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⇢ Ich bin: Ex-Buchhändlerin, Leseratte, seit 2012 Buchbloggerin, vielseitig interessiert und chronisch neugierig. Bevorzugt lese ich das Genre Gegenwartsliteratur, bin aber auch in anderen Genres unterwegs. ⇢ 2020 und 2021: Teil der Jury des Buchpreises "Das Debüt" ⇢ 2022: Offizielle Buchpreisbloggerin des Deutschen Buchpreises

Bewertungen

Insgesamt 735 Bewertungen
Bewertung vom 14.07.2015
Elfenglanz / Elfen Tetralogie Bd.4
Pike, Aprilynne

Elfenglanz / Elfen Tetralogie Bd.4


sehr gut

"Elfenglanz" ist der vierte Band der "Elfen"-Reihe und damit das große Finale. Zeit für ein kleines Resümee!

Den ersten beiden Bänden habe ich jeweils vier Sterne gegeben, denn ich fand sie frisch und einfallsreich, unterhaltsam geschrieben und spannend. In meinen Augen haben sie nicht viel Tiefgang, sind aber wunderbar leichte Unterhaltung für zwischendurch und haben mir als solche sehr gut gefallen. Aber der dritte... Der war für mich wirklich eine herbe Enttäuschung.

Am Ende des zweiten Bandes hatte Laurel sich ja endlich zwischen David und Tamani entschieden, und das fand ich erstens lobenswert reif von ihr, und zweitens hatte ich an diesem Punkt schon ein wenig die Nase voll vom Liebesdreieck und war deswegen erleichtert. Und dann wurde diese Entscheidung in Band 3 innerhalb weniger Kapitel komplett zunichte gemacht und alles ging von vorne los! Meiner Meinung nach macht das Hin und Her zwischen Laurel, David und Tamani einen Großteil des dritten Buches aus und es hat nur wenig tatsächliche Handlung.

Deswegen habe ich "Elfenglanz" mit eher gemischten Gefühlen aufgeschlagen. Aber zu meiner Erleichterung war ich sehr schnell mitten in der Geschichte drin und die Geschehnisse überschlagen sich nur so - da konnte ich mich über mangelnde Handlung wahrlich nicht beschweren. Nachdem mir in Band 3 ein wenig die Spannung fehlte, macht Aprilynne Pike es dieses Mal mühelos wieder wett, mit viel Action, Gefahr, Verrat und überraschenden Wendungen. Es geht um nicht weniger als die Zukunft von Avalon!

Besonders schön fand ich, wie sich die wichtigsten Charaktere entwickeln. Im Angesicht der Gefahr laufen sie wirklich zur Höchstform auf, handeln mutig, entschlossen und selbstlos. Jedem kommt in der Geschichte eine wichtige Aufgabe zu. Laurels Intuition als Herbstelfe spielt eine genauso große Rolle wie Tamanis Fähigkeiten als Beschützer, Davids überragende Tapferkeit und Chelseas Schnelligkeit. Sogar die Rivalität zwischen David und Tamani tritt in den Hintergrund, denn erstmal gibt es viel Wichtigeres. Im dritten Band war ich enttäuscht von der Charakterentwicklung, aber in diesem Buch sind mir alle wieder sehr ans Herz gewachsen!

Besonders Davids Werdegang fand ich sehr originell und überraschend. Man erfährt auch endlich mehr über Kleas Motivation und Yukis Rolle in der ganzen Geschichte, und erfreulicherweise verleiht das beiden deutlich mehr Tiefe und Komplexität. Es hätte mir nicht gefallen, wenn sie sich als stereotype Bösewichte herausgestellt hätten!

Natürlich kommt auch die Romantik in diesem Band nicht zu kurz, und die verschiedenen Liebesgeschichten werden alle zu einer Auflösung gebracht. Ob einem gefällt, wie die Würfel im Endeffekt fallen, kommt wohl auf den eigenen Geschmack an! Viele Leser drückten schließlich David die Daumen, während andere sehen wollten, dass Laurel sich für Tamani entscheidet. Natürlich werde ich hier nicht verraten, wie es ausgeht...

Der Schreibstil ist wieder eher einfach, aber angenehm und flüssig zu lesen.

Sehr interessant fand ich, dass die Autorin einem am Schluss die Wahl lässt: es gibt erstmal ein Ende, dann folgt ein Nachwort der Autorin, in dem sie darauf hinweist, dass noch etwas folgt, das man lesen kann oder auch nicht... Ich will noch nicht zuviel darüber verraten, aber ich weiß, dass manche Leser von diesem "Ende nach dem Ende" sehr enttäuscht waren. Mir hat es gefallen und ich fand es sehr realistisch.

Fazit:
Nachdem mich der dritte Band der "Elfen"-Reihe sehr enttäuscht hatte, konnte mich der vierte Band glücklicherweise wieder begeistern. Mit viel Action rast die Geschichte auf ein fulminantes Finale zu, und mir persönlich hat das Ende gut gefallen.

Bewertung vom 12.07.2015
Elfenbann / Elfen Tetralogie Bd.3
Pike, Aprilynne

Elfenbann / Elfen Tetralogie Bd.3


weniger gut

Nachdem mich Band 1 und 2 der Reihe wirklich gut unterhalten haben, war Band 3 für mich leider eine herbe Enttäuschung. Zwar bin ich immer noch sehr angetan vom Einfallsreichtum der Autorin, und mir gefällt auch ihre ungewöhnliche Beschreibung der Elfen als pflanzliche Wesen nach wie vor sehr gut. Lustig und interessant fand ich auch, wie ein paar der Elfen in diesem Band gezwungen werden, sich mit menschlicher Technik auseinanderzusetzen - denn Tamani besucht nun als Mensch Laurels Schule.

Um erstmal beim Positiven zu bleiben: die Handlung hat durchaus interessante Ansätze und gute Ideen. So benehmen die Trolle sich zum Beispiel immer merkwürdiger und scheinen seltsam immun gegenüber elfischen Tränken und Zaubern. Und auch die geheimnisvolle Klea taucht wieder auf - dieses Mal mit einer jungen japanischen Elfe im Schlepptau, um die Laurel sich kümmern soll. Außerdem erfahren wir in diesem Band mehr über die Seelie und Unseelie und deren uralten Konflikt.

Das könnte alles sehr spannend und unterhaltsam sein. Für mich kommt jetzt allerdings ein ganz großes ABER.

ABER die tatsächliche Handlung spielt oft nur die zweite Geige. Sie wird immer wieder gnadenlos übertönt vom frisch zum Leben erwachten Gefühlschaos zwischen Laurel, David und Tamani. Dieses nimmt so viel Raum ein, dass ich manchmal das Gefühl hatte, vom Buch bliebe nicht mehr viel übrig, wenn man dieses ewige Hin und Her weglassen würde. Dabei hatte sich Laurel am Ende von Band 2 ja eigentlich entschieden, aber das wird vollkommen zunichte gemacht und alles geht von vorne los!

Am Anfang des Buches wird erwähnt, dass Laurel den Sommer wieder in Avalon verbracht hat, aber das wird komplett übersprungen - dabei hätte mich das viel mehr interessiert als die zehnte Szene, in der Laurel darüber nachdenkt, ob sie jetzt Tamani oder David liebt oder vielleicht beide.

In den ersten beiden Bänden fand ich das ja noch ganz passend, denn es schien zu symbolisieren, wie unsicher sich Laurel ist, ob sie jetzt in die Menschenwelt oder nach Avalon gehört. Aber inzwischen finde ich es einfach unnötig, denn es bringt die Geschichte nicht weiter, es bringt Laurel als Charakter nicht weiter, und es scheint sogar viel von Laurels emotionalem Wachstum in Band 2 wieder rückgängig zu machen.

Überhaupt hatte ich in diesem Band meine liebe Not mit den Charakteren.

Am interessantesten fand ich Yuki, die junge japanische Elfe, denn man weiß als Leser nicht, ob sie jetzt gut oder böse ist, was sie weiß, was sie kann, was sie will... Mir hat diese Zwiespältigkeit gut gefallen.

Tamani war mir in diesem Band nicht sehr sympathisch. Er wirkt oft arrogant, den Menschen gegenüber herablassend und sehr überzeugt von seiner unwiderstehlichen Ausstrahlung.

Dieses Mal wird die Geschichte oft aus seiner Sicht erzählt, und in seinen Gedanken ist neben Laurel buchstäblich für nichts anderes Platz. Für nichts. Das wirkte auf mich schon nicht mehr romantisch, sondern blind obsessiv.

David hat mir unheimlich leid getan, denn eigentlich hatte Laurel ihm in Band 2 ja versprochen, sich dieses Mal 100%ig sicher zu sein. Sie sagt einmal, sie habe die Nase voll von Davids Eifersucht, aber sie hat ihm ja auch jeden Grund gegeben, eifersüchtig zu sein - außerdem ist sie selber eifersüchtig, als Yuki mit Tamani tanzt, obwohl sie ja eigentlich mit David zusammen ist.

Ich war in Band 2 so froh, dass Laurel die emotionale Reife bewies, sich zu entscheiden und nicht weiter beide Jungs am ausgestreckten Arm verhungern zu lassen... Einen Schritt vorwärts, zwei Schritte zurück?

Der Schreibstil hat mir wieder gut gefallen, aber in diesem Band fehlten mir ein bisschen die bunten, detailverliebten Beschreibungen der Elfenwelt, da die Geschichte dieses Mal meist in der Menschenwelt spielt.

Bewertung vom 10.07.2015
Elfenliebe / Elfen Tetralogie Bd.2
Pike, Aprilynne

Elfenliebe / Elfen Tetralogie Bd.2


sehr gut

Mir hat im ersten Band der Reihe schon außerordentlich gut gefallen, was für eine einzigartige Erklärung für Elfen sich die Autorin ausgedacht hat. In diesem Band erfährt der Leser noch Einiges mehr über die Elfenwelt, in einem wahren Feuerwerk einfallsreicher Details. Laurel verbringt den Sommer in Avalon, und durch ihre Augen sehen wir eine exotische, fremdartige Gesellschaft von Wesen, die den Menschen einerseits sehr ähnlich sind, andererseits jedoch oft ganz anders denken und fühlen. Ich habe den Teil der Geschichte, der in Avalon spielt, geradezu verschlungen, weil ich ihn so unterhaltsam fand!

Die Elfen leben in einer Art Kastensystem. Frühling, Sommer, Herbst und Winter - zu jeder Jahreszeit gehört eine Gruppe von Elfen, wobei die Frühlingselfen die unterste Kaste darstellen und die Winterelfen die höchste. Der Umgang zwischen den Kasten ist streng reglementiert; so müssen Frühlingselfen zum Beispiel immer zwei Schritte hinter Herbst- und Winterelfen gehen, und die Könige und Königinnen waren (bis auf eine Ausnahme) immer Winterelfen.

Die junge Herbstelfe Katya, die Laurel unter ihre Fittiche nimmt, ist Laurel gegenüber sehr sympathisch und fürsorglich, aber an ihr sieht man auch deutlich, wie sehr sie das Kastensystem verinnerlicht hat - sie findet es ganz normal und kein bisschen ungerecht, während Laurel entsetzt über diese soziale Ungerechtigkeit immer wieder wütend aufbegehrt.

Mir hat sehr gut gefallen, wie kritisch Laurel die Zustände in der Elfenwelt hinterfragt; sie ist zwar begeistert über die unvergleichliche Schönheit, die sie allerorten umgibt, lässt sich dadurch aber nicht ablenken von ihren Fragen: Ist das Kastensystem gerecht? Ist es Unterdrückung, wenn sich die unteren Kasten scheinbar gar nicht unterdrückt fühlen?

Überhaupt hat mir Laurel in diesem Band noch besser gefallen als im ersten; sie kam mir reifer vor. Sie hinterfragt nicht nur das elfische Kastensystem, sondern auch ihr eigenes Verhalten. Denn sie steht immer noch zwischen Tamani und David...

Normalerweise hasse ich es wie die Pest, wenn die Heldin eines Buches sich nicht zwischen zwei Jungen entscheiden kann, aber hier macht es irgendwie Sinn, denn es spiegelt wider, dass Laurel unentschlossen zwischen zwei Welten steht. Einerseits fühlt sie sich als Mensch, andererseits wird sie unwiderstehlich von Avalon angezogen, wo sie nicht verstecken muss, wer und was sie ist.

Tamani kann ihre menschliche Seite nicht verstehen, und David wird ihr Leben in der Elfenwelt niemals teilen können. Aber Laurel begreift auch, wie ungerecht und selbstsüchtig es von ihr ist, wenn sie keine klare Entscheidung trifft.

In meinen Augen ist dieser Band spannender als der erste, denn es gibt verschiedene Handlungsstränge, die alle auf verschiedene Art und Weise spannend sind. Zum einen gibt es die stete Bedrohung durch die Trolle, die im Laufe des Buches immer mehr zunimmt und schließlich zu einer sehr gefährlichen Situation hochkocht. Deswegen muss Laurel auch versuchen, in kürzester Zeit das Wissen nachzuholen, das sie sich normalerweise als junge Elfe angeeignet hätte - aber sie muss feststellen, dass es nicht damit getan ist, jeden Tag stundenlang zu pauken. Frustriert muss sie gegen ihre Selbstzweifel und Ängste ankämpfen, und da hilft es nicht, dass ihre Mutter sich ihr gegenüber immer distanzierter benimmt, als könne sie einfach nicht akzeptieren, dass Laurel kein Mensch ist. Dann greift eines Tages auch noch eine Fremde in das Geschehen ein, und Laurel muss sich fragen, ob sie ihr trauen kann oder nicht.

Den Schreibstil fand ich wieder sehr angenehm, locker-flockig und wunderbar runter zu lesen.

Bewertung vom 06.07.2015
Stadt in Angst / Finley Jameson Bd.1
Matthews, John

Stadt in Angst / Finley Jameson Bd.1


gut

Es gibt eine Vielzahl von Filmen, Comics, Computerspielen und natürlich Büchern, die den Fall Jack the Ripper aufgreifen. Daher drängt sich die Frage auf: Kann "Stadt in Angst" wirklich noch etwas Neues bringen, das dem Roman aus der Masse heraushebt?

In meinen Augen schafft John Matthews das leider nur bedingt. Er scheint die Hintergründe und die Gegebenheiten dieser Zeit durchaus gut recherchiert zu haben, die Geschichte ist solide konstruiert und geschrieben... Aber dennoch kam bei mir keine rechte Begeisterung auf und ich hatte öfter das Gefühl, Ähnliches schon gelesen oder in Filmen gesehen zu haben.

Und das fing mit dem Protagonisten schon an: dem Aristokraten Finley Jameson. Er war bereits an den Ermittlungen der Mordfälle in Whitechapel beteiligt und lebt durch einen glücklichen Zufall inzwischen in den USA, so dass er auch bei den neuen Morden als beratender Ermittler fungieren kann.

Er wird als hochintelligent beschrieben und steigert sich wie besessen in seine Ermittlungen hinein. In diesen Phasen kann er ein sehr unleidlicher Mensch werden, der seinem Hausmädchen das Leben schwer macht. Das hat mich sehr an Sherlock Holmes erinnert! Aber am meisten hat er mich an den Polizeiinspektor Frederick Abberline erinnert, wie er im Comic "From Hell" und dem gleichnamigen Film mit Johnny Depp dargestellt wurde. Wie Abberline frönt er dem Opium und hat Visionen, und wie Abberline kommt er einer Prostituierten näher, die mit dem Fall zu tun hat.

Interessant fand ich dennoch Finleys problematische Hintergrundgeschichte, die nach und nach im Laufe des Buches enthüllt wird. Im zur Seite stehen zwei Männer, die mir im Prinzip auch sehr gut gefallen haben: sein autistischer Gehilfe Lawrence und Joseph Argenti, der Polizist, der die Ermittlungen leitet. Beide sind komplexe, ungewöhliche Charaktere, hinter denen mehr steckt, als man auf den ersten Blick erwarten würde.

Lawrence kam mir allerdings manchmal etwas unglaubwürdig vor, denn er soll autistisch sein, zeigt aber nur sehr wenige entsprechende Verhaltensmuster. Eigentlich äußert sich sein Autismus meist nur dadurch, dass er quasi das wandelnde Wikipedia des späten 19. Jahrhunderst ist. Wenn Finley etwas wissen möchte, muss er nur Lawrence fragen, denn der weiß scheinbar alles und kann auch alles berechnen. Das macht es Finley in meinen Augen oft zu einfach, so dass er seine eigene Brillianz kaum zeigen kann!

Passagen der Geschichte werden immer wieder aus Sicht des Rippers erzählt, was ich einerseits interessant und gelungen fand, mir aber andererseits schon früh in der Geschichte ein bisschen vom Mysterium und der Spannung des Unbekannten nahm.

John Matthews bringt viele verschiedene Themen und Nebenhandlungen in die Geschichte ein. Man erfährt viel über die Gesellschaft und das Leben im Amerika des 19. Jahrhunderts, besonders das harte Leben der Armen und weniger Privilegierten.

Und obwohl ich das alles eigentlich interessant fand, kam für mich in der ersten Hälfte des Buches nur wenig Spannung auf. Der Ripper hält die Fäden in der Hand, und die Polizisten stolpern ihm quasi von Mord zu Mord hilflos hinterher - immer ein wenig zu spät, denn er ist ihnen stets einen Schritt voraus. Mehr als einmal greift er ihnen fast schon unter die Arme, indem er in seinen Briefen Dinge verrät, die sie wissen müssen!

Die Geschichte kam für mich erst im zweiten Teil des Buches richtig in Fahrt, aber ab da fand ich sie dann auch sehr unterhaltsam. Endlich kann Finley wirklich zeigen, wie intuitiv und genial er ist, und was für ein gutes Team er, Argenti und Lawrence abgeben.

Leider hat mich das Ende dann wieder eher enttäuscht, denn das kommt ziemlich abrupt und kam mir sehr konstruiert vor. Vorher wurde viel Aufhebens darum gemacht, dass der Ripper tatsächlich ein übergeordnetes Motiv für seine Morde hat, damit quasi eine Botschaft verkünden will... Aber tatsächlich fand ich den Grund dafür dann eher banal.

Bewertung vom 29.06.2015
Teufelsgrinsen / Anna Kronberg & Sherlock Holmes Bd.1
Wendeberg, Annelie

Teufelsgrinsen / Anna Kronberg & Sherlock Holmes Bd.1


ausgezeichnet

Als eingefleischtem Fan des genialen, wenn auch leicht arroganten Meisterdetektivs aus der Baker Street sind mir die Bücher von Annelie Wendeberg natürlich schon vor längerer Zeit ins Auge gesprungen. Was mich ein wenig zögern und zaudern ließ, war die Tatsache, dass Holmes hier ein anderer Partner zur Seite gestellt wird, anstatt seines getreuen Freundes John Watson.

Und nicht nur das... Besagter Partner ist eigentlich eine PartnerIN - wenn auch eine, die als Mann verkleidet lebt, um Medizin praktizieren zu können. Da beschlich mich doch direkt die Befürchtung, dass sich hier eine kitschige Liebesgeschichte anbahnen würde, in deren Verlauf sich Holmes bis zur Unkenntlichkeit zum romantischen Menschenfreund wandelt.

Und selbst wenn nicht: Holmes und eine weibliche Kollegin? Holmes, der Frauen keine sonderliche Wertschätzung entgegenbringt?

Halt, fiel mir da ein. Irene Adler. Die eine Frau, die in den Originalgeschichten von Arthur Conan Doyle Holmes' Wertschätzung erringt. Es gibt also durchaus einen Präzedenzfall!

Mit diesem beruhigenden Gedanken im Hinterkopf fing ich an, "Teufelsgrinsen" zu lesen - und ich habe es kein bisschen bereut.

Annelie Wendeberg schreibt einen ganz wunderbaren Holmes. Rastlos und getrieben, überheblich und gnadenlos intelligent, wie man ihn kennt und liebt. Und Anna Kronberg, die Protagonistin, steht ihm dabei keineswegs nach! Auch sie hat einen messerscharfen Verstand, der ihr keine Ruhe lässt, nur setzt sie ihn nicht zur Verbrechensbekämpfung ein, sondern zur Erforschung von Bakterien und Viren . Als Mann lebt sie nur, weil es Frauen zu ihrer Zeit noch nicht gestattet war, Medizin zu studieren, geschweige denn als Arzt zu praktizieren.

Sie wird von Zeit zu Zeit als medizinischer Experte von Scotland Yard hinzugezogen, so auch, als die Leiche eines offensichtlich an Cholera erkrankten Mannes gefunden wird. Am Fundort trifft sie auf Holmes - der ihre Verkleidung natürlich binnen Minuten durchschaut. Schnell wird Anna mitten hineingezogen in den Fall, und so tun sich die beiden ungleichen Ermittler zusammen.

Zwischen den beiden sprühen oft die Funken, denn beide analysieren andere Menschen zwar gerne, werden aber nur höchst ungern selber analysiert. Beide spielen auch nur widerwillig die zweite Geige, weswegen es viel verbales Gerangel darum gibt, wer in welcher Situation das Sagen hat. Das zu lesen, macht einfach unglaublich viel Spaß!

Da ist es fast nur noch die Kirsche auf dem Sahnehäubchen, dass "Teufelsgrinsen" auch eine sehr originelle, intelligente und spannende Krimihandlung sein eigen nennt. Das Buch hätte für meinen Geschmack gerne auch doppelt so dick sein dürfen, denn die Seiten flogen nur so dahin.

Auch den Schreibstil fand ich fantastisch. Anna ist eine präzise Erzählerin mit einem feinen, trockenen Humor. Ihr scharfer Verstand spricht aus jedem Satz, aber auch ihre Gefühle kommen gut beim Leser an, obwohl sie nicht zu emotionalem Überschwang neigt.

Ja, wie ist es denn nun - gibt es eine Liebesgeschichte, oder nicht? Das möchte ich noch gar nicht verraten, aber schon mal beruhigend sagen: Holmes bleibt Holmes.

Ich habe sowohl das Buch gelesen, als auch mir das ungekürzte Hörbuch angehört, und ich muss sagen: sehr gut umgesetzt! Esther Schweins erweckt die Charaktere mit ihrer lebendigen, emotionalen Stimme wunderbar zum Leben, allen voran natürlich Anna Kronberg und Sherlock Holmes.

Bewertung vom 26.06.2015
Mein Leben für deins
Kizer, Amber

Mein Leben für deins


ausgezeichnet

Organspende: ein wichtiges und umstrittenes Thema, über das sich viele Kinder und Jugendliche vielleicht noch gar keine Gedanken machen, verständlicherweise - schließlich scheint der eigene Tod noch eine Ewigkeit entfernt zu sein! Dabei werden gerade Organe, Knochen und Gewebe junger Menschen dringend benötigt, um schwerstkranken Kindern eine zweite Chance im Leben zu verschaffen. Und so kommt es, dass Eltern plötzlich durch Unfälle verstorbener Kinder mitten in dieser schrecklichen Situation die schwere Entscheidung treffen müssen, ob sie deren Organe spenden wollen.

So auch die Eltern von Jessica, die jäh aus dem Leben gerissen wird. Jessica selbst, die über ihrem Körper schwebt und alles beobachtet, ist entsetzt, als sie sich dafür entscheiden, ihre Organe zu spenden! Aber schnell stellt sie fest, dass sie gerade dadurch die Chance erhält, im Tod Dinge zu erleben, die sie im Leben nicht mehr erfahren hat. Denn sie ist nun verbunden mit den vier Jugendlichen, die ihre Organe in sich tragen. Sie sieht, was sie sehen, fühlt, was sie fühlen.

Mir hat sehr gut gefallen, wie originell die Autorin mit diesem wichtigen Thema umgeht! Sie lässt Jessica selber ihre Geschichte erzählen, oft mit trockenem Humor. Besonders gut fand ich, dass sie dabei zwar die Gefühle aller Charaktere behutsam und eindringlich schildert, aber nicht übertrieben auf die Tränendrüse drückt. Sie bietet auch keine einfachen Lösungen an - das Thema Religion wird zwar immer wieder angeschnitten, aber sie überlässt es dem Leser, was er glauben will.

Die fünf Jugendlichen, um die sich die Geschichte dreht, waren mir sehr sympathisch und ich habe schnell mit ihnen mitgefühlt.

Jessica, die im Leben immer das Gefühl hatte, nur eine Enttäuschung für ihre Mutter zu sein, und die nie wirklich die Chance bekommen hat, ihr Leben aus vollen Zügen zu leben. Aber nun hat sie direkt vier Chancen auf ein erfülltes Leben!

Samuel, der einen Großteil seiner Kindheit im Krankenhaus an der Dialyse verbracht hat, und der auf seiner Webseite Wunder sammelt. Er hat einen tiefen, unerschütterlichen Glauben an Gott, ist dabei aber offen für alle Religionen. Durch ihn wird das Thema Glaube immer wieder angesprochen.

Vivian, die alles in der Welt in Farben sieht, auch Gefühle. Sie ist eine begnadete Künstlerin und leidet an einer grausamen Krankheit, die auch durch die Organspende noch nicht besiegt ist. Deshalb muss sie erst lernen, das Wagnis einzugehen, an eine Zukunft zu glauben.

Leif, der von seinen Eltern von klein auf zum Supersportler gedrillt wurde, und der durch einen Unfall plötzlich vor den Scherben dieses Lebens steht. Für seine Eltern ist es eine Katastrophe, aber für ihn wird es auch zur Chance, denn das erste Mal denkt er wirklich darüber nach, was er eigentlich vom Leben will.

Misty, deren Eltern kaum genug Geld zum Leben haben. Durch die Organspende, die danach nötige ärztliche Betreuung und die vielen Medikamente, die sie nehmen muss, sammeln sich enorme Rechnungen an - die die Familie nicht zahlen kann. Deswegen fühlt sie sich schuldig, überlebt zu haben.

Samuel, Vivian, Leif und Misty bekommen nach der Organspende nicht gesagt, wer der Spender war und wer die anderen Organe bekommen hat. Aber das Leben, das Schicksal, wie immer man es nennen will, führt sie zusammen.

Rührend fand ich die zarten Gefühle, die sich zwischen Samuel und Misty, Leif und Vivian entwickeln. Dabei ist auch das ein durchaus ernstes Thema: darf man lieben, wenn man weiß, dass man jederzeit sterben könnte?

"Mein Leben für deins" ist kein Buch mit rasanter Action oder für die Fingernägel fataler Hochspannung. Aber ich fand es auf seine ruhige Art durchaus sehr packend, lohnend, emotional und auch unterhaltsam.

Der Schreibstil ist eher einfach, aber gerade dadurch auch für junge Leser gut geeignet. In meinen Augen ist er sehr schön und angenehm, und genau richtig für diese Geschichte!

Bewertung vom 24.06.2015
Der Übergang / Passage Trilogie Bd.1
Cronin, Justin

Der Übergang / Passage Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

Als ich "Der Übergang" das erste Mal in den Händen hielt, musste ich etwas schlucken. Nicht nur wegen des intensiven, merkwürdig beunruhigenden Blicks des Mädchens auf dem Cover, sondern auch, weil der Roman mit seinen 1.040 Seiten ein richtiger Wälzer ist - ein wahrer Backstein von Buch. (Da tut man beim Lesen direkt was für die Armmuskeln.)

Ich war skeptisch. Würde das Buch mich tatsächlich über so viele Seiten hinweg fesseln können, oder würde es sich endlos in die Länge ziehen? Waren 1.040 Seiten wirklich nötig, um diese Geschichte zu erzählen?

Ja.

Das ist meine Antwort, nachdem ich das Buch gelesen habe. Ja, meiner Meinung nach ist jede einzelne Seite nötig, um diesem epischen, wort- und bildgewaltigen Endzeitdrama genug Raum zu geben, sich in seiner vollen Wucht zu entfalten. Manche Geschichten brauchen einfach ihre Zeit, sind aber gerade deshalb etwas ganz Besonderes, und "Der Übergang" gehört für mich dazu.

Der Autor lässt sich Zeit damit, dem Leser die harte, menschenfeindliche Welt dieses post-apokalyptischen Szenarios näher zu bringen, und das wird in meinen Augen nie langweilig oder verwirrend.

Ich fand die Geschichte unglaublich originell, denn der Autor bringt viele interessante, überraschende Ideen und unerwartete Wendungen ein, so dass "Der Übergang" alles ist, nur nicht 'typisch', 'Standard' oder '08/15'. Ja, es gibt Kreaturen, die auf den ersten Blick an Zombies erinnern, und Zombiebücher gibt es tausende - aber eigentlich sind sie dann doch etwas ganz Anderes, sowohl schrecklicher als auch weniger schrecklich.

Ich denke, das Buch kann auch Leser fesseln, die nicht unbedingt große Fans von Endzeitgeschichten sind, denn das bin ich normal auch nicht! Zu zartbesaitet sollte man allerdings nicht sein, denn die Gewalt wird zum Teil doch recht detailliert beschrieben.

Neben dem ganzen Überlebenskampf und der Action bietet die Geschichte auch viele ruhige Passagen, in denen man sich als Leser fragt: was macht den Menschen eigentlich zum Menschen, und wann verliert er seine Menschlichkeit? Auch in diesen ruhigen Szenen war das Buch für mich spannend, nur eben auf eine andere Art. Die ethischen und moralischen Fragen, die es aufwirft, haben mich sehr gefesselt.

Außerdem wollte ich immer wissen, wie es für die lieb gewonnenen Charaktere weitergeht! Und davon gab es wirklich einige. Normalerweise tue ich mich immer ein bisschen schwer, wenn ein Buch eine wahre Legion von Charakteren auf mich loslässt, aber in "Der Übergang" hatte ich überhaupt keine Probleme damit, mir zu merken, wer wer ist. Das liegt sicher auch an der Länge des Buches, denn so hat der Autor die Möglichkeit, jedem wichtigen Charakter eine Vielzahl von Szenen zu geben, die sich dem Leser ins Gedächtnis brennen und deutlich machen, wer dieser Mensch, reduziert auf den Kern seines Seins, wirklich ist.

Ich möchte hier gar nicht auf die einzelnen Charaktere eingehen, denn ich denke, "Der Übergang" ist ein Buch, an das man am besten völlig ahnungslos herangeht! Aber ich fand sie alle großartig geschrieben, sehr komplex und glaubhaft. Sogar die "Bösen" sind nicht immer das, was sie auf den ersten Blick zu sein scheinen; so empfand ich zum Beispiel schon nach wenigen Kapiteln ein sehr tiefes Mitgefühl mit einem verurteilten Mörder...

Den Schreibstil fand ich einfach phänomenal, fantastisch, wunderbar, grandios... Sehr facettenreich, voller Bilder und Metaphern, bei denen ich mir erstmal dachte: wow. Je nachdem, durch wessen Augen wir die Geschichte gerade sehen, kann der Schreibstil drastisch unterschiedlich sein, aber er ist immer einzigartig und erzeugt eine sehr dichte Atmosphäre.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.06.2015
Cruel Beauty
Hodge, Rosamund

Cruel Beauty


ausgezeichnet

Handlung:
Die Geschichte spielt auf Arcadia, einer Insel, die vor 900 Jahren vom grausamen König der Dämonen (ironischerweise genannt "the Gentle Lord", also "der Sanfte Herr") aus der wirklichen Welt heraus gerissen wurde. Die Menschen leben nun unter einem Himmel aus Pergament, von dem ein gemaltes Bildnis der Sonne nur noch matt hinunter scheint. Und in den Schatten lauern stets die Dämonen, deren bloßer Anblick in den Wahnsinn treibt.

Wer verzweifelt genug ist, kann den "Gentle Lord" anrufen und ihm seinen Herzenswunsch vortragen, den dieser dann erfüllt - gegen einen Preis. Er lügt niemals, aber er ist ein Meister der Halbwahrheiten, und so geht solch ein Pakt eigentlich niemals gut für den Bittsteller aus...

Einer dieser Bittsteller ist der Anführer der Hermetischen Gilde, die eine komplexe Form der Magie betreibt und den König der Dämonen seit Jahrhunderten bekämpft. Aber als seine Frau keine Kinder bekommen kann und darüber vor Trauer vergeht, schließt er einen fatalen Pakt: seine Frau wird gesunde Zwillingsmädchen bekommen, aber eine davon soll an ihrem 17. Geburtstag den "Gentle Lord" heiraten und ihm den Rest ihres Lebens untertan sein.

So werden Nyx und Astraia geboren, und schon früh wird entschieden, dass Nyx die Opfergabe sein soll. Von Kindesbeinen an wird sie von ihrem Vater darauf trainiert, später einmal den Lord zu heiraten - und ihn dann zu töten, wobei sie wahrscheinlich selber sterben wird. Sie erfährt keine Liebe und keine Zuwendung, während Astraia behütet und verhätschelt wird.

Meine Meinung:
Nyx ist in meinen Augen ein wunderbar komplexer, interessanter Charakter. Sie liebt ihre Familie und sehnt sich nach deren Liebe, und zugleich gären in ihrem Herzen Hass und Eifersucht, weil sie mit ihrem Opfertod den Preis zahlen soll für den Pakt ihres Vaters. Sie kämpft jeden Tag damit, diese dunklen Gefühle in sich einzuschließen, aber es fällt ihr immer schwerer... Ich habe sehr mit Nyx mitgefühlt, denn ich konnte ihren Zorn und ihren Schmerz gut verstehen. Trotz allem Hass ist sie entschlossen, ihr eigenes Leben zu geben, um Arcadia zu retten, aber ich fand sehr realistisch, wie sie damit kämpft und dagegen hadert.

Ignifex, der Sanfte Lord, trägt natürlich ebenso das Dunkle in seinem Herzen - und so kommt es, dass Nyx sich auf merkwürdige Weise in ihm erkennt, und er sich in ihr. Ich fand die Beziehung der beiden von Anfang an einzigartig und interessant. Aber wer glaubt, dass sich nun eine kitschige Liebesgeschichte entspinnt, in der die Kraft der Liebe das Böse besiegt, der irrt sich.

Ja, es gibt durchaus eine Liebesgeschichte, die ich auch sehr berührend fand. Aber diese Liebe akzeptiert das Dunkle im jeweils Anderen!

Neben Ignifex gibt es noch Shade, seinen Diener, der tagsüber nur ein Schatten ist, aber in der Nacht wieder menschliche Gestalt annimmt. Shade ist so sanft und mitfühlend, wie es der "Sanfte Lord" nicht ist, und so fühlt sich Nyx auch mit ihm direkt verbunden. (Ich möchte noch nicht zu viel verraten, aber als jemand, der romantische Liebesdreiecke hasst, kann ich nur sagen: gebt der Geschichte eine Chance!)

Ich fand die Geschichte immer sehr spannend, und ich konnte nie wirklich einschätzen, wie das Ganze enden würde, denn es schien einfach keine Möglichkeit zu geben, die nicht in einer Tragödie enden würde!

Den Schreibstil fand ich schlichtweg umwerfend, sehr intelligent und gekonnt. Alle Facetten der Geschichte beschreibt Rosamund Hodge packend und voll dichter Atmosphäre. Ob das nun die Liebe zwischen zwei zutiefst verwundeten Menschen mit Hass im Herzen ist, der düstere Horror, den Nyx in den abgeschlossenen Räumen des Schlosses vorfindet, oder der feine schwarze Humor, mit dem Nyx und Ignifax sich ihre Wortgefechte liefern.

Bewertung vom 11.06.2015
Das gefangene Herz / Mystic City Bd.1
Lawrence, Theo

Das gefangene Herz / Mystic City Bd.1


ausgezeichnet

"Mystic City" ist eine einfallsreiche Fantasy-Dystopie, in der das durch die Klimakatastrophe überflutete Manhattan zu einer Art futuristischem Venedig wird. Die Reichen leben in dekadentem Überfluss in riesigen Wolkenkratzern, die mit vielen Brücken und Aufzügen miteinander verbunden sind. Die Armen leben im Ghetto in der "Tiefe", wo man sich mithilfe von Gondeln fortbewegt. Am schlimmsten haben es die Mystiker getroffen: magisch begabte Menschen, die vom Gesetz gezwungen werden, sich zweimal im Jahr unter unerträglichen Schmerzen "abschöpfen" zu lassen, damit ihre magische Energie dafür benutzt werden kann, alle Technologie in der Stadt zu betreiben.

In der Geschichte geht es dazu noch um eine uralte Fehde zwischen zwei mächtigen Familien - und eine verbotene Liebe, die gelegentlich an Romeo und Julia erinnert...

Ich fand die Welt von "Mystic City" beeindruckend originell! Der Autor beschreibt dieses Manhattan der Zukunft bunt und lebendig und bringt dabei eine Vielzahl interessanter Ideen ein.

Die Geschichte wird uns von der jungen Aria Rose erzählt. Von Geburt an wurde sie von ihren Eltern quasi als perfekte Vorzeigetochter abgerichtet - sie beherrscht den Smalltalk perfekt, hat tadellose Manieren und kann sich mühelos in der High Society bewegen.

Sie hat ihr Gedächtnis an die letzten Wochen vor Beginn der Geschichte verloren, und ihr wurde erzählt, sie habe eine Überdosis "Stic" genommen, eine magische Droge, und ihre Amnesie sei eine Folge davon. Außerdem berichten ihre Eltern, sie habe sich heimlich mit Thomas Foster getroffen, also dem Sohn des Erzfeindes, und sich unsterblich in ihn verliebt... Und diese Liebe habe die beiden Familien dazu bewegt, endlich Frieden zu schließen!

Ein Termin für die Hochzeit steht schon fest - dabei kann sich Aria gar nicht an ihren angeblichen Verlobten erinnern. Er zeigt seltsamerweise nur wenig echtes Interesse an ihr, und auch sie sucht vergeblich in ihrem Herzen nach einer Spur der großen Liebe, die sie angeblich für ihn empfindet...

Mir war Aria sehr sympathisch und ich habe schnell mit ihr mitgefühlt und mitgefiebert. Nur manchmal fand ich sie sehr naiv und ein bisschen begriffsstutzig, und vieles von dem, was ihr von Kindheit an eingetrichtert wurde, hinterfragt sie erst spät. Aber dennoch ist sie in meinen Augen eine sehr gelungene Heldin, denn sie hat viele gute Eigenschaften und entwickelt sich auch weiter! Trotz ihrer privilegierten Kindheit ist sie zum Beispiel mitfühlend und betrachtet ihre Angestellten nicht mit der gleichen gleichgültigen Herablassung wie ihre Eltern. Als sie sieht, in welchem Elend die registrierten Mystiker leben müssen, erwacht ihr Sinn für soziale Gerechtigkeit...

Für meinen Geschmack muss sie nur ein wenig zu oft gerettet werden, und ihre Ungeschicklichkeit hat mich manchmal an Bella Swan erinnert!

Das übernimmt mehr als einmal Hunter, ein rebellischer Mystiker, der sich im Untergrund versteckt, damit er nicht "abgeschöpft" wird. Schnell spürt Aria Gefühle in sich, die sie doch eigentlich für ihren Verlobten, Thomas, empfinden müsste...

Hunter hat mir gut gefallen; er ist mutig und entschlossen, intelligent und loyal, und erfreulicherweise kein Bad Boy. Die Liebesgeschichte zwischen ihm und Aria fand ich sehr schön geschrieben - romantisch, ohne zu sehr vor Kitsch zu triefen!

Als Leser kann man vieles schon lange durchschauen oder zumindest erahnen, bevor Aria es tut. Insofern fand ich einige Wendungen nicht sonderlich überraschend, aber die Geschichte ist in meinen Augen dennoch spannend und unterhaltsam! Es geht ja nicht nur darum, ob die Liebesgeschichte gut ausgehen wird, sondern auch um die drohende Revolution der Mystiker und die dunklen Machenschaften der beiden herrschenden Familien.

Den Schreibstil fand ich wunderbar, mit stimmungsvollen Bildern und Metaphern, die das Manhattan der Zukunft in dichter Atmosphäre auferstehen lassen. Sehr beeindruckend, vor allem für einen Debütroman!