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Benutzername: 
marakkaram
Wohnort: 
Lingen

Bewertungen

Insgesamt 564 Bewertungen
Bewertung vom 16.01.2017
Amurante
Forwerk, Rico

Amurante


sehr gut

Einmal erklang ein fernes Klopfen auf Holz, ein andermal der schrille Schrei eines ihr unbekannten Vogels. Die ungewohnte Stille im Raum zehrte jedoch besonders an Kayleighs Nerven. Sie schlüpfte in ihre Schuhe und wartete. Worauf, das wusste sie selber nicht.

Ich gebe zu, so richtig neugierig bin ich auf das Buch erst geworden, als ich in einer Rezension den Vergleich mit Lovecraft gelesen habe. Als großer Fan lasse ich mich gerne mal von von ihm inspirierten Büchern überraschen. Klar, Vergleiche mit dem Meister sind immer schwierig, aber man merkt hier schon ganz klar, woher der Wind weht und das hat mir sehr gut gefallen.

Inhaltlich möchte ich gar nicht zu viel verraten:
Als Kayleigh eines Morgens erwacht, findet sie sich in einer kargen Hütte umgeben von Wald- und Felsformationen wieder. Neben ihr ein kranker Greis, völlig apathisch und nicht mehr ansprechbar.
Der einzige mögliche Kontakt zur Aussenwelt könnte die Person sein, die ihr jeden Tag einen Korb mit frischen Lebensmitteln vor die Tür stellt.
Und so versteckt sie sich eines Morgens auf dem Dach und wartet...

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~

Mit "Amurante" hat Rico Forwerk einen tollen Erstling geschaffen, der eindeutig in den Bereich der Phantastik gehört und hier auch einen berechtigten Platz hat.
Was mir allerdings bis zum Schluss nicht bewusst war, ist, dass es sich um einen 2 oder 3 Teiler handelt, so dass nur bedingt alle Fragen beantwortet werden, den Leser aber dennoch ausreichend befriedigt zurücklässt. Das ist prima gelöst ~ wer nicht weiterlesen möchte, der kann den ersten Band als in sich abgeschlossen betrachten.

Der Schreibstil von Rico Forwerk hat mir sehr gut gefallen. Flüssig, angenehm und so spannend, dass man das Buch kaum aus der Hand legen mag. Atmosphärisch hätte es teilweise ruhig noch etwas dichter sein können, aber da liegt bei mir auch die Messlatte sehr hoch.

Mit Kayleigh hat er eine Hauptfigur erschaffen, mit der sich wohl fast jeder identifizieren kann. Sie hat ihre Schwächen und Stärken und wächst mit der Zeit an ihrer Situation. Dennoch bleibt sie immer etwas unnahbar.

Fazit: Wer gerne phantastische, gut durchdachte Geschichten liest, der ist hier richtig. Ich freue mich darauf, bald schon mehr von Rico Forwerk zu lesen.

Bewertung vom 03.01.2016
Die Grammatik der Zeit
Brooks, Patricia

Die Grammatik der Zeit


ausgezeichnet

>>Silvie hatte sicher einen oder mehrere gute Gründe, mich zu verlassen. Die Zeit, als unser Zusammensein unkompliziert glücklich war, liegt eine Weile zurück. Zwei Jahre. Oder drei. So genau kann ich das nicht festlegen. Die Zeit hat über die lange Strecke der Jahre, die wir zusammen waren, begonnen, sich zu einer Art Teppich zu verweben, wo alles ineinander verschlungen ist, so dass man einzelne Stränge nicht mehr so ohne Weiteres herausschälen kann.>>

"Die Grammatik der Zeit" ist eine fesselnde Geschichte, die sich einem erst nach und nach erschliesst. Anfangs glaubt man eine ganz alltägliche Trennungsgeschichte zu lesen. Okay, der namenlose, verlassene Ich-Erzähler kommt manchmal ein wenig unterkühlt rüber, aber dennoch leidet er... irgendwie.
Nach ein paar Tagen beschliesst er eine alte Freundin am Altaussee zu besuchen, um dort ein wenig abzuschalten und in Ruhe ein Computerspiel, an dem er grade arbeitet, zu beenden. Eines Abends lernt er dort unter recht mysteriösen Umständen eine Frau namens Carlos kennen oder kennt er sie bereits? Ihn beschleicht immer häufiger das Gefühl, das mit dem Zeitgefüge etwas nicht stimmt und seine Erinnerungen durcheinander geraten... Dinge verschwinden plötzlich - Verloren geglaubtes taucht unerwartet auf - Gespräche scheinen nie stattgefunden zu haben....
~ ~ ~
Mein erster Roman der östereichischen Autorin und sie vermochte mich von der ersten Seite an zu fesseln. Patricia Brooks hat eine unglaublich schöne und klare Sprache - distanziert, objektiv und trotzdem vermag sie Emotionen damit zu transportieren.
Und auch, wenn manchmal gar nicht so viel zu passieren scheint, ist dieser mysteriöse Spannungsbogen immer präsent und lässt einen nicht los. Man ahnt nicht nur, man weiß, irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht - kann es aber nie so recht greifen.
Die Autorin spielt sehr gekonnt mit dem Zeitgefüge und hält den Leser genauso im Dunkeln wie den Ich-Erzähler. Und obwohl er einem gar nicht mal unbedingt sympatisch ist, verfolgt man seine Geschichte mit Spannung und begegnet seiner gnadenlosen emotionalen Ehrlichkeit mit Sympathie.
Viel mehr möchte ich aber auch gar nicht verraten...

Fazit: Ein sehr schöner, leicht mystischer Roman, der so manches Beziehungsgebilde unaufdringlich und wie nebenher unter die Lupe nimmt. Absolut lesenswert. Und ich freue mich schon auf weitere Romane der Autorin.

Bewertung vom 27.12.2015
Sturmfänger (eBook, ePUB)
Welsch, Jasmin Romana

Sturmfänger (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

>>Als ich in den Bus steige, ist mir seltsam zumute. Wäre mein Leben einfach, könnte ich mich auf sein Konzert freuen. Ich unterdrücke mein Selbstmitleid, weil es mir nicht weiterhilft. Sicher tue ich mir leid, aber was macht das für einen Unterschied?>>

Die 16-jährige Kim hat es nicht leicht. Für ihre Mutter ist sie nur ein Störfaktor, den sie loswerden möchte und so drängt sie darauf, dass Kim zum Vater zieht. Das der auch keinen Platz für sie hat, interessiert sie nicht groß. Ja, sie will nicht einmal wissen, ob ihre Tochter gut dort angekommen ist, nachdem sie ihre Tasche gepackt und gegangen ist.

Kim hat nicht vor auf der Strasse zu leben oder ein Heimkind zu werden. Ein paar Nächte kann sie erstmal bei ihrer Freundin unterkommen. Allerdings kommt alles anders als gedacht und so hat sie plötzlich keine Ahnung, wo sie die Nacht verbringen soll. Und genau an diesem Tiefpunkt in ihrem Leben, begegnet ihr Felix, der gutaussehende und umschwärmte Leadsänger der Band "Sturmfänger". Und der ist fasziniert von diesem zarten Wesen, das ihm sofort aufgefallen ist. Aber irgendetwas versucht sie krampfhaft vor ihm zu verbergen. Wer ist der Ex, über den sie nicht reden möchte? Und was ist in ihrer Vergangenheit passiert?

*~*~*~*
Dieses, im Selfpublishing erschienene e-book hat es völlig zu Recht in die Tolino-Shortlist der 10 besten Titel und damit zu einer Taschenbuchausgabe, geschafft.

"Sturmfänger" ist Emotionen pur, ohne jemals kitschig zu werden und hat mich damit restlos begeistert.

Hier geht es in erster Linie gar nicht um Rockstars, denn die Band ist noch nicht wirklich berühmt, sondern besteht aus 4 sehr sympathischen und bodenständigen Jungs, mit völlig unterschiedlichen Charakteren, die man, so wie sie sind, sofort ins Herz schliesst.
Auch Kim ist trotz ihres verschobenen Selbstbildes, sehr liebenswert. Man erahnt Teile ihrer Geschichte, aber das Ganze Ausmaß offenbart sich einem erst zum Schluss. Und obwohl man sie manchmal schütteln möchte, weil sie gar nicht mehr in der Lage ist, zu erkennen, was für ein toller Mensch sie ist, hat man in jeder Situation irgendwie Verständnis für sie.
Aber die Autorin beschränkt sich nicht nur auf ihre Hauptfiguren, es gibt auch herrliche Nebencharaktere, die, auch wenn sie nur einen kurzen Auftritt haben, im Gedächtnis bleiben. Da steckt unheimlich viel Liebe zum Detail drin.

Dies ist mein erster Roman der Autorin und ich hatte eigentlich eine kleine Rockstar-Story erwartet. Das ist es nicht ganz, dafür aber so viel mehr. Hier geht es um Liebe, Selbstvertrauen, Verletzbarkeit und um Freundschaft. Eine Geschichte mit Tiefe, die unter die Haut geht ohne dabei jemals kitschig oder unglaubwürdig zu wirken. Und das mit Personen, wie sie auch bei einem selber in der Clique sein könnten.

Fazit: Ich bin in dieses Buch regelrecht versunken. Die Geschichte, die Emotionen und der großartige Schreibstil hat es zu einem kurzweiligen Lesevergnügen gemacht.

Bewertung vom 06.12.2015
Die Wellen der Zeit / Zeitlos-Trilogie Bd.2
Regnier, Sandra

Die Wellen der Zeit / Zeitlos-Trilogie Bd.2


ausgezeichnet

"Oh!" Jetzt wirkte sie ernsthaft besorgt. "Colins Gehirn ist erschüttert? Ist er noch im Besitz seines Augenlichts? Weiss er noch, wer ich bin?" (Elizabeth)

Die 17-jährige Meredith hat es nicht leicht, ausgerechnet sie soll dazu auserkoren sein die Welt zu retten??? Das kann einem schonmal ein wenig Sorgen bereiten, wo doch eigentlich ihr bester Freund Colin derjenige mit den Fähigkeiten und Visionen ist. Und der fehlt ihr grad ungemein. Mit ihm konnte Mere immer über alles (naja, fast alles) reden, aber seit dem Vorfall auf dem Festival, hält sein Vater ihn mit aller Gewalt von ihr fern. Zum Glück ist Brandon da, der Mere in dieser Zeit mehr oder weniger hilfreich zur Seite steht - dafür aber gleichzeitig auch ihre Gefühle ganz schön Achterbahn fahren lässt. Sie wird einfach nicht schlau aus ihm...
~ ~ ~
Zugegeben, man merkt schon ein wenig, dass dieser Band das Mittelstück einer Triologie ist. Antworten und Erkenntnisse sind bislang noch ein wenig spärlich gesäht, aber ist er deswegen schlechter oder gar langweilig? Nee, keineswegs.
Sandra Regnier nimmt Anlauf auf das große Finale und Ihr Schreibstil, gepaart mit dem mittlerweile bekanntem Humor, zieht einen mit Schwung durch dieses Buch.

Da die Geschichte direkt an den ersten Band anknüpft, ist man gleich mitten im Geschehen; der Entführung Mere`s durch Chromwell und einer, sagen wir mal, etwas unkonventionellen Rettungsaktion. Zudem gibt es zu Beginn eine kurze, knackige Zusammenfassung.

Und auch, wenn ich vorher geschrieben habe, dass Antworten und Erkenntnisse noch ein wenig auf sich warten lassen, gibt es dennoch so Einige; wir erfahren z.B. was Mere ist ~ nicht, was das bedeutet, aber was sie ist und es gibt einige überraschende Entwicklungen.

Was mir besonders gut gefallen hat, sind diverse Rückblenden in die Zeit von Chromwell, Brandon und Elizabeth. Letztere ist ja tatsächlich ein Reizthema und größtenteils ungeliebt, auch von den Lesern ~ aber mir gefallen ihre Auftritte. Diese Mischung aus der ihr eigenen Arroganz, zusammen mit ihrer Naivität und Tollpatschigkeit, lässt mich jedes Mal wieder grinsen. Sie bringt Pep, um nicht zu sagen Feuer, in so manche Situation. Und manchmal wünscht man sich, Mere würde sich da eine Scheibe von abschneiden. Sie geht die Dinge momentan eher langsam an, fast als fürchte sie sich vor dem was dabei herauskommen könnte.

Ja, man kann schon sagen, Sandra Regnier hat ein Händchen für ihre Charaktere. Brandon, immer noch der absolute Frauenheld und genauso undurchschaubar wie eh und je....(irgendwas verbirgt der doch...) und trotzdem gefällt er mir als Person. Und auch Colin, der ja das absolute Gegenstück zu ihm ist, stempelt man nicht als "Weichei" ab, sondern als durchweg sympathisch.

Fazit: Das Witzige an dem Buch ist, man hat manchmal das Gefühl es passiert nichts, denkt, es geht nicht voran und ist irritiert, dass es trotzdem grad so unheimlich spannend ist.... Tja, die Lösung dafür ist recht einfach: Es geschieht eigentlich schon eine ganze Menge, nur man bekommt halt noch nicht die Antworten, nach denen man so sehr lechzt ;) Was kann ein Mittelteil besser machen, als den Leser mit jeder Menge Fragen und Spannung auf das große Finale zurückzulassen?

Bewertung vom 19.10.2015
Rockstars kennen kein Ende / Rockstar Bd.8 (eBook, ePUB)
Sporrer, Teresa

Rockstars kennen kein Ende / Rockstar Bd.8 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Mann, war das eklig. Mann, war das aber auch.... erotisch.Mann, war ich geistig im Arsch.

Maria hatte es bislang nicht leicht im Leben, ausgesetzt in einer Babyklappe wurde sie von Heim zu Heim gereicht und hat sich zum Überleben eine harte Schale zugelegt. Aber jetzt scheint ihr Leben endlich in die richtige Richtung zu gehen, sie hat das heißbegehrte Stipendium an der Uni in New York ergattert. New York, die Stadt in der Ihr Schwarm Brandon mit seiner Band Empathica lebt. Das er mit seiner angeblichen Traumfrau Ellen zusammen ist, ist für Maria kein Grund, sondern nur ein lästiges Hindernis. Und als ihre Pro-forma Zimmergenossin sich dann auch noch als Kali herausstellt und die ihr Zugang zu der Band verschafft, scheint ihr größter Traum in greifbarer Nähe.

Wenn Brandon sie doch nur mal halb so wahrnehmen würde, wie es der Aufreisser Christian tut....

*~*~*

Dieser 8. und leider auch letzte Band gehört für mich mit zu den besten Teilen der Rockstars-Reihe und ich habe ihn mit einem lachenden (weil so großartig) und einem weinenden (weil der letzte) Auge gelesen. Für mich hätte diese Serie endlos weitergehen können, denn die Ideen sind Teresa Sporrer nie ausgegangen.

Auch hier wird wieder ein recht ernstes Thema mit einer locker, spritzigen Liebesgeschichte verknüpft und die Emotionen sind direkt unter die Haut geschossen.

Teresa Sporrer hat ein magisches Händchen für Charaktere. Selbst der widerlichste Aufreisser, hier Christian, braucht nicht lange, um sich einem ins Herz zu schleichen, denn irgendwo blitzt immer etwas liebenswertes, sehr sympathisches hinter der Maske durch, auch wenn es manchmal nur für ein Sekundenbruchteil ist. Aber man nimmt ihn und seine Sprüche danach eher mit einem Schmunzeln hin, denn in seinem Inneren ist der Aufreisser-Zwilling ein ganz, ganz zartes Wesen.
Und auch der weibliche Part Maria, war mir gleich von Beginn an sehr sympathisch, obwohl ich mir eigentlich nichts schlimmeres vorstellen kann als ein Fangirl. Man möchte sie zwar schon oftmals schütteln, damit sie ihr hartes Auftreten aufgibt, aber da man zeitgleich an ihren Gedanken teilnimmt, kann man sie sogar irgendwie verstehen und weiß warum sie so handelt.
Mich konnten die Beiden mit ihrer Geschichte begeistern.

Der Schreibstil ist von der ersten Silbe an gewohnt flüssig, locker und witzig-spritzig. Und als besonderes Highlight gibt es auch wieder sensationelle Überschriften a la: Darf ich die Realität schlagen, Wie man einen Rockstar zähmt, Wildes Maria ist verwirrt,

Fazit: Der krönende Abschluss einer großartigen Reihe! Ich hatte einen Mega-Spaß mit den Rockstars und Ihren großen Lieben.... und vielleicht gibt es ja irgendwann die nächste Generation....

Bewertung vom 13.10.2015
DUNKLER FLUSS (eBook, ePUB)
Bennett, Nicholas

DUNKLER FLUSS (eBook, ePUB)


gut

>>Es ist die Unterströmung, verstehen Sie>>

Nach Jahren kehrt Weaver an den Ort seiner Kindheit zurück. Nach Measton, dorthin, wo er als 5-jähriger beinahe im Fluss ertrunken wäre. Damals ist ihm sein Freund Grant nachgesprungen und hat ihn gerettet, er wurde allerdings nie gefunden. Man geht davon aus, dass ihn die Unterströmung fortgetrieben hat.
Weaver selbst hat es später nach Brighton verschlagen, doch er hat die Rechnung ohne den Fluss gemacht, denn der lässt niemanden gehen. Und so wird er von Albträumen und Halluzination nach Hause gerufen.
Denn dort ist das Böse wieder erwacht, bereit jeden zu infizieren und damit die dunkelste Seite und die tiefsten menschlichen Abgründe aufzutun. ..
~ ~ ~
Selten hat mich ein Buch so zwiegespalten zurückgelassen....

Die Grundgeschichte, die Nicholas Bennett da erzählt, ist, ganz pur und rein für sich genommen, großartig!
Das Problem ist nur, er baut sie viel zu weitläufig und ausschweifend aus. Das nimmt man anfangs noch recht gelassen hin, aber er hört gar nicht mehr damit auf und bringt bis zum Schluss hin immer weiter neue Personen und Handlungsstränge mit ein, die eigentlich gar nicht wirklich notwendig sind und die auch irgendwann anfangen zu nerven, denn es verkompliziert das Lesen. Es gibt einfach zu viele lose Fäden, die auch teilweise ins Nichts führen. Und viel schlimmer, sie haben mich als Leser oftmals gar nicht interessiert und mich auch nicht unbedingt zu fesseln vermocht.

Und so steckt dieses Buch einerseits voller richtig guter Ideen und Höhepunkten, was den Kern der Geschichte angeht ~ andererseits gibt es aber auch viele nicht so hohe Punkte. Und diese machen einem das Lesen manchmal etwas schwer. So hat der Autor die Angewohnheit seine Charaktere mal mit Vor-, mal mit Nach- und manchmal auch mit Spitznamen auftreten zu lassen. Dabei gibt es oft relativ gleichklingende Namen und es sind einfach viel zu viele Personen ~ man kommt unweigerlich, selbst bei den Hauptcharakteren, manchmal ins Schlingern.

Ansonsten allerdings gefällt mir der Schreibstil sehr gut. Er kann geschickt mit wenigen Worten Atmosphäre aufbauen und es gibt einige großartige Charaktere, die auch aus einem Stephen King Roman stammen könnten (und ja, der schweift auch gerne mal ab, aber der hat auch das Talent dafür). Fast alle Personen sind toll ausgearbeitet, ganz egal ob gut oder böse, man hat ein relativ klares Bild von ihnen - trotz des ganzen Namenchaos. Und auch der Spannungsbogen - selbst wenn er im Mittelteil etwas arg durchhängt - ist vorhanden und lässt einen Seite für Seite weiterlesen, weil man wissen möchte, wie es ausgeht.

Übrigens ist dieses Buch jetzt nicht wirklich ein Thriller, sondern gehört (wie man am Verlag erkennen kann) eher in die Sparte Grusel/Horror/Mystery. Da ist das mit einem stimmigen Schluss ja nicht immer ganz so einfach. Doch genauso überzeugend wie der Anfang war, konnte mich Nicholas Bennett auch mit seinem Schluss überzeugen. Klar, hätte man gerne noch ein paar Informationen mehr gehabt, aber möchte man das nicht immer....

Fazit: Hätte der Autor sich auf den einen Handlungsstrang konzentriert, plus vielleicht 1-2 Nebenstränge, dafür dann auch ca. 200 Seiten weniger - es wären wohl glatte 5 Sterne geworden. So tut es mir in der Seele weh, für eine an sich großartige Geschichte, nur 3 Sterne vergeben zu können. Schade!
Kommentar

Bewertung vom 07.10.2015
Herbstflüstern (eBook, ePUB)
Voosen, Tanja

Herbstflüstern (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

>>"Ehm", machte ich unsicher. "Du siehst aus, als wäre jemand gestorben. Es ist doch niemand gestorben, oder?" (Toller Start für eine Runde Small Talk, Lucy!) Jasper seufzte energisch. "Dein Stolz vielleicht", antwortete er etwas schroff.>>

Oh mann, Lucy`s große Schwester Taylor turnt immer noch mit Hunter in der Weltgeschichte herum. Grade jetzt, wo Ben mit ihr Schluss gemacht hat, vermisst sie sie sehr. Und so verkriecht Lucy sich immer mehr. Und seitdem Ben plötzlich vor ihrer Tür stand, sind die schönsten Abende, die, an denen sie auf den kleinen Sohn von Hunters Bruder aufpassen kann, denn dort läuft sie keine Gefahr Ben zu begegnen.
Seit Neuestem gibt es sogar ein Entertainmentprogramm: Jasper, ein reicher, gutaussehender Schnösel aus der Nachbarschaft serviert auf seiner Auffahrt am laufenden Band Mädels ab. Lucy könnte mittlerweile die Uhr danach stellen und den Text mitsprechen. Dumm nur, dass sie dieses Mal in ihrem Versteck auffliegt.
Interessanterweise stellt sich heraus, dass Jasper eine Freundin sucht und langsam schwelt in Lucy ein Plan.... Denn da ist ja immer noch Ben, der sie nicht in Ruhe lässt....
~ ~ ~
Mich hat "Sommerflüstern" ja schon sehr begeistert und oftmals denkt man, das ist nicht zu toppen und sogar schon schwer daran anzuknüpfen. Doch genau das ist Tanja Voosen mit "Herbstflüstern" gelungen ~ sie hat einen großartigen Nachfolger hingelegt und sich dabei sogar noch ein ganz kleines bisschen selber übertroffen.

Herausgekommen ist eine wunderschön romantische Liebesgeschichte, mit einer Menge lockeren Sprüchen und viel Humor, aber auch genauso viel Ernsthaftigkeit und trotz alledem so herrlich leicht.

Lucy hat seit dem ersten Band eine ziemliche Entwicklung durchgemacht. Die plötzliche Trennung von Ben hat sie zurückgezogen, ernsthafter und dadurch auch erwachsener werden lassen. Sie hat ihre Unbeschwertheit verloren und den Sarkasmus gefunden. Ich fand sie im ersten Band schon sehr liebenswert. Hier sind einem sowohl Lucy als auch erstaunlicherweise Jasper auf Anhieb sympathisch. Sie ist das normale, nette Mädchen von nebenan, das grade zum ersten Mal richtig verletzt wurde und er der klassische Bad Boy, bei dem man ahnt, dass sich hinter der coolen Fassade ein ganz netter und vor allem sensibler Kerl verbirgt. Beide wirken sie sehr authentisch und handeln nachvollziehbar, so dass es einem nicht schwer fällt sich mit ihnen zu identifizieren.
Auch die Nebencharaktere sind klasse und aus dem Leben gegriffen. Einige sind einem schon im ersten Teil begegnet, wie Lucy`s Freundin Kate, Ethan, Taylor & Hunter etc. Das macht Spaß ~ vor allem auch Ethan wiederzutreffen war toll, damit hatte ich gar nicht gerechnet (im Hinterkopf hat sich jetzt festgesetzt, da liesse sich doch bestimmt ein dritter Teil von machen...)
Trotz allem sind beide Bände in sich abgeschlossen und voneinander unabhängig. Man muss also "Sommerflüstern" nicht vorher gelesen haben - die Personen werden alle kurz eingeführt - aber empfehlen kann ich es schon, denn man wird ihn so oder so verschlingen, weil man von dem ...Flüstern... gar nicht genug bekommen kann.

Der Schreibstil von Tanja Voosen ist einmalig unterhaltsam. Flüssig ~ witzig ~ ernsthaft, erzählt er eine romantische Geschichte, die voller schöner Ideen steckt. Und das großartige Romantik auch ohne Kitsch auskommt, wird hier wieder einmal ganz klar bewiesen.

Großartig. Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung!