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Benutzername: 
dorli
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Berlin
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 878 Bewertungen
Bewertung vom 09.05.2017
Seelenfeindin
Trinkaus, Sabine

Seelenfeindin


sehr gut

Die bekannte Talkshow-Moderatorin Konstanze Friedrichs fühlt sich von ihrem Ex-Lebensgefährten Klaus Wolfert verfolgt und bedroht. Nach einem verstörenden Erlebnis ist sie nervlich am Ende und begibt sich zur psychiatrischen Behandlung in die Elbmarsch-Klinik. Auf ausdrücklichen Wunsch der Patientin übernimmt Dr. Nadja Schönberg die Therapie. Nadja hat vor kurzem selbst eine schwere Krise durchlebt, fühlt sich aber mittlerweile wieder gesund und ist überzeugt, ihr Trauma verarbeitet zu haben…

In „Seelenfeindin“ wartet Sabine Trinkaus mit einem gut durchdachten Verwirrspiel auf. Schon nach wenigen Seiten hatte mich die Geschichte fest im Griff - man lernt zunächst Konstanze und Nadja kennen, erfährt von Konstanzes Ängsten, teilt Nadjas Gedanken und Erinnerungen.

Nach und nach lässt Sabine Trinkaus durchsickern, was Konstanze durchgemacht hat. Je mehr Nadja versucht, Licht in das Dunkel rund um Konstanzes Erlebnisse zu bringen, desto verworrener scheint alles zu werden, denn Klaus Wolfert stellt die Vorkommisse ganz anders dar, als Konstanze.
Im Verlauf der Handlung geht es dann nicht nur Konstanze immer schlechter, es zeigt sich auch, dass Nadja sich doch nicht so gut erholt hat, wie sie dachte. Es sind im Grunde genommen Kleinigkeiten, die ihr überwunden geglaubtes Trauma wieder erwachen lassen.

Die Akteure werden interessant und vielschichtig präsentiert, sie sind allesamt ausdrucksstark und wirken echt, wenn auch durchweg wenig sympathisch. Man kann sehr gut mit Ich-Erzählerin Nadja mitfühlen - es gelingt Sabine Trinkaus ganz hervorragend, dem Leser Nadjas Gedanken und besonders ihren Kampf mit sich selbst zu vermitteln.

Sabine Trinkaus lässt nicht nur ihre Figuren in einem Strudel aus Lügen, Wahrheiten und Halbwahrheiten, aus Wahn und grausamen Spiel versinken, auch als Leser wird man von dem undurchsichtigen Wirrwarr mitgerissen und fragt sich ständig, wer in dieser Geschichte eigentlich wen manipuliert und wem man hier wirklich glauben kann. Selbst Nebenfiguren, wie Nadjas netter Nachbar Dirk oder Konstanzes zurückhaltende Freundin Regine, wirken, als hätten sie etwas zu verbergen und würden Böses im Schilde führen.

Das Buch liest sich nicht immer einfach. Die Geschichte wird hauptsächlich aus Sicht von Nadja erzählt – dieser Part lässt sich recht flüssig lesen. Dann gibt es aber auch mehrere Passagen, in denen es um die früheren Erlebnisse von Konstanze und Klaus geht. Diese Einschübe werden so erzählt, als ob sie gerade passieren. Da diese plötzlichen Wechsel von Ort und Zeit im Text aber nicht besonders hervorgehoben werden, verwirren sie etwas und hemmen dadurch den Lesefluss. Zudem gibt es zwischendurch immer wieder Abschnitte, die zwar durch Kursivdruck kenntlich gemacht sind, in denen aber keine Namen genannt werden, so dass man nur spekulieren kann, um wen bzw. was es hier geht.

„Seelenfeindin“ hat mir insgesamt sehr gut gefallen. Es hat Spaß gemacht, Nadja und Konstanze durch dieses Lügengespinst zu begleiten und über Motive, Verwicklungen und Hintergründe zu grübeln.

Bewertung vom 08.05.2017
Die Schlange von Hamburg
Ehlers, Jürgen

Die Schlange von Hamburg


ausgezeichnet

Hamburg. In der S-Bahn wird die Leiche eines Studenten gefunden. Der junge Mann wurde mit einem außergewöhnlichen Schlangenmesser getötet. Die Ermittlungen gehen schleppend voran, da es weder Zeugen gibt, noch ein Motiv für die Tat erkennbar ist.
Im Gegensatz zu seinen Kollegen ist Hauptkommissar Bernd Kastrup davon überzeugt, dass sie es hier mit einer ähnlichen Vorgehensweise zu tun haben, wie in dem Fall rund um die „Hyäne“. Er stochert in den alten Akten herum und hält selbst dann noch an seiner Theorie fest, als er von seinem Chef aufgefordert wird, den abgeschlossenen Fall ruhen zu lassen und sich ausschließlich um den aktuellen Fall zu kümmern. Als die Schlange ein weiteres Mal zuschlägt, zeigt sich jedoch, wie recht Kastrup hat…

„Die Schlange von Hamburg“ ist bereits der dritte Fall für Bernd Kastrup und sein Team – für mich war dieser Einsatz der zweite, bei dem ich den Hamburger Ermittlern über die Schulter schauen durfte. Ich war schnell mittendrin im Geschehen und hatte schon nach kurzer Zeit das Gefühl, wieder mit allen Figuren gut vertraut zu sein.

Der Kriminalfall ist diesmal äußerst knifflig - Kastrup hat keinen Zweifel, um wen es sich bei dem Täter handelt, dieser hat jedoch ein hieb- und stichfestes Alibi. Der Hauptkommissar lässt sich davon allerdings nicht beirren und sucht fieberhaft nach weiteren Spuren…

Die Figuren werden von Jürgen Ehlers allesamt sehr authentisch dargestellt, wirken echt und handeln durchweg glaubwürdig und nachvollziehbar. Der Autor erzählt die Geschichte nicht nur aus Sicht der Ermittler, sondern präsentiert das Geschehen aus unterschiedlichen Perspektiven, so dass man einen guten Einblick in die Ansichten und Beweggründe aller Akteure bekommt.

Jürgen Ehlers hat nicht nur die privaten Angelegenheiten der Ermittler geschickt mit der Krimihandlung verwoben, er schlägt auch eine Brücke zu den Fällen aus den beiden vorherigen Bänden. Damit wird die gesamte Reihe zu einem großen Ganzen – obwohl alles zusammenhängt, ist dennoch jeder Fall für sich spannend und auch ohne Kenntnis der anderen Bücher bestens verständlich.

Ganz hervorragend gelungen sind dem Autor auch in diesem Band die Beschreibungen der Handlungsorte - ich konnte mir die Schauplätze in und um Hamburg sehr gut vorstellen.

„Die Schlange von Hamburg“ hat mich mit der spannenden, abwechslungsreichen Handlung nicht nur sehr gut unterhalten, sondern mir auch viel Platz zum Mitgrübeln und Miträtseln gegeben.

Bewertung vom 27.04.2017
Die Reformatorin von Köln
Lausen, Bettina

Die Reformatorin von Köln


sehr gut

In ihrem historischen Roman „Die Reformatorin von Köln“ entführt Bettina Lausen den Leser in das 16. Jahrhundert nach Köln. Die Autorin erzählt sehr anschaulich von den spannenden Erlebnissen der 17-jährigen Brauerstochter Jonata von Menden zu Beginn der Reformation und lässt diesen Roman damit zu einer interessanten, kurzweiligen Zeitreise werden.

Am Anfang des 16. Jahrhunderts war die Angst vor dem Fegefeuer sehr groß, der Ablasshandel blühte. In seinen 95 Thesen kritisierte Martin Luther u.a. den Verkauf von Ablassbriefen und spaltet damit die Bevölkerung.

Jonata hat einen Ablassbrief für ihren toten Bruder Lucas gekauft. Aber sie hat Zweifel, ob sie ihn damit vor dem Fegefeuer bewahren kann. Auf einer Geschäftsreise nach Sachsen lernt sie Luther und sein Gedankengut kennen und ist fest entschlossen, dessen Lehre - dass allein durch einen festen Glauben und rechte Buße Gott dem Menschen die Sünden erlassen werde - in Köln zu verbreiten…

Für den Drucker Simon von Werden bricht eine Welt zusammen – sein Vater ist gestorben und bei der Testamentseröffnung erfährt er, dass dieser gar nicht sein leiblicher Vater gewesen ist. Neben der Enttäuschung, sein Leben lang belogen worden zu sein, ist besonders die Angst, die Druckerei und damit seine Existenzgrundlage zu verlieren, sehr groß, denn sein jüngerer Bruder Nickell streckt seine Finger nach dem Erbe aus…

Jonatas Bruder Enderlin ist im Kloster aufgewachsen und neuerdings für die Inquisition tätig. Er hat den Auftrag, Druckereien und Märkte zu besuchen und die Verbreitung von Ketzerschriften zu stoppen. Eine Aufgabe, die Enderlin sehr ernst nimmt…

Der fesselnde Erzählstil von Bettina Lausen hat mich sofort in das Geschehen hineingezogen. Mit ihren detailreichen Beschreibungen und ausführlichen Schilderungen hat die Autorin ein interessantes Bild des damaligen Kölns geschaffen. Schnell war ich mittendrin in einer Welt aus Glaube, Aberglaube, Habgier und Missgunst und habe gespannt das Miteinander und Gegeneinander der Akteure verfolgt.

Bettina Lausen beschreibt alle Figuren durchweg bunt und facettenreich. Jeder Einzelne spielt die ihm zugedachte Rolle ausgezeichnet und selbst kleine Nebenfiguren wirken überzeugend. Es hat mir großen Spaß gemacht, die zahlreichen sehr unterschiedlichen Menschen kennenzulernen und sie durch diese für sie aufregende und manchmal auch sehr gefährliche Zeit zu begleiten.

„Die Reformatorin von Köln“ hat mir, einmal abgesehen von dem etwas überhasteten Schuss, sehr gut gefallen. Der Roman lässt sich angenehm flott lesen und hat mir nicht nur spannende, unterhaltsame Lesestunden beschert, sondern mir zudem interessante Einblicke in das Drucker- und Brauerhandwerk im 16. Jahrhundert ermöglicht.

Bewertung vom 26.04.2017
Caraval Bd.1
Garber, Stephanie

Caraval Bd.1


ausgezeichnet

Die Schwestern Scarlett und Donatella Dragna leben auf der Insel Trisda – seit ihre Mutter Paloma vor sieben Jahren spurlos verschwunden ist, herrscht ihr Vater hier mit brutaler Hand und verschont auch seine Töchter nicht. Scarletts einzige Hoffnung auf ein besseres Leben ist die Hochzeit mit einem ihr unbekannten Grafen.

Als Kinder haben die Schwestern die Geschichten geliebt, die ihre Großmutter von dem zauberhaften Caraval erzählt hat. Die beiden Mädchen haben immer davon geträumt, die Magie dieses Ortes zu spüren und den Caraval-Master Legend und seine fantastischen Darsteller zu erleben. Scarlett hat mehrere Briefe an Legend geschrieben und ihn gebeten, Trisda mit seiner wunderbaren Truppe zu besuchen. Nie kam eine Antwort. Bis heute. Wenige Tage vor ihrer Hochzeit erhält sie eine Einladung, um an einem verzauberten Spiel teilzunehmen und den Preis in Form eines Wunsches zu gewinnen.

Als die stets auf Sicherheit bedachte Scarlett plötzlich zögert, weil sie keine Möglichkeit sieht, von Trisda zu entkommen, nimmt ihre abenteuerlustige Schwester das Heft in die Hand und täuscht mit Hilfe des jungen Seemanns Julian eine Entführung vor.
Kurze Zeit später steht Scarlett mit Julian vor den Toren von Caraval. Doch von Tella keine Spur. Die verzweifelte Scarlett will Tella schnellstmöglich finden und lässt sich auf das Spiel ein. Auf ein magisches Spiel. Ein gefährliches Spiel…

In ihrem Fantasy-Roman „Caraval - Es ist nur ein Spiel“ entführt Stephanie Garber den Leser in eine Welt voller Magie, Geheimnisse, Abenteuer und Romantik.

Stephanie Garber schickt ihre Hauptprotagonistin in ein genauso buntes, schillerndes, farbenprächtiges wie auch düsteres, bedrohliches und riskantes Spiel. Scarlett durchlebt eine wahre Odyssee und gerät in einen Strudel aus Realität und Illusion, aus Gaukelei, Schauspiel, Wahrheit und Lüge - kaum ist sie dem Rätsel rund um die verschwundene Tella einen Schritt näher gekommen, gerät sie erneut ins Trudeln und muss sich immer wieder fragen: Wer meint es ehrlich? Wer ist gefährlich? Es gelingt Stephanie Garber hervorragend, auch den Leser in dieses grandiose Spiel miteinzubeziehen, man wird schier mitgerissen von Scarletts abenteuerlichen Erlebnissen.

„Caraval - Es ist nur ein Spiel“ ist von der ersten bis zur letzten Seiten fesselnd. Zahlreiche Überraschungen und Wendungen geben der Handlung immer wieder neuen Schwung und lassen zu keiner Zeit Langeweile aufkommen. Eine großartige Geschichte, die mir mit ihren frischen Ideen ein paar spannende, unterhaltsame Lesestunden beschert hat. Leseempfehlung für alle, die gerne in fantastische Wunderwelten eintauchen und sich verzaubern lassen.

Bewertung vom 24.04.2017
Tod à la Provence
Heineke, Andreas

Tod à la Provence


ausgezeichnet

Andreas Heineke beginnt seinen Kriminalroman „Tod à la Provence“ mit einem spannenden, sehr neugierig machenden Prolog: Ein Mann stirbt ohne ersichtlichen Grund auf seiner Motoryacht unweit des Hafens von Saint-Tropez.

Es folgt ein Zeitsprung von 30 Jahren - die Provence im Winter. Pascal Chevrier hat Paris den Rücken gekehrt, um künftig als Dorfgendarm von Lucasson seinen Dienst zu versehen. Anders als von Pascal erwartet, geht es hier aber ganz und gar nicht ruhig und beschaulich zu. Der geplante Bau eines Golfresorts erhitzt die Gemüter in dem kleinen Dorf inmitten des Luberon. Als dann auch noch der Immobilienmogul Jack Frenzen ermordet wird, hat Pascal plötzlich alle Hände voll zu tun, um Spuren und Hinweisen nachzugehen…

Andreas Heineke schickt einen sehr sympathischen Ermittler ins Rennen. Der Gourmet und leidenschaftliche Hobbykoch Pascal träumt davon, irgendwann ein eigenes kleines Restaurant zu eröffnen. Er ist hingerissen von der beeindruckenden Natur des Luberon, von den kulinarischen Besonderheiten der Region und auch von der schönen Elaine, die er am ersten Abend in seinem neuen Domizil kennenlernt. Pascal lässt sich auf eine Affäre mit Elaine ein - eine Liaison, die ihm bei seinen Ermittlungen ein wenig ins Trudeln bringt, da Elaine zu einer der Hauptverdächtigen in dem Mordfall wird.

Es ist Andreas Heineke hervorragend gelungen, Land und Leute darzustellen. Die Handlungsorte werden detailreich beschrieben und die Eigenart und Schönheit der Landschaft hervorgehoben - den ganzen Charme, den der Landstrich zu bieten hat, hat der Autor in seinen Krimi gepackt. Schauplätze, Akteure und Stimmung wirken sehr echt und natürlich. Man meint, beim Lesen den Duft von frischen Croissants, von Wein und Kräutern und vor allen Dingen den Duft der von allen heiß begehrten Trüffel einzuatmen.

„Tod à la Provence“ hat mir sehr gut gefallen. Der Krimi lässt sich angenehm flott lesen und hat mir nicht nur spannende, unterhaltsame Lesestunden beschert, sondern mir ganz nebenbei auch noch allerlei Wissenswertes über das „schwarze Gold der Provence“ nahegebracht.

Bewertung vom 19.04.2017
Zu cool zum Sterben / Digby Bd.2
Tromly, Stephanie

Zu cool zum Sterben / Digby Bd.2


sehr gut

River Heights. Fünf Monate ist es her, dass Philip Digby in einen Bus gestiegen und davongebraust ist. Kein Lebenszeichen seit dem. Zoe Webster hat sich derweil in River Heights eingelebt und führt ein normales Teenager-Leben mit allem, was dazu gehört: angesagten Freundinnen, Partys, einem Football spielenden Freund, Schulstress und Nebenjob im Einkaufszentrum. Und plötzlich steht Digby wie aus dem Boden gewachsen wieder neben ihr und macht genau damit weiter, womit er vor knapp einem halben Jahr aufgehört hat: Zoes Alltag mit wilden Eskapaden völlig durcheinanderzuwirbeln…

„Digby #02. Zu cool zum Sterben“ schließt nahtlos an den ersten Band an – um diese freche Teenagerkrimikomödie voll und ganz genießen zu können, empfiehlt es sich daher, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen.

Stephanie Tromly erzählt diese Geschichte mit viel Pep und Schwung. In „Digby #02“ wartet auf den Leser wieder ein turbulentes Spektakel mit verrückten Abenteuern, abgedrehten Ideen und planlosen Vorhaben.

Digby ist weiterhin auf der Suche nach seiner Schwester Sally, die vor nunmehr 9 Jahren als damals 4-Jährige nachts aus ihrem Bett entführt wurde. Er hat neue Hinweise und braucht Zoes Hilfe. Einen Plan hat er auch schon - jedenfalls so ungefähr. Ganz nebenbei muss zudem noch derjenige dingfest gemacht werden, der die Footballmannschaft der High School mit Anabolika versorgt.

Digby ist nach wie vor frech, chaotisch, provozierend, überheblich – und doch so ungemein charmant und liebenswert. Er hat dieses gewisse Etwas, mit dem er andere spielend leicht für sich einnehmen kann und dem sich auch Zoe - trotz ihres Ärgers darüber, dass er sich so lange nicht gemeldet hat - einmal mehr nicht entziehen kann.

Situationskomik, actionreiche Szenen, lebhafte Dialoge – der skurrile Humor kommt auch in diesem Band nicht zu kurz; und doch merkt man, dass die Akteure sich verändert haben, erwachsener und vielleicht auch ein kleines bisschen ernster geworden sind.

Auch das zweite Abenteuer mit Digby & Co. hat mir großen Spaß gemacht – ein unterhaltsamer Jugendroman, der mit Humor, einer guten Portion Spannung und vor allen Dingen mit schrägen, äußerst sympathischen Akteuren punkten kann.

Bewertung vom 18.04.2017
Küstenfluch / Theo Krumme Bd.3
Berg, Hendrik

Küstenfluch / Theo Krumme Bd.3


ausgezeichnet

Nordfriesland. Ein heftiger Orkan hat ein rostiges Schiffswrack im Wattenmeer freigelegt. Nicht ungewöhnlich, solche Ereignisse gibt es immer mal wieder. Ungewöhnlich ist jedoch die schwüle Hitze, die dem Orkan folgt und den Menschen an der Küste zu schaffen macht. Noch ungewöhnlicher ist die Häufung scheinbar nicht zusammenhängender Todesfälle. Eines der Opfer ist der Eiderstedter Bauer Hinnerk Jessen. Sein Sturz vom Dachboden einer Scheune soll ein Unfall gewesen sein, doch Kommissar Theo Krumme sieht Ungereimtheiten und beginnt gemeinsam mit seiner jungen Kollegin Patrizia Reichel zu ermitteln…

„Küstenfluch“ ist bereits der dritte Fall für den sympathischen Neu-Husumer Theo Krumme, der Krimi ist aber auch ohne Kenntnis der vorhergehenden Bände bestens verständlich.

Hendrik Berg wartet auch in diesem Krimi wieder mit einer packenden Atmosphäre auf - gruselige Spannung an der idyllischen Waterkant.

Die Ermittlungen gestalten sich für Krumme und Pat äußerst schwierig. Nicht nur, dass Kollegen und Spurensicherung von der Unfalltheorie im Fall Jessen überzeugt sind, auch Hinnerks Angehörige – allen voran Familienoberhaupt Tore Jessen – blocken die Ermittlungen ab und verweigern jegliche Zusammenarbeit. Weitere Vorkommnisse im Umfeld der Familie und die düsteren Visionen des 7-jährigen Jan lassen Krumme dennoch hartnäckig bleiben. Als Tore endlich etwas gesprächiger wird, bekommt der Kommissar jedoch statt der erwarten Fakten nur Spökenkram präsentiert…

Äußerst gelungen sind Hendrik Berg die Beschreibungen der Handlungsorte – Husum und Umgebung werden prima in Szene gesetzt, so dass man sich die Schauplätze alle sehr gut vorstellen kann. Die Landschaft, die unvergleichliche Natur und auch die Mentalität, die Eigenarten und die Gepflogenheiten der Küstenbewohner finden Platz in diesem Krimi.

Besonders gut gefallen hat mir, dass am Ende alle Fälle nachvollziehbar aufgeklärt werden – dem ungeachtet aber beim Zuklappen des Buches ein Hauch der übersinnlichen Stimmung zurückbleibt.

Die spannende, abwechslungsreiche Handlung in „Küstenfluch“ hat mich durchweg begeistert. Ich war von der ersten Seite an mittendrin im Geschehen, wurde mitgerissen von einem Strudel aus realen und mysteriösen Ereignissen und konnte dabei prima über Täter, Hintergründe und Zusammenhänge mitgrübeln und miträtseln.

Bewertung vom 06.04.2017
Voll von der Rolle
Minck, Lotte

Voll von der Rolle


ausgezeichnet

„Kropkas Klümpchenbude“ wird eröffnet! Endlich hat sich Loretta Luchs’ Kumpel Frank seinen Lebenstraum erfüllt: ein eigens Büdchen. Die Freude erhält allerdings schnell einen mächtigen Dämpfer, denn eine dreiste Jugendbande terrorisiert Frank und fordert „Schutzgeldzahlungen“ in Form von Zigaretten, Süßigkeiten etc. Während Frank dem unsäglichen Treiben nachgibt, ist Loretta sofort auf hundertachtzig und will den Bengels zeigen, wo der Hammer hängt. Auf dem Weg zur Frühschicht im Kiosk erblickt Loretta schon von Weitem neue Schmierereien an den Wänden, eilt forschen Schrittes auf das Büdchen zu und stolpert über die Leiche von Keanu, dem Anführer der Skaterbande und damit mitten hinein in ihren 8. Fall…

Lotte Minck erzählt die Geschichte mit viel Pep und Schwung. In „Voll von der Rolle“ präsentiert die Autorin erneut eine sehr muntere, wenn auch diesmal durch den Sturz etwas lädierte, Ermittlerin, die mich mit ihrer großen Klappe und der Art, wie sie die Dinge anpackt einmal mehr bestens unterhalten hat. Der lässige Umgangston zwischen den Akteuren und die zum Teil in Mundart geschriebenen Dialoge lassen die Handlung durchweg echt und lebendig wirken.

Auch dieses Ruhrpott-Abenteuer kommt wieder mit reichlich Wortwitz, massenhaft Situationskomik und vielen lockeren Sprüchen daher. Für die kessen Sprüche sind diesmal drei Oppas zuständig: JuppZwo, Locke und Steiger verbringen den Großteil ihrer Zeit auf einer Bank neben dem Büdchen und diskutieren und kommentieren - ausgestattet mit einem herrlichen Ruhrpottslang - alles, was um sie herum passiert.

Die Verknüpfung von Humor und Spannung ist Lotte Minck wieder einmal hervorragend gelungen, so dass mich auch Lorettas achter Fall von der ersten bis zur letzten Seite begeistert hat.

Bewertung vom 05.04.2017
Rabenaas / Ostsee-Krimi Bd.3
Holm, Klara

Rabenaas / Ostsee-Krimi Bd.3


ausgezeichnet

Rügen. Ein Routineeinsatz wegen Ruhestörung wird Kerstin Sonntag von der Kripo Bergen zum Verhängnis. Eine vermeintliche Messerattacke veranlasst sie, auf Nadine Schrepper zu schießen. Deren Familie behauptet jedoch später, dass die junge Frau weder ein Messer in der Hand hatte, noch Kerstin angreifen wollte. Hauptkommissar Luka Kroczek eilt zum Tatort, nicht ahnend, dass dieser Zwischenfall der Auftakt zu einer ganzen Reihe von mörderischen Anschlägen werden soll…

„Rabenaas“ ist bereits der dritte Fall für das sympathische Ermittlerduo Luka Kroczek und Conny Böhme, dieser Krimi ist aber auch ohne Kenntnis vorherigen Bände bestens verständlich.

Klara Holm hat sich als Handlungsort ein idyllisches Fleckchen ausgesucht – Lohme, ein altes Fischerdorf am nördlichen Rand der Jasmunder Halbinsel. Hauptschauplatz ist eine kleine, aus drei Häusern bestehende Siedlung, in der es alles andere als beschaulich zugeht. Hier leben:
- Die Schreppers. Angeführt von der zänkischen, stets keifenden Martha poltert die Sippe bei jedem angeblich erlittenen Unrecht lautstark los und hat dabei selbst mehr Dreck am Stecken, als alle anderen.
- Das Ehepaar Probst. Während Monika eher zurückhaltend ist, ist Gottfried mit seiner aufbrausenden Art Martha Schrepper gar nicht so unähnlich, der ehemalige Lehrer versteckt sein Verhalten nur besser hinter hochnäsigem Gehabe und gutbürgerlichem Getue.
- Die Tanners. Hagen und Julia sind mit Tochter Emily vor kurzem in Hagens Elternhaus gezogen, da ihnen das Großstadtleben in Hamburg zu hektisch wurde. Ein Mordanschlag auf Hagen veranlasst sie, diese Entscheidung zu überdenken.

Nicht nur zwischen den Nachbarn sorgt die aufgeheizte Stimmung immer wieder für Rabatz bis hin zu gewalttätigen Übergriffen und Mord, auch die Ermittler bleiben Verlauf der Handlung nicht von fiesen Attacken verschont.

Geschickt lenkt Klara Holm den Blick des Lesers auf unterschiedliche Verdächtige, so dass man prima mit Luka und Conny über die Identität des Übeltäters, mögliche Motive, Zusammenhänge und Hintergründe miträtseln und mitgrübeln kann.

„Rabenaas“ hat mich rundum begeistert. Neben der ereignisreichen, durchweg spannenden Handlung hat mir die facettenreiche Darstellung der Akteure besonders gut gefallen. Alle Figuren sind ausdrucksstark und beleben mit ihren Eigenarten, Macken und Besonderheiten die Szenerie. Leseempfehlung für alle Krimiliebhaber!

Bewertung vom 23.03.2017
Blutfährte / Mark Becker Bd.1
Stolzenburg, Silvia

Blutfährte / Mark Becker Bd.1


ausgezeichnet

Ulm. Sanitätsfeldwebel Tim Baumann beobachtet während seiner Nachtschicht im Bundeswehrkrankenhaus ungewöhnliche Vorfälle. Er geht der Sache nach, wird beim Schnüffeln in den Akten erwischt, kann jedoch entkommen und befindet sich seitdem auf der Flucht…

Oberleutnant Mark Becker versieht seinen Dienst bei der Feldjägertruppe und wird damit beauftragt, den als eigenmächtig abwesend gemeldeten Tim Baumann zu suchen…

In einem Hotel in Zuffenhausen wird ein Toter gefunden. Der Mann wurde erstochen. Oberkommissarin Lisa Schäfer nimmt die Ermittlungen auf und hält schon nach kurzer Zeit Hinweise in Händen, die auf Tim Baumann als Täter deuten…

Silvia Stolzenburg erzählt diesen Thriller spannend und mitreißend. Der gesamte Handlungsverlauf ist sehr gut durchdacht und ausgefeilt – die Geschehnisse entwickeln schnell einen Sog, dem man sich als Leser kaum entziehen kann. Man rauscht mit großer Geschwindigkeit durch das Buch, stets begierig darauf zu erfahren, was wirklich hinter den von Tim entdeckten Vorfällen steckt.

Die Figuren sind allesamt ausdrucksstark, wirken echt und handeln glaubwürdig. Die Autorin erzählt den Thriller nicht nur aus Sicht der Ermittler, sondern präsentiert das Geschehen aus vielen unterschiedlichen Perspektiven, so dass man einen guten Einblick in die Ansichten und Beweggründe aller Akteure bekommt.
Zwischenmenschliche Beziehungen und private Angelegenheiten der Ermittler fügen sich ohne aufgesetzt zu wirken in den Ablauf der Handlung ein und machen das gesamte Geschehen noch authentischer.

„Blutfährte“ ist ein fesselnder, temporeicher Thriller, der von der ersten bis zur letzten Seite kurzweilige, spannende Unterhaltung bietet.