Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
narnia
Wohnort: 
Alt Ruppin
Über mich: 
wer mehr erfahren möchte ist herzlich eingeladen: www.buecherveraendernleben.npage.de

Bewertungen

Insgesamt 1135 Bewertungen
Bewertung vom 09.03.2011
Mitte der Welt
Priess, Ursula

Mitte der Welt


ausgezeichnet

Heute lebt Ursula Priess mitten in Deutschland, mal in Berlin, mal in Norddeutschland. Einen Teil ihres Lebens verbrachte sie mit der Suche nach der Mitte der Welt und strandete dabei in Istanbul. Was sie dort erlebte hat sie nun aufgeschrieben.

Ein zusammenhängender Roman ist es nicht geworden. Das Buch ähnelt einer Sammlung von Gedankensplittern, aber auch Beschreibungen von Erlebtem. All diese Puzzleteile ergeben ein buntes, manchmal melancholisches vor allem aber neugierig machendes Bild der Riesenmetropole Istanbul.

In dieser Stadt, so meinen manche, könne man das Geld auf der Straße einsammeln. Sind diese Gestrandeten dann in der Realität angekommen, bleiben sie oft und verstärken das Heer der Armen.

Scheinbar ist in Istanbul alles möglich. Ursula Priess beschreibt europäische und orientalische Seiten der Stadt am Bosporus. Überrascht hat sie mich mit "drei Finger dick" Schnee, den sie mehrmals in Istanbul gesehen hat. Aber auch von Begegnungen mit Menschen schreibt sie. So saß sie im achtzehnten Stock eines Hotels mit deutschen Frauen zusammen, die zum Teil seit vielen Jahren in Istanbul leben. Hier sind sie die Migrantinnen, einige fühlen sich auch nach Jahren noch immer als Fremde.

Es ist so, als wenn Ursula Priess mit jedem neuen Text eine neue Seite von Istanbul aufschlägt. Es ist ein sehr privates Buch geworden, selbst über ihre ganz private Liebe erfährt der Leser einiges. In diesem Buch ist die Autorin Brückenbauerin geworden und zeigt, dass auch unterschiedliches nichts Trennendes sein muss.

Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.03.2011
Das Gesicht des Todes
Feller, Toni

Das Gesicht des Todes


ausgezeichnet

Dieses Buch ist von einem echten Kriminalhauptkommissar geschrieben und nach seiner ausführlichen Einleitung beschreibt er unter anderem den Fall des Generalbundesanwalts Siegfried Buback und auch den Fall des Serienmörders Heinrich Pommerenke, der hat es dem Autor sogar gestattet seinen tatsächlichen Namen benutzen zu dürfen.

Feller beschreibt sehr genau warum dieses Buch für ihn so wichtig ist und warum sich die Geister an diesem Buch scheiden. Oft wird dem Mörder alle Aufmerksamkeit zuteil, die Opfer dagegen kennt man kaum. Man mag einwenden, wenn sie nach einem Morddelikt sowieso tot sind mag es egal sein, aber für Toni Feller ist der Kreis der Opfer wesentlich weiter zu ziehen. Fast jedes Mordopfer hatte einen Ehepartner, Eltern oder Kinder, all diese Menschen zählt der Kommissar zu den Opfern hinzu und dies ist richtig. Besonders deutlich wird dies im Fall Buback. Der Sohn des Opfers treibt noch heute die Aufklärung im Mordfall seines Vaters voran. Hinterbliebene wollen oftmals genau wissen was geschah. Dies mag ein Bestandteil von Aufarbeitung des Geschehenen oder auch ein Stück Trauerbewältigung sein.

So ganz nebenbei streift der Autor auch die Fernsehkrimiwelt. Es wird deutlich, dass beide Welten nur sehr wenig miteinander zu tun haben. Dann beginnt der Autor, der sich übrigens für elektronische Fußfesseln bei gefährlichen Tätern nach ihrer Haftentlassung ausspricht, insgesamt neun Mordfälle zu beschreiben.

Auf die einzelnen Fälle gehe ich hier nicht ein, aber es ist zum Teil schon sehr erstaunlich für mich wieviele Schwachstellen unser Staat hat, wieviel nicht funktioniert, wieviel die Beamten davon selber sehen und wie wenig sie davon selbst ändern können. Dieses Buch sollte man unbedingt lesen um einen Einblick in die Niederungen des deutschen Alltags zu bekommen. Toni Feller gehört zu einem Ermittlerteam das in Karlsruhe und Umgebung ermittelt, mit einer Aufklärungsrate von 90 Prozent dürften sie zu den besten im Bundesdurchschnitt gehören.

Christian Döring

18 von 19 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.03.2011
Gerechtigkeit siegt - aber nur im Film
Taschner, Rudolf

Gerechtigkeit siegt - aber nur im Film


ausgezeichnet

Es mag ernüchternd klingen, aber die Erkenntnis, dass es hier auf Erden keine Gerechtigkeit für jedermann gibt, führt uns mitten in unseren Alltag. Rudolf Taschner bringt dazu in seinem Buch nicht nur eine Vielzahl von Beispielen, sondern er verspricht auch: "Dieses Buch beleuchtet den Begriff "Gerechtigkeit" aus den verschiedensten Blickwinkeln."

Seit Anbeginn der Menschheit sehnt sich diese nach Gerechtigkeit, spätestens nach diesem Buch ist klar, es wird sie nie geben. Der Autor geht weit in die Geschichte zurück um sich den Begriff Gerechtigkeit anzuschauen. Egal ob Camus oder die Unabhängikeitserklärung der USA von 1776, das Ergebnis ist immer wieder ernüchternd: Gerechtigkeit für alle ist nicht umsetzbar. Letzten Endes sind doch nicht alle gleich. Immer wieder sind einige etwas gleicher . . .

Obwohl Rudolf Taschner den Begriff Gerechtigkeit im Zusammenhang mit der Literatur, Philosophie, Geschichte und Politik immer wieder neu definiert und dabei die Suche nach Gerechtigkeit für jedermann nicht aufgibt, findet er sie letztlich nicht.

Besonders spannend war für mich sein letztes Buchkapitel "Gerechtigkeit und Gnade" zu lesen. Hier bringt der Autor Gerechtikeit mit dem Gericht Gottes in Zusammenhang. Wird sich die Gerechtigkeit für uns Menschen denn wenigstens in den himmlischen Gefilden finden lassen?

Wie immer wenn ein Thema auch theologisch betrachtet wird und es um Glaubensdinge geht, trifft man auf Dinge die die Menschheit trennt. So war Augustinus ein gestrenger Verfechter von Recht und Gesetz und längst nicht bereit für viele die himmlischen Tore zum Paradies zu öffnen. Origenes dagegen sah die Frage nach der Gerechtigkeit wesentlich entspannter. Er bringt die Gnade mit ins Spiel. Ganz sicher ist sie ein wesentlicher Schritt zu mehr Gerechtikeit, aber Gerechtigkeit für jedermann scheint mir auch hier nicht aufindbar zu sein.

Wem dieses Thema liegt, der wird dieses Buch verschlingen. Rudolf Taschner schreibt wie immer: Nicht wie ein trockner Professor, sondern gut verständlich und lebensnah! Ein fertiges Rezept für Gerechtigkeit kann auch Taschner nicht liefern, dafür jedoch gute Gedankenanstöße.


Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.03.2011
Sterben / Min Kamp Bd.1
Knausgard, Karl Ove

Sterben / Min Kamp Bd.1


ausgezeichnet

Wer sich auf dieses atemberaubende Buch einläßt, der sollte wissen, dass es der 1. Band einer Reihe von 6 geplanten Büchern ist. Das erste zumindest hat es in sich.

Verschweigen will ich es nicht, dieses Buch macht es dem Leser nicht ganz einfach, verlangt ihm einiges an eigener Aufarbeitung ab. Recht bald habe ich bermerkt, dass der Erzähler einen gewaltigen Familienroman vor mir ausbreitet. Von Seite zu Seite dringt der Leser mit Hilfe von Knausgard immer tiefer in seine Vater - Sohn - Beziehung ein, lernt sehr viele Personen kennen und liest auch immer wieder Texte aus der Bibel.

Keineswegs will der Erzähler missionieren, aber er benutzt sehr geschickt biblische Texte, um mit ihrer Hilfe über das Leben an sich und innerhalb einer Familie im speziellen nachzudenken. Zusammen mit seinem Bruder ordnet der Erzähler den Nachlass seines Vaters. Der ist tot und die beiden Brüder beginnen Resümee zu ziehen. Die Beziehungen zum Vater waren nie einfach. Auch nach dem Tod ist der Vater noch immer allgegenwärtig. Von Karl Ove Knausgard fühle ich mich sehr angesprochen. Ich lese von seiner Vater - Sohn - Beziehung und denke über meine nach.

Ebenso spannend ist die Länge des Buches und dem, was noch an Folgebänden kommt. Ich hoffe sehr, dass viele Leser sich die Zeit nehmen über zwischenmenschliche Beziehungen nachzudenken. In der Gegenwart fehlen oft Zeit und Raum für solche wichtigen und notwendigen menschlichen Bedürfnisse. In diesem Buch lerne ich wie es geschehen kann. In diesem Sinne ist dieses Buch ein Denkmal,das hoffentlich fest steht, um dem Strom der Zeit der leider in die andere Richtung fließt standzuhalten.

Der Autor nimmt mit seiner Geschichte und mit seiner Art des Erzählens gefangen, mir gefällt sie sehr gut. Ich habe für dieses Buch mehr Zeit als im Normalfall gebraucht, aber die Zeit war gut investiert. Ich freue mich auf die Folgebände.


Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

13 von 14 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.03.2011
Ich glaube an Gott und so weiter …
Praetorius, Ina

Ich glaube an Gott und so weiter …


ausgezeichnet

Wie sind eigentlich Ihre Erfahrungen mit dem Apostolischen Glaubensbekenntnis? Wissen Sie noch wann Sie es zum ersten Mal gehört haben? Oder hatten Sie es auch irgendwann einmal auswendig drauf?

So jedenfalls ging es der evangelischen Theologin Ina Praetorius. Sie erinnert sich: "Es war ein Gefühl, als hätte ich etwas gegessen, das mir nicht schmeckte. Die alten fremdartigen Worte lagen mir schwer im Magen ..." Und genau von diesem Punkt an lädt die Autorin ihre Leser auf eine gemeinsame Erkundungsfahrt durch das ganz persönliche Glaubensleben ein.

In den folgenden 15 Kapiteln widmet sich Ina Praetorius Satz für Satz und Wort für Wort unserem bekannten Apostolischen Glaubensbekenntnis. Dabei läuft sie vor keiner Frage davon. Sie spricht alles was ihr "schwer im Magen" liegt an, egal ob Stallgeburt, Weihnachtsmatrix, Sünden und Verfehlungen oder die große nie vollkommen zu beantwortende Frage nach Gott in seiner Gesamtheit.

Besonders empfehlenswert ist dieses Buch, weil die Theologin nicht in hoch theologischen Sätzen spricht, sondern humorvoll, mit Augenzwinkern gemeinsam mit uns Laien über unseren Glauben nachdenkt ohne dabei endgültige Antworten zu finden.

Fazit: Ina Praetorius denkt über Fragen des Apostolischen Glaubensbekenntnisses nach und tut dies in erfreulich humorvoller und gut verständlicher Sprache.

Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.03.2011
Guttenberg
Lohse, Eckart;Wehner, Markus

Guttenberg


ausgezeichnet

Diese Biografie hat mit dem Rücktritt des Ex - Verteidigungsminister nichts zu tun und dennoch ist sie äußerst interessant, gerade durch den Sturz des Shootingstar gewinnt diese Biografie an Aktualität. Beide Autoren zeigen immer auch die beiden Guttenbergs in einer Person. Als Doppeltalent wird er gezeigt. Einer aus der neuen deutschen Politikergeneration die sich sehr gut präsentieren können und der zugleich Machtmensch ist.

Allein wenn ich mir die Fotos mit dem Wissen von heute anschaue, dann erscheint der Aufstieg des Kometen zu Guttenberg in einem ganz anderen Licht. Über welchen deutschen Jungpolitiker wurden bereits so viele Biografien geschrieben? Im Buch gehen die Autoren sogar so weit zu sagen, er hätte sich auf Kosten der Soldaten profiliert. Andererseits war er aber auch derjenige, der den Einsatz deutscher Soldaten in Afghanistan als Krieg bezeichnete und damit der breiten Bevölkerung aus dem Herzen gesprochen hat.

Die politische Karriere des "deutschen Kennedy" hat sich vorerst erledigt. Mit diesem Wissen wird diese Biografie nun gelesen werden und wird ungewollt zu einem Denkmal für Menschen die vor lauter Hochmut fallen. Allerdings liegt in jedem Fall auch ein wieder Aufstehen.


Christian Döring

20 von 45 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.03.2011
Größer als meine Träume
Mittelstädt, Elisabeth

Größer als meine Träume


ausgezeichnet

Angst hatte Elisabeth Mittelstädt als sie 1963 die 400 Meter über die Berge nach Österreich kriecht. Mit 17 Jahren hat sie sich einem Fluchthelfer anvertraut um dem Kommunismus zu entfliehen. Als beide Angst bekommen, sagt der Fluchthelfer: "Du glaubst doch an Gott! Dann rede jetzt mit ihm."

Als Leser werde ich in diesem Buch von zwei Erzählebenen hin - und hergerissen. Spannend erzählt Elisabeth Mittelstädt aus ihrem Leben. Sie legt Rechenschaft ab und sie will sich ganz bewußt mitteilen. Auf der anderen Seite benutzt sie herrliche Bilder in ihren Lebensbeschreibungen und weist auf die Wichtigkeit hin, dass viele Menschen aus ihrem Leben erzählen sollten. Stellenweise nimmt die Autorin sich selbst zurück, um Gottes Eingreifen in den Alltag noch sichtbarer werden zu lassen.

Elisabeth Mittelstädt erzählt aus ihrer ungarischen Heimat und zieht Resümee. Sie weiß zu erzählen und zu begeistern. Dabei erzählt sie nicht als prominente Dame und Mitgestalterin des christlichen Pressewesens. Sie erzählt als Frau, die in ihrem Leben viele Erfahrungen mit Gott und den Menschen gemacht hat, diese will sie weitersagen. Sehr ausführlich und hilfreich fordert die Autorin ihre Leser auf: "Erforschen Sie ihre eigene Geschichte". Sie weist auf die Wichtigkeit erzählter Geschichten hin und ist überzeugt davon, dass diese Geschichten "große Heilung und Freiheit bewirken."

Besonders beeindruckt mich diese so völlig aus dem Rahmen fallende Lebensgeschichte an den Punkten, an denen Elisabeth Mittelstädt sich nicht zu prominent und zu gut dafür ist, über eigene Schwächen und Fehler zu schreiben. Als ihr Vater starb hat er kurz zuvor gebeichtet und um Vergebung für den vielen Ärger gebetet, den er durch seine Trinkerei über seine Familie gebracht hat. Der Autorin schien dies auf den ersten Blick ein zu leichter Weg zu Gott zu sein, aber sie revidierte ihre Meinung.

Die Autorin Elisabeth Mittelstädt war ihr ganzes Leben lang auf der Suche. Immer ging es ihr um die Wahrheit, die Freiheit und um Gott. Ihr Buch ist ein Glaubenszeugnis geworden, das es lohnt gelesen zu werden. Die Autorin ermuntert ihre Leser ebenfalls aus ihrem Leben zu erzählen.

Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.02.2011
Der letzte Sommer auf Long Island
Whitehead, Colson

Der letzte Sommer auf Long Island


ausgezeichnet

Von Sommer zu Sommer trifft sich auf Long Island die Mittelschicht. Die beiden Helden des Buches Ben und Reggie treffen Bekannte wieder, reden über Klamotten und die neueste Musik.

Aber in diesem Ferienparadies werden sie auch schon mal für Diplomatensöhnchen eines afrikanischen Regierungsvertreters gehalten, nur weil sie gut angezogen waren. In der Frage des Mannes schwang mit, warum sollten sich Schwarze sonst gut anziehen.

In diesem Buch schwirrt mir nicht nur die Sehnsucht nach einem verloren gegangenen Kinderparadies um die Ohren, hier begegnet mir auch amerikanische Innenpolitik der 70er und 80er Jahre. Spannend ist es für mich mitzuerleben wie das Verhältnis zwischen den Bevölkerungsgruppen beschrieben wird. Die Ehrlichkeit des Autors wird besonders an den Stellen sichrbar, an denen er gesteht er müsste eigentlich Farbige kennen die längst die Rechte erkämpft haben, in denen sich der Autor längst sonnen darf.

Das vorliegende Buch beschreibt eine Zeit die unwiderbringlich vorbei ist. Der Leser spürt dies, legt das Buch dennoch nicht weg. Nostalgie und Wehmut machen sich beim Lesen in mir breit, auch wenn ich nie Long Island betreten habe.

Jeder Leser kann sich in Colson Whitehead hineinversetzen, in seine Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies. An solchen Romanen wird deutlich wie Zeit sich und die Menschen verändert. Da wo uns Geschichte berührt und wir den Hauch von Vergänglichkeit spüren, da können wir uns der Faszination von Colson Whitehead nicht entziehen.

Einer Entführung gleich habe ich mich dem Autor anvertraut und habe sein Buch in mich aufgesogen. Es war ein Genuss!

Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.02.2011
Im Museum
Lange, Hartmut

Im Museum


ausgezeichnet

"Im Museum" hat Hartmut Lange Geschichten vereinigt, die den Leser zum Teil gespenstisch in den Bann ziehen. Alle Geschichten spielen im Deutschen Historischen Museum und haben die Zeit, die Vergänglichkeit und die Geschichte zum Thema.

Da ist beispielsweise der Museumsmitarbeiter Bernd Klinger. Er erkennt einen Mann wieder und gibt sich ihm gegenüber als Leutnant Klinger von der operativen Abteilung aus der Normannenstraße zu erkennen und sagt ihm: "Ich habe sie eine Woche lang verhört." Klingers Frechheiten gehen noch weiter. Der Stasimann zitiert den Museumsbesucher sogat zum Verhör.

Nur 114 Seiten zählt das jüngste Buch des Berliner Autoren Hartmut Lange. Aber liest man es durch, hat man das Gefühl gerade erst damit begonnen zu haben. Beginnt man es noch einmal und dies ist viel mehr als nur ein spannender Selbsversuch, liest man die gleichen Geschichten weiter, sie geben mehr von sich preis als beim ersten Lesen.

Lange spielt mit Menschen, ihren Lebensgeschichten und Zeitepochen. In diesem dünnen Büchlein lässt er Jahrhunderte aufeinanderprallen. Und um so weiter er Geschichte fasst um so deutlicher geht es auch um Einzelne. Egal ob es die einsame Margarete Bachmann ist oder Adolf, der Junge vor dem später die halbe Welt Angst hatte.

Wenn man sich für dieses Büchlein Zeit nimmt, wird es seine Weisheit entfalten. Ich habe es gern zwei mal gelesen und empfehle es sehr gern weiter.


Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.02.2011
Der König und die Totenleserin
Franklin, Ariana

Der König und die Totenleserin


ausgezeichnet

Ariana Franklin kann begeistern und ihre Leser in Atem halten. Seite für Seite bringt die Autorin ihre mittelalterliche Heldin Adelia Aguilar besser in Szene. In einer Zeit in der Frauen nichts mit dem medizinischen Handwerk zu tun haben durften, beginnt Adelia Aguilar mit ihren Ermittlungen als Totenleserin. Sie versucht die drängende Frage nach König Artus zu beantworten. Ist er tot und ist er eines der beiden Skelette?

In einem Zuge habe ich diesen Krimi verschlungen, dies spricht für seine Spannung. Manchmal allerdings hatte ich das Gefühl wie von einer Reiseleiterin durch das Mittelalter hindurchgereicht zu werden. Dies war nie langweilig, aber sehr vielschichtig. Ich habe mich gefragt ob weniger, dafür besser ausgebaut, nicht mehr gewesen wäre? Diese Frage lässt sich nicht beantworten. Mit dem was ich vor mir liegen habe, war ich dennoch sehr zufrieden.

Ariana Franklin gelingt es das Mittelalter gut in Szene zu setzen, vor meinen Augen wurde es lebendig. Die Welt des Aberglaubens ist mächtig, ein bestimmender Faktor. Sehr gut verknüpft die Autorin ihre Geschichte mit den historischen Realitäten. Der Leser bekommt so ein gutes Gespür für das 12. Jahrhundert. Heinrich II. und die Waliser bekriegen sich, sie wollen keinesfalls unter der Krone leben und hoffen auf König Artus. So kommt auch die politische Seite der Geschichte nicht zu kurz.

Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.