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Isabel von Belles Leseinsel
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Mainz
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Bewertungen

Insgesamt 585 Bewertungen
Bewertung vom 03.05.2012
Der Minnesänger
Pieper, Tim

Der Minnesänger


ausgezeichnet

Das abenteuerliche Leben eines Minnesängers

Die Lebensdaten des Minnesängers Hartmann von Aue sind nicht historisch belegt wie auch seine Lebensumstände. Diese kann man jedoch gut aus Äußerungen in seinen Versromanen wie auch durch Erwähnung anderer Minnesänger rekonstruieren. Dennoch bleibt hierdurch sehr viel Platz für Hypothesen und so hat Tim Pieper die wenigen Informationen, die es über Hartmann von Aue gibt, zusammengefasst und hieraus einen fesselnden, bildhaften Roman geschaffen.

Tim Pieper lässt seinen Roman um den Minnesänger Hartmann von Aue zwischen den Jahren 1160 – 1203 spielen und beginnt hierbei mit der Nacht von dessen Geburt. So lernt man erst einmal das Umfeld von Hartmanns Familie kennen wie auch das Leben der einfachen Menschen im Mittelalter. Je älter Hartmann wird, umso mehr Platz räumt der Autor ihm ein und so ist man bald schon bei dem ersten Wiedersehen von Judith und Hartmann dabei. So lernt man den Grund für sein Interesse am Minnegesang kennen, verfolgt seine schwierige Zeit im Kloster und seine ersten Schritte als Rechtsgehilfe beim Herzog von Zähringen sowie sein weiteres abenteuerliches Leben. Doch Tim Pieper beschränkt sich nicht nur auf das Leben des Minnesängers, sondern in einem weiteren Handlungsstrang erzählt er auch von Judith, deren Leben für die junge Frau und Heilerin wahrlich nicht einfach verläuft.

Dennoch ist dieser historischer Roman wahrlich kein Liebesroman, sondern spiegelt wunderbar das schwierige Leben ganz normaler Menschen im Mittelalter wieder, die versuchen, ihren Möglichkeiten entsprechend, das beste aus ihrer Situation zu machen, wobei gerade Judith und Hartmann sich hierbei immer selbst treu bleiben und zu ihren Überzeugungen stehen. Aber auch die freien Bürger sowie der Adel und dessen politischen Ränkespiele kommen hierbei nicht zu kurz. Und so verfolgt man gebannt über rund 480 Seiten das aufregende, abenteuerliche und oft auch nicht einfache Leben von Judith und deren großen Liebe Hartmann von Aue, der nicht nur durch seinen Versroman „Erec“ in die Geschichtsbücher eingegangen ist.

Der Schreibstil von Tim Pieper ist jederzeit fesselnd, immer unterhaltsam, der damaligen Zeit perfekt angepasst und kann durchaus als anspruchsvoll bezeichnet werden. Die Beschreibungen seiner Protagonisten wie auch der restlichen Mitwirkenden sind sehr detailreich, wirken immer glaubwürdig und überzeugend und sind so bildhaft beschrieben, dass sie fast auf der Stelle Konturen annehmen.

Fazit: Ein praller Roman über das Leben des Minnesängers Hartmann von Aue, der von der ersten bis zur letzten Seite durch den fesselnden, bildhaften Schreibstil des Autors überzeugt und so auf sehr unterhaltsame Weise das aufregende Leben des Minnesängers erzählt.

Bewertung vom 01.05.2012
Rabentot
Graham, Heather

Rabentot


sehr gut

Heather Graham zeigt bereits im Prolog, dass ihr aktueller Thriller, den ich eher als Krimi bezeichnen würde, übersinnliche, mystische Züge hat. So lässt sie im Prolog eine junge Frau erzählen, die mit Genevieve und Joe bekannt war und quasi nun als deren Schutzengel auftritt. Begründet ist dies aus dem ersten Band der Reihe „Hastings House“. Die Zusammenhänge hierzu erklärt Heather Graham im Verlauf der Story, sodass man nicht unbedingt den ersten Band gelesen haben muss, um sich schnell in der Geschichte zurecht zu finden.

Die Autorin lässt die Story etwas langsam beginnen und so lernt man erst einmal ihre Protagonistin und Privatdetektiv Joe Connolly kennen, wie auch ihr recht kompliziertes Verhältnis zueinander. Dies ist jedoch keineswegs langatmig erzählt und man lernt so schon mal das Umfeld von Genevieve wie auch mögliche Verdächtige kennen. Mit der Zeit zieht jedoch die Spannung an und hält sich dann auch bis zum Ende der Story problemlos. Im Verlauf des Thrillers tauchen einige Verdächtige auf, doch so recht sicher kann man sich eigentlich bis zum Schluss über Mörder und Motiv nicht sein. Und die Auflösung ist schlussendlich dann überzeugend umgesetzt.

Da der Mörder nach Poes Geschichten mordet und zudem mögliche Opfer in der Poe-Gesellschaft zu finden sind, erfährt man natürlich auch viel über den amerikanischen Schriftsteller. Diese Informationen hat die Autorin geschickt in die Story mit einfließen lassen und ist zudem jederzeit sehr interessant zu lesen. Wie schon anfangs erwähnt, darf bei der Story das Übersinnliche, die Geister nicht fehlen. Die Geschichte erzählt Heather Graham einmal aus Sicht von Genevieve, dann wieder verfolgt man Joe bei seinen Ermittlungen. Da beide nicht an Übersinnliches glauben, zumindest anfangs nicht, halten diese Szenen sich zumeist in Grenzen, gehören aber definitiv zur Geschichte und die Autorin beschreibt diese Szenen auch äußerst überzeugend, ohne dabei ins Seichte abzurutschen.

Einziger Störfaktor war für mich etwas der Charakter von Genevieve. In ersten Band „Hastings House“ wurde die junge Frau von einem Serienmörder entführt und über Wochen von ihm gefangen gehalten. Dies ist zwar jetzt schon einige Zeit her, dennoch hat dieses grausame Erlebnis für Genevieve scheinbar keine Auswirkungen gehabt.

Genevieve engagiert sich nach wie vor sehr für soziale Projekte, hat einen Selbstverteidigungskurs gemacht und führt ihr Leben weiter wie bisher. Das besorgte Verhalten von ihrer Mutter und ihren Bekannten nervt sie eigentlich nur. Dies ist ja alles wirklich bewundernswert, nur dass die Entführung wirklich so total spurlos an ihr vorbei gegangen sein soll, kann ich nicht recht nachvollziehen. Ansonsten sind die Charaktere von Heather Graham komplex beschrieben, bleiben stellenweise aber auch ziemlich rätselhaft in ihrem Verhalten, was natürlich die Mördersuche entsprechend erschwert.

Fazit: Ein Thriller, der meiner Meinung nach eher ein Krimi ist und mit einer spannenden, übersinnlichen und komplexen Handlung und gut herausgearbeiteten Charakteren aufwarten kann.

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Bewertung vom 27.04.2012
Das Amulett der Wölfin
Henneberg, Marion

Das Amulett der Wölfin


ausgezeichnet

Marion Henneberg lässt ihren Roman zwischen den Jahren 1134 und 1140 spielen und vermischt gekonnt historische Fakten mit fiktiven Geschehnissen und Personen. Adolana ist eine junge Adlige, die frei von Zwängen bei ihrem verwitweten Onkel auf dessen Burg lebt. Bernhard von Wohldenberg lässt ihr sehr viel Freiraum und Adolana wächst so zu einer selbständigen, gebildeten, mitfühlenden jungen Frau auf. Doch mit dem beschaulichen Leben ist es vorbei, als Adolana heimlich das Gespräch über den Mordanschlag belauscht und nur mit knapper Not fliehen kann.

Gebannt verfolgt man über rund 590 Seiten das abenteuerliche Leben von Adolana, die mit viel Mut und Intelligenz versucht, nicht zwischen die Fronten des Welfen Kaiser Lothar III. und dem Staufer Konrad, Herzog der Franken, zu geraten. Zum anderen nimmt man aber auch am Leben von Ritter Berengar von Wolfenfels teil, der schon früh in Adolanas Leben tritt und sie über die Jahre hinweg nicht vergessen wird. Aber neben Berengar gibt es auch noch Waldemar von Winzenberg. Ihm war Adolana einst versprochen und während der Jahre werden ihre Wege sich ebenfalls immer wieder kreuzen. So kommt bei dem historischen Roman zwar auch die Liebe nicht zu kurz, dennoch legt Marion Henneberg hierauf eindeutig nicht den Schwerpunkt ihrer Geschichte.

In einem sehr einnehmenden, fesselnden und bildhaften Sprachstil, der jederzeit der damaligen Zeit angepasst ist, erzählt Marion Henneberg sehr abwechslungsreich das interessante und gefahrvolle Leben von Adolana. Immer wieder nimmt die Geschichte neue und auch überraschende Wendungen an und bleibt bis zum Ende nur in Teilen vorhersehbar. Auch stellt man schon sehr früh fest, dass die Autorin sich intensiv mit der Geschichte des römisch-deutschen Reiches im 12. Jahrhundert beschäftigt hat und dieses Wissen vermittelt Marion Henneberg ihren Lesern sehr anschaulich und äußerst unterhaltsam.

Ihre Charaktere nehmen fast augenblicklich Konturen an und so kann man die nicht gerade wenigen Beteiligten schon bald mühelos auseinanderhalten. Überzeugend ist vor allem die Figur von Adolana gezeichnet. Die junge Frau ist ein sehr gradliniger, verantwortungsbewusster, aber auch rebellischer, eigensinniger Charakter. Aldona setzt sich für Andere ein, ist nicht auf ihren Vorteil bedacht und steht zu ihren Überzeugungen. Dennoch ist sie bei weitem nicht perfekt, hat Ecken und Kanten, macht Fehler und trifft schon mal eine falsche Entscheidung. Dabei bleibt sie sich jedoch immer treu und wirkt dadurch authentisch.

Fazit: Ein bildgewaltiger, praller Roman, der hervorragend recherchiert ist, einem die politischen Ränkespiele des 12. Jahrhunderts anschaulich und sehr unterhaltsam vermittelt und mit klar herausgearbeiteten, überzeugenden Charakteren aufwarten kann.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.04.2012
Tod im Eichsfeld
Seehaus, Astrid

Tod im Eichsfeld


ausgezeichnet

Verhängnisvolles Treffen in der Scheune

Auf eigenen Wunsch wird Kriminalkommissar Frank Rothe von Erfurt in das beschauliche Heiligenstadt versetzt. Doch die Ruhe hält nicht lange an als nach einem heftigen Sommergewitter der reiche Großbauer Georg Stahlmann tot in seiner Scheune gefunden wird. Verdächtige gibt es viele, denn Stahlmann, der 1991 in das ehemalige Grenzdorf zurückkehrte, hatte sich in den Jahren einige Feinde gemacht. Frank Rothe als leitender Ermittler stößt bei seinen Nachforschungen nicht nur oftmals auf eine Mauer des Schweigens, sondern muss auch schon bald feststellen, dass sich hinter der friedlichen Fassade des Dorfes einige Abgründe auftun.

Mit viel Lokalkolorit, stellenweise mit feinsinnigem Humor versehen, zudem immer fesselnd und äußert unterhaltsam erzählt Astrid Seehaus ihren Krimi, der meiner Meinung nach zu Recht mit dem Thüringer Krimipreis 2012 ausgezeichnet wurde.

Zwar stehen im Fokus klar Frank Rothe mit seiner körperbehinderten 16-jährigen Tochter Jessi, doch die Autorin wechselt häufig die Erzählperspektiven, sodass man in einem Kapitel durchaus die Story aus Sicht mehrerer Beteiligter erzählt bekommt. Dadurch erhält man nach und nach sehr gut ein Gefühl für das Dorfleben wie auch für die unterschiedlichen Bewohner und stellt schon bald fest, dass das Leben in dem kleinen Dorf durchaus nicht so idyllisch ist wie es auf den ersten Blick scheint, sondern geprägt ist von Intrigen, Neid, Hass und Habsucht.

Da ihr Hauptaugenmerk aber beim Kommissar liegt, ist man nicht nur hautnah bei den schwierigen Ermittlungen dabei, sondern erfährt zwischendurch auch immer mehr von Frank Rothes Privatleben. Hier ist der Autorin die Mischung perfekt gelungen und so nimmt der private Teil zwar immer ein wenig die Spannung heraus, ist aber jederzeit äußerst unterhaltsam erzählt und das liebevolle, aber dennoch nicht so einfache Zusammenleben zwischen Vater und Tochter kurzweilig beschrieben.

Die Krimihandlung entwickelt sich von Anfang an vielschichtig, fast jeder im Dorf scheint ein Motiv für den Mord an Georg Stahlmann zu haben, doch wer letztendlich der Mörder ist und welches Motiv dieser für den Mord hatte, erfährt man erst ganz zum Schluss. Und die Auflösung ist schlüssig umgesetzt.

Auch die Charaktere überzeugen in ihrer realistischen Darstellung durchweg, nehmen schnell Konturen an, haben Ecken und Kanten und wirken stellenweise auch ziemlich rätselhaft in ihrem Verhalten. Was einem als Leser die Tätersuche nicht einfach macht und somit Rätselraten bis zum Schluss garantiert ist.

Fazit: Ein unterhaltsamer und gleichzeitig spannend erzählter Krimi mit einer realistischen und mit viel Lokalkolorit versehenen Story, die bis zum Schluss fesselt und mit authentisch beschriebenen Charakteren überzeugt.

Bewertung vom 22.04.2012
Die Pestspur
Wucherer, Bernhard

Die Pestspur


ausgezeichnet

Die Staufner und die Pest

Wunderbar beschreibt Bernhard Wucherer, wie aus den eigentlich so genügsamen Dorfbewohnern aus Angst vor der Pest schon bald kopflos handelnde Menschen werden, die nur noch auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind. Und so verfolgt man gebannt den harten Winter der Staufner im Jahr 1634/35 sowie das perfide, mörderische Spiel des Totengräbers und des Medicus des Ortes.

Prall, bildgewaltig, flüssig, fesselnd und mit einer der damaligen Zeit angepassten Sprache, so kann man den Schreibstil von Bernhard Wucherer beschreiben. Mühelos gelingt es ihm immer wieder und ganz nebenbei so viel Informationen ob des damaligen Lebens in seinen Roman zu packen, dass man fast augenblicklich ein Bild vom Leben der Staufner vor Augen hat. Es hat mich immer wieder erstaunt, über was für ein Hintergrundwissen der Autor verfügt, und dass er dieses einem dermaßen unterhaltsam vermitteln kann, sodass der Roman von Anfang bis Ende atmosphärisch dicht umgesetzt wirkt. Mit dazu tragen aber auch die vielen alten Begrifflichkeiten bei, die der Autor häufig verwendet und gelegentlich – wenn der Kastellan zum Beispiel Briefe erhält, stellt er diese in Altdeutsch dar, was sich jedoch problemlos lesen lässt.

Die Charaktere sind ebenfalls hervorragend beschrieben. Im Vordergrund steht die Familie des Kastellans. Ulrich Dreiling von Wegrain ist ein gerechter und ziemlich gutmütiger Mann, der von den Dorfbewohnern sehr geschätzt wird. Mit seiner manchmal etwas aufbrausenden Frau Konstanze führt er eine sehr liebevolle Ehe.

Der Totengräber ist das genaue Gegenteil; hoffnungslos durchtrieben und böse. Mit Hinterhältigkeit und Betrug hatte er sich zuerst den Posten des Ortsvorstehers in Staufen ergaunert. Allerdings kommt der Kastellan einigen Betrügereien von Bergung auf die Schliche und um nicht aus dem Dorf vertrieben zu werden, nimmt er scheinbar notgedrungen den Posten des Totengräbers an. Faul und alkoholsüchtig, so kann man den Medicus Heinrich Schwartz beschreiben. Dank seiner Alkoholsucht hatte er seine letzten Posten als Spitalleiter verloren und sucht nun dringend nach neuen Einnahmequellen. Da kommt ihm die Idee von Ruland Berging gerade recht. Und auch alle weiteren Mitwirkenden sind bis in die kleinste Nebenrolle bestens beschrieben und nehmen schnell Konturen an, sodass eine Verwechslung bei den vielen Mitwirkenden nicht möglich ist.

Fazit: Ein praller historischer Roman und dank dem schier unerschöpflichen, geschichtlichen Wissens des Autors atmosphärisch dicht erzählt. Hinzu kommt noch eine unterhaltsame und spannende Geschichte, die durchweg sehr authentisch wirkt und zudem mit seinen hervorragend beschriebenen Charakteren absolut überzeugen kann.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.04.2012
Pain - Bitter sollst du büßen / Detective Bentz und Montoya Bd.1
Jackson, Lisa

Pain - Bitter sollst du büßen / Detective Bentz und Montoya Bd.1


sehr gut

Der Rosenkranz-Mörder

„Pain – Bitter sollst Du büßen“ wurde bereits 2006 zum ersten Mal aufgelegt und ist der Beginn der „New Orleans-Reihe“ um die Detectives Rick Bentz und Reuben Montoya. Lisa Jackson lässt sich anfangs ein wenig Zeit, bevor sie entsprechende Spannung aufbaut und so lernt man erst einmal ihre Protagonistin Sam sowie ihr privates wie auch berufliches Umfeld kennen. Und auch ihr neuer Nachbar Ty Wheeler betritt schon recht früh die Bühne. Dieser hat ganz offensichtlich nicht nur ein großes privates Interesse an Sam, doch welche Absichten er wirklich verfolgt, verrät die Autorin zu anfangs nicht. Natürlich dauert es auch nicht lange, bis die Beiden sich zueinander hingezogen fühlen und der erotische Teil des Thrillers ist hier dieses Mal auch recht hoch gehalten.

Nachdem der Fokus anfangs nur auf der dickköpfigen, selbstbewussten Sam lag, bindet Lisa Jackson nach und nach weitere Handlungsstränge in ihren Thriller mit ein und so ist man schon bald auch bei den Ermittlungen von Bentz und Montoya dabei, die in einer rätselhaften Mordserie ermitteln. Dem Leser ist natürlich klar, dass die Drohanrufe und die Morde in Verbindung stehen, da die Autorin einem früh den gestörten Serienmörder präsentiert, der auch für die Drohanrufe verantwortlich ist.

Hierdurch ist man als Leser lange Zeit den Detectives wie auch Sam und Ty einen Schritt voraus. Dies ist aber nicht sonderlich spannungshemmend, da Lisa Jackson einem die Identität von Father John nicht verrät, ganz im Gegenteil. Durch geschickt gelegte kleine Hinweise kommen im Verlauf des Thrillers gleich mehrere Kandidaten in Frage. Und kaum hat man sich auf einen als Täter festgelegt, gibt es einen neuen Hinweis und man ändert seine Meinung mal wieder. Hierdurch überrascht die Story auch immer wieder mit unvorhersehbaren Wendungen und durch den einnehmenden, flüssigen und jederzeit fesselnden Schreibstil von Lisa Jackson fühlt man sich durchgängig gut unterhalten. Auch wenn der Spannungsbogen jetzt nicht immer auf sehr hohen Niveau liegt.

Ihre Charaktere sind gewohnt facettenreich beschrieben, natürlich sind wieder alle äußerst attraktiv und selbstbewusst, aber das erwartet man auch von einem Roman der Autorin. Auffallend ist, dass im Gegensatz zu den weiteren Thrillern dieser Reihe, das Augenmerk noch nicht so sehr bei Rick Bentz und Reuben Montoya liegt, sondern deren Ermittlungen eher etwas im Hintergrund stehen und die Aufmerksamkeit der Autorin fast ausschließlich auf Samantha liegt.

Fazit: Ein zwar jetzt nicht extrem spannender, dennoch sehr fesselnder Lady-Thriller mit gewohnt sympathischen Protagonisten und einer nicht unbedingt vorhersehbaren Story, die bestens unterhält.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.04.2012
Mord unter den Linden
Pieper, Tim

Mord unter den Linden


ausgezeichnet

Tim Pieper nimmt sich anfangs etwas Zeit, einem das Leben in Berlin Ende des 19. Jahrhunderts näher zu bringen und so dauert es auch nicht lange bis man dank seinem bildgewaltigen, einnehmenden Sprachstil die Flaniermeile Unter den Linden mit seinen Landauer und Droschken, Gaslichtern, eleganten Damen und fein gekleideten Herrn vor Augen hat. Aber auch die andere Seite von Berlin zeigt er einem, wo Wäscherinnen in stinkenden Hinterhöfen leben, Prostituierte mühsam versuchen, sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen und Arbeiter oftmals von der Hand in den Mund leben. Zusätzlich erfährt man viel über die politisch angespannte Lage im Kaiserreich, lernt Menschen unterschiedlichster Herkunft kennen und selbst Kaiser Wilhelm II. findet kurz Erwähnung. Diese Details und Informationen lässt der Autor immer wieder in seinen Krimi wie nebenbei mit einfließen und so wirkt der Krimi atmosphärisch sehr dicht umgesetzt und zeigt, dass sich Tim Pieper intensiv mit den geschichtlichen Hintergründen befasst hat.

Die reine Krimihandlung beginnt nach dem düsteren Prolog etwas langsam, jedoch durchweg interessant und unterhaltsam. Kontinuierlich baut Tim Pieper seine Story auf, die sich äußerst komplex entwickelt und stetig an Dramatik zunimmt. Weiter Morde geschehen, politische Attentate werden verübt und immer wieder wechselt der Autor die Handlungsstränge. So dauert es auch nicht lange bis er einem den Mörder mit seinem krankhaften Verhalten präsentiert, doch um wen es sich handelt oder gar, warum er diese Morde begeht, bleibt einem bis zum Schluss ein Rätsel. So gestaltet sich der Krimi nicht nur fesselnd und im Laufe der Story immer spannender, sondern man rätselt selbst gebannt bis zum Schluss mit und die Auflösung ist wirklich gelungen und überzeugend.

Das Hauptaugenmerk liegt bei den Ermittlungen von Otto wie auch auf dessen Privatleben, was im Verlauf immer mehr ineinanderfließt, je mehr Otto in die Mordermittlung einsteigt. Dabei bedient er sich natürlich hauptsächlich seinem Fachwissen als Kriminologe, allerdings handelt er oftmals auch ziemlich impulsiv, was aber auch zu seiner Mentalität passt. Der begeisterte Fahrradfahrer, der sogar an den Deutschen Meisterschaften in München teilnimmt, lebt zusammen mit seinem Leibdiener Moses, einem farbigen 17-jährigen jungen Mann, in der Familienvilla „Klein Sanssouci“ im Grünen. Otto hatte den Waisenjungen einige Jahre zuvor von einer seiner Reisen aus Südwest-Afrika mitgebracht. Untypisch für die damalige Zeit duzen die Beiden sich und Moses ist in seinem Verhalten Otto gegenüber oftmals ziemlich frech und fast schon respektlos, was regelmäßig bei ihren Wortgefechten für einige Schmunzler sorgt.

Fazit: Wer Krimis mag, die sich nicht nur auf die reine Mordermittlung konzentrieren, sondern dem Protagonisten wie auch seinem Umfeld und den geschichtlichen Hintergründen genug Platz einräumt und eine vielschichtige, spannende Story erwartet mit Charakteren, die äußerst ausgefeilt und authentisch beschrieben sind, wird von Tim Piepers „Mord unter den Linden“ begeistert sein.

Bewertung vom 12.04.2012
Innere Werte
Hamann, Kerstin

Innere Werte


ausgezeichnet

Die Waldfee

Bei einer Störung in der Wiesbadener Zentralkläranlage machen Mitarbeiter einen grausigen Fund. Im Becken der Zerkleinerungsanlage treiben menschliche Körperteile. Hauptkommissar Martin Sandor und sein Team übernehmen den Fall, doch die Identifizierung des Opfers gestaltet sich anfangs verständlicherweise schwierig. Und selbst als diese feststeht, ist lange keine heiße Spur zu finden. Puzzleteil für Puzzleteil setzen Martin und sein Team zusammen, gehen der noch so kleinsten Spur nach und bald hat Sandor einen grausamen Verdacht.

Auch wenn es sich hier um den 2. Band von Hauptkommissar Martin Sandor und seinem Team vom K11 handelt, gelingt einem der Einstieg problemlos, wenn man den 1. Band nicht kennen sollte. Kerstin Hamann beginnt ihren Krimi sofort mit dem Auffinden der Leichenteile in der Wiesbadener Kläranlage. Hierdurch ist gleich zu Anfang der Spannungsbogen recht hoch und dieser hält sich auch erst einmal problemlos.

Die Autorin legt den Fokus fast ausschließlich auf die akribische Ermittlungsarbeit des K11, nur ganz selten geht sie auch ein wenig auf das Privatleben von Martin Sandor ein. Dies ist aber vollkommen ausreichend, um sich ein gutes Bild von dem sympathischen Hauptkommissar zu machen. Die Geschichte entwickelt sich anfangs sehr rätselhaft, ein Motiv ist keines zu finden. Erst so nach und nach, als dann auch andere Beteiligte mehr in die Story mit eingebunden werden, hat man bald einen Verdacht in Bezug auf das Motiv, was kurze Zeit darauf auch bestätigt wird. So ist man hier den Ermittlern immer einen Schritt voraus. Die Identität des Mörders präsentiert einem die Autorin jedoch erst auf den letzten Seiten.

Kerstin Hamann legt geschickt unterschiedliche Spuren aus, lässt die Story in neue Richtungen laufen mit denen man so nicht rechnet und hält hierdurch das Spannungsniveau zumeist sehr hoch. Nur im Mittelteil sackt dies zwischenzeitlich ein wenig ab, spiegelt aber so auch gut die Frustration der Ermittler wieder, als sie bei dem Fall auf der Stelle treten. Jedoch zum Ende hin erhöht sich das Tempo wieder enorm und der flüssige, einnehmende Schreibstil von Kerstin Hamann sorgt durchweg dafür, dass man sich jederzeit bestens unterhalten fühlt.

Auch wenn die Autorin kaum auf das Privatleben von Martin Sandor und sein Team eingeht, gelingt es ihr dennoch sehr gut, alle Beteiligte facettenreich zu beschreiben. Da ist natürlich vorneweg Martin Sandor, der teamorientierte Chef ist in 3. Ehe glücklich mit seiner Karla verheiratet. Martin setzt sich sehr für seine Mitarbeiter ein, legt sich öfter mit seinem unfähigen Chef an, nur um dann doch seinen Vorstellungen nachzugehen. Er ist ein Mensch, der auch mal Emotionen zeigt, beharrlich einer Spur folgen kann, über eine ausgeprägte Menschenkenntnis verfügt und sich auf seine Intuition verlässt.

Michael Pichlbauer ist der Playboy und Autonarr des Teams, aber auf sehr liebenswürdige, charmante Art. Dieter Hinz dagegen ist das wandelnde Lexikon vom K11; das Allgemeinwissen des Familienvaters ist wirklich schon phänomenal. Und dann gibt es noch Nesthäkchen Paul Fischer, der anfangs seine Emotionen nicht recht im Griff zu haben scheint und stellenweise ziemlich rabiat und frech gegenüber dem Team wie auch den Betroffenen auftritt.

Auch die weiteren Charaktere sind sehr gut herausgearbeitet. Die Figuren, die nicht so leicht zu durchschauen sein sollen, bleiben es auch lange Zeit und selbst bei einigen, wo man sich seine Meinung schon gebildet hat, überraschen einen im Verlauf des Krimis noch.

Fazit: Eine spannende, aktuelle Story mit einer interessanten Entwicklung und einem Ermittlerteam, das mit seinen Ecken und Kanten authentisch und sympathisch wirkt.

Bewertung vom 10.04.2012
Engel der Rache
Klausner, Uwe

Engel der Rache


sehr gut

Zwei verschwundene Leichen und ein Mord

Rothenburg ob der Tauber im Jahr 1418. Die Leiche der 14-jährigen Färbertochter verschwindet spurlos, ebenso der in der Kirche aufgebahrte Leichnam einer jungen Frau. Bruder Hilpert von Maulbronn und sein Freund, der Vogt Berengar von Gamburg, beginnen mit ihren Ermittlungen. Kurze Zeit später wird auch noch die Badersfrau ermordet aufgefunden und die Angst macht sich nun endgültig breit in der Freien Reichsstadt.

Auch wenn es sich bereits um den fünften Fall von Bruder Hilpert handelt, findet man sich schnell in der Story zurecht. Zwar geht Uwe Klausner gelegentlich auf vorherige Fälle kurz ein, dies stört aber beim Verständnis der Geschichte überhaupt nicht.

Auffällig ist, dass Uwe Klausner sehr viel mit Fußnoten arbeitet und so einem zumeist lateinische Begriffe, aber auch alte Bedeutungen, Währungen und Längenmaße erklärt. Wer jedoch viele historische Romane liest, dem werden einige Bedeutungen bekannt sein, sodass man auch öfter über die Fußnoten hinweglesen kann.

Anschaulich beschreibt der Autor einem das Leben in Rothenburg ob der Tauber Anfang des 15. Jahrhunderts und so dauert es auch nicht lange, bis man die freie Reichsstadt mit ihren verwinkelten Gässchen und deren Einwohner vor Augen hat. Der damaligen Zeit angepasste Schreibstil, der jederzeit flüssig und unterhaltsam ist, sorgt ebenfalls dafür, dass die Geschichte durchweg authentisch und atmosphärisch dicht erzählt wirkt.

Anfangs lässt sich der Autor allerdings etwas Zeit für geschichtliche Hintergründe und so dauert es eine Weile bis sich eine entsprechende Spannung aufbaut. Dafür entwickelt sich die Story jedoch von Anfang an recht komplex und Uwe Klausner arbeitet viel mit Andeutungen, die einem erst einige Kapitel später näher erklärt werden. Hierdurch ist lange ein Rätselraten in Bezug auf Motiv und besonders auf die Identität des Mörders angesagt, da man eben nicht immer sofort erfährt, was Bruder Hilpert oder sein Freund Berengar herausgefunden oder welche Schlussfolgerungen sie gezogen haben. Die Auflösung der Fälle ist dann zum Teil überraschend, absolut schlüssig und nachvollziehbar.

Der intelligente, wortgewandte Bruder Hilpert ist einem fast augenblicklich sympathisch, ebenso wie sein Freund und Helfer, der manchmal etwas respektlose, temperamentvolle Berengar. Dessen Verlobte Irmingardis spielt im fünften Fall eine Nebenrolle und befindet sich während diesen Bandes fast ausschließlich im Kloster bei ihrer Tante Jutta, die dort Priorin ist.

Fazit: Ein atmosphärisch dicht erzählter Historienkrimi mit zwei detailliert beschriebenen und sympathischen Protagonisten und einer vielschichtig angelegten Story, die jedoch etwas Zeit benötigt, bis sich entsprechende Spannung aufbaut.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.04.2012
Im Netz der schwarzen Witwe / Operation Heartbreaker Bd.12
Brockmann, Suzanne

Im Netz der schwarzen Witwe / Operation Heartbreaker Bd.12


sehr gut

Tödliche Erbschleicherin

Die Firmeninhaberin Marie möchte mehr aus ihrem Leben machen, als nur für ihre Firma zu leben. So stellt sie kurzentschlossen einen neuen Vorstandsvorsitzenden ein, wechselt ihren Namen in Mariah und flüchtet auf die Ferieninsel Garden Isle in Georgia, um einfach wieder zur Ruhe zu kommen. Dort lernt sie die charismatische Serena kennen und freundet sich schnell mit der überaus attraktiven Frau an. Was Mariah nicht weiß, Serena ist eine Serienmörderin. Sie heiratet bewusst alte oder todkranke Männer, um sie kurz nach der Hochzeit zu ermorden und mit ihrem Erbe zu verschwinden. Schnell ändert sie danach ihre Identität und schon ist die schwarze Witwe bereit für ihr nächstes Opfer.

Ihr auf die Spur gekommen ist der der FBI-Agent John Miller. Unter dem Namen Jonathan Mills reist er in das Urlaubsparadies und gibt sich als todkranker Millionär aus, um so das Interesse von Serena zu wecken und ihr nächster Ehemann zu werden. Doch kaum begegnet er Serenas Freundin Mariah ist es um ihn geschehen. Hoffnungslos verliebt in die junge Unternehmerin gelingt es ihm kaum noch, seine Rolle aufrecht zu erhalten und verstrickt sich immer mehr in ein Lügengeflecht, um Mariah nicht zu verletzen. Doch dabei darf er auch nicht seinen Auftrag aus den Augen verlieren und für John gestaltet sich dies als ziemliches Gefühlschaos. Währenddessen bleibt Serena nicht untätig und wirft ihre Netze nach John aus.

Mit kurzen Kapiteln steigt Suzanne Brockmann in die Story ein und stellt einem so erst einmal nach und nach ihre drei Protagonisten vor. Doch schon bald werden die Kapitel länger und der Roman, der einen Touch zum Thriller hat, legt den Focus nun vormerklich auf Mariah und John. Serena bleibt hierbei anfangs eher eine Randfigur, doch im Verlauf der Story baut Suzanne Brockmann auch ihre Rolle immer weiter aus. Nichtsdestotrotz bleibt die schwarze Witwe einem immer ziemlich rätselhaft und geheimnisvoll. Der Plot entwickelt sich durchweg sehr unterhaltsam, kurzweilig, ist mit einem kleinen Schuss Erotik versehen und zum Schluss bekommt die Story auch noch richtiges Thriller-Niveau.

Suzanne Brockmann hat glaubhafte Charaktere entworfen und so kann man die Empfindungen, Ängste und Schuldgefühle des FBI-Agenten John Miller sehr gut nachempfinden. Bis heute ist er nicht über den Mord an seinem Partner Tony hinweg, gibt sich selbst die Schuld an dessen 2 Jahre zurückliegenden Tod, leidet seitdem unter Schlaflosigkeit und wird wegen seiner Gefühlskälte unter den FBI-Kollegen nur der Roboter genannt. Kein Partner hält es lange mit ihm aus, bis auf den stillen, intelligenten Daniel. Dies ändert sich jedoch schlagartig, als Jonathan die attraktive Mariah kennenlernt.

Die hilfsbereite, engagierte Unternehmerin arbeitet ehrenamtlich auf dem Festland bei einer Hilfsorganisation, die für bedürftige Menschen kostengünstige Häuser baut, ansonsten genießt sie die freie Zeit in ihrem Standhaus. Fast augenblicklich ist die oft selbstlos agierende, bodenständige Mariah fasziniert von dem mysteriösen Jonathan. Doch dieser bleibt lange Zeit für sie in seinem Verhalten undurchschaubar und Mariah stürzt dadurch bald schon in ein wahres Wechselbad der Gefühle.

Fazit: Ein flüssiger, unterhaltsamer und stellenweise auch richtig spannender Roman, der durch seine gut herausgearbeiteten Charaktere überzeugen kann, auch wenn das Ende der Story schon bald vorhersehbar ist.

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