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narnia
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Bewertungen

Insgesamt 1135 Bewertungen
Bewertung vom 27.02.2011
Die Kündigung
Meyer-Burckhardt, Hubertus

Die Kündigung


ausgezeichnet

Simon Kannstatt wird arbeitslos. Dabei ist er nicht irgendwer. Topmanager war er und hat immer 100 Prozent gegeben, hat sogar den Geburtstag seiner Tochter vergessen. Wie kann ihn Altmann da jetzt entlassen? Er begreift es nicht - es kann doch nicht wahr sein.

Noch völlig verwirrt ruft er seine Frau an und erzählt ihr davon, dass er seinen Chef "eliminieren" will. Für Simon Kannstatt ist die Welt im Kriegszustand. Was hat er denn jetzt noch in seinem Leben? Seine drei Frauen, Ehefrau und beide Töchter, sind ihm völlig entfremdet. Jetzt kauft er sich eine Waffe um Altmann zu töten.

Bruchstückhaft erinnert sich Kannstatt an seine Kindheit, es bleiben nur Gedankensplitter. Plötzlich ruft er sich wieder zur Ordnung und sucht einen Flieger. Natürlich kommt nur einer mit Business - Claas für ihn in Frage. Kannstatt will zu Altmann.

Dieser kleine aber feine Roman von Hubertus Meyer - Burckhardt ist keine Schwarz - Weiß - Malerei zwischen Kannstatt und Altmann, es ist vielmehr eine sehr genaue Beschreibung der deutschen Gegenwart. Mit Sätzen wie: "Wir Dichter und Denker sind verdammte Dilettanten im Handeln. Und jetzt bin ich in den Armen eines Rock'n'Roll - Ajatollahs gelandet . . ." trifft der Autor mitten in den deutschen Alltag, legt er seinen Finger in die Wunde die vor sich hin gärt und die Menschlichkeit in unserer Gesellschaft vor die Hunde gehen lässt.

Kannstatts größter Fehler war, dass er die Verantwortung für sein Leben an andere abgegeben hat. An dem Tag an dem dies geschehen ist, begann die Entfremdung Kannstatts von sich selbst. Spannend bleibt bis zum Schluß die Frage ob es ihm gelingt seine Kehrtwendung hinzubekommen.


Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.02.2011
Noch eine Theorie über das Glück
Guest, Paul

Noch eine Theorie über das Glück


ausgezeichnet

Über einen langen Kräfte raubenden Weg geht der 12 jährige Paul in sein Leben hinein. Er fällt vom Fahrrad und spürt sofort, dieser Sturz wird sein Leben verändern.

Der Arzt sagt zu Paul: "Das Rückenmark ist nicht durchtrennt. Da hast du Glück." Und dennoch ist es als Leser erschütternd mitzuerleben wie das glückliche und unbeschwerte Teenagerleben von einer Sekunde zur anderen eine so grundlegende Wandlung erfährt. Der Autor beschreibt erschreckend unsentimental und sachlich wie ihm Tag für Tag immer klarer wird was ein Leben als Querschnittsgelähmter im Rollstuhl bedeutet.

Obwohl Paul Guest auch Tage beschreibt an denen er nicht voller Tatendrang auf das weitere Leben war, spürte ich beim Lesen überwiegend den Lebenshunger des Autors. Als er erste Eindrücke an seinem Körper wieder spüren konnte, sagte er: "Dennoch hatte ich Glück ...war regelrecht vom Glück verwöhnt. Ich konnte fühlen."

Guest beschreibt seine Bedrücktheit als er wieder von der Klinik nach Hause darf. Die Anfänge seines Neueinstieges in den Schulalltag beschreibt er, ebenso sein Engagement in einer Lyrikwerkstatt und den Einzug in seine erste eigene Wohnung.

Mit 22 Jahren ist Paul Guest bereit sich auf den Weg zum Master of Fine Arts zu machen. In seinem Bericht ins Leben entdecke ich sogar humorvolle Passagen und in vielen Zeilen ist der Klang seiner Poesie hör - und spürbar.

Paul Guest hat seinen Weg ins Leben gemeistert. In diesem Buch zeigt er seinen Lesern wie er dies geschaffen hat. Besonders schön ist es, dass der Autor uns an seiner Freude über seinen ersten Gedichtband teilhaben lässt. Heute ist Paul Guest ein bekannter Poet der bereits mit vielen Literaturpreisen geehrt wurde.


Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

Bewertung vom 26.02.2011
Diesseits des Himmels
Kingsbury, Karen

Diesseits des Himmels


ausgezeichnet

Josh ist für seine Eltern nicht gerade das, was sie sich als den perfekten Sohn gewünscht hätten. Studiert hat er nicht, als Arbeiter in einer Abschleppfirma arbeitet er, weil er Menschen gern hilft. Eines Tages kommt dann der Tag an dem sich sein Leben grundlegend verändert. Ein betrunkener Autofahrer rast auf zwei junge Frauen zu, geistesgegenwärtig rettet Josh die beiden und kommt dabei selber zu Schaden.

Von seiner Heldentat sagt er seinen Eltern nichts. Sie sind viel mit sich selbst beschäftigt, basteln an der Karriere des Vaters als Politiker, dass dies zu Lasten der Beziehung ihres Sohnes geht, ist ihnen noch nicht klar. Lindsay, Joshs Schwester, ist die einzige, die sich auch in der Zeit seiner Unfall bedingten Arbeitsunfähigkeit um ihn kümmert.

Josh gibt in seiner Situation nicht auf. Er steht vor Gericht und klagt auf Schmerzensgeld. Mit diesem Geld will er seine 7-jährige Tochter suchen, die er noch nie gesehen hat. Er träumt davon seine Weichen im Leben neu zu stellen. Er beginnt eine intensive Beziehung mit Gott und sieht sich in Gedanken bereits zusammen mit seiner Tochter.

Leider ist dieses Buch eines von denen, in denen der Romanheld bereits in der Mitte des Buches stirbt. Dieses Buch ohne Happy End auf Erden ist wichtig zu lesen, damit wir viel mehr als bisher über unsere Beziehungen zu anderen Menschen nachdenken.

Karen Kingsburys Aufschrei an uns, um unsere Beziehungen zu unseren Nächsten auf den Prüfstand zu stellen, ist ein trauriger, aber auch Mut machender Roman geworden, der einmal mehr zeigt: Auf jeden einzelnen hier auf Erden kommt es an unser Zusammenleben mitmenschlicher werden zu lassen.


Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.02.2011
Goldsommer
Büchle, Elisabeth

Goldsommer


ausgezeichnet

In schöner Regelmäßigkeit veröffentlicht Elisabeth Büchle ihre Romane bei Gerth Medien und hat sich inzwischen eine ziemlich große Fangemeinde damit geschaffen. Kein Wunder, denn auch im vorliegenden neuen Roman »Goldsommer« vereinigt sie wieder alle nötigen Zutaten, die nach literarischer Verarbeitungszeit eine wunderschöne Geschichte ergeben.

Amrei ist die Romanheldin. So gut wie auf keiner Seite dieses dicken Wälzers gibt sie die Regie aus der Hand. Schon seit Beginn des zweiten Weltkrieges steht sie praktisch allein auf dem Bauernhof und trägt als noch sehr junges Mädchen alle Verantwortung allein.

Ihr Bruder und ihr Vater kämpfen an der Front. Ihre Schwägerin ist eine unnahbare Frau die sich nicht gern die Finger schmutzig macht. Der kleine Sohn hängt viel lieber an Amrei. Diese versucht den Hof aufrecht zu erhalten. Sie trägt eine Last die schier unglaubliches von ihr verlangt und doch hält Amrei durch. Sie ist oft im nahegelgenen Lazarett und hilft bei der Pflege der verwundeten Soldaten, sie übersteht eine versuchte Vergewaltigung, sie versteckt einen flüchtigen englischen Soldaten und sie nimmt eine immer wieder mal verwirrte ältere Frau auf dem Hof auf. Bei all dieser Last geschehen immer wieder auch Zeichen und Wunder im Alltag die dazu beitragen, dass Amrei diese schwere Zeit übersteht.

Wieder einmal macht Elisabeth Büchle es mir sehr schwer ihr Buch in eine bestimmte Genre - Schublade zu stecken. Sie ist zwar die deutsche Königin der christlichen Liebesromane, aber damit wird man diesem vorliegenden Roman längst nicht mehr gerecht. Zugleich ist dieses Buch ein lebendiges Geschichtsbuch und eine Lehrstunde für das Verhalten der Menschen zueinander. Wie schnell landen Menschen in Schubladen und werden einfach so abgestempelt, dies geschah zu Amreis Zeiten ebenso wie heute.

Beinah kriminalistisch wird es als eines Nachts Amreis Schwägerin plötzlich das Haus für immer verlässt. Es beginnt eine neue Erzählebene neben der vertrauten Geschichte über Amrei, aber es erwächst nun auch eine große Gefahr um ihren kleinen Neffen.

Mit diesem äußerst spannenden Buch setzt Elisabeth Büchle all den Frauen ein Denkmal, die wegen des Krieges nie eine unbeschwerte Jugend hatten und die das Leben lange Zeit ohne Männer zu meistern hatten.



Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.02.2011
Adams Erbe
Rosenfeld, Astrid

Adams Erbe


ausgezeichnet

Eddylein wächst ohne Vater auf, dafür aber unter der Fuchtel seiner alles regierenden Großmutter. Zu Beginn seiner Kindheit war da auch noch sein Großvater in dessen Bibliothek, die eigentlich Rumpelkammer und Rückzugsgebiet vor der Großmutter war, er sich gern zurückzog.

Seine unscheinbare Mutter war da auch noch und natürlich, dass bei jeder Gelegenheit für Eddylein nicht zu verstehende: Es ist so verblüffend, er sieht aus wie Adam. Noch konnte Edylein nichts über das schwarze Schaf des Cohen - Clans wissen, aber er verspürt bereits die unsichtbaren Bande zwischen Adam und sich selbst. Am Ende dieses brillianten Debütromans werden sich Adam und Edward nie getroffen haben, aber es ist eine Vertrauensbasis zwischen ihnen entstanden, die vielleicht sogar als Freundschaft bezeichnet werden kann.

Eines Tages findet Edward die Aufzeichnungen von Adam. Für Edward schließt sich ein Kreis und er schämt sich nicht der Erbe Adams zu sein.

Ein wunderschönes, humorvolles und einfühlsames Buch, dass neben deutscher Geschichte vor allem von der Wichtigkeit der Familie berichtet.

Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.02.2011
Allein zu Hause
Scholl, Susanne

Allein zu Hause


ausgezeichnet

Von ihrem Heimatland Österreich aus versucht Susanne Scholl Heimat zu definieren. Fast 20 Jahre hat sie nicht in Österreich gelebt. Beruflich war sie in Moskau unterwegs. Mit beinah fremden Augen betrachtet sie nun Österreich.

Susanne Scholl beschreibt Orte und viele Einzelschicksale von Menschen die nach Österreich gekommen sind um dem Krieg oder der wirtschaftlichen Not ihrer Heimatländer zu entfliehen. Die Autorin beschreibt detailreich, lässt oft den Leser selbt Schlüsse ziehen und stellt unbequeme Fragen an Behörden, Einzelpersonen und auch an uns Leser. Sie nimmt uns mit hinein in ihre Überlegungen.

Nachdem sie sehr ausführlich den Alltag von Flüchtlingen beschrieben hat und ich als deutscher Leser feststelle, vieles trifft ebenso auch auf mein Heimatland zu, schreibt die Autorin in ihrem Kapitel "Das Recht, das Recht bleiben muss" sachlich wie Österreich zum heutigen IST - Zustand seiner Asylpolitik gekommen ist. Eine deutliche Wende, so die Autorin nahm die Asylpolitik Österreichs mit dem Jahr des Mauerfalls in Berlin. Billige Arbeiskräfte kamen plötzlich nach Österreich und veränderten die Politik des Landes.

Deutlich ist der Autorin anzumerken mit welcher Leidenschaft sie sich für dieses Thema engagiert. Sie schreibt sehr persönlich als Bürgerin ihres Landes. Sie fühlt sich heimisch in ihrem Österreich, obwohl ihre Vorfahren aus dem Osten kamen. Vieles von dem was Susanne Scholl im Umgang der heutigen Generation mit Fremden beschreibt, kenne ich aus eigenem Erleben oder aus Erzählungen meiner Eltern und Großeltern. Sie kamen einst aus Bessarabien und mussten eines Tages ihr Land am schwarzen Meer aufgeben. Sie wurden in Deutschland oft als ungebetene Gäste angesehen und teilweise auch schikaniert.

Susanne Scholl will den Blick des Lesers schärfen, er soll lernen nach rechts und links vor seiner Haustür zu schauen. Ihr Buch ist eine Aufforderung lautstark da zu protestieren wo das Recht vor unserer Haustür mit Füßen getreten wird. Sie will uns aus der Rolle des Beobachters herausholen.


Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.02.2011
Fakire
Varenne, Antonin

Fakire


ausgezeichnet

In Frankreich wurde dieser Krimi hochgelobt. Ich hatte meine Schwierigkeiten mit ihm. Zwei Erzählstränge versucht der in Frankreich geborene Weltenbummler Antonin Varrenne in seinem Buch miteinander zu verbinden.

Zum einen sind da die Selbstmorde die Kommissar Richard Guerin aufzuklären hat und von denen er erst einmal herausfinden muss ob eine Verbindung zwischen ihnen besteht.

Auf der anderen Seite ist der amerikanische Psychologe John Nichols. Sein Patient, ein ehemaliger Irak - CIA - Militär hat diese Zeit seelisch nicht heil überstanden und kommt in der französischen Hauptstadt während seines Auftritts als Fakir ums Leben. Nichols glaubt nicht an Selbstmord. Diese Geschichte im Krimi hat mich zutiefst beeindruckt, allein sie hätte ein wundervolles Buch ergeben können.

Aber es ist anders geplant. Varenne versucht beide Erzählstränge zusammenzubringen und dies gelingt ihm meines Erachtens nicht. Auch wenn Le Canard enchaine dieses Buch als "Ein Meisterwerk!" beschreibt, kann ich diesem Krimi nur drei Sternchen geben, übrigens auch weil ich mit dem Schluß des Buches überhaupt nicht einverstanden sein kann.


Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.02.2011
Ich arbeite in einem Irrenhaus
Wehrle, Martin

Ich arbeite in einem Irrenhaus


ausgezeichnet

Humorvoll und dennoch in schonungsvoller Offenheit schaut der bekannte Karrierecoach Martin Wehrle hinter die nach außen oft so freundlich zur Schau gestellte Fassade deutscher Konzerne, egal ob Großkonzerne oder Unternehmen aus dem für Deutschland so wichtigen Bereich des Mittelstandes.

Im "großen Irrenhaus - Test" kann der Leser selbst aktiv werden und herausfinden wie er mit seiner Firma dran ist und auf welche Zeichen er besonders achten sollte. Wehrle gibt praktische und äußerst lebensnahe Tipps um dem Büro - Wahnsinn zu entgehen.

In diesem Buch begegnet mir all das wieder was ich bereits von Freunden gehört habe, die in solchen "Irrenhäusern" ihre Brötchen verdienen. Anderen Lesern wird es ähnlich ergehen. Das was dieses Buch jedoch so wichtig macht ist folgender Umstand: Martin Wehrle geht eindeutig über die Beschreibung des Ist - Zustandes hinaus. Er zeigt Lösungen auf um aus dem "Irrenhaus" wieder hinauszufinden. Dabei muss man es interessanterweise nicht in jedem Fall verlassen, es gibt Wege im "Irrenhaus" selber zu bleiben, seinen Job zu behalten und dennoch dem Wahnsinn zu entgehen.

Dirk Meissner setzt mit seinen Illustrationen, die jeweils das neue Kapitel einleiten, einen humorvoll - witzigen Akzent, der widerum das sehr ernste Thema gut auflockert und eine Bereicherung für das Buch ist.

Entscheidungsdschungel, Meetings bis der Arzt kommt, Fortbildungslüge, Fusionsfieber, Lästerfalle, Werte - Fährte und Wahnsinn färbt ab sind nur einige wenige Stichpunkte die in diesem Buch zum Thema gemacht werden. Es wirft einen sehr realen Blick nicht nur auf den ganz normalen Büroalltag - dieses Buch ist sehr empfehlenswert.

Christian Döring

39 von 41 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.