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vielleser18
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Hessen
Über mich: 
Ich lese querbeet, am liebsten aus den Bereichen Historisch, Krimi/Thriller, Frauen und Fantasy

Bewertungen

Insgesamt 808 Bewertungen
Bewertung vom 06.04.2018
Bis zum Himmel und zurück
Junk, Catharina

Bis zum Himmel und zurück


ausgezeichnet

Die Drehbuchautorin Katja ist Mitte zwanzig, ihre Beziehung zu Ratko ist eher ein nebenher als ein mitteinander. Glücklich ist jedenfalls was anderes. Und dann bekommt Katja auch noch einen großen Auftrag, sie soll eine neue Familienserie fürs Fernsehabendprogramm schreiben. Ausgerechnet über Familie ! Dabei ist das gerade dass, was Katja nicht hat. Schon lange nicht mehr. Aber es gab auch mal glücklichere Zeiten, damals, bevor.....ja, bevor das Unglück geschah und ihre Familie vor 15 Jahren auseinandergerissen wurde. Das ist ihre Schuld und so hat sie auch kein Anspruch auf Glück - das sind ihre Gefühle seit damals, die sie vor allen verbergen will, damit sie endlich vergessen kann. Aber das ist ja gar nicht so leicht. Und dann steht da plötzlich auch noch die 12jährige Halbschwester Jella vor der Tür, von deren Existenz sie gar nichts wusste. Jella und deren Halbbruder Joost bringen Katjas Leben gehörig durcheinander und sie muss anfangen sich wieder auf damals einzulassen.

Catharina Junk hat mit diesem Roman unheimlich viel Gefühle in Worte gefasst. Es ist ein hochemotionales Buch, dass viele tragische Momente hat, aber auch sehr viele humorvolle und witzige Szenen hat. Vor allem aber ist es ihr Schreibstil, der Tiefgang hat, der mir so gut gefallen hat. Es sind immer wieder so wunderbare, aussagekräftige Sätze, die so eine große Wucht haben, ohne dass es ein schwer lesbares oder schwieriges Buch geworden ist. Es ist einfach ein grandioser, wunderbarer Roman um eine junge Frau, die sich ihrer Vergangenheit stellen muss um ihr Glück zu finden, aber auch um mit ihren Schuldgefühlen leben zu können.

Die Geschichte wird aus Sicht von Katja erzählt, immer wieder gibt es Rückblenden, die das Geschehen von vor 15 Jahren aufrollen. Die Vorgeschichte, was damals geschah.
Katja hat viel ertragen müssen, viel zu viel für ein damals 12 Jahre altes Mädchen, auch die Folgen des Ereignisses werden in diesen Sequenzen beschrieben. So lernt man Katja und ihre Beweggründe, warum und wieso sie heute so ist wie sie ist und weshalb sie sich in ihre fiktiven Drehbuchgeschichten vergräbt und alles andere abblockt und nicht an sich heran lässt, verstehen.

Das Buch hat trotz aller Schwere auch eine Leichtigkeit, die durch die Beschreibung des beruflichen Alltages in der Filmbranche mit herein kommt. Hier gibt es humorvolle, witzige, abgedrehte Momente, die dennoch nicht überdreht, sondern real vorstellbar sind.

Beides zusammen ergibt ein Buch, dass man, einmal angefangen, kaum aus der Hand legen möchte, denn beim Lesen ist man so mit Katjas Leben verfangen, dass ein Suchtpotential entsteht. Man will wissen, wie geht es weiter, wie entscheidet sie sich, man ist einfach verwoben mit ihren Problemen, ihren Gefühlen, ihrem Leben. Eine Geschichte und eine Protagonistin, die man so schnell nicht vergisst.

Es ist ein einfach ein grandioses Buch - großes Kopfkino !

Bewertung vom 05.04.2018
Die geliehene Schuld
Winter, Claire

Die geliehene Schuld


ausgezeichnet

Deutschland, 1949. Nachkriegszeit, Berlin-Blockade und Beginn des Kalten Krieges. Vier junge Menschen auf der Suche nach der Wahrheit - sie haben unterschiedliche Gründe, sie suchen unterschiedliche Wahrheiten, doch am Ende hängt alles zusammen. Der Journalist Jonathan lebt in Berlin, er lernt in Köln Marie kennen und lieben, doch die Liebe ist nicht von langer Dauer, denn Jonathan kommt bei einem mysteriösem Unfall ums Leben. Seine Kollegin und Jugendfreundin Vera in Berlin bekommt von ihm kurz vor seinem Tod noch seine Rechercheunterlagen zugeschickt. War sein Unfall wirklich nur ein Unfall, oder Mord ? Immer mehr ist Vera der Meinung, dass mehr dahinter steckt. Sie verdankt ihr Leben Jonathan, denn er hat sie damals, am Ende des Krieges vor dem Tod gerettet. Nun will sie seinen Tod aufklären und begibt sich bei der Nachforschung selbst in höchste Gefahr. Und da ist noch LIna, die durch ihre Bekanntschaft mit Marie in den Fokus anderer Mächte rückt.

Claire Winter hat mehrere Erzählstränge zu einem dichten, spannenden Roman verwebt. In einem begibt sich Vera auf Spurensuche um den Tod Jonathans aufzukären, sie verfolgt seinen Weg und gerät immer mehr in Gefahr. In den anderen beiden Erzählsträngen kehren wir um ein paar Monate zurück und erleben mit, wie alles anfing. Jonathans Recherchen, Maries Fragen. Maries Vater ist im Krieg gefallen, damals war sie erst 16 Jahre alt und hat sich nicht viele Fragen über seine Position während des 3. Reiches gestellt. Nun verfolgt sie über die Presse die Nürnberger Prozesse und immer mehr Fragen kommen bei ihr auf, die ihr ihre Mutter und ihre Brüder nicht beantworten wollen. Hilfesuchend wendet sie sich an Jonathan, der bei seinen Recherchen immer mehr ungeheuerliches aufdeckt. Beide bemerken nicht, dass sie in ein Wespennest stechen.

Claire Winter hat einen ungemein fesselnden Schreibstil. Einerseits wissen wir als Leser schon von Anfang an, dass Jonathan ums Leben kommt, aber wir wissen nicht wieso und weshalb. Erst nach und nach werden wir mit Vera, aber auch mit Jonathans Spurensuche gewahr, was für Recherchen er betrieben hat, was er herausgefunden hat und warum er umgebracht worden ist. Dabei wachsen dem Leser die Hauptprotagonisten ans Herz. Umso tragischer ist daher Jonathans Tod.

Der Roman ist sehr spannend und emotional, einmal angefangen, kann man kaum aufhören mit lesen. Die wechselnden Sichtweisen tun ihr übrigens um den Spannungsgrad zu erhöhe. Es gibt viele auch sehr gut beschriebenen actionreiche Szenen, aber auch wiederum sehr viele emotionale Szenen.
Was mir an dem Buch besonders gefallen hat, ist, dass die Autorin geschickt historische Geschichte mit dem fiktiven Geschehen verknüpft hat - und zwar so, dass die Historie nicht verfälscht hat, sondern sie dadurch emotionaler und fühlbarer gemacht hat. Es ist eine Geschichte, über die man auch nach dem Roman noch nachdenken muss, bei dem man gerne auch selbst noch recherchiert. Hilfreich ist dabei auch der Anhang, bei dem Claire Winter Quellen zitiert und selber Wahrheit und Fiktion erklärt.

Bewertung vom 28.03.2018
Palace of Glass - Die Wächterin / Palace-Saga Bd.1
Bernard, C. E.

Palace of Glass - Die Wächterin / Palace-Saga Bd.1


ausgezeichnet

London in naher Zukunft. Ein neuer Zweig der Tudors sitzt auf dem Thron und der regierende König hat in England Hautkontakt verboten. Zu groß wäre die Gefahr, dass Magdalenen, die Kontrolle übernehmen würden, so sein Credo. Magdalenen sind Menschen, die eine besondere Gabe haben und schon im Mittelalter von den "normalen" Menschen gefürchtet worden sind. Damals wurden sie als Hexen verschrieen und verbrannt. Sie können durch Hand auflegen Gedanken lesen und manche von ihnen können die Erinnerungen veändern. Magdalenen setzten dies meist ein, wenn Menschen traumatische Erfahrungen gemacht haben, um ihnen zu helfen und nicht zu schaden. Jetzt müssen sie im Verborgenen leben und müssen aufpassen, dass sie sich nicht verraten.
Rea ist eine von ihnen. Doch der fehlende Hautkontakt setzt ihr zu, denn sie braucht die Wärme und die Gedankenflut anderer um Kraft zu sammeln. So riskiert sie u.a. bei heimlichen Wettkämpfen im Verborgenen ihr Leben um zu Überleben.
Als sie dadurch einem Vertreter des königlichen Geheimdienstes auffällt, und der sie daraufhin engagiert um das Leben des Kronprinzen zu schützen, gerät sie in einen Zwiespalt. Einerseits darf auf keinen Fall heraus kommen, wer sie wirklich ist, und anderseits soll sie ausgerechnet einen Vertreter des Hauses schützen, das ganz offen auch Jagd auf Magdalenen macht und diese rigide bestraft. Doch kann sie sich dem Auftrag entziehen ohne sich selbst oder das Leben ihres Bruders zu gefährden ? Wohl oder über nimmt Rea den Auftrag an und im Königshaus beginnt nicht nur eine harte Ausbildung für sie, sondern auch zahlreiche Gefahren lauern dort. Doch wer ist der Feind ?

Christine E. Bernard, aufgewachsen im Ruhrgebiet, hat durch längere Auslandsaufenthalte ein Faible für die englische Sprache entwickelt und ihr fällt es inzwischen leichter die Geschichten, die sie sich erdacht hat, in Englisch niederzuschreiben. Daher kommt es, dass Palace of Glass zuerst in Englisch von ihr geschrieben wurde und von der Übersetzerin Charlotte Lungstrass-Kapfer ins Deutsche quasi "zurück" übersetzt worden ist.
Die Wächterin ist der Auftakt einer Trilogie und ein kleiner Cliffhanger am Ende des Romanes macht ziemlich neugierig auf die folgenden Bände, die zum Glück schon im Mai und Juli 2018 erscheinen werden.

Es ist eine zuküntige Welt, die allerdings nicht zu futuristisch und unrealistisch erscheint, es ist die nähere Zukunft. Eine Welt, in der es in Frankreich und England wieder regierende Königshäuser gibt, in der es Verbote und Einschränkungen gibt, eine Schattenwelt, in der die leben, die im Verborgenen leben müssen. Diese Magdalenen, die andere Menschen manipulieren können, alleine durch ihre Gedanken und ihre Berührung. Die Autorin hat diese Zeit, diese Bedingungen, als eine sehr reglementierte Welt, aber auch als eine in der es brodelt beschrieben und in der es Menschen gibt, die überraschen, die anders handeln als man anfangs gedacht hätte.
Ich bin kein typischer Fantasy oder Dystopie Leser, aber hier hat mir diese Mischung sehr gefallen. Es ist einerseits realitätsnah, anderseits sind es fantastische Elemente, die so mit hinein verarbeitet worden sind, dass man fast an sie glauben könnte.
Man kann sich beim Lesen in Rea hinein fühlen, aus ihrer Sicht wird der Roman beschrieben, wir als Leser wissen nur das, was sie sieht und erlebt. Mit ihr begeben wir uns in die Gefahren und auch auf die Suche. Mit ihr erleben wir die aufkeimenden Gefühle für Prinz Robin und durch ihre Gedanken spüren wir ihre Ängste, aber auch ihre Leidenschaft und ihren Mut.

Der Roman beginnt langsam mit der Einführung in dieses dystopische Setting um sich dann langsam aber immer schneller in eine spannendes Szenario zu verwandeln und am Ende mit überraschenden Wendungen zu einem furiosem Schluß zu führen.
Ich bin jedenfalls gespannt auf die nächsten Bände, denn alles wurde noch nicht aufgelöst und weitere Abenteuer und Gefahren lauern auf die Protagonisten.

Bewertung vom 27.03.2018
Sanfte Rache
Brown, Sandra

Sanfte Rache


ausgezeichnet

Die Kinderärztin Emory möchte auf einem einsamen Berggelände eigentlich nur für ihren bevorstehenden Marathonlauf trainieren, als sie hinterrücks überfallen und niedergeschlagen wird. Als sie wieder zu sich kommt, liegt sie in einer Hütte mit einer Gehirnerschütterung, mit Übelkeit und Schmerzen. Ein hühnenhafter Mann, der seinen Namen nicht verraten will, ist bei ihr. Wer ist er ? Warum hat er sie hierher verschleppt ? Emory stellt viele Fragen und bekommt wenige Antworten. Doch schnell stellt sich heraus, die größere Gefahr geht nicht von dem schweigsamen Unbekannten aus, es lauern noch mehr Gefahren auf sie.
Nachdem Emory spurlos verschwunden ist, meldet ihr Mann Jeff sie als vermisst. Eine fieberhafte Suche nach ihr beginnt, doch die örtliche Polizei findet kaum Spuren. Doch je mehr Tage vergehen, desto weniger Hoffnung gibt es sie lebend zu finden. Mittlerweile geht es Emory körperlich immer besser, aber ihre Gefühle zu dem Unbekannten fahren mittlerweile Achterbahn.

Mir gefällt der Schreibstil von Sandra Brown unheimlich gut. Es ist einerseits die Erzählung mit verschiedenen Erzählsträngen, so dass der Leser einerseits weiß, dass Emory überlebt hat, aber er tappt genauso im Dunkeln wie die Polizei und die anderen Menschen, die Emory suchen. Auch die Identiät und die Hintergründe des geheimnsivollen Unbekannten entwirren sich erst Stück für Stück und die Spannungskurve ist bei diesem Thriller immens hoch.
Hinzu kommen immer wieder - gerade gegen Ende - neue überraschende Wendungen hinzu. Obwohl das Buch über 500 Seiten hat, kann man, wenn man einmal angefangen und das Geschehen auf sich wirken hat lassen, kaum noch aufhören, denn man möchte wissen, was ist passiert, was sind die Hintergründe des Unbekannten und vor allem, was passiert noch alles ? Denn die Gefahr ist mit dem erstmaligen Niederschlagen für Emory noch nicht vorbei.
Zu dem packenden Thrillergeschehen gesellt sich auch noch eine romantische/erotische Beziehung, die in dieses Gefüge gut hinein gearbeitet worden ist.

Dialoge, die passen, eine schlüssige Handlung, überraschende Wendungen, knisternde Gefühle und Gefahr, Action und dazu eine Auflösung, die es erst am Schluß gibt, das alles zusammen ergibt einen hochkarätigen Thriller.

Bewertung vom 27.03.2018
Der kleine Igel und das verlorene Entchen
Butler, M. Christina

Der kleine Igel und das verlorene Entchen


ausgezeichnet

Das Buch aus dem Brunnen-Verlag ist ein hochwertiges Vorlesebuch mit tollen Fühlelementen, denn auf jeder Seite ist die Mütze des kleinen Igels samtweich nachzufühlen.
Die Geschichte handelt von dem kleinen Igel, der mit seinen Freunden Dachs, Fuchs, Hase und der Mäusefamilie einen Ausflug machen möchte. Unterwegs suchen sie nach Ostereiern, bevor sie auf Mama Ente treffen, die ihre liebe Mühe hat ihre fünf Entenküken beisammen zu halten. Als dann zwei davon verschwinden sind die Freunde zur Stelle und helfen suchen.

Ein Kinderbuch mit einer kurzen Geschichte, bei der es um Freundschaft und gegenseitige Hilfe geht, die zudem mit tollen Illustrationen besticht. Es sind nicht nur die Fühlelemente, sondern die farbenfrohe Gestaltung und die liebevoll gezeichneten Tiere, die sehr gut gefallen. Die Ostereiersuche ist dezent mit integriert, so dass das Buch zwar zu Ostern passt, aber auch im gesamten Jahresverlauf zum Vorlesen geeignet ist.
Das Buch hat einen Hardcover- Umschlag, die 32 farbigen Seiten sind etwas breiter als DIN A4 auf dickerem, hochwertigen Papier gedruckt.


Fazit;
Ein Vorlesebuch für Kinder ab 3 Jahren, liebevoll und bunt gezeichnet mit einer ansprechenden kleinen Geschichte rund um Freundschaft.

Bewertung vom 26.03.2018
Nachbarn des Grauens / Akte Ahhh...! Bd.1
Berenz, Björn

Nachbarn des Grauens / Akte Ahhh...! Bd.1


ausgezeichnet

Geheimnisvolle neue Nachbarn, ein Krater im Garten, verschwundene Katzen in der ganzen Stadt - klaro, Kimi Kaballo ist sich sicher: mit den Nachbarn stimmt was nicht, vor allem mit ihrem Sohn - er muss eine Außerirdischer sein, der von Kimi schnell als E. S. bezeichnet wird: eine extraterrestrische Spezies -was anderes kommt gar nicht in Betracht, denn Kimi und seine Freundin M haben E.S. nun schon mehrmals beobachtet und sind dabei unglaubliches beobachtet.

Das Buch besticht durch einen lockere Erzählweise. Der Autor lässt seine Hauptfigur durch Tagebucheinträge, die als Logbucheinträge deklariert werden, erzählen. So kann der Leser aus Kimis Sicht der Geschichte folgen, seinen Gedanken, seine Ideen, seinen Vorstellungen, Plänen und Schlussfolgerungen.
Unterstrichen wird alles durch lustige Zeichnungen, die das ganze begleiten und die Sicht aus Kimis Augen darstellen.

Die Geschichte ist eine tolle Mischung aus Spannung, Abenteuer, sehr vielen sehr witzigen Szenen, sie besticht durch kreative Ideen des Hauptprotagonisten Kimi Kaballo, der mutig und entschlossen ist. Begleitet wird er bei seinem Abenteuer von seiner Freundin M (eigentlich Emily), die anders als er eher ein pragmatischer Typ ist und Kimi öfters auf den Boden der Realität holt - sich aber dennoch von seinem Abenteuerfieber anstecken lässt.

Das Buch habe ich mit meinem 9jährigen Sohn gelesen und es hat uns beide begeistert. Wenn man einmal angefangen hat, ist es schwer das Buch wieder aus der Hand zu legen. Wir können es daher beide mit Überzeugung weiterempfehlen ! Wir sind gespannt auf weitere Bände aus Akte Ahhh...!
Lesealter ab 8/9+ Jahren !

Bewertung vom 22.03.2018
Leinsee
Reinecke, Anne

Leinsee


ausgezeichnet

Anne Reineckes Debütroman glänzt mit einer wunderbaren Sprache, die direkt, fantasievoll, ungewöhnlich, ausdrucksstark, lebendig und bildgewaltig ist. Es sind Sätze, die man immer wieder lesen möchte, die eine Kraft haben, die man selten findet.

"Karl würgte und schluckte. In seinem Brustkorb brannte es. Und es stach als würde sich ein zusammengerolter Igel darin drehen." (Zitat, S. 110).

Es ist die Geschichte von Karl. Karl, der zurückkehrt nach Leinsee, dem Wohnort seiner Eltern. Der Vater tot, erhängt, die Mutter im Krankenhaus vor einer OP, die sie wahrscheinlich nicht überleben wird. Karl, das einzige Kind, wurde schon mit 10 Jahren in eine Internat abgeschoben, die Eltern, berühmt, lebten nur für ihre Kunst und ihre Zweisamkeit. Nun ist Karl 26, längst erwachsen, selber Künstler, er lebt in Berlin unter einem Pseudonym und hat schon seit Jahren keinen Kontakt mehr zu seinen Eltern gehabt.
Ein Mann, der nun versucht anzuknüpfen, was war und was sein wird. Auf der Suche nach den Erinnerungen. Im Garten des Elternhauses trifft er auf ein 8jähriges Mädchen, Tanja. Sie fasziniert ihn, ihr offenes, lebensstrotzendes Wesen, ihre Unbekümmertheit, Ungezwungenheit und ihre Selbständigkeit, ihre Neugier, ihr Selbstbewußtsein und vor allem ihre Unbekümmertheit.
Er beobachtet sie. Gegenseitig legen sie sich Spuren, hinterlassen kleine Präsente.

Karl ist kein Protagonist, der einem ans Herz wächst. Die personale Erzählperspektive aus Sicht von Karl erlaubt dem Leser sein Handeln und seine Gedanken mitzuverfolgen. Seinen Blick zurück in seine Kindheit und Jugend, die kurz angerissen wird, seine Ängste und Gefühle bei seiner Rückkehr. Wir erleben, wie er Tanja beobachtet, seine Handlungen und Reaktionen. Dennoch muss sich der Leser selber fragen, was fasziniert ihn, den 26jährigen, an einem 8jährigen Mädchen ? Karl ist keiner, der überaus symphatisch erscheint, eher einer, der aufgrund seiner Kindheit versucht aus seiner gefühlsarmen Welt, seiner Verlorenheit, zu entkommen. Der erst lernen muss Gefühle zu entwickeln und sich dabei auf die Ebene des 8jährigen Kindes begibt und mit ihren Augen die Welt neu entdecken will.

Ein Buch, bei dem die Autorin auch mit den Gefühlen der Leser spielt. Die Handlung verändert sich mit seinen Protagonisten, es gibt im letzten Drittel einen Zeitsprung, die Protagonisten sind älter geworden und damit auch ihre Gefühle, ihre Handlungen, die nichts mehr vom Spielerischen haben. Jetzt sind es die großen Gefühle, die zugelassen und losgelassen werden.
Ich möchte hier aber nicht zu viel verraten.

Es ist ein Buch, über das man lange nachdenkt, dass nicht einfach in irgendwelche Schubladen passt, das aneckt, manchmal auch verstört, aber das auch berührt. Die Protagonisten im Buch haben viele Ecken und Kanten, sind nicht glattgeschliffen, sind ambivalent, sperrig.
Karl, der Erwachsene, in dem noch so viel Kind steckt, der sich selbst finden muss und doch immerzu den Spuren anderer folgt, ist für den Leser einerseits greifbar und vorstellbar, anderseits auch verstörend.
Tanja, das Mädchen, ihr Hintergrund bleibt blass, sie ist oft wie ein Frühlingshauch, mal hier und dann wieder weg.
Das Buch liest sich wie ein Tanz, mit schnellen Bewegungen, aber auch ausdrucksstarken Bildern.

Herrausragend bleibt diese gewaltige Sprache, die den Roman zu etwas ganz besonderem macht.

Bewertung vom 21.03.2018
Schlank mit Darm Kochbuch
Axt-Gadermann, Michaela

Schlank mit Darm Kochbuch


sehr gut

Im Südwestverlag sind von der Autorin schon mehrere Romane unter dem Motto "Schlank mit Darm" erschienen. Das "Schlank mit Darm"-Buch, das "Schlank mit Darm-6 -Wochen-Programm", sowie "Schlau-mit-Darm" und "Schön mit Darm".

Die anderen Bücher waren mir vorher nicht bekannt. Im vorliegenden Kochbuch gibt die Autorin eine lockere Einführung im Vorwort und erklärt auf 22 Seiten warum es so wichtig ist, dass man beim Essen auch, oder ganz besonders auf seine Darmflora achten sollte. Was wichtig ist und welche Ernährung oder welches Verhalten schadet. Was bezwecken eigentlich die Darmbakterien ? Und was mögen sie am liebsten ? Was macht die Bakterien "glücklich" und woher bekomme ich diese "Glücklichmacher"? Was gibt es für Schutzstofflieferanten ? Dazu gibt es weitere Ernährungstipps. Alles verständlich erklärt. Nicht zu auschweifend, sondern gut zusammengefaßt.

Die Rezpete sind unterteilt in die Kategorien Frühstück & Snacks, Suppen & Salate, Fleich & Geflügel, Fisch, Gemüse. Bei den meisten Rezepten gibt es keine allzu außergewöhnlichen oder abstrakten Zutaten, sie sind von der Zubereitung relativ einfach. Einige habe ich schon ausprobiert und sie sind einfach nachzukochen und schmecken.
Bei einigen, wenigen Rezepten wird auf etwas außergewöhnliches gesetzt, so z.B. Topinambur oder Pastinaken (die beiden musste ich erst nachgoogeln, weil ich sie noch nie zubereitet hatte und sie mir nicht geläufig waren) oder auch zu dem in 4-5 Rezpeten erwähnten Madena Darmkur Pulver hätte ich mir mehr Informationen gewünscht. Da ich aber die anderen Bücher der Autorin nicht kenne, könnte es sein, dass dort mehr auf diese Prokukte eingegangen wird.

Dabei unterstützen diese Rezepte nicht nur eine gesunde Darmflora, sorgen dafür, dass Entzündungen im Körper bekämpft werden oder gar nicht erst entstehen und zielen auch auf eine gesunde Gewichtsabnahme. Denn auch bei einer Diät - oder gerade bei einer Diät - ist es wichtig was man isst. Und diese Rezepte sorgen für eine abwechslungsreiche, gesunde und vor allem geschmacksintensive Ernährung.

Ein Rezeptbuch, bei dem bei dem es zu den meisten Rezepten sehr schöne Bilder gibt, eine Zutatenliste für 4 Personen und eine gut gegliederte Zubereitungsanleitung. Ergänzend gibt es Informationen zu Kalorien, Eiweiß-, Fett-, Kohlenhydrat- und Ballaststoffmengen pro Person.

Alles in allem ein Kochbuch mit abwechslungsreichen Rezepten mit niedrigem Schwierigkeitsgrad, ergänzt mit verständlichen Erklärungen warum es so wichtig ist auf seine Darmkultur zu achten.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.03.2018
Näher als du denkst
Musser, Elizabeth

Näher als du denkst


ausgezeichnet

Was macht eine Frau, dessen große Liebe und Ehemann eines Tages nicht mehr nach Hause kommt ? Weil er bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. Nan, Mutter von drei kleinen Kindern, ist verzweifelt, fragt nach dem Wieso und Warum und hadert mit Gott.
Als eine junge Frau Kontakt mit ihr aufnimmt, die kurz vor Stocktons Tod von ihm eine Hilfezusage bekommen hat, ist Nan neugierig geworden. Was hat Stockton mit der jungen Frau, Cee-Cee, zu tun ? Was hat es mit dem Tagebuch der Urahnin der Frau auf sich ? Und war der Unfall wirklich nur ein Unfall ? Immer mehr Hinweise tauchen auf, die Nan daran zweifeln lassen. Sie begibt sich mit ihrer Suche nach den Hintergründen in große Gefahr.....

Elizabeth Musser, eine amerikanische Autorin, die schon viele christliche Romane geschrieben hat, hat mich mit ihrem Buch begeistert. Es ist eine Geschichte, die nicht nur in der Gegenwart im Bundesstaat Georgia, USA spielt, sondern zwei Erzählstränge hat, der zweite beginnt in den 1850er Jahren ebenfalls in Georgia. Es ist die Zeit der Baumwollfelder, der Sklaven und Sklavenhalter. In dieser Epoche wächst Clara, Tochter einer Sklavin und dem Plantagenbesitzer auf. Einem Plantagenbesitzer, der grausam zu seinen Sklaven ist, der sie auspeitschen lässt, der ohne Mitgefühl manche seine Sklaven verkauft, oder eben sich wie bei Claras Mutter "seine Rechte" holt. Der historische Strang wird immer weiter erzählt und beschreibt das auf und ab der Rechte der Afroamerikaner in Amerika.
Ihre Ururururenkelin ist Cee-Cee. Sie spielt in der neueren Geschichte eine Rolle. Und auch im modernen Georgia gibt es Menschenhandel, Missbrauch und Gewalt.

Die Autorin hat beide Stränge zu einer spannenden Geschichte verwebt, die ans Herz und unter die Haut geht. Es wird lebendig erzählt, der Hauptstrang als Erzählung, bei der aus Nans Sicht, in 3. Person, geschildert wird, was sie denkt und fühlt, wie sie am Tod ihres Mannes zu verzweifeln droht, wie sie ihren Glauben verliert und erst lernen muss ihn wieder zu finden. Aber durch sie erlebt der Leser auch dieSuche nach den Hintergründen mit. Und das wird immer spannender für den Leser und gefährlicher für die Protagonistin.
Aber auch der historische Teil, der kursiv abgesetzt die Geschichte von Clara aufrollt ist sehr gut erzählt. Dieser Strang berührt besonders und ist nicht immer leicht zu verdauen.

Für mich war es der erste Roman der Autorin. Aber sicherlich nicht das Letzte, denn mich konnte die Geschichte begeistern. Es ist ein toller Mix aus historischem Roman, Krimi und christlichen Fragen nach dem warum und wieso des Leidens.
Interessant war auch der Anhang, in dem die Autorin beschreibt, warum sie diese Geschichte geschrieben hat und die realen und fiktiven Hintergründe von beiden Erzählsträngen darlegt.

Bewertung vom 19.03.2018
Die Herzen der Männer
Butler, Nickolas

Die Herzen der Männer


sehr gut

Drei Generationen Männer: Nelson und Jonathan - mit ihnen beginnt die Geschichte. Eigentlich beginnt es mit Nelson, einer der Jüngsten im Pfadfinderlager. Ein Aussenseiter, einer den man ärgert, piesackt, der immer für alles herhalten muss. Bei dem auch zu Hause die Welt aus den Fugen gerät, als der Vater die Familie verlässt - obwohl auch schon vorher nichts in Ordnung war. Und da ist da Jonathan. Ein Freund ? Oder eher einer, der zumindest manchmal auf Seiten Nelsons steht.
Die Geschichte wird weitergesponnen mit den älteren Versionen von Nelson und Jonathan und wechselt nach einem Drittel in die Perspektive von Jonathans Sohn Trevor.
Ein dritter Strang schließlich erzählt aus Sicht von Trevors Frau und dem gemeinsamen Sohn Thomas. Und immer ist Nelson irgendwie dabei.

Es ist keine einfache, keine leichte Geschichte, Es geht um das Miteinander zwischen Männern, um Vater-Sohn-Beziehungen, um Männer-Frauen-Beziehungen, es geht viel um die schlechten Seiten. Es geht um Schikanen, um das, wie "wird man zum (richtigen) Mann", was härtet ab, was muss man (still) erleiden, wie wehrt man sich ? Was sind Tugenden ? Wie weit geht jugendlicher Übermut ?
Und vor allem zeigt es, dass sich auch die Welt in der Zeit, in der der Roman spielt, angefangen von 1962 bis in die heutige Zeit, verändert hat. Wie die Menschen miteinander agieren - wie es im Pfadfinderlager damals und heute zugeht.

Eine Geschichte, die sicherlich aneckt. Denn die Männer in diesem Buch sind nicht unbedingt die Guten. Manchmal muss man als Leser(in) heftig schlucken, manchmal sind die Szenen nicht leicht zu lesen. Aber Nickolas Butler kann sich audrücken, er kann Stimmungen in Worte fassen, Er kann gut beschreiben und hat es geschafft Protagonisten zu kreiren, die authentisch erscheinen - wenn auch nicht liebenswert. Aber es bringt einem zum Nachdenken und vor allem zum mitfühlen. Mit den Protagonisten und ihren Leben.