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solveig

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Insgesamt 471 Bewertungen
Bewertung vom 03.03.2015
Waidwund
Stadler, Max

Waidwund


ausgezeichnet

Hintergründig und spannend


Ein echter „Page-Turner“, dieser Debütkrimi von Max Stadler!
Das ruhige und eintönige Leben in einem kleinen bayrischen Dorf nahe der tschechischen Grenze wird jäh gestört, als die schrecklich zugerichtete Leiche des reichen alten Bauern und Großgrundbesitzers Hans Nübler gefunden wird - ausgerechnet von seinem eigenen Sohn. Kommissar Peter Leitner macht sich eher widerwillig an die Ermittlungen. Ein Mordmotiv haben viele Dorfbewohner, der Tote und seine Familie sind alles andere als beliebt im Ort.

In lockerem, teils schwarz-humorigem Stil schildert Stadler die Ermittlungen des Kommissars und seines Assistenten Scholtyssek, beschränkt sich aber nicht nur auf den Aspekt der Polizeiarbeit, sondern streift ebenfalls aktuelle Themen, wie etwa die Problematik von alternativen Energien und Ausbeutung der Umwelt. Sinnbildlich dafür steht ein Elch, der über die Grenze in den bayrischen Wald gewechselt ist und zum begehrten Jagdobjekt wird.
Entsprechend engagiert plant eine kleine Gruppe von Abiturienten eine spektakuläre Umweltaktion, die sich gegen die Nüblers und ihre wirtschaftlichen Pläne richtet, und gerät in Verdacht. Während die bayrische Polizei noch nach dem Mörder fahndet, nimmt das Unheil seinen weiteren Verlauf im weit entfernten Afrika: der älteste Sohn der Nüblers verschwindet spurlos auf einer Safari…

Sehr spannend lässt der Autor das Geschehen auf drei Handlungsebenen spielen, die gleichberechtigt nebeneinander stehen. Bis die einzelnen Fäden schließlich aufeinander
treffen, gibt es immer wieder überraschende Wendungen: Es bleibt packend bis zum Schluss.
Ein Plus an diesem Krimi ist die Vielschichtigkeit der Thematik und nicht zuletzt der Reiz, der von Stadlers (gegensätzlichen) Landschaftsbeschreibungen Afrikas und Bayerns ausgeht.
Dieser erste Roman des jungen Autors ist wirklich lesenswert!

Bewertung vom 03.03.2015
Theo und HAInz
Rütimann, Daniela;Muhl, Iris

Theo und HAInz


ausgezeichnet

Badespaß mit HAInz

Na sowas! Wer hat sich denn da in Theos Badewanne verirrt? Das ist ja ein - Hai! Der kleine Junge staunt nicht schlecht, als er nach wiederholten Ermahnungen seiner Mutter schließlich ins ungeliebte Bad geht. Theo mag nämlich kein Wasser und das erzählt er auch seinem Badegast, der sich artig vorstellt und erklärt, warum er sich verschwommen hat.

In altersgemäßer Sprache und mit viel (ebenso kindgerechtem) Humor erzählt Iris Muhl von Theos Begegnung mit HAInz und ihrem gemeinsamen Badeerlebnis. Dass Theos Angst vor Wasser anschließend nicht mehr so groß ist, versteht sich von selbst. Es wird auch nicht - weder in Wort noch in Bild - zu ausführlich beschrieben, so dass genügend Raum bleibt für die kindliche Phantasie.

Daniela Rütimanns farblich sehr ansprechende, klare Illustrationen mit den liebevollen Details ergänzen die Geschichte dieser besonderen Freundschaft, so dass Text und Bilder eine harmonische Einheit ergeben.
Ein wirklich schönes Bilderbuch für Kinder (und Eltern) ab 4 Jahren!

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.03.2015
Die Abräumer
Schweres, Thomas

Die Abräumer


ausgezeichnet

Ruhrpott-Krimi mit Hintergrund


Auch sein spektakulärer zweiter Fall fordert Kommissar Schüppes vollen Eisatz.
Als nach einem Banküberfall in Essen die Täterin Michaela Schmidt auf der Flucht erschossen wird, beginnen Schüppe und sein neuer Assistent Gültekin zu ermitteln. Dabei scheint der Reporter Tom Balzack, ein Zeuge des Mordes an Michaela, für die Ermittlungen hilfreich zu sein. Tom, aus beruflichen Gründen an diesem Fall und privat an den Hintergründen interessiert, recherchiert auf eigene Faust weiter und gerät selbst in Gefahr. Bankengeschäfte, Immobilien und sehr viel Geld sind im Spiel: Der Fall erweist sich schließlich als verzwickter und wesentlich komplexer als Schüppe zu Anfang angenommen hat.

In flottem Schreibstil schildert der Autor Schüppes Ermittlungsarbeit. Lockere Sprüche und bildhafte Beschreibung seines Umfelds bringen Ruhrpott-Feeling in den Krimi, dessen Akteure durchaus authentisch wirken. Sozusagen „aus erster Hand“ stammt auch die Schilderung des journalistischen Berufsalltags von Balzack & Co. Temporeich, spritzig und spannend bleibt das Geschehen, bis zum Ende.

Was mir sehr gefällt ist die Vielschichtigkeit des Romans, die Verflechtung von Fiktion und Realität. Thomas Schweres rollt die Hintergründe des Kriminalfalles auf, dabei kritisiert er auf sarkastische Weise soziale und wirtschaftliche (Miss-)Verhältnisse. Nebenbei werden kleine Seitenhiebe ausgeteilt, und Anspielungen auf tagesaktuelle tatsächliche Ereignisse rücken den Krimi für den Leser näher.
Zum Glück ist alles nur Fiktion, wie der Autor in seiner Schlussbemerkung schreibt. Oder?
Sehr lesenswert!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.02.2015
Amaias Lied
Jeromin, Ana

Amaias Lied


sehr gut

Ein märchenhaftes Abenteuer

Das romantische, farblich sehr harmonische Buchcover, gestaltet von der Illustratorin Elsa Klever, stimmt die jungen Leser bereits auf eine magische Geschichte ein. Mit seinen Glitzersternen und der schimmernden Schrift verspricht es Poesie und Zauber.

Was die 12jährige Marja während ihrer Ferien in Barcelona erlebt, ist schon ein außergewöhnliches Abenteuer. Im Gewühl der Stadt verliert sie ihre Eltern aus den Augen und merkt, dass ihr Portemonnaie und Handy von einem Straßenjungen gestohlen worden sind. Vergeblich versucht sie, ihre Familie wiederzufinden und folgt schließlich zwei Mädchen, die ein wundersames Lied singen, in ein dunkles Stadtviertel. Marja scheint Glück zu haben: eine freundliche Frau, die sich Amaia nennt, bietet ihr Essen und ein Nachtlager an. Doch in der Nacht erscheint Alejandro, der Straßenjunge, der sie bestohlen hat, und holt sie wieder aus dem Haus der Hexe Amaia, die mit ihrem Gesang Kinder anlockt und verzaubert. Er verspricht ihr, bei der Suche nach ihrer Familie zu helfen. Doch so einfach, wie Marja es sich erhofft, ist es nicht, ihre Eltern in Barcelona wiederzufinden. Marja muss noch einmal zum Haus der Zauberin gehen …

Die Autorin schildert das Mädchen Marja und ihre Familie sehr realistisch; bildhaft und eindrücklich auch die Straßen und das Alltagsleben in Barcelona, das Gewimmel von Einwohnern und Touristen, in dem das junge Mädchen sich verirrt. Einfühlsam vermittelt sie Marjas Verzweiflung und ihre neu entstehende Freundschaft mit Straßenkindern, die sich die „Nachtwächter“ nennen. Sie nimmt den Leser mit zu einer packenden Auseinandersetzung der Nachtwächter mit der Zauberin Amaia und den Verlorenen Kindern.
Dabei spielt Ana Jeromin mit den Eigenschaften eines modernen Märchens: Wechsel von Realität und phantastischen Ereignissen; es gilt Geheimnisse zu erforschen, auch einige Gruseleffekte sorgen für Spannung. Und über allem schwebt eine seltsame Melodie.

Bewertung vom 23.02.2015
Meister aller Geister / Scary Harry Bd.3
Kaiblinger, Sonja

Meister aller Geister / Scary Harry Bd.3


ausgezeichnet

Geisterjäger


Hier ist die Einladung zu einem Wiedersehen mit Harry, Otto und Emily!
Im Radieschenweg herrscht Aufregung; denn eine mysteriöse Wahrsagerin hat sich in Mr. Olsens altem Haus einquartiert. Der Geist Dragomirs des Grausamen beherrscht sie und verlangt von Otto nichts Geringeres, als sein eigenes Haus zu verlassen oder ihm den magischen Australischen Mondschein-Amethyst auszuhändigen.
Die Zeit ist knapp und guter Rat teuer. Aber die schlaue Emily entwickelt schließlich einen Plan…

Mit ihrem flotten, witzigen Schreibstil erzählt Sonja Kaiblinger von dem neuen Abenteuer, das Otto gemeinsam mit seinem merkwürdigen Freund Harry bestreitet.
Dieser hat zwar bereits 521 Dienstjahre hinter sich, aber in die Spezialtruppe des SeelenBeförderungsInstituts, kurz „SBI“ genannt, in die Gruppe der „Meister aller Geister“ , hat er es nicht geschafft: Knochenmann Harold bleibt ein einfacher Sensenmann. Bei der Prüfung hatte er nämlich einen Blackout, sein „Schädel war vollkommen leer“. Mit solchen Sprüchen und seinen skurrilen Einfällen bringt Scary Harry, der über einen „knochentrockenen Humor“ verfügt, Jung und Alt zum Lachen. Mit viel Humor und Spannung nimmt die Autorin ihre jungen Leser mit auf eine riskante Geisterjagd, während der sich nicht nur der Sensenmann „unsterblich“ verliebt.

Die witzigen Illustrationen von Fréderic Bertrand, der eigenen Angaben nach seit einigen Jahren durch Berlin spukt, sind gewissermaßen das Tüpfelchen auf dem i und runden die einfallsreiche Geschichte ab.
Pointenreich, witzig, flott: ein amüsantes, wirklich lesenswertes Buch, das uns alle begeistert!

Bewertung vom 20.02.2015
Helene geht baden
Archan, Isabella

Helene geht baden


ausgezeichnet

Das Leben danach


So unverfänglich und friedlich wie Titel und Cover erscheinen, ist dieser Krimi beileibe nicht!
Dahinter verbirgt sich ein Psycho-Thriller besonderer Art.
Zum Inhalt: Aus einer ungewöhnlichen Perspektive betrachtet der Leser eine junge Frau, Moni, die Opfer eines bestialischen Mordes geworden ist. Tot und losgelöst von ihrem Körper beschreibt sie selbst ihre merkwürdige Situation, als Beobachterin ihrer Leiche und wie sie aufgefunden wird.
Während Kommissarin Willa Stark, aus Graz zur Mordkommission Köln bestellt, und ihre Kollegen noch mitten in der Aufklärungsarbeit sind, schlägt der Täter ein zweites Mal zu. Er überrascht Helene kurz vor ihrem abendlichen Bad, das für sie ein liebgewonnenes Ritual bedeutet. Der „große schwarze Mann“ wird diesmal allerdings an der Vollendung seiner Tat gehindert.
Spannend und mitreißend schildert Isabella Archan das Geschehen. Wie sieht Helenes Alltag nach dem Mordanschlag aus? Hier beginnt der wichtigste Teil der Geschichte. Sehr einfühlsam, aber intensiv wird die psychische Verfassung des Opfers dargelegt, ihre Verarbeitung des Geschehens und natürlich die Suche nach dem Täter erzählt. Wie entwickelt sich Helenes Charakter?
Verbunden durch den Wunsch nach Aufklärung suchen beide, das Opfer Helene und Kommissarin Willa, nach dem Mörder - jede auf ihre Weise.
Die Polizeiarbeit wird durchaus realistisch wiedergegeben. Hier gibt es keine genialen Blitzerfolge. Es ist wirklich harte Arbeit, die geleistet werden muss, zeitaufwendiges Recherchieren, es passieren Fehler, Misserfolge frustrieren ….
Isabella Archans Debütroman liest sich durchweg wunderbar locker und flüssig und bleibt spannend bis zum Schluss. Hoffentlich folgen bald weitere Krimis!

Bewertung vom 18.02.2015
Die Reise mit der gestohlenen Bibliothek
Whitehouse, David

Die Reise mit der gestohlenen Bibliothek


ausgezeichnet

"Bücher sind das Leben"

Auf den ersten Blick lässt das bunt gezeichnete Buchcover auf einen fröhlichen Inhalt schließen. Ein Trugschluss! Bereits der Anfang der Geschichte, der eigentlich schon das Ende darstellt, macht dem Leser deutlich, dass die auf dem Titelblatt gezeigte Situation tödliche Realität ist.
Aber: „So etwas wie ein Ende gibt es nicht. Gutes ergibt sich aus Schlechtem und Schlechtes aus Gutem und so geht es immer weiter.“
Dieses Zitat von Val, der „Bibliothekarin“ in Whitehouse´ Roman, zieht sich als Motiv durch die gesamte Erzählung. Es enthält aber auch Hoffnung, besonders für den zwölfjährigen Bobby, dessen Leben bislang nicht glücklich verlief. Bei dem brutalen Vater, der keinerlei Verständnis für ihn zeigt, mag er nicht bleiben. So zieht er eines Tages heimlich mit der mütterlichen Val und ihrer Tochter Rosa in einem stillgelegten Büchereibus los, um seinen verlorenen einzigen Freund Sunny zu suchen. Dabei achtet er sorgsam darauf, Spuren für seine verschwundene Mutter zu hinterlassen, damit sie ihn findet, wenn sie zu ihm zurückkommen sollte. Im Verlauf ihrer Fahrt treffen sie einen weiteren Gestrandeten der Gesellschaft, der sich dem Trio anschließt, und werden von der Polizei verfolgt. Bei allen Problemen, die sie zu bewältigen haben, und während ihrer Flucht vor der Polizei flüchten sie auch immer wieder aus der Realität in die Phantasiewelt der Literatur, der Bücher, von denen der Bus reichlich zu bieten hat.
Sensibel, in einer schönen, bildhaften Sprache schildert der Autor die Odyssee der vier Menschen, die sich während der Abenteuer ihrer Fahrt näher kommen und sich schließlich so zusammengehörig fühlen wie „ein Puzzle aus Menschen“. Es könnte die Familie sein, die Bobby so verzweifelt sucht und nötig hat. In phantasievollen, ungewöhnlichen Bildern gibt Whitehouse einen sensiblen Einblick in das Denken und Fühlen von Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen.
Die Thematik des Buches ist ernst, die Situation und Zukunft der vier Reisenden scheint aussichtslos. Die Ereignisse überstürzen sich, es gibt Überraschungen, und der Leser kann sich selbst davon überzeugen: „So etwas wie ein Ende gibt es nicht!“

Bewertung vom 09.02.2015
Umweg nach Hause
Evison, Jonathan

Umweg nach Hause


ausgezeichnet

Sensibel, aber nicht sentimental

„Wenn man Pech hat, wird das Leben einem plötzlich unter den Füßen weggezogen wie ein Teppich …“
Für Ben Benjamin hat sich das Leben schlagartig verändert, seine Familie ist zerstört, und er braucht Jahre, um wieder einigermaßen Fuß zu fassen. Während er versucht, sein Leben in den Griff zu bekommen, lässt er sich als Krankenpfleger für den jungen Trevor Conklin anstellen, der an Muskeldystrophie Duchenne leidet. Für Trev gibt es nicht mehr viel Zukunft; denn seine Krankheit ist unheilbar.
Die Kapitel über Bens beginnende Freundschaft mit dem Jungen wechseln mit Kapiteln über sein privates Desaster. Nach und nach erfährt der Leser so Einzelheiten von Bens Schicksal. Um dem todkranken Trev eine vielleicht letzte Gelegenheit zu geben, seinen Vater in Utah zu besuchen, begibt sich Ben mit ihm auf eine gut organisierte Reise, nicht ahnend, dass sie ihn selbst zu wichtigen Erkenntnissen führt.
In lockerer, freimütiger Sprache gibt der Autor die manchmal komischen, manchmal dramatischen Erlebnisse dieser Fahrt der beiden Männer wieder, berichtet von den diversen Etappen, so manchen Schwierigkeiten und von den unterwegs spontan dazu kommenden Mitfahrern, die der Reise unerwartete Wendungen, aber auch neuen Schwung in Trevs Leben bringen: das Mädchen Dot, die hochschwangere Peaches und ihr merkwürdiger Freund Elton.
„Umweg nach Hause“ ist eine nachdenkliche Geschichte mit ernsten Themen, sehr einfühlsam von Jonathan Evison erzählt, aber nie sentimental.
Bei allem Ernst und einer leichten Wehmut, die dem Roman hinterlegt sind, verbreitet der humorvolle, vordergründig oft ironische Ton doch Optimismus.
Hinter dem bewusst schlicht gehaltenen Buchcover und dem harmlosen Titel verbirgt sich eine menschlich anrührende Geschichte. Wirklich lesenswert!