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LEXI
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Österreich

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Insgesamt 383 Bewertungen
Bewertung vom 03.03.2017
Ben Hur
Wallace, Carol

Ben Hur


ausgezeichnet

Ben Hur - ein Roman aus der Zeit Christi

Nach einer ergreifenden Einleitung über die Geburt Jesu Christi stellt Lew Wallace seinen Lesern einen jungen jüdischen Mannes namens Judah Ben Hur vor. Sowohl Judahs Geschichte, seine Gedanken, Wünsche und Träume, wie auch sein familiäres Umfeld werden beleuchtet. Der schicksalsschwere Tag einer römischen Parade, in der Prokurator Valerius Gratus durch einen Ziegelstein verletzt wurde, ändert das Leben des intelligenten, wissensdurstigen und tiefgründigen jungen Mannes. Judah erlebt den schlimmen Verrat durch seinen ehemals besten Freund, wird als Rudersklave auf die Galeeren geschickt, überlebt die harten Jahre auf dem Meer und kommt wie durch ein Wunder frei. Durch die Gunst des römischen Tribuns Quintus Arrius darf Judah eine gute Ausbildung genießen und wird zu einem ehrgeizigen Athleten und begabten Kämpfer. Seine Leidenschaft für Pferde und sein außerordentliches Talent zum Lenken eines Wagens gipfeln letztendlich in einem Wagenrennen, das eine Menge zum Erfolg dieses Buches sowie dessen Verfilmung beigetragen hat.

Ich muss einräumen, dass ich weder die Originalfassung des Buches, noch die Verfilmung kannte. Da es sich bei „Ben Hur“ jedoch um einen Klassiker handelt, der bereits Millionen Menschen zu begeistern vermochte, konnte ich mich der Anziehungskraft dieser Neuauflage nicht entziehen. Carol Wallace schrieb diesen Bestseller aus dem Jahre 1880 für die Leser von heute um. Man taucht laut Aussage der Autorin „in eine behutsam gekürzte, neu angeordnete, mit mehr Tiefgang und einer etwas schnelleren Gangart versehenen und in zeitgemäßen Sprache verfassten Geschichte ein“. Fasziniert darf man an den Abenteuern des Judah Ben Hur teilhaben, die ihrerseits die Sitten und geistlichen Entscheidungen widerspiegeln, vor denen die Menschen in den frühen Tagen des Christentums standen. Auf über 470 Seiten kann man gespannt eine Handlung mitverfolgen, die im Zeitraum von Jesu Geburt und Leben bis hin zu seiner Gefangennahme, dem Kreuzestod und seiner Auferstehung reicht. Der fiktive jüdische Fürstensohn Ben Hur vermittelt als Protagonist dieses Buches tiefe Einblicke in das Leben, den Zeitgeist, vor allen Dingen aber in die historischen und prägenden Ereignisse dieser Zeit. Lew Wallace präsentierte seinen Lesern interessante Nebenfiguren, seine ausführlichen Personenbeschreibungen wirkten authentisch und nahmen mich für die jeweiligen Charaktere ein. Meine besondere Sympathie galt der klugen, zurückhaltenden und bescheidenen Jüdin Esther, der Tochter des Simonides sowie Judahs Mutter Naomi und seiner Schwester Tirzah. Der Antagonist Messala wandelt sich vom anfänglich besten Freund des jüdischen Knaben in einen charakterlosen und haltlosen Verräter und Mörder – eine Entwicklung, die ich beinahe mit angehaltenem Atem verfolgte. Die schöne ägyptische Prinzessin Iras, die immer wieder in der Handlung auftaucht, übt eine starke Anziehungskraft auf Judah aus, ich konnte sie jedoch bis zuletzt nicht einschätzen…

Der einnehmende Schreibstil, der durchgehend hohe Spannungsbogen und die faszinierende Handlung sorgten zusammen mit den ausgezeichnet dargestellten handelnden Personen dafür, dass ich „Ben Hur“ nicht mehr aus der Hand zu legen vermochte. Ich las diese gewaltige, abenteuerliche und spannende Neuauflage mit dem allergrößten Vergnügen und empfand sie als eine emotionale und tiefgründige Geschichte, die mit dem Leben und Wirken von Jesus Christus verwoben wurde. Die Neuauflage dieses Buches aus der Feder von Carol Wallace stellte für mich ein beeindruckendes Leseerlebnis dar, das ich uneingeschränkt weiter empfehle!

(gekürzte Version)

Bewertung vom 28.02.2017
Die Feuerschreiber
Schmid, Claudia

Die Feuerschreiber


ausgezeichnet

Gott war mit ihnen, dessen war er gewiss. Wer sollte da gegen sie sein?

„Wer hätte wohl gedacht, dass hinter feuchten Klostermauern so ein Geist heranwächst. Und er hat großen Mut, der fürchtet sich nicht vor den Mächtigen!“

Die Begegnung des Philipp Melanchthon, seines Zeichens Magister, Professor, Sprachgelehrter, und großer Geist in kleinem, unscheinbarem Körper, mit dem Mönch aus Wittenberg hatte bedeutende Folgen für die Kirche. Die beiden Männer waren zwar in mancherlei Hinsicht unterschiedlich, hatten jedoch ein gemeinsames Ziel vor Augen. Ihrer beider Bestreben war es, das Evangelium Gottes durch genaues Studium zu erkunden und die Kirche und das Universitätsstudium zu erneuern. Sowohl Luther als auch Melanchthon waren dazu berufen, zu Reformatoren zu werden, sie gingen ihren Weg mit unerschütterlicher Überzeugung. Melanchthon bildete mit seiner ruhigen, besonnenen Art einen Gegenpol zum aufbrausenden, glühenden Geist Luthers mit seinem messerscharfen Verstand, seiner Fähigkeit zum Ordnen von Gedanken und seiner bemerkenswerten Redlichkeit im Ringen um Wahrhaftigkeit. Ihre Gottesfurcht, ihr tiefer Glaube und das Wissen um die Dringlichkeit der Erneuerung der Kirche einte sie ebenso wie der Drang, den Menschen Bildung und Wissen zu vermitteln und ihnen zu dienen.

Durch ihre gründlichen Recherchen gestattet die Autorin im vorliegenden Buch tiefe Einblicke in die Zeit der Reformationsbewegung und den Ursprung der Erneuerung der Kirche. Claudia Schmid begeisterte mich mit einer prallen Fülle von historisch relevanten Fakten und ließ mich in Form von Dialogen zwischen den Protagonisten an deren Ansichten, Anliegen und Lehren teilhaftig werden. Zwar ist – und bleibt – das Kernthema dieses Buches die Reformation mit all ihren Hintergründen und Auswirkungen, die bittere Armut und das unermessliche Leid des einfachen Volkes und die Errungenschaften dieser Zeit werden jedoch ebenfalls beleuchtet.

Der schöne, gewählte Sprachstil hat viel dazu beigetragen, das Lesen zu einem Vergnügen zu machen. Die Kombination von fundierten Informationen und der Erzählung in Form eines Romans fand ich ausgezeichnet umgesetzt. Historische Ereignisse wurden auf sehr lebendige, interessante, oft sogar fesselnde Weise vermittelt und ich hatte an vielen Passagen das Gefühl, tief ins Geschehen einzutauchen.

Die Autorin konzentriert sich im vorliegenden Buch nicht allein auf ihre beiden Protagonisten Melanchthon und Luther. Sie gibt auch weiteren bekannten Figuren wie beispielsweise dem Ablassprediger Johannes Tetzel, dem Erzbischof Albrecht von Mainz, dem Hofmaler Lucas Cranach sowie dessen Freund Albrecht Dürer, Luthers Kontrahenten Johannes Eck, und vor allen Dingen den Ehefrauen der beiden Reformatoren ein Gesicht. Ich konnte mir die ruhige, gütige und mitfühlende Katharina Krapp mit ihrer zarten Statur ebenso bildhaft vorstellen wie die ehemalige Nonne Katharina von Bora, die dem Haushalt Luthers vorstand und ihren Mann in jeder Hinsicht eine großartige Unterstützung war. Dieses Buch weckte in mir das Verlangen, mich intensiver mit der Lebensgeschichte Luthers und seiner Beziehung zu Katharina von Bora zu beschäftigen. Die Person des Jörg Unbereit als Wegbegleiter Philipp Melanchthons empfand ich als sehr gutes Stilmittel, um dem Leser das Leben des Bauernstandes und die Entstehung der Wiedertäufer-Bewegung nahezubringen. Der geschickte, kräftige Hüne aus dem Odenwald begleitet Melanchthon nach Wittenberg, ihre Lebenswege kreuzen sich danach immer wieder.

FAZIT: Ich empfand die Lektüre dieses historischen Romans aus der Feder von Claudia Schmid als höchst informatives, interessantes und an manchen Stellen sogar fesselndes Lese-Abenteuer, das mir auf den Spuren der beiden großen Reformatoren ein tiefes Eintauchen in die Geschichte erlaubte. „Die Feuerschreiber“ war eine Lektüre, die ich uneingeschränkt weiter empfehle!

(gekürzte Version)

Bewertung vom 26.02.2017
Teens-Bibel
de Vink, Willem

Teens-Bibel


sehr gut

„Die Teens-Bibel“ – ein Sachbuch über die Bibel

Die Idee, die Inhalte der Bibel „jugendgerecht“ darzustellen und der Zielgruppe die Lektüre des Originals durch Nacherzählungen schmackhaft zu machen, fand ich sehr gut. Mit der vorliegenden „Teens-Bibel“ hat der Autor Willem de Vink dieses Vorhaben gekonnt umgesetzt.

„Teens-Bibel“ ist zunächst ein optischer Blickfang. Ich empfand die Haptik dieses großformatigen, broschierten Buches mit den abgerundeten Seiten als äußerst anziehend. Das Softcover fühlt sich weich und "gepolstert" an, das erhobene Wort „BIBEL“ in goldenen Lettern wirkt edel. Die bunte Covergestaltung mit biblischen Personen im Hintergrund und Jesus im Vordergrund, seine Hand dem Betrachter reichend, ist wirklich gelungen und für die gedachte Zielgruppe sehr passend. Die schönen, farbenprächtigen Illustrationen im Inneren des Buches und das tiefrote Lesebändchen tragen zum positiven Gesamteindruck bei.
Wichtig fand ich die einleitenden Worte, in denen erläutert wird, dass es sich hierbei um eine Zusammenfassung von 250 ausgewählten Geschichten aus der Bibel in den Worten des Autors handelt. Es sollte dem Leser bewusst sein, dass es sich hierbei nicht um die Originaltexte der Bibel, sondern um die Auslegung, oder besser gesagt um eine Präsentation für die jugendlichen Leser durch den Autor handelt. Willem de Vink bedient sich einer einfachen, modernen Sprache und verwendet zudem die vertraute Anredeform „Du“, was ich angesichts der Zielgruppe als passend empfand.

Die einzelnen Kapitel beginnen jeweils mit einleitenden Worten und einer Übersicht über Orte und Personen, ein meines Erachtens wichtiges Instrument, das zur Übersichtlichkeit beitrug und stets eine kurze Zusammenfassung lieferte, die man immer wieder rasch nachschlagen kann. Was dieses Buch für mich besonders anziehend machte waren die wunderschönen bildhaften Darstellungen in lebhaften, leuchtenden Farben

Ich habe es genossen, in diesem Buch zu lesen. Die farbenfrohe Optik, die relativ kurzen und übersichtlichen einzelnen Geschichten sind für junge Leser gut geeignet. Bevor die Konzentration nachlässt, ist die Geschichte bereits zu Ende. Auf diese Art und Weise kann man sich täglich einem Kapitel innerhalb eines Leseabschnittes widmen. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass dieses informative Sachbuch über die Bibel Jugendliche neugierig macht und sie dazu bringt, sich für das Original zu interessieren. Ich verspürte während der Lektüre tatsächlich große Lust, die echte Bibel zur Hand zu nehmen und die Geschichten im Originaltext nachzulesen. Und ich bin der Ansicht, wenn das auch bei den Jugendlichen gelingt, hat dieses Sachbuch wirklich seinen Zweck erfüllt: nämlich dazu zu animieren, sich der Lektüre der Bibel intensiv zu widmen. Leider enthält die „Teens-Bibel“ immer wieder Informationen und Aussagen, die vom biblischen Original ein wenig abweichen.

Fazit: Bei der „Teens-Bibel“ handelt es sich um ein wunderschön gestaltetes Sachbuch, eine Art Kurzfassung, in der Willem de Vink biblische Inhalte auf einnehmende und für Jugendliche interessante Art und Weise nacherzählt. Als Einstieg und Motivation für ein intensives Vertiefen ins Original wirklich gut geeignet. Man darf sich als Leser jedoch keinesfalls Original-Texte erwarten… hier muss ich einem Vorrezensenten uneingeschränkt zustimmen, der den Buchtitel aus diesem Grund als ein wenig irreführend bezeichnet. Ich empfehle dieses Buch als reine Einstiegslektüre, als Sachbuch, jedoch keinesfalls als „Bibel“. Jugendliche sollten unbedingt dazu animiert werden, sich nach der Lektüre mit der „richtigen Bibel“, mit dem Originaltext, zu befassen.

Bewertung vom 26.02.2017
Esther
Bigger, Leo

Esther


ausgezeichnet

ESTHER – „Persia’s next Topmodel“

Leo Bigger, Pastor, Buchautor, Gastredner und TV-Prediger macht Königin Esther, die schöne jüdische Gemahlin von König Xerxes, zum Mittelpunkt seines gleichnamigen Buches. Der Autor führt eine Vielzahl von Bibelstellen an, die von jener mutigen Frau, der es gelang, die Geschichte zu verändern, handeln. Doch Esther ist lediglich die Kerngeschichte und der Ausgangspunkt für Leo Biggers Ausführungen. In Überleitung zur Geschichte dieser biblischen Figur schreibt er über viele wichtige Themenbereiche in unser aller Alltagsleben, stellt praktische Bezüge her.

In insgesamt acht Kapiteln präsentiert Leo Bigger seine Botschaften in lockerem Schreibstil und in direkten, unverblümten Worten. Die Sprache ist modern, der jugendlichen Zielgruppe angepasst, der Leser wird mit dem vertraulichen „Du“ angesprochen. Seine Ausführungen sind an vielen Stellen sogar sehr humorvoll („Gott verbannte den Teufel aus dem Himmel und schickte ihn on a Highway to hell – und zwar mit einem Oneway-Ticket“). Der Autor beherrscht es vortrefflich, Dinge zu hinterfragen, die Menschen durch seine Worte zu begeistern und zu motivieren.

Im gesamten Buch findet man viele, meist ganzseitige Fotos von Frauen oder Mädchen. Die „abstrakten Bilder“ darunter haben mir jedoch überhaupt nicht gefallen. Die unzähligen QR-Codes sollen die Lektüre mit ansprechenden Videoclips, Songs und vielem mehr bereichern – ich empfand das gehäufte Vorkommen jedoch als Leserin, die kein Smartphone besitzt, als störend.

Jedes Kapitel beginnt mit einer pistaziengrünen Doppelseite, auf der in Riesenlettern die Kapitelüberschrift zu finden ist. Es folgen Texte aus der Bibel und Leo Biggers eigene Ausführungen dazu, den Abschluss bildet eine einseitige, in beiger Farbe gehaltene Seite mit einer Meditation zum Gelesenen. Der Autor gibt hier auch einen kursiv und fett gedruckten Bibelvers sowie einige relevante Fragen mit auf den Weg, dazu wieder einen unvermeidlichen QR-Code und als Abschluss einen von ihm formulierten Gebetsvorschlag.

Im gesamten Buch findet man eine Menge Erfahrungsberichte aus dem Leben des Leo Bigger und dessen Umfeld. Er berichtet auch von seiner Arbeit als leitender Pastor des ICF Zürich und plädiert für „multimediale, mit kreativen Elementen gespickte Gottesdienste, bei denen alle paar Minuten etwas passieren muss“.

Die optische Aufmachung des Buches, die lesefreundliche Schrift und das große Format (25 x 17 cm) haben mir sehr gut gefallen. Leider entwickelt die Druckerfarbe beim Umblättern der einzelnen Seiten einen intensiven, teilweise sogar stechenden Geruch, den ich als sehr unangenehm empfunden habe. Dafür punktet das Buch jedoch durch eine wunderschöne Optik. Im Vordergrund dominiert der Buchtitel in riesengroßen, braunen Lettern, während die Schwarz-Weiß-Fotografie einer jungen Frau, deren Gesicht vom Betrachter abgewandt ist und die mit dem tiefschwarzen Hintergrund verschmilzt, zu einem eleganten und geheimnisvollen Gesamteindruck beiträgt.

Fazit: „Esther“ ist eine Lektüre, die mir ausgezeichnet gefallen hat. Es handelt sich hierbei um ein Buch, das klare, wundervolle Aussagen liefert, das ermutigt und hoch motivierend auf seine Leser wirkt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.02.2017
Herausspaziert
Becker, Bettina

Herausspaziert


ausgezeichnet

Kreativ – unkonventionell - nachhaltig

„Ich wünschte mir, den Leuten so zu begegnen, wie Jesus ihnen begegnet wäre.“

Bettina Becker wünscht sich das nicht nur, sie setzt es auch in ihrem täglichen Leben um. Als Theaterpädagogin und Theologin mit einem großen Faible für die Improschauspielerei scheut sie sich nicht, aus ihrem alltäglichen Umfeld „herauszuspazieren“ und auf die unterschiedlichsten Menschen zuzugehen. Im vorliegenden Buch berichtet sie über Erkenntnisse, die sie aus solchen Begegnungen gewonnen hat. Sie behandelt auftretende Fragen und verleiht ihren Gedanken dazu Ausdruck. Das Ziel der Autorin ist es, den Menschen Mut zu machen, auf andere zuzugehen, „herauszuspazieren“, wie sie es nennt, und „Hoffnung zu leben“. Im Zuge ihrer Berichte betrachtet sie die Situation immer wieder aus biblischer Sicht, zieht Vergleiche und führt dem Leser vor Augen, wie Jesus auf jene Menschen zuging, die am Rande der Gesellschaft lebten.

Bettina Becker erzählt von regelmäßigen Besuchen bei Prostituierten, von Jugendlichen, die auf die schiefe Bahn gerieten und ihren Erfahrungen als Streetworkerin. Hierbei spricht sie aber nicht nur von ihren Erfolgen, sondern auch von Misserfolgen. Sie offenbart ihre Ängste und die Notwendigkeit, immer wieder improvisieren zu müssen. Als Erfolg ihres Handelns definiert die Autorin eine Veränderung ihrer Mitmenschen, bedingt durch die Tatsache, dass sie geliebt werden. Sie betont, wie wichtig es ist, dass verletzte, einsame Menschen die Erfahrung machen dürfen, was es bedeutet, geliebt zu werden, und zwar so, wie sie sind. Ihr vorrangiges Ziel ist es, keine professionelle Distanz, sondern Nähe und Wertschätzung zu vermitteln – Erfolg ist, wenn Menschen geliebt werden. „Liebe ist niemals umsonst. Liebe hat Auswirkungen. Erfolg ist, wenn Menschen geliebt werden. Dazu braucht es kein großes Konzept, kein Geld, keinen Verein. Dazu braucht es einen Menschen, der den ersten Schritt auf einen anderen Menschen zugeht. Dazu braucht es nichts Großes. Mutter Teresa hat gesagt: „Man muss nichts Großes tun, sondern die kleinen Dinge in großer Liebe tun. Wichtig ist nicht, wie viel man tut, sondern wie viel Liebe man darauf verwendet“. Wir haben Erfolg, wenn wir lieben. Was daraus entsteht ist nicht unsere Verantwortung, aber wir dürfen wissen, dass etwas entsteht. Denn Liebe ist nicht vergeblich. Erfolg ist, wenn Menschen geliebt werden.“

Bettina Becker schreibt über die wichtigen Dinge im Leben, nämlich Glaube, Hoffnung und Liebe. In diesem Sinne äußert sie sich zur praktischen Umsetzung im täglichen Leben – und zu gelebter Hoffnung. Sie beleuchtet aber auch Gründe, nicht aktiv zu werden, nicht aus der eigenen Komfortzone „herauszuspazieren“. Die Autorin schreibt absolut überzeugend und mitreißend, sie versteht es, mit ihren Worten Menschen zu begeistern. Bettina Becker macht Mut und fordert ihre Leser heraus, deren Begabungen zu erkennen und aktiv zu werden… auch, wenn man dabei alte Strukturen und Gewohnheiten verlassen muss.

„Herausspaziert“ hat mich positiv überrascht. Ich konnte diese Lektüre nicht mehr aus der Hand legen und bin begeistert von der Initiative, dem Mut, der Entschlossenheit und der Sensibilität der Autorin, die über ihren Schatten sprang und auf Menschen zuging, bei denen sie bislang eine gewisse Scheu vor dem Kontakt hatte. Ihre permanenten Verweise auf die Grundsätze der Bibel und die Vergleiche mit den Handlungen von Jesus waren beeindruckend.
Bettina Becker schreibt: „ Wenn Gott in dieser Welt etwas Großes tut, dann will ich vorne mit dabei sein und nicht bloß Geschichten darüber hören. Ich will als Christin leben und diesem Namen alle Ehre machen. Es geht darum, da zu sein, wo Menschen in Not sind. Deswegen sollen wir herausspazieren. Um Menschen zu begegnen. Weil nur durch Bewegung Begegnung entsteht.“

Ein großartiges Buch, ein Augenöffner und Mutmacher – ein absolutes Lese-Highlight und eine uneingeschränkte Leseempfehlung!

Bewertung vom 26.02.2017
Es ist kompliziert
Evans, Rachel Held

Es ist kompliziert


sehr gut

Kirche – Gemeinde - Zweifel

„Stellt euch vor, die Kirche würde zu einem Ort, an dem alle sicher sind, es aber niemand bequem hat. Stellt euch vor, die Kirche würde zu einem Ort, an dem wir einander die Wahrheit sagen. Es könnte tatsächlich passieren, dass wir ein Heiligtum schaffen.“

Die Bestsellerautorin und leidenschaftliche Bloggerin Rachel Held Evans war ein tief gläubiges Kirchenmädchen. Sie war in der Jugendgruppe aktiv und brannte für Gott, bis das Feuer irgendwann, als sie erwachsen war, erlosch. Im vorliegenden Buch, das viele autobiografische Elemente enthält, berichtet sie über ihre persönlichen Lebenserfahrungen und bringt immer wieder Ausschnitte aus der Bibel ein, bezieht sich auf bestimmte, zum Inhalt passende Stellen und zitiert aus der Heiligen Schrift.

Christin zu sein ist für die Autorin die wichtigste, komplizierteste, schönste und herzzerreißendste Beziehung ihres Lebens. Ihre Zweifel und der schleichende Verlust ihres Glaubens werden daher auch sehr eingehend beschrieben, sie führten zu einer Glaubenskrise. Rachel Held Evans thematisiert Elemente der Kirche, benennt ihre sieben Buchkapitel nach den Sakramenten Taufe, Beichte, Weihe, Abendmahl, Konfirmation, Krankensalbung und Ehe und stellt in ihren Ausführungen vieles in Frage. Sie legt klar und deutlich dar, was sie an der Kirche stört und weshalb sie sich zu einer bestimmten Zeit ihres Lebens immer mehr davon distanzierte. Sie erzählt von ihrer Suche nach einer Gemeinde, in der sie und ihr Ehemann Dan sich wohlfühlen, eine Suche, die sogar dazu führte, mit ihren Freunden eine eigene Gemeinde zu gründen, bis sie letztendlich nach langer Suche in der St. Luke’s Episcopal Church ihre geistliche Heimat finden durfte.

Das Buch beinhaltet eine Sammlung von Geschichten unterschiedlicher Kirchengemeinden und persönlich Erlebtem. Die Berichte werden durch eine Vielzahl von Bibelstellen und Zitaten unterlegt. Die Autorin hinterfragt kritisch und scheut sich nicht, kontroverse Themen aufzugreifen. Sie führt jedoch auch das positive Wirken und die Unterstützung in schweren Situationen durch die Gemeindemitglieder an, beleuchtet die Institution Kirche von allen Seiten. Die schrecklichen Gräueltaten, die im Namen Gottes von Christen verübt wurden, bleiben nicht unerwähnt. Rachel Held Evans vermittelt in ihrer Abhandlung einen Weg, den viele Christen vor ihr beschritten haben – und vermutlich auch nach ihr gehen werden. Ich empfand es als einen sehr persönlichen, authentischen und sehr gut dargestellten Bericht ihrer Glaubensentwicklung mit sehr guten Ansätzen und wertvollem Gedankengut.

„Kirche ist nichts Statisches. Sie ist kein Gebäude, keine Denomination, kein eingetragener Verein. Kirche ist der Moment, in dem das Reich Gottes nahekommt, wenn eine Mahlzeit, eine Geschichte, ein Lied, eine Entschuldigung, ja sogar ein Versagen geheiligt wird durch die Gegenwart Jesu unter uns und in uns. Dass wir dazu eingeladen sind, einen Blick auf die Heilige Dreieinigkeit zu erhaschen, ist Gnade. Alles davon, jeder Atemzug und jede Sekunde, ist Gnade“.

Fazit: „Es ist kompliziert“ ist eine interessante, fordernde Lektüre, ein Buch, das unbequemen Fragen nicht ausweicht und sie thematisiert.

Bewertung vom 26.02.2017
Das Prinzip des Terrors
Saada, Tass

Das Prinzip des Terrors


ausgezeichnet

Über den islamischen Terrorismus

In seinem Buch „Das Prinzip des Terrors“ berichtet der Ich-Erzähler und ehemalige Terrorist Taysir Said Abu Saada, kurz Tass genannt, über den islamischen Terrorismus. Als einstiger Kämpfer der Miliz Jassir Arafats kam Tass 1974 in die USA, heiratete und gründete eine Familie. Der große Wendepunkt seines Lebens fand im Jahre 1993 statt, als er zum Christentum konvertierte und Jesus sein Leben anvertraute. Für seine restliche Familie wurde er dadurch zum Abtrünnigen und sogar mit Mord bedroht. Tass arbeitet im Hilfswerk „Seeds of Hope“ in Jericho, Erfahrungsberichte aus seinem dortigen Wirken lieferte etliche Beiträge für dieses Buch.

Die Ausführungen des Autors beginnen mit dem Einzug des Islamischen Extremismus am 11. September 2001, als Muslime aus dem Nahen Osten zwei Flugzeuge entführten und die ganze Welt geschockt miterlebte, wie der Terrorismus erstmals in der westlichen Welt ein konkretes Thema wurde. Seit diesem denkwürdigen und schrecklichen Tag gibt es wohl kaum noch einen Ort auf der Welt, an dem man sich wirklich uneingeschränkt sicher fühlen kann. Tass Saada berichtet über die Islamische Kultur, den Stellenwert der Gruppenehre im Islam und führt hierzu Beispiele aus seinen persönlichen Erfahrungen an. Der Autor gewährt interessante Einblicke in die arabische Kultur, deren Einstellung zur Demokratie, der Denkweise und den Prinzipien eines Terroristen. Er vermittelt das Bild, das ein Terrorist von den Menschen in der westlichen Welt hat und geht auf die kulturellen Gegensätze ein. In einem Abschnitt des Buches konzentriert er sich auf die Entstehungsgeschichte des Konflikts im Nahen Osten, der weit in die Vergangenheit reicht: zu den Söhnen Abrahams – Ismael und Isaak.

Im Buch findet man zahlreiche Ausschnitte aus der Bibel - Tass Saada untermalt sehr viele seiner Ausführungen mit Bibelstellen. Er zeigt anhand einer eigenen Erfahrung auf, wie schwierig es ist, sich als konvertierter Christ Freunde unter Muslimen zu machen und erörtert die Möglichkeiten eines jeden einzelnen Menschen, seinen eigenen Beitrag gegen Terrorismus in der Welt zu leisten. Gemäß Autor ist es schon allein in unserem engsten Umfeld möglich, uns mit unseren Vorurteilen auseinanderzusetzen, ihnen entgegen zu wirken. An dieser Stelle gibt er wertvolle Tipps zum Umgang mit Muslimen – er weist auf Dinge hin, die man unbedingt vermeiden sollte, zeigt Brücken zur Verständigung und plädiert dafür, den individuellen Menschen kennen zu lernen, mit seinen Hintergründen, Ängsten und Hoffnungen.

Im letzten Abschnitt des Buches stellt Tass Saada Menschen vor, die er persönlich als „seine Helden des Alltags“ bezeichnet. So erzählt er vom Kindergarten „Little Hearts“ in Jerusalem und dem Wirken der Organisation „Seeds of Hope“ in Jericho und plädiert dafür, als Christ in dieser Welt „ein Kurier der Liebe“ zu sein.

Fazit: „Das Prinzip des Terrors“ ist ein äußerst informatives und interessantes Sachbuch, das nicht nur Hintergründe beleuchtet und verständlich macht, sondern auch Wege zu einem friedlichen Miteinander, zu einem „Aufeinander-Zugehen“ und zur gegenseitigen Akzeptanz aufzeigt. Ich empfand dieses Buch als sehr anregende Lektüre, die ich gerne weiter empfehle.

Bewertung vom 14.02.2017
Der verdrängte Skandal

Der verdrängte Skandal


ausgezeichnet

Menschenhandel in Deutschland

„Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung ist einer der verheerendsten und kriminellsten Taten unserer Zeit. Opfer werden auf intimste und unvorstellbare Weise geschändet, gedemütigt und verletzt, oft mit weitreichenden, lebenslänglichen physischen und psychischen Folgen für die Opfer.“ (Shannon von Scheele, Netzwerk gegen Menschenhandel e.V.)

Frank Heinrich und Uwe Heimowski befassen sich mit einem gravierenden, globalen, europäischen und deutschen Problem: dem Menschenhandel. Die beiden Autoren liefern dazu auch Zahlenmaterial und zeigen auf, dass Deutschland eine Drehscheibe für Menschenhandel ist, sie beziehen sich hierbei auf verschiedene statistische Erhebungen und Recherchen. Im vorliegenden Sachbuch findet man eine Menge Daten zu diesem schockierenden Tatbestand, dazu zahlreiche Schicksalsberichte von Betroffenen, aber auch Arbeitsberichte von Streetworkern und Seelsorgern.

Überall in Deutschland findet man Laufhäuser, FKK-Clubs, Bordelle und Sexfabriken. Die Frauen werden von Zuhältern, Bordellbetreibern, Sexkäufern und durch Wuchermieten oder Shuttledienste in ihre Herkunftsländer ausgebeutet. Erschreckend die Tatsache, dass es allein in Deutschland schätzungsweise 200.000 Prostituierte gibt, und 80 Prozent dieser Frauen zum Verkauf ihres Körpers gezwungen werden. Es wird von der raffinierten Art und Weise berichtet, mit der gutgläubige junge Mädchen und Frauen in die Falle tappen, von den anschließenden Misshandlungen, den Drogen, der Erniedrigung und Ablehnung, dem ungeschützten Geschlechtsverkehr, zahllosen schweren körperlichen Übergriffen und letztendlich der Resignation und Ausweglosigkeit der Betroffenen. Die dramatischen Folgen misshandelter und missbrauchter Frauen treten in Gestalt von Panikattacken, schweren Traumata, massiver Angst vor verbaler und körperlicher Gewalt bis hin zu suizidalen Phasen und selbstverletzendem Verhalten auf.

Neben der erschreckenden Aufzählung von Fakten und den Berichten betroffener Mädchen und Frauen erzählen die Autoren jedoch auch von Hilfsorganisationen, die sich unermüdlich im Kampf gegen die Zwangsprostitution engagieren, allen voran der Verein „Gemeinsam gegen Menschenhandel“. Unter anderem wird auch die Geschichte von William Wilberforce erzählt, der den Menschenhandel zu seiner Berufung machte und beinahe zwanzig Jahre seines Lebens dafür kämpfte, den Handel mit Sklaven abzuschaffen. Wilberforces Lebenstraum erfüllte sich ganz kurz vor seinem Tod, als im Jahre 1833 die Sklaverei abgeschafft wurde. Geoff Tunnicliffe, der ehemalige Direktor der World Evangelical Alliance, drückt angesichts der Vorstellung des Films „Amazing Grace“ vortrefflich aus, was ein einziger Mensch bewirken kann, als er sagt: „Eine kraftvolle Geschichte, die zeigt, wie ein gläubiger Mensch die kulturelle und soziale Umgebung eines ganzen Landes verändern kann.“ Und auch Frank Heinrich und Uwe Heimowski zeigen auf, was jeder Einzelne tun kann und präsentieren am Ende des Buches sogar eine Checkliste mit wichtigen Anlaufstellen, informativen WebSites, Notrufnummern und Informationen zu einem achtsamen Umgang mit Ressourcen und Konsumgütern, für deren Produktion Überlebende und gefährdete Frauen beschäftigt werden.

„Der verdrängte Skandal“ ist eine schockierende Konfrontation mit Fakten, die dazu beiträgt, seine Leser aufzurütteln und auf diese Missstände aufmerksam zu machen. Für mein Empfinden stellt dieses Buch einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen Menschenhandel dar, den man unbedingt gelesen haben sollte.

Bewertung vom 13.02.2017
Die Kreuzträgerin 02: Jenseits des Feuersturms
Schwarz, Lydia

Die Kreuzträgerin 02: Jenseits des Feuersturms


ausgezeichnet

Anna Tanner hat in ihrer Vergangenheit in einem Mitteleuropa, in dem Menschenrechte rigoros ignoriert werden und es weder Meinungs-, noch Religions- und Pressefreiheit gibt, für einigen Tumult gesorgt. Die ehemals mustergültige Apollinerin wird durch eine schicksalhafte Begegnung zum Nachdenken gebracht, lehnt sich gegen das Regime auf und wird letztendlich als Verräterin zu Tode verurteilt. Sie entkommt den europäischen Schergen mit knapper Not und flieht zu ihren Eltern nach Afrika. In Kenia sieht sie ihre schmerzlich vermisste Mutter wieder und begegnet auch ihrem Vater, der die Familie vor vielen Jahren verließ. Reinhold Tanner hatte sich der Rettung der Christen in Europa verschrieben und im fernen Afrika ein Rettungscenter aufgebaut. Anna genießt es zum ersten Mal in ihrem Leben, ausreichend Nahrung und Kleidung zur Verfügung zu haben, nicht über jeden Schritt Rechenschaft ablegen oder auf jedes Wort, das man sagt, achtgeben zu müssen. Sie ist in einem Land angekommen, in dem man sagen, denken, reden und glauben darf, was man möchte. Durch die liebevolle Zuwendung ihrer Familie und deren Freunde erholt sich Anna zwar rasch, sie fühlt sich jedoch einsam und isoliert und kann zudem Gott in ihrem neuen Umfeld nicht finden. Ihr Innerstes findet keine Ruhe. Durch eine Intrige in der Kollegenschaft werden Ungereimtheiten in der Organisation aufgedeckt und plötzlich überschlagen sich die Ereignisse: Anna muss fliehen und findet sich in einem Land wieder, dessen Sprache sie nicht mächtig ist und deren Kontaktpersonen sie misstraut… wird Anna es schaffen, ihren Verfolgern erneut zu entkommen?

In kurzen Sätzen wird dem Leser ein Rückblick auf die Ereignisse des Vorgängerbuches gegeben. Man begegnet den Sympathieträgern Kephas und Felix aus dem ersten Band wieder und darf sich über die Wiedervereinigung der Familie Tanner freuen. Da dieser zweite Teil in Afrika und anschließend in Finnland spielt, stellt Lydia Schwarz ihrer Protagonistin neue Nebenfiguren zur Seite, die ich allesamt als sehr gut konstruiert empfand. Besonders ans Herz gewachsen ist mir die herzliche Mama Moses, die Mutter des Felix Livingstone. Meine größte Sympathie galt allerdings dem schwermütigen Philosophen Kephas, der als Abtrünniger und Outlaw ebenfalls eine neue Heimat in Afrika gefunden hatte und immer noch um seine Familie trauert. Bei den Mitarbeitern der Hilfsorganisation handelt es sich um sehr originell gezeichnete Charaktere, die durch die ausführliche Beschreibung der Autorin in diesem Buch regelrecht zum Leben erweckt werden.

Der Buchtitel und die Abbildung der Protagonistin mit der großen Tätowierung eines Kreuzes auf ihrem Oberarm als Erkennungszeichen der Christen weisen bereits darauf hin, dass dem Glauben an Gott großen Raum in diesem Buch gegeben wird. Diese Tatsache hat dieses spannende und Abenteuer verheißende Buch meiner Ansicht nach sehr bereichert. Ich habe die Lektüre in hohem Maße genossen, und wurde auf den letzten drei Buchseiten dermaßen positiv überrascht, dass ich es nun kaum erwarten kann, den dritten Band in Händen halten zu dürfen.

An die kleine Schrift, den engen Zeilenabstand und die ungewöhnliche Platzierung der Seitenanzahl des Buches hatte ich mich nach der Lektüre des ersten Bandes inzwischen notgedrungen gewöhnt. Ein großer Kritikpunkt meinerseits ist jedoch die Darstellung jener Szenen, die in Finnland spielen, wo man sich als Leser regelrecht durch zweihundert Buchseiten in gebrochenem Deutsch quälen muss. Es hat meinen Lesefluss empfindlich gestört und mich ehrlich gesagt irgendwann dermaßen genervt, dass ich dazu überging, einige Passagen sogar zu überlesen.

Mit „Jenseits des Feuersturms“ wird die Buchreihe „Die Kreuzträgerin“ auf interessante, abenteuerliche und spannende Weise fortgesetzt. Dieser Roman wirft ernste Themen auf und zeichnet ein erschreckendes Zukunfts-Szenario, das in Mitteleuropa hoffentlich niemals zur Realität wird. Spannend – unterhaltend – empfehlenswert!

(gekürzte Version)

Bewertung vom 11.05.2014
Frauengeflüster
Hinz, Tamara

Frauengeflüster


ausgezeichnet

„Lebe dein Leben, sonst lebt dein Leben dich. Gott hat jedem von uns viel gegeben – machen wir etwas draus!“

Tamara Hinz wählt eine kleine Selbstbetrachtung als Einstieg zum vorliegenden Buch „Frauengeflüster“. Im Passus „Ich bin ich“ stellt die Autorin anhand der Temperamentenlehre des griechischen Arztes Hippokrates die darin erwähnten vier unterschiedlichen Typen kurz vor: den Sanguiniker, den Melancholiker, den Choleriker und schließlich den Phlegmatiker. Sie pflückt die verschiedenen Bereiche des eigenen „Ich“ auseinander, in dem sie die Persönlichkeitsstruktur, die Begabungen und die Biografie durchleuchtet. Zudem weist sie auf die besonderen Fähigkeiten hin, die dem Menschen bereits durch seine Gene mitgegeben wurden und regt an, seine eigenen individuellen Begabungen zu erkennen, zu entfalten und weiterzuentwickeln. Hierbei werden wichtige Impulse weitergegeben, um mit sich selbst „rund“ zu werden, sich mit sich selbst zu beschäftigen, und einen guten Umgang mit der eigenen Person zu pflegen.

Nett und angepasst sein, das ewige Dilemma des Alterns, der Umgang mit Neid und Eifersucht, die Balance zwischen Selbstbewusstsein und Treue, das Erleben und Überwinden von Krisen, der Umgang mit Menschen, die einem das Leben schwer machen und die Gestaltung von Veränderungsprozessen im Leben sind die Hauptthemen dieses Buches, denen Tamara Hinz sich auf beinahe zweihundert Seiten lang ausführlich widmet. Ihr flüssiger, sehr sympathischer Schreibstil und der interessante Inhalt machten es mir als Leser schwer, das Buch überhaupt wieder aus der Hand zu legen. Anhand vieler Beispiele konnte ich Parallelen zu persönlichen Erfahrungen ziehen, die Autorin driftet niemals ins trocken-sachliche ab, sie bleibt bei ihren Ausführungen stets praxisbezogen. Bei den einzelnen Themenbereichen zeigt sie Probleme auf, geht darauf ein, und liefert dem Leser zugleich Lösungsansätze, die zwar eine Reflektion und Veränderung des eigenen Verhaltens sowie eine Portion Mut und eine gewisse Konsequenz erfordern, in ihrer Schlichtheit und Geradlinigkeit jedoch absolut durchführbar sind.

Was dieses Buch für mich zu einer ganz besonderen Lektüre machte ist die Tatsache, dass Tamara Hinz nicht nur Andeutungen und Empfehlungen liefert, sondern sich intensiv mit der gesamten Situation beschäftigt. Sie veranschaulicht den Ursprung, die Entstehung bestimmter Probleme, schlägt einen Weg aus der Sackgasse vor, geht bei der Umsetzung auf eigene Widerstände und Ängste ein, zeigt Konsequenzen auf und verschweigt dem Leser dabei auch nicht die möglichen Reaktionen der Umwelt auf die herbeigeführten Veränderungen. Alte Muster und Opferrollen abzulegen ist nicht leicht, die Autorin macht jedoch mit ihren Ausführungen Mut, es zu versuchen, sich selbst neu kennenzulernen, sich langsam vorwärts zu tasten, sich Zeit zu lassen, neue Wege zu gehen.

Das Thema „Veränderungen“ nimmt viel Raum in diesem Buch ein, wo es darum geht, ungute Reaktionsweisen aufzuspüren und durch lebensförderliche Denk- und Verhaltensmuster zu ersetzen. Und allzu oft streben wir Veränderungen erst dann ernsthaft an, wenn wir ganz unten, am Ende unserer Kraft, angelangt sind, wenn der Leidensdruck höher als unsere Bequemlichkeit und unsere Angst vor Neuem ist.

Auch der Glaube an Gott spielt in diesem Buch eine wichtige Rolle. Tamara Hinz sieht ihn als Ursprung aller Lebendigkeit und verdeutlicht, dass Gott jeden Menschen wertvoll und einzigartig geschaffen hat und es ihm wichtig ist, dass diese Einzigartigkeit gelebt und die Begabungen und Fähigkeiten eingesetzt werden. Gott möchte, dass wir frei seiner Bestimmung gemäß, und nicht von anderen Menschen fremdbestimmt, leben.

Ich kann dieses ermutigende Buch uneingeschränkt weiter empfehlen und möchte es jeder Frau ans Herz legen, die den ersten Schritt zu Veränderungen wagen möchte. Fünf Bewertungssterne für diese inspirierende, Mut machende Lektüre!