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Benutzername: 
wampy
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Issum

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Insgesamt 501 Bewertungen
Bewertung vom 14.11.2019
Die geteilten Jahre
Lisse, Matthias

Die geteilten Jahre


sehr gut

Ein Freigeist in Nöten

Buchmeinung zu Matthias Lisse – Die geteilten Jahre

„Die geteilten Jahre“ ist ein Roman von Matthias Lisse, der 2019 bei Droemer HC erschienen ist.

Zum Autor:
Matthias Lisse wurde 1957 geboren. Aufgewachsen in der DDR, studierte er aus politischen Gründen statt Geschichte und Literatur Veterinärmedizin und später Pferdezucht und -sport und wurde Militaryreiter sowie Ausbildungsleiter des bedeutendsten Vollblutgestüts der DDR.
Im Frühjahr 1988 gelang ihm die Flucht in die Bundesrepublik, ein Jahr später folgten ihm seine Frau und Tochter. Gemeinsam bauten sie einen Reit-und Zuchtbetrieb in Bayern auf, wo sie noch heute leben.

Klappentext:
Berlin 13. August 1961
Der Traum vom „Arbeiter- und Bauernparadies“ ist ausgeträumt, und wie viele andere haben Wolfgang Leipold und seine Frau nur ein Ziel: die DDR, zusammen mit ihrem kleinen Sohn Marcus, so schnell wie möglich zu verlassen. Doch ihr Entschluss kommt zu spät, denn mit der Errichtung der Mauer ist ihnen der Weg in die Freiheit versperrt und jeder Gedanke an eine Flucht aus der DDR so gut wie unmöglich.
Jahre später träumt Marcus, inzwischen verheiratet und Vater einer Tochter, ebenfalls davon, in den Westen zu gehen, doch zunächst gelingt es nur ihm, diesen Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Wie aber soll er es schaffen, seine Frau Imke und die kleine Jessica zu sich zu holen?
Neue Hoffnung keimt auf, als im September 89 Tausende DDR-Flüchtlinge die Prager Botschaft stürmen – darunter auch Imke und ihre Tochter …

Meine Meinung:
Matthias Lisse beschreibt in diesem autobiografischen Werk seine sehr persönliche Geschichte von seiner Jugend bis zu seiner persönlichen Wiedervereinigung. Seine subjektive Wahrnehmung wird mit kurzen Szenen prominenter Politiker aufgelockert. Der Autor schildert einen unabhängigen Menschen, der frei von Politik und Kirche leben will, sich aber in der DDR immer mehr eingeengt fühlt. Es werden viele Informationen zum alltäglichen Leben in der DDR gegeben, die mir zum Teil unbekannt waren. Im Laufe der Zeit wird die Situation füt die Hauptfigur immer unerträglicher und es ist wohl nur eine Frage der Zeit, wann er aus politischen Gründen ins Gefängnis wandert. So ergreift er bei einem Familienbesuch im Westen die Chance zur Flucht, auch wenn er seine Frau und seine junge Tochter zurücklassen muss. Danach sucht er verzweifelt nach einem Weg, Frau und Tochter zu sich zu holen. Die Schilderungen sind hoch emotional und man spürt den unglaublichen Druck, den er aushalten musste. Das Buch lebt von der subjektiven Darstellung und doch wirkte es manchmal überzogen.

Fazit:
Ein beeindruckendes Wert über das Leben eines Freidenkers mit einer sehr subjektiven Sicht der Dinge. Von mir gibt es vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 12.11.2019
Der Verein der Linkshänder
Nesser, Hakan

Der Verein der Linkshänder


ausgezeichnet

Ein Meisterwerk

Buchmeinung zu Hakan Nesser – Der Verein der Linkshänder

„Der Verein der Linkshänder“ ist ein Kriminalroman von Hakan Nesser, der 2019 bei btb in der Übersetzung von Paul Berf erschienen ist. Der Titel der schwedischen Originalausgabe lautet „De vänsterhäntas förening“ und ist 2019 erschienen.

Zum Autor:
„Lesen ist großartig, aber schreiben ist vielleicht noch großartiger“, sagte Håkan Nesser einmal. Den deutschen Lesern ist er besonders durch die Reihe mit Kommissar Van Veeteren bekannt sowie durch die „Gunnar-Barbarotti“-Krimis. In Schweden sind seine Werke so anerkannt, dass zwei seiner Bücher zu Schulliteratur wurden: „Kim Novak badete nie im See von Genezareth“ sowie „Und Piccadilly Circus liegt nicht in Kumla“. Das freut den Autor besonders, weil er bis 1998 als Lehrer tätig war. Der 1950 in der schwedischen Gemeinde Kumla geborene Schriftsteller hat Geisteswissenschaften studiert und Englisch und Schwedisch unterrichtet. Er lebt heute mit seiner Familie in London und auf Gotland.

Meine Meinung:
Das Zusammentreffen der Krimifiguren van Veeteren und Barbarotti deutete auf einen besonderen Kriminalroman hin. Meine Erwartungen waren riesig und sie wurden erfüllt. Der Kriminalroman spielt auf drei Zeitebenen, zwischen denen der Autor permanent wechselt. In der Zeitebene, die Ende der sechsiger Jahre spielt, beginnt die Geschichte des Vereins, der sich nur aus linkshändigen Schülern rekrutiert. In der zweiten Zeitebene zu Beginn der neunziger Jahre werden mehrere Mitglieder ermordet und in der Jetztzeit ermitteln die Kommissare in einem neuen Mordfall. Van Veeteren erfährt von einem ehemaligen Kollegen, dass sie bei den Ermittlungen zum Mehrfachmord den falschen Täter überführt haben. Van Veeteren nutzt die Flucht vor den Feierlichkeiten zu seinem 75. Geburtstag um mit seiner Lebensgefährtin in dieser Sache zu ermitteln. Beide tauschen dabei meist eher philosophische Überlegungen aus, kommen aber trotzdem auch in der Sache voran, Durch eingefügte Abschnitte aus den früheren Zeitebenen werden die Überlegungen des Lesers immer wieder in eine falsche Richtung geleitet. Alles klingt plausibel und man glaubt, den Täter überführt zu haben, aber dann tauchen neue Ermittlungsergebnisse auf, die dem widersprechen. Dieses Vorgehen wiederholt sich einige Male. Dann wird Barbarotti in einem aktuellen Mordfall zu Ermittlungen nach Maardam geschickt. Er ist mit einer Kollegin unterwegs und auch sie pflegen Unterhaltungen, die ofr nur bedingt mit dem Fall zu tun haben. Bei einem gemeinsamen Abendessen wird dann der Fall gelöst. Dessen sind sich beide Ermittler sicher.
Hakan Nesser ist ein begnadeter Erzähler, der mich fesselt ohne das es die Spannung braucht. Er beschreibt die Menschen so, dass ich eine genaue Vorstellung ihrer Persönlichkeit habe. In diesem Buch kommt dem Leser ganz automatisch die Rolle eines Ermittlers zu und mehrfach hatte ich einen Täter überführt, der es dann doch nicht war. Der Autor spielt mit dem Leser auf eine besondere Weise. Am Ende hatte ich volles Verständnis für den Fehlgriff van Veeterens, zumal er mit allen Fakten und der Mithilfe seiner Partnerin doch noch den richtigen Täter erkennt.

Fazit:
Mir hat dieses Werk unheimlich viel Vergnügen bereitet, auch wenn oder gerade weil mir mehrfach eine vollständige Lösung suggeriert wurde, die dann mit einer weiteren Information hinfällig wurde. Ich kann nur applaudieren, die Höchstnote fünf von fünf Sternen vergeben (100 von 100 Punkten) und eine Leseempfehlung aussprechen.

Bewertung vom 12.11.2019
Der zehnte Gast
Lapena, Shari

Der zehnte Gast


ausgezeichnet

Ein Psychothriller der ruhigen Art

Buchmeinung zu Shari Lapena – Der zehnte Gast

„Der zehnte Gast“ ist ein Kriminalroman von Shari Lapena, der 2019 bei Bastei Lübbe in der Übersetzung von Axel Merz erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe lautet „An Unwanted Guest“ und ist 2018 erschienen.

Zum Autor:
Shari Lapena arbeitete als Rechtsanwältin und Englischlehrerin, bevor sie sich dem Schreiben von Romanen widmete. Sie gab ihr Thrillerdebüt mit THE COUPLE NEXT DOOR. Shari Lapena lebt mit ihrem Ehemann und den beiden gemeinsamen Kindern in Toronto.

Klappentext:
Das Mitchell’s Inn in den Wäldern der Catskill Mountains ist der perfekte Ort für ein gemütliches Wochenende. Doch als ein Schneesturm aufzieht, der jeglichen Kontakt zur Außenwelt unmöglich macht, wird das Hotel zur tödlichen Falle. Denn ein Gast nach dem anderen stirbt unter mysteriösen Umständen. Jeder weiß: Der Mörder muss unter ihnen sein - und es gibt keine Möglichkeit, die Polizei zu alarmieren oder zu fliehen ...

Meine Meinung:
Mein erstes Buch der Autorin hat mich positiv überrascht. Das Setting ist in ähnlicher Form wohlbekannt – eine Gruppe von Menschen trifft sich an einem abgelegenen Ort und kann keine Verbindung zum Rest der Welt aufnehmen und dann gibt es einen Todesfall. Hier liegt die Abgeschiedenheit an einem Wintersturm und ist zeitweiliger Natur.
Die Geschichte wird aus wechselnden Perspektiven erzählt und jeder der zehn Gäste trägt seinen Teil dazu bei. Keiner der Gäste ist der geborene Sympathieträger und jeder hat ein Problem in seinem Rucksack. Nach ruhigem Beginn zieht die Autorin das Tempo an, indem einige der Gäste ihr Problem zumindest zu Teilen kundtun. Nach der zweiten Leiche wird auch die Atmosphäre frostig und auch der Leser beginnt zu frösteln. Blutige Darstellungen fehlen komplett, denn die Autorin setzt auf die psychologischen Momente. Manche Gäste benehmen sich etwas seltsam, auch weil der Druck, der auf ihnen lastet, schwer wiegt. Die Autorin seziert Beziehungen und die Beteiligten geben kein gutes Bild ab. Es gibt weitere Leichen und manche Personen verhalten sich unvernünftig. Das ist vielleicht das einzige Manko dieses Buches. Die Autorin spielt mit dieser Unvernunft und manchmal bleibt die erwartete Leiche aus. Der Weg zur Auflösung ist mit einigen Überraschungen gepflastert und auch am Ende bleiben ein paar Punkte offen.

Fazit:
Dieser Thriller lebt von der Darstellung der psychologischen Aspekte und hat mich weitgehend überzeugt. Die kleineren Mängel führen zu keiner Abwertung und so vergebe ich fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten). Dazu gibt es eine klare Leseempfehlung für die Freunde psychologisch geprägter Thriller.

Bewertung vom 31.10.2019
Dreistellig (eBook, ePUB)
Boyd, Lyl

Dreistellig (eBook, ePUB)


sehr gut

Lohnt das Leben für ein einziges Ziel?

Buchmeinung zu Lyl Boyd – Dreistellig

„Dreistellig“ ist eine Kurzgeschichte von Lyl Boyd, die 2019 bei Books on Demand erschienen ist.

Zum Autor:
Lyl Boyd ist ein Autor mit deutschen Wurzeln, aufgewachsen im digitalen Zeitalter mit Einsen und Nullen. Bereits früh sträubte er sich gegen schwarz-weißes Denken und interessierte sich mehr für die Grauzone dazwischen. Er fand seine Erfüllung schließlich im geschriebenen Wort. Seither ist das Geschichtenerzählen seine kreative Passion.

Klappentext:
Geschäftsmann sucht Jungbrunnen
Vincent ist besessen davon, ein hohes Lebensalter zu erreichen, und fliegt dafür sogar bis ans andere Ende der Welt ...

Meine Meinung:
Diese Kurzgeschichte regt zum Nachdenken an und der Leser erfährt einiges Wissenswerte im Zusammenhang mit sehr alten Menschen. Auch wenn das Ende vorhersehbar scheint, so ist es doch eine gelungene Kurzgeschichte. Gerne vergebe ich vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten).

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.10.2019
Wunderbare Zeiten / Die Schwestern vom Ku'damm Bd.2
Riebe, Brigitte

Wunderbare Zeiten / Die Schwestern vom Ku'damm Bd.2


sehr gut

Ein Mann, ein Haus, ein Kind

Buchmeinung zu Brigitte Riebe – Wunderbare Zeiten

„Wunderbare Zeiten“ ist ein Roman von Brigitte Riebe, der 2019 bei Wunderlich erschienen ist. Dies ist der zweite Teil der Trilogie um die Schwestern vom Ku'damm.

Zum Autor:
Brigitte Riebe ist promovierte Historikerin und arbeitete zunächst als Verlagslektorin. Sie hat mit großem Erfolg zahlreiche Romane veröffentlicht, in denen sie die Geschichte der vergangenen Jahrhunderte lebendig werden lässt. Ihre Bücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Die Autorin lebt mit ihrem Mann in München.

Klappentext:
Berlin, 1952: Man muss das Leben tanzen, das war schon immer Silvie Thalheims Motto. Während für Schwester Rike das Kaufhaus am Ku'damm an erster Stelle steht, will Silvie nach der dunklen Zeit des Krieges nur eins: das Leben in vollen Zügen genießen. In den Wirtschaftswunderjahren laufen die Geschäfte ohnehin bestens, das Kaufhaus Thalheim bietet die neueste Mode an. Petticoats und Nylonstrümpfe, dazu feine Kollektionen aus Italien. So träumt Silvie ihren eigenen Traum: als Rundfunkredakteurin beim RIAS Karriere zu machen.
Doch seit ihr Zwillingsbruder aus dem Krieg heimgekehrt ist, hat sich die Dynamik in der Familie verändert. Oskar soll das Unternehmens leiten, gibt sich aber lieber dem Rausch durchfeierter Nächte hin. Als dann auch noch ein verhasster Konkurrent die Geschäfte torpediert und den Thalheims alles zu nehmen droht, wird Silvie klar, dass sie Verantwortung für das Kaufhaus und ihre Familie übernehmen muss…

Meine Meinung:
Erstaunt habe ich festgestellt, dass mich Romane mit Familiengeschichten immer wieder gefallen. So ist es auch im zweiten Band um die Familie Thalheim. Die Mischung aus realen historischen Elementen mit einer fiktiven Familiengeschichte übt einen starken Reiz aus. Die Autorin lässt in einem wunderbar leicht zu lesenden Schreibstil ein halbes Jahrzehnt vor dem Leser dahin fliegen, ohne dass es einen Moment langweilig wird. Im Mittelpunkt steht diesmal die selbstbewusste Silvie Thalheim, die sich aus der Familie gelöst hat und als Radiomoderatorin sehr erfolgreich ist. Diese Selbstbestimmung gerät in Gefahr als die Familie mehr Einsatz für das Modekaufhaus fordert. Zusätzlich wird sie vom klassischen Frauenbild mit Mann, Haus und Kind eingeholt. Schicksalsschläge und hoffnungsvolle Entwicklungen stehen im Fokus der Geschichte und Silvie muss ihr Leben immer wieder neu ordnen. Aber auch andere Familienmitglieder werden begleitet und auch ihre Sorgen, Nöte, Hoffnungen und Erlebnisse kommen nicht zu kurz. Ein Gefühl für die Zeit erhält man durch eingestreute Liedtexte, Nachrichten über politische Entwicklungen in Berlin, aber auch im Ostblock. Man verfolgt das Auseinanderdriften zwischen Ost und West, gerade auch in den Auswirkungen auf einzelne Personen. Es ist wunderbar erzählt und doch hat es mich nicht so gefesselt wie der erste Teil. Vielleicht ist Aufbau einfach interessanter als Weiterentwicklung.
Die Figuren sind interessant gestaltet mit Ecken und Kanten und sie entwickeln sich weiter. Es gibt Zeiten der Reflektion und Zeiten des Handelns. Die Atmosphäre einer aufstrebenden Stadt ist jederzeit spürbar und ich habe mich mit den Figuren gefreut und auch mit ihnen gelitten. Eine Zeittafel mit wichtigen und interessanten Ereignissen vervollständigt das positive Leseerlebnis. Ich freue mich schon auf den dritten Teil.

Fazit:
Die Geschichte der Thalheims wird faszinierend weitergeführt und doch fällt es im Vergleich zum ersten Teil etwas ab. Deshalb diesmal nur sehr gute vier von fünf Sternen und eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 12.10.2019
Letzte Ausfahrt Auerberg
Peters, Nicole

Letzte Ausfahrt Auerberg


weniger gut

Angenehmer Schreibstil, aber überzeichnete Handlung

Buchmeinung zu Nicole Peters – Letzte Ausfahrt Auerberg

„Letzte Ausfahrt Auerberg“ ist ein Kriminalroman von Nicole Peters , der 2019 bei KBV erschienen ist.

Zum Autor:
Nicole Peters (* 1968) hat in Bonn Geografie studiert, entschied sich anschließend jedoch dazu, im Lektorat eines Verlages zu arbeiten. Sie ist eine der „Mörderischen Schwestern“ und Mitglied der Literaturwerkstatt Hennef, ihrer Heimatstadt. „Land im Nebel“, ein historischer Roman, erschien 2018. „Letzte Ausfahrt Auerberg“ ist Nicole Peters’ erster Kriminalroman.

Klappentext:
Unter einer Autobahnbrücke im Bonner Norden wird eine Frauenleiche gefunden, zu deren Identität es keinerlei Hinweise gibt. Sicher ist nur, dass sie eines gewaltsamen Todes gestorben ist. Bei der als Opfervertreterin bekannten Rechtsanwältin Helen Freitag meldet sich kurz darauf ein Ehepaar, das glaubt, auf den Zeitungsfotos ihre vor zwanzig Jahren verschwundene Tochter Natalie wiedererkannt zu haben.
Schnell stellt sich heraus, dass die Mandanten gut daran getan haben, sich nicht unmittelbar an die Polizei zu wenden. Denn der ermittelnde Kriminalhauptkommissar weigert sich, eine Verbindung zwischen dem damaligen Vermisstenfall und dem Leichenfund herzustellen, womöglich um seine eigenen, vor zwanzig Jahren begangenen Fehler, zu vertuschen.
Helen muss sich tiefer in die Ermittlungsarbeit einlassen, als ihr lieb ist. Als sie anonyme Emails erhält, erkennt sie, dass jemand ihre Nähe sucht, der mehr über den Mord zu wissen scheint. Sie beginnt zu ahnen, dass ihre Nachforschungen gefährlich für sie werden könnten …

Meine Meinung:
Dieses Buch besticht durch den angenehm zu lesenden Schreibstil der Autorin. Sie erzählt flüssig und doch informativ. Die Figuren werden anschaulich dargestellt und haben doch ihre Ecken und Kanten. Die Geschichte spielt auf mehreren Zeitebenen. In Rückblenden wird aus der Sicht des späteren Opfers die tragische Entwicklung ihrer Beziehung dargestellt. In der Gegenwart lernen wir die Anwältin Helen und ihre neue Auszubildende Marie mit ihren Sichtweisen kennen. Die Emotionen der Beteiligten werden deutlich und doch blieben sie mir weitgehend fremd. Leider hat mir auch die Geschichte selbst weniger gefallen. Auf mich wirkte fast alles ein wenig überzogen. Alle Figuren haben recht große Probleme im privaten Bereich und der Plot war überkonstruiert. Die Spannung wurde hoch gehalten, aber die Authenzität der Figuren ging verloren. Gerade Helen agierte mit zu viel Herz und Wagemut, insbesondere für eine Anwältin. Ich denke, dass die Autorin hier zu viel wollte.

Fazit:
Der Schreibstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen, aber die erzählte Geschichte war mir eindeutig zu konstruiert und hat mich nicht überzeugt. Deshalb kann ich nur zwei von fünf Sternen (50 von 100 Punkten) vergeben. Ich werde der Autorin aber eine weitere Chance geben.

Bewertung vom 09.10.2019
Haifische am Strelasund
Wetekam, Burkhard

Haifische am Strelasund


sehr gut

Sympathische Ermittler in einem komplexen Fall mit Umweltbezug

Buchmeinung zu Burkhard Wetekam – Haifische am Strelasund

„Haifische am Strelasund “ ist ein Kriminalroman von Burkhard Wetekam, der 2019 bei Hinstorff erschienen ist.

Zum Autor:
Burkhard Wetekam wurde 1968 am Rande des Ruhrgebietes geboren. Er studierte Germanistik, Musik und Philosophie und war mehrere Jahre als freier Journalist tätig, unter anderem für den Deutschlandfunk und die Wochenzeitung DIE ZEIT. Burkhard Wetekam schreibt Sachbücher, Romane und Erzählungen. Er lebt in Hannover.

Meine Meinung:
Dieser Regionalkrimi verknüpft Ostseeflair mit Umweltthemen und der Autor macht es geschickt. Er schlägt nicht mit dem Dampfhammer zu, sondern er regt zum Nachdenken an. Die Figuren sind interessant, wenn auch nicht sonderlich tief gezeichnet. Tom Brauer, der Privatdetektiv, übt sein Handwerk aus und macht das glaubhaft und gewissenhaft. Seine Freundin Clara überrascht den Leser mehrfach durch ihr Verhalten. Sie wirkt ruhig und eher unscheinbar, aber sie kann auch anders. Sylke, die Polizistin, agiert mit mehr Herz als Verstand und fühlt sich von ihren Kollegen zurecht nicht akzeptiert. Kleinen Erfolgen folgen Rückschläge, aber sie gibt nicht auf. Nur auf Tom ist sie nicht gut zu sprechen, genauer gesagt geht sie jedem Kontakt aus dem Wege. Trotz ihrer Eigenheiten sind mir alle drei sympathisch geworden. Der regionale Bezug wird an vielerlei Handlungsorten mit den jeweiligen Sehenswürdigkeiten deutlich. Dem Autor gelingt es das spezielle Küstenflair zu vermitteln. Der Schreibstil wirkt manchmal etwas trocken, ist aber gut verständlich und passt zu den Figuren. Inhaltlich spielen mehrere Verbrechen ineinander und sorgen für reichlich Verwirrung auf Seiten der Ermittler. Einige Politiker geben eine eher unglückliche Figur ab. Der Spannungsbogen ist gelungen und zuweilen wird es sogar turbulent. Die Auflösung ist nachvollziehbar und glaubhaft.

Fazit:
Realistisch wirkende Figuren mit einem hohen Sympathiefaktor in einem komplexen Fall prägen meinen Gesamteindruck. Gerne vergebe ich vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 08.10.2019
Feuer in den Dünen (eBook, ePUB)
Neumann, H. Dieter

Feuer in den Dünen (eBook, ePUB)


sehr gut

Spannend und unterhaltsam

Buchmeinung zu H. Dieter Neumann – Feuer in den Dünen

„Feuer in den Dünen“ ist ein Kriminalroman von H. Dieter Neumann, der 2019 im GRAFIT Verlag erschienen ist. Dies ist bereits der sechste Band um Helene Christ, die bei der Kripo in Flensburg ermittelt..

Zum Autor:
Heinrich Dieter Neumann war zunächst Offizier in der Luftwaffe der Bundeswehr. Nach seinem Ausscheiden als Oberstleutnant d. R. arbeitete der Diplom-Finanzökonom als Vertriebsleiter und Geschäftsführer in der Versicherungswirtschaft, bevor er sich - nach vielen Schreibseminaren und begleitet von einem Studium der Neueren Deutschen Literatur - ganz aufs Schreiben verlegte.

Klappentext:
Helene Christ ermittelt in Dänemark.
Mitten im nordfriesischen Wattenmeer auf der Fähre von Amrum zum Festland wird ein Passagier ermordet - vegiftet.
Da der Deutsche jenseits der Grenze lebte, wird eine deutsch-dänische Sonderkommission gebildet - Oberkommissarin Helene Christ arbeitet mit den Kollegen um Sten Larsen zusammen. Das sorgt in ihrem Privatleben für jede Menge Ärger, denn ihr Freund Simon unterstellt dem gut aussehenden Kommissar mehr als nur berufliches Interesse.
Gleichzeitig treibt an der Küste ein Brandstifter sein Unwesen, eine Urlauberfamlie starb. Und zwischen den beiden Fällen gibt es merkwürdige Verbindungen …

Meine Meinung:
Dies ist mein erstes Buch von diesem Autor und ich hatte keinerlei Verständnisprobleme, obwohl die Entwicklungen der Figuren eine Rolle spielen. Die Geschichte wird vorwiegend aus der Sicht der Hauptfigur Helene Christ, Oberkommissarin in Flensburg, geschildert. Zuweilen werden aber auch andere Perspektiven angeboten, wie zum Beispiel die eines Täters, eines Opfers oder anderer Polizeikollegen. Private Empfindungen und Probleme bilden eine Ergänzung zu den Ermittlungen, die grenzüberschreitend durchgeführt werden. Helene Christ ist anpackend und erfolgsorientiert, kann aber schlecht delegieren. Ihr jüngerer Kollege Nuri Onal ist als Einheimischer mit türkischen Wurzeln eine sehr gelungene Figur. Die beiden Fälle sind ziemlich harter Tobak, auch wenn auf detaillierte Gewaltbeschreibungen verzichtet wird. Es gibt immer wieder Einschübe, die für Auflockerung sorgen, seien es politische, historische oder humorvolle Betrachtungen. Dabei bleibt aber der Spannungsbogen erhalten und der angenehme und klare Schreibstil tut ein Übriges. Nebenbei habe ich viel über die Möglichkeiten und Verfahren zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit erfahren. Das Küstenflair des Nordens kommt nicht zu kurz und weckt Interesse an der Region. Trotz aller Nebenhandlungen bleibt der Fokus aber auf die kriminellen Ereignisse gerichtet, so wie es sein soll.

Fazit:
Mich hat dieser Kriminalroman positiv überrascht und gut unterhalten. Trotz vieler Nebenstränge bleibt die Kriminalhandlung im Mittelpunkt. Komplexe Figuren und eine interessante Handlung zeichnen das Buch aus. Somit vergebe ich vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus.