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Frankfurt

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Insgesamt 643 Bewertungen
Bewertung vom 18.12.2021
Every (deutsche Ausgabe)
Eggers, Dave

Every (deutsche Ausgabe)


gut

Kann Literatur die Augen öffnen?
Wieder einmal versucht Dave Eggers sich sozialkritisch den sozialen Medien zu nähern und schrieb die Fortsetzung zu „Der Circle“. Der Circle hat mich zum damaligen Zeitpunkt stark beeindruckt und auch überzeugt. Da viele Parallelen zum aktuellen Stand vorhanden waren. Nun benennt sich „The Circle“, da es Imageprobleme gibt und heißt nun als noch größerer Konzern „Every“. Das ist aber auch schon die aktuellste Gemeinsamkeit bei der man Dave Eggers eine fast hellseherische Gabe zuspricht.
In diesem Roman schleust sich Delaney Wells in den Konzern ein und will ihn in die Knie zwingen indem sie schlechte und rufschädigende Apps erfindet wie eine Lügendetektor-App. Das heißt Apps, die ihr so Absurd vorkommen, dass sie keiner nutzen will. Dummerweise gehen ihre Schüsse meist nach hinten los.
Dave Eggers verweigert sich selbst die sozialen Medien zu nutzen und ist kein sehr rechercheafiner Autor und das merkt man diesem dystopisch wirkenden Roman an. Es ist eine Melange aus Kritik an der gegenwärtigen Situation und zugleich ein Versuch es in die Zukunft düster voranzudenken. In Teilen gelungen, in andere weniger.
Andererseits ist ihm gelungen der Leserschaft vor Augen zu führen was Soziale Netzwerke mit uns machen. Dieses ständige Bewerten mit Likes und Herzen, es kann wie eine Spirale eskalieren und die normalen Umgangsformen komplett aushebeln. Bewerten ist zur Währung geworden. Eine Welt im Umbruch erweckt das Bedürfnis nach Sicherheit und Kontrolle, dass mit großen Tech-Konzernen auf vielfältige Weise gestillt werden kann. Aber was ist der Preis den die Menschheit bezahlt? Mit Freiheit.
Dave Eggers hat wieder einen kritischen Roman geschrieben der die Giganten der Tech-Industrie in Beschuss nimmt und uns ein wenig die Augen öffnet was aus unserer komplexen menschlichen Interaktion geworden ist. Auch wenn es in Teilen zu lange Beschreibungen der Apps gibt, liest der Roman sich spannend und gut.

Bewertung vom 17.12.2021
Der gefrorene Himmel
Wagamese, Richard

Der gefrorene Himmel


ausgezeichnet

Kein Licht des Lebens

Noch ein Kanadier, den es zu entdecken gilt, denn Richard Wagamese ist einer DER bekanntesten Schriftsteller Kanadas mit indigenen Wurzeln. Er verstarb leider bereits 2017, in dem Jahr in dem „Der gefrorene Himmel“ in Canada in die Kinos kam, nachdem das Buch 2013 den Burt Award for First Nations, Inuit and Métis Literature bekam. Es erschien 2012 im Original.
„Der gefrorene Himmel“ ist ein zutiefst erschütterndes Buch das beispielhaft die sogenannten Residential Schools in Kanada des letzten Jahrhunderts beleuchtet. In 139 solcher Einrichtungen wurden indigene Kinder gesteckt und durchlitten dort ihre Schulzeit. In diesem Roman verarbeitet Wagamese echte Geschichten, nicht seine eigenen, aber aus seinem näheren Umfeld und die eines berühmten NHL Profis mit indigenen kanadischen Wurzeln: Fred Sasakamoose.
Das Buch ist die Geschichte eines indigenen Jungens, Saul Indian Horse, der zunächst bei der Großmutter lebt, dann aber in der St. Jerome’s Residential School in Ontario landet. Hier erlebt er erschütterndes und verliebt sich zugleich in das Eishockey spielen. Durch den Sport schafft er es raus in die Freiheit, aber diese eine Flucht endet mit einem anderen Mittel des Vergessens: Alkohol.
Dieser Roman lässt einen Verzweifeln und es tut weh, wahrlich kein Buch was uns Freude bringt, aber so unglaublich wichtig für die Aufarbeitung der kanadischen Vergangenheit, wie sie mit ihren indigenen Völkern umgegangen sind. Und doch zugleich eine Liebeserklärung an das Eishockey! Dieser Spagat ist eine Meisterleistung. Der Schreibstil ist nüchtern, aber trotz allem schön.
Fazit: Traut euch es zu lesen und lernt daraus!

Bewertung vom 10.12.2021
Gipfelnächte - Mein Weg durch die Alpen und wie mich Regen Demut lehrte
Heberer, Max

Gipfelnächte - Mein Weg durch die Alpen und wie mich Regen Demut lehrte


sehr gut

Demut wächst bei niedrigen Temperaturen im Biwak!
Ich bin ja was das Wandern anbelangt ein Weichei, ja, ich bin die, die ihr nur bei gutem Wetter laufen seht und ja, ich bin diejenige, der ein paar Stunden reichen. Daher umso spannender für mich diesen Bericht von Max Heberer zu lesen. Er war Berater, ist Psychologe und wollte irgendwann lieber auf Bäume schauen als auf Bildschirme starren und fasste sich ein Herz und macht einen sehr losen Plan. Dieses Buch ‚Gipfelnächte‘ ist hinterher als sehr persönlicher Erfahrungsbericht entstanden, wie er sich von Bad Reichenhall zum Mount Blanc aufmacht. Nun muss man wissen, dass Max Heberer mehr von der Idee angetan war als ein Profi der Wanderkunst zu sein, sprich er ging recht unbedarft an die Sache heran. Hier ging einer los und sammelte Erfahrungen über sich und sich selbst in der Natur.
Er beschreibt alle emotionalen Facetten die diese Zeit mit sich brachten. Wie Natur der beste Freund und zugleich auch zum Feind werden kann. Ja, Demut hatte er erlebt. Er startete kurioserweise im Januar, also nicht bei besonders wanderfreundlichen Temperaturen und nahm sich vor nur im Biwak (Zeltschlafsack) zu übernachten. Hier gibt es eindrucksvolle Passagen wo er die kalten Nächte beschreibt. Glücklicherweise hat er diese große Tour nicht ganz alleine bewältigt, meistens war seine Freundin dabei, Tamara und auch seine Mutter war kurz mit von der Partie. Auch hier gab es Reibungen mit Klärungsbedarf.
Ich finde das Buch auch sehr schön gestaltet, ist es doch mit viele Bildern angereichert. Dadurch konnte ich mir ein gutes Bild von der Wandertour machen. Auch sind die besten Zitate von ihm aus dem Text gegriffen und als Auflockerung zwischen den Texten optisch hervorgehoben. Das macht es besonders am Ende der Lektüre so nett noch mal durch das Buch zu blättern.
Einziger Wermutstropfen ist, dass er schon dazu neigt die Normalos dieser Welt, die bequemes Wandern bevorzugen auf ausgetretenen Pfaden etwas hochnäsig betrachtet und sich für den richtigeren Entdecker und Wanderer hält. Ist er auch, aber muss man nicht vor sich hertragen. Andererseits, es ist ein ehrlicher Text vor allem wenn es um seine Beziehung zu sich selbst und seinen Liebsten geht und dann gehört das auch dazu.
Fazit: Naturnahe, achtsam, reflektiert!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.12.2021
Die kleine Schule der großen Hoffnung
Fontaine, Naomi

Die kleine Schule der großen Hoffnung


ausgezeichnet

Einfach ein feiner kurzer Roman!

„Die kleine Schule der großen Hoffnung“ ist in der Tat eine Geschichte einer Schule. Denn es geht um eine junge Frau, Yammie, die ihr Reservat verließ um Lehrerin zu werden und nun als Lehrkraft zurückkehrt aus Québec mit hoher Motivation, aber auch mit Unsicherheiten behaftet. Ist sie doch fast gleichalt wie manch ihrer Schüler. Auch der Tod ist ein omnipräsentes Thema, sei es weil die Gesundheitsversorgung recht schlecht ist oder die Suizidrate viel höher als anderswo.
Das Buch ist schmal und wird mit dem leicht romantischen Titel nicht ganz dem Inhalt gerecht. Denn es ist großartig und in überhaupt nicht beschönend. Aber es zeichnet auch kein pessimistisches Bild. Die sehr kurzen Kapitel geben uns einen kleinen Einblick in das Leben vor Ort, lassen uns jedes Mal mit einem Puzzlestück zurück, dass weder belehrt, noch romantisch, noch verzweifelnd wirkt. Ich als Leserin bin ohne Subkontext dabei und darf mich dazugesellen, aber eben nicht immer und was toll ist, es bleibt wertungsfrei.
Was das Buch so besonders macht, ist die Tatsache, dass Naomi Fontaine eine First-Nation-Autorin ist. Dem Text merkte ich an, dass er von Herzen kommt und sie sehr bedacht darauf geachtet hat keine Klischees zu produzieren. Aus meiner Sicht sehr gut gelungen, denn ihr Anspruch ist nicht Transparenz zu schaffen, eher eine Art Bewusstsein zu schüren für einzelne Schicksame ohne zu verallgemeinern.
Ich persönlich glaube, dass uns Naomi Fontaine mit dem Buch lehren will, jeden Menschen als Individuum zu sehen und keine Schublande aufzumachen.
Aber, wer diesen dünnen Roman auch „nur“ als nette Lektüre liest, wird auf seine Kosten kommen, denn es ist wie eine warme Decke in kalten Tagen: gut für die Seele.

Bewertung vom 09.12.2021
Der Schattenkönig
Mengiste, Maaza

Der Schattenkönig


sehr gut

Schöner Krieg?

Kann man einen Krieg positiv beleuchten? Nein, ein Krieg ist nie etwas Schönes, aber es gibt Passagen in diesem Roman die einem diesen Eindruck vermitteln! Solche Fragen gingen mir bei dem Lesen des Romans ‚Der Schattenkönig‘ durch den Kopf. Es ist der zweite Roman von Maaza Mengiste. Schattenkönig ist sogar für den Booker Prize in 2020 nominiert gewesen worüber es meine Aufmerksamkeit bekam.
Erst einmal zu Maaza Mengiste, denn aus meiner Sicht macht der Hintergrund der Autorin viel aus für den Roman. Sie ist in im heutigen Äthiopien geboren und floh mit ihren Eltern als sie 4 Jahre alt nach dem Sturz von Haile Selassie, des letzten sagenumwogenen Kaisers Abessiniens (Gebiet des heutigen Äthiopien und Eritrea). Sie verbrachte die jüngsten Jahre in Lagos, Nigeria, Kenia bis sie letztendlich in die USA ging und dort Kreatives Schreiben studierte und nun publiziert.
Dieser Roman beschäftigt sich mit dem Abessinienkrieg, eine Zeit, in der Haile Selassie in London im Exil verweile und vor Ort der Krieg tobte. Wichtig ist, dass dieser Roman in keinsterweise eine gute Quelle ist um sich über diesen Krieg zu informieren. Ganz im Gegenteil, man sollte die Fakten vorher parat haben oder sich parallel ein Bild vom historischen Abriss machen, sonst läuft man Gefahr sich zu verheddern oder Fiktion mit Realität zu verwechseln.
Im Kern geht es um eine Doppelgängerfigur. Ein Double des emigrierten Königs heizt seine Rebellen auf und sie folgen ihrem Herren um zu kämpfen. Ein zweiter Mythos, den sie aufgreift sind die Kriegerinnen, die hier eine große Rolle gespielt haben sollen. Diese Szenen wirken fast glorifizierend sobald eine Frau auf der Leinwand erscheint.
Alles in allem nicht leicht wegen der vielen komplexe Beziehung, da das Personenkabinett sehr umfangreich ist und die Strömungen vielschichtig durch diesen letzten kolonialistischen Feldzug Italiens. Der Roman zeichnet starke Bilder, die einen in den Bann ziehen können, wenn man sie lässt.

Bewertung vom 08.12.2021
Afrika ist kein Land
McCann, Jennifer;Reisedepeschen

Afrika ist kein Land


ausgezeichnet

Anders eintauchen in den vielfältigen Kontinent Afrika

Mit Klischees im Kopf reiste die Autorin Jennifer McCann zunächst nach Tansania und hat sich peu á peu 11 Jahre lang Ost und Zentralafrika erschlossen. Natürlich nicht am Stück, sondern auf verschiedenste Arten und Weisen auf Reisen und in Tansania auch ein Jahr lang mit Weltwärts (ähnlich einem freiwilligen sozialen Jahr).
Aus diesen Erfahrungen hat sie nun dieses tolle Buch gemacht: ‚Afrika ist kein Land‘. Alleine der Titel ist großartig, denn es gibt noch so viele die unreflektiert „Afrika“ wie eine Landesbezeichnung in Referenzen einbauen – unfassbar. Und daher so gut gewählt, weil es das auf den Punkt gebracht ausdrückt was es zu überwinden gilt!
Jennifer McCann schreibt hochreflektiert und bereiste die Länder nicht nur, sondern überdenkt ihr Erlebtes und setzt sie in Perspektive zum ehemals beherrschenden Kolonialismus und den heutigen westlichen Blick auf den Kontinent. Außerdem finde ich es hervorragend mit diesem Buch ein Gegengewicht zu den vielen negativen Nachrichten aus Afrika zu bekommen um Eindrücke bereichert und das Gesamtbild etwas zu differenzieren.
Übrigens schreibt sie über 11 ost- und zentralafrikanische Länder und wer es genau wissen will, die folgenden: Tansania, Uganda, Kenia, Sambia, Madagaskar, Ruanda, Simbabwe, Malawi, Mosambik, Angola und Gabun.
Beispielsweise kannte ich vor der Lektüre ‚Great Zimbabwe‘ nicht! Jeder kennt das asiatische Angkor Wat oder die südamerikanischen Aztekentempel, aber von dieser Ruinenstadt Simbabwe, die auch noch namensgebend für das Land war, hatte ich noch nie gehört. Das gibt zu denken! Beeindruckend wie sie mit ihren Texten den Blick auf die Länder verändern kann. Abseits von Medienberichten gibt es hier eine sehr respektvolle Darstellung.
Der Verlag Reisedepeschen hat die Texte wieder einmal großartig in Szene gesetzt mit diesem schmucken Buch. Das Cover hat als Relief die Landesgrenzen Afrikas. Sehr gelungen!
Jennifer McCann, die in ihrem Alltagsjob mittlerweile Lehrerin an einem Gymnasium ist, hat bereits mit ‚Afrika ist kein Land‘ ihr zweites Buch vorgelegt. Das erste war ‚Reisedepeschen aus Bolivien und Peru‘. Dürfen wir alle auf eine Fortsetzung hoffen? Eventuell nicht über Westafrika, die Maghrebstaaten, oder der südliche Teil des Kontinents? Ich würde mich sehr freuen!
Fazit: Afrika ist ein Kontinent und es gilt ihn in all seinen Facetten zu entdecken – dieses Buch könnte der erste Schritt sein!

Bewertung vom 07.12.2021
Dürre
Laub, Uwe

Dürre


ausgezeichnet

Unterhaltsamer Thriller über den Klimawandel

‚Dürre‘ macht ein Szenario auf, dass uns in der Zukunft erwarten könnte. Uwe Laub hat in seinem dritten Thriller, der in der Tat ein Climate fiction Thriller ist, das Thema des Klimawandels unterhaltsam aufgegriffen.
Dürre bringt uns fiktional das Szenario nahe, dass in Deutschland eine anhaltende Trockenheit herrscht und die Folgen der Dürre uns als Gesellschaft in Schach hält. Spannend ist auch die Idee, dass jeder Bürger in diesem Szenario eine CO2-Messungs-App auf dem Handy hat und je nach Verbrauch auch straflich belangt wird. Nur so scheinen die übergeordneten Klimaziele erreichbar.
Uwe Laub schreibt sehr kurzweilig, spannend und es ist gruselig wie realitätsnahe er sein Szenario ausgestaltet hat. Er ist bekannt für fundierte Recherche und baut sein wissenschaftliches Wissen nonchalant in den Thriller ein. Aber, wirklich kein Sachbuch! Hier lernt man nebenbei und wird nachdenklich was die Zukunft anbelangt ohne trocken oder gar belehrend zu sein.
Kein optimistischer Blick auf die Zukunft und daher so packend. Denn es ist unabdingbar sich das Klimaziel an handfesten Beispielen vor Augen zu führen um die Brisanz des 1.5 Grad-Klimaziels zu verstehen. Hier ist ein Thriller aus meiner Sicht eine gute Ergänzung und für manchen auch greifbarer als eine Sachbuchabhandlung.

Bewertung vom 04.12.2021
China. Der illustrierte Guide
Ziggiotti, Giulia

China. Der illustrierte Guide


ausgezeichnet

Huanying!

Mal wieder ein Buch, in das man verzückt versinken kann ist ‚China – Der illustrierte Guide‘. Es erwartet den Betrachter eine Einladung ins Reich der Mitte, dass mit kurzen informativen Texten und äußerst tollen Illustrationen viel Wissen vermittelt.
Ich kenne China durch mehrere Reisen, die nun mehr als 10 Jahre zurückliegen. Ich konnte einiges wiedererkennen und mich an Begegnungen erinnern, aber habe trotzdem noch neues gelernt (z.B. das komplizierteste Zeichen besteht aus 57 Strichen!) und Aha-Momente gehabt (z.B. bei der Anlage von chinesischen Gärten nach Ji Cheng).
Die italienische Autorin Giulia Ziggiotti, ist eine vielseitig bewanderte Person was das Land angeht, denn sie ist die Gründerin der AGIC – Gesellschaft junger Italiener in China (2013) und ist außerdem hochaktiv im chinesisch-italienischen Austausch, besonders im Bereich Bildung. Daher erscheint dieses Buch als naheliegende Ergänzung aus ihrer Feder für uns westliche Welt. Im Original heißt das Buch auf Italienisch übrigens ‚Chinamania‘.
Wunderbar ergibt sich aus dem Buch ein interessantes Gesamtbild Chinas. Es ist gegliedert in 8 Abschnitte: ‚Peking‘, ‚Werte und Kultur‘, ‚Reisen durch China‘, ‚Sich kennenlernen, Begrüßen und verstehen‘, ‚Essen und Trinken’, ‚Sport und Freizeit‘, ‚Mode und Trends‘ sowie ‚Feiertage und Feste‘. Darin werde in Summe 100 Themen erläutert. Ich finde es eine tolle Mischung, weil es Traditionen mit der Modernen verbindet, das Verständnis erhöht und einfach viel Lust darauf macht China zu entdecken und mit der Bevölkerung in Kontakt zu treten.
Das Buch ist ein buntes Potpourri und ist für alle und jeden geeignet, weil man weder Vielleser sein muss noch Vorwissen mitbringen muss. Ich finde es ist ein schönes Geschenk auch für Jugendliche und junge Erwachsene die sich dem Reich der Mitte näher wollen und hier einen schönen ersten positiven Eindruck erlangen können!

Bewertung vom 01.12.2021
Gesammelte Werke
Sandgren, Lydia

Gesammelte Werke


sehr gut

Schwedische Familienaufstellung

Man könnte meinen, dass die Autor:innen während der Pandemie zu viel Zeit zum Schreiben hatten, wenn solche dicken Wälzer das Endergebnis sind wie „Gesammelte Werke“ (874 Seiten) von Lydia Sandgren, erschienen im Mare Verlag. Aber ich kann dem entschieden entgegensetzen, dass an dem Debüt der nun praktizierenden Psychologin 10 Jahre lang gefeilt wurde! Hier steckt jede Menge Herzblut drin. Noch dazu, ist dieses Buch ein Erstlingswerk und Lydia Sandgren erlaubt sich den ersten Schabernack mit dem Titel, denn es sind nicht „Gesammelte Werke“ sondern der Titel des Romans lautet so.
Es geht um einen Göteborger Verleger namens Martin Berg und dessen Familie. Er und seine Frau Cecilia haben 2 Kinder miteinander, Rakel und Elis. Cecilia ist das glatte Gegenteil ihres Mannes, eine Wissenschaftlerin mit Struktur und Hang zum Rationalen. Nach Elis Geburt wurde Cecilia depressiv und verschwand eines Tages. Mit Mitte 20 findet Rakel ein eingesendeten Manuskript, in dem ihre Mutter verschriftlich wieder auftaucht und beginnt die Spur zu diesem Autor aufzunehmen.
Das ist der Hauptstrang des Romans. Der Roman hat diese Gegenwartsebene, die im Jahr 2012 angesiedelt ist, dann ein weiterer in der Vergangenheit zu Martins Gymnasialzeiten. Eingestreut ist ein dritter Part mit Interviews. Neben der Familienkonstellation gibt es noch eine Schlüsselfigur im Roman und zwar Gustav, ein befreundeter Künstler des Paares.
Die Schwedin hat diesen Roman mit erstaunlicher Detailtiefe geschrieben, aber bei weitem nicht alles wird beschrieben! Trotz der Länge gibt es Interpretationsspielraum. Ich habe mich gefragt, wie die Autorin das geschafft hat in 10 Jahren hier nicht den Faden zu verlieren und so rund zu schreiben. Zum Ende hin ging der Autorin eventuell schon die Puste aus, da wird es dann nicht mehr so stringent und hätte vielleicht noch mal etwas Nacharbeit Bedarf mit dem Lektorat.
Fazit: Ein schönes Geschenk für Literaturliebhaber, denn auch die Literatur selbst ist hier allgegenwärtig ein Thema und zudem ein schöner Roman.

Bewertung vom 30.11.2021
Tod am Canal Grande / Ein Fall für Jackie Dupont Bd.3
Lambert, Eve

Tod am Canal Grande / Ein Fall für Jackie Dupont Bd.3


ausgezeichnet

Wo ist die Leiche?

Venedig dient gerne und gut als Kulisse für erdachte Stoffe und scheinbar ist es ein Närboden für Kriminalfälle! Nun ist auch Jackie Dupont in Venedig angekommen, nach ihren ersten beiden Stationen Monaco und London. Denn „Tod am Canal Grande“ ist bereits der dritte Fall von Jackie Dupont, die ein Faible für teure Klunker hat. So hießen Band 1: ‚Die Tote mit dem Diamantcollier‘ und Band 2: ‚Mord beim Diamantendinner‘.
Mittlerweile ist es Sommer im Jahr 1921 und Jackie Dupont, die Privatdetektivin, findet eine Leiche, nein stop, sie weiß, dass es einen Mord gab, aber hat zunächst noch keine Leiche! Hier kommt dann ihr adeliger Verlobter Christopher ins Spiel. Seinetwegen ist Jackie ja nun mal in der Stadt und NUR seinetwegen, denn sie mag Venedig in der Hitze so gar nicht. Nämlich genau in der Kirche, in der er restauriert, soll jemand ermordet worden sein. Die Suche der Leiche, des Mörders nimmt wie ein Katz-und-Maus-Spiel Fahrt auf. Herrlicherweise gibt es Zusammenhänge mit Spionen, was mich immer freut! Wunderbar kommt in diesem Krimi Venedig zur Geltung, die Hitze in Kombination mit den beschriebenen Bauten bereiten eine super Kulisse für den spannenden Fall. Denn es ist eine rasant erzählte Geschichte, keine Längen und pure Unterhaltung.
Fazit: Kopf aus, Buch auf und mit Jackie Dupont durch Venedig jagen!