gelesen habe. Hier geht es vorrangig nicht um Sky und Holder, sondern um deren Freunde, Six und Daniel. Aber natürlich treffen wir hier auch wieder auf Sky und Holder und andere Bekannte. Ein bisschen ist es wie nach Hause zu kommen, wenn man die Geschichte von Sky und Holder kennt.

Nachdem dieser Kurzroman zuerst nur als E-Book erschienen ist, ist er nun endlich auch als Taschenbuch erhältlich, worüber ich mich sehr gefreut habe.

Colleen Hoover hat mal wieder eine ganz wunderbare Liebesgeschichte geschrieben, bei der man einfach nur zerschmelzen möchte. Natürlich ist sie ein wenig kitschig und wirkt zuweilen sehr amerikanisch, aber was macht das schon, wenn man dabei ein bisschen von der großen Liebe träumen kann?

Ich mochte die Protagonisten, das Mädchen Six, das nicht über seine Vergangenheit sprechen will, und den Ich-Erzähler Daniel, der seine Angebetete am liebsten auf Händen tragen und ihr jeden Wunsch von den Augen ablesen möchte. So habe ich ihr Kennenlernen, die intensive Verbindung zwischen ihnen, ihre riesengroße Zuneigung und Freundschaft sehr genossen und mich schon gewundert, dass entgegen meiner Erfahrungen mit Colleen Hoovers Romanen hier alles doch sehr harmonisch und relativ problemlos abläuft. Kurz vor dem Ende ließ sie dann doch noch eine Bombe platzen, die für Six und Daniel eine Zerreißprobe bedeutet. Ob sie diese überstehen, müsst ihr schon selbst lesen. Viel Spaß dabei :-)

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.11.2016
Die Nacht der schwarzen Falter / Vera Stanhope Bd.6
Cleeves, Ann

Die Nacht der schwarzen Falter / Vera Stanhope Bd.6


sehr gut

Klassischer Kriminalroman – typisch englisch und sehr gemächlich

Inhalt:
Valley Farm, Northumberland, England. Im abgelegenen Tal hütet Patrick Randle das Haus der Gutsbesitzer während deren Australien-Aufenthalt. Die Gegend ist für ihn perfekt, kann er doch hier seinem Interesse für Schmetterlinge nachgehen. Doch es dauert nicht lange, und der junge Mann ist tot, ermordet. In seiner Wohnung findet die Polizei auch gleich noch eine zweite Leiche. Vera Stanhope und ihr Team schicken sich an, die Verbindung zwischen den beiden Toten herzustellen. Bald schon erkennen sie, dass die Idylle in dem Tal nichts als Schein ist.

Meine Meinung:
„Die Nacht der schwarzen Falter“ ist bereits der 6. Band der Reihe um Vera Stanhope. Die einzelnen Fälle sind aber in sich abgeschlossen, sodass man sie auch einzeln lesen kann.

Dieser Kriminalroman ist ganz typisch für Ann Cleeves. Sie nimmt sich sehr lange Zeit, um in aller Ruhe ein Netz aus Beziehungen und Hintergründen zu konstruieren. Dafür passen dann aber auch alle Details perfekt zusammen und lassen keine losen Fäden oder Löcher entstehen. Das ist schon genial gemacht.

Vera Stanhope ist eine von Grund auf neugierige Ermittlerin, die gerne auch mal Fragen außerhalb der polizeilichen Untersuchung stellt, um mehr über die Menschen, mit denen sie es zu tun hat, herauszufinden. So erfährt der Leser auch viel über die Gesellschaft, aber auch über die Landschaft, in der der Roman angesiedelt ist. Man bekommt so ein komplettes und rundes Bild von der Szenerie.

Dabei liegt die Spannung eher auf einem mittleren Niveau, steigert sich aber zum Ende hin. Je näher man der Auflösung kommt, desto mehr will man es nun auch wissen. Schließlich konnte mich Ann Cleeves ziemlich überraschen. Der Täter rangierte für mich nicht unbedingt an erster Stelle der Verdächtigen, und das Motiv blieb sowieso bis zum Schluss mehr oder weniger im Verborgenen.

Wenn Cleeves es schaffen würde, mich mehr für ihre Protagonistin Vera Stanhope sowie deren Untergebene Joe Ashworth und Holly Clarke zu begeistern, würde mir das Lesen noch mehr Spaß machen. Aber ich werde mit diesen drei Charakteren einfach nicht richtig warm. Vera ist mir über weite Strecken einfach nur unsympathisch. Wie sie ihre Mitarbeiter behandelt, ist alles andere als die feine englische Art, und dass diese dadurch unsicher werden, ist nur zu gut nachvollziehbar. Aber das ist mein persönliches Empfinden – andere Leser wird das sicher nicht so sehr stören.

Fazit:
„Die Nacht der schwarzen Falter“ ist ein gut durchdachter, typisch englischer Kriminalroman, der ohne viel Blut auskommt, aber dennoch zu fesseln vermag.

Die Vera-Stanhope-Reihe:
1. Totenblüte
2. Opferschuld
3. Seelentod
4. Das letzte Wort
5. Ein dunkler Fleck
6. Die Nacht der schwarzen Falter

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.11.2016
Schlaf, Engelchen, schlaf / Kripochef Alexander Gerlach Bd.13
Burger, Wolfgang

Schlaf, Engelchen, schlaf / Kripochef Alexander Gerlach Bd.13


ausgezeichnet

Alexander Gerlach im Alleingang

Inhalt:
Nachdem er vor zwei Wochen, Anfang Mai, nur knapp dem Tod entronnen ist, ist der Heidelberger Kripo-Chef Alexander Gerlach erst mal krankgeschrieben. Als ein Fremder an ihn herantritt mit einer seltsamen Bitte, will Gerlach mit der Geschichte eigentlich gar nichts zu tun haben. Aber natürlich erwacht schon bald sein Jagdinstinkt, und er beginnt außerdienstlich und mehr oder weniger im Alleingang zu ermitteln.

Meine Meinung:
Dies ist bereits der 13. Band dieser Krimi-Reihe. Die einzelnen Fälle sind abgeschlossen, sodass man die Bücher auch einzeln lesen kann. In diesem Teil wird allerdings immer mal wieder auf den letzten Fall Bezug genommen, was ein späteres Lesen des 12. Bandes nicht empfehlenswert erscheinen lässt.

In der Regel spielen auch das Privatleben bzw. die Interaktionen der Mitarbeiter eine große Rolle. Es bietet sich natürlich an, dieses vom ersten Band an mit zu verfolgen – unbedingt notwendig ist es aber nicht. In „Schlaf, Engelchen, schlaf“ ist Gerlach nun hauptsächlich allein unterwegs, Mitarbeiter, Geliebte und Familie kommen nur am Rand vor. Insofern lässt sich gerade dieser Band besser als Neueinsteiger lesen als mancher Vorgänger. Allerdings ist er deswegen eben auch sehr untypisch.

Gerlach war mir auch in diesem Roman sehr sympathisch. Man merkt ihm an, dass der letzte Fall ihn sehr mitgenommen hat. Er leidet unter Ängsten und muss erst allmählich wieder zu seiner alten Form finden. Aber wie er sich reinkniet, um jemandem zu helfen, finde ich einfach toll. Dass er dabei „inkognito“ in allerlei peinliche Situationen gerät, sorgt hin und wieder für ein Schmunzeln.

Ansonsten ist aber Spannung angesagt, geht es doch darum, das Leben eines Menschen zu schützen bzw. einen alten Fall aufzuklären. Dass Gerlach von vielen Beteiligten nach Strich und Faden belogen wird, macht die Sache nicht gerade einfach. Doch ohne eine gewisse Menschenkenntnis hätte er es wohl nie so weit gebracht.

Mich hat „Schlaf, Engelchen, schlaf“ so sehr gefesselt, dass ich es kaum aus der Hand legen wollte und das Buch innerhalb kürzester Zeit gelesen hatte. So muss ein guter Krimi sein!

Die Reihe:
1. Heidelberger Requiem
2. Heidelberger Lügen
3. Heidelberger Wut
4. Schwarzes Fieber
5. Echo einer Nacht
6. Eiskaltes Schweigen
7. Der fünfte Mörder
8. Die falsche Frau
9. Das vergessene Mädchen
10. Die dunkle Villa
11. Tödliche Geliebte
12. Drei Tage im Mai
13. Schlaf, Engelchen, schlaf

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.10.2016
Traumprinz
Safier, David

Traumprinz


gut

Nette Unterhaltung, mehr aber auch nicht

Inhalt:
Nellie Oswald, 29, wurde schon von einigen Männern enttäuscht. Als ein mysteriöses Buch auf nicht ganz legale Weise in ihren Besitz gelangt, zeichnet sie frustriert ihren Traummann hinein. Sie staunt nicht schlecht, als am nächsten Morgen ihr Prinz zum Leben erwacht ist und in voller Lebensgröße neben ihrem Bett steht. Nun hat Nellie einige Abenteuer in Berlin und in der Phantasiewelt Amanpour zu bestehen. Es bleibt natürlich auch nicht aus, dass sie sich in ihren Traumprinzen verliebt. Doch kann eine Beziehung mit einem phantastischen Wesen überhaupt eine Zukunft haben?

Meine Meinung:
Ich mochte die humorvollen Romane von David Safier eigentlich immer sehr gerne. Ich konnte stets darüber lachen und nebenbei hatten sie auch noch eine Aussage. Beides bleibt beim aktuellen Roman „Traumprinz“ ein wenig auf der Strecke. Ich konnte an vielen Stellen, die witzig sein sollten, nur müde lächeln anstatt wie gewohnt laut zu lachen. Habe ich mich an dieser Art von Humor schon satt gelesen? Oder fehlen hier einfach wirklich die zündenden Knaller?

Auch die Handlung erschien mir eher banal, um nicht zu sagen albern. Manchmal hatte ich fast den Eindruck, ein Kinderbuch zu lesen. Da hüpfen „Hasis“ durch die Gegend, die böse Hexe Simsalabimsa stellt sich Nellie in den Weg und Ähnliches. Auch die vielen Zeichnungen muten mehr wie in einem Kinderbuch an, obwohl ich zugeben muss, dass sie mir ganz gut gefallen haben.

Klar gibt es hin und wieder einen Hinweis auf gesellschaftsrelevante und -kritische Themen. Doch das wirkt alles sehr oberflächlich. Hier hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht.

Nellie und Retro, ihr Traumprinz, erleben allerhand kuriose Dinge in Berlin. Hier reiht sich ein Ereignis an das andere, ohne die Handlung unbedingt voranzutreiben. Am besten hat mir die Liebesgeschichte zwischen Nellie und Retro gefallen. Sie entwickelt sich ganz sachte und nachvollziehbar.

Dass Nellie Oswald einige Parallelen zu Lolle aus der Fernsehserie „Berlin, Berlin“ aufweist, finde ich eher witzig als störend.

Fazit:
„Traumprinz“ entpuppte sich für mich leider nicht als mein „Traumbuch“ von David Safier. Ich fand es eher schwächer als die vorherigen Bücher des Autors, aber trotzdem einigermaßen unterhaltsam.

Bewertung vom 23.10.2016
Im Wald / Oliver von Bodenstein Bd.8
Neuhaus, Nele

Im Wald / Oliver von Bodenstein Bd.8


sehr gut

Schwer zu durchschauen, aber absolut fesselnd

Inhalt:
Oliver von Bodenstein will ein Sabbatjahr einlegen, um sich um seine kleine Tochter Sophia zu kümmern und mal von der Ermittlungsarbeit abschalten zu können. Ausgerechnet sein letzter Fall betrifft ihn ganz persönlich. So hängt die offizielle Ermittlungsarbeit zu großen Teilen an Pia Sander, ehemals Kirchhoff.

Meine Meinung:
Sehr schön fand ich gleich die Karten vorne im Buch, womit man ein gutes Bild davon bekommt, in welchem Umfeld sich die Geschichte abspielt. Es folgt ein zweiseitiges Personenverzeichnis. Das hat mich schon mal stutzig gemacht. Das sind extrem viele involvierte Personen für einen Kriminalroman, und so kam es dann auch, dass ich öfter mal kleine Probleme hatte, den ein oder anderen richtig einzuordnen. Viele sind ehemalige Schulkameraden von Oliver von Bodenstein bzw. deren Familienangehörige, davon wieder einige miteinander verheiratet oder verschwägert, zum Teil auch schon wieder geschieden. So sind die Beziehungen der Personen untereinander nur mit viel Konzentration nachzuvollziehen, denn man will ja den Lesefluss nicht ständig durch Nachschlagen unterbrechen. Dies erschwert die Suche nach dem Täter für den Leser allerdings ziemlich. Aber auch die Polizei hat offensichtlich ihre Probleme damit und tappt lange Zeit im Dunkeln.

Nele Neuhaus gelingt es auf jeden Fall mit Leichtigkeit, einen auf die falsche Fährte zu locken. Manchmal geschieht das allerdings, indem sie einfach eine Tatsache aus dem Hut zaubert, mit der niemand rechnen konnte. Wer nun hinter den ganzen Taten steckt, bleibt bis zum Schluss ein Rätsel. Trotzdem kann man im Nachhinein sagen, wenn man die Indizien als solche erkannt hätte, hätte man früher draufkommen können. Aber die Fakten waren einfach zu gut getarnt.

Der Schreibstil ist, wie von Nele Neuhaus gewohnt, sehr flüssig und lebendig. Viele Dialoge sorgen für ein Schmunzeln, vor allem wenn Pias Exmann, der Gerichtspathologe Henning Kirchhoff, mitmischt. Auch der neue Kollege Tariq Omari sorgt für frischen Wind im K11.

„Im Wald“ ist zwar schon der 8. Teil dieser Reihe. Man kann ihn aber unabhängig von den anderen Bänden lesen. Der Fall ist abgeschlossen. Interaktionen zwischen den regelmäßig beteiligten Personen werden nebenbei eingeflochten, sodass man alle nötigen Infos hat.

Fazit:
Dieser Kriminalroman grenzt mit seinen vielen Toten schon fast an einen Thriller, Spannung ist auch genügend vorhanden. Wer sich nicht von einer Unmenge an beteiligten Personen abschrecken lässt, sollte dieses Buch nicht verpassen.

Die Reihe:
1. Eine unbeliebte Frau
2. Mordsfreunde
3. Tiefe Wunden
4. Schneewittchen muss sterben
5. Wer Wind sät
6. Böser Wolf
7. Die Lebenden und die Toten
8. Im Wald

Bewertung vom 22.10.2016
Feste feiern wie sie fallen & Im Schrank
Hjorth, Michael;Rosenfeldt, Hans

Feste feiern wie sie fallen & Im Schrank


gut

Sebastian Bergman, wie er leibt und lebt

Der nächste große Sebastian-Bergman-Kriminalroman ist noch nicht in Sicht. Für Fans des extravaganten Polizeipsychologen gibt es hier nun 2 Kurzgeschichten über ihn. Leser der Reihe wissen, wie Sebastian Bergman tickt. Und so verwundert es auch nicht, dass es in der ersten Geschichte „Feste feiern, wie sie fallen“ quasi nur um Sebastians Triebe geht, denen er auch an Weihnachten nicht entkommt.

Zwar beginnt auch die zweite Erzählung „Im Schrank“ mit einem Techtelmechtel, wobei Sebastian vorübergehend Quartier im Kleiderschrank beziehen muss, da der Ehemann überraschend früher zurückkommt. Doch schafft Sebastian es hier, aus seiner prekären Lage heraus zur Lösung eines Kriminalfalles beizutragen, was sogar noch mit leidlicher Spannung einhergeht.

Während ich die erste Kurzgeschichte als absolut belanglos empfand, hat mir die zweite sehr gut gefallen. Aber man muss sich natürlich darüber im Klaren sein, dass dieses Büchlein, das im Format noch kleiner als ein normales Taschenbuch ist, nicht mit den normalen Sebastian-Bergman-Romanen zu vergleichen ist. Für Fans der Person Sebastian Bergman ist es ein kleines Schmankerl für zwischendurch. Man kann es lesen, verpasst aber nichts, wenn man es nicht tut. Man erfährt hier nichts Neues über die Figur.

Insofern ist es vielleicht ein ganz nettes Geschenk für absolute Sebastian-Bergman-Fans.

Aber Achtung: Diese beiden Erzählungen sind keine Erstveröffentlichungen. „Feste feiern, wie sie fallen“ ist dem Band „Tatort Tannenbaum. Kommissare feiern Weihnachten“, herausgegeben von Friederike Ney, entnommen. „Im Schrank“ ist bereits erschienen in „Jul-Morde. Skandinavische Weihnachtskrimis“, herausgegeben von Sibylle Klöcker.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.10.2016
Der Schlüssel aus Bronze / Magisterium Bd.3
Clare, Cassandra;Black, Holly

Der Schlüssel aus Bronze / Magisterium Bd.3


ausgezeichnet

Spannender und überraschender 3. Teil der magischen Reihe

Inhalt:
Noch vor Beginn des 3. Schuljahrs im Magisterium wird ein Mordanschlag auf Call verübt. Und es wird noch weitere geben. Weiß jemand außer Aaron, Tamara und Jasper, dass er der Feind des Todes ist? Die Freunde lassen es sich nicht nehmen, auf eigene Faust Nachforschungen zu betreiben und begeben sich damit in tödliche Gefahr.

Meine Meinung:
Es fällt nicht schwer, wieder in die Geschichte hineinzufinden. Die wichtigsten Ereignisse aus den ersten beiden Bänden werden nebenbei wiederholt, sodass man sich leicht daran erinnert und darauf aufbauen kann.

Mir hat der 3. Band dieser Reihe wieder sehr gut gefallen. Es gibt sehr viele spannende Szenen, aber auch witzige und überraschende. Die Freunde Call, Aaron und Tamara entwickeln sich und ihre magischen Fähigkeiten weiter und halten zusammen, auch wenn immer mal wieder Zweifel an einem der Charaktere aufkommen. Mir hat es gut gefallen, wie sie sich umeinander sorgen und sich gegenseitig beschützen. Vor allem Jaspers Bemerkungen und Calls bissige Reaktionen darauf sorgen immer wieder dafür, dass sich ein Grinsen im Gesicht breit macht.

Es gelingt den beiden Autorinnen gut, etliche Personen verdächtig erscheinen zu lassen, sodass man sich nie sicher sein kann, wer denn nun wirklich der Spion ist, der Call (oder sogar beide Makaris?) tot sehen will. Wenn man sehr aufmerksam liest, kann man sich aber vieles schon zusammenreimen bzw. vermuten, bevor es offengelegt wird. Es gibt aber auch echte Überraschungen, mit denen ich im Leben nicht gerechnet hätte und die ich nicht kommen sah.

Das Buch endet mit einem fiesen Cliffhanger. Band 4 ist auf Englisch für September 2017 geplant und wird hoffentlich bald danach auch auf Deutsch erscheinen.

Die Reihe:
1. Magisterium. Der Weg ins Labyrinth
2. Magisterium. Der kupferne Handschuh
3. Magisterium. Der Schlüssel aus Bronze
4. The Golden Boy (nur englischer Titel bekannt, erscheint September 2017 auf Englisch)
5. Enemy of Death (nur englischer Titel bekannt, Erscheinungstermin noch offen)

Bewertung vom 12.10.2016
Flawed - Wie perfekt willst du sein? / Perfekt Bd.1
Ahern, Cecelia

Flawed - Wie perfekt willst du sein? / Perfekt Bd.1


ausgezeichnet

Cecelia Aherns Ausflug in ein neues Genre ist gelungen

Inhalt:
Die siebzehnjährige Celestine North wollte immer perfekt sein, auf keinen Fall auffallen. Sie hält sich an alle Regeln und blickt mit Verachtung auf die Menschen, die von der Gilde als fehlerhaft verurteilt wurden, weil sie sich etwas zuschulden kommen ließen. Ihre heile Welt stürzt in sich zusammen, als sie plötzlich selbst vor Gericht steht, denn sie muss erkennen, wie unmenschlich das System in ihrem Land ist.

Meine Meinung:
„Flawed“ ist Englisch und bedeutet in etwa „fehlerhaft“, „mit Makeln behaftet“, also genau das Gegenteil von perfekt. Hier bezieht es sich auf das moralische Verhalten von Menschen. Es gibt strenge Regeln, denen die sogenannten Fehlerhaften sich unterwerfen müssen. Sie dürfen zum Beispiel keinen Luxus haben, haben nachts Ausgangssperre, sie werden gebrandmarkt und müssen eine auffällige Armbinde tragen. Wenn man sich mal in der Weltgeschichte umsieht, wird man sehen, dass dieses Szenario gar nicht rein phantastisch ist, sondern durchaus realistisch sein kann. Ein wenig erinnerte es mich auch an „Infernale“ von Sophie Jordan, aber die Parallelen endeten bald.

Mir war die Protagonistin Celestine anfangs nicht besonders sympathisch. Sie war mir einfach zu angepasst, hat das nachgeplappert, was man ihr eingetrichtert hat, ohne selbst wirklich zu denken. Ihre Schwester Juniper dagegen nimmt kein Blatt vor den Mund und sagt, was sie denkt, wenn sie etwas als unsinnig ansieht. Juniper war viel eher mein Fall. Doch zum Glück bleiben die Charaktere nicht auf ihrem anfänglichen Stand, sondern entwickeln sich weiter – ein dicker Pluspunkt für Celestine, die sich zu einer richtigen Heldin mausert, bei der aber auch immer wieder der unsichere Teenager durchschimmert. Ich konnte richtig schön mit ihr mit leiden, wollte sie manchmal in den Hintern treten, wenn sie etwas nicht schnell genug durchschaute und sich einfach von ihren Gefühlen überrollen ließ.

Celestine muss etliche Ungerechtigkeiten und auch Schmerzen ertragen. Die Beschreibungen davon gingen bei mir schon an die Grenze des Erträglichen, obwohl ich gar nicht so empfindlich bin. Aber ich habe mich dermaßen mit Celestine identifiziert, dass ich zwar nicht die Schmerzen, aber Celestines Anspannung förmlich selbst gespürt habe.

Früher mochte ich die Autorin Cecelia Ahern sehr gerne, aber mit ihren letzten Werken konnte sie mich nicht wirklich begeistern. Eigentlich wollte ich deshalb nichts mehr von ihr lesen. Da sie nun aber einen Exkurs in ein neues Genre machte, wollte ich ihr noch mal eine Chance geben. Und ich muss sagen, es ist ihr wirklich gelungen, mich zu fesseln und für ihren Weltentwurf und ihre Charaktere einzunehmen. Ich hätte definitiv ein paar spannende Lesestunden verpasst.

Zwar hatte ich hier und da Kleinigkeiten zu meckern, weil die Geschichte hin und wieder ein paar Ecken und Kanten aufweist, aber das war nichts wirklich Schlimmes. Der Schreibstil war einfach so mitreißend, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen wollte. Und mit seiner großen Schrift und den kurzen Kapiteln ist es auch sehr leicht, einfach so durchzufliegen. Mein Hauptkritikpunkt ist der Schluss. Hier erwartet den Leser ein fieser Cliffhanger. Aber glücklicherweise erscheint die Fortsetzung schon in wenigen Wochen, im November 2016.

Fazit:
Ein absolut fesselndes und spannendes Jugendbuch, das viel Raum zum Nachdenken gibt und immer wieder mit überraschenden Wendungen punkten kann.