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katikatharinenhof

Bewertungen

Insgesamt 998 Bewertungen
Bewertung vom 30.09.2023
Es wimmelt nur so von Dingen im Haus
Garibal, Alexandra

Es wimmelt nur so von Dingen im Haus


sehr gut

Wimmelige Alltagswelt

So ein Haus hat viele Zimmer und in denen gibt es ganz viele Sachen zu entdecken. Alexandra Garibal öffnet die Tür zum Wimmelhaus und lädt Kinder mit ihren witzigen, wenn auch nicht immer ganz so stimmigen Reimen dazu ein, sich auf die Suche nach Fahrrad, Kühlschrank, Waschbecken, Schlafanzug und noch ganz vielen Dingen aus der Alltags Welt zu begeben, dabei genau hinzusehen und viele liebevoll gezeichnete Details zu entdecken..

Die stabilen großformatigen Pappkartonseiten lassen sich sehr gut von kleinen Kinderhänden umblättern, sodass auch hier das Greifen wie nebenbei trainiert wird. Die Buchseiten sind robust, lassen sich auch mit einem leicht angefeuchteten Tuch gut abwischen, um klebrige Fingerpatscher zu entfernen. Die Buchseiten stecken voller fröhlich-bunter Zeichnungen, die witzige Situationen zeigen und sind randvoll mit Dingen gefüllt, die den Kindern im Alltag immer wieder begegnen. So wird nicht nur der Wortschatz spielend erweitert, sondern auch die Konzentration und Merkfähigkeit geschult.

Die Reime sprechen die Kinder ganz schnell mit und haben somit gleich doppelt Spaß in der wimmeligen Alltagswelt.

Bewertung vom 30.09.2023
Die Porcellis
Tharlet, Eve

Die Porcellis


sehr gut

Lustiger Wimmelsuchspaß

Familie Porcelli ist eine Meerschweinchen Familie, bei der jeden Tag immer etwas los ist. Kein Wunder, denn hier leben Alt und Jung unter einem Dach, haben sich lieb und hecken den ein oder anderen Spaß aus.

Eve Tharlet erzählt in kurzen, manchmal etwas zu abgehackten Sätzen, vom wuseligen Treiben rund um das Meerschweinchenhaus und lässt die niedlichen Tierchen regelrecht durch die Seiten tanzen. Gleich zu Beginn des Buches werden alle Familienmitglieder in Wort und Bild vorgestellt, damit später die kleinen Suchaufgaben von den Kindern schnell und sicher gelöst werden können.

Die Zeichnungen sind farbenfroh und nicht zu überladen, sodass Jungen und Mädchen zwar gefordert, aber nicht mengenmäßig überfordert werden, um all die wundervolle Details zu entdecken, die es sich auf den großformatigen Doppelseiten bequem gemacht haben. Auch wenn die Buchseiten nicht ganz so stabil sind, lassen sich sich gut umblättern. Üppige Büsche und Bäume im witzigen Formschnitt, Seifenblasen, jede Menge Meerschweinchen mit guten Ideen und immer wieder eine kleine Spinne, die bereitwillig jeden Spaß und Unsinn der Porcellis mitmacht - Eve Tharlet hat eine abwechslungsreiche und ansprechende Gestaltung der Buchseiten vorgenommen, um ihre liebevolle Geschichte von den Porcellis zu erzählen.

Ein lustiger Wimmelsuchspaß, der nicht nur an trüben Regentage gute Laune verbreitet

Bewertung vom 30.09.2023
Die weite Reise
Desvaux, Olivier

Die weite Reise


ausgezeichnet

Einladung zur Traumreise

Der Regenschirmhügel ist zum Winterwunderland geworden, denn der Schnee glitzert und funkelt in der Sonne. Aber was ist das am Horizont ? Herr Fuchs und Herr Hase finden einen roten Ballon, der sich in den Zweigen einer Tanne verfangen hat. An einem dünnen Faden hängt ein Weihnachtswunschzettel. Ein lauter Knall zerreißt die winterliche Stille und der rote Ballon ist zerplatzt. Wie findet jetzt der Wunschzettel den Weg zum Weihnachtsmann ?

Olivier Desvaux ist ein Zauberer und Wortpoet und sendet mit seinen liebevoll illustrierten Büchern ganz viel Licht und Wärme in unsere Welt. "Die weite Reise" ist eine Einladung zur Traumreise, in der Fuchs und Hase gemeinsam ein Weihnachtsabenteuer erleben. In ruhigen Worten erzählt, bewirkt die Geschichte , dass Kinder wie Erwachsene plötzlich ganz still werden, innehalten und sich ganz dem Fluss der Ereignisse hingeben. Die wunderschönen Illustrationen helfen dabei, komplett in der magischen Welt von Oliver Desvaux zu versinken. Im schwimmenden Bett von Fuchs und Hase ist es richtig gemütlich und so kann das Abenteuer beginnen.

Eine Reise, die nicht nur die kindliche Vorstellung des Weihnachtsmannes lebendig werden lässt, sondern auch sie auch ermutigt, ihre Träume zu leben.

Bewertung vom 29.09.2023
Püttchen und Sternelinchen
Kelly, Maite

Püttchen und Sternelinchen


sehr gut

Es heißt Freundschaft, weil man mit Freunden alles schafft

Im Himmel herrscht geschäftiges Treiben und Aufregung, denn alle bereiten sich auf das große Fest vor. Aber Püttchen sitzt schmollend in der großen Manteltasche des Himmelskönigs und langweilt sich. Aber was ist das ? Zwischen den Wolken ist so ein helles Strahlen, dem Püttchen unbedingt auf den Grund gehen muss. Zwischen dem fluffigen Weiß liegt eine kleine Sternschnuppe, die vom Weg abgekommen ist. Püttchen legt die Stirn in Falten und denkt nach, wie der kleine Stern doch noch am Himmel strahlen kann...


Mit dem zweiten Buch über Engelchen Püttchen geht Maite Kelly einen sehr warmherzigen und liebevollen Weg, der Kindern und Erwachsenen gleichermaßen die Vorfreude auf Weihnachten näherbringt. Püttchen ist wie immer ein wenig naseweis und vorwitzig und hat den Schalk im Nacken sitzen, sodass seine Dialoge mit dem Himmelskönig mit einem Touch Humor die christlichen Werte transportieren.

Die Illustrationen sind sehr lebendig und lassen die Kinder am aufregenden und abwechslungsreichen Leben im großen Reich des Himmelskönigs teilhaben. Auch ein wenig Nachhaltigkeit beim Bau der Rakete fließt mit ein, da Püttchen hier auf Sonnenenergie als Antriebskraft setzt.

Kelly nimmt Jungen und Mädchen mit auf eine abenteuerliche Reise und zeigt ihnen Püttchens Welt, in der der Himmelskönig alle seine Engelchen schützend in der Hand hält und auf sie aufpasst. Püttchen vermittelt dabei altersgerecht die christliche Botschaft und zeigt Kindern, was gute Freunde alles zusammen bewirken können.

Sternelinchens Reise durch die Galaxie bis nach Bethlehem ist kurzweilig und verständlich erzählt, sodass sich die Kinder gerne auf die himmlische Reise begeben. Sehr schön zum Vorlesen beim abendlichen Zu-Bett-Geh-Ritual oder einfach nur, um in der stressigen Vorweihnachtzeit eine kleine engelsgleiche Auszeit zu genießen.

Bewertung vom 29.09.2023
Die Legende von Sankt Martin
Grün, Anselm

Die Legende von Sankt Martin


gut

Bilder und Text leider nicht stimmig

Jedes Jahr am 11. November ziehen die Kinder mir ihren Laternen durch die Straßen und feiern Martinstag. Fast schon feierlich klingen die kleinen Stimmchen, wenn sie die Laternenlieder und das Loblied auf Sankt Martin singen. Anselm Grün erzählt mit seinen Worten die Legende des Soldaten nach, den Nächstenliebe und christlicher Glaube durchs Leben geführt haben.

Die Geschichte ist uns allen gut bekannt und die Zeilen des Liedes im Ohr, wenn Martin durch Schnee und Wind reitet und durch das Teilen seines Mantels den Bettler vor dem sicheren Tod rettet. Auch hier im Buch teilt Martin seinen Mantel und gibt dem frierenden Bettler die andere Hälfte, aber so ganz schlüssig ist es Kindern wie Erwachsenen leider nicht, warum sich die Schlüsselszene - wir rufen uns in Erinnerung : Martin reitet an einem kalten Winterabend durch die Stadt und trifft dort auf den Bettler - im Buch bei gleißend hellem Sonnenschein und einem weiß-blauen Himmel abspielt. Hier wird das Buch absolut unglaubwürdig und stiftet mehr Verwirrung, statt als einprägsamer Moment in nachhaltig in Erinnerung zu bleiben. Auch die folgenden Doppelseite bietet ein Szenario bei Tageslicht und Sonnenschein, sodass hier das kindliche Verständnis mehr als strapaziert wird.

Jahreszahlen und mitunter schwierige Wörter, die durch die Vorlesenden erklärt werden müssen, erschweren auch das Zuhören und lassen die Konzentration der Kinder schwinden. Die Illustrationen sind an und für sich sehr schön anzuschauen, bieten auch viele liebevolle Details, und bringen richtig Farbe in das Buch. Aber sie geben leider nicht den Inhalt der Geschichte wieder, sondern sind widersprüchlich in ihrer Aussage. Schade : (

Bewertung vom 29.09.2023
Das Geschenk des Elefanten
Wenz, Tanja

Das Geschenk des Elefanten


ausgezeichnet

Trauern ist liebevolles Erinnern

Bisher hat Elefant immer gemeinsam mit den anderen Tieren am Wasserloch gesessen, der Sonne entgegen gesehen und ganz viele schöne Dinge erlebt. Doch eines Tages ist Elefant nicht mehr da, denn er hat sich auf seinen letzten Weg zum Elefantenwald gemacht. Als die Tiere wieder am Wasserloch sitzen, sind sie traurig. Doch nach und nach erkennen sie, dass ihnen Elefant ein wunderbares Geschenk hinterlassen hat...


Dieses einzigartige Kinderbuch ermöglicht Eltern einen sanften Umgang mit den Themen Tod, Trauer, Loslassen und Erinnern. Dabei gelingt es Tanja Wenz, eine sehr einfühlsame Geschichte zu erzählen die durchaus auch humorvolle Momente bereit hält. Sie fasst in kindgerechten Worten zusammen, was manchmal Eltern einfach nicht möglich ist und erklärt so Jungen und Mädchen, dass der Tod eines geliebten nahestehenden Menschen zwar weh tut und traurig macht, aber dass dieser Mensch uns das schönste Geschenk hinterlässt, in dem er/sie in unseren Erinnerungen einfach weiterlebt.

Es sind liebevolle Worte und Gedanken, die in farbenfrohen Zeichnungen vollkommen die Schwere der Thematik vergessen lassen und so die Kinder sanft an der Hand nehmen und ihnen den Weg zum Loslassen und Erinnern zeigen. Eine fast schon poetische Geschichte, die sich wie eine tröstende Umarmung anfühlt.

Bewertung vom 29.09.2023
Die schönste Zeit
Rilke, Rainer Maria;Andersen, Hans Christian;Storm, Theodor

Die schönste Zeit


sehr gut

Melancholische Texte zur Weihnachtszeit

"Die schönste Zeit" ist ein liebevoll illustriertes kleines Büchlein, das zum Innehalten, Nachdenken und in Erinnerung schwelgen einlädt. Mit melancholischen Texten von Andersen, Rilke und Storm rückt der Kommerz in den Hintergrund und führt den Leser:innen das Wesentliche an Weihnachten vor Augen.

Auch wenn die Erzählungen mitunter wehmütig und traurig sind, so stecken sie doch voller Hoffnungen und Lichterglanz, die die besinnliche Atmosphäre einer festlich geschmückten Stube in die eigenen vier Wände transportiert. Spätestens, wenn die bekannten Worte des Gedichts "Knecht Ruprecht" gelesen werden, tauchen ganz viele Erinnerungen an Weihnachtsfeste der Kindheitstage vor dem inneren Auge auf und wärmen wie eine liebevolle Umarmung.

Maren Briswalter fühlt sich in die Geschichten ein und lässt aus diesen Gefühlen zauberhafte Zeichnungen entstehen, die von längst vergangenen Zeiten,Träumen, Wünschen und Hoffnungen erzählen.

Bewertung vom 29.09.2023
Die Gouvernanten
Serre, Anne

Die Gouvernanten


ausgezeichnet

Ein Trompe-l’œil in Buchform

Sie sind wie kleine Vogerl, gefangen in einem goldenen Käfig. Doch wenn sich die goldene Tür zum Garten der Villa öffnet, gibt es für die Gouvernanten kein Halten mehr. Alle Sehnsüchte, wilden Fantasien und Gelüste drängen plötzlich wie ein wildes Tier nach draussen und lassen die jungen Frauen ihr gesittetes Dasein vergessen. Jeder Fremde, der ihnen begegnet, muss sich willenlos den Forderungen und Zärtlichkeiten ergeben. Aber die Gouvernanten sind nicht unter sich, sondern das Auge des Nachbarn ist immer allgegenwärtig...


"Die Gouvernanten" von Anne Serre ist ein Trompe-l’œil in Buchform, das sinnlich und ekstatisch zugleich ist, verführt und die Leser;innen zu Verbündeten des voyeuristischen Nachbarn macht. Serre hat eine sehr plastische Schreibweise, die aus einem altertümlich anmutenden Gemälde eine bewegte Szenerie werden lässt. Der feine Stoff der Stiefeletten glänzt in der Sonne, das verheißungsvolle Rascheln der Röcke klingt wie ein geflüstertes Versprechen nach mehr und die sinnliche Verführung spricht aus jedem Wort, das aus der Feder der Autorin fließt.

Serre ist eine Wortpoetin, die mit den heißen wilden Gedanken und Sehnsüchten der ansonsten so züchtigen und fast schon gelangweilt wirkenden Gouvernanten spielt, lässt erotische Fantasien aus den Seiten steigen und verwandelt ihr Gouvernanten in Sirenen. Auch spielt sie mit der Leserschaft, genauso wie die Gouvernanten mit den Männern spielen, setzt die weiblichen Reize gekonnt ein und kurbelt das Kopfkino mit erotischen Bildern ab.
Der träge heiße Sommertag lässt nicht nur die Hitze im Garten flirren, sondern kokettiert mit nackten Schenkeln, weichen Rundungen und liebreizenden Lippen, die immer wieder verführerisch locken.

Ein kleine Lustspiel mit dezenter Komik, ästhetischer Erotik und dem ein oder anderen Seitenhieb auf unsere Gesellschaft, die sich allzu leicht verführen lässt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.09.2023
Todsicher verschlüsselt
Wilhelm, Arno

Todsicher verschlüsselt


ausgezeichnet

Sie kennen dich! Sie haben dich ! Sie steuern dich! (Markus Morgenroth)

Annalena ist bekannt dafür, sich lautlos wie ein Schatten zu bewegen und genau das ist ihre Lebensversicherung. Doch ein Klingeln ihres Handy bedeutet zunächst nicht nur höchste Gefahr für sie, sondern lässt ihre Welt zusammenbrechen. Viel Zeit zum Trauern bleibt ihr nicht, denn Annalena will wissen, wer ihren Bruder auf dem Gewissen hat.Sie muss zurück nach Berchtesgaden reisen, um am Ort ihrer Kindheit zu ermitteln. Vor Ort trifft sie auf Helga Herbertsen die auch nicht ganz freiwillig ihre Tätigkeit am Fuße des Watzmanns ausführt. Beide Frauern ermitteln zunächst unabhängig voneinander und stoßen dabei in ein echtes Wespennest....


Arno Wilhelm lässt in "Todsicher verschlüsselt" zwei wirklich grundverschiedene Ermittlerinnen ihre Spürnasen einsetzen, um den Leser;innen zu zeigen, wie einfach es in der Welt der Cyberkiminalität ist, Daten und Informationen zu sammeln, den digitalen Fußabdruck als Grundlage für Manipulation und Verbrechen zu nutzen und trotzdem meist unerkannt im Hintergrund zu bleiben.

Annalena ist eine echt coole Socke und immer, wenn sie auftaucht, habe ich die Musik von "Mission Impossible" im Ohr. Sie ist von ihren Ermittlungsmethoden her eher eine, die es gerne flexibel mag, lässt sich nicht gerne in die Karten schauen und mit dem Gesetz...sie weiß wohl, dass es so was gibt, aber dran halten...eher weniger :) Helga ist eher gemächlich unterwegs, hat aber trotzdem richtig Pfeffer im Hintern, um ihrer mitunter recht aufmüpfigen Truppe die Obacht anzusagen.

Wilhelm bewegt sich sicher auf dem Parkett der Informatik, denn beruflich ist er dort Zuhause und kann so sein breites Fachwissen an die Leser;innen weitergeben. Dies geschieht jedoch nicht trocken und spröde, sondern wirklich aufregend, fesselnd und kurzweilig. Und genau dieses fundierte Wissen ist es, dass den Leser;innen vor Augen führt, wie leicht das Abgreifen von Daten wirklich ist und was daraus entstehen kann, wenn der Datenklau floriert und für miese Machenschaften und Erpressungen genutzt wird.

Der Fall baut sich logisch auf und wird von Kapitel zu Kapitel immer rasanter. Es gibt Szenen, in denen das Grinsen von einem Ohr zum anderen wandert, der Atem vor Aufregung in der Kehle stecken bleibt der Puls regelrecht galoppiert. Immer mittendrin - Annalalena und Helga, die ein wirklich geniales Team bilden, um gemeinsam ans Ziel zu kommen.

Vom Schmierlappen bis falscher Fuffzigger ist alles vertreten, was es an abwechslungsreichen Charakteren in einem guten Krimi braucht. Auch wenn die Thematik sehr ernst ist und nachdenklich stimmt, vergisst der Schreibende nie, ein bisschen Augenzwinkern zwischen den Seiten aufblitzen zu lassen.

Ich hoffe sehr, dass Annalena und Helga keine Eintagsfliegen bleiben und noch viele gemeinsame Fälle lösen dürfen :)

Bewertung vom 28.09.2023
Das leise Platzen unserer Träume
Lohmann, Eva

Das leise Platzen unserer Träume


ausgezeichnet

Wenn du glaubst, Du verschwendest dein Leben mit mir, dann geh doch (H. Carpendale)

Jule und David leben ihren großen Traum vom Haus auf dem Land, aber glücklich sind sie nicht wirklich. Seit Jahren versucht das Ehepaar, das Glück mit einem Kind zu vervollkommnen, aber es will und will nicht klappen. Ganz anders Hellen, denn die Mittvierzigerin hat sich freigeschwommen, vom Ehemann getrennt und versucht nun, als Alleinerziehende Alltag und Job unter einen Hut zu bringen. Was beide Frauen eint: David. Denn David sucht bei Hellen, was er bei Jule schon lange nicht mehr findet. Aber gehen kommt für ihn nicht in Frage....


Eva Lohmann lässt Hellen und Jule in sehr ehrlichen Worten von Lebensplänen, Träumen und Vorhaben erzählen, die sich zu Beginn einer Beziehung immer in rosaroten Farben wunderschönen zu Luftschlössern bauen lassen und dann, wenn das Leben sich verselbstständigt, einfach einstürzen.

Bei Jule und David hat sich die Liebe zu einem wurmstichigen Apfel entwickelt, der langsam aber sicher von innen verfault. Alles Drehen und Wenden nützt nichts mehr, denn sie haben die Basis verloren und das große Schweigen nimmt immer mehr Raum ein. Hellen lebt mit David in einer unkomplizierten Affäre, legt es aber darauf an, das Jule von all dem Wind bekommt.

Es sind all die ungesagten Worte, die in einer Beziehung, die sich längst totgelaufen hat, wie ein Damoklesschwert über den Köpfen schweben und einen Part dazu verleiten/zwingen, sich an anderer Stelle das zu holen, was Zuhause vermisst wird. Lohmann beschreibt das langsame Sterben einer Liebe, die immer nach Plan funktioniert hat, da sich der sehnliche Wunsch nach Kindern einfach nicht erfüllt. Und dann sind da noch die Hürden des Alltags, die Alleinerziehende fast zur Selbstaufgabe zwingen, um den Spagat zwischen Kindern und eigenem Leben doch irgenwie Raum zu geben.

Es ist keine bittere Abrechnung mit schmutziger Wäsche, sondern eine sehr einfühlsam erzählte Geschichte, die wir alle irgendwie kennen- sei es, weil wir einmal selbst betroffen gewesen sind oder im Freundeskreis genau das erlebt haben, was sich hier auf den Seiten sehr authentisch abspielt.

Der Schreibenden gelingt auf gerade einmal 216 Seiten, Träume schweben und zugleich platzen zu lassen, um dann wiederum die schmerzenden Erkenntnisse zu verarbeiten, die das verzweifelte Festhalten an alten Gewohnheiten mit sich bringt. Manchmal wird aus dem Schweigen etwas Neues, Großes, das so sicherlich nicht geplant war. Aber wer nicht den ersten Schritt wagt, wird nie erfahren, was an großen Träumen noch möglich ist, auch wenn der alte ausgeträumt ist.

Ein sehr bewegendes Buch, das immer den richtigen Ton trifft und trotzdem seine Wirkung nicht verfehlt - es geht direkt ins Herz und macht nachdenklich