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Benutzername: 
Lunamonique
Wohnort: 
Bremen

Bewertungen

Insgesamt 413 Bewertungen
Bewertung vom 11.04.2016
Seelenschwarz
Storesang, Joner

Seelenschwarz


ausgezeichnet

„Seelenschwarz“ ist der Debütroman von Joner Storesang. Mit seiner Buchidee hat er die Rowohlt Krimischule gewonnen. Die Suche nach einem Serienmörder hält an. Es gibt keine heiße Spur. Motiv und eine scheinbare Botschaft liegen im Dunkeln.

Der Ex-Polizist und ehemalige Fallanalytiker Thomas Bulpanek ist nach Saarbrücken gereist, um an einer Schule einen Anti-Gewalt-Kurs zu geben. Zufällig wird er bei einem Spaziergang auf einen abgeriegelten Fundort aufmerksam und begegnet seinem früheren Mentor Martens und Polizist Lang. Martens bittet ihn um Hilfe. Ein Serientäter treibt sein Unwesen. Drei Frauen sind ihm schon zum Opfer gefallen.

Die Einleitung am Anfang des Krimis ist ungewöhnlich. Der erhoffte Spannungseffekt bleibt eher aus. Zu seltsam, zu kurz. Die brenzlige Situation wird trotzdem greifbar. Was ist geschehen? Handlungswechsel, Thomas Bulpanek findet sich in seiner alten Heimat wieder. Dass er ausgerechnet auf eine Polizeiaktion stößt und in den Fall verwickelt wird, ist etwas viel Zufall. Interessant sind die Charaktere, angefangen bei Ziehvater Martens, der immer noch viel von Thomas hält, über den etwas spleenigen Lang bis zu Kriminalpolizeidirektor Bayard, der mit Bulpanek auf Kriegsfuß steht. Es gibt immer mehr Andeutungen auf Thomas‘ Vergangenheit. Was genau ist vorgefallen? Wie hängen die aktuellen Serienmorde mit einem Diebstahl und Stalker zusammen? Die Verwicklungen und der Einblick in das Seelenleben des Täters sorgen für Spannung. Welche Verbindung gibt es zwischen den Opfern? Das Puzzle setzt sich nur langsam zusammen und wirft immer neue Fragen auf. Angst, Verfolgung, die Gefahren scheinen überall und auf jeden zu lauern. Das Undurchsichtige lässt den Leser an den Seiten kleben. Nicht jeder ist, was er scheint. Teenager Sassa berührt mit ihrer Vergangenheit genauso wie Mirjam und Vanda. Wer hat den Mut sich zu wehren, wer wird den Ausstieg aus dem Teufelskreis finden? Der Plot ist raffiniert gestrickt. Mitfiebern mit Thomas und Co fällt leicht. Kaum etwas ist vorhersehbar. Es entsteht das Gefühl, an einer rasanten Achterbahnfahrt teilzunehmen. Verrat, Täuschung, Verschwörung, bis zum Schluss kommen neue Überraschungen dazu. Die Figuren auf dem Schachbrett erhalten eine andere Position. Was ist Wahrheit, was Lüge? Ein angeschlagener Held kommt an seine Grenzen. Die Ereignisse überschlagen sich. Das Verwirrspiel hält an. Wer zieht die Fäden? „Seelenschwarz“ bildet den Auftakt zu einer Krimireihe. Den Gegnern ist jedes Mittel recht. Ein Paukenschlag zum Ausklang macht neugierig auf den zweiten Band. Es ist noch nicht vorbei.

Die Covergestaltung setzt zu Recht den Focus auf den kreativen und sehr treffenden Titel. Die Düsternis wird vom grau-schwarzen Hintergrund unterstrichen. Nur ein Seriencharakter ist noch nicht erkennbar. Das Krimidebüt überzeugt mit einem packenden Erzählstil und raffiniert konstruierten Puzzle. „Seelenschwarz“ lässt keine Atempause.

Bewertung vom 03.04.2016
Pipikack
Blake, Stephanie

Pipikack


sehr gut

Autorin Stephanie Blake wurde mit den Bilderbüchern um den Hasenjungen Simon bekannt. In „Pipikack“ erlebt Simon ein ungewöhnliches und leicht gruseliges Abenteuer.

Hasenjunge Simon antwortet auf alle Fragen mit „Pipikack“. Als er es mit einem erstaunlich ehrlichen und höflichen Gegner zu tun bekommt, fällt Simon auf dessen Frage auch nur „Pipikack“ ein. Das Verhängnis nimmt seinen Lauf.

„Pipikack“ erinnert an das Märchen Rotkäppchen. Simon ist noch einen kleinen Tick naiver als das Mädchen, kann sich aber am Ende auf lustig gewohnte Weise wehren. Der Wolf ist nicht so hinterhältig und ausgebufft wie in „Rotkäppchen“. Am Ende hat er ein ähnliches Problem. Der Humor der Geschichte wird von den einfachen, aber unterhaltsamen Illustrationen unterstrichen. Besonders witzig sind die Doppelseiten am Anfang und Ende des Buches. Simons Grimassentrainung ist eine gelungene Ein- und Ausleitung. Der neon-blaue Hintergrund lässt die weißen, komischen Häschen gut hervortreten. Immer anders sieht Simon aus. Mal grimmig, mal cool, lustig oder ein klein bisschen verrückt. Es macht Spaß, die Häschen anzuschauen. Jede Doppelseite hat eine andere leuchtende Farbe. Im Mittelpunkt steht fast immer Simon, entweder als Hase oder als sein markantes Wort. Die Schrift in fetten, schwarzen Buchstaben fällt ins Auge. Sie ist leicht zu lesen. Der Wolf hat mit seiner Tat zu kämpfen. Das geschieht ihm recht. Gut und Böse sind klar verteilt. Alles wird etwas überdimensional dargestellt. Es gibt keine überflüssigen Details. Die Hasen sind in dieser Geschichte keine kleinen, unscheinbaren Tiere. Ihnen wird Größe und Intelligenz verliehen. Es fällt leicht, sich auf ihre Seite zu schlagen. Das Farbenfrohe mach Spaß. Auf der linken Seite der Text, auf der rechten Seite die Illustration. Kinder haben etwas zu bestaunen. Ihnen wird die Geschichte in Bildern erzählt. Das Mienenspiel der Akteure ist gut gelungen. Naivität, Reue, Freude, Stolz, das Wechselbad der Emotionen wird greifbar. Bei allen Erlebnissen bleibt Simon fröhlich. Ihn kann anscheinend nichts von seiner positiven Weltanschauung abbringen. Hat der Hase durch sein Abenteuer seinen Wortschatz erweitert? Zum Schluss gibt es eine witzige Wende.

Simon hat den Schalk im Nacken. Nicht nur auf dem Cover steht er im Focus der Aufmerksamkeit. Was meint er mit Pipikack, und wo hat er den Ausdruck her? Es bleibt Raum für Spekulationen. Das Bilderbuch ist für Kinder ab 2 Jahren gedacht. Die Geschichte ist daher kurz und sehr einfach gehalten. Sie eignet sich toll für einen gemeinsamen Lese- bzw. Bilderspaß. Die Kleinsten sind für lustige, spontane Wortkreationen bekannt und bringen damit ihr Umfeld zum Schmunzeln. Hasenjunge Simon weckt mit seinem begrenzten Wortschatz bestimmt die eine oder andere Erinnerung.

Bewertung vom 03.04.2016
Die Eisheilige
Mischke, Susanne

Die Eisheilige


ausgezeichnet

Für ihren Roman „Wer nicht hören, muss fühlen“ wurde Autorin Susanne Mischke 2001 mit dem Frauen-Krimipreis der Stadt Wiesbaden „Agathe“ ausgezeichnet. In ihrem Krimi „Die Eisheilige“ fängt Hauptfigur Sophie an, sich gegen Demütigung und Unterdrückung zu wehren.

Frei Weinzierl ist von Sophies Arbeit begeistert. Das neue Kleid lässt sie jünger und schlanker aussehen. Nicht die einzige Nachbarin, die Sophies Nähkünste für ihre Zwecke nutzt. Sophie zeigt nicht nur beim Nähen eine besondere Gabe. Ist die schüchterne Frau für die plötzlichen Todesfälle verantwortlich oder handelt es sich nur um Gerüchte? Den Todesursachen nach zu urteilen geht alles mit normalen Dingen zu.

Die Geschichte baut sich langsam auf. Das Verwirrspiel am Anfang, worum es überhaupt geht, hat einen besonderen Reiz. Auffällig sind Ironie, Sarkasmus und Humor. Jeder Protagonist hat seinen festen Platz in der Geschichte und könnte auch so in der Realität vorkommen. Sehr unterhaltsam sind die jeweiligen Marotten und Eigenarten. Fast jeder ist auf seinen Vorteil bedacht und nutzt Chancen und Möglichkeiten aus. Drei Klatschtanten stehen im Zentrum des Geschehens. Bald ist ihnen das, was sie herauf beschworen haben, nicht mehr ganz so geheuer. Nach und nach werden die Verwicklungen deutlich. Was hat Anwältin Karin Mohr mit Hausfrau Sophie zu tun? Worauf hat sich Axel mit seinem neuen Anwaltsjob eingelassen? Sophie hat jeden Tag unter ihrem herrischen Mann, einem Oberstudienrat für Geographie und Deutsch, zu leiden. Für Schwierigkeiten in der Beziehung gibt sie sich selbst schuld. Bis sich das Blatt wendet. Sophies schleichende Veränderung wird mit jeder Seite greifbarer. Ihr Mann hat sie unterschätzt und wird plötzlich mit der echten Sophie konfrontiert. Die Hauptfigur macht ab Kapitel 2 Mut, sich nicht alles gefallen zu lassen. Sophie ist intelligent, hat besondere Talente und keinen Grund sich als graue Maus zu verstecken. Ihr Selbstwertgefühl wächst. Jede Szene in dieser Geschichte ist perfekt inszeniert. Sophie und ihr Mann haben sich an einem außergewöhnlichen Ort und in einer besonderen Situation kennengelernt. Der kleine Rückblick strotzt vor Sarkasmus. Auch das Kennenlernen von Sophie und Mark ist ein Highlight. Ihren Krimi erzählt Susanne Mischke in einer ganz eigenen Sprache mit vielen Seitenhieben auf neugierige Nachbarn und fiese Mannsbilder. Das Hesseln von Frau Konradi macht genauso viel Spaß wie die ein oder andere gelungene Metapher. In „Die Eisheilige“ gibt es viel mehr zu entdecken, als Klappentest und Cover erwarten lassen. Als Leser kommt es einem vor, in einer rabenschwarzen Krimikomödie zu hocken. Autorin Susanne Mischke spielt Katz und Maus mit jedem, der das Buch aufschlägt. Fährten führen in die falsche Richtung. Nichts ist sicher. Einziges Manko, der Schluss hätte länger und noch etwas raffinierter sein können. Dafür gibt es auf den letzten Seiten noch einen Paukenschlag.

Das Cover mit dem Hirschschädel lässt erahnen, dass es in der Geschichte auch etwas makaber zu geht. Sehr gelungen ist der Titel, der perfekt zu einem Krimi passt und einen kleinen Hinweis auf den Inhalt gibt. „Die Eisheilige“ überrascht mit viel Humor und einem ungewöhnlichen Plot, der kaum Zeit für eine Verschnaufpause lässt. Von der ersten bis zur letzten Seite ein köstlicher Lesespaß. Sehr empfehlenswert!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.03.2016
Das verflixte Klassen-Schlamassel / Murks-Magie Bd.1 (2 Audio-CDs)
Jenkins, Emily;Mlynowski, Sarah;Myracle, Lauren

Das verflixte Klassen-Schlamassel / Murks-Magie Bd.1 (2 Audio-CDs)


sehr gut

Nory steht kurz vor ihrem großen Test, der Aufnahmeprüfung für die Genie-Akademie. Verläuft der Test erfolgreich, wird sie im Herbst in die 5. Klasse kommen. Norys Vater ist Schuldirektor und wird bei der Prüfung anwesend sein. Nory versucht sich auf ihren Verwandlungsversuch zu konzentrieren. Das Anfängertier, die schwarze Katze, ist ihr noch nie einwandfrei gelungen. Immer macht Nory ihre Murks-Magie einen Strich durch die Rechnung.

Niemand mag Murks-Magie. Nicht Norys Vater, auch nicht ihre Geschwister und die Lehrer an der Genie-Akademie schon gar nicht. Nory steckt ziemlich in der Zwickmühle, denn sie hat ihre außergewöhnlichen Kräfte einfach nicht unter Kontrolle. Üben, üben, üben, scheint die einzige Möglichkeit, das Problem zu lösen. Dass Norys Familie nicht hinter ihr steht, bringt nicht nur die Neunjährige zur Verzweiflung. Tante Margo wird zum Rettungsanker. In Band 1 „Murks-Magie – Das verflixte Klassenschlamassel“ geht es um die Frage „Was ist normal?“ Nory möchte gerne dazu gehören, ist aber eine Außenseiterin. Und das nur wegen ihrer außergewöhnlichen Kräfte. Die Botschaft wird bald deutlich: „Jeder ist etwas Besonders“. Nur müssen das Nory und ihr Umfeld erst noch lernen. Es geht um Familie, Freundschaft und Zusammenhalt. Nory stellt im Laufe der Geschichte fest, dass sie nicht die Einzige mit der Fähigkeit der Zickzack-Magie ist. Trotzdem benötigt es noch einige Ereignisse bis sie und ihre Freund Eliot zu sich selber stehen. Der Titel lässt eine humorvolle, unbeschwerte Story erwarten. Die ernsten Themen „Außenseiterin, Vorurteile, Mobbing“ überraschen. Autorin Emily Jenkins verbindet, trotz magischer, origineller Elemente, Norys Abenteuer mit der Realität. Nory hat ähnliche Probleme wie ihre Altersgenossen in der Menschenwelt. Neu an einer Schule zu sein, Freunde zu finden, mit Veränderungen klarzukommen sind Herausforderungen. Ohne Vater und Geschwister fehlt dem Mädchen der nötige Rückhalt. Tante Margo entpuppt sich als liebenswerte und resolute Unterstützerin. Sprecherin Anna Thalbach schafft es, Norys Emotionen greifbar zu machen. Ihre wandelbare Stimme passt perfekt zu Nory und den anderen Kindern. Unverständlich bleibt das Verhalten von Norys Vater. So hartherzig kann niemand sein, auch wenn ihm der Verlust seiner Frau zu schaffen macht. Auch Eliots Reaktionen sind nicht immer nachzuvollziehen. Bei einem Streit ist er einfach zu stur. Sehr unterhaltsam sind Norys Mischmasch-Tiere und andere magische Unfälle, die Zickzack-Magie-Schulklasse und die unterschiedlichen Kategorien der Zauberer wie Flirrer, Fackler und Co. Gerne hätte es mehr Humor und weniger Ernsthaftes sein können. Norys Wunsch nach Verständnis und Anerkennung berührt. Buch- und Hörbuchreihe sind für Kinder ab 8 Jahren gedacht und bieten zauberhaft-magische Unterhaltung. Auf Norys Zickzack-Magie könnte man glatt neidisch werden.

Die kunterbunte, witzig-abenteuerliche Illustration von Eva Schöffmann-Davidov macht das Cover zu einem Hingucker. Nory kommt auf dem Cover und in der Geschichte sympathisch rüber. Der kreative Titel hat eine besondere Anziehungskraft. Eine tolle Gestaltung mit Pfiff. „Murks-Magie – Das verflixte Klassenschlamassel“ wird wegen der weiblichen Hauptfigur hauptsächlich Mädchen ansprechen. Band 1 ist ein Hörspaß für die ganze Familie.

Bewertung vom 19.03.2016
Blaue Nacht / Chas Riley Bd.6
Buchholz, Simone

Blaue Nacht / Chas Riley Bd.6


sehr gut

„Blaue Nacht“ ist Band 6 der Krimireihe um Staatsanwältin Chastity Riley. Chastitys neuer Job ist nicht so langweilig wie gedacht. Die Dinge setzen sich fast von alleine in Gang.

Chastity hat ihren eigenen Chef der Korruption überführt und unerlaubt eine Schusswaffe benutzt. Die Quittung dafür, sie wird offiziell kaltgestellt und in den Opferschutz versetzt. Ihr neuester Fall ist ein geheimnisvoller Österreicher, der nach einer Prügelattacke schwerverletzt im Krankenhaus liegt. Der Mann will weder seinen Namen noch den seiner Angreifer nennen. Chastity gibt nicht auf, hinter das Rätsel zu kommen. In der Zwischenzeit bringt sich Georg Faller mit einem Alleingang in eine gefährliche Situation.

Die Geschichte beginnt mit einer humorvollen Beschreibung einer derben Prügelszene. Das Opfer ist der Überzahl seiner Angreifer hilflos ausgeliefert. Szenenwechsel, Chastity fährt mit einem Schrottauto aufs Land und braucht bei einem Problem dringend Hilfe. Die Hauptfigur der Krimireihe lässt sich nicht in die gewöhnliche Schublade einer Staatsanwältin einordnen. Chastity ist eigensinnig, rebellisch und stur. Schimanski lässt grüßen. Ihre alles andere als vornehme Art scheint nicht so recht zu ihrem früheren Job zu passen. Erfrischend anders, so lässt sich Chastity am besten beschreiben. Der Einstieg in die anderen Charaktere wie Klatsche, Calabretta, Rocco, Faller und Klara fällt leichter, wenn man die anderen fünf Bände der Reihe kennt. So verwirren Erzählstil und Protagonisten eine Weile bis der Überblick erlesen ist. Altersangaben und Bezeichnungen wie Kollege etc. und ein Hinweis auf den Beruf und hätten am Anfang weitergeholfen. Warum werden immer wieder Rückblicke eingeschoben? Auch das erschließt sich erst später. In welchem Jahr spielt die Geschichte? Die fehlende Jahreszahl beim ersten Kapitel erschwert die Orientierung ebenfalls. Störend wirkt das Siezen in den Dialogen. Handelt es sich nicht um Freunde? Schließlich stehen die meisten Protagonisten in enger Verbindung bzw. hängen oft miteinander ab. Durch das Siezen fließt unnötig Unpersönliches ein und wird eine Barriere aufgebaut. Sehr unterhaltsam ist die Sprache. Unterschwellige Ironie, ein eigener Humor und die schnoddrige, direkte Art von Chastity und Co sorgen für Lesespaß. Irgendwie kocht jeder sein eigenes Süppchen, aber alle sind doch aufeinander angewiesen. Wie stark der Zusammenhalt wirklich ist wird bald deutlich. Mit häppchenweisen Informationen des Opfers und Fallers Alleingang nimmt die Spannung zu. Ab Mitte des Buches ist der verwirrende Anfang längst vergessen. Leider wird zu sehr an Story gespart. Auch der Schluss gerät viel zu kurz. Es wird auf einen Showdown hingearbeitet, der nicht den verdienten und erhofften Raum erhält. Am Ende will sich schon Enttäuschung breit machen. Dann kommt es zu einer Überraschung, die zufriedenstellt. Fazit: Das Gute überwiegt. Meckern geschieht eher auf höherem Niveau. Unterhaltungswert haben besonders die Beschreibungen. Es wird deutlich, hier berichtet ein Hamburger Pflänzchen und lässt mit wenigen Worten auf gekonnte Art typische und doch sehr eigene Bilder entstehen.

Der Titel regt zu Spekulationen an. Das Cover gibt einen Hinweis. Schön ist die eingebaute Zweideutigkeit. Wer die ersten sieben Bände nicht kennt, wird spätestens nach Band 6 zu den Vorgängern greifen. Autorin Simone Buchholz überzeugt mit einem ganz eigenen Stil. Etwas Luft nach oben bleibt noch für das Nachfolgewerk.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.03.2016
Der Edelsteingarten
Ayoub, Susanne

Der Edelsteingarten


sehr gut

Die österreichisch-irakische Schriftstellerin, Journalistin und Filmemacherin Susanne Ayoub hat ihre Erlebnisse im Irak in der Filmdokumentation „Baghdad Fragments“ verarbeitet. Österreich und der Irak sind die Kulissen ihres Romans „Der Edelsteingarten“.

Laura hat es mit ihrer verbitterten, nörgelnden Mutter Ewa und lieblosen Vater Stephan nicht leicht. Selbst an Weihnachten kommt keine behagliche Stimmung auf. Das ändert sich erst als drei Männer aus dem Orient zu Besuch kommen. Laura ist von dem gutaussehenden Iraker Younis fasziniert und er von ihr. Die beiden verloben sich in Wien und Laura folgt Younis nach Bagdad. Das Glück ist von Warnungen getrübt. Younis‘ Bruder Saad versucht Laura von der Reise abzuhalten. Ist Younis etwa noch verheiratet?

Der Prolog hat dramatische Szenen parat. Wie hängt alles zusammen? Lauras Entscheidung für Younis ist mutig, und auch von dem schlechten Verhältnis zu ihren Eltern geprägt. Die Liebe auf den ersten Blick nimmt man den beiden ab. Die Geschichte beginnt 1955. Es gab noch nicht die Möglichkeiten wie heute, sich auf ein Leben in einem fremden Land vorzubereiten. Laura sieht sich mit Sitten und Gebräuchen konfrontiert, die ihr Unbehagen bereiten. Wird sie von ihrem Ehemann wie in Wien als moderne Frau akzeptiert werden? Die Schwierigkeiten in der Ehe nehmen zu. In Younis scheinen zwei unterschiedliche Männer zu toben. Er hat seine Geheimnisse, bleibt undurchsichtig. Das sorgt für eine gewisse Spannung. Die Situation für Laura eskaliert nicht so wie befürchtet. Im Irak nehmen die Schreckensnachrichten zu. Geraten Laura und Younis zwischen die Fronten? Mit kleinen Vorfällen und historischen Ereignissen weiß die Autorin Spekulationen zu schüren. Nichts ist sicher. Nicht die Führung des Landes und auch nicht die Liebe zwischen Younis und Laura. Hat sich Younis in Schwierigkeiten gebracht? Warum steht er Ängste aus? Viele Fragen bleiben lange unbeantwortet. Lauras Liebe zu ihrer neuen Heimat geht auf den Leser über. Wie schmecken frische Datteln? Welcher Geruch betört Laura? Sehenswürdigkeiten, Mythen und Legenden, der Einblick ist facettenreich und macht neugierig auf die Kultur, Menschen und das Kulinarische. Bei den Nebenfiguren bleibt besonders Nofa im Gedächtnis. Sie wächst Laura ans Herz. Ihre Anwesenheit beruhigt. Wo führt die Geschichte hin? Das lässt sich bald nicht mehr einordnen. Younis‘ Verhalten ist schwer einzuschätzen. Bald sind die Ereignisse nicht mehr ganz so stimmig. Zeit wird in eine geringe Anzahl Seiten gepresst. Der Gedanke, dass etwas fehlt oder übersprungen wird, stellt sich ein. Ohne Antworten verliert die Geschichte an Reiz. Susanne Ayoubs Roman basiert auf der Lebens- und Liebesgeschichte ihrer Eltern. Der rote Faden, das Agieren der Hauptfiguren, ist also vorgegeben. Zum Schluss geht es noch einmal sehr bewegend zu. Auch hier hätten mehr Seiten und Informationen der Geschichte gut getan. Das Ende ist nicht zufriedenstellend, weil Fragen bleiben und ein ausführliches Nachwort fehlt.

Das Cover fasziniert mit intensiven Farben, einer ungewöhnlichen Perspektive und einem besonderen Titel. Die Liebesgeschichte von Younis und Laura reißt mit. Ein Kind trägt zum Unterhaltungswert bei. „Der Edelsteingarten“ bringt dem Leser den Irak näher. Der Wunsch wird verstärkt, dass dort endlich Frieden herrscht.

Bewertung vom 28.02.2016
Mein Herz wird dich finden
Kirby, Jessi

Mein Herz wird dich finden


ausgezeichnet

Von Jessi Kirby stammen die Jugendbücher „Der Soundtrack meines Lebens“ und „Dein eines, wildes, kostbares Leben“. In „Mein Herz wird finden“ erleidet Mia einen harten Schicksalsschlag. Es fällt ihr schwer, auch nach langer Zeit ihre Trauer zu überwinden.

Mias Freund Jacob stirbt bei einem Unfall. Seine Organe retten Leben. Mia setzt sich mit den fünf Empfängern per Brief in Verbindung. Einer antwortet nicht, und das ist ausgerechnet derjenige, der Jacobs Herz erhalten hat. Mia lässt nicht locker und betreibt Nachforschungen. Sie will den Unbekannten unbedingt aufspüren, weil sie glaubt, erst dann mit Jacobs Tod abschließen zu können.

Im Prolog spürt Mia, dass etwas Schreckliches geschehen ist. Mias Bauchgefühl, Jacobs Unfall und sein Tod berühren. Er ist nur 17 Jahre alt geworden. Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive erzählt. Mias Emotionen werden greifbar und schwappen auf den Leser über. Jacob war Mias große Liebe. Ihre langanhaltende Trauer lässt sich gut nachvollziehen. Mias Eltern und Schwester Ryan machen sich Sorgen um sie. Sie ahnen nicht, dass Mias Nachforschungen erfolgreich waren. Eigentlich wollte Mia den Empfänger von Jacobs Herz nur einmal sehen. Es war nicht geplant, mit Noah in Kontakt zu treten, aber es kommt anders. Jessi Kirby erzählt die Geschichte mit viel Feingefühl. Jedes der kurzen Kapitel endet mit einem Ausklang, der nachhallt. Die gezielten Pausen verstärken die Intensität des Romans. Es gibt zahlreiche bewegende und sehr besondere Szenen. So gut wie nichts ist vorhersehbar. Die Autorin behält die Fäden in der Hand und lässt den Leser spekulieren. Noah imponiert mit seiner gutherzigen und geduldigen Art und seinem Einfallsreichtum. Jeder Charakter hat Persönlichkeit. Mia taucht wieder ins Leben ein, quält sich aber mit Schuldgefühlen. Es fällt ihr schwer, Jacob loszulassen. Eine auffällige Nebenfigur ist ihre pfiffige und energiegeladene Oma. Sie merkt genau wie Mias Schwester Ryan, wenn etwas nicht stimmt. Die Familienidylle ist eine schöne Konstante in der emotionalen Geschichte. Glück und Tränen liegen bei Mia nah beinander. Nicht nur sie sondern auch Noah verbirgt ein Geheimnis. Noah will die Vergangenheit am liebsten ruhen lassen. Er ahnt nicht, dass Mia zum dunklen Kapitel seines Lebens dazugehört. Was wird geschehen, wenn er die Wahrheit erfährt? Nichts ist sicher.

Der Roman regt zum Nachdenken über das Thema „Organspende“ an. Noah hat sich mit der Herz-Transplantation von einem kränklichen, blassen zu einem glücklichen, gesund aussehenden jungen Mann verändert. Der krasse Unterschied bewegt und macht deutlich, was eine Organspende bewirken kann: Leben retten, im Fall von Jacob gleich mehrere. Tatsächlich finden Jacobs Eltern und Mia darin Trost. Hat Noah Mias Brief gelesen und wenn ja, warum bleibt ihm der Name am Ende des Briefes nicht in Erinnerung? Eine von zwei kleinen Unstimmigkeiten. Bis zum Schluss lässt die Autorin nicht die Finger vom Verwirrspiel und versetzt ihren Lesern einen Schock, der zu Tränen rührt.

Dass dieser Roman etwas besonders ist, macht schon das Cover deutlich. Das Herz steht im Mittelpunkt. Der Titel fasst den Inhalt perfekt zusammen. Gestaltung und Farben sind modern und kreativ. Jedes Kapitel wird mit einem passenden Zitat eingeleitet. „Mein Herz wird dich finden“ bietet mehr als nur Herzschmerz, nämlich eine wunderschöne herzerwärmende, Mut machende, lehrreiche und zeitlose Geschichte. Viel zu schnell ist das Buch zugeklappt, und der Gedanke kommt auf, es zu einem späteren Zeitpunkt einfach noch einmal zu lesen. Sehr empfehlenswert.

Bewertung vom 24.02.2016
Nur noch Stille
Lüscher, Conny

Nur noch Stille


weniger gut

Malerin und Autorin Conny Lüscher veröffentlicht unter anderem Comicserien wie „Ambassa Dora“ „LiebesLeben“ und „Stadtindianer“. „Nach der Kurzgeschichtensammlung „Jetzt bloß nicht(s) hängen lassen“ und dem Roman „Leana - Das Band“ ist „Nur noch Stille“ das neueste Werk der Autorin.

Auf Einladung von Boris Windolf treffen sich nach fast zwanzig Jahren alte Freunde in seinem Hotel. Ein Schneesturm schneidet sie von der Außenwelt ab. Boris hat Ansichtskarten mit einem speziellen Motiv und anonymen Gruß erhalten, die die Vergangenheit wieder aufleben lassen. Wer steckt hinter den Botschaften und was ist sein Plan?

Mit dem ersten Abschnitt „Dunkel“ gelingt ein beklemmender Einstieg. Ab dem nächsten Kapitel „Schnee“ lässt die Spannung nach. Das liegt an der geballten Figurenvorstellung. Statt die Charaktere wie nebenbei in der Geschichte zu beschreiben, werden sie hier zu auffällig im Schnelltempo in Szene gesetzt und auf wenigen Seiten aneinandergereiht. Klischeehaftes darf nicht fehlen. Boris Windolf wird von Anfang als böse und gefährlich dargestellt. Da er vor zwanzig Jahren dieselben Charaktereigenschaften hatte, kommt die Frage auf, warum seine alten Bekannten (von Freunden kann wohl keine Rede sein) überhaupt auf die Einladung reagiert und sich in eine prekäre Lage gebracht haben. Ein abgelegenes Haus, durch extreme Wetterbedingungen von der Außenwelt abgeschlossen, mehrere Personen, die sich eigentlich nicht grün sind, eine schleichende Eskalation der Lage. Das Szenario ist nicht neu und wurde schon in verschiedenen Variationen beschrieben. Trotzdem reißt die aufsteigende Angst der Menschen mit. Vieles ist vorhersehbar. Ein erster Mord geschieht ziemlich schnell und bleibt nicht der Einzige. Bei den Todesarten hat sich die Autorin Mühe gegeben, sich immer wieder etwas Neues einfallen zu lassen. Klar ist von Anfang an, Boris ist nicht der Täter und genauso überrascht von den Ereignissen wie all die anderen. Natürlich lässt er sich nicht gefallen, dass ihm jemand gehörig ins Handwerk pfuscht. Nach spätestens der Hälfte des Buches wird deutlich, was für ein Motiv hinter den Morden steckt, und es gibt auch eine Spur zum Täter. Schade, das Katz-und-Maus-Spiel ist nicht sehr gelungen. Es fehlt dem Thriller an Raffinesse, Überraschungen und originellen Ideen. Für den Roman wird unter anderem auch mit den besonderen Kulissen Fuerteventura und Schweizer Berge geworben. Dummerweise wird auf Details gar nicht eingegangen. Allein der Name reicht nicht aus. Die Handlungsorte sind austauschbar. Sehr enttäuschend, wenn gerade z.B. das zu erwartende spanische Flair ein ausschlaggebender Kaufanreiz war. Der Thriller lebt von Rückblicken und einem berührenden Schicksal. Auch diese Einschübe erscheinen willkürlich irgendwo dazu gepackt. Genauso wie die Erinnerungen und Lebensgeschichten so mancher Charaktere. Zum Ende nimmt die Spannung zu, obwohl die Auflösung klar ist. Die Autorin verrät von Anfang an zu viel und macht dadurch auch eine überraschende Wendung am Schluss kaputt. Oft wirken Sprache und Dialoge zu hölzern. Zwischendurch gibt es einen etwas besseren Fluss. Trotz der Schwächen und Mankos hat der Thriller einen gewissen Unterhaltungswert.

Das Cover setzt auf Minimalismus. Es ist nicht sehr auffällig, aber der Titel und die wenigen Details machen neugierig. „Nur noch Stille“ kann mit der großen und sehr guten Konkurrenz nicht mithalten. Im Taschenbuchformat und mit der überschaubaren Länge von 228 Seiten bietet sich „Nur noch Stille“ als kurzweilige Reiselektüre an.

Bewertung vom 23.02.2016
Blutring
Ruebenstrunk, Gerd

Blutring


sehr gut

Nach „Die Schattensammler“, „Assassino“ und „Der letzte Zauberlehrling“ ist „Blutring“ das neueste Werk von Autor Gerd Ruebenstrunk. Der 13jährige Danny stößt in seiner neuen Heimat Barcelona auf ein Jahrhunderte altes Geheimnis.

Für Danny kam der Umzug nach Barcelona zwei Monate nach einem Kurzurlaub in der Stadt überraschend. Eine neue Umgebung, Schule und Klasse. Die Umstellung fällt Danny nicht leicht. Der Junge lernt den Bettler Juan und seinen Hund Manolo vor einem Supermarkt kennen. Eines Tages, als Danny gerade im Supermarkt Kekse für den Hund kaufen will, erleidet Juan plötzlich einen Herzinfarkt und wird in ein Krankenhaus eingeliefert. Was ist passiert? Hund Manolo bleibt zurück. Danny beschließt, die Familie des Alten ausfindig zu machen.

Der Prolog stimmt auf eine abenteuerliche Geschichte ein. Wer ist die Zielperson, die überwacht werden soll? Die Geschichte selbst wird in der Ich-Perspektive aus Sicht von Danny erzählt. Danny kann Spanisch, aber nicht Katalanisch. Die andere Sprache ist für ihn nicht die einzige Herausforderung. Sein Platznachbar in der Schulklasse und Pate ist ausgerechnet der Streber Jakob. Danny befürchtet, dass Außenseiter Jakob auch ein schlechtes Licht auf ihn werfen könnte und geht ihm deswegen so gut es geht aus dem Weg. Klar, dass Danny doch noch in einem wichtigen Moment auf Jakobs Hilfe angewiesen ist und sich dessen Intelligenz als äußerst praktisch erweist. Jakob erfüllt das Klischee eines lesewütigen Strebers und findet seinen Platz in der Geschichte. Interessant ist der Einblick in die Welt der Roma. Danny lernt Juans Familie kennen. Dazu zählt auch die hübsche Lola. Bald findet sich ein Abenteuer-Team zusammen, das sich mit einem verzwickten Rätsel und gefährlichen Verfolgern herumschlagen muss. Barcelona hätte als Kulisse noch mehr Faszination erregen können. Stattdessen wird der Focus auf Wissen und Historisches gelegt. Fakten fließen nicht wie nebenbei in die Geschichte ein, sondern wirken bis ca. zur Mitte des Buches wie aneinander gepflasterte Bausteine. Die Konstruktion wird zu deutlich. Das komplizierte Rätsel und die mysteriösen Verfolger reißen mit. Schade, dass eine Figur gleich zu Anfang aus dem Spiel genommen wird. Ein bisschen weit hergeholt ist, dass Kinder bei einer wichtigen Auflösung Erwachsene überholen. Zum Schluss nimmt die Spannung zu. Die Sprache ist nicht mehr so holprig und überzeugt eher. Jakob überrascht mit mehr Talenten als gedacht. Insgesamt bleiben die Charaktere etwas blass. Niemand will so richtig Gestalt annehmen. Einige undurchsichtige Figuren sorgen für Spannung. Auch der Leser wird ein wenig an der Nase herumgeführt. Der Showdown ist gelungen. Eine Frage bleibt offen, warum spielt Juans Plastiktüte und sein Inhalt schon nach kurzer Zeit keine Rolle mehr? Da wurde etwas ausgelassen.

Das Cover mit dem mysteriösen Titel im Zentrum und dem goldenen Ring in Übergröße zieht alle Blicke auf sich. Die Schattengestalten in einer düsteren Gasse und das Grau-Schwarz als Hintergrundfarbe unterstreichen das Abenteuerliche. „Blutring“ hat nur kleine Schwächen und einen guten Unterhaltungswert. Das Buch wird für Kinder ab 12 Jahren empfohlen. Auch Elfjährigen könnte der Abenteuerroman schon gefallen.