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Silke Schröder, hallo-buch.de
Wohnort: 
Hannover
Über mich: 
Ich liebe Geschichten und schreibe gerne und viele Rezensionen über die gelesene und gehörten Hörbücher und Bücher. Besucht auch mal meine Website hallo-buch.de

Bewertungen

Insgesamt 2009 Bewertungen
Bewertung vom 21.04.2021
Dive
Hannah, Duncan

Dive


ausgezeichnet

1971 kam der damals Achtzehnjährige aus Minnealpolis, um in New York Kunst zu studieren. Bald war er mittendrin in der brodelnden Kunst- und Musikszene des Big Apples. Und wie die Stadt, die niemals schläft, bestand auch sein Leben in diesen Jahren aus exzessiven Parties, Alkohol, Frauen, umtriebigen Kunstprojekten, aufregenden Ausstellungen und nächtelangen Diskussionen über zeitgenössische Literatur und Filmkunst, vor allem der damals angesagten französischen Nouvelle Vague. Hannah macht es uns durch seine leichte Schreibe einfach, mit ihm in seine Welt einzutauchen, die allerdings auch manche Schattenseiten hatte. So ist “Dive” ein autobiografisches und aufregend-authentisches Meisterstück über das ausschweifende Bohemeleben der 1970er Jahre – einer Zeit, in der man sich New York City noch leisten konnte.

Bewertung vom 21.04.2021
In Aufruhr
Vesper, Inga

In Aufruhr


ausgezeichnet

Los Angeles in den ausgehenden 1950er Jahren: Die weißen, besser betuchten Bürger leben im weitläufigen Speckgürtel um die Stadt herum, während das Zentrum allmählich vor die Hunde geht. Der ganz gewöhnliche Rassismus ist offensichtlich und allgegenwärtig, das bekommt auch die junge Ruby Wright jeden Tag zu spüren. In ihrem Debütroman “In Aufruhr” beschreibt Inga Vesper, wie sehr es in der schwarzen Community brodelt, wie wenig man sich die Ungerechtigkeiten weiter gefallen lassen will und wie doppelt schwer es gerade schwarze Frauen haben. Denn sie müssen sich nicht nur mit dem alltäglichen Rassismus, sondern auch mit dem Macho-Gehabe der Männer herumschlagen. Im Mittelpunkt von Vespers Story stehen zwei Personen: Zum einen die junge Haushaltshilfe Ruby, die versucht, Geld fürs College zu sparen und daher in den “weißen” Vororten putzen geht. Und zum anderen der weiße Cop Mick Blanke, der nach Kalifornien strafversetzt wurde und bei seinen neuen Kollegen keinen guten Stand hat. So ist “In Aufruhr” zwar ein sehr klassischer Krimi, der jedoch durch sein – leider! – gerade jetzt wieder sehr aktuelles Thema und durch die Perspektiven seiner beiden Figuren spannend erzählt ist.

Bewertung vom 15.04.2021
Der zweite Schlaf
Harris, Robert

Der zweite Schlaf


ausgezeichnet

Richard Harris ist bekannt für seine auf Fakten basierenden, aber dennoch fiktiven Was wäre wenn-History-Stories. In “Der zweite Schlaf” geht es in eine weit entfernte dystopische Zukunft, in der die Kirche gewaltsam die Macht an sich gerissen hat und alles unter Verschluss halten will, was nicht ihrer Wahrheit entspricht – und mit der untergegangenen Vergangenheit zu tun hat. Dazu switcht Harris immer wieder in unsere Jetztzeit zurück und lässt nach jeder Episode reale Wissenschaftler*innen zu Wort kommen, die ein auf Fakten beruhendes, düsteres Bild von unserer von Klimawandel und Umweltzerstörung bedrohten Zukunft zeichnen. Harris lässt die Menschheit sehenden Auges in eine Katastrophe gehen, in der alle Systeme zusammenbrechen. Und er hat auch schon eine Idee, was danach kommen könnte. Dieses Zusammenspiel von Facts und Fiction hat der hessische Rundfunk in einem großartigen Hörspiel adaptiert. Ausschlaggebend für die Romanidee, so der Engländer Harris, waren ein Serverproblem bei einer KFZ-Zulassungsstelle in Hessen und die darauf folgenden, wütenden Ausschreitungen, die ihm die Anfälligkeit unseres heutigen Systems aufzeigten. Trotzdem – oder gerade deshalb – gibt es nach so viel Dystopischem am Ende sogar einen Alternativvorschlag zu unserem heutigen Konsumrausch-Leben, angeregt von Anna Pegels vom Deutschen Institut für Entwicklungspolitik. So ist “Der zweite Schlaf” eine Mahnung an uns alle, die uns bewusst machen soll: Es gibt nur diese eine Erde. Großartig umgesetzt von Heinz Sommer (Hörspielbearbeitung) und Leonhard Koppelmann (Regie), engagiert gelesen haben u.a. Anna Thalbach, Max Mauff, Tonio Arango und Christian Körner.

Bewertung vom 12.04.2021
Bluteiche
Motte, Anders de la

Bluteiche


ausgezeichnet

Dunkle Familiengeheimnisse, geheimnisvolle Riten, ein schweigendes Dorf und ein Verbrechen in der Vergangenheit: All diese Zutaten mixt Anders de la Motte in seinem neuen Schwedenthriller “Bluteiche” zu einer spannenden und klassisch inszenierten Krimistory zusammen. Dabei switcht er immer wieder zu den Ereignissen im Frühsommer 1986 zurück und lässt seine Heldin, die Ärztin Thea, immer näher an ein altes Geheimnis heranrücken. So greift de la Motte in “Bluteiche” zwar auf viel Bewährtes zurück, schafft daraus aber dennoch einen sehr unterhaltsamen Krimi.

Bewertung vom 12.04.2021
Der Erlkönig
Loubry, Jérôme

Der Erlkönig


ausgezeichnet

Jérôme Loubry gelingt mit “Der Erlkönig” ein fesselndes Psychodrama, das mit den verschiedenen Formen des Verdrängens spielt. Auch wir als Lesende wissen in diesem Psychothriller bis zuletzt nicht, was Realität und was Erfunden ist. Mittendrin der Polizist Damien Bouchard, der nicht nur diesen verwirrenden Fall lösen muss, sondern auch seine seit Jahren verschwundene Tochter sucht. Geschickt verwebt hier der Autor das persönliche Schicksal Damiens mit seiner beklemmenden Handlung. Er switcht aber auch immer wieder zurück in die Vergangenheit der Normandie und zeigt, wie sehr die Menschen in der Nachkriegszeit noch mit ihren traumatischen Erlebnissen zu kämpfen hatten. So ist “Der Erlkönig” ein großartiger, aber auch beklemmender Ritt in die menschliche Psyche, der in Frankreich mit einem der renommiertesten Krimipreise ausgezeichnet wurde. Übrigens: Die Figur des schemenhaft-bösartigen Erlkönigs geht auf eine Ballade Goethes zurück, der den Stoff aus der dänischen Märchenwelt entliehen hat und deren Anfangszeilen wohl jeder kennt: Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? Es ist der Vater mit seinem Kind!

Bewertung vom 12.04.2021
Das Grab in den Schären / Thomas Andreasson Bd.10 (4 Audio-CDs)
Sten, Viveca

Das Grab in den Schären / Thomas Andreasson Bd.10 (4 Audio-CDs)


ausgezeichnet

Mit “Das Grab in den Schären” liefert Viveca Sten einen ihrer klassischen Schweden-Krimis ab, den mittlerweile zehnten Fall mit Kommissar Thomas Andreasson und der Juristin Nora Lind. Wieder spielt die Handlung auf einer der vielen kleinen Inseln in der Ostsee vor Stockholm, dem Schärengarten. Dieses Mal ist es die krankgeschriebene Nora, die aus persönlichem Interesse los recherchiert – kein Wunder, webt Viveca Sten doch immer auch die persönlichen Verhältnisse ihrer beiden miteinander befreundeten Hauptprotagonisten Thomas und Nora in ihre Stories ein. Und natürlich stellt sie die beiden dabei auch immer wieder auf eine harte Probe. So ist “Das Grab in den Schären” ein unterhaltsamer Krimi aus Schweden, lebendig gelesen von Katja Danowski.

Bewertung vom 12.04.2021
Später
King, Stephen

Später


ausgezeichnet

Aus der Ich-Perspektive des jungen Jamie Conklin erzählt Stephen King in “Später” eine echte Horrorstory. Dabei begleiten wir den Neunjährigen von dem Moment an, als ihm auffällt, dass er eine besondere Begabung hat. Wie in dem Film “The Sixth Sense”, auf den sich King selbst beruft, kann Jamie mit kürzlich Verstorbenen kommunizieren. Das ist zwar die einzige Ähnlichkeit mit dem Film, aber auch sonst sprenkelt der Autor immer wieder Zitate aus der zeitgenössischen Popkultur in seine Story ein. Das macht Spaß. Dazu beschreibt er sehr authentisch die Gefühle und Ängste seines sympathischen heranwachsenden Protagonisten. So ist Stephen King, der auch als Meister der gelungenen Anfänge bekannt ist, mit “Später” wieder eine fesselnde und großartige Mischung aus Mystery und Horror gelungen – und nicht zuletzt auch eine schöne Coming-of-Age-Geschichte mit einem wirklich überzeugenden Ende. Wieder hervorragend gelesen von David Nathan.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.04.2021
Der Geist in der British Library und andere Geschichten aus dem Folly
Aaronovitch, Ben

Der Geist in der British Library und andere Geschichten aus dem Folly


ausgezeichnet

Wie erging es dem Londoner Geisterjäger Peter Grant eigentlich zwischen den Abenteuern, die Ben Aaronovitch bereits erzählt hat? Wie ist Geisterlehrer Nightingale zu seinen schicken Anzügen gekommen, und wie Tobias Winter in jene BKA-Abteilung, die sich mit magischen Vorkommnissen befasst?

Diese Geheimnisse verrät uns Ben Aaronovitch in 13 Kurzgeschichten. Sechs von ihnen drehen sich um Peter Grant und sind, wie wir aus einem Kommentar des Autors erfahren, jeweils zwischen seinen Fluss-Abenteuern angesiedelt. In vier weiteren Geschichten erfahren wir etwas mehr über einige Charaktere, die zwei eigentlich nur Randfiguren sind, dem Autor aber doch so sehr ans Herz gewachsen sind, dass er sie hier in eigenen Geschichten würdigt. Auch über Tobias Winter, den wir aus “Der Oktobermann” kennen, erfahren wir so Einiges. Die letzten Geschichten sind wie Opener für längere Stories angelegt, so dass wir neugierig sein dürfen, ob daraus vielleicht noch etwas mehr wird. So ist diese Short Story-Sammlung ein durchaus humorvolles und unterhaltsames Vergnügen – vielleicht etwas, nun ja: kurz. Auch hier: Großartig gelesen von Dietmar Wunder.

Bewertung vom 29.03.2021
Schattenland / Nicolas Guerlain Bd.6
Cors, Benjamin

Schattenland / Nicolas Guerlain Bd.6


sehr gut

Auch in seinem sechsten Normandie-Krimi “Schattenland” mit dem Personenschützer Nicolas Guerlain versucht Benjamin Cors wieder, die perfekte Balance zwischen einem spannenden Krimi und der persönlichen Geschichte seines Protagonisten zu halten. Das ist ihm erneut gut gelungen, doch ohne Vorkenntnisse aus den vorangegangen Bändern fällt es manchmal etwas schwer, seine Figuren gleich richtig einzuordnen. Cors schafft es virtuos, die meersalzgeschwängerte Atmosphäre an der rauhen französischen Atlantikküste authentisch einzufangen. So sind wir gespannt, wie es mit Nicolas und seine großen Liebe weitergeht…

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.03.2021
Die Offenbarung der Johanna
Aicher, Mathias

Die Offenbarung der Johanna


ausgezeichnet

Genial, wie Mathias Aicher die beiden Ebenen seiner Geschichte miteinander verbindet. Die Story in der Story mit der toughen Kommissarin Jules, die gerade vom Dienst suspendiert ist, das Erbe ihres Vaters in dem kleinen saarländischen Ort antritt und dabei den Mordfall ihrer damals besten Freundin Nikki wieder aufrollt. Und Story der Schriftstellerin Johanna, die ihren Thriller, in dem eben diese Jules die Hauptrolle spielt, in der Dorfkneipe vor allen Beteiligten präsentiert. Die brizzelnde Spannung dieser Konstruktion trägt mit viel Spaß durch diesen ebenso unterhaltsamen wie intelligenten Krimi, der sich in einem wunderbar inszenierten Finale entlädt. Der Autor verlangt viel Aufmerksamkeit, um dabei den Faden nicht zu verlieren, aber genau das macht einen großen Teil des Hörvergnügens aus. Die beiden Schauspielerin Jasmin Tabatabai als Johanna und Yesim Meisheit als Jules lesen ihre Rollen in “Die Offenbarung der Johanna” fantastisch. Vielleicht über sie schon für eine Verfilmung?