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mimitatis_buecherkiste
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Krefeld

Bewertungen

Insgesamt 623 Bewertungen
Bewertung vom 30.08.2022
Sturmrot / Eira Sjödin Bd.1
Alsterdal, Tove

Sturmrot / Eira Sjödin Bd.1


sehr gut

Vor dreiundzwanzig Jahren hat Olof den Mord an Lina gestanden, er war damals vierzehn Jahre alt. Olof war seitdem nicht mehr in seinem Elternhaus, der Zufall führt ihn wieder dahin. Zu seinem Entsetzen findet er seinen Vater tot in der Dusche vor, ermordet mit einem Jagdmesser. Die Polizistin Eira ist eine der ermittelnden Beamten. Sie war zum Zeitpunkt des Mordes an Lina neun Jahre alt und erinnert sich noch gut an diese schreckliche Zeit.

Dieses Buch hat es mir wirklich nicht leicht gemacht, tatsächlich habe ich mich durch die ersten hundertfünfzig Seiten regelrecht quälen müssen. Der Schreibstil ist trocken, zurückhaltend und für mich persönlich ein wenig emotionslos, dabei hat das Buch alles, was ich normalerweise sehr mag; ein Toter, ein Verdächtiger und dazu ein alter Mordfall, eine Kleinstadt, viele Geheimnisse und eine Ermittlerin mit Ecken und Kanten, die Probleme hat, wie sie fast alltäglich in vielen Familien auftauchen. Dennoch wollte lange der Funke nicht überspringen und ich dachte schon, dass es so bleibt, als es plötzlich eine Wendung des Falles gab, die mein Interesse weckte und zusätzlich auch meinen Täterradar. Nun gab es für mich kein Halten mehr, die Spekulationen und Verdächtigungen meinerseits gingen in einige Richtungen und schlagartig war der Schreibstil nicht nur zweitrangig, ich fing auch an, Gefallen daran zu finden.

Die Richtung, die der Fall dann nahm, hat mich sehr überrascht, genauso wie der Umstand, dass ich das Buch nun nicht mehr aus der Hand legen wollte. Die erneute Wendung in der Ermittlung hat mich kalt erwischt, auch das Handeln der beteiligten Personen habe ich so nicht erwartet. Die Auflösung, die keine war, hat für mich persönlich gut zu der Geschichte gepasst. Ich freue mich nun sehr auf den zweiten Teil der Trilogie, der glücklicherweise bald erscheint. Vier Sterne gibt es von mir und eine Leseempfehlung.

11 von 11 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.08.2022
Mutterherz / Jane Rizzoli Bd.13
Gerritsen, Tess

Mutterherz / Jane Rizzoli Bd.13


gut

Eine Krankenschwester wird ermordet aufgefunden, augenscheinlich war es ein fehlgeschlagener Einbruch. Jane Rizzoli und ihr Partner nehmen die Ermittlungen auf, kommen aber einfach nicht weiter. Gleichzeitig meldet sich Janes Mutter Angela immer wieder und möchte, dass Jane nach einem in ihrer Nachbarschaft verschwundenen Teenager sucht. Dazu beschwert sie sich über ihre neuen Nachbarn, die sich so gar nicht für Angelas neugieriges Rumschnüffeln erwärmen können. Jane hat besseres zu tun, als sich um Klatsch und Tratsch zu kümmern, und vertröstet ihre Mutter immer wieder, was sich als ein großer Fehler erweist.

Die Geschichte springt zwischen Detective Jane Rizzoli, ihrer Mutter Angela, der Pathologin Dr. Maura Isles und einer weiteren Person, deren Identität sich erst im Laufe der Geschichte klärt, hin und her. Am Anfang irritieren mich die schnellen Wechsel so, dass ich mehrfach Jane mit ihrer Mutter Angela verwechsle, und das trotz der Namen am Anfang der Kapitel. Mit der Zeit komme ich aber besser damit zurecht. Der Fall selbst war zwar anfangs interessant, nach einem tollen Start flacht die Spannungskurve aber leider dermaßen ab, dass ich manchmal Mühe habe, mich auf das Buch zu konzentrieren. Ich merke immer wieder, wie meine Gedanken abschweifen und muss den Absatz erneut lesen. Das spricht nicht gerade für einen Thriller und leider ist das Buch davon weit entfernt. Spannungsroman trifft es da wohl besser, unterbrochen durch Passagen über die liebe Nachbarschaft.

Ich habe früh einen Verdacht, der sich eine lange Zeit lang nicht bestätigt; im Gegenteil kommt eine Wendung, die ich so nicht erwartet habe und die mich auf einmal wacher werden lässt. Bedauerlicherweise war es nur ein Fehlalarm, denn danach gehts es gewohnt gemächlich weiter. Die Auflösung kann mich nicht mehr überraschen, denn mein Verdacht hat sich doch als richtig erwiesen und ich bin etwas enttäuscht, dass es so banal endet. Der (ausgerechnet!) dreizehnte Teil dieser ansonsten so ausgezeichneten Buchreihe hat meine Erwartungen leider nicht erfüllt. Ich hoffe, beim nächsten Fall findet die Autorin zu ihrer gewohnten Form zurück. Von mir gibt es drei Sterne und für Fans der Reihe auch eine Leseempfehlung.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.08.2022
Auf der Lauer liegen
Nugent, Liz

Auf der Lauer liegen


ausgezeichnet

Lydia Fitzsimons lebt mit Mann und Sohn auf einem feudalen Anwesen in einem herrschaftlichen Haus. Es gibt einen Wunsch, den sie hat, und ihr Mann Andrew tut alles dafür, ihr diesen zu erfüllen. Leider klappt das nicht so, wie Lydia sich das gedacht hat. Als die finanziellen Probleme immer größer werden, plötzlich eine junge Frau tot ist und ihr Mann an der Situation zu verzweifeln droht, ist es Lydia nur wichtig, ihren Sohn Laurence zu schützen, den sie über alles liebt. Laurence aber ist nicht ganz so ahnungslos, wie Lydia glaubt.

„Laurence und mich verbindet ein starkes Band. Ich habe ihn zur Welt gebracht, deshalb gehört er mir.“ (Lydia Fitzsimons)

Jedes Kapitel ist aus der Sicht einer anderen Person geschrieben und dieser Wechsel der Perspektive ist schlau gewählt, weil es immer wieder Dinge gibt, die der jeweilige Ich-Erzähler verschweigt oder unvollständig wiedergibt. Lydia, Laurence und Karen, die Schwester der getöteten jungen Frau, schildern abwechselnd ihre Sicht der Dinge und erst nach und nach kommt ans Licht, um was es überhaupt geht. Natürlich gibt es dabei auch das ein oder andere Geheimnis, das in der Vergangenheit liegt, zu enthüllen und gerade diese Geheimnisse sind ungeheuerlich, enthüllen sie doch den Charakter und die Niedertracht mancher Beteiligter.

„Meine Schwester hatte einen gewissen Ruf. Ma sagt immer, sie hätte sich mit den Füßen zuerst aus ihrem Bauch gestrampelt und seither hätte sie nicht mehr aufgehört, um sich zu treten.“ (Karen Doyle)

Die Gegenwart indes hat es ebenfalls in sich, die Geschichte, die sich aus dem Tod der jungen Frau ergibt, ist unglaublich und an mancher Stelle konnte ich es fast kaum aushalten, weil die Handlungen mancher Personen mich so entsetzt und oft auch wütend gemacht haben. Das Ende dann, oh, das Ende. Genial!

Es gibt eine unterschwellige Spannung, die sich durch das ganze Buch zieht. Psychologisch fein spinnt die Autorin ein Netz aus Liebe, Niedertracht, falsch verstandener Fürsorge, Eifersucht, Gier und Macht. Wieder einmal lässt Liz Nugent mich begeistert zurück. Von mir gibt es fünf Sterne mit Sternchen und eine Leseempfehlung.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.08.2022
Schritt ins Licht
Carsta, Ellin

Schritt ins Licht


gut

Es ist nicht leicht für mich, dieses Buch zu rezensieren. Es handelt sich um eine neue Reihe der Autorin, die allerdings auf der Hansen-Saga aufbaut und anscheinend nahtlos an diese anknüpft. Diese Buchreihe hat acht Teile lang viele LeserInnen begeistert. Ich habe die Hansen-Saga nicht gelesen und bin somit total unbedarft in das vorliegende Buch eingetaucht. Die vielen Personen, um die es geht, haben mich etwas überfordert, da half es mir wenig, dass es im Buch einen Familienstammbaum gibt, ohne den ich mich überhaupt nicht zurechtgefunden hätte. Hieraus resultiert, dass ich zu keiner Person einen richtigen Zugang gefunden habe, da ich zu den Generationen davor keine Verbindung aufbauen konnte. Dies ist sehr schade, da die Anmerkungen und Andeutungen zur Vergangenheit auf eine unglaublich komplexe und sehr interessante sowie aufregende Geschichte schließen lassen.

Der Schreibstil ist sehr angenehm und ich kann mir vorstellen, dass es für Fans der Hansen-Saga ein Vergnügen war, die bekannten Namen und Personen, vereint in einer neuen Geschichte, wieder zu treffen. Ich habe mir die Hansen-Saga auf meinen Wunschzettel gesetzt und möchte diese nun so schnell wie möglich lesen.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.08.2022
Willkommen in Wisewood
Wrobel, Stephanie

Willkommen in Wisewood


gut

Natalies Schwester Kit hat sich vor sechs Monaten von ihr verabschiedet, weil sie sich auf einer abgelegenen Atlantikinsel ihren Ängsten stellen will. Seit Kit auf der Insel ist, hat Natalie nichts mehr von ihr gehört, umso alarmierter ist sie, als eine seltsame Nachricht bei ihr eingeht, verbunden mit einer Drohung. Hals über Kopf reist Natalie auf die Insel, um Kit abzuholen, was sich als nicht so einfach erweist. Wisewood ist voller Regeln und Verbote, Kit nirgendwo zu finden. Schon bald mehren sich seltsame Vorkommnisse und Natalie ist sich sicher, dass mit der Insel und deren Bewohnern etwas ganz und gar nicht stimmt.

Bereits auf den ersten hundert Seiten habe ich das Buch vom Thriller auf einen Spannungsroman runtergestuft, um kurze Zeit später das Wort Spannung ebenfalls zu streichen. Gedanklich als Roman gekennzeichnet konnte ich mich besser auf die Geschichte einlassen, die tatsächlich immer interessanter wurde. Im ersten Teil werden die Ereignisse aus der Sicht von Natalie geschildert, im zweiten folgen die Erinnerungen von Kit, im dritten Abschnitt kommen dann beide Schwestern in unregelmäßigen Abständen abwechselnd zu Wort. Unterbrochen werden die Erzählungen durch Erinnerungen einer unbekannten Person, die ich zuerst falsch zugeordnet habe, weil die Autorin mich meisterhaft in die Irre führte. Erst nach und nach wird ersichtlich, was passiert ist und auch, wem die unbekannte Erzählstimme zuzuordnen ist. Ich muss zugeben, dass mich das Buch am meisten im Mittelteil gepackt hat, ich wollte unbedingt wissen, worum es nun wirklich in Wisewood geht.

Leider ging der Story im letzten Drittel erneut ein wenig die Puste aus, mein neu erwachtes Interesse verpuffte und ich wollte nur noch wissen, wie es endet, dieses Buch. Als sich auf den letzten fünfzig Seiten plötzlich die Ereignisse überschlugen, wurde es doch noch sehr spannend. Zu meinem Bedauern lässt mich das Ende dann aber ziemlich unzufrieden zurück, einen solchen Ausgang habe ich nicht erwartet. Schade, hier wurde insgesamt ziemlich viel Potential verschenkt. Ich wähle den goldenen Mittelweg und gebe solide drei Sterne.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.08.2022
Frau Faust / Kata Sismann ermittelt Bd.1
Zimmermann, Antje

Frau Faust / Kata Sismann ermittelt Bd.1


sehr gut

Eine berühmte Schriftstellerin wird ermordet aufgefunden, schnell ist klar, dass die Frau keine nette Person war und es einige Kandidaten gibt, die als Verdächtige in Frage kommen. Die Kriminalkommissarin Katharina Sismann, Kata genannt, kannte die Tote und hat ebenfalls keine hohe Meinung von ihr. Kata hat einige Probleme damit, die Ermittlung zügig durchzuführen, da sie mit eigenen Dämonen kämpft und durch Stimmungsschwankungen und Blackouts beeinträchtigt ist, denen sie seit dem Ende ihrer Karriere als Boxerin ausgesetzt ist.

Der Schreibstil und die Erzählweise gefielen mir total gut, ich bin durch das Buch nur so geflogen. Mit der Kriminalkommissarin jedoch hatte ich anfangs so meine Probleme, denn ihre Art und Weise sowie viele ihrer Handlungen waren mir oft zuwider. Dies änderte sich zwar im Laufe der Geschichte ein wenig, weil ich mein eigenes Denken in Frage gestellt und mich gefragt habe, ob ich genauso denken würde, wenn die Hauptfigur ein Mann gewesen wäre. Erstaunlicherweise wäre das nicht der Fall, wie ich zugeben muss. Trotz dieses Umstandes wäre es mir lieber gewesen, über manche Handlungen Katas weniger ausführlich lesen zu müssen.

Der Fall selbst war interessant, allerdings irritierte es mich, dass manche Stränge der Story im Sande verliefen; weder gab es eine Auflösung, noch ergaben diese für mich irgendeinen Sinn. Hier wäre tatsächlich weniger mehr gewesen. Die Auflösung habe ich so nicht erwartet, wobei mir einiges nicht ganz so logisch erschien und ich mir zudem tatsächlich eine andere Erklärung gewünscht hätte. Dies hängt jedoch auch damit zusammen, dass die Thematik mich nicht übermäßig interessiert. Der Fall selbst wurde abgeschlossen, allerdings blieben hinsichtlich der Kriminalkommissarin viele Fragen offen, was Sinn macht, da es sich um den ersten Teil einer Reihe handelt.

Fazit: Dieser Start einer neuen Buchreihe lässt noch viel Luft nach oben. Ich möchte aber dennoch mehr über diese ungewöhnliche Hauptfigur erfahren und freue mich auf die Fortsetzung. Von mir gibt es dreieinhalb Sterne.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.08.2022
Alles ist noch zu wenig
Schönherr, Katja

Alles ist noch zu wenig


ausgezeichnet

Inge fällt in ihrem Haus die Treppe runter und liegt mit einem Oberschenkelhalsbruch im Krankenhaus. Sie ruft ihren Sohn Carsten an und verlangt, dass dieser sofort kommen soll, schließlich ist sie vierundachtzig Jahre alt und nicht mehr die Jüngste, da ist es doch das mindeste, dass Carsten sich um seine Mutter kümmert, am besten auch wieder nach Hause zieht. Nach Hause in das Dorf am Ende der Welt, wo es nichts gibt, davon aber ganz viel. Carsten fährt mit seiner fünfzehnjährigen Tochter Lissa für ein paar Wochen in die ostdeutsche Provinz, um in dieser Zeit eine Lösung für seine Mutter zu finden. Diese Wochen werden für alle Beteiligten nicht einfach sein.

Drei Generationen in einem Haus und dazu die Frage, ob Kinder dazu verpflichtet sind, sich um ihre Eltern zu kümmern, wenn diese nicht mehr dazu in der Lage sind. Dieser und vielen anderen Fragen geht die Autorin nach und dies tut sie in so erfrischender und humorvoller Weise, dass es eine große Freude für mich war, dieses Buch zu lesen. Da ist Inge, gefangen in ihren eingerosteten und fast schon fest betonierten Konventionen, die keinen Schritt von ihrer Meinung abweicht und ihre Ansichten vehement vertritt. Daneben Carsten, der sich auf nichts festlegen und auch keine Verantwortung übernehmen möchte, nicht für seine Tochter und schon gar nicht für die Mutter, mit der ihn nichts verbindet und die ihn überfordert mit ihren Forderungen, Ansprüchen und Aufgaben, die sie tagtäglich und nun auch noch Nachts erledigt haben will. Und da ist auch Lissa, die die Wahl hat zwischen Ferien mit ihrer Mutter und deren Liebhaber, oder aber einer Auszeit in der tiefsten Provinz.

Sehr humorvoll und mit viel Einfühlungsvermögen nähert sich die Autorin den Personen und lässt mich daran teilhaben, sodass ich das Gefühl habe, ich bin selbst mittendrin. Ich konnte den Standpunkt von Carsten verstehen, habe nachfühlen können, was Inge bewegt und habe geschmunzelt darüber, wie Teenager heute so sind. Ich war aber auch wütend auf Inge, habe mich über Carsten geärgert und das Verhalten von Lissa hat mich zur Weißglut gebracht. Dieses ernste Thema mit dem feinen Humor aufzulockern, war eine grandiose Idee und auch wenn ich mir das Ende ein wenig anders gewünscht hätte, macht dieser Ausgang für mich doch am meisten Sinn. Ob und wie die Fragen letztendlich beantwortet werden, lest ihr am besten selbst nach. Es lohnt sich! Von mir gibt es volle Punktzahl und eine Leseempfehlung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.08.2022
Das siebte Mädchen
Willingham, Stacy

Das siebte Mädchen


gut

Der Vater von Chloe wird wegen Mordes an sechs Mädchen festgenommen, verurteilt und ins Gefängnis gesteckt, dies ist fast zwanzig Jahre her. Chloe arbeitet inzwischen als Psychologin, hat eine eigene Praxis und ist verlobt, ihre Dämonen hält sie in Schach. Als wieder ein Mädchen vermisst wird, kommen Erinnerungen hoch, die Erinnerungen an die schlimmste Zeit in ihrem Leben. Als ein weiteres Mädchen verschwindet, ist schnell klar, dass die Praxis von Chloe der letzte Ort war, an dem es gesehen wurde. Chloe fragt sich, ob dies mit dem bevorstehenden Jahrestag der Verbrechen ihres Vaters zusammenhängt, und falls dies so ist, ob sie der Grund dafür ist.

Ich habe einen rasanten Thriller erwartet, aber anfangs kommt das Buch einfach nicht in die Gänge, wie man so schön sagt. Ich bekomme einen Einblick in das Leben von Chloe, deren Erinnerungen immer wieder die Gegenwart unterbrechen, sodass ich nach und nach erfahre, was vor zwanzig Jahren passiert ist. Diese Erinnerungen sind lange Zeit der Grund, der mich durchhalten lässt, weil die Geschichte oft sehr langatmig ist für mich. Ursächlich dafür ist, dass Chloe immer und immer wieder die gleichen Erinnerungen durchkaut und die neugewonnenen Erkenntnisse ebenfalls permanent gedanklich wiederholt. Das hat mein Lesevergnügen zu Beginn erheblich geschmälert, was daran liegt, dass ich es nicht mag, wenn man so unglaublich lange hinauszögert, worauf ich warte, dass es nämlich nervenaufreibend spannend wird. Fans von Spannungsliteratur kommen hier aber wahrscheinlich voll auf ihre Kosten.

Im letzten Drittel war es dann endlich soweit, es wurde aufregend, die Ereignisse überschlugen sich förmlich und das Buch verdiente sich die Bezeichnung Thriller. Ein Verdacht, den ich schon früh hatte, hat sich letztendlich nicht bestätigt, ich fand es aber super, wie elegant ich auf eine falsche Fährte geführt wurde. Die kurz danach folgende Wendung habe ich ebenfalls nicht kommen sehen, die Überraschung war perfekt, wenn auch eher nicht wirklich innovativ. Ich hätte mir am Ende das ein oder andere Ergebnis anders gewünscht, aber eigentlich war der Abschluss doch sehr stimmig. Von mir gibt es solide drei Sterne.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.08.2022
Game On - Der Einsatz ist dein Leben
Barker, J. D.

Game On - Der Einsatz ist dein Leben


ausgezeichnet

Während einer Live-Sendung der Talkshow-Moderatorin Jordan Briggs ruft ein Mann an und bietet Jordan an, mit ihm ein Spiel zu spielen. Was nach einem harmlosen Spaß klingt, entwickelt sich schnell zu einem tödlichen Ernst, als kurze Zeit später Bomben gezündet werden und Menschen sterben. Schnell ist klar, dass der Anrufer ein bestimmtes Ziel verfolgt, aber welches, bleibt lange Zeit sein Geheimnis. Officer Cole Hudley, der ins Gebäude des Radiosenders kommt, um Jordan einen Strafzettel auszustellen, wird in die Sache hineingezogen. Leicht macht es ihm die sehr eigenwillige Jordan nicht, zumal sie gerade andere Probleme hat.

Ich habe selten einen Thriller gelesen, der mich von der ersten Sekunde an und dann durchgehend so gut unterhalten hätte. Abwechselnd und in unregelmäßigen Abständen wechselt die Perspektive zwischen Jordan und Cole, fast jedes Kapitel endet mit einem Cliffhanger, der mich fast wahnsinnig macht und so die Spannung permanent oben hält. Dabei sind die Kapitel mit dem jeweiligen Namen überschrieben, sodass es keine Verwechslung gibt. Immer, wenn ich denke, es könnte keine Steigerung mehr geben, beweist der Autor mir das Gegenteil. Als etwa in der Mitte der Geschichte eine mögliche Erklärung im Raum steht, wird es plötzlich so emotional, sodass ich Mühe habe, meine Sympathie für die ein oder andere Person aufrechtzuerhalten. Mein Herz zerbricht in tausend Teile und gefühlsmäßig ist da ein riesiges Chaos in mir. Anscheinend war das aber noch nicht alles, ich habe das Gefühl, es geht jetzt erst richtig los, und das tut es auch. An eine Pause ist nicht zu denken, ich kann das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen! Das letzte Drittel setzt noch einmal einen drauf, es ist unglaublich, was da noch alles passiert, stellenweise ist die Spannung kaum noch auszuhalten. Das Finale ist so unglaublich, dass mir fast die Worte fehlen. Natürlich geht es nicht ohne Emotionen, die letztendlich bei mir überfließen. Aber lest lieber selbst. Von mir gibt es fünf Sterne mit Sternchen und eine Leseempfehlung. Grandios!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.08.2022
Die Arena
Djavadi, Négar

Die Arena


gut

Benjamin Grossmann, Europachef eines amerikanischen Streaminganbieters in Paris, vermisst sein Handy und hat schnell den in seinen Augen Schuldigen ausgemacht. Er folgt dem halbwüchsigen Jungen, stellt ihn zur Rede und attackiert ihn, als dieser leugnet, etwas mit dem Diebstahl zu tun zu haben. Am nächsten Tag kursiert im Internet ein Video über Polizeigewalt, eine Polizistin tritt eine am Boden liegende Person mit Schwung in die Seite. Diese Person ist tot. Entsetzt stellt Benjamin fest, dass es sich bei dem Toten um den mutmaßlichen Dieb seines Handys handelt.

Ich habe schwer in das Buch reingefunden. Dies liegt daran, dass die Autorin eine sehr bildliche und ausschweifende Erzählweise gewählt hat. Zusätzlich zur eigentlichen Geschichte gibt es immer wieder Informationen aller Art zu verarbeiten und viele Hinweise auf vermeintlich wichtige oder unwichtige Ereignisse, die die Autorin zusätzlich eingeflochten hat. Hinzukommen die Beschreibungen der Örtlichkeiten, die für meine Begriffe überhand genommen haben. Dies mag für Liebhaber von Kulturreisen, besonders für solche, die sich für Paris erwärmen, total interessant sein, mich rissen diese ungewohnt klingenden Straßen-, Gassen-, Platz-, Gebäude- und sonstigen Namen immer wieder aus der Konzentration. Diese Kritikpunkte resultieren meines Erachtens daraus, dass Négar Djavadi Schriftstellerin, aber auch Drehbuchautorin und Regisseurin ist.

Die eigentliche Story wiederum war grandios. Die Autorin legt den Finger in die Wunde und zeigt die Welt so, wie sie ist. Die Gesellschaftskritik sickert aus fast jeder Seite, ironisch und unterhaltsam bekommt jeder sein Fett weg. Sie zeigt uns, wie nah Armut und Reichtum, Freude und Trauer, Glück und Tragik nebeneinander liegen. Sie hält uns den Spiegel vor und zwingt uns zu sehen, wie und wer wir sind.

„Wenn du einmal begriffen hast, dass nicht alle Menschen rechtliche Ansprüche haben, weder hier noch in Los Angeles, Sydney, Rom, Brasilia, Naypyidaw oder Soweto, dass Gerechtigkeit in erster Linie eine Frage der Herkunft und der Postanschrift ist, dann siehst du die Welt nicht mehr mit denselben Augen.“ (Seite 219)

Wir werden in die Welt der Armen und der Reichen, aber auch der Migranten und der Gangs katapultiert, wo jeder gegen jeden und alle gegen den Rest sind; diejenigen, die es geschafft haben, triumphieren, der Rest resigniert oder lebt nur dumpf vor sich hin. Die Polizei ist machtlos, die Politik produziert nur heiße Luft und schürt in der Regel noch mehr Hass, als notwendige Lösungen anzubieten. Ich würde gerne behaupten, dass die Story überspitzt ist, aber das Gegenteil beweisen mir täglich die Nachrichten aus der ganzen Welt.

Dies war keine leichte Lektüre, der Aufbau war oft chaotisch und manchmal wusste ich am Anfang eines Kapitels nicht, welche Person überhaupt gemeint war. Dies und meine eingangs geschilderten Kritikpunkte führen damit zu einem Abzug in der Wertung, der mich die goldene Mitte nehmen und solide drei Sterne vergeben lässt. Wer meine Kritik nicht nachvollziehen kann, rechnet gerne einen Stern hinzu, denn wie immer ist es mein Empfinden, das mich so bewerten lässt.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.