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Lunamonique
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Bremen

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Insgesamt 413 Bewertungen
Bewertung vom 22.05.2016
Pernilla oder Warum wir nicht in den sauren Apfel beißen mussten / Pernilla Bd.2
Schlichtmann, Silke

Pernilla oder Warum wir nicht in den sauren Apfel beißen mussten / Pernilla Bd.2


ausgezeichnet

„Pernilla oder Warum wir nicht in den sauren Apfel beissen mussten“ ist nach „Pernilla oder Wie die Beatles meine viel zu große Familie retteten“ Band 2 der Kinderbuchreihe von Silke Schlichtmann. Die achtjährige Pernilla und ihre Brüder Lars und Ole haben gleich zwei Rätsel zu lösen.

Pernillas Papa ist Bestattungsunternehmer. Leider läuft das Geschäft seit ein paar Monaten gar nicht gut. Dabei hat die Konkurrenz Bestattungsansorge einen regen Zulauf. Familie Petersen droht, Haus und Schreinerei zu verlieren. Pernillas Mutter, eine Regionalkrimiautorin, hat wegen ihres gerade veröffentlichten Apfelbaumbuchs eine Verleumdungsklage am Hals. Pernilla und ihre Brüder Lars und Ole wollen einen Umzug unbedingt verhindern und stellen in beiden Fällen eigene Nachforschungen an.

Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Pernilla erzählt. Mit der chaotisch-normalen Frühstücksszene fällt der Einstieg leicht. Es ist die Situationskomik, die dieses Kinderbuch ausmacht. Eine Schmunzelszene reiht sich an die andere. Viele Details, wie die Wüstenrennmäuse unterm Tisch, steigern den Unterhaltungswert. Originell ist auch die Idee mit dem Suchbabenstalat. Pernilla sticht als Hauptfigur mit ihren Eigenarten und dem ganz eigenen Blick auf die Welt heraus. Missverständnisse gehören dazu. Sehr gelungen sind die Vergleiche. Mamas Blicke sprechen Bände. Dem 10jährigen Ole passieren immer wieder Missgeschicke, und er hat die verrücktesten Ideen. Der 15jährige Lars ist der kluge Kopf des Teams. Manchmal lenken ihn aber auch die Gedanken an seine Band ab. Selbst der 1jährige Sten sorgt mit seiner Begeisterungsfähigkeit, seinen ersten Sprachversuchen und der Leidenschaft für skurrile Dinge für Unterhaltung. Warum bleibt die Kundschaft dem Bestattungsinstitut Petersen fern? Ist die Verleumdungsklage gegen Pernillas Mama berechtigt? Die zwei Rätsel bilden den roten Faden der Geschichte. Falsche Spuren werden gelegt, Spekulationen geschürt. Der Unterhaltungswert bleibt dank des Humors und der kniffligen Fälle auf einem hohen Niveau. Autorin Silke Schlichtmann hat für Pernilla einen herrlich erfrischenden, witzigen Erzählton gefunden. Allein dieser Stil hebt Pernilla-Bücher aus der Masse heraus. Viel Herzblut wurde auch auf die Gestaltung verwendet. Jedes Kapitel ist mit einer Apfelkiste gekennzeichnet. Selbst bei den Kapitelüberschriften blitzt das Feuerwerk an Humor und Kreativität durch. Die Illustrationen von Susanne Göhlich unterstreichen das Liebenswerte der Geschichte. Bei Familie Petersen ist immer etwas los. Das Verhalten der vier Geschwister und die Familienszenen sind wie aus dem Leben gegriffen. Können die Kinder das Blatt zum Guten wenden? Ein bisschen zu realitätsnah sind Lars‘ Pickelproblemchen beschrieben. Die Geschichte hätte auch prima ohne die Szenen funktioniert. Winzige Mankos in einem tollen Lesespaß für die ganze Familie. Pernilla bleibt mit ihrer grenzenlosen Phantasie als Hauptfigur im Gedächtnis.

Die sympathische Familie Petersen zieht auch auf dem Cover alle Blicke auf sich. Herrlich normal und durch sehr unterhaltsam. Die fröhlichen Farben und treffenden Details stimmen auf eine humorvolle Geschichte ein. Der Titel ist toll gewählt und hat Anziehungskraft. Ein rund herum gelungenes Werk. „Pernilla oder Warum wir nicht in den sauren Apfel beissen mussten“ ist für Kinder ab 9 Jahren gedacht und spricht Jungen wie Mädchen an. Wer mit einem Pernilla-Buch anfängt, wird auch alle anderen Bände der Reihe lesen wollen. Sehr empfehlenswert!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.05.2016
IVO PALAs Elbenthal-Chroniken
Pala, Ivo; Kerner, Maiko; Fröhlich, Franziska

IVO PALAs Elbenthal-Chroniken


sehr gut

Ivo Pala hat sich auch als Drehbuchautor für Filme und TV-Serien einen Namen gemacht. Seine Elbenthal-Saga veröffentlicht er seit 2012. In den Elbenthal-Chroniken werden weitere Geschichten aus dem Elbenthal-Universum erzählt. Band 1 umfasst vier Abenteuer.

1) „Laurin – Weltenkrieger, Tochter der Drachen“ von Ivo Pala: Der Dunkelelben-König reist nach Bergutan‘ Rot. Einziger Gefährte sein weißer Adler Aari. Laurins Ziel ist die Brutstätte der Drachen. Als kurz vor der schwebenden Stadt eine Frau in Not ist, greift er ein.

2) „Yrr – Wächterin Midgards, Monster in den Schatten“ von Maiko Kerner: Elbenfürstin Yrr macht Urlaub bei ihrer Freundin Juna in Madrid. In einem Restaurant wird Juna die Handtasche von einem sehr flinken, zwergenartigen Dieb gestohlen. Yrr nimmt die Verfolgung auf. Ihr kommen Zweifel, dass es sich bei dem Täter um einen Menschen handelt.

3) „Raik – Wanderer zwischen den Welten, Der Sturmbleiche“ von Franziska Fröhlich: Raik findet sich in einer fremden Welt wieder. Wie ist er dorthin gekommen? Ein Gedächtnisverlust macht ihm zu schaffen. Als ihn Wölfe angreifen, fühlt er sich hilflos. Da kommt von unerwarteter Seite ein guter Rat.

4) „Lau’Ley – Göttin des Chaos, Nacht in Atlantis“ von Ivo Pala: Lau’Ley überfällt seit kurzem immer wieder ein irrsinniger Hunger. Sie kann sich die Ursache nicht erklären. Skelette pflastern ihren Weg. Verfällt sie völlig dem Wahnsinn?

Laurins Abenteuer ist ein gelungener Einstieg in Band 1. Trotz geballter Information am Anfang fällt das Eintauchen in seine Welt leicht. Actionreiche Szenen sorgen für Spannung, auch wenn sich erahnen lässt, dass Laurin aus den Kämpfen und Verfolgungsjagden als Sieger hervorgeht. Mit einer Rettungsaktion beweist Laurin Charakter. Die Idee des Adlergefährten, der aus Magie entstanden ist und besondere Fähigkeiten hat, imponiert. Eine überraschende Wende bringt nicht nur Laurin zum Staunen. Einen harten Kontrast zum ersten Abenteuer bildet die zweite Geschichte. Sie spielt in Dresden in der Menschenwelt und kann nicht die intensive Atmosphäre aufbauen. Die Kulissen Restaurant und Fashionshow für eine Lichtelben-Story sind gewöhnungsbedürftig. Zwar gibt es auch actionreiche Szenen, aber der Plot ist nicht halb so raffiniert gestrickt. An den Unterhaltungswert von Laurins Abenteuer kommt Yrrs Abenteuer nicht heran. Die dritte Geschichte basiert auf einer Prophezeiung. Raik ist der Wanderer, der das Geheimnis von Gott Odin lüften und seinen Plan zerstören könnte. Raik ahnt nicht, wo er gelandet ist und wer ihm magische Wölfe auf den Hals hetzt. Seine Aufgaben löst er mit viel Bauchgefühl. Im dritten Abenteuer überzeugen die phantasiereichen Elemente und ein scheinbar auswegloser Kampf. Die vierte Geschichte stammt wieder aus der Feder von Ivo Pala. Yrr bekommt es mit einer unberechenbaren Göttin des Chaos zu tun. Sie überzeugt als Heldin mit Starsinn, Mut und Tapferkeit. Ein ungleicher Kampf fesselt. Atlantis, die untergegangenen Stadt, als Kulisse, verstärkt die Spannung. Zwar nimmt das Monsterhafte etwas Überhand, aber insgesamt ein gelungenes Abenteuer. Fans der Elbenthal-Saga und Licht- und Dunkelelben liegen mit den Elbenthal-Chroniken richtig.

Auffällig ist das Symbol mit dem Drachen und dem Schwert. Das ungewöhnliche Detail zieht die Blicke auf das ansonsten eher schlichte Cover. Die Kombination von Blau und Silber passt zur Buchreihe. Das Abenteuerliche wird von Kapitel einleitenden Illustrationen unterstrichen. In der Gestaltung liegt viel Herzblut.

Bewertung vom 16.05.2016
Geheimnis Nr. 32
Milan, Timm

Geheimnis Nr. 32


sehr gut

Timm Milans Arbeit in einer Grundschule beschert ihm einen sich stets erweiternden Schatz an Ideen für seine Kinderbücher. In „Geheimnis Nr.32“ sind Daniel und David zur falschen Zeit am falschen Ort.

Daniel und David sind für die Feier zum 25jährigen Schuljubiläum spät dran. Ein Klirren macht sie auf eine Dummheit aufmerksam. Davids große Schwester Lina und ihre Freundin Marie haben mit einem Ball das Fenster vom Lehrerzimmer kaputt geschossen. Als die Lehrerin Frau Wolle auftaucht, ergreifen die Mädchen die Flucht. Daniel und David haben geschworen, sie nicht zu verraten und geraten in eine blöde Situation. Bevor das Fenster repariert werden kann, werden die Schüler-Umschläge mit dem Geld für den Ausflug zur Eissporthalle geklaut. Wer ist der Täter?

In „Geheimnis Nr.32“ geht es um mehr als ein Geheimnis. David setzt alles daran, dass Lina aus dem Vorfall mit dem Lehrerfenster herausgehalten wird. Mit dem Diebstahl hat der Druck auf die beiden Jungs zugenommen. Es bleibt ihnen gar nichts anderes übrig, als den Dieb zu finden. Für Schmunzler sorgen die vielen Gerüchte und Verdächtigungen. Wer neue Klamotten hat gerät genauso ins Visier wie jemand, der mit einem ähnlichen Briefumschlag wie die gestohlenen rumhantiert. Missverständnisse inbegriffen. Es geht um Vorurteile, Freundschaft, Zusammenhalt und Liebe. „Geheimnis Nr.32“ orientiert sich an der Realität. Die Probleme von Schülern kommen auf den Tisch. Der eine muss um gute Zensuren kämpfen, der andere ist heimlich verliebt. Witzig sind Daniels Versprecher. Vor Aufregung kommen die seltsamsten Sätze raus. David dagegen behält auch in brenzligen Situationen den Überblick und hat auf alles eine Antwort. Daniel wächst an den Herausforderungen. Originell ist die Idee mit der Pringles-Dose und dem Hüter der Geheimnisse. Auch die Namen der Lehrerinnen wie Frau Asche-Feinstrick sind unterhaltsam. Im Zuge von Daniels und Davids Nachforschungen nimmt die Geschichte eine unerwartete Wende. Das Ernsthafte überrascht und will sich erst nicht so recht in die Geschichte einfügen. Daniels Französisch-Abwesenheits-Problem lenkt „Geheimnis Nr.32“ wieder in die humorvolle Richtung. Diebstahl, Sabotage oder Mundraub, auch die kriminalistischen Weisheiten haben Unterhaltungswert. Gerne hätte es noch abenteuerlicher und spannender zu gehen können. Vielleicht wäre eine andere Auflösung besser gewesen. Die Geschichte kriegt aber noch rechtzeitig die Kurve. Ein gezielter Seitenhieb gegen einen miesen Akteur ist gelungen. Nichts geht glatt wie im echten Leben. Daniel beweist mit einer Einsicht Charakter. „Geheimnis Nr.32“ ist für Kinder ab 10 Jahren gedacht und spricht Jungs und Mädchen gleichermaßen an.

Daniel und David auf geheimer Mission. Dank der Illustration von Alexander von Knorre werden die Erwartungen auf ein spannendes Abenteuer geschürt. Titel und Details sind sehr gut in Szene gesetzt. Mit 167 Seiten hat „Geheimnis Nr.32“ genau die richtige Länge für einen altersgerechten und kurzweiligen Lesespaß. In jedem Kapitel wird mindestens ein Geheimnis offenbart. Das Buch regt dazu an, über eigene Schulgeheimnisse nachzudenken und könnte auch für die ein oder andere interessante Diskussion sorgen.

Bewertung vom 09.05.2016
Der geheimnisvolle Bannfluch / Die Eichenwaldsaga Bd.1
Nimrod, Edgar E.

Der geheimnisvolle Bannfluch / Die Eichenwaldsaga Bd.1


gut

Mit Band 1 „Der geheimnisvolle Bannfluch“ startet die Eichenwaldsaga von Edgar E. Nimrod. Die Eichnoks Arun und Gnork erleben ihr erstes großes Abenteuer.

„Die Jungs waren ihr ans Herz gewachsen, doch mittlerweile machten sie ihr das Leben ziemlich schwer. Die ganze Zeit steckten sie die Köpfe zusammen und heckten irgendeinen haarsträubenden Unfug aus, der langsam aber sicher das ganze Dorf gegen sie aufbrachte.“ Großmutter Serit macht sich Sorgen um Arun und Gnork. Tatsächlich geraten die beiden jungen Eichnoks in Schwierigkeiten. Ihre Strafe fällt anders aus als gedacht.

„Was jedoch kaum jemand ahnt: Der Hardtwald birgt ein uraltes Geheimnis! Nein, nein, so leicht kommt ihr ihm nicht auf die Spur. Ihr müsst schon mit offenen Augen und wachem Verstand unterwegs sein, um es zu ergründen. Vielleicht habt ihr Glück und entdeckt ihn dann, den verborgenen Zugang.“ Eine Welt, die unweit der realen existiert? Autor Edgar E. Nimrod schürt in seinen Lesern die Phantasie. Augen auf, alles ist möglich. Die persönliche Ansprache des Prologs ist ein kluger Schachzug. So wird von Anfang an ein Band geknüpft, das nicht mehr zerreißt. Arun und Gnork haben Großbürger Rogat mal wieder einen Streich gespielt. Mit dem Freilassen der Blattlausherde sind sie dieses Mal zu weit gegangen. Als Strafe sollen sie drei Wochen der Kräuterweisen Grima helfen. Dabei haben sie den Kontakt zur Kräuterhexe immer gemieden. Für die beiden Eichnoks ist die Arbeit eine große Herausforderung. Sie können nicht ahnen, dass ihnen noch viel Anstrengenderes und Gefährlicheres bevorsteht. Es fällt leicht, in die Welt der Eichnoks einzutauchen. Der 13jährige Gnork z. B. ist nur 13 ½ Zentimeter groß. Eichhörnchen und Wiesel sind die Feinde der Eichnoks. Autor E. Nimrod hat eine komplett neue Welt erdacht, die neben der realen Welt ohne Weiteres existieren könnte. Leider ist das Tempo sehr langsam. Es wird viel Wert auf die Figurenvorstellung gelegt. Arun und Gnork sind liebenswerte Lausbuben. Durch eine Unachtsamkeit von Gnork fliegt ein Streich auf. Ein auffälliger Charakter ist die Kräuterweise Oma Grima mit ihrer Sturheit und ihrem Eigensinn. Jede, der Figuren könnte, abgesehen von Aussehen und Größe, so auch in der Menschenwelt vorkommen. Sie entsprechen ein bisschen zu sehr Klischees. Cover und Titel haben hohe Erwartungen geschürt. Tatsächlich kommt das Abenteuerliche viel zu kurz. Zwar erleben Arun und Gnork die ein oder andere brenzlige Situation, aber echte Spannung will nicht aufkommen. Es lässt sich jedes Mal erahnen, dass alles gut ausgeht. Einiges ist vorhersehbar. Etwas actionreicher geht es erst zum Ende hin zu. Es fehlt an wirklich fesselnden Szenen. Originell ist die Idee mit den Traumknüpferinnen. Sie sorgen für phantasiereiche Elemente. Mehr solcher speziellen Einfälle hätten den Unterhaltungswert gesteigert. Der erste Band beantwortet zu wenige Fragen und bietet keine abgeschlossene Geschichte. Am Ende entsteht das Gefühl, sich erst in der Mitte des Abenteuers zu befinden. Das ist sehr schade und ruft Enttäuschung hervor. Im Fall der Eichenwaldsaga wäre es wohl besser, alle Bände auf einmal parat zu haben und gleich weiter lesen zu können.

Das Cover stimmt auf eine spannende, abenteuerliche Geschichte ein. Die abgebildete Szene wirkt magisch und erinnert ein bisschen an den Film „Avatar – Aufbruch nach Pandora“. Auch der Titel verspricht eine fesselnde Geschichte. Der Inhalt erfüllt die Erwartungen leider nur zum Teil.

Bewertung vom 08.05.2016
Kaninchenschmuggel oder wie ich Mehlchen rettete / Granola Bd.1
Milan, Timm

Kaninchenschmuggel oder wie ich Mehlchen rettete / Granola Bd.1


ausgezeichnet

Nach „Geheimnis Nr.32“ ist „Kaninchenschmuggel oder Wie ich Mehlchen vor dem Verschimmeln rettete“ das neueste Werk von Autor Timm Milan. Granola gerät in eine Zwickmühle und weiß nur noch einen Ausweg.

Granolas Klassenlehrerin Frau Mehl hat sich bei einem Unfall ein Bein gebrochen. Die Vertretung Frau Korn bringt nicht ganz so viel Verständnis für ihre Schüler auf. Der Ausflug in den Streichelzoo ist eine willkommene Abwechslung. Granola liebt Kaninchen und kann gar nicht mit ansehen, wie eines der Tiere platschnass vom Regen ist. Eigentlich will sie es nur trocken reiben, aber dann kommt eines zum anderen und plötzlich ist das Kaninchen in Granolas Rucksack.

Die Hauptfigur nach einem Schokokeks zu benennen, ist eine originelle Idee. Granolas kleine Schwester Alina hat eine Laktose-Intoleranz. Granola meint, unter einer Grammatik-Intoleranz zu leiden. Ihre verdrehten Wortkreationen und Rechtschreibfehler sind sehr unterhaltsam. Bei den Wortkreationen fällt die Zuordnung nicht immer leicht. Hilfreich und ein lustiger Zusatz ist „Granolisch – Deutsch“ am Ende des Buches. Durch ihre ganz eigene Sprache wirkt Granola sofort liebenswert. Aus Klassengemeinschaft wird Klassengeschweinschaft, auch Streichelzoo Streichelpo, auch das Smat-Foun liest sich in Granolisch viel unterhaltsamer. Eigentlich ist Granola mit Jule befreundet, aber die denkt sich zusammen mit Erik einen ganz üblen Streich aus. Kann Granola ihr verzeihen? Das Thema „Mobbing“ nimmt in dieser Geschichte nur geringe Ausmaße an. Es fällt leicht, mit Granola mitzufühlen. Fiesen Streichen steht Granola etwas hilflos gegenüber. Ihr Selbstbewusstsein ist noch nicht so ausgeprägt, dass sie Kontra geben würde. Mit ihrem Granolisch und ihrer eigenen Sicht der Dinge lebt Granola ein bisschen in ihrer eigenen Welt. Rührend ist die innige Beziehung zu ihrer kleinen Schwester. Viele Szenen lassen Bilder im Kopf entstehen. Autor Timm Milan beweist für seine Figuren viel Feingefühl. Die Geschichte wirkt real. Dass Granola eine eigene und sehr besondere Sprache erhält, macht sie einzigartig. Sie ist eine tolle Hauptfigur für eine Kinderbuchreihe. Interessant wäre, wie sie sich mit jedem Jahr weiter entwickelt. Kann ein Kaninchen schimmeln? Granola ist fest davon überzeugt. Es fällt leicht, Granola abzunehmen, in eine nicht vorhersehbare Situation zu geraten. Wem ist nicht schon einmal eine Dummheit passiert? In „Kaninchenschmuggel oder Wie ich Mehlchen vor dem verschimmeln rettete“ geht es auch um das große Thema Freundschaft. Granola steht am Anfang der Geschichte eher allein da und wird zum Spielball ihrer Mitschüler. Wie alle Kinder sehnt auch sie sich nach echten Freunden. Wird sich das Blatt wenden? Granola wirkt wie ein Mädchen von nebenan, könnte in jedem Klassenzimmer sitzen und schleicht sich gerade deswegen in die Herzen der Leser.

Mit der Szene im Streichelzoo kommt Granolas Abenteuer in Fahrt. Die Illustration stimmt auf eine unterhaltsame Geschichte ein. Der kreative Titel zieht alle Aufmerksamkeit auf sich. Eine sehr gelungene Gestaltung! „Kaninchenschmuggel oder Wie ich Mehlchen vor dem Verschimmeln rettete“ ist für Kinder ab 8 Jahren gedacht und spricht besonders Mädchen an.

Bewertung vom 30.04.2016
Die Liebe ist ein schlechter Verlierer
Marsh, Katie

Die Liebe ist ein schlechter Verlierer


sehr gut

„Die Liebe ist ein schlechter Verlierer“ ist der Debüt-Roman von Katie Marsh. Die Autorin hat um das Thema „Schlaganfall“ eine mitreißende Geschichte gesponnen.

Hannah plant, ihren Ehemann Tom zu verlassen. Hannahs Traum, der Job in Tansania, ist zum Greifen nahe. Das Schicksal will es anders. Tom erleidet mit 32 Jahren einen Schlaganfall. Hannah entscheidet, ihn nicht im Stich zu lassen und ihm zu helfen. Erhält ihre Liebe noch eine zweite Chance?

Toms verletzende Kommentare über Hannahs Fehler und Schwächen und sein Full time Job als Anwalt haben die Liebe zerstört. Hannah sehnt sich nach Freiheit und einem Neuanfang in einem anderen Land. Sie steht kurz davor, Tom ihre Entscheidung mitzuteilen. Zu diesem Zeitpunkt beginnt die Geschichte. Eine dramatische Wendung schockiert. Hannah deutet Geräusche und Anzeichen erst falsch. Die Einsicht, das Erkennen trifft sie eiskalt. Autorin Katie Marsh erzählt Hannahs und Toms Geschichte sehr gefühlvoll und lebensecht. Von einer zur anderen Minute kann sich alles ändern. Toms Schlaganfall zerstört Hannahs Zukunftspläne und wirft ihn, als sportlichen, erfolgreichen Anwalt aus der Bahn. Beide haben mit den großen Herausforderungen zu kämpfen. In Rückblicken erfährt der Leser mehr über Toms und Hannahs Liebesgeschichte. Studentin Hannah hatte bei ihrer ersten Begegnung in einem Diner als Kellnerin gearbeitet. Sie war damals schlagfertiger und temperamentvoller als Tom und hat unbändige Lebenslust versprüht. Es ist interessant, die damalige Hannah und den früheren Tom kennenzulernen. So wird die Veränderung der beiden noch deutlicher. Wie ist ihre Liebe langsam gestorben? Warum haben sie ihr Glück aus den Augen verloren? Beide Hauptfiguren haben etwas Mitreißendes. Tom liebt Hannah noch immer. Seine Verzweiflung wegen des Schlaganfalls und seine Reue, Hannah schlecht behandelt zu haben, lassen sich gut nachvollziehen. Ein weiterer, zentraler Charakter ist Toms Schwester Julie. Auch das ehemals innige Verhältnis zwischen den Geschwistern hat sich verändert. Mit einem Rückblick und Julies rätselhaftes Verschwinden als Fünfzehnjährige kommt Spannung auf. Leider wird keine Fortsetzung der Ereignisse erzählt und das Potential wird nicht ausgeschöpft. Wurde der Anschluss von der Autorin vergessen oder fand sie eine Andeutung als Erklärung ausreichend? Sehr gut gelungen ist die Unterscheidung von Heute und Damals durch die unterschiedlichen Kapitel-Kennzeichnungen. Beim Heute wurde das Kapitel einfach nur durchnummeriert. Während es beim Damals eine kreative Kapitelüberschrift gibt, die einen Gegenstand mit einbezieht. So fällt die Orientierung leicht und die Kapitelüberschrift bezogen auf eine besondere Erinnerung ist jedes Mal ein kleines Highlight. Im letzten Buchdrittel kommt noch einmal Spannung auf. Wie geht es mit Tom und Hannah weiter? Steht ein langgehegter Traum allem im Weg? Das kleine Verwirrspiel ist gut inszeniert. So wirkt die Geschichte nicht glatt, sondern hat ihre Überraschungen.

Die Details auf dem Cover lassen sich im Nachhinein gut zuordnen und eine doppelte Deutung herauslesen. Sonne, Wassertropfen und der gelungene Titel ziehen die Aufmerksamkeit aufs Buch. Wer Liebesgeschichten nicht widerstehen kann, liegt mit „Die Liebe ist ein schlechter Verlierer“ goldrichtig. Hannah und Tom treiben einem ein paar Tränen in die Augen. Der Roman geht ans Herz und erinnert daran, wie wertvoll die Liebe ist.

Bewertung vom 17.04.2016
Inselfeuer / Stellan Qvist & Alasca Rosengren Bd.1
Lindström, Sylvia B.

Inselfeuer / Stellan Qvist & Alasca Rosengren Bd.1


schlecht

„Inselfeuer“ bildet den Auftakt zur Öland-Krimireihe von Sylvia B. Lindström. Opferanwältin Alasca Rosengren und Strafverteidiger Stellan Qvist sind normalerweise Gegner, greifen sich privat aber auch mal hilfreich unter die Arme. Bahnt sich da etwas an?

Vor 10 Jahren wurde Jorma Brolin des Mordes an Harald Nelsson verdächtig. Aus Mangel an Beweisen hatte ihn das Gericht freigesprochen. Stehen die neuen Brände mit dem alten Fall in Verbindung? Eine Scheune, ein Lagerschuppen und ein neu gebauter Schweinestall gehen in Flammen auf. Die Sauen sind nicht mehr zu retten. Wer setzt kaltblütig Tier- und Menschenleben aufs Spiel? Die Brandserie setzt sich fort und die Polizei tappt im Dunkeln.

Es gibt keinen spektakulären Einstieg, nur einen Blick in die Zukunft, der wenig verrät. Sind Puzzlestücke wirklich Puzzlestücke oder einfaches Beiwerk? Der Krimi kommt nicht in Fahrt, sondern konzentriert sich stattdessen auf die Einwohner Ölands. Mit dem Herbst zieht die Tristesse ins Land. Es scheint, dass jeder gegen das Alleinsein ankämpft und dafür eine Schuld oder weitere Bürde auf sich lädt. Opferanwältin Alasca Rosengren und Strafverteidiger Stellan Qvist, die die Krimireihe eigentlich tragen sollen, spielen lange Zeit eine eher nebensächliche Rolle. Stattdessen gerät Jorma Brolin immer mehr in den Focus der Geschichte. Er verhält sich nicht wie der übliche sympathische, unschuldig in Verdacht geratene. Die ständig steigenden Forderungen seiner Ehefrau bringen ihn in die Klemme. Die Lage scheint aussichtlos. Wird ein Loch gestopft, tut sich das nächste auf. Ist Geld das Motiv für mindestens eine der Brandstiftungen? Das Tempo des Krimis ist viel zu langsam. Es fehlt an packenden Szenen und interessanten Wendungen. Auch Öland als Kulisse wird nicht ausgespielt und ist austauschbar. Die eigentlichen Hauptfiguren bleiben blass und reißen kein bisschen mit. Es fehlt ein Charakter, mit dem der Leser mitfiebern kann. Interessant ist Alascas Sohn Kristian. Schnell wird klar, was hinter seiner Veränderung steckt. Oder gibt es doch noch eine Überraschung? Die Geschichte wirkt lange Zeit zusammengewürfelt und ohne Plan. Eine Tarnung wird zu schnell aufgedeckt. Die Parallelen zwischen den Menschen, wie die Angst vor dem Alleinsein, lassen alles zu einheitlich erscheinen. Auch das Thema „Missbrauch“ wird zu oft eingesetzt. Der Krimi plätschert vor sich hin und konzentriert sich auf Menschenbilder. Die Befindlichkeiten der Nebenfiguren stehen mehr als alles Andere im Vordergrund. Warum plötzlich ein Pferd in die Geschichte hineingewoben wird, lässt sich kaum erschließen. Erst ganz zum Schluss kommt etwas Spannung auf. Bis dahin ging das Interesse am Krimi längst verloren. Einen echten Paukenschlag, der noch ein bisschen retten könnte, gibt es nicht.

Das düstere Öland im Herbst soll eine beklemmende Atmosphäre hervorrufen. Der Plan nur geht auf dem Cover auf. Gut gewählt ist der Focus auf den Titel. Die ungewöhnliche Schrift in Weiß zieht die Aufmerksamkeit aufs Buch. Der Krimi hält nicht, was er verspricht und ist weit von einer fesselnden Lektüre entfernt.

Bewertung vom 15.04.2016
Atlas der unentdeckten Länder
Gastmann, Dennis

Atlas der unentdeckten Länder


sehr gut

Nach „Mit 80.000 Fragen um die Welt“, „Gang nach Canossa - ein Mann, ein Ziel, ein Abenteuer“, „Geschlossene Gesellschaft – ein Reichtumsbericht“ hat sich Dennis Gastmann auch für „Der Atlas der unentdeckten Länder“ wieder in ungewöhnliche Reiseabenteuer gestürzt. Der Adelstitel „Letzter Kaiser von Ladonien“ wird nur einer der besonderen Andenken sein.

„Jeder, ob Russe, Inder, Dichter oder Seemann, Hundefrau oder Vogelfreund, wünschte sich nichts mehr, als frei zu sein. Von Herzen frei wie der erste Maat, der davon träumte, eines Tages mit seiner Liebe auf einer Segelyacht zu leben. Frei wie mein Kabinennachbar, der sich scheiden ließ, seinen Job kündigte, sein Haus verkaufte, um auf dem Rücken eines Wals zu reiten. Frei wie das Meer auf einer kreisenden blauen Kugel, die der liebe Gott zwischen all die Lampions dort oben im Nachthimmel gehängt hatte.“ 22 Frauen und Männer reisen mit dem kleinen Frachter Claymore in der Südsee, dabei ist der kleine Frachter nur für 12 Passagiere ausgelegt. Dennis Gastmanns Ziel im Südpazifik ist die Hauptinsel der Pitcairninseln Pitcairn, ca. 5000 Kilometer von Neuseeland und 5700 Kilometer von Südamerika entfernt. Hier leben die Nachfahren der Meuterei auf der Bounty. Nicht das einzige Land mit ungewöhnlicher Geschichte. Von Karalkalpakstan, über Ra’s al-Chaima bis nach Athos, die Weltkarte hat mehr zu bieten, als die Reisekataloge hergeben.

Autor Dennis Gastmann setzt das Highlight an den Anfang des Buches. Die Nachfahren der Meuterei auf der Bounty haben Anziehungskraft. Das abgeschiedene, schwer erreichbare Fleckchen Erde unterstreicht den Mythos. Die Südsee ist für viele ein Traum. Um jedoch „unentdeckte“ Länder wie Pitcairn Island aufzuspüren, braucht es Recherche. Nicht weniger beeindruckend sind die Gambierinseln. Noch nie etwas davon gehört? Es wird Zeit. Welche Tücken ein Abenteuer haben kann, zeigt der Flug mit Air Maybe. Die Ich-Perspektive lässt den Leser hautnah an den Geschehnissen teilhaben. Es ist die ganz eigene Dennis Gastmann-Sprache, die für Unterhaltung sorgt. Der Vertreter des Gonzo-Journalismus berichtet über seine Reisen wie ihm der Schnabel gewachsen ist, subjektiv, Sarkasmus und Humor gehören dazu. „Ich möchte wissen, warum du Touristen hasst“, sagte ich, denn anscheinend war das hier ein konfrontatives Interview, und wie formulierte es mein journalistischer Spiritus Rector immer so schön? Gleich die erste Frage muss deinem Gegenüber in den Fuß schießen.“ Das Interview mit dem Besitzer der Pension Mario‘ auf Mangarevai ganz nach eingefleischten journalistischen Regeln hat einen hohen Schmunzelfaktor. Zwei Sturköpfe treffen aufeinander. Es sind die Begegnungen auf den ungewöhnlichen Reisen, die den Stoff für dieses Buch liefern. Geschichtliches und ein paar Mythen und Legenden sind die Würze. Der Übergang von der Südsee zu Usbekistan fabriziert einen kleinen Kulturschock. Hier die traumhafte Kulisse Strand, Meer, Buckelwal und Riesenschildkröte, Sehnsucht nach Freiheit und plötzlich Papierkrieg, Regeln und das Gefühl, unter ständiger Beobachtung zu stehen. Ein harter Kontrast. In jedem Land lässt sich Schönheit entdecken. Manchmal, wie beim ausgetrockneten Aralsee, ist der Wettlauf mit der Zeit verloren. Im „Atlas der unentdeckten Länder“ reiht sich so manch ungeschliffene Perle aneinander. Tücken und Pannen machen jede Station liebenswert. Im Gedächtnis bleiben der eigenwillige Taxifahrer Wasim und reiche Omar aus dem Kapitel „Ra‘s al-Chaima". Omars Dschinn-Geschichte lässt sich nicht so einfach ins Reich der Fabeln abtun. Als zweites Highlight des Buches erweist sich Akhziviland. Eli Avivi hat sich sein eigenes Königreich an einem Strand an der Küste Galiläas geschaffen. Wie wichtig es ist, frühzeitig interessante Lebensgeschichten aufzuspüren, zeigt sich an diesem Beispiel.
Erfahrungen und Erlebnisse sind von unschätzbarem Wert. Dennis Gastmann teilt sie mit seinen Leser auf ganz eigene Weise, und das macht den Charme seiner Bücher aus.

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