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SofieWalden

Bewertungen

Insgesamt 623 Bewertungen
Bewertung vom 13.01.2022
Land aus Schnee und Asche
Rautiainen, Petra

Land aus Schnee und Asche


gut

Das Kriegsgeschehen in Lappland 1944, die indigene Bevölkerung und eine sehr persönliche Recherche danach

Was ist vom 2. Weltkrieg im Norden Finnlands angekommen, ein eher wenig bekanntes Thema, gerade vor dem Hintergrund seiner indigenen Bevölkerung, den Samen. 1947, die Geschehnisse sind noch nicht vernarbt und die Spuren noch frisch, macht sich die Fotografin Iskari auf den Weg nach Lappland, diesem kargen kalten Landstrich, der seine Bewohner prägt, um die 'Maßnahmen der Heilung' zu dokumentieren. Doch es steckt mehr hinter ihrem Kommen, denn ihr nicht aus dem Krieg zurückgekehrter Mann soll hier laut Listung 1944 als Kriegsgefangener kasaniert gewesen sein. Und so macht sie sich auf die Suche,lernt die Menschen an diesem so unwirklichen Ort kennen, spürt die Ablehnung und das Bedürfnis, 'schlafende Hunde nicht aufzuwecken', denn auch hier gab es Verbrechen gegen die Menschlichkeit und niemand will noch etwas davon wissen. Doch dann wird ihr ein Tagebuch zugespielt, in dem die Dinge stehen, wie sie waren, unverblümt, abgekoppelt von jedem Gefühl, grausam und zutiefst bewegend.
Das Buch pendelt in seinem Fortkommen zwischen diesen beiden Dokumentierungen hin und her und dass das Danach, das die junge Iskari zum Tragen bringt, so kurz nach den eigentlichen Geschehnissen spielt, hat seinen Reiz und schafft Intensität und auch eine recht gut funktionierende Interaktion.
Man merkt, wie sehr der Autorin das Thema am Herzen liegt und sie will Aufmerksamkeit dafür schaffen. Im ersten Teil ist man auch, ohne überhaupt nachzudenken, sehr mit dabei. Die Beschreibungen sind größtenteils schonungslos und mit einer unmittelbaren
Präsenz dargeboten. Da kann man sich wirklich absolut nicht entziehen. So waren die Dinge und jetzt kommen sie auf den Tisch. Irgendwann hat man jedoch das Gefühl, Rautiainen hat Angst, ihre Leser nicht bei der Stange halten zu können. Sie versucht künstlich Spannung aufzubauen und das enttäuscht. Ein bisschen verliert sie die Richtung und das Geschehen zieht sich. Gerne würde man ihr sagen, sie soll sich nicht verunsichern lassen, vertrau deinen schriftstellerischen Fähigkeiten und 'bleib dran'. Aber das klingt härter, wie es gemeint ist. An sich ist die Geschichte sehr interessant und offenbart so manches, was bisher noch wenig öffentlich angesprochen wurde, schon gar nicht in Romanform. Ein Lob für den Erstling der Autorin, der genauso ambitioniert rüber kommt, wie er gemeint ist. Es bleibt noch etwas Luft nach oben, aber man wird bestimmt bald wieder etwas von ihr lesen können. Ich bin gespannt und neugierig darauf und dann auch sicher wieder mit dabei.

Bewertung vom 11.01.2022
Ein fliegender Vogel blickt nie zurück
Ryu, Shiva

Ein fliegender Vogel blickt nie zurück


sehr gut

52 herrliche Geschichten, die einen innehalten lassen und die eigenen Gedanken zum Laufen bringen

Shiva Ryu, der Autor dieses wunderschönen lebensbejahenden Buches, erzählt seine Geschichten, um uns Leser teilhaben zu lassen, an dem, was er an Erkenntnissen gewonnen hat, eben durch das Leben und nur durch dieses. Die Fragen, die man sich stellt, nach dem Sinn, dem Warum, gerade bzgl. dem, was einem an Schlimmem widerfährt, was kommen wird, welche Entscheidungen man treffen muss und ob es die Richtigen sind und sein werden, das kann man in keinem noch so klugen Werk nachlesen, diese Fragen beantwortet einem nur das Leben, immer noch ein wenig mehr. Und so will Shiva Ryu nicht lehren oder gar belehren, er will uns einfach mitnehmen auf seine Geschichtenreise, uns hineinblicken lassen in diese kleinen Leseepisoden und uns so etwas schenken. Man kommt zur Ruhe, bremst ab aus einem Alltag voll Stress und Zeitmanagement und dann sind da die Gedanken. Ganz von allein stellen sie sich ein. Man fühlt mit, hinterfragt, rückt die eigenen festgelegten und manchmal eben auch festgefahrenen Standpunkte zurecht und stellt sich, es reicht schon im Kleinen, neu auf. Perspektive ist das Wort und ein Anfang. Dazu kommt Empathie und Achtsamkeit für den Nächsten und schon haben wir die Wertschätzung für andere Menschen und die Umwelt wiederentdeckt.
52 kleine feine Freuden und vielleicht ein bisschen Veränderung. Ich mag dieses Buch sehr.

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Bewertung vom 11.01.2022
Zum Paradies
Yanagihara, Hanya

Zum Paradies


sehr gut

Drei Szenarien, drei Leben, dreimal die gleiche andere Welt

Dieses Buch 'zum Paradies', es besteht aus drei Teilen, drei Geschichten, jeweils um 100 Jahre versetzt, an demselben Ort und selbst die Namen wiederholen sich .
Da ist die Vergangenheit, 1893, die aber mit den vergangenen Zeiten unserer eigenen gelebten Welt nichts zu tun hat. Hier ist den Menschen, zumindest wird es so propagiert, ein sehr freies Leben möglich, in der gleichgeschlechtige Partnerschaften zum normalen Gesellschaftsbild gehören. An einer solchen Partnerschaft dürfen wir Anteil nehmen und uns selbst ein Bild davon machen, wie gleich die Menschen in nicht nur dieser Hinsicht waren oder auch nicht.
Teil 2, das Leben im Jahr 1993, steht für die Gegenwart. AIDS hat Einzug in die Gesellschaft gehalten. Es wird viel gelitten und gestorben. Wieder steht eine gleichgeschlechtliche Liebesbeziehung im Focus der Geschichte. Es ist kompliziert und die Vergangenheit eines der Protagonisten liegt belastend über ihrer Partnerschaft.
Und dann die Zukunft, wir schreiben das Jahr 2093, ein totalitäres System beherrscht das Leben, Seuchen und Pandemien zwingen die Menschen vollends in die Knie. Wir treffen hier auf eine junge Frau, die trotz dieser Lebensumstände, die zudem noch die Scheinehe mit einem homosexuellen Mann beinhaltet, versucht, es zu finden, ein eigenes Leben, einen Weg zu ihrem Paradies.
Denn das ist es, was hier alle und alles verbindet, die Sehnsucht, das unbedingte Bestreben nach dem eigenen kleinen Stückchen Paradies, das aufrecht hält, das einen hoffen lässt, trotz der Düsternis gerade im dritten und auch besten Teil dieses Buches, dieser Zukunft, die in vielem so verdammt nahe dran ist an dem, was wir mit der Corona-Pandemie im Moment selbst erleben.
Um diesen Roman in seiner Gesamtheit als Meisterwerk bezeichnen zu können, muss, zumindest ich, ihn wohl noch etwas sacken lassen. Gerade im zweiten Teil hat es einem die Autorin mit ihren langen Ausschweifungen nicht gerade leicht gemacht, aber irgendwie macht auch das Sinn und erfüllt einen Zweck für eben das Ganze. Beeindruckend, literarisch gut aufbereitet und sehr schwer wieder aus dem Kopf zu bekommen, das bleibt, neben der zunehmenden Düsternis, auf die dieser Roman zusteuert. Und trotzdem sieht man, will man sehen, dass es da auch Hoffnung gibt, für die Menschen, durch ihre eigene Menschlichkeit.
Also auf jeden Fall lesen und nicht so schnell aufgeben dabei, es lohnt sich.

Bewertung vom 11.01.2022
Die Alpen im Fieber
Jäger, Andreas

Die Alpen im Fieber


sehr gut

Der Klimawandel, aufgearbeitet im Kleinen und im Großen

Der Klimawandel und seine Folgen ist schon seit vielen Jahren ein Thema. Es wird viel darüber geredet, vor allem dann, wenn es wieder einmal zu einer dadurch bedingten Katastrophe kommt, die meist viele Menschleben fordert. Aber eigentlich ist der Klimawandel allgegenwärtig. Auch wir in Deutschland und Österreich erleben ihn, wenn z.B. das Wetter wieder einmal seine Kapriolen schlägt. Dieses Buch beschäftigt sich umfassend mit diesem Thema, erklärt Grundlagen, Zeitabläufe und Erscheinungen, denen die seriöse Wissenschaft eindeutig den Faktor Klimawandel zuordnen kann. Die visuelle Gestaltung, die hier gewählt wurde, ist sehr ansprechend und sie variiert Bild und Schrift so angemessen, dass man beim Lesen nie ermüdet. Zudem gibt es auch ein gutes Verhältnis von tatsächlich dargebotener Faktenlage und allgemeiner gehaltener Wissensvermittlung. Es ist auch möglich, das Buch einfach mal durchzublättern und an der ein oder anderen interessanten Stelle 'hängenzubleiben'. Die Alpen als greifbares Symbol der an sich ja globalen Thematik zu wählen, das passt sehr gut, da wir diese ja sozusagen alle vor der Haustür haben und sie ja tatsächlich in einem sehr weitreichenden klimatischen Zusammenhang stehen, weit über den regionalen Bereich hinaus.
Zum Einlesen in das Thema oder wenn man sich doch etwas spezieller für die Alpenregion interessiert, finde ich dieses Sachbuch sehr gelungen. Es gibt sicherlich auch abweichende Betrachtungsweisen, die, das möchte ich betonen, zum selbem Ergebnis führen, aber das näher zu beleuchten, dafür gibt es genug Möglichkeiten.
Und das Fazit, dass es noch nicht zu spät ist und da sind auch ganz entscheidend wir selbst gefragt, der Fakt steht und wir sollten handeln.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.01.2022
Misfits
Coel, Michaela

Misfits


sehr gut

Ein Manifest über den eigenen Weg und Erkenntnisse, die unsere Gemeinschaft stärker macht

Michaela Coels Buch, dessen Inhalt zu erzählen, so dass ganz viele andere Leser dazu animiert werden, es ebenfalls zu erleben, das ist fast nicht möglich, denn hier hat jeder Satz Bedeutung. Eigentlich müsste man einfach dazu aufrufen, lest es, liebe Misfits, denn Misfits sind wir ja irgendwie alle, mal ganz augenscheinlich für alle offensichtlich, manchmal eben auch nur in unserem Innern und gerade dann sind wir das ein oder andere Mal sehr allein.
Dieses Manifest, größtenteils in Form einer Rede vor Publikum verfasst, es beschreibt einen Weg, Michaelas Weg, der sie in die sehr verschlossenen Strukturen der Film- und Fernsehbranche führt. Hier arbeitet sie, als Schauspielerin, 'Drehbuch'-Autorin und dann auch als Produzentin. Zumindest steht dieser Name auch irgendwann auf dem, was ihre Aufgabe ist, in dem Geflecht des großen Ganzen. Doch viel wichtiger, hier geht es um ihre Erfahrungen als Mitfit, als Außenseiter und der inspierenden Kreativität, die aus diesem Anderssein, u.a. von Herkunft und Hautfarbe, erwächst. Auch hier ist die Autorin auf einem Weg, sich zu stellen, sich gegen die Sicherheit, in dem System mitschwimmen zu dürfen, auch finanziell, zu entscheiden und anderen Grenzen aufzuzeigen. Denn Schuld zu sein, diese nicht gehindert haben an ihrem Verhalten der Diskriminierung und Missachtung in unserem menschlichen Miteinander, das wir hochhalten und immer wieder neu erstreben sollten, das beschäftigt Coel sehr.
Aber es gibt noch viel mehr, was man hier entdecken kann, es geht um Mut, Stärke, um Empathie, Fürsorge und Zusammenhalt und ganz wichtig, um Transparenz. All das ist so einfach und genau auf den Punkt gebracht, dass es einfach passt.
Ein beachtenswertes kleines Werk, sehr zu empfehlen.

Bewertung vom 02.01.2022
Die Nelsons greifen nach den Sternen
Kelly, Erin Entrada

Die Nelsons greifen nach den Sternen


sehr gut

Der Wunsch, wirklich Familie zu sein und die etwas andere Art, dass es so wird

Von außen betrachtet sind die Nelsons eine ganz normale Familie, Vater, Mutter, die 12-jährigen Zwillinge Fitch und Bird und der ältere Bruder Cash. Doch für die drei Geschwister fühlt sich das gar nicht so an. Die Eltern streiten jeden Tag und kümmern sich wenig um ihre Kinder. Es gibt nichts Gemeinsames. Nicht mal essen findet zusammen statt. Und so kämpfen sich die drei ganz allein, jeder für sich, mit ihren Problemen durchs Leben. Cash ist auf dem Weg zum zweiten Mal sitzen zu bleiben und der leicht aufbrausende Fitch verbringt seine Zeit mit Flipperspielen. Bird dagegen ist eher die ruhige vernünftige, die sich nie beschwert und die Dinge unter Kontrolle hat. Später einmal möchte sie Kommandantin von einem Space-Shuttle werden wie der Challenger, die bald ins Weltall starten wird und auf deren Start das ganze Land mit Spannung wartet. Und irgendwie darf sie schon diesmal dabei sein, denn ihre Klasse wird das Ereignis in der Aula vor dem Fernseher miterleben. Am 28. Janurar 1986 hebt die Rakete ab und dann passiert es. Und für Bird bricht eine Welt zusammen, ihre so mühsam aufrecht gehaltene desaströse kleine Welt. Aber tatsächlich gibt es jemanden, genau genommen zwei davon, die verstehen, dass ihre Schwester sie jetzt braucht. Und das ist nicht die einzige Erkenntnis, die ihnen allen dreien hilft, sich zusammen-zufinden zu ihrer eigenen Art von Familie. Dazu kommt noch jede Menge Quintessenz darüber, dass man für seine Träume kämpfen muss und so vielleicht wirklich seine Ziele erreicht, Schritt für Schritt.
Diese Geschichte ist nicht gerade lustig und auch nicht heile Welt. Das Leben ist oft schon für Kinder recht ernst und beschwerlich und die Erkenntnisse, die sie daraus ziehen, um damit trotzdem klar zu kommen, erwachsener wie die Erwachsenen selbst. Dieses Buch erzählt davon und das ist dann auch richtig spannend. Und am Ende gibt es da eine Menge Hoffnung, dass doch noch alles ziemlich gut wird.

Bewertung vom 21.12.2021
Die falsche Zeugin
Slaughter, Karin

Die falsche Zeugin


sehr gut

Ein Klient aus der eigenen verdrängten Vergangenheit und das Fundament wackelt

Die Anwältin Leigh übernimmt einen neuen Fall und ihr angeklagter Klient gehörte einst zu ihrer eigenen Vergangenheit. Erfolgreich verdrängt hat sie diese traumatische Zeit, doch damit ist es nun vorbei. Denn die Angelegenheit führt sie auch wieder mit ihrer Schwester Callie zusammen, die im Gegensatz zu ihr nicht auf der Sonnenseite des Lebens gelandet ist. Und dann, man kann wohl sagen, die Geschichte entwickelt sich.
Ein spannender Thriller, ungeheuer packend in seinem Verlauf, mit Action und einer ordentlichen Portion Dramatik mit im Gepäck, genauso wie man es sich von einem Buch aus diesem Genre wünscht. Und die Autorin wählt für ihre Leser dabei wahrlich nicht die sanfte Tour. Wie die Dinge hier beschrieben werden, das kommt schon verdammt echt daher. Schonungslos und geradezu brutal, sozusagen voll ausgeleuchtet, erlebt man hier mit, was gerade Sache ist. Also für zartere Gemüter ist das schon eine kleine Herausforderung, aber es passt natürlich absolut zu dieser Geschichte. Und wo Slaughter draufsteht, ist, ganz ihrer Handschrift entsprechend, auch Slaughter drin.
Mir hat ihr neuestes Buch sehr gut gefallen.

Bewertung vom 19.12.2021
Wolkenkuckucksland
Doerr, Anthony

Wolkenkuckucksland


sehr gut

Eine gewaltige Geschichte in drei Ebenen durch die Zeit und am Ende passt alles zusammen

Der Pulitzerpreisträger Anthony Doerr ist wahrhaftig ein Erzähler. Das hat er schon in seinen bisherigen Romanen und Erzählungen bewiesen und hier in diesem Wolkenkuckucksland zeigt er es uns Lesern wieder, auf beeindruckende und höchst unterhaltsame Weise.
Dieses dicke mit toll gestaltetem Cover versehene Buch beherbert eigentlich drei Geschichten, deren Handlung in verschiedenen Zeitebenen spielt. Da ist das vergangene Byzanz im 15. Jahrhundert, Idaho im hier und jetzt und ein Raumschiff, die Argo, irgendwann in unserer Zukunft. Zu jedem dieser Zeiten und Orte gehören Menschen, ganz normale, aber dann doch irgendwie besondere Menschen, Menschen, die sich in ihrem Denken und Handeln aus den eingefahrenen Bahnen lösen und aufbrechen zu Neuem. Und immer werden sie in einer engen Beziehung von einem Tier begleitet.
Etwas braucht es schon, bis man als Leser Zugang zu diesem Erzählkonstrukt bekommt, aber die Personen, die man so kennenlernt, machen es einem leicht, sie mit Sympathie in sein Leserherz zu schließen und gerade ums Lesen und um Bücher geht es ja schließlich auch. Und während man sehr gut unterhalten 'so vor sich hin liest', schwebt da natürlich die Frage im Raum, was haben diese drei Geschichten miteinander zu tun, wo ist das Band, das alles zusammenfügt. Kann man am Ende von dem großen Ganzen, der einen Geschichte sprechen? Und, so viel sei verraten, ja, man kann. Der Autor fügt, sehr elegant, fein verwoben, tatsächlich alles zusammen, genreübergreifend, sehr überzeugend und absolut gelungen.
Es ist schon ein tolles 'Wolkenkuckucksland', das man sich hier erlesen kann und es hat viel Spaß gemacht.

Bewertung vom 12.12.2021
OMBRA
Ortheil, Hanns-Josef

OMBRA


sehr gut

Der Kampf, zurück ins Leben, in sein Leben mit dem geschriebenen Wort

Hanns-Josef Ortheil ist ein renommierter deutschsprachiger Schriftsteller, ein Mann, der mit und für das Wort lebt, für den Sprache ein ganz entscheidender Bestandteil seines Lebens ist. Und sein Leben war voll, prall gefühlt mit Literatur und auch mit der Musik. Bis zu dem Tag, der ihn zu einer schweren Herzoperation zwang, mit vielen Wochen auf der Intensivstation, teilweise im Koma.
Dieses Buch nun ist die Geschichte, seine Geschichte zurück, zurück ins Leben, in eine Gegenwart, eine Existenz, die er so erst einmal schwer akzeptieren kann. Er ist traumatisiert von dieser Zeit, in der er schon um sein Leben kämpfen musste und er hat 'Einbußen' erlitten. Alles ist schwer, physisch und psychisch. Jeder Schritt muss bedacht sein. Alle Leichtigkeit, die Selbstverständlichkeit, ist verloren und die Fähigkeit zu schreiben, ganz real mit einem Stift einen Text aufs Papier zu bringen, sie ist ihm vorerst zumindest genommen. Er begibt sich in eine Rehaklinik. Jeden Morgen kommt er mit dem Zug, sein Zuhause ist nicht weit und er lernt, bekommt Gedankenanstöße, kommuniziert, ersetzt das Schreiben durch Bilder und ein Diktiergerät, ist das ein oder andere Mal fassungslos und gleichzeitig auch irgendwie fasziniert, was er nun ist und wer er (wieder) werden könnte.
Persönlicher kann ein Roman nicht sein, dieser Roman einer Wiedergeburt und vielleicht gerade deshalb löst er bei seinen Lesern etwas aus. Man will dabei sein, den Gedanken des Autors folgen, seine Empfindungen verstehen, Freude haben, wenn er selbst beginnt, wieder solche Gefühle zu entwickeln und sehr wohlwollend zu verfolgen, wenn er in seinen Gesprächen doch wieder mit dem Wort arbeitet, damit spielt und so seinem Gegenüber auch neue Erfahrungen bietet und manchmal auch eine Herausforderung.
Dieses Buch überrascht, gerade weil es einen nicht mehr loslässt und das ist schon irgendwie ein wenig faszinierend und sehr positiv besonders.
Ich kann es nur empfehlen.

Bewertung vom 27.11.2021
Eine Freundschaft aus Wind und Magie / Insel der Sturmpferde Bd.1
Hierteis, Eva

Eine Freundschaft aus Wind und Magie / Insel der Sturmpferde Bd.1


gut

Pferde als Seelenverwandte, ein Geheimnis und die Insel der Fantasie

Dies ist der erste Band einer neuen Fantasiebuchreihe, in der es um die Insel Maolis geht, einer ganz besonderen Insel. Hier fegt der Wind in allen möglichen Farben durch die Gegend und jeder Mensch, der hier lebt, hat ein Pferd, das sein treuester und innigster Freund ist. Natürlich hat auch Nilla einen solchen Seelenverwandten, Sturmwind ist sein Name und sie beide galoppieren, ja sie fliegen förmlich über den Strand, wenn sie versuchen, schneller zu sein wie dieser brausende Wind, der so viel Kraft hat und den nur Nillas Ziehvater Jun bändigen kann. Eines Tages nun taucht ein fremdes Mädchen auf der Insel auf. Ihr Name ist Luna und sie hat ihr Pferd Mondlicht mit dabei. Den beiden geht es nicht gut und so nimmt Jun sie bei sich auf. Nilla merkt sehr bald, das Luna schon sehr anders ist und sie ist sich sicher, das sie ein Geheimnis mit sich herumträgt. Und natürlich müssen Nilla und ihr Sturmwind unbedingt dahinter kommen und herausfinden, was es ist.
Diese Geschichte ist sehr schön erzählt. Es fällt einem leicht, dabei zu bleiben, wenn die Handlung vorankommt und mal fühlt sich auch ein bisschen wie in einem Traum, den man als pferdebegeistertes Kind, das zudem auf Fantasie steht, richtig gerne erlebt, wenn auch nicht in seinen Gedanken, dann, umso toller, hier auf dem Papier.
Und ich denke, diese 'Freundschaft aus Wind und Magie' wird seine neu gewonnene Leserschaft mit viel Vorfreude auch zur Fortsetzung dieser Buchreihe tragen.