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Benutzername: 
melange
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Bonn
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 866 Bewertungen
Bewertung vom 16.05.2020
Die Herren der Zeit / Inspector Ayala ermittelt Bd.3
Garcia Saenz, Eva;Garcia Saenz, Eva

Die Herren der Zeit / Inspector Ayala ermittelt Bd.3


sehr gut

Finale

Zum Inhalt:
"Die Herren der Zeit" ist das Literaturereignis in Vittoria, doch der Autor des Historiendramas ist unbekannt. Bei einer avisierten Lesung, bei der auch Unai, der "Kraken", mit seiner gesamten Familie anwesend ist, kommt ein Unternehmer zu Tode - auf die gleiche Art, die auch in dem Bestseller beschrieben ist. Weitere Morde folgen, alle angelehnt an Todesarten des Mittelalters. Unai macht sich gemeinsam mit seinen Kollegen auf die Suche nach Mörder und Motiv dieser Serie.

Mein Eindruck:
Ein bisschen ist man hin- und hergerissen. Einerseits ist das Buch wunderbar geschrieben, die geteilte Erzählung mit dem Buch im Buch ein schöner Einfall, die Verquickungen beider Geschichten gut gemacht, die Verweise auf frühere Bücher vorhanden, aber so, dass dieses Buch ohne Kenntnis der Vorgänger gelesen werden kann.
Dennoch ist es gut, dass die Trilogie mit diesem Band ihren Abschluss findet, denn die Story beginnt sich im Kreis zu drehen. Wieder Mord(versuch)e im direkten Umfeld Unais, wieder Vergangenheit, wieder Geisteskrankheit als Gegenstand und wieder jede Menge Selbstzweifel. Während der unverwüstliche Großvater Unais ein echter Held der Geschichte ist, verliebt sich die engste Kollegin in den Hauptverdächtigen (und niemand stoppt sie) und spricht seine Tochter Deba (als Zweijährige!!) schon in Nebensätzen. Glaubwürdige Charaktere und Umstände sind eher anders gestrickt, aber welcher Leser braucht schon Glaubwürdigkeit?
Außerdem sind es für einen Nichtkenner der spanischen Namensgebung große Anforderungen, die an das Verständnis gestellt werden und durch die Vielzahl der Personen im Hier und Jetzt und in der Vergangenheit wäre das Namensglossar am Anfang des Buches hilfreicher gewesen, - möglicherweise mit kleinen Änderungen, um nicht auf die Täter-Umstände hinzuweisen.
Die Aufklärung des Falls führt zu einiger Verblüffung, ist aber folgerichtig und deshalb überaus gelungen. Mit den neuen Perspektiven für Unai tut sich die Autorin einen Gefallen, denn noch mehr Morde aus der Vergangenheit im privaten Umfeld würde nicht nur seine Familie, sondern wohl auch die Leserschaft nicht mehr verkraften.

Mein Fazit:
Ein glückliches Ende in jeder Beziehung

Bewertung vom 13.05.2020
Das Gesicht am Fenster
Krüger, Martin

Das Gesicht am Fenster


ausgezeichnet

Wahnsinn

Zum Inhalt:
Sophie Carter zieht nach einem traumatischen Erlebnis gemeinsam mit ihrem Mann Colin und dessen Kindern Oliver und Kate in ein schweizerisches Bergdorf in der Nähe des CERN. Da die Kinder Betreuung benötigen, wird Agatha engagiert, eine höfliche und patente ältere Dame. Alles scheint perfekt, doch dann verschwindet ein Junge – Peter - und Oliver erfährt in der Schule, dass Peter nicht der erste ist, dem ein solches Schicksal widerfährt. Dazu passieren seltsame Dinge im Umfeld der Carters, die Stimmung wird immer bedrohlicher und belastet die Beziehungen zu den Dorfbewohnern und innerhalb der Familie. Als den Carters die Zusammenhänge klar werden, ist es spät, - möglicherweise zu spät?

Mein Eindruck:
Okay, als geübter Thriller-Leser merkt man sehr schnell, wohin der personelle Bösewicht-Hase läuft, aber die Geschichte ist so wahnsinnig gut geschrieben, dass dieser Punkt überhaupt nicht stört. „Das Gesicht am Fenster“ ist eines der wenigen Bücher, bei denen man wirklich nicht aufhören kann zu lesen, einfach, weil man unbedingt wissen will, wie das Ende aussieht.
Dazu konstruiert Krüger durch seine dauernden Perspektivwechsel und die Schrecken und Bedrohungen, die gleich mehrere Figuren betreffen, ein Dauer-Unwohlsein, welches er immer wieder noch zu steigern vermag. Einige kleinere Ungereimtheiten wie zum Beispiel größeres Vertrauen in der Außen- als in der Innensicht verzeiht man gerne, - insbesondere deshalb, weil der Autor es geschickt durch eine seiner Figuren ansprechen lässt.
Absolut meisterhaft sein Schluss, - eine unbedingte Leseempfehlung!


Mein Fazit:
Eine böse Perle des Genres

Bewertung vom 10.05.2020
Whisky mit Schuss / Abigail Logan ermittelt Bd.3
Mullet, Melinda

Whisky mit Schuss / Abigail Logan ermittelt Bd.3


gut

Alte Sünden

Zum Inhalt:
Abigail Logan wird die große Ehre zu Teil, dass ihr Whisky für eine Prämierung in Betracht gezogen wird. Gemeinsam mit Hund Liam, Geschäftspartner Grant und platonischem Freund Patrick reist sie in einem gediegenen Landhotel an, wo sich schon eine illustre Runde aus anderen Whisky-Produzenten und Juroren eingefunden hat. Dass Brenda, eine alte Flamme Grants, ebenfalls vor Ort ist, wird zu Abis kleinstem Problem, nachdem die erste Leiche auftaucht. Und bei einer bleibt es nicht…

Mein Eindruck:
Cover, Titel und auch Klappentext suggerieren einen Cosy-Crime mit Humor, das ist bei „Whisky mit Schuss“ nur teilweise der Fall. Zwar sorgen insbesondere die Auftritte von Liam für einige Schmunzler, der Kriminalfall selbst ist jedoch bierernst gestaltet, - wenn man das in einer Whisky-Geschichte so nennen darf. Dennoch kommt man als Krimi-Liebhaber voll auf seine Kosten: Die Charaktere sind vielschichtig entwickelt, der Fall spannend, das Tatmotiv nachvollziehbar und plausibel. Dazu lernt man so Einiges über Whisky und diejenigen - zumeist Männer - die sich mit dieser Art der alkoholischen Gärung beschäftigen. Wenn es auch einige Ungereimtheiten gibt (welcher Polizist lässt eine entfernte Bekannte durch die Ermittlung tapsen und fotografieren, nur weil seine Kollegen nicht greifbar sind?) und die privaten Verwicklungen der Protagonistin einem französischen Drama entlehnt scheinen (wer spricht, dem kann geholfen werden), macht das Gelesene so viel Spaß, dass darüber der Mantel des Schweigens gelegt werden kann.
Es gefällt, dass der Mord vollständig geklärt wird, ein großer Cliffhanger privater Natur lässt auf den nächsten Fall hoffen.

Mein Fazit:
Anders als durch Klappentext und Titel erwartet, trotzdem gut

Bewertung vom 08.05.2020
Blutige Düne / Liv Lammers Bd.4
Weiß, Sabine

Blutige Düne / Liv Lammers Bd.4


gut

Rache ist bitter

Zum Inhalt:
Auf Sylt ist es nicht beschaulich: Ein Mitglied des Milieus wird getötet, ein junger Zivildienstleistender sehr schwer verletzt. An beiden Opfern wird das Wort „Rache“ – geschrieben mit schwarzem Nagellack - gefunden. Liv Lammers von der örtlichen Polizei bekommt den Fall aus der Hand genommen, als Verbindungen zu Rockergruppen deutlich werden. Doch trotz aller Schwierigkeiten – auch privater Natur – ermittelt sie weiter.


Mein Eindruck:
Farbenfroh, großartig und mit viel Liebe zum Detail beschreibt Sabine Weiß Sylt. So gut, dass man förmlich das Meer rauschen und riechen kann. Leider nutzt sie für ihre Charaktere im Gegensatz dazu nur zwei Nicht-Farben: Schwarz und Weiß. Zwischentöne gibt es kaum, die Leser bekommen mit dem Holzhammer eingeprügelt, wenn sie ganz doll lieb haben und wen sie genauso abgrundtief verabscheuen müssen. Das ist insbesondere deshalb schade, weil Weiß ihren Figuren Leben einhauchen kann, wie sie immer wieder in kleinen Episoden beweist, die einen augenzwinkernden Humor beinhalten. Das zweite Manko der Geschichte sind die zum Teil nicht stringenten Handlungen dieser (stereotypen) Charaktere: Wenn z.B. Livs Chefin bei starken beruflichen Fehlverhalten nicht einmal mit der Wimper zuckt, an anderer Stelle jedoch grundlos rügt.
Doch ein Plus soll nicht unerwähnt bleiben: Der Fall ist nachvollziehbar, die mordende Person wird gut ermittelt (und hat eine Charaktertiefe, die man sonst vermisst), ihr Motiv klar dargelegt. Mehr, als man von einigen Krimis in letzter Zeit behaupten kann. Einige (zumeist private) Cliffhanger sind dabei gut zu verschmerzen und sollen das geneigte Publikum auf ein nächstes Buch anfüttern.

Mein Fazit:
Großartige dreidimensionale Bilder von Sylt, leider nur eindimensionale der handelnden Figuren

Bewertung vom 24.04.2020
Schwanengesang (eBook, ePUB)
Crispin, Edmund

Schwanengesang (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Old Fashioned

Zum Inhalt:
Den schönen Künsten nicht abgeneigt, ist Gervase Fen natürlich auch in der Welt der Oper zu Hause. Dort findet man den allseits unbeliebten Star aufgehängt vor. Unfall oder Selbstmord, denn ein Fremdverschulden scheint unmöglich. Die Polizei hat eine klare Meinung, doch Gervase denkt ein eine andere Richtung.

Mein Eindruck:
Es gibt Vieles, was an diesem Buch – über 70 Jahre nach der Erst-Veröffentlichung – immer noch taufrisch wirkt: Vor allen Dingen die patenten Frauenfiguren machen Spaß. Heimchen am Herd war vorgestern, - Crispins Damen sind beruflich erfolgreich, wissen sich zu helfen und nehmen ihr Geschick in die eigene Hand. Und auch wenn an einigen Stellen die Emanzipation nur ein zaghaftes Blümlein am Wegesrand ist, wird es an anderer Stelle wieder kräftig gedüngt.
Der zweite positive Aspekt liegt in dem schwunghaften Schreibstil – möglicherweise einer neuen Übersetzung geschuldet – der sich überhaupt nicht altbacken kleidet.
Das Beste ist jedoch der Fakt, dass Crispin seine Leser nicht dümmer als den Detektiv lässt: Was Fen weiß, wissen auch die Leser und deshalb können sie – falls mit einer ebenso brillanten Auffassung gesegnet – die gleichen Schlüsse ziehen, die auch der begnadete Detektiv zieht. Schlechte Träume sind dabei Mangelware, - Cosy Crime in Reinkultur.

Mein Fazit:
Wer gemütliche Whodunnits mag, wird dieses Buch lieben!

Bewertung vom 19.04.2020
Grau wie Asche / Vanitas Bd.2
Poznanski, Ursula

Grau wie Asche / Vanitas Bd.2


sehr gut

Ruhe nicht in Frieden

Zum Inhalt:
Carolin hat sich nach Wien in die Blumenhandlung am Zentralfriedhof zurückgezogen, nachdem sie ihren alten Auftraggebern aus dem organisierten Verbrechen im ersten „Vanitas“-Band entkommen ist. Doch bald ist es mit der fragilen Sicherheit vorbei: Auf dem Friedhof finden einige Grabschändungen statt, welche die Wiener Polizei auf den Plan rufen und bald gerät Carolin in das Blickfeld der Ermittlungen, - und damit auch wieder in den Fokus ihrer alten Feinde.

Mein Eindruck:
Auch ohne Kenntnis des ersten Buchs „Schwarz wie Erde“ ist dieser Thriller gut zu verstehen, dazu bedient sich Poznanski erstens der Möglichkeiten einer Ich-Erzählerin, die ängstlich an ihre Vergangenheit denkt. Zweitens erklärt ihre Protagonistin Carolin drei Personen mit mehr oder weniger großer Rolle in „Grau wie Asche“, warum sie handelt, wie sie eben handelt. Diese Handlungen sind für die Leser manchmal mehr, manchmal weniger gut nachzuvollziehen. Einerseits gefällt, wie sich die Hauptperson am eigenen Schopf aus dem Schlamassel zieht, wie sie zum Teil fast zynisch die richtigen Knöpfe bei ihren Mitmenschen drückt und selbst bei der Aufklärung eines Verbrechens hilft. Andererseits sind die Anflüge von Grausamkeit, die sich insbesondere in ihrem Verhalten gegenüber einem Verdächtigen spiegeln, fast unerträglich, - so verständlich sie auch sein mögen.
Absolut gelungen ist die Geschichte um die Grabschändungen, die nicht nur einen interessanten Hintergrund aufweist, sondern zum Schluss alle Bröckchen, welche die Autorin ihren Lesern vor die Füße wirft, gut zusammenfasst. Keine Handlung bleibt unerklärt, keine Zwischenepisode ist ohne Belang. Dazu schreibt Poznanski gewohnt fesselnd und trotzdem unaufgeregt. Fast so abgebrüht wie ihre Protagonistin.

Mein Fazit:
Fortsetzung mit eigener Hauptgeschichte, - da kommt keine Langeweile auf

Bewertung vom 19.04.2020
Das Dorf der toten Seelen
Sten, Camilla

Das Dorf der toten Seelen


sehr gut

Unheilvoll

Zum Inhalt:
Alice hat schon immer davon geträumt, das Geheimnis um den Heimatort ihrer nach Stockholm umgezogenen Großmutter in einen Dokumentarfilm zu bannen. Deshalb sammelt sie Geld über Crowfunding und aktiviert ihre Freunde, die ebenfalls über Fähigkeiten im Filmbusiness verfügen.
In Silvertjärn verschwand vor 60 Jahren fast die gesamte Bevölkerung spurlos, nur die Leiche einer gesteinigten Frau und ein brüllendes Neugeborenes wurden gefunden. Dort angekommen, sind die fünf jungen Leute von der Geisterstadt fasziniert und erkunden die Umgebung. Als jedoch Alices Freundin verschwindet und ihre Autos sabotiert werden, wird es unheimlich und Hilfe ist nicht greifbar – schließlich gibt es keinen Handyempfang, die Akkus sind fast leer und die nächste Ortschaft über 40 Kilometer entfernt.

Mein Eindruck:
Wenn die Schweden etwas wirklich gut können, dann sind es gruselige und tiefsinnige Romane, - schließlich ist der Geisterglaube dort weit verbreitet und das Land ist groß und außerhalb der Städte dünn besiedelt: „In der Nähe“ sind schnell einmal 50 Kilometer oder mehr.
Camilla Sten – Tochter von Viveca Sten – schafft es trefflich, die unheimliche Atmosphäre in dem Geisterdorf zu schildern, und das nicht nur in der Gegenwart, sondern auch in der Vergangenheit. Diese lässt Sten durch die Augen von Alices Urgroßmutter - jedoch in der dritten Person geschrieben - oder in Briefen ihrer Großtante an ihre Großmutter aufleben. Die heutige Zeit, die von der Ankunft im Dorf einige Tage Aufenthalt dort umfasst, wird von Alice erzählt und wirkt durch die Sicht einer Ich-Erzählerin für die Leser genauso ungemütlich wie für die Protagonistin des Romans. Stückchenweise werden zusätzlich Teile der zum Teil sehr schwierigen Vergangenheit der fünf Filmschaffenden aufgedeckt. Diese bilden die Grundlage für einige Interaktionen, die in einer anderen Kombination von Charakteren möglicherweise zu anderen Handlungen geführt hätten.
Meisterhaft die Aufklärung des Verschwindens der Dorfbevölkerung, kleine Abzüge in der B-Note für einige sehr unglaubhafte Vorgänge rund um das Geheimnis in der Gegenwart (ohne zu viel verraten zu wollen).

Mein Fazit:
Besser als die Frau Mama

Bewertung vom 18.04.2020
Frank Goosen über The Beatles / KiWi Musikbibliothek Bd.6 (eBook, ePUB)
Goosen, Frank

Frank Goosen über The Beatles / KiWi Musikbibliothek Bd.6 (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein echter Fan

Frank Goosen ist Beatles-Fan seitdem sein Vater mit Schallplatten als Lohn der Schwarzarbeit nach Hause kam. Da soll noch einer sagen, dass unrecht Gut nicht gedeiht, - hier fiel es auf fruchtbaren Boden und beschert den Lesern dieses Buches einige sehr vergnügliche Momente. Goosen nutzt sein Talent als Komiker, um bildhaft die eigene Vergangenheit als Jugendlicher in der Cliquen-Diskussion über gute Musik (und wie man damit bei den Mädels ankommt) darzustellen. Mit dieser Vergangenheit befasst sich hauptsächlich der erste Teil des Buches und ältere Leser werden in Erinnerungen zu Schallplattenläden und Klammer-Blues schwelgen. Der zweite Teil führt dann auf eine Beatles-Tour nach Liverpool; stilecht im Taxi eines noch größeren Fans. Auch hier ist sich Goosen für keinen Scherz auf eigene Kosten zu schade. Das zeigt sich in der Unfähigkeit, die Fragen des Taxifahrers zu beantworten wie in der Erkenntnis, dass sein Nachwuchs Papas Leidenschaft eher lächerlich als nachvollziehbar sieht.
Im dritten Teil begibt sich Frank Goosen auf eine andere Art von Zeitreise, - er hört die Musik der Fab Four in der korrekten Reihenfolge und erkennt für sich selbst nicht nur die Entwicklung der Band, sondern fühlt dem Gehörten mit dem Wissen von heute nach.

Insgesamt ist das Buch ein schöner Zeitvertreib, der seine Leser mit einigen Anekdoten aus dem Leben der Beatles (und aus dem Leben Goosens) bereichert.

Mein Fazit:
Ein Häppchen Love, Peace and Happiness

Bewertung vom 13.04.2020
... vorm Tor der Leichenwagen (eBook, ePUB)
Crispin, Edmund

... vorm Tor der Leichenwagen (eBook, ePUB)


sehr gut

Entspannt

Zum Inhalt:
Gervase Fen ist als Berater bei einer Filmgesellschaft tätig, als dort sein Freund Humbleby von der Londoner Polizei eine Befragung zum Tode des Filmsternchens Gloria Scott durchführt. Dieses hat am Vorabend Selbstmord begangen, augenscheinlich im Zusammenhang mit Vorgängen bei der Filmproduktion. Das wird umso klarer, als ein Mitarbeiter des Teams stirbt – vergiftet. Und der Rächer Glorias hat noch nicht genug.

Mein Eindruck:
Ja, es gibt viele Cosy Crimes in der letzten Zeit und einige davon spielen in der Vergangenheit. Doch die Crispin Bücher sind das Original und wirken trotzdem absolut zeitlos, - so, als könnten sie auch von einem „modernen“ Autoren erdacht sein. Immer wieder nutzt er als Nebencharaktere Frauenfiguren, die Stärke beweisen und lässt seine Polizisten klug ermitteln (auch wenn Gervase Fen, ein Universitätsprofessor mit Hang zur Neugierde, ihnen zur Seite steht). Dass Crispin ein Automobil-Fan ist, zeigt sich in den vielen Begebenheiten, die mit diesen Vehikeln (und ihren Mucken) in Zusammenhang stehen. Der eingängige Stil wirkt dabei keinesfalls altbacken (möglicherweise einer neueren Übersetzung geschuldet) und die Fälle sind gut entwickelt. Auch bei diesem könnte der Leser selbst auf die Lösung kommen, - gesetzt den Fall, er hat aufgepasst. Doch ähnlich wie Agatha Christie in ihren Whodunnits wird von Crispin die Ergreifung des Mörders perfekt für die Leserschaft hergeleitet, so dass niemand mit Fragezeichen in den Augen sterben muss.
Obwohl relativ unblutig, gibt es einige Mordopfer und Verfolgungsjagden und amouröse Verwicklungen bereichern die Tätersuche. So bleibt man gleichzeitig entspannt und interessiert und hofft auf weitere Fälle in der Neuauflage.


Mein Fazit:
Der Großonkel der modernen Cosy Crimes. Gemütlich, aber nicht langweilig

Bewertung vom 07.04.2020
Die Toten vom Lärchensee / Ein Fall für Arno Bussi Bd.2
Fischler, Joe

Die Toten vom Lärchensee / Ein Fall für Arno Bussi Bd.2


sehr gut

Sympathisch

Zum Inhalt:
Arno Bussi ist nicht nur mit seinem Nachnamen geschlagen, - nein, nach dem Seitensprung mit der Gattin des Innenministers ist er in Wien zur Schreibtischarbeit verdammt. Doch politische Wege sind manchmal unergründlich und so schickt ihn besagter Innenminister nach Tirol, um dort einen alten Mordfall aufzurollen. Das Wühlen Bussis in den Untiefen des Lärchensees führt sehr bald nicht nur zu neuen Erkenntnissen, sondern auch zum Fund einer Leiche.

Mein Eindruck:
Joe Fischler bewegt sich mit „Die Toten vom Lärchensee“ zwar im Genre des Heimatkrimis, füllt seine Geschichte aber mit einem ganz eigenen Stil aus. Dieser ist zwar gerne humorvoll, hintergründig und zuweilen handfest, jedoch nie krachledern und höchstens in Spuren unglaubwürdig. Dabei bedient sich der Autor der Perspektive seines Protagonisten, obwohl er in der dritten Person schreibt. So ist der Leser immer ganz nah am Geschehen, ohne jedoch mehr als Arno Bussi zu wissen und dementsprechend entweder in die gleichen inhaltlichen Fallgruben zu tappen oder die richtigen Schlüsse zu ziehen. Fischler seziert auf das Trefflichste politische Schlichen und agiert dabei ausgewogen und kein Stück belehrend, - etwas, das gerade in Zeiten von PC jedem Autor hoch anzurechnen ist. Die Charaktere neben Bussi sind zwar überspitzt dargestellt, agieren dennoch glaubhaft und besitzen zum Teil einen gewissen Wiedererkennungswert, der hoffentlich den zweiten Band zu Bussis Abenteuern in der österreichischen Diaspora überdauert. Dazu zählen insbesondere sowohl die Figuren im politischen Wien, als auch die Polizeikräfte aus Tirol.
Die Krimihandlung an sich ist gut durchdacht, verführt zum Mitraten und lässt in ihrer Erklärung nichts zu Wünschen übrig, die Schauplätze sind bildhaft beschrieben. Einzig der exzessive Genuss bewusstseinserweiternder Mittel scheint übertrieben, - aber vielleicht muss das in Ermangelung sonstiger Ablenkungen im ländlichen Österreich einfach so sein.


Mein Fazit:
Hintergründiger Humor und gute Verbrechensaufklärung. Dieser Bussi ist ein Küsschen wert.